Koriander anbauen ohne Frust: Dein ultimativer Guide für eine Top-Ernte

von Angela Schmidt
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Ganz ehrlich? Koriander ist so eine Sache für sich. Entweder man liebt ihn oder man findet, er schmeckt nach Seife. Dazwischen gibt’s kaum was. Aber egal, zu welchem Team du gehörst: Wenn man ihn im Garten oder auf dem Balkon anbauen will, treibt er viele zur Verzweiflung. Erst wächst er super an und kaum schaut man weg, schießt er in die Höhe und bildet nur noch mickrige Blättchen. Kommt dir bekannt vor?

Keine Sorge, das ist kein Hexenwerk. Das Problem liegt meistens gar nicht bei dir, sondern im Verständnis für diese kleine Diva unter den Kräutern. Viele wollen einfach nur das leckere, grüne Kraut (nennt man ja auch Cilantro), erwischen aber Samen, die eigentlich für die Gewürzproduktion gedacht sind. Oder sie säen zur völlig falschen Zeit. Koriander ist nämlich kein großer Fan von Bullenhitze und ewig langen Sommertagen. Wenn man das einmal verstanden hat, wird’s plötzlich ganz einfach.

Also, lass uns das mal Schritt für Schritt angehen. Ich zeig dir, wie du eine fette Blatternte einfährst und – wenn du willst – auch noch deine eigenen Koriandersamen fürs Gewürzregal gewinnst. Ohne Fachchinesisch, dafür mit Tipps, die wirklich funktionieren.

Koriander Pflanzen lexikon
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Das Koriander-Geheimnis: Warum er macht, was er macht

Um Koriander zu meistern, müssen wir kurz verstehen, wie er tickt. Die Pflanze hat nur ein Ziel im Leben: sich fortpflanzen. Das macht sie, indem sie Blüten und dann Samen bildet. Diesen Prozess nennt man „Schossen“.

Zwei Dinge geben ihm das Signal „Los geht’s, Zeit für Babys!“:

  1. Lange Tage: Sobald die Tage im späten Frühling und Sommer länger werden, denkt die Pflanze, es sei Zeit für die Blüte.
  2. Stress: Zu viel Hitze, zu wenig Wasser oder Nährstoffmangel signalisieren der Pflanze Panik. Bevor sie eingeht, will sie schnell noch Samen produzieren.

Unser Job ist es also, die Pflanze auszutricksen. Für eine reiche Blatternte wollen wir sie so lange wie möglich in ihrer „jugendlichen“ Wachstumsphase halten. Für die Samenernte hingegen schubsen wir sie gezielt in Richtung Blüte. Klingt logisch, oder?

Die Vorbereitung: Das A und O für den Erfolg

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Das gilt beim Kochen und erst recht beim Gärtnern.

Koriander Pflanzen nützlich
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Die richtige Sorte ist entscheidend

Im Baumarkt greift man oft zum erstbesten Samentütchen. Meistens ist das aber Standard-Gewürzkoriander, der genetisch darauf programmiert ist, schnell zu schießen. Für die Blatternte ist das natürlich Murks. Du musst gezielt nach Sorten suchen, die als „schossfest“ oder „langsam schießend“ beschrieben werden.

Hier mal ein paar Beispiele, nach denen du Ausschau halten kannst:

  • Langsam schießende Sorten: Diese sind ideal für die Blatternte. Sie wachsen oft buschiger, haben ein intensives Aroma und bleiben viel länger in der Wachstumsphase, bevor sie an die Blüte denken. Perfekt für Topf und Balkon.
  • ‚Confetti‘: Eine interessante Sorte mit ganz feinen, farnartigen Blättern. Der Geschmack ist etwas milder, also super für Leute, denen normaler Koriander zu intensiv ist.
  • Standard-Sorten: Wenn auf der Packung nichts Besonderes vermerkt ist, kannst du davon ausgehen, dass sie eher für die Samenernte gedacht sind. Geht natürlich auch für Blätter, aber du musst schneller sein mit der Ernte.

Kleiner Tipp: Diese Spezialsamen findest du seltener im Supermarkt. Schau lieber online bei spezialisierten Saatguthändlern oder in gut sortierten Gärtnereien. Die Investition von ein, zwei Euro mehr lohnt sich absolut!

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Standort und Boden: Koriander hasst nasse Füße

Koriander mag es sonnig, aber nicht unbedingt die pralle Mittagssonne im Hochsommer. Der Boden ist das Wichtigste: Er muss locker und durchlässig sein.

Im Gartenbeet ist ein Platz super, der im Sommer zur Mittagszeit etwas Schatten von einer größeren Pflanze abbekommt. Wenn du schweren Lehmboden hast, musst du ihn unbedingt mit Sand und reifem Kompost aufbessern. Staunässe ist der Todfeind jeder Korianderwurzel.

Im Topf auf dem Balkon hast du die volle Kontrolle. Hier eine kleine Einkaufsliste für den Start:

  • Topf: Mindestens 20-25 cm tief, da Koriander eine Pfahlwurzel bildet (ca. 5-10 €).
  • Saatgut: Eine schossfeste Sorte (ca. 3-4 €).
  • Erde: Ein Sack gute, torffreie Kräuter- oder Gemüseerde (ca. 5-8 €).
  • Drainage: Eine Handvoll Blähton oder kleine Kiesel für den Topfboden (ca. 2 € aus einem größeren Sack).

Misch die Erde ruhig noch mit etwas Sand, falls du welchen hast. Das macht sie noch lockerer. Wichtig: Der Topf MUSS ein Abzugsloch haben!

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Aussaat wie ein Profi: Timing ist alles

Viele säen Koriander einfach im Mai mit allen anderen Kräutern aus. Für eine gute Blatternte ist das aber oft schon zu spät.

  • Für die Frühlingsernte: Säe von Ende März bis Anfang Mai.
  • Für die Herbsternte (der Geheimtipp!): Säe von Ende Juli bis Anfang September. Die Tage werden kürzer und die Nächte kühler – das sind perfekte Bedingungen! Der Koriander wächst dann langsamer, aber viel kräftiger und schießt so gut wie gar nicht.
  • Für die Samenernte: Hier ist die Aussaat im April/Mai genau richtig. Die langen Sommertage regen die Blüte an, was wir ja dann wollen.

Die Samen etwa 1-2 cm tief in die Erde legen, locker mit Erde bedecken und leicht andrücken. Dann vorsichtig angießen. Halte die Erde in den nächsten ein bis zwei Wochen gleichmäßig feucht, aber nicht matschig. Übrigens: Du kannst damit rechnen, dass du nach etwa 4-6 Wochen die ersten Blättchen ernten kannst.

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Pflege und Düngung: Weniger ist hier definitiv mehr

Koriander ist eigentlich ziemlich pflegeleicht. Der häufigste Fehler ist zu viel des Guten.

Gießen: Mach die Fingerprobe. Steck einen Finger 2-3 cm tief in die Erde. Wenn sie trocken ist, gießt du. Wenn nicht, wartest du. Gieße am besten direkt auf die Erde und nicht über die Blätter, um Pilzkrankheiten vorzubeugen.

Düngen: Koriander braucht kaum Nährstoffe. Der Kompost in der Erde vom Start reicht meistens völlig aus. Wenn du zu viel düngst, werden die Blätter zwar groß, aber auch wässrig im Geschmack und ein Festmahl für Blattläuse. Sollten die Blätter mal blass aussehen, gib eine ganz schwache Dosis organischen Flüssigdünger. Eine verdünnte Brennnesseljauche ist super. Achtung: Immer stark verdünnen, etwa im Verhältnis 1 Teil Jauche auf 10 Teile Wasser, sonst verbrennst du die Wurzeln.

Die Ernte und was du danach damit machst

Endlich ist es so weit! Aber wie erntet man richtig, um möglichst lange was davon zu haben?

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Blatternte für frischen Genuss

Sobald die Pflanzen etwa 15 cm hoch sind, kannst du loslegen. Wende die „Cut-and-come-again“-Methode an: Zupfe oder schneide immer die äußeren, größten Blätter mit Stiel ab. Das Herz der Pflanze in der Mitte lässt du stehen. Von dort wächst sie immer wieder nach. Ernte nie mehr als ein Drittel der Pflanze auf einmal, um sie nicht zu schwächen.

Samenernte für die Gewürzmühle

Wenn die Pflanze geblüht hat und sich kleine grüne Kugeln bilden, lass sie einfach reifen. Sobald sie braun werden und würzig duften, wenn du sie zerreibst, sind sie perfekt. Schneide die ganzen Stängel ab, bündle sie und hänge sie kopfüber an einem trockenen Ort auf. Leg am besten eine Zeitung drunter, um die Samen aufzufangen. Nach 1-2 Wochen kannst du sie einfach abreiben und in einem Glas aufbewahren.

Aufbewahrung der Ernte

Du hast mehr geerntet, als du sofort brauchst? Kein Problem.

  • Frische Blätter: Stell die Stängel wie einen Blumenstrauß in ein Glas mit etwas Wasser. Im Kühlschrank hält sich das ein paar Tage.
  • Einfrieren: Das ist die beste Methode zur Konservierung! Hacke die Blätter (mit Stielen!) und friere sie in Eiswürfelbehältern mit etwas Wasser oder Olivenöl ein. So hast du perfekte Portionen für Currys, Suppen oder Saucen.
  • Trocknen: Ehrlich gesagt, das kannst du dir sparen. Getrockneter Blattkoriander verliert fast sein gesamtes Aroma und schmeckt nur noch nach Heu.
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Erste Hilfe für den Supermarkt-Koriander

Ach ja, der gekaufte Koriander im Topf… Man bringt ihn nach Hause und drei Tage später lässt er traurig den Kopf hängen. Das liegt nicht an dir! Diese Töpfe sind extrem überfüllt. Hunderte Pflänzchen kämpfen auf engstem Raum um Licht, Wasser und Nährstoffe. Das ist ein Wettlauf, den sie nur verlieren können.

Dein Rettungsplan:

  1. Nimm den ganzen Ballen vorsichtig aus dem Plastiktopf.
  2. Teile den Wurzelballen behutsam in 4-6 kleinere Stücke (sogenannte Tuffs).
  3. Topfe jedes dieser Stücke in einen eigenen, größeren Topf mit frischer Kräutererde.
  4. Gut angießen und ein paar Tage im Halbschatten erholen lassen.

So gibst du den Pflanzen eine echte Überlebenschance und hast am Ende viel mehr davon!

Typische Probleme schnell gelöst

  • Problem: Koriander schießt sofort in die Höhe.
    Lösung: Du hast wahrscheinlich zur falschen Zeit gesät oder eine ungeeignete Sorte. Probiere es im Spätsommer nochmal mit einer schossfesten Sorte und sorge für gleichmäßige Feuchtigkeit.
  • Problem: Keimlinge werden gelb und kippen um.
    Lösung: Zu nass! Die Wurzeln sind erstickt. Gieße weniger und sorge für eine gute Drainage im Topf.
  • Problem: Die Pflanzen sind lang und dünn (spargelig).
    Lösung: Klassischer Lichtmangel. Stell sie an einen helleren Ort. Wenn du im Winter auf der Fensterbank anbauen willst, ist eine einfache LED-Pflanzenlampe mit Tageslichtspektrum oft die einzige Lösung. Solche Klemmlampen gibt es schon für 20-30€ und sie machen einen riesigen Unterschied.
Koriander Pflanzen bund

Zum Schluss noch ein Gedanke…

Koriander anzubauen ist eine super Sache, die einfach ein bisschen Fingerspitzengefühl verlangt. Sieh das Schossen nicht als Niederlage, sondern als natürlichen Prozess. Nutze ihn doch einfach, um deine eigenen Gewürzsamen zu ernten – der Duft von frisch gemörsertem Koriander ist unbezahlbar und mit nichts aus dem Supermarkt zu vergleichen.

Also, trau dich ran, probier es aus und hab keine Angst vor Fehlern. Jeder Versuch macht dich klüger. Und genau darum geht’s doch beim Gärtnern, oder?

Bildergalerie

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Etwa 14 % der Europäer empfinden den Geschmack von Koriander als seifig – ein Phänomen, das in ihren Genen verankert ist.

Keine Einbildung! Forscher haben herausgefunden, dass eine Variation im Geruchsrezeptor-Gen OR6A2 dafür verantwortlich ist. Dieses Gen macht bestimmte Personen besonders empfindlich für Aldehyde, chemische Verbindungen, die sowohl in Korianderblättern als auch in Seife vorkommen. Für den Rest der Welt schmeckt’s einfach nur frisch und zitronig.

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Die Ernte war erfolgreich, das Grün leuchtet – und jetzt? Frischer Koriander hält sich im Kühlschrank oft nur wenige Tage. Mit diesen Tricks verlängerst du das Aroma für deine Küche:

  • Die Bouquet-Methode: Die Stängel wie einen Blumenstrauß in ein Glas mit etwas Wasser stellen, eine Plastiktüte locker darüber stülpen und ab in den Kühlschrank. So bleibt er bis zu einer Woche frisch.
  • Aroma-Eiswürfel: Das Kraut fein hacken und in Eiswürfelbehälter füllen. Mit Olivenöl oder Wasser aufgießen und einfrieren. Die perfekten Portionswürfel für Suppen, Saucen oder Pfannengerichte!

Fürs Blatt oder fürs Korn? Die Sorte entscheidet über den Erfolg. Wer üppiges Grün für Guacamole oder Currys will, sollte gezielt nach „Blattkoriander“ suchen.

Option A (Blattkoriander): Sorten wie ‚Leisure‘ oder ‚Calypso‘ sind „schossfest“. Das heißt, sie wurden darauf gezüchtet, möglichst lange Blätter zu bilden, bevor sie in die Blüte gehen. Perfekt für die laufende Ernte auf dem Balkon.

Option B (Gewürzkoriander): Sorten wie ‚Marino‘ gehen schneller in die Blüte. Das ist kein Nachteil, sondern gewollt! Hier liegt der Fokus auf der Produktion der aromatischen Samenkörner für die Gewürzmühle.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.