Frühlingskräuter für Anfänger: Dein sicherer Guide für die erste Ernte

von Angela Schmidt
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Jedes Frühjahr, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Boden kitzeln, packt es mich. Raus aus dem Haus, rein in die Natur! Nicht nur in den Garten, sondern dorthin, wo es wirklich wild wächst – auf Wiesen und in lichte Wälder. Es ist einfach eine unglaublich erdende Erfahrung, die einen die Jahreszeiten wieder richtig spüren lässt.

Verrückt, oder? Die meisten Leute sehen diese Pflanzen als lästiges Unkraut. Der Giersch wird aus den Beeten gerissen, der Löwenzahn rigoros abgemäht. Dabei übersehen sie komplett, welche Powerpakete da direkt vor ihrer Nase wachsen. Dieser Guide hier ist aus der Praxis für die Praxis gedacht. Ich möchte dir zeigen, wie du die gängigsten Frühlingskräuter nicht nur sicher erkennst, sondern sie auch clever nutzt. Das ist kein trockener Wikipedia-Artikel, sondern eine echte Einladung, die Natur mit neuen Augen zu sehen. Denn Wildkräuter sammeln ist mehr als nur kostenloses Superfood – es ist eine Haltung.

Bevor du losziehst: Die Grundausstattung und die wichtigste Regel

Okay, bevor wir auch nur ein einziges Blatt pflücken, müssen wir über das A und O sprechen: Sicherheit. Ein falscher Griff kann im besten Fall nur Bauchschmerzen verursachen, im schlimmsten Fall aber richtig gefährlich werden. Also, hör gut zu.

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Die goldene Regel: 100 % sicher sein, sonst nichts!

Sammle wirklich NUR, was du ohne den geringsten Zweifel identifizieren kannst. Ein gutes Bestimmungsbuch mit klaren, detaillierten Zeichnungen oder Fotos ist absolute Pflicht. Apps sind eine nette Ergänzung, aber verlass dich niemals allein darauf! Eine Pflanze musst du mit allen Sinnen erfassen: Sehen, Fühlen, Riechen. Wenn du auch nur ein klitzekleines bisschen unsicher bist, lautet die Devise: Finger weg! Es gibt hier keine Ausnahmen.

Übrigens, ein gutes Bestimmungsbuch muss nicht teuer sein. Achte einfach darauf, dass es klare Merkmale beschreibt und vor allem auch auf mögliche giftige Doppelgänger hinweist. Das ist das Qualitätsmerkmal, auf das es ankommt.

Was du wirklich für den Start brauchst

Du brauchst kein High-Tech-Equipment. Ganz im Gegenteil. Deine erste Sammel-Ausrüstung ist super überschaubar:

  • Ein luftiger Korb: In einer Plastiktüte schwitzen die Kräuter und werden matschig. Ein einfacher Weidenkorb ist perfekt. (Kostenpunkt: ca. 15-20 € auf dem Flohmarkt oder im Deko-Laden)
  • Ein kleines, scharfes Messer oder eine Schere: Damit erntest du sauber, ohne die Pflanze zu verletzen. Ein einfaches Gemüsemesser reicht völlig. (ca. 5-10 €)
  • Gartenhandschuhe: Unverzichtbar bei der Brennnessel-Ernte, aber auch sonst ganz praktisch. (ca. 5 € im Baumarkt)

Das war’s schon. Mehr brauchst du für den Anfang nicht!

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Achtung, Verwechslungsgefahr! Der Bärlauch und seine fiesen Doppelgänger

Die größte Gefahr im Frühlingswald ist die Verwechslung von Bärlauch mit seinen hochgiftigen Doppelgängern. Jedes Jahr gibt es deswegen schwere Vergiftungen, also ist hier höchste Konzentration gefordert.

Lass uns das mal ganz genau aufdröseln:

  • Der Echte Bärlauch: Stell dir vor, jedes Blatt ist eine eigene kleine Pflanze. Es wächst immer nur ein Blatt an einem einzelnen Stiel direkt aus dem Boden. Die Blattoberseite glänzt sattgrün, die Unterseite ist deutlich matter. Und dann der Geruch: Wenn du ein Blatt zwischen den Fingern zerreibst, muss dir ein intensiver, unverkennbarer Knoblauchduft in die Nase steigen. Das ist das wichtigste Merkmal!
  • Das giftige Maiglöckchen: Hier wachsen immer zwei (manchmal drei) Blätter an einem gemeinsamen Stiel. Die Blätter fühlen sich fester, fast ledriger an und glänzen auf beiden Seiten. Und ganz wichtig: Sie riechen absolut neutral, also nach „grün“, aber null nach Knoblauch. Aber Achtung! Wenn du schon Bärlauch gesammelt hast, riechen deine Hände danach. Rieche also immer direkt am frisch zerriebenen Blatt, nicht nur an deinen Fingern.
  • Die tödlich giftige Herbstzeitlose: Ihre Blätter schieben sich ohne erkennbaren Stiel direkt aus dem Boden, oft in einer Art Rosette. Sie sind schmaler und steifer als Bärlauchblätter und riechen ebenfalls nicht nach Knoblauch.

Ich erinnere mich an einen Anruf von einer jungen Familie, die total verunsichert war. Sie hatten einen riesigen Korb voll gesammelt. Es war eine bunte Mischung aus Bärlauch und Maiglöckchen. Wir haben alles weggeworfen. Die Enttäuschung war riesig, aber die Erleichterung, kein Risiko eingegangen zu sein, war größer. So eine Lektion vergisst man nicht.

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Der richtige Ort und die richtige Ernte

Wo du sammelst, ist fast so wichtig wie was du sammelst. Meide Orte, die offensichtlich belastet sind. Das heißt konkret:

  • Halte mindestens 50 Meter Abstand zu viel befahrenen Straßen.
  • Sammle nicht direkt an konventionell bewirtschafteten Feldern (Stichwort: Pestizide).
  • Sei vorsichtig auf Wegen, die als Hundeklo bekannt sind. Wegen des Fuchsbandwurms ist hier besondere Hygiene gefragt.

Kleiner Tipp zum Waschen: Meine Methode ist, die Kräuter für etwa 10 Minuten in eine Schüssel mit kaltem Salzwasser zu legen. Danach spüle ich jedes Blatt einzeln unter fließendem Wasser gründlich ab. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, solltest du Kräuter von solchen Wegen ohnehin nur erhitzt (z.B. in Suppen oder als Spinat) verzehren.

Und wie erntest du richtig? Mit Respekt! Nimm niemals alles mit. Eine gute Faustregel ist, von einer Pflanze nur ein paar Blätter zu nehmen und an einem Standort immer mehr als die Hälfte stehenzulassen. So sicherst du den Bestand für das nächste Jahr. Und bitte, reiße die Pflanzen nicht aus, sondern schneide sie sauber ab.

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Die wichtigsten Frühlingskräuter im Detail

Konzentrieren wir uns auf ein paar super häufige und wertvolle Pflanzen. Wenn du diese sicher beherrschst, hast du schon eine fantastische Grundlage.

1. Die Brennnessel – Das verkannte Kraftpaket

Ganz ehrlich, die Brennnessel ist die unangefochtene Königin der Wildkräuter. Sie steckt voller Eisen, Vitamin C und Kieselsäure – ein echtes Geschenk für Haut, Haare und den ganzen Körper.

  • Erkennen: Die gezackten Blätter und die Brennhaare sind unverwechselbar.
  • Ernten: Pflücke nur die obersten 10-15 cm der jungen Triebe, bevor die Pflanze blüht. Mit Handschuhen oder einem beherzten, festen Griff (kein Witz, das funktioniert mit etwas Übung) geht das schmerzfrei. Sobald sie blüht, lagert sie kleine Kristalle ein, die die Nieren reizen können. Dann ist die Erntezeit für die Küche vorbei.
  • Anwendung: Als Tee wirkt sie anregend auf den Stoffwechsel. Als Gemüse kannst du die jungen Spitzen wie Spinat zubereiten – einmal kurz blanchiert, und schon brennt nichts mehr. Eine simple Brennnesselsuppe ist der Frühjahrsklassiker schlechthin!
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2. Der Löwenzahn – Mehr als nur Pusteblume

Der Löwenzahn ist ein Überlebenskünstler und seine Bitterstoffe ein Segen für unsere Verdauung.

  • Erkennen: Die typisch gezackten Blätter in der Rosette und der hohle Stängel mit Milchsaft sind eindeutig. Alle heimischen Arten sind essbar.
  • Ernten: Die zartesten Blätter findest du in der Mitte der Rosette vor der Blüte. Danach werden sie deutlich bitterer.
  • Anwendung: Junge Blätter sind super im Salat. Um die Bitterkeit zu mildern, kannst du sie eine Stunde in lauwarmes Wasser legen. Aus den Blüten lässt sich ein genialer „Löwenzahnhonig“ kochen. Dafür brauchst du ca. 300-400 Blütenköpfe, 1 Liter Wasser, 1 Bio-Zitrone in Scheiben und 1 Kilo Zucker. Alles zusammen aufkochen und dann bei niedriger Hitze so lange köcheln lassen, bis die Flüssigkeit etwa um ein Drittel reduziert ist und beim Abkühlen auf einem Löffel langsam Fäden zieht. Das dauert gut und gerne 45-60 Minuten.

3. Der Giersch – Vom Gärtnerschreck zur Delikatesse

Kaum eine Pflanze ist im Garten so verhasst wie der Giersch. Dabei ist er ein fantastisches Wildgemüse!

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  • Erkennen: Das sicherste Merkmal ist der dreikantige Blattstiel. Dazu die „3 mal 3“-Regel: Der Stiel teilt sich in drei, und jeder dieser Teile wieder in drei Blättchen. Der Geruch erinnert an Petersilie und Möhre. Aber auch hier gibt es giftige Doldenblütler, also sei dir absolut sicher!
  • Ernten: Am besten schmecken die ganz jungen, hellgrünen und noch glänzenden Blätter, bevor sie sich komplett entfaltet haben.
  • Anwendung: Fein gehackt kannst du Giersch überall dort verwenden, wo du sonst Petersilie nehmen würdest. Er eignet sich auch perfekt für ein würziges Wildkräuter-Pesto mit Sonnenblumenkernen, Öl und Knoblauch.

4. Das Gänseblümchen – Die kleine Wiesenapotheke

Das Gänseblümchen kennt jedes Kind, aber kaum jemand isst es. Dabei ist es nicht nur essbar, sondern auch heilsam.

  • Erkennen: Unverwechselbar.
  • Ernten: Du kannst die Blüten und die jungen Blätter essen. Die Blüten schmecken leicht nussig, die Blätter etwas herber.
  • Anwendung: Die Blüten sind eine wunderschöne essbare Deko auf Salaten, Suppen oder einem einfachen Butterbrot. Dein Quick-Win für heute: Geh raus, finde EIN Gänseblümchen, das du sicher kennst, und leg es dir aufs Brot. Das ist dein erster, einfacher Schritt in die Welt der Wildkräuter!
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Wildkräuter für Anfänger: Dein Guide für die erste sichere Ernte im Frühling

Die Ernte haltbar machen: So hast du länger was davon

Frisch schmeckt’s am besten, klar. Aber du kannst die Schätze des Frühlings auch konservieren.

  • Trocknen: Perfekt für Tees (Brennnessel, Löwenzahnblätter). Binde kleine Sträuße und hänge sie kopfüber an einem trockenen, schattigen und luftigen Ort auf. Niemals in der prallen Sonne, das zerstört die wertvollen Inhaltsstoffe! Nach ein paar Tagen, wenn die Blätter zwischen den Fingern rascheln und zerbröseln, sind sie fertig. Am besten lagerst du sie dann in dunklen Schraubgläsern in einem Schrank. Licht und Luft sind die größten Feinde der Wirkstoffe!
  • Einfrieren: Ideal für Giersch oder Bärlauch. Kräuter waschen, gut trocknen, hacken und in Eiswürfelbehältern mit etwas Wasser oder Olivenöl einfrieren. So hast du immer perfekte Portionen für Soßen und Suppen parat.

Ein letztes Wort: Mit Neugier und Respekt

Die Natur ist eine geniale Lehrmeisterin, wenn wir ihr mit Respekt begegnen. Fang klein an. Such dir eine Pflanze aus, lerne sie richtig kennen und probiere ein einfaches Rezept.

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Ach ja, eine Sache noch: Einige Pflanzen stehen unter Naturschutz. Informiere dich am besten online oder bei deiner lokalen Naturschutzbehörde, was in deiner Region geschützt ist. Die „Handstraußregel“ (eine kleine Menge für den Eigenbedarf) gilt nur für nicht geschützte Arten.

Dieser Guide ist eine Starthilfe und soll dich inspirieren. Er ersetzt aber niemals die eigene, sorgfältige Prüfung vor Ort und bei gesundheitlichen Fragen natürlich auch keinen Arzt. Und jetzt: Viel Freude beim Entdecken da draußen!

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  • Intensiver Geschmack: Die jungen Blätter der Brennnessel, geerntet vor der Blüte, enthalten die meisten Nährstoffe und haben ein feines, spinatähnliches Aroma.
  • Zarte Textur: Gänseblümchen und junge Giersch-Blätter sind am besten, wenn sie frisch und knackig sind, ideal für Salate oder als essbare Dekoration.

Das Geheimnis? Der richtige Erntezeitpunkt ist entscheidend für das Aroma.

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Muss ich Angst vor dem Fuchsbandwurm haben?

Das ist die häufigste Sorge von Anfängern. Das Risiko einer Infektion über Wildkräuter ist statistisch extrem gering. Zur Beruhigung: Sammeln Sie Kräuter nicht direkt an Trampelpfaden von Füchsen und waschen Sie Ihre Ernte immer gründlich mit kaltem Wasser. Wer absolut sichergehen will, erhitzt die Kräuter beim Kochen auf über 60 °C, was die Eier zuverlässig abtötet. Für den rohen Verzehr ist gründliches Waschen aber die etablierte und ausreichende Praxis.

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Der Gehalt an Vitamin C in 100 Gramm frischer Brunnenkresse kann den von Orangen übertreffen.

Dieses pfeffrig-scharfe Kraut ist ein echtes Kraftpaket. Es wächst in sauberen, langsam fließenden Gewässern und verleiht nicht nur Salaten und Suppen eine würzige Note, sondern versorgt den Körper nach dem langen Winter mit einer Extraportion Vitalität. Ein echtes heimisches Superfood, das direkt vor unserer Haustür wächst.

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Moos-Projekte für Zuhause: Der ultimative Werkstatt-Guide vom Profi

Der Standort ist alles: Sammeln Sie niemals direkt an stark befahrenen Straßen, an den Rändern konventionell bewirtschafteter Felder (Pestizidgefahr!) oder auf beliebten Hundewiesen. Suchen Sie sich unberührte Plätze, idealerweise lichte Waldränder, naturbelassene Wiesen oder den eigenen Bio-Garten. Die Qualität Ihrer Ernte beginnt mit der Wahl des Ortes.

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Das Gefühl, die ersten zarten Blätter des Sauerampfers zwischen den Fingern zu zerreiben und diesen zitronig-frischen Duft einzuatmen – das ist der Inbegriff des Frühlings. Es ist eine direkte, sinnliche Verbindung zur erwachenden Natur. Schließen Sie beim Sammeln ruhig einmal die Augen und konzentrieren Sie sich auf Geruch und Textur. Das macht die Erfahrung noch intensiver.

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Frisch verarbeiten: Wildkräuter schmecken direkt nach der Ernte am intensivsten. Sie sind voller Lebenskraft und Aromen, die schnell verfliegen.

Trocknen für den Vorrat: Kräuter wie Brennnessel oder Waldmeister lassen sich gut trocknen, um Tee oder Sirup für später anzusetzen. Geschmacklich verändern sie sich dabei leicht.

Am besten ist eine Kombination aus beidem: Einen Teil sofort genießen, den anderen für dunklere Tage konservieren.

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  • Vermeiden Sie es, die ganze Pflanze auszureißen. Schneiden Sie Blätter oder Stängel mit einem scharfen Messer, wie einem klassischen Opinel-Taschenmesser, sauber ab.
  • Nehmen Sie immer nur so viel, wie Sie wirklich brauchen, und lassen Sie mindestens zwei Drittel der Pflanze oder des Bestandes stehen.
  • Respektieren Sie die Natur: Was Sie für sich ernten, ist auch Lebensraum und Nahrung für Insekten und andere Tiere.
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Der Giersch, von vielen Gärtnern gefürchtet, war im Mittelalter ein geschätztes Gemüse. Seine jungen Blätter schmecken ähnlich wie eine Mischung aus Petersilie und Karotte. Anstatt ihn zu bekämpfen, kann man ihn einfach aufessen – zum Beispiel in einer „Gründonnerstagssuppe“, einem traditionellen Gericht aus neun verschiedenen Frühlingskräutern, das den Körper nach dem Winter reinigen soll.

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„Die Natur ist die beste Apotheke.“ – Sebastian Kneipp

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Verwechseln Sie niemals Bärlauch mit seinen giftigen Doppelgängern, dem Maiglöckchen oder der Herbstzeitlosen. Der Geruchstest ist entscheidend: Zerreiben Sie ein Blatt zwischen den Fingern. Nur Bärlauch riecht intensiv und unverkennbar nach Knoblauch. Fehlt dieser Geruch: Hände weg! Dieses Wissen ist keine Option, es ist eine Überlebensregel beim Sammeln.

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Verwandeln Sie Ihre Ernte in ein kulinarisches Highlight! Eine selbstgemachte Wildkräuterbutter ist der perfekte Einstieg.

  • Ein Bund gemischte, fein gehackte Kräuter (z.B. Giersch, Gänseblümchen, junge Brennnesselspitzen)
  • 250g weiche Butter
  • Salz, Pfeffer und ein Spritzer Zitronensaft

Alles gut vermischen, in Pergamentpapier zu einer Rolle formen und im Kühlschrank fest werden lassen. Schmeckt himmlisch auf frischem Brot.

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Ihr Korb ist voller als geplant? Perfekt! Die einfachste Konservierungsmethode ist das Einfrieren. Hacken Sie die Kräuter (z.B. Brennnessel, Giersch, Sauerampfer) klein, füllen Sie sie in Eiswürfelbehälter und gießen Sie diese mit etwas Wasser oder Olivenöl auf. So haben Sie jederzeit perfekte Portionen für Smoothies, Suppen oder Saucen parat.

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Wichtig zu wissen: Das Sammeln von Wildkräutern für den Eigenbedarf ist in der Regel erlaubt. In Naturschutzgebieten, Nationalparks und auf Privatgrundstücken ohne Erlaubnis ist es jedoch streng verboten. Informieren Sie sich immer über die lokalen Bestimmungen, um auf der sicheren Seite zu sein. Die sogenannte „Handstraußregel“ ist dabei ein guter Anhaltspunkt: Nehmen Sie nur eine Menge mit, die locker in eine Hand passt.

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Haben Sie schon einmal Waldmeister-Limonade probiert? Der typische Geschmack entwickelt sich erst, wenn die Blätter leicht anwelken. Lassen Sie den geernteten Waldmeister einfach ein paar Stunden liegen, bevor Sie ihn in Wasser oder Apfelsaft einlegen. Aber Vorsicht: Wegen des enthaltenen Cumarins sollte man ihn nur in Maßen genießen und nicht nach der Blüte ernten.

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  • Für den Salat: Gänseblümchen (Blüten und Blätter), junge Löwenzahnblätter, Sauerampfer. Sie bringen Farbe, eine leichte Bitternote und eine angenehme Säure.
  • Fürs Pesto: Bärlauch oder Giersch als Basis anstelle von Basilikum. Kombiniert mit Nüssen, Parmesan und einem guten Olivenöl von Marken wie Jordan oder Farchioni.
  • Für den Tee: Junge Brennnesselblätter oder Lindenblüten. Einfach mit heißem Wasser übergießen und ziehen lassen.
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Meine Löwenzahnblätter sind total bitter. Mache ich etwas falsch?

Ganz im Gegenteil! Die Bitterstoffe im Löwenzahn sind extrem gesund und regen die Verdauung an. Je sonniger der Standort und je älter die Pflanze, desto bitterer die Blätter. Wenn es Ihnen zu intensiv ist, ernten Sie die ganz zarten, hellgrünen Blätter aus dem Inneren der Rosette. Ein weiterer Trick: Legen Sie die Blätter vor dem Verzehr für etwa 30 Minuten in lauwarmes Wasser, das mildert den bitteren Geschmack etwas ab.

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Ein gutes Bestimmungsbuch ist Ihr wichtigster Begleiter. Achten Sie nicht nur auf schöne Fotos, sondern auf detaillierte botanische Zeichnungen, die Blattformen, Blütenstände und Stängelquerschnitte zeigen. Empfehlenswerte Standardwerke für Einsteiger sind zum Beispiel „Essbare Wildpflanzen“ von Steffen Guido Fleischhauer oder der Klassiker „Was blüht denn da?“ aus dem Kosmos-Verlag. Eine gute App kann ergänzen, aber niemals das Buch ersetzen.

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Nach dem Sammeln kommt die Vorbereitung. Ein sanfter Umgang erhält die zarten Strukturen.

  • Kräuter in einer großen Schüssel mit kaltem Wasser vorsichtig schwenken, um Erde und kleine Insekten zu entfernen.
  • Anschließend in einer Salatschleuder trocknen oder behutsam zwischen zwei sauberen Küchentüchern trocken tupfen.
  • Niemals quetschen oder stark reiben, das zerstört die wertvollen Inhaltsstoffe und das Aroma.
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Laut einer Studie der Universität Hohenheim kann Giersch (Aegopodium podagraria) bis zu viermal mehr Vitamin C als Zitronen und doppelt so viel Eisen wie Spinat enthalten.

Diese beeindruckenden Werte zeigen, warum es sich lohnt, das vermeintliche Unkraut wieder auf den Speiseplan zu setzen. Es ist eine kostenlose, nährstoffreiche Zutat, die direkt vor unserer Haustür wächst und vielen Kulturgemüsen überlegen ist.

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Gänseblümchen: Ihre Blüten schmecken leicht nussig und eignen sich perfekt als essbare Dekoration auf Salaten, Suppen oder Desserts. Die kleinen Blätter können ebenfalls wie Feldsalat verwendet werden.

Veilchen: Die duftenden Blüten sind eine Delikatesse. Kandiert sind sie eine wunderschöne Verzierung für Torten und Pralinen, frisch verleihen sie Süßspeisen oder einem einfachen Glas Wasser ein blumiges Aroma.

Die älteren, faserigen Brennnesselblätter, die Sie nicht mehr für die Küche verwenden, sind Gold für Ihren Garten. Setzen Sie daraus eine kostenlose, nährstoffreiche Jauche an: Blätter grob zerkleinern, in einen Eimer geben, mit Regenwasser auffüllen und etwa zwei Wochen vergären lassen. Im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt, ist dies der beste Bio-Dünger für Ihre Balkon- und Gemüsepflanzen.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.