Holundersaft selber machen: So wird er sicher, lecker und ewig haltbar

von Augustine Schneider
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Jedes Jahr im Spätsommer das gleiche, wunderbare Bild: Die Holundersträucher, bei uns in der Gegend auch „Holler“ genannt, biegen sich unter der Last der tiefschwarzen Beeren. Ein echtes Geschenk der Natur. Aber wie macht man aus diesen Beeren einen Saft, der nicht nur fantastisch schmeckt, sondern auch sicher ist und uns durch den ganzen Winter begleitet? Es geht um mehr als nur ein Rezept. Es geht darum, das Handwerk dahinter zu verstehen.

Ich hab schon unzählige Liter Holundersaft gekocht und dabei einiges gelernt. Dieses Wissen möchte ich heute mit dir teilen – ganz praktisch, ohne Schnickschnack, aber mit allen Details, die in vielen Anleitungen fehlen. Plan am besten einen halben Nachmittag ein, dann hast du alles in Ruhe erledigt.

Bevor du loslegst: Das Wichtigste zuerst

Okay, bevor wir überhaupt an Töpfe und Zucker denken, müssen wir über zwei Dinge reden, die absolut entscheidend sind. Das ist kein optionales Wissen, das ist die Basis für alles.

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Dein Freund und sein fieser Doppelgänger

Unser Star ist der Schwarze Holunder. Ein großer Strauch, dessen reife, schwarz-violette Beerendolden schwer nach unten hängen. Ein gutes Zeichen! Sein gefährlicher Doppelgänger ist der Zwerg-Holunder, auch Attich genannt. Dessen Beeren sind giftig und können üble Magen-Darm-Probleme verursachen.

Der entscheidende Unterschied: Der giftige Attich ist eine Staude, wird nur etwa mannshoch und seine Beerendolden stehen aufrecht – sie schauen quasi zum Himmel. Riebst du an den Blättern, riecht es unangenehm. Bist du dir auch nur ein klitzekleines bisschen unsicher, lass die Finger davon! Schau dir unbedingt Vergleichsbilder im Netz an oder nutz eine gute Pflanzen-App. Im Zweifel gilt immer: Nicht ernten.

Warum Holunder niemals roh gegessen wird

Ganz wichtig: Rohe Holunderbeeren enthalten den Stoff Sambunigrin, der im Körper zu Blausäure umgewandelt werden kann. Das führt zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die gute Nachricht ist aber: Dieser Stoff ist hitzeempfindlich. Wenn du den Saft für mindestens 15-20 Minuten über 80 °C erhitzt, wird das Sambunigrin zuverlässig zerstört. Also, die eiserne Regel lautet: Holunder immer kochen!

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Ernte und Vorbereitung: So holst du das Beste raus

Die Qualität deines Saftes entscheidet sich schon am Strauch. Der perfekte Zeitpunkt ist, wenn wirklich alle Beeren einer Dolde tiefschwarz sind und die ganze Dolde schwer nach unten hängt. Ernte am besten an einem trockenen Tag mit einer Schere – nicht reißen!

Kleiner Tipp aus der Praxis: Zieh dir alte Klamotten an und am besten auch Handschuhe. Holunderflecken sind der absolute Endgegner und gehen aus Kleidung so gut wie nie wieder raus. Ehrlich.

Zuhause müssen die Beeren dann von den grünen Stielen. Die enthalten nämlich Bitterstoffe, die wir nicht im Saft haben wollen. Du kannst die Beeren mühsam mit einer Gabel von den Dolden „riffeln“. Oder du machst es wie die Profis bei großen Mengen: Pack die ganzen Dolden für ein, zwei Stunden in den Gefrierschrank. Danach lassen sich die gefrorenen Beeren ganz leicht von den Stielen schütteln. Genial, oder? Danach die Beeren kurz und kalt waschen.

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Die Zubereitung: Klassisch im Topf oder bequem im Entsafter?

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Es gibt zwei bewährte Methoden, um an den kostbaren Saft zu kommen. Welche du wählst, ist Geschmackssache.

Methode 1: Der Klassiker im Kochtopf

Das ist die traditionelle Methode, die immer funktioniert. Du brauchst dafür eigentlich nur einen großen Topf und ein Sieb.

Was du brauchst (ergibt ca. 1,5 Liter Saft):

  • Holunderbeeren: ca. 2 kg, von den Stielen befreit
  • Wasser: ca. 500 ml
  • Zucker: 500 g für einen süßen Saft, bis 750 g für einen Sirup
  • Zitronensaft: Saft von 1-2 Bio-Zitronen oder 1-2 TL reine Zitronensäure (gibt’s in der Backabteilung für unter 2€)
  • Ausrüstung: Großer Edelstahltopf, feines Sieb, sauberes Küchentuch, sterilisierte Flaschen mit Schraubverschluss.

Achtung, Hygiene! Das ist wirklich das A und O für die Haltbarkeit. Deine Flaschen, Deckel und der Trichter müssen blitzsauber sein. Am einfachsten geht das, indem du sie für 15 Minuten bei 120 °C in den Backofen stellst (ohne Gummiteile!) oder in einem großen Topf auskochst.

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Und so geht’s:

  1. Saft gewinnen: Gib die Beeren mit dem Wasser in den Topf. Das Wasser verhindert nur das Anbrennen. Lass alles langsam aufkochen und dann für ca. 20 Minuten sanft köcheln. Du kannst mit einem Kartoffelstampfer etwas nachhelfen, damit die Beeren aufplatzen.
  2. Abseihen: Gieß den ganzen Inhalt durch ein Sieb, das du am besten noch mit einem sauberen Küchentuch auslegst. So wird der Saft schön klar. Die Masse im Tuch nur ganz sanft ausdrücken, sonst wird der Saft trüb. Den zurückbleibenden Trester kannst du kompostieren.
  3. Fertigstellen: Den reinen Saft misst du jetzt ab. Als Faustregel gilt: Pro Liter Saft nimmst du ca. 300-500 g Zucker. Gib den Saft mit Zucker und Zitronensaft zurück in den Topf, erhitze alles unter Rühren, bis der Zucker gelöst ist und lass es nochmal kurz aufkochen.
  4. Heiß abfüllen: Fülle den kochend heißen Saft randvoll in deine sterilen Flaschen, schraub sie sofort fest zu und stell sie für 5-10 Minuten auf den Kopf. Dadurch wird auch der Deckel sterilisiert. Fertig!

Übrigens, ein kleiner Reinigungshack: Wenn der Topf danach hartnäckige Verfärbungen hat, einfach etwas Zitronensäure mit heißem Wasser darin auflösen und einwirken lassen. Wirkt Wunder!

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Methode 2: Die bequeme Variante mit dem Dampfentsafter

Hast du einen Dampfentsafter im Keller stehen? Perfekt! Damit sparst du dir den Schritt mit dem Sieb und dem Tuch. Du füllst einfach Wasser in den unteren Teil, die gewaschenen Beeren in den Siebeinsatz und lässt den Dampf die Arbeit machen. Der Saft, der unten aus dem Schlauch läuft, ist bereits pasteurisiert und superklar.

Der gewonnene Saft muss dann nur noch mit Zucker und Zitrone nach deinem Geschmack aufgekocht und abgefüllt werden. Geht schneller, ist weniger Sauerei, aber man hat das Gefühl, etwas weniger Kontrolle über den Prozess zu haben. Für große Mengen ist es aber, ehrlich gesagt, eine enorme Erleichterung.

Das Dreieck der Haltbarkeit: Hitze, Zucker, Säure

Warum hält der Saft jetzt so lange? Weil wir drei Dinge clever kombinieren:

  • Hitze: Tötet Keime ab und sorgt beim Abfüllen für ein Vakuum in der Flasche.
  • Zucker: Ist nicht nur für den Geschmack da, sondern ein Konservierungsmittel. Er bindet Wasser und macht es für Mikroorganismen ungemütlich. Viele fragen nach der Mindestmenge an Zucker. Aus meiner Erfahrung: Für eine wirklich lange Lagerung über den Winter solltest du nicht unter 300 g pro Liter gehen. Alles darunter gehört eher in den Kühlschrank für den schnellen Verbrauch.
  • Säure: Der Zitronensaft senkt den pH-Wert. Das hemmt das Bakterienwachstum zusätzlich und stabilisiert die schöne dunkle Farbe.
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Noch leckerer: Ideen für Genießer

Wenn du das Grundrezept draufhast, kannst du kreativ werden. Probier doch mal:

  • Wintergewürze: Gib beim zweiten Aufkochen eine Zimtstange, ein paar Nelken oder einen Sternanis mit in den Topf. Am besten in einem Tee-Ei, damit du sie leicht wieder rausfischen kannst.
  • Holunder-Apfel-Traum: Koch ein paar säuerliche Äpfel mit den Beeren mit. Das macht den Geschmack etwas milder und runder.
  • Holunderlikör: Mische den fertigen, abgekühlten Sirup (die Variante mit mehr Zucker) im Verhältnis 2:1 mit einem klaren Schnaps wie Korn oder Wodka. Ein paar Wochen ziehen lassen und genießen.

Was, wenn…? Kleine Pannen-Hilfe

Auch Profis passiert mal was. Hier die häufigsten Fragen:

„Hilfe, der Deckel hat nicht ‚Plopp‘ gemacht!“ Keine Panik. Drehe die Flasche um. Wenn nichts ausläuft, ist sie wahrscheinlich trotzdem dicht. Wenn du sichergehen willst: Öffne die Flasche, erhitze den Saft nochmal und fülle ihn in eine neue, sterile Flasche ab. Diese Flasche am besten als erste verbrauchen.

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„Mein Saft hat nach ein paar Wochen Schimmel…“ Das ist ärgerlich und liegt zu 99% an mangelnder Hygiene. Vielleicht war die Flasche oder der Deckel nicht ganz sauber. Hier gibt es keine Kompromisse: Der Inhalt muss leider entsorgt werden. Niemals Schimmel nur abschöpfen!

Wenn du diese einfachen Regeln beachtest, kann eigentlich nichts schiefgehen. Du stellst nicht nur ein Getränk her, sondern konservierst ein Stück Natur auf die bestmögliche Weise. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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„Holunder gilt seit jeher als Schutzbaum. Man sagt, in ihm wohnen die guten Hausgeister.“

Dieser Volksglaube unterstreicht die besondere Verbindung, die Menschen seit Jahrhunderten zu dieser Pflanze haben. Beim Einkochen des Saftes bewahrt man nicht nur Vitamine, sondern auch ein Stück Kulturgeschichte. Jede Flasche wird so zu einem kleinen Talisman für die kalte Jahreszeit, der Körper und Seele wärmt.

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Der perfekte Zucker für meinen Saft?

Die Wahl des Zuckers beeinflusst mehr als nur die Süße. Klassischer weißer Raffinadezucker sorgt für eine klare Farbe und einen reinen Fruchtgeschmack. Rohrohrzucker hingegen verleiht dem Saft eine tiefere, leicht karamellige Note, die wunderbar mit winterlichen Gewürzen harmoniert. Wer experimentieren möchte, kann einen Teil des Zuckers durch Ahornsirup ersetzen – das gibt eine dezente, waldige Komplexität.

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Die Frage des Equipments: Topf oder Entsafter?

Klassisch im Topf: Hierbei werden die Beeren mit etwas Wasser aufgekocht und anschließend durch ein feines Tuch (Passiertuch) gefiltert. Diese Methode ist unkompliziert und erfordert keine Spezialgeräte. Der Saft wird oft intensiver und dickflüssiger.

Im Dampfentsafter: Geräte von Marken wie WMF oder Weck extrahieren den Saft schonend durch aufsteigenden Dampf. Der große Vorteil: Der gewonnene Saft ist bereits klar und pasteurisiert, was das Abfüllen in sterile Flaschen enorm vereinfacht und die Haltbarkeit maximiert.

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Der letzte Schliff: Aromen, die den Holunder lieben. Statt den Saft pur zu belassen, entfaltet er mit den richtigen Partnern sein ganzes Potenzial. Ein Hauch von diesen Zutaten, mitgekocht in den letzten 15 Minuten, schafft Tiefe:

  • Einige Streifen Bio-Zitronen- oder Orangenschale für eine frische, zitrische Note.
  • Eine Zimtstange und zwei Sternanis für ein wärmendes, weihnachtliches Gefühl.
  • Ein kleiner Zweig Rosmarin für eine überraschende, harzige Komponente.
  • Ein paar Scheiben frischer Ingwer für eine angenehme Schärfe, ideal für die Erkältungszeit.
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Wichtiger Punkt: Die Flaschen müssen absolut keimfrei sein, um den Saft über Monate haltbar zu machen. Der Trick ist, die sauberen Flaschen und Deckel kurz vor dem Abfüllen für etwa 15 Minuten bei 120°C im Backofen zu sterilisieren. Den heißen Saft dann direkt in die heißen Flaschen füllen und sofort verschließen. So entsteht ein Vakuum, das Bakterien keine Chance lässt.

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  • Verwandelt Sekt in einen „Holler-Royal“.
  • Ergibt mit heißem Wasser einen perfekten Winterpunsch.
  • Verfeinert Wildsaucen oder Rotkohl.
  • Dient als Topping für Grießbrei oder Vanilleeis.

Das Geheimnis? Ein Löffel Ihres selbstgemachten Holundersaftes oder -sirups kann einfache Gerichte in etwas Besonderes verwandeln.

Wohin mit dem Beerentrester, der nach dem Entsaften übrig bleibt? Auf keinen Fall wegwerfen! Passieren Sie ihn durch ein feines Sieb, um die Kerne zu entfernen. Das so gewonnene dicke Mus kann als Basis für einen Brotaufstrich dienen (einfach mit Gelierzucker aufkochen) oder unter einen Schokoladenkuchenteig gemischt werden, um ihm eine unglaublich saftige und fruchtige Note zu verleihen.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.