Mikroplastik in deiner Creme? So entlarvst du es (und findest Besseres)

von Augustine Schneider
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Hey, schön, dass du hier bist! In meiner kleinen Werkstatt, wo ich schon seit Ewigkeiten an Hautpflege-Rezepturen tüftle, hat sich die Welt ganz schön gedreht. Früher haben wir über Jojobaöl und Sheabutter gefachsimpelt. Heute? Da geistert ein Wort durch alle Gespräche: Mikroplastik.

Und ganz ehrlich, die meisten denken dabei nur an diese kleinen blauen Kügelchen in Peelings von damals. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Thema ist viel größer und, ja, auch ein bisschen unsichtbarer. Aber keine Sorge, das hier wird keine Panikmache. Ich will dir einfach das Handwerkszeug geben, um selbst zu erkennen, was in deinen Produkten steckt.

Wir schauen uns an, warum das Zeug überhaupt verwendet wird, wie du es auf der Zutatenliste findest und welche genialen Alternativen es gibt. Am Ende sollst du selbstbewusst entscheiden können, was du an deine Haut lässt. Wissen ist da einfach der beste Schutz.

1. Was steckt da wirklich drin? Ein Blick hinter die Kulissen

Wenn wir über „Mikroplastik“ in Kosmetik reden, meinen wir meistens das, was absichtlich reingemischt wird. Die Industrie hat dafür schicke Namen, aber im Grunde geht es um Kunststoffe, die eine bestimmte Aufgabe erfüllen sollen. Die landen dann direkt mit dem Abwasch im Ausguss.

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Man kann das grob in drei Gruppen einteilen:

  • Feste Teilchen: Das sind die berühmten „Microbeads“, oft aus Polyethylen (PE). Sie waren als Schleifmittel in Peelings super billig und praktisch für die Massenproduktion, weil alle Körnchen gleich groß waren. Natürliche Alternativen wie Sand sind da oft unregelmäßiger.
  • Flüssige & wachsartige Polymere: Das ist der heimliche Star der Show. Stoffe wie Acrylates Copolymere sind quasi Plastik in Gel- oder Flüssigform. Du siehst sie nicht, aber sie sind in unzähligen Cremes, Duschgels und Shampoos. Ihre Aufgabe? Sie machen die Creme dickflüssig, stabil und hinterlassen einen glatten Film auf der Haut. Das fühlt sich kurzfristig toll an, ist aber für die Umwelt eine echte Belastung.
  • Silikone: Ah, ein interessanter Fall. Chemisch gesehen sind Stoffe wie Dimethicone keine klassischen Kunststoffe auf Erdölbasis. Aber ihr Problem ist dasselbe: Sie bauen sich in der Natur extrem langsam ab. In der Kosmetik sind sie der Trick für das seidige Hautgefühl, füllen optisch Fältchen auf und machen die Haare super kämmbar. Aus Umweltsicht gehören sie für mich aber in dieselbe Schublade.

Übrigens: Keine Sorge, wenn du das Zeug jahrelang benutzt hast. Es hat deiner Haut nicht direkt geschadet, es hat sie nur eher oberflächlich „versiegelt“. Sobald du es weglässt, kann sie wieder freier atmen.

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Das Kernproblem bei all diesen Stoffen ist ihre Langlebigkeit. Die Natur hat einfach keine Werkzeuge (Enzyme), um diese stabilen Molekülketten aufzubrechen. Sie verrotten nicht wie ein Apfel, sondern zerfallen nur in immer kleinere Teile. Und unsere Kläranlagen? Tja, die sind für so winzige Partikel und gelöste Stoffe leider nicht gebaut.

2. Detektiv im Badezimmer: Die INCI-Liste lesen lernen

Deine beste Waffe ist das Kleingedruckte auf der Rückseite: die INCI-Liste. Das ist die internationale Liste der Inhaltsstoffe, die jedes Produkt haben muss. Ein alter Leitsatz aus meiner Werkstatt lautet: „Lies die INCI, nicht die Werbung auf der Vorderseite.“ Mit ein bisschen Übung wird das zur zweiten Natur.

Apps wie CodeCheck können ein guter Start sein, aber verlass dich nicht blind darauf. Manchmal sind die Datenbanken veraltet oder ein neuer Kunststoff ist noch gar nicht erfasst. Wenn du die Liste selbst lesen kannst, bist du wirklich unabhängig.

Dein Spickzettel für den Einkauf

Du musst dir nicht alles merken. Achte einfach auf diese typischen Verdächtigen. Wenn du einen davon weit oben auf der Liste siehst, ist Vorsicht geboten:

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  • Acrylates Copolymer / Crosspolymer: Der Alleskönner für Gels und Cremes.
  • Polyethylene (PE): Der Klassiker in alten Peelings.
  • Carbomer: Ein super häufiger Gelbildner.
  • Polyquaternium-… (z.B. -7, -10): Fast immer in Haarprodukten zu finden.
  • Alles, was auf „-cone“ oder „-siloxane“ endet: Das sind die Silikone (z.B. Dimethicone, Cyclopentasiloxane).

Ein Beispiel aus dem echten Leben

Stell dir ein typisches, günstiges Duschgel vor. Die Werbung verspricht „seidenglatte Haut“. Drehen wir es mal um. Die INCI-Liste könnte so aussehen: Aqua, Sodium Laureth Sulfate, Cocamidopropyl Betaine, Acrylates Copolymer, Parfum, Sodium Chloride, Styrene/Acrylates Copolymer

Siehst du? Schon an vierter Stelle steht der Filmbildner, der für die cremige Textur sorgt. Und etwas weiter hinten noch einer, der das Produkt schön weiß und undurchsichtig macht. Beides sind flüssige Kunststoffe, die direkt im Abfluss landen.

3. Was sagt der Gesetzgeber? (Und warum du schneller sein solltest)

Ja, auch die Politik hat das Problem erkannt. Es gibt inzwischen EU-weite Regelungen, die schrittweise greifen. Die ersten auf der Abschussliste waren die festen Mikrokügelchen in Peelings und loser Plastikglitzer. Das ist ein guter Anfang!

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Aber, und das ist ein großes Aber: Für die viel häufigeren flüssigen und wachsartigen Kunststoffe gibt es extrem lange Übergangsfristen von vielen Jahren. Die Industrie braucht Zeit, um ihre Rezepte umzustellen. Das bedeutet, dass diese Stoffe noch lange in den Regalen stehen werden.

Mein Tipp: Warte nicht auf die Politik. Du kannst heute schon die bessere Wahl treffen. Ein guter Anhaltspunkt sind Produkte mit verlässlichen Naturkosmetik-Siegeln wie NATRUE oder BDIH. Diese garantieren schon seit Langem, dass keine Kunststoffe auf Erdölbasis enthalten sind.

4. Die besseren Alternativen: Es geht auch ohne Plastik!

In all den Jahren habe ich gelernt: Für fast jede Aufgabe, die ein Kunststoff erledigt, gibt es eine geniale natürliche Alternative. Und das Beste daran ist, dass diese oft nicht nur die Umwelt schonen, sondern deiner Haut einen echten Mehrwert bieten.

  • Statt Peeling-Kügelchen aus Plastik (Polyethylene)… sind Jojobawachsperlen mein absoluter Favorit. Sie sind rund, peelen sanft und hinterlassen einen pflegenden Film. Auch Zucker oder feines Meersalz sind Klassiker. Für empfindliche Haut ist Heilerde super, die Schmutz wie ein Löschblatt aufsaugt.
  • Statt chemischen Gelbildnern (Carbomer, Acrylates Copolymer)… können pflanzliche Stoffe wie Xanthan (findest du oft in der Backabteilung oder im Reformhaus) oder Guarkernmehl tolle Texturen zaubern. Ein Star ist auch Hyaluronsäure: Sie verdickt nicht nur, sondern ist ein mega Feuchtigkeitsbooster für deine Haut.
  • Statt dem glatten Gefühl von Silikonen (Dimethicone)… sind leichte Pflanzenöle und sogenannte Esteröle die Antwort. Squalan (aus Oliven gewonnen) oder Coco-Caprylate fühlen sich fast so leicht an wie Silikon, verstopfen aber nicht die Poren und pflegen nachhaltig.

Plastikfrei ist übrigens nicht automatisch teurer. Gerade bei Drogerie-Eigenmarken im Naturkosmetik-Bereich (denk mal an alverde von dm oder Alterra von Rossmann) findest du oft super Produkte zu fairen Preisen.

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5. Deine eigene Werkstatt: Ein kinderleichtes DIY-Rezept

Selbermachen ist genial, aber gerade bei Kosmetik ist Sauberkeit das A und O. Sonst züchtest du dir schnell eine Bakterienkultur. Achtung, kleiner Sicherheitshinweis vom Profi: Immer alle Werkzeuge und Gläser gut desinfizieren (z.B. mit Alkohol) und am besten Rezepte ohne Wasserphase wählen. Die sind nämlich von Natur aus viel länger haltbar.

Rezept: Pflegendes Zucker-Öl-Körperpeeling (sicher & effektiv)

Dieses Rezept ist unschlagbar einfach, besteht aus nur zwei bis drei Zutaten und macht die Haut streichelzart. Du brauchst nicht mal mehr eine Bodylotion danach.

Deine Einkaufsliste:

  • 100 g feiner Rohrzucker (ca. 2 € aus jedem Supermarkt)
  • 50 ml Mandelöl (ca. 4-5 € für 100 ml bei dm oder Rossmann, Jojobaöl geht auch super)
  • Optional: 2-3 Tropfen ätherisches Öl für den Duft (z.B. Lavendel zur Entspannung)
  • Ein leeres, sauberes Marmeladenglas (kostenlos aus deiner Küche)

Anleitung:

  1. Gib den Zucker in eine saubere Schüssel.
  2. Gieß langsam das Öl darüber und verrühre alles mit einem Löffel zu einer sandigen Paste.
  3. Wenn du magst, jetzt das ätherische Öl dazugeben.
  4. Fülle alles in dein Schraubglas. Fertig!

Anwendung: Unter der Dusche auf die feuchte Haut auftragen, sanft einmassieren und abduschen. Da kein Wasser drin ist, hält es sich bei sauberer Entnahme mehrere Wochen.

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6. Dein Fazit: Es liegt in deiner Hand

Puh, ganz schön viele Infos, oder? Aber im Grunde ist es simpel. Es geht darum, eine bewusste Entscheidung zu treffen. Jedes Mal, wenn du ein Produkt ohne synthetische Polymere kaufst, ist das ein kleines Signal an die Industrie. Du hast da mehr Macht, als du denkst.

Eine gute Hautpflege braucht keine endlosen Listen chemischer Namen. Sie braucht ehrliche Zutaten und ein gutes Handwerk. Und jetzt eine kleine Herausforderung: Geh doch mal ins Bad, schnapp dir dein Shampoo oder deine Lieblingscreme und schau nach, ob du einen der Stoffe von unserem Spickzettel findest. Du wirst überrascht sein!

Deine Haut und die Umwelt werden es dir danken.

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  • Acrylates Copolymer
  • Polyquaternium-7
  • Sodium Carbomer
  • Polyethylene (PE)
  • Polymethyl Methacrylate (PMMA)

Das Geheimnis? Dies ist nur eine kleine Auswahl der häufigsten Kunststoffverbindungen auf INCI-Listen. Halten Sie Ausschau nach allem, was mit „Poly-“ beginnt oder auf „-mer“ oder „-cone“ endet – das sind oft verräterische Zeichen.

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Ozeanplastik: Vom Müll zum Rohstoff – Eine ehrliche Werkstatt-Analyse

Allein in Deutschland gelangen laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts jährlich fast 1.000 Tonnen Mikroplastik und gelöste Polymere allein aus Kosmetika ins Abwasser.

Diese unvorstellbare Menge landet direkt in unseren Flüssen und Meeren. Kläranlagen können diese winzigen Partikel und flüssigen Kunststoffe kaum filtern. Jede Dusche und jede Gesichtsreinigung trägt so zu einer unsichtbaren, aber dauerhaften Belastung unserer Ökosysteme bei.

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Moment mal, sind „biologisch abbaubare“ Polymere nicht die Lösung?

Leider nur selten. Viele dieser als „abbaubar“ deklarierten Kunststoffe benötigen spezielle industrielle Kompostierungsanlagen mit hoher Hitze und Feuchtigkeit, um sich zu zersetzen. Im kalten Wasser eines Flusses, im Meer oder in einer Kläranlage passiert oft über Jahrzehnte gar nichts. Achten Sie stattdessen auf Siegel wie „NATRUE“ oder „BDIH“, die synthetische Polymere grundsätzlich ausschließen.

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Zahncreme selber machen: Mein ehrliches Rezept, das wirklich funktioniert

Weg mit den Plastikkügelchen: Natürliche Peelings sind nicht nur umweltfreundlich, sondern pflegen die Haut oft zusätzlich. Jojobawachsperlen, wie sie z.B. in Produkten von Weleda zu finden sind, sind winzige, runde Kügelchen, die sanft abgestorbene Hautschüppchen entfernen und auf der Haut schmelzen. Für einen stärkeren Effekt, etwa am Körper, eignen sich fein gemahlene Aprikosenkerne oder Olivensteine, die eine intensivere, aber natürliche Politur bieten.

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Ihr Smartphone als Mikroplastik-Detektiv: Unsicher im Drogeriemarkt? Apps wie „CodeCheck“ oder „ToxFox“ vom BUND e.V. sind unschätzbare Helfer. Einfach den Barcode des Produkts scannen und die App zeigt Ihnen sofort an, ob bedenkliche Inhaltsstoffe wie Mikroplastik enthalten sind. So wird der bewusste Einkauf zum Kinderspiel.

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Trockenshampoo selber machen: Das ehrliche Rezept vom Profi – so geht’s richtig gut!

Das seidige Gefühl auf der Haut nach dem Eincremen oder die sofortige Kämmbarkeit der Haare nach der Spülung fühlen sich luxuriös an. Oft ist das aber nur der oberflächliche Film-Effekt von Silikonen wie Dimethicon. Sie legen sich wie eine hauchdünne Plastikfolie auf Haut und Haar. Echte Pflege kommt von innen: Natürliche Alternativen wie Brokkolisamenöl oder Squalan ziehen wirklich ein, nähren nachhaltig und hinterlassen ein ebenso glattes Gefühl – ganz ohne umweltschädliches Erbe.

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Kaffeesatz-Peeling: Ihr 2-Minuten-DIY

  • 3 EL getrockneten Kaffeesatz
  • 2 EL Kokos- oder Olivenöl
  • Optional: 1 TL Honig für extra Feuchtigkeit

Alles vermischen, unter der Dusche auf die feuchte Haut massieren und abspülen. Das Koffein wirkt belebend, das Öl pflegt und das Peeling ist zu 100% plastikfrei.

Feste Seife vs. Flüssigseife: Ein Klassiker kehrt zurück. Feste Dusch- und Haarseifen, wie sie von Marken wie LUSH oder kleinen Manufakturen angeboten werden, kommen meist ganz ohne Plastikverpackung aus. Der Clou: Ihre Rezepturen basieren auf verseiften Ölen und Fetten, wodurch sie von Natur aus keine flüssigen Polymere zur Verdickung benötigen. Ein einfacher Tausch mit doppelter Wirkung für die Umwelt.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.