Naturkosmetik selber machen: Der ehrliche Guide für deine erste eigene Creme

von Angela Schmidt
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Ganz ehrlich? Seit einer gefühlten Ewigkeit arbeite ich mit meinen Händen und habe gelernt, auf die feinen Details zu achten. Ob Holz, Metall oder Stoff – das Material muss stimmen. Und genau diese Haltung übertrage ich auf das, was wir auf unsere Haut lassen. Denn sie ist unser größtes Organ und hat ehrliche Pflege verdient, nicht nur leere Werbeversprechen.

Ich bin kein Chemiker im weißen Kittel, sondern komme aus der Praxis. Mein Wissen über Kräuter und Salben? Das stammt aus alten Büchern, unzähligen Experimenten in meiner eigenen Küche und ja, auch aus dem einen oder anderen Fehlschlag. Ich habe schon vielen Leuten die Grundlagen gezeigt und weiß genau, wo die typischen Anfängerfehler lauern. Genau dieses Wissen will ich heute mit dir teilen – praktisch, verständlich und ohne Schnickschnack.

1. Die Basis: Was deine Haut und die Pflanzen wirklich brauchen

Bevor wir auch nur einen Topf auf den Herd stellen, müssen wir zwei simple Dinge verstehen: Wie tickt unsere Haut und wie kitzeln wir die guten Wirkstoffe aus den Pflanzen? Wer das einmal verinnerlicht hat, kann später wild drauf los experimentieren und eigene Rezepte entwickeln.

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Deine Haut: Ein kleines Wunderwerk

Stell dir deine Haut wie eine schützende Mauer vor. Ganz obenauf liegt ein superdünner Film aus Wasser und Fett, der sogenannte Hydrolipidfilm. Er ist der Bodyguard, der die Haut geschmeidig hält und Keime abwehrt. Gerät dieser Film aus dem Gleichgewicht – durch trockene Heizungsluft, Kälte oder die falsche Pflege – wird die Haut zickig, also trocken, rissig oder übermäßig fettig.

Unser Ziel ist also denkbar einfach: Wir wollen diesen Schutzfilm unterstützen. Wir geben ihm zurück, was er verliert: Feuchtigkeit (aus dem Wasseranteil) und Fett (aus hochwertigen Ölen). Die Kräuter sind dann quasi die Spezialkräfte, die beruhigen, stärken oder reinigen.

Die Power der Pflanzen: Mehr als nur grünes Beiwerk

Jede Pflanze ist eine kleine Naturapotheke. Für unsere Haut sind vor allem ein paar Stoffgruppen interessant:

  • Ätherische Öle: Das ist quasi das duftende Immunsystem der Pflanze. Sie wirken oft antibakteriell (wie Teebaumöl) oder beruhigend (wie Lavendel und Kamille).
  • Gerbstoffe: Sie haben eine zusammenziehende Wirkung, was super bei großen Poren oder kleinen Wunden ist. Denk an Eichenrinde oder den Klassiker Hamamelis (Zaubernuss).
  • Schleimstoffe: Diese Jungs sind die Feuchtigkeits-Champions. Sie binden Wasser und legen einen Schutzfilm auf die Haut. Malve oder Eibischwurzel sind voll davon.
  • Flavonoide: Das sind oft die Farbstoffe, die als Zellschutzschild dienen und Entzündungen hemmen können. Das beste Beispiel? Die leuchtend orange Ringelblume (Calendula).
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Wie du an die Schätze rankommst

  • Der Aufguss (Infus): Im Grunde nichts anderes als Tee kochen. Du übergießt zarte Blüten oder Blätter (Kamille, Melisse) mit heißem, aber nicht mehr kochendem Wasser und lässt das Ganze zugedeckt 10–15 Minuten ziehen. Perfekt für ein Gesichtswasser.
  • Die Abkochung (Dekokt): Für harte Brocken wie Wurzeln oder Rinden. Hier kochst du die Pflanzenteile für etwa 15–20 Minuten in Wasser aus. Als Faustregel kannst du etwa einen Esslöffel Rinde auf einen halben Liter Wasser nehmen.
  • Der Ölauszug (Mazerat): Mein Favorit! Hier legst du Kräuter in ein gutes Pflanzenöl ein. Über Wochen wandern die fettlöslichen Wirkstoffe ins Öl. Ideal für Ringelblumen oder Johanniskraut, die Basis für jede gute Heilsalbe.

Übrigens, für die Ungeduldigen gibt es auch einen Turbo-Ölauszug: Kräuter und Öl in ein hitzefestes Glas geben und im Wasserbad bei niedriger Temperatur (ca. 60-70°C) für ein bis zwei Stunden ziehen lassen. Das Ergebnis ist nicht ganz so intensiv wie bei der kalten Methode, aber für den Start eine super Abkürzung!

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2. Deine Werkstatt: Sauberkeit ist alles!

Jetzt kommt der Punkt, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Mangelnde Hygiene ist der Killer für jede selbstgemachte Kosmetik. Eine Creme ist ein Festmahl für Bakterien und Schimmel. Glaub mir, ich hab mal eine Salbe verschenkt, bei der ich es eilig hatte. Zwei Wochen später kam der Anruf: „Du, da sind grüne Flecken drauf.“ Peinlich, aber eine Lektion fürs Leben.

Deine Hygiene-Checkliste (nicht verhandelbar!):

  1. Arbeitsfläche desinfizieren: Gründlich abwischen, am besten mit 70%igem Isopropylalkohol aus der Apotheke.
  2. Hände waschen: Ist klar, oder? Gründlich mit Seife!
  3. Geräte sterilisieren: Alles, was mit deiner Creme in Berührung kommt – Rührstäbe, Bechergläser, Tiegel – heiß abspülen und ebenfalls mit Alkohol einsprühen. Wichtig: Den Alkohol an der Luft trocknen lassen, nicht abwischen!

Deine Grundausstattung für den Start

Du brauchst kein High-Tech-Labor. Aber ein paar Dinge machen dir das Leben leichter und deine Ergebnisse besser. Hier mal eine kleine Einkaufsliste:

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  • Eine Feinwaage: Das ist dein wichtigstes Werkzeug! Hol dir eine digitale Waage, die auf 0,1 Gramm genau wiegt. In der Kosmetik wird immer gewogen, nie mit Löffeln gemessen. (Gibt’s online schon für 15-25 €).
  • Zwei Bechergläser: Hitzefeste Gläser mit ca. 250 ml sind perfekt. Damit kannst du deine Zutaten sicher im Wasserbad erhitzen. (Ein Set kostet um die 10 €).
  • Ein digitales Thermometer: Ein einfaches Küchen- oder Bratenthermometer reicht völlig aus.
  • Ein kleiner Milchaufschäumer: Der beste Freund des Cremes-Rührers! Er zaubert dir eine stabile Emulsion. Eine Investition von ca. 5 €, die sich tausendfach lohnt.
  • pH-Teststreifen: Um zu prüfen, ob deine Pflege hautfreundlich ist. Unsere Haut hat einen pH-Wert von ca. 5,5, und da wollen wir auch hin.
  • Leere Tiegel und Flaschen: Glas ist immer eine gute Wahl. Vor Gebrauch auskochen oder mit Alkohol desinfizieren.

Gut zu wissen: Die meisten speziellen Zutaten wie Emulgatoren, Konservierer und auch die Ausrüstung findest du in spezialisierten Online-Shops für Kosmetik-Rohstoffe. Einfach mal nach „Kosmetik selber machen Shop“ suchen.

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3. Bewährte Rezepte: Vom einfachen Öl zur Meister-Creme

Wir fangen klein an. Mit Rezepten, die eigentlich immer gelingen. So baust du Selbstvertrauen für die nächste Stufe auf.

Stufe 1: Der Ringelblumen-Ölauszug – Gold für deine Haut

Dieser Ölauszug (Mazerat) ist die Basis für unzählige Salben. Wir fangen die ganze Kraft der Ringelblume in einem Öl ein.

Was du brauchst:

  • Ein blitzsauberes Schraubglas (ca. 250 ml)
  • Getrocknete Ringelblumenblüten (wichtig: sie müssen wirklich knochentrocken sein, sonst schimmelt’s!)
  • Ein gutes Bio-Pflanzenöl, zum Beispiel Oliven- oder Sonnenblumenöl

So geht’s:

  1. Füll das Glas zur Hälfte locker mit den Blüten.
  2. Gieß das Öl darüber, bis alles gut bedeckt ist – lass oben noch etwa 2 cm Platz.
  3. Verschließen, sanft schütteln und mit Datum beschriften.
  4. Jetzt stellst du das Glas an einen warmen, aber nicht sonnigen Ort. Ein Nordfenster ist ideal.
  5. Lass es 3-4 Wochen ziehen und schüttle es alle paar Tage liebevoll durch. Du siehst, wie das Öl immer goldener wird.
  6. Danach filterst du das Öl durch ein sauberes Tuch oder einen Kaffeefilter ab. Drück die Blüten am Ende gut aus, da steckt noch viel Gutes drin!

Dieses goldene Öl hält sich in einer dunklen Flasche an einem kühlen Ort etwa ein Jahr. Ein wahres Multitalent für raue Hautstellen.

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Stufe 2: Die klassische Ringelblumensalbe – Der Alleskönner

Diese Salbe gehört in jede Hausapotheke. Nur zwei Zutaten, aber eine riesige Wirkung bei Kratzern, trockenen Händen oder spröden Lippen.

Was du brauchst (bitte genau abwiegen!):

  • 80 g von deinem selbstgemachten Ringelblumenöl
  • 20 g Bienenwachs (am besten als Pastillen vom Imker deines Vertrauens)

So wird’s gemacht:

  1. Gib Öl und Bienenwachs zusammen in ein Becherglas und erwärme es langsam im Wasserbad.
  2. Rühre sanft um, bis das Wachs komplett geschmolzen ist und die Flüssigkeit klar ist.
  3. Jetzt kommt der Profi-Trick: die „Salbenprobe“. Gib einen Tropfen der heißen Mischung auf einen kalten Teller. Innerhalb einer Minute wird er fest. Fühlt er sich an wie ein fester Lippenbalsam? Perfekt. Lässt er sich kaum verstreichen? Dann ist er zu fest – gib noch 5 g Öl dazu. Ist er zu weich? Dann fehlen 1-2 g Wachs. Einfach nochmal kurz aufschmelzen.
  4. Passt die Konsistenz, füllst du die flüssige Salbe in saubere Tiegel.
  5. Lass die Salbe offen und in Ruhe komplett fest werden. Erst dann den Deckel drauf, sonst bildet sich Kondenswasser!

Kleiner Tipp für Veganer: Statt Bienenwachs kannst du auch Carnaubawachs oder Beerenwachs nehmen. Achtung, die haben eine stärkere Konsistenz, also brauchst du davon meist etwas weniger. Taste dich mit der Salbenprobe langsam heran!

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Stufe 3: Die Meisterprüfung – Deine erste Feuchtigkeitscreme

Okay, jetzt wird’s spannend. Wir verbinden Wasser und Öl zu einer Emulsion. Das ist das Geheimnis jeder Creme und erfordert etwas Genauigkeit. Aber das Gefühl, wenn es klappt, ist unbezahlbar!

Zutaten (alles in Gramm!):

Fettphase:

  • 30 g Mandelöl
  • 15 g Sheabutter
  • 8 g Lamecreme (ein super Anfänger-Emulgator auf pflanzlicher Basis, bekommst du online)

Wasserphase:

  • 45 g Kamillen-Hydrolat (oder starker, gefilterter Kamillentee)
  • 2 g pflanzliches Glyzerin

Wirkstoffphase (kommt zum Schluss rein):

  • 10 Tropfen Vitamin E (schützt die Öle vor dem Ranzigwerden)
  • 1 g Rokonsal BSB-N (ca. 20 Tropfen, ein hautfreundlicher Konservierer, ohne den die Creme nach 3 Tagen schlecht wäre)

Schritt für Schritt zur eigenen Creme:

  1. Vorbereitung: Alles desinfizieren! Wiege die Fettphase in ein Becherglas und die Wasserphase in das andere.
  2. Erhitzen: Stell beide Gläser ins Wasserbad und erhitze sie langsam auf exakt 70 °C. Das ist der Schlüssel für eine stabile Creme!
  3. Der magische Moment – Emulgieren: Nimm beide Gläser aus dem Bad. Gieß die Wasserphase in einem dünnen Strahl in die Fettphase, während du gleichzeitig mit dem Milchaufschäumer auf höchster Stufe rührst. Du wirst zusehen, wie eine milchige, dann eine cremige Emulsion entsteht. Rühre noch eine Minute kräftig weiter.
  4. Kaltrühren: Stell das Glas mit der Creme in ein kaltes Wasserbad und rühre jetzt langsam mit einem Spatel weiter, bis die Creme nur noch handwarm ist (unter 40 °C). Das gibt eine feine Konsistenz.
  5. Wirkstoffe rein: Jetzt ist der Moment für Vitamin E und den Konservierer. Gut unterrühren.
  6. pH-Wert checken: Ein Teststreifen sollte einen Wert zwischen 5 und 5,5 anzeigen. Passt meistens, aber gut zu wissen.
  7. Abfüllen: Füll deine fertige Creme in einen sauberen Spender oder Tiegel. Beschriften nicht vergessen!

Herzlichen Glückwunsch! Diese Creme ist etwa 3 Monate haltbar. Du wirst merken, sie fühlt sich anders an als gekaufte Produkte – reichhaltiger und irgendwie „echter“.

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4. Schätze vor deiner Haustür

Jede Region hat ihre eigenen Pflanzenschätze. Im Frühling sammle ich Gänseblümchen, im Sommer Lindenblüten und Lavendel, im Herbst Hagebutten. Schau dich mal um! Kauf deine Kräuter ansonsten in der Apotheke oder bei einem guten regionalen Anbieter. Und wenn du selbst sammelst: nur an sauberen Orten und nur, was du zu 100 % kennst. Die Natur ist kein All-you-can-eat-Buffet.

Und jetzt du: Welche Heilpflanze wächst bei dir direkt vor der Tür? Verrate es doch mal in den Kommentaren!

5. Hilfe, ein Malheur! Was tun, wenn’s schiefgeht?

  • Meine Creme ist grieselig: Meistens waren die Temperaturen von Fett- und Wasserphase nicht exakt gleich. Manchmal kann man sie retten, indem man sie nochmal vorsichtig erwärmt und kräftig rührt.
  • Meine Creme trennt sich wieder: Die Emulsion ist instabil. Leider ein Totalschaden. Abhaken, Fehler notieren und mit neuem Mut nochmal versuchen!
  • Meine Salbe ist hart wie Stein / weich wie Suppe: Kein Problem! Einfach wieder im Wasserbad einschmelzen. Ist sie zu fest, gib etwas mehr Öl dazu. Ist sie zu weich, ein paar Wachspastillen mehr. Salbenprobe machen, fertig!

Jeder Fehler ist eine Lektion. Das gehört zum Handwerk dazu, also sei nicht frustriert.

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6. Eine ernste Warnung zum Schluss

Natur ist kraftvoll, aber nicht immer harmlos. Deine Sicherheit geht vor, immer.

  • Allergietest: Teste jedes neue Produkt 24 Stunden in deiner Armbeuge, bevor du es im Gesicht verwendest.
  • Haltbarkeit: Sei ehrlich zu dir selbst. Ein unkonservierter Tee gehört nach einem Tag in den Müll. Deine konservierte Creme hält ca. 3 Monate, eine Salbe über ein Jahr. Riecht etwas komisch oder verändert die Farbe – weg damit!
  • Rechtliches: Diese Rezepte sind für dich und deine Liebsten. Sobald du etwas verkaufen willst, gelten in Deutschland extrem strenge Gesetze. Das ist eine ganz andere Liga.
  • Grenzen kennen: Selbstgemachte Kosmetik ist Pflege, keine Medizin. Bei ernsthaften Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder schwerer Akne ist der Hautarzt dein Ansprechpartner, nicht der Rührtopf.

Ich sage das so deutlich, weil ich möchte, dass du sicher und mit Freude bei der Sache bist.

Ein letztes Wort

Kosmetik selber zu machen, ist ein unglaublich erfüllendes Handwerk. Es entschleunigt, verbindet dich mit der Natur und am Ende weißt du ganz genau, was in deinem Tiegel steckt. Keine Füllstoffe, kein Mikroplastik, keine leeren Versprechen. Fang klein an, arbeite sauber und hab Respekt vor den Zutaten. Dann wirst du unendlich viel Freude an deiner eigenen, ehrlichen Hautpflege haben.

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Naturkosmetik selber machen schafgarbe

Hygiene ist kein Luxus, sondern die Basis: Bevor du loslegst, müssen alle Werkzeuge – Rührstäbchen, Gläser, Tiegel – makellos sauber sein. Am besten kurz mit hochprozentigem Alkohol (z.B. Weingeist aus der Apotheke) desinfizieren und auf einem sauberen Tuch trocknen lassen. So verhinderst du, dass Keime deine liebevoll hergestellte Creme vorzeitig verderben.

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Ätherische Öle für Einsteiger: Dein ehrlicher Guide ohne Schnickschnack

Die Haut kann bis zu 60 % der Substanzen aufnehmen, mit denen sie in Berührung kommt.

Genau das ist die Stärke von selbstgemachter Kosmetik. Du hast die volle Kontrolle darüber, was in deine Pflege und somit potenziell in deinen Körper gelangt – keine versteckten Füllstoffe, keine fragwürdigen Konservierer, nur pure, von dir gewählte Natur.

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Hilfe, meine Creme hat sich getrennt! Was lief falsch?

Keine Panik, das ist der häufigste Anfängerfehler. Meistens lag es an der Temperatur. Fett- und Wasserphase müssen beim Zusammenfügen nahezu die gleiche Temperatur haben (ca. 65-70 °C). War eine Phase zu kalt oder hast du zu schnell gerührt, kann die Emulsion brechen. Manchmal hilft es, die Masse nochmals sanft zu erwärmen und langsam und gleichmäßig weiterzurühren, bis sie sich wieder verbindet.

Naturkosmetik selber machen trockene haut
  • Eine präzise Digitalwaage (auf 0,1 g genau)
  • Zwei hitzebeständige Bechergläser
  • Ein Glasrührstab oder Mini-Milchaufschäumer
  • Leere, desinfizierte Cremetiegel

Tipp: Viele dieser Utensilien findest du in spezialisierten Online-Shops wie Dragonspice oder Spinnrad. Für den Anfang tut es aber auch eine saubere Küchenausstattung.

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Der Moment, in dem die Wasser- und die Fettphase zu einer milchigen, cremigen Emulsion verschmelzen, hat etwas Magisches. Es ist ein kleiner alchemistischer Akt in der eigenen Küche. Dieser Prozess, das bewusste Rühren und der Duft der warmen Öle und Kräuter, ist bereits der erste Teil der Pflege – ein Ritual der Achtsamkeit für dich selbst.

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Mandelöl: Der sanfte Alleskönner, ideal für empfindliche und trockene Haut. Zieht gut ein und ist sehr verträglich.

Jojobaöl: Chemisch gesehen ein flüssiges Wachs, das dem Hauttalg extrem ähnlich ist. Perfekt für Mischhaut oder fettige Haut, da es nicht komedogen ist und die Talgproduktion regulieren kann.

Für den Einstieg ist Mandelöl oft die unkomplizierteste und preiswerteste Wahl.

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  • Beruhigt sonnengestresste Haut intensiv
  • Verleiht deiner Creme eine zarte, natürliche Farbe
  • Bringt die volle Kraft der Pflanze in dein Produkt

Das Geheimnis? Ein selbstgemachter Ölauszug, auch Mazerat genannt. Dafür legst du einfach getrocknete Kräuter wie Kamille oder Ringelblume für mehrere Wochen in ein hochwertiges Öl (z.B. Bio-Olivenöl) ein und lässt es an einem warmen Ort ziehen.

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Ein einfacher Trick, um deine Creme auf das nächste Level zu heben: Ersetze das destillierte Wasser in der Wasserphase durch ein Pflanzenwasser, auch Hydrolat genannt. Diese duftenden Wässer entstehen als Nebenprodukt bei der Destillation von ätherischen Ölen und enthalten die wasserlöslichen Wirkstoffe der Pflanze. Rosenhydrolat spendet Feuchtigkeit und harmonisiert, Hamameliswasser wirkt klärend und Lavendelhydrolat beruhigt gestresste Hautpartien.

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Die Ringelblume (Calendula officinalis) wurde im Mittelalter oft als „Gold der Armen“ bezeichnet, da ihre leuchtenden Blütenblätter als erschwinglicher Ersatz für den teuren Safran dienten.

In der Hautpflege ist ihr Gold jedoch ihre heilende Wirkung: Sie ist bekannt dafür, wundheilend und entzündungshemmend zu wirken – ideal für rissige Hände oder gereizte Hautpartien.

Deine selbstgemachte Creme wird anders aussehen als ein Produkt aus der Drogerie – und das ist gut so! Ihre Farbe wird vom verwendeten Öl und den Kräutern bestimmt, sie kann sich mit der Zeit etwas verändern und der Duft ist echt, nicht parfümiert. Sie ist ein lebendiges Produkt. Sieh diese Natürlichkeit nicht als Makel, sondern als Qualitätsmerkmal.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.