Faszien – die geheimnisvolle Intelligenz unseres Körpers
Bis vor kurzem fast unbekannt und vernachlässigt sind Faszien seit einiger Zeit schon in aller Munde. Nicht nur Heilpraktiker und Physiotherapeuten, sondern auch immer mehr Ärzte sind schon fest davon überzeugt, dass diese eine bedeutende Rolle im Körper haben und für akute und chronische Schmerzen verantwortlich sein können. Warum ist das so, was kann man dabei tun und was überhaupt Faszien sind, erfahren Sie heute bei uns.
Faszien – das Geheimnis unserer Flexibilität und Beweglichkeit
Was sind Faszien?
Faszien kann man als hauchdünnes und doch extrem reißfestes Bindegewebe beschreiben. Diese umhüllen alle unsere Muskeln, Knochen, Sehnen und Organe, indem sie sie gleichzeitig voneinander ausgrenzen und zusammenhalten. Faszien sind also für die Standhaftigkeit unseres Körpers zuständig, denn sie sorgen für den nötigen inneren Spannungsgrad. Gesunde Faszien haben außerdem eine hohe Gleitfähigkeit und erlauben von daher das unproblematische Ausführen von jeglichen Muskelbewegungen. Durchs Faszien-Netz im Körper verläuft auch der so wichtige Lymphfluss. Dieser versorgt nämlich unsere Zellen mit frischen Nährstoffen und leitet die giftigen Reststoffen aus. Elastische Faszien ermöglichen der Lymphe nicht nur ihre optimale Funktion, sondern können diese sogar stimulieren.
Das empfindliche Bindegewebe hat seine eigene Intelligenz
Nicht umsonst werden Faszien schon von vielen Experten „Körperintelligenz“ genannt. Denn in diesem Gewebe befinden sich nachweislich extrem viele Rezeptoren, die direkt mit unserem vegetativen Nervensystem verbunden sind. Dieses System ist für unbewusste Körperfunktionen zuständig wie Herzschlag, Verdauung, Schwitzen usw. Auch die große Menge an Nervenenden, die in den Faszien zu finden sind, erklären warum dieses Gewebe so viel mit Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen zu tun hat. Vor allem dann, wenn Faszien verzerrt werden oder verkleben, bekommt man es am stärksten zu spüren.
Das hauchdünne Gewebe bildet unterschiedliche Strukturen
Was kann man bei verklebten Faszien unternehmen?
Warum verkleben Faszien überhaupt? Die Gründe können unterschiedlich sein. Sehr oft liegt es an Bewegungsmangel, Stress oder einseitigen Bewegungen. Schon- oder Fehlhaltungen werden oft dabei eingenommen und die Folge ist, dass unser Bindegewebe mit der Zeit zähe und porös wird. Dann schmerzt nicht nur dieses selbst, sondern es verliert an Gleitfähigkeit und kann bei der Bewegung der Muskeln nicht mehr die nötige Flexibilität bieten. Chronische und akute Rückenschmerzen wie beim Hexenschuss sind oft die Folge. Zu lange wurde vermutet, dass dafür Bandscheiben oder Muskeln die einzige Ursache sind. Heutzutage sind selbst innovative Chirurgen der Meinung, dass vor allem die Faszien daran schuld sind.
Selbst Fußschmerzen könnten daran liegen
Abgesehen von schwersten Fällen, die nur mit OPs zu behandeln sind, gibt es zum Glück auch einige andere, gut bewehrte Methoden, die als Faszientherapie gelten und Faszien lösen können. Eine relativ neuere Behandlungsmethode, die von einem US-Osteopathen entwickelt wurde, ist das sogenannte Fasziendistorsionsmodell (FDM). Dabei wird sowohl visuell als auch manuell gearbeitet. Als Nachteil kann man hier erwähnen, dass viele Patienten die manuelle Therapie als relativ stark und unangenehm empfinden.
Gute manuelle Therapien können bei akuten und chronischen Schmerzen helfen
Eine sanftere Methode ist die Myofascial-Release-Behandlung. Bei dieser sind die Griffe viel leichter und dazu kommen noch angenehme Dehnungsbewegungen. Die Akupunktur und die Bowen Therapie punkten in Sachen Faszien lösen ebenso mit gutem Ruf, obwohl diese wie auch die vorherigen Methoden wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht wurden.
Ein tolles Hilfsmittel bei Rücken-, Schulter-, oder Nackenschmerzen ist ebenso die schon fast trendig gewordene Faszienrolle. Diese Rolle aus hartem Schaumstoff massiert sanft unser Bindegewebe und sorgt dafür, dass es intakt und flexibel bleibt. Auch bei verklebten Faszien können einfache Übungen mit der Rolle große Linderung verschaffen.
Sie können auf diese Weise mit Rücken, Nacken und Gesäß entspannt und kontrolliert auf dem Boden rollen
Faszien Yoga als Linderung und Vorbeugung von Schmerzen
Immer mehr Yoga-Studios bieten schon ganz gezielt Unterrichtstunden, die Faszien Yoga heißen. Diese unterscheiden sich um einiges von dem klassischen Hatha-Yoga-Unterricht. Dabei sind nämlich die Dehnungsübungen viel intensiver. Die Asanas werden länger gehalten und oft wird es auch gewippt oder geschwungen. Außerdem geht man durch ein sanftes Yoga-Flow und bleibt die ganze Zeit viel aktiver.
Der Sonnengruß – ein klassischer Beispiel auch für Faszien Yoga
Wheel-Yoga wird auch sehr oft in diesem Zusammenhang angeboten
Auch andere Praktiken wie Qi Gong, Thai Chi und Pilates sind für ein Faszientraining perfekt geeignet. Tanzen und Schwimmen sind zwei weitere, besonders sanfte Sport- und Unterhaltungsvarianten, die auch nebenbei für gesundes Bindegewebe sorgen. Selbst beim Joggen kann man etwas Gutes für seine Faszien tun und in unterschiedliche Richtungen laufen, Hüpfen oder mal zwischendurch ein paar Dehnungen integrieren.
Die Möglichkeiten sind zahlreich
Bleiben Sie einfach in Bewegung. Gönnen Sie sich jeden Tag eine gute Portion frische Luft und sanfte Dehnungsübungen. Vermeiden Sie chronischen Stress und einseitige Belastungen. Achten Sie auf eine gute Körperhaltung vor allem beim Arbeiten am Computer. Lernen Sie regelmäßig zu entspannen und Ihrem Körper und Ihrer Seele auch gut verdiente Pausen zu bieten. Pflegen Sie Ihre Faszien und bleiben Sie lebendig und gesund!
Mehr Bewegung heißt auch mehr Leben!