Koriander anbauen wie ein Profi – Dein kompletter Guide für Garten & Balkon

von Angela Schmidt
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Ich erinnere mich noch gut daran, wie vor einiger Zeit ein junger, ambitionierter Koch in die Gärtnerei kam. Er war auf der Suche nach frischem Koriandergrün, was damals bei uns noch eine echte Seltenheit war. Die meisten kannten ja nur diese kleinen, runden Körner aus der Weihnachtsbäckerei. Aber dieser Koch sprach von einer frischen, fast zitrusartigen Schärfe, die seinen Gerichten den letzten Schliff geben sollte. Das hat mich neugierig gemacht. Seit diesem Tag ist Koriander, botanisch Coriandrum sativum, nicht mehr aus meinen Beeten wegzudenken.

Es ist einfach eine faszinierende Pflanze mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern: das Kraut und die Samen. Wer Koriander anbaut, muss sich im Grunde entscheiden, was er ernten will. Oder, und das ist der Trick, man plant einfach clever. Mein ganzes Wissen aus der Praxis packe ich hier für dich aus – ohne Schnickschnack, direkt aus dem Gärtnerleben.

Erstmal verstehen: Mehr als nur Seife oder Gewürz

Bevor auch nur ein Samenkorn die Erde berührt, sollten wir die Pflanze kurz kennenlernen. Das ist die goldene Regel. Wer versteht, wie Koriander tickt, macht weniger Fehler und hat am Ende eine viel bessere Ernte.

Koriander Pflanzen holzlöffel
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Das „Seifen-Rätsel“ – Liebe oder Hass?

Du kennst das bestimmt: Die einen könnten in Koriander baden, die anderen finden, er schmeckt wie Seife. Ganz ehrlich? Daran ist niemand schuld, das ist pure Genetik. Bestimmte Geruchsrezeptoren reagieren bei manchen Menschen extrem auf Stoffe im Koriander, die auch in Seifen vorkommen. Das ist also keine Einbildung, sondern eine biologische Tatsache. Kleiner Tipp: Wenn du für Gäste kochst, frag lieber vorher mal nach. Das erspart unangenehme Überraschungen am Esstisch.

Blatt oder Korn? Die richtige Sorte ist entscheidend

Im Profigartenbau unterscheiden wir ganz klar zwischen zwei Typen. Es ist einer der häufigsten Anfängerfehler, einfach irgendein Saatgut zu kaufen und sich dann zu wundern, warum die Pflanze nach drei Wochen schon blüht.

  • Für frische Blätter (Cilantro): Wenn du es auf das leckere Grün abgesehen hast, brauchst du schossfeste Sorten. Die Profis greifen hier zu Züchtungen, die extra darauf ausgelegt sind, lange buschig zu wachsen und eben nicht so schnell in die Blüte zu gehen. Sie bilden wochenlang frische, zarte Blätter.
  • Für würzige Samen: Willst du die Körner ernten, sind traditionelle Gewürzkoriander-Sorten dein Freund. Die blühen bewusst schneller, sind robust und liefern am Ende große, hocharomatische Samendolden.

Die Wahl der Sorte ist also wirklich die halbe Miete. Schau auf dem Samentütchen genau hin, wofür die Sorte empfohlen wird.

Koriander Pflanzen
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Dein Startpaket: Was du brauchst & was es kostet

Keine Sorge, du musst nicht gleich den ganzen Baumarkt leerkaufen. Der Einstieg ist super günstig.

Was du wirklich brauchst:

  • Saatgut: Ein Tütchen guter Koriandersamen kostet zwischen 2 € und 4 €. Das reicht für mehrere Aussaaten.
  • Erde: Wenn du im Topf gärtnerst, nimm eine gute, torffreie Bio-Kräutererde. Ein 20-Liter-Sack liegt meist so bei 5-10 €.
  • Topf (für Balkon): Ein einfacher Terrakotta- oder Kunststofftopf tut’s vollkommen. Wichtig ist nur die Tiefe! Er sollte mindestens 20 cm tief sein, damit die Pfahlwurzel Platz hat. Kostenpunkt: ab 5 € aufwärts.

Los geht’s: Koriander säen – ob im Beet oder Topf

Koriander ist eigentlich unkompliziert, solange man ein paar Grundregeln beachtet. Die wichtigste zuerst: Säe Koriander immer direkt dort aus, wo er wachsen soll! Eine Vorkultur im Haus ist keine gute Idee. Die Pflanze bildet eine empfindliche Pfahlwurzel, und wenn die beim Umpflanzen gestört wird, reagiert sie mit Stress. Und Stress bedeutet: Sie schießt sofort in die Blüte, und die Blatternte ist vorbei, bevor sie richtig angefangen hat.

Koriander Pflanzen blätter studio

Der richtige Zeitpunkt ist ab Mitte April bis in den späten August hinein. Warte aber, bis keine starken Fröste mehr drohen. Die alten Gärtnerregeln, wie das Warten bis nach den Eisheiligen, haben hier durchaus ihre Berechtigung.

Im Gartenbeet

Koriander liebt einen sonnigen Platz, aber pralle Mittagshitze im Hochsommer stresst ihn. Ein Standort, der nachmittags leichten Schatten bekommt, ist ideal. Der Boden sollte locker und durchlässig sein – Staunässe ist sein Todfeind. Ich arbeite im Herbst immer etwas reifen Kompost ein, das reicht als Dünger völlig. Ist der Boden sehr lehmig und schwer, lockere ich ihn mit einer Handvoll Sand pro Quadratmeter auf.

Ziehe eine 1-2 cm tiefe Rille, leg die Samen im Abstand von etwa 5-10 cm hinein und halte zwischen den Reihen ca. 25 cm Platz. Erde drüber, leicht andrücken, vorsichtig angießen, fertig.

Im Topf auf dem Balkon

Das klappt super! Wie gesagt, nimm einen tiefen Topf (mindestens 20 cm) mit Abflussloch. Fülle ihn mit guter Kräutererde, verteile ein paar Samen darauf und bedecke sie mit etwa 1 cm Erde. Angießen – und jetzt kommt der wichtige Teil: Töpfe trocknen viel schneller aus als Beete! Besonders an sonnigen Tagen musst du hier täglich die Fingerprobe machen.

Koriander Pflanzen samen

Übrigens, eine Frage höre ich ständig: „Kann ich einfach die Korianderkörner aus meinem Gewürzglas aussäen?“ Die ehrliche Antwort: Meistens nicht. Die Gewürze sind oft hitzebehandelt, um sie haltbar zu machen, was die Keimfähigkeit zerstört. Aber hey, es ist ein lustiges Experiment! Probier’s einfach mal aus, vielleicht hast du ja Glück.

Die richtige Pflege: So bleibt dein Koriander glücklich

Einmal gekeimt, ist Koriander ziemlich pflegeleicht.

  • Gießen: Gleichmäßig feucht halten, aber niemals ertränken. Trockenheit ist Stressfaktor Nummer eins und führt zum Schossen. Die Fingerprobe ist dein bester Freund: Fühlt sich die Erde in 2-3 cm Tiefe trocken an, gib Wasser.
  • Düngen: Weniger ist mehr. Wenn du in guter Kompost- oder Kräutererde gesät hast, brauchst du gar nicht düngen. Zu viel Stickstoff macht die Blätter zwar groß, aber sie schmecken wässrig und verlieren an Aroma.
  • Unkraut: Halte das Beet oder den Topf sauber, besonders am Anfang. Koriander wächst zu Beginn langsam, und Unkraut klaut ihm Licht und Nährstoffe.
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Typische Probleme & schnelle Lösungen

Auch im besten Gärtnerleben läuft nicht immer alles glatt. Aber keine Panik, für die typischen Koriander-Sorgen gibt es einfache Lösungen.

Der Hauptfeind: Vorzeitiges Schossen

Kaum sind ein paar Blättchen da, schiebt die Pflanze einen langen Stängel in die Höhe und blüht. Das ist das berühmte „Schossen“. Für die Samenernte ist das super, für die Blatternte das Aus. Die Ursachen sind fast immer Stress. Hitze, Trockenheit, Umpflanzen oder einfach die falsche Sorte.

Mein Profi-Geheimnis dagegen: Folgesaat! Ich säe einfach alle 2-3 Wochen eine neue, kurze Reihe. Wenn die eine anfängt zu blühen, ist die nächste schon erntereif. So habe ich den ganzen Sommer über frisches Koriandergrün.

Tierchen und Krankheiten

Koriander ist ziemlich robust. Falls sich doch mal Blattläuse an den jungen Trieben tummeln, hilft oft schon ein kräftiger Wasserstrahl. Bei stärkerem Befall schwöre ich auf eine simple Seifenlauge. Mein Rezept: 1 Esslöffel Schmierseife (bitte kein Spülmittel!) in 1 Liter Wasser auflösen, in eine Sprühflasche füllen und die Läuse damit direkt besprühen. Das ist effektiv und umweltschonend.

Koriander Pflanzen blatt titel

Bei Echten Mehltau (weißer Belag) hilft vor allem Vorbeugung: Genug Pflanzabstand für eine gute Luftzirkulation ist das A und O.

Erntezeit! Blätter, Samen oder doch beides?

Und jetzt der Lohn der Arbeit! Je nachdem, was du willst, gehst du ganz unterschiedlich vor. Und das Tolle: Nach etwa 4-6 Wochen kannst du schon die ersten Blätter ernten. Für die Samen musst du dich etwa 3-4 Monate gedulden.

Die Blatternte (Cut and come again)

Sobald die Pflanzen etwa 15 cm hoch sind, geht’s los. Schneide immer nur die äußeren, größeren Blätter mit einer Schere ab. Lass das Herz der Pflanze stehen, dann wächst sie immer weiter. Ernte nie mehr als ein Drittel auf einmal, damit sie genug Kraft zum Weiterwachsen hat. Und denk dran: Koriandergrün immer erst ganz am Schluss ans Essen geben, beim Kochen verfliegt das Aroma blitzschnell.

Die Samenernte

Hierfür lässt du die Pflanze blühen und Samen bilden. Warte, bis die grünen Kügelchen eine bräunliche Farbe annehmen. Schneide dann die ganzen Stängel ab, binde sie zu kleinen Sträußen und hänge sie kopfüber an einem trockenen, luftigen Ort auf. Ich stülpe immer eine Papiertüte darüber, um die herausfallenden Samen aufzufangen. Nach ein, zwei Wochen kannst du die trockenen Körner einfach über einer Schüssel zwischen den Händen zerreiben.

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Der Profi-Kompromiss: Geht beides?

Jein. Eine Pflanze kann nicht gleichzeitig maximale Blattmasse und maximale Samen produzieren. Aber es gibt einen guten Kompromiss: Säe eine etwas größere Fläche. Von der einen Hälfte erntest du fleißig die Blätter. Die andere Hälfte lässt du komplett in Ruhe wachsen und blühen – diese Pflanzen konzentrieren sich dann voll auf die Samenproduktion.

Aroma für später: Koriander richtig konservieren

Frisch ist Koriandergrün unschlagbar. Aber man kann den Geschmack auch retten. Achtung: Trocknen ist bei den Blättern eine ganz schlechte Idee. Übrig bleibt nur geschmackloses Heu.

  • Einfrieren ist King: Hacke die Blätter, gib sie in eine Eiswürfelform, fülle mit etwas Wasser oder Olivenöl auf und ab in den Gefrierschrank. Perfekte Portionen für Suppen und Currys!
  • Samen lagern: Die getrockneten, ganzen Körner füllst du in ein dunkles, luftdichtes Glas. So halten sie sich über ein Jahr. Mahle oder mörsere sie immer erst direkt vor der Verwendung – der Duft ist einfach unglaublich!
Koriander Pflanzen ein blatt

Abschlussgedanken & dein erster Schritt

Vom kleinen Korn bis zur duftenden Ernte – Koriander ist ein tolles Projekt. Es lehrt uns, ein bisschen zu planen und auf die Signale der Natur zu achten. Und es belohnt uns mit einem unvergleichlichen Aroma.

Ich hoffe, meine Tipps helfen dir dabei, typische Fehler zu vermeiden und richtig Spaß damit zu haben. Trau dich einfach ran!

Dein Quick-Win für heute: Schnapp dir einen leeren Joghurtbecher, mach ein Loch in den Boden, fülle ihn mit Erde und säe 3-4 Koriandersamen. Stell ihn auf die Fensterbank. Das ist dein erstes, unkompliziertes Experiment! Viel Erfolg!

Bildergalerie

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Wie schaffe ich es, den ganzen Sommer über frisches Koriandergrün zu ernten, ohne dass mir alles auf einmal in Blüte schießt?

Das Zauberwort heißt Staffelsaat. Anstatt im Frühling eine riesige Menge auszusäen, starten Sie mit einer kleinen Reihe. Sobald diese Keimlinge die ersten echten Blätter zeigen – also etwa zwei bis drei Wochen später – säen Sie die nächste kleine Reihe aus. Diesen Rhythmus behalten Sie bis in den Spätsommer bei. So haben Sie immer junge, zarte Pflanzen in der perfekten Erntephase, während die älteren bereits in Blüte gehen dürfen, um Bienen anzulocken oder Samen für das nächste Jahr zu bilden. Besonders gut klappt das mit schossfesten Sorten wie ‚Calypso‘.

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Wussten Sie schon? Der charakteristische Duft von frischem Koriandergrün stammt von einer Gruppe chemischer Verbindungen, die als Aldehyde bezeichnet werden. Genau diese Stoffe finden sich auch in Seifen und bestimmten Käfern, was die berühmte

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Koriander ist ein wahrer Teamplayer im Beet, doch wie bei jeder guten Nachbarschaft gibt es Vorlieben. Mit den richtigen Partnern an seiner Seite wehrt er sogar Schädlinge ab und fördert das gegenseitige Wachstum.

  • Gute Freunde: Pflanzen Sie ihn neben Kohlarten, Rote Bete oder Kartoffeln. Sein intensiver Duft soll den Kohlweißling verwirren und von der Eiablage abhalten.
  • Besser auf Abstand: Eine direkte Nachbarschaft mit Fenchel sollten Sie meiden. Beide konkurrieren stark miteinander und können sich gegenseitig im Wachstum hemmen.
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  • Volles Aroma in jedem Korn
  • Kaum Verlust der wertvollen Samen

Das Geheimnis der Profis? Ernten Sie die reifen, braunen Samendolden am frühen Morgen, wenn der Tau sie noch leicht feucht hält. So verhindern Sie, dass die Dolden beim Abschneiden aufplatzen und die Samen auf dem Boden landen. Hängen Sie die Bündel kopfüber in einer Papiertüte zum Nachtrocknen auf – die restlichen Samen fallen von ganz allein hinein.

Der Klassiker aus Terrakotta: Seine poröse Struktur ist ideal für die Wurzelgesundheit, da sie eine gute Belüftung ermöglicht und überschüssige Feuchtigkeit nach außen abgibt. Das schützt vor Staunässe, dem Feind Nummer eins für Korianderwurzeln.

Die moderne Kunststoff-Option: Leichte Töpfe aus recyceltem Kunststoff, wie die der Serie „Vibia Campana“ von Elho, halten die Feuchtigkeit länger im Substrat. Das bedeutet weniger Gießen an heißen Sommertagen auf dem Balkon.

Für Anfänger ist Terrakotta oft fehlerverzeihender, während erfahrene Balkongärtner mit einem Kunststofftopf Wasser sparen können.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.