Dein Homeoffice macht dich kaputt? Ein Profi packt aus

von Mareike Brenner
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Mehr als nur ein Tisch und ein Stuhl: Dein Arbeitsplatz, neu gedacht

Seit gefühlt einer Ewigkeit baue ich in meiner Werkstatt Schreibtische und richte Arbeitsplätze ein. Für große Büros, aber auch für Leute wie dich und mich, die sich zu Hause eine Ecke schaffen wollen, in der man wirklich was gebacken kriegt. Und wenn ich in all den Jahren eines gelernt habe, dann das: Ein guter Arbeitsplatz ist kein Zufall. Er ist das Ergebnis von ein bisschen Planung, solidem Wissen und ja, auch ein wenig Handwerk.

Ehrlich gesagt, die meisten Tipps im Netz kratzen nur an der Oberfläche. Eine schöne Pflanze hier, ein aufgeräumter Stiftehalter da – alles nett, aber das löst nicht das eigentliche Problem. Heute will ich mal aus dem Nähkästchen plaudern und dir die Dinge verraten, die wirklich einen Unterschied machen. Das ist kein Gerede, das ist pure Praxis. Lass uns mal über die drei größten Fehler sprechen, die ich fast überall sehe:

homeoffice tipps fur das arbeitszimmer
  • Fehler

    1: Am Stuhl sparen. Das ist, als würde man ein Haus auf ein wackeliges Fundament bauen. Geht nicht lange gut.

  • Fehler

    2: Die Tischhöhe ignorieren. Die meisten arbeiten an Tischen, die entweder zu hoch oder zu niedrig sind – eine Einladung für Nackenschmerzen.

  • Fehler #3: Licht und Akustik für Deko halten. Schlechte Beleuchtung und hallende Räume sind Konzentrationskiller Nummer eins.

Aber keine Sorge, das kriegen wir alles in den Griff.

Der Grundstein: Dein Schreibtisch

Der Schreibtisch ist das Herzstück deiner Arbeit. Hier verbringst du Stunden. Wenn das Ding wackelt, zu klein ist oder sich einfach falsch anfühlt, leidet deine Konzentration und auf lange Sicht auch dein Körper. Die Wahl des Tisches ist also eine verdammt wichtige Entscheidung.

Die richtige Höhe ist keine Raketenwissenschaft

Vergiss pauschale Angaben wie „72 cm sind Standard“. Die perfekte Höhe hängt einzig und allein von deinem Körper und deinem Stuhl ab. Es gibt eine simple Handwerker-Faustregel: Setz dich gerade auf deinen Stuhl, die Füße flach auf dem Boden. Lass die Arme locker hängen und winkle dann die Unterarme im 90-Grad-Winkel an, parallel zum Boden. Genau diese Höhe – vom Boden bis zu deinen Ellenbogen – ist die ideale Höhe für deine Tischplatte. So liegen die Unterarme locker auf und du ziehst nicht unbewusst die Schultern hoch.

Bei den meisten Leuten liegt dieser Wert irgendwo zwischen 72 und 78 cm. Und genau deshalb sind höhenverstellbare Schreibtische so genial. Das ist keine Modeerscheinung, sondern die logische Antwort auf unterschiedliche Körpergrößen. Ein gutes elektrisches Gestell bekommst du online oder im Fachhandel so zwischen 300 und 600 Euro. Achte darauf, dass es auch in der höchsten Position stabil steht. Ein leiser, sanfter Motor ist dabei übrigens oft ein Zeichen für gute Qualität.

Und noch was: Die Tiefe der Platte sollte mindestens 80 cm betragen. Warum? Ganz einfach: Deine Augen brauchen einen Abstand von 60 bis 80 cm zum Monitor. Bei einer zu schmalen Platte sitzt du entweder zu nah dran oder hast keinen Platz mehr, um deine Handgelenke entspannt abzulegen. Beides führt über kurz oder lang zu Verspannungen.

Tischplatten: Was du fühlst und was es aushält

Als jemand, der täglich mit Holz arbeitet, liebe ich natürlich Massivholz. Eine Platte aus Eiche oder Esche fühlt sich einfach warm und lebendig an. Sie ist extrem robust, und wenn mal ein Kratzer reinkommt, schleift man sie einfach ab und ölt sie neu. So ein Tisch hält ein Leben lang. Der Haken? Er ist schwer und braucht ein bisschen Pflege. Eine geölte Platte will ab und zu nachgeölt werden. Preislich liegst du hier für eine gute Platte bei etwa 150 bis 250 € pro Quadratmeter.

Die günstige und absolut pflegeleichte Alternative sind melaminharzbeschichtete Platten – der Bürostandard. Die Oberfläche ist quasi unzerstörbar und superleicht zu reinigen, fühlt sich aber auch etwas kalt und „tot“ an. Einmal richtig beschädigt, kann man sie nicht mehr reparieren. Dafür sind sie unschlagbar im Preis, oft schon für 30 bis 60 € pro Quadratmeter zu haben.

Mein persönlicher Geheimtipp, ein super Kompromiss, ist Linoleum. Das ist ein Naturprodukt, das sich fast samtig und wunderbar warm anfühlt. Kleine Kratzer verschwinden mit der Zeit oft von selbst. Außerdem ist es antibakteriell und extrem langlebig. Preislich liegt es mit 90 bis 150 € pro Quadratmeter genau dazwischen und ist meiner Meinung nach jeden Cent wert.

Kleiner Tipp vom Profi: Achte auf die Kanten! Eine scharfe Kante drückt unangenehm auf die Unterarme. Eine ganz leicht abgerundete Kante ist viel bequemer und macht im Alltag einen riesigen Unterschied.

Der Stuhl: Dein allerwichtigstes Werkzeug

Mal ehrlich: Du würdest auch keinen Hammer mit einem wackeligen Stiel benutzen. Dein Bürostuhl ist dein wichtigstes Werkzeug. Hier zu sparen ist der größte Fehler überhaupt. Die Quittung sind Rückenschmerzen, Kopfweh und miese Konzentration.

Die Mechanik für einen gesunden Rücken

Ein guter Stuhl ist eine Maschine, die deinen Körper stützt. Das Zauberwort heißt „Synchronmechanik“. Das bedeutet nichts anderes, als dass sich die Rückenlehne beim Zurücklehnen stärker neigt als die Sitzfläche. Dadurch öffnet sich dein Hüftwinkel, die Bandscheiben werden entlastet und die Durchblutung angeregt. Stühle, bei denen sich nur die Lehne kippen lässt, sind Schrott. Sie erzeugen den sogenannten „Hemdauszieheffekt“ – dein Rücken rutscht an der Lehne hoch und die wichtige Stütze im Lendenbereich sitzt plötzlich falsch.

Ein guter Stuhl bewegt sich mit dir.

Dein Stuhl in 5 Minuten perfekt eingestellt

Du hast einen guten Stuhl, weißt aber nicht, wie du ihn einstellen sollst? Kein Problem, das geht ganz schnell:

  1. Sitzhöhe: Setz dich ganz nach hinten und stell die Höhe so ein, dass deine Füße komplett flach auf dem Boden stehen und deine Knie ungefähr im 90-Grad-Winkel sind.
  2. Sitztiefe: Rutsch wieder ganz nach hinten. Zwischen deiner Kniekehle und der Vorderkante der Sitzfläche sollten jetzt noch etwa drei Finger breit Platz sein. Das ist wichtig, damit die Blutzirkulation nicht abgeschnürt wird.
  3. Lordosenstütze: Das ist die Wölbung unten in der Rückenlehne. Sie muss genau in der natürlichen Kurve deines unteren Rückens (deiner Lordose) sitzen. Fühlt sich am Anfang vielleicht komisch an, ist aber goldrichtig.
  4. Armlehnen: Stell sie so hoch ein, dass deine Schultern komplett entspannt sind, wenn deine Unterarme locker aufliegen. Sie sind nicht nur Deko, sie entlasten deine Nackenmuskulatur enorm!

Ach ja, und wenn du einen Stuhl kaufst: Geh in ein Fachgeschäft und sitz Probe! Ein guter Stuhl mit den nötigen Zertifikaten (achte auf das „GS-Zeichen“) fängt bei etwa 350 € an, nach oben ist die Skala offen. Denk auch an die Rollen: Es gibt weiche für harte Böden (Parkett, Fliesen) und harte für weiche Böden (Teppich). Die falschen Rollen können deinen Boden ruinieren.

Licht & Akustik: Futter für Augen und Ohren

Mit stumpfem Werkzeug zu arbeiten ist mühsam. Mit schlechtem Licht auch. Es macht die Augen müde, führt zu Kopfschmerzen und killt die Konzentration. Genauso ist es mit Lärm.

So vermeidest du Blendung und Schatten

Die goldene Regel: Positioniere deinen Schreibtisch immer seitlich zum Fenster. So fällt das Tageslicht von der Seite ein und blendet weder dich noch deinen Monitor. Eine einzelne, grelle Deckenlampe ist übrigens eine ganz schlechte Idee. Sie wirft harte Schatten.

Besser ist eine Kombination aus drei Lichtquellen:

  • Grundbeleuchtung: Sanftes, indirektes Licht, das den ganzen Raum füllt.
  • Arbeitsplatzleuchte: Eine verstellbare Schreibtischlampe. Für Rechtshänder steht sie links, für Linkshänder rechts – so wirfst du dir selbst keinen Schatten.
  • Tageslicht: Nutze es, so viel du kannst. Es ist das Beste für unsere Augen.

Gut zu wissen: Bei der Lampe auf die Farbtemperatur achten (in Kelvin, K). Alles unter 3300 K ist gemütlich-warm, kann aber müde machen. Über 5300 K wird es sehr kühl, fast wie im Labor. Ideal für die Arbeit ist oft Neutralweiß mit ca. 4000 K – das fördert die Konzentration.

Mach deinen Raum zur Ruhe-Oase

Hallt es in deinem Zimmer? Das liegt an harten, glatten Oberflächen wie Wänden, Fenstern und Holzböden, die den Schall reflektieren. Die Lösung? Weiche, poröse Materialien, die den Schall „schlucken“.

  • Der einfachste Trick: Ein dicker Teppich unter dem Schreibtisch wirkt Wunder. Schwere Vorhänge tun das Gleiche für die Fenster.
  • Bücherregale sind deine Freunde: Ein gut gefülltes Bücherregal mit seinen unregelmäßigen Buchrücken bricht und streut die Schallwellen. Eine glatte Schranktür hingegen wirft den Schall direkt zurück.
  • Wenig bekannter Trick: Wenn’s schnell gehen muss und nichts kosten darf, leg einfach ein paar große Kissen oder eine dicke Wolldecke in eine leere, harte Raumecke. Das bricht den Schall sofort und verbessert die Akustik spürbar.

Ordnung, Luft & schnelle Verbesserungen

Ein chaotischer Arbeitsplatz führt zu einem chaotischen Kopf. Das ist keine Esoterik, das ist eine Tatsache. Ordnung heißt aber nicht, dass der Tisch leer sein muss. Es heißt, dass alles Wichtige griffbereit ist und der Rest einen festen Platz hat.

Schnelle Verbesserungen für unter 50 Euro

Du willst nicht gleich alles neu kaufen? Kein Problem. Hier sind ein paar günstige Upgrades mit maximaler Wirkung:

  • Ein Monitorständer: Bring deinen Bildschirm auf Augenhöhe. Dein Nacken wird es dir danken. Ganz ehrlich, zur Not tut’s auch ein Stapel dicker Bücher. Funktioniert genauso gut, sieht nur nicht so schick aus.
  • Eine Fußstütze: Besonders für kleinere Menschen ein absoluter Game-Changer, weil die Füße dann stabil stehen. Gibt’s schon ab ca. 20 €.
  • Eine gute Schreibtischlampe: Eine verstellbare LED-Lampe mit der richtigen Lichtfarbe macht einen riesigen Unterschied. Eine gute Investition für 30 bis 50 €.
  • Kabelmanagement: Eine einfache Kabelwanne zum Anschrauben unter die Tischplatte kostet vielleicht 15 € im Baumarkt oder bei IKEA und beendet den Kabelsalat sofort. Sieht besser aus und ist sicherer.

Und denk dran: Alle ein, zwei Stunden mal für 5 Minuten die Fenster weit aufreißen (Stoßlüften!). Das bringt mehr Sauerstoff ins Gehirn als jeder Kaffee.

Wann doch der Profi ran muss

Natürlich kannst du vieles selbst machen. Aber manchmal ist es schlauer, sich Hilfe zu holen. Zum Beispiel, wenn du eine Nische perfekt ausnutzen willst und eine maßgefertigte Lösung brauchst – da ist ein Tischler gefragt. Oder wenn neue Steckdosen verlegt werden sollen, ist das ein klarer Fall für den Elektriker. Pfusch an der Elektrik ist lebensgefährlich. Und wenn du trotz allem noch Schmerzen hast, kann eine Beratung durch einen Ergonomie-Experten sinnvoll sein.

Ich hoffe, diese Einblicke aus der Werkstatt helfen dir dabei, deinen Arbeitsplatz zu einem Ort zu machen, an dem du nicht nur produktiv bist, sondern dich auch richtig wohlfühlst. Denn genau das ist die Basis für jede gute Arbeit.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.