Nie wieder ein Fehlkauf: So findest du eine Strickjacke, die dich wirklich glücklich macht

von Adele Voß
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Eine Strickjacke ist doch so viel mehr als nur ein schnelles Teil, das man sich überwirft, wenn’s kühler wird, oder? Für mich ist sie ein echtes Statement – ein Stück Handwerk, das dich im besten Fall jahrelang begleitet. Nach unzähligen Stunden in der Werkstatt, in denen ich so ziemlich jedes Material in den Händen hatte, kann ich dir sagen: Qualität erkennst du nicht am Preisschild, sondern an den kleinen, feinen Details.

Vergiss die üblichen Modetipps. Die findest du an jeder Ecke. Ich will dir heute lieber das Insider-Wissen mitgeben, das man sonst nur im Handwerk lernt. So kannst du beim nächsten Shopping-Trip selbstbewusst entscheiden, ob eine Jacke ihr Geld wirklich wert ist und dir lange Freude bereiten wird. Es geht darum, bewusst zu kaufen und Qualität wertzuschätzen.

Das Herzstück: Warum das Material alles entscheidet

Alles fängt beim Garn an. Das ist die Seele jeder Strickjacke. Du kannst die beste Verarbeitung der Welt haben – wenn das Garn nichts taugt, war’s das. Kleiner Tipp für den Laden: Schließ mal kurz die Augen und fühl den Stoff. Er verrät dir fast alles, was du wissen musst.

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Wolle: Der ungeschlagene Klassiker

Wolle ist nicht gleich Wolle, da gibt es riesige Unterschiede. Reine Schurwolle ist ein echtes Naturtalent: atmungsaktiv, wärmt sogar, wenn sie leicht feucht ist, und hat eine geniale Selbstreinigungsfunktion. Oft reicht es völlig, die Jacke über Nacht an die frische Luft zu hängen.

  • Merinowolle: Superfeine Fasern, die absolut nicht kratzen. Perfekt für elegante Strickjacken, die du auch direkt auf der Haut tragen kannst. Eine gute Merino-Jacke fühlt sich weich und irgendwie „federnd“ an. Preislich solltest du hier mit ca. 80 € bis 150 € für ein gutes Stück rechnen.
  • Lammwolle (Lambswool): Die erste Schur vom jungen Schaf. Dadurch sind die Fasern besonders weich und elastisch. Ein fantastischer Allrounder für den Alltag – robust und trotzdem super angenehm.
  • Shetlandwolle: Die ist rauer, griffiger und hat Charakter. Extrem haltbar und unschlagbar warm. Ideal für rustikale Jacken, die gefühlt ein Leben lang halten.

Ach ja, und achte unbedingt aufs Etikett! Ein Schild, auf dem nur „Wollmischung“ ohne genaue Prozentangaben steht, ist oft ein Alarmsignal für einen hohen Anteil billiger Kunstfasern.

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Kaschmir: Der pure Luxus (wenn er echt ist)

Kaschmir ist ein Traum: unglaublich weich, federleicht und dabei super warm. Aber ganz ehrlich: Hier musst du aufpassen. Der Markt ist überschwemmt mit angeblichen Schnäppchen. Eine Kaschmir-Strickjacke für 50 €? Unmöglich. Da werden oft minderwertige, kurze Fasern verarbeitet, die extrem zu Pilling (diesen nervigen Knötchen) neigen und schnell die Form verlieren.

Echtes, langlebiges Kaschmir fängt selten unter 200 € bis 250 € an. Ein Qualitätsmerkmal ist die Fadenstärke. Wenn du etwas von „2-ply“ (2-fädig) liest, bedeutet das, dass zwei Fäden miteinander verdreht wurden – das macht das Gestrick dichter und haltbarer. Gutes Kaschmir fühlt sich substanziell an, nicht dünn oder flusig.

Baumwolle & Co.: Die leichten Alternativen

Baumwolle ist super für Frühling und Herbst, wärmt aber nicht so stark wie Wolle. Der größte Nachteil: Baumwollstrick leiert mit der Zeit gerne aus, besonders an den Ellbogen. Achte hier auf ein dichtes, festes Maschenbild. Ein kleiner Elasthan-Anteil (so um die 2-5 %) kann hier wahre Wunder wirken und die Form bewahren.

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Und was ist mit Kunstfasern?

Polyacryl, Polyester und Co. haben natürlich ihre Berechtigung. Sie sind günstig, farbecht und pflegeleicht. Aber seien wir ehrlich: Die Nachteile überwiegen meist. Du schwitzt darin schnell, sie laden sich statisch auf und das Gefühl auf der Haut ist oft etwas „plastikartig“. Mein Rat: Wenn du eine Investition für Jahre suchst, greif zu Naturfasern. Für ein Trendteil, das nur eine Saison überleben soll, ist eine Mischung vielleicht okay.

Die Verarbeitung: Hier zeigt sich die wahre Qualität

Ein gutes Material ist nur die halbe Miete. Die andere Hälfte ist die Verarbeitung. Mit ein paar gezielten Blicken kannst du sofort erkennen, ob du ein Schätzchen oder Schrott in der Hand hältst.

Der 10-Sekunden-Qualitäts-Check im Laden

Wenig Zeit? Kein Problem. Dreh die Strickjacke einfach auf links und schau dir an, wie die Ärmel am Körper angenäht sind. Diese eine Naht verrät dir fast alles über die Herstellungsqualität. Das ist der schnellste und ehrlichste Test!

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Es gibt nämlich zwei Methoden:

  • Die schnelle Methode („Cut and Sew“): Hier werden Teile aus einer großen Strickbahn ausgeschnitten und mit einer Overlockmaschine zusammengenäht. Das erkennst du an dicken, wulstigen Nähten, die oft nicht sehr elastisch sind. Der Fühl-Test: Fahr mal mit dem Finger über die Naht auf der Innenseite. Fühlt sie sich dick und steif an, fast wie bei einer Jeans? Dann ist es diese Methode.
  • Die hochwertige Methode („Fully Fashioned“): Hier wird jedes Teil (Vorderteil, Ärmel etc.) direkt in Form gestrickt und die Teile werden Masche für Masche miteinander verbunden („gekettelt“). Das Ergebnis ist eine superflache, saubere und elastische Naht, die sich perfekt ins Gestrick einfügt. Der Fühl-Test: Die Naht fühlt sich weich, flach und fast nahtlos an? Bingo! Das ist ein klares Zeichen für Top-Qualität.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Der Unterschied im Tragekomfort ist riesig. Eine „Fully Fashioned“-Jacke schmiegt sich an die Schultern an, während die andere oft unschöne Beulen wirft.

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Die Visitenkarte: Knöpfe und Bündchen

Schau dir die Details an. Fühlen sich die Knöpfe nach billigem Plastik an oder nach einem wertigen Material wie Horn oder Steinnuss? Ein guter Knopf hat Gewicht. Und wie sind die Knopflöcher? Sauber eingefasst oder nur aufgeschnittene Schlitze, die bald ausfransen? Profi-Tipp: Eine richtig gute Knopfleiste ist auf der Innenseite oft mit einem festen Band (Ripsband) unterlegt, damit sie stabil bleibt und sich nicht wellt.

Zieh auch mal leicht an den Bündchen. Springen sie sofort in ihre Form zurück? Perfekt. Bleiben sie schlaff und geweitet? Finger weg, das wird mit der Zeit nur schlimmer.

Die Passform: Warum die Schulter alles entscheidet

Die beste Qualität nützt nichts, wenn die Jacke nicht sitzt. Der allerwichtigste Punkt ist die Schulterpartie. Bei einem klassischen Schnitt sollte die Schulternaht genau auf deinem Schulterknochen enden. Sitzt sie tiefer auf dem Oberarm, ist die Jacke zu groß. (Bei Oversize-Schnitten ist das natürlich gewollt, aber auch da sollte der Stoff schön fallen.)

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Die Ärmel sollten bis zum Handgelenk reichen und dir genug Platz lassen, um noch eine Bluse darunter zu tragen, ohne dass es spannt. Achtung! Strickware lässt sich so gut wie gar nicht ändern. Eine Jacke enger oder kürzer zu machen, ist extrem aufwendig. Kauf sie also immer direkt in der richtigen Größe!

Pflege: So bleibt dein Lieblingsstück für immer schön

Eine gute Strickjacke ist eine Investition. Mit der richtigen Pflege hast du aber auch jahrelang was davon.

  • Weniger waschen ist mehr: Besonders Wolle und Kaschmir reinigen sich durch Lüften an der frischen Luft quasi von selbst. Ein bis zwei Wäschen pro Saison reichen oft völlig aus.
  • Wenn waschen, dann richtig: Handwäsche oder Wollwaschgang bei maximal 30 Grad. Und ganz wichtig: Nimm ein spezielles Wollwaschmittel! Normale Waschmittel zerstören die Wollfasern.
  • Niemals aufhängen: Nach dem Waschen das Wasser nur sanft ausdrücken, in ein Handtuch rollen und dann flach auf einem Wäscheständer trocknen. Aufgehängt verzieht sie sich durch das Gewicht des Wassers komplett.
  • Umgang mit Pilling: Diese kleinen Knötchen sind normal und kein Weltuntergang. Entferne sie vorsichtig mit einem elektrischen Fusselrasierer (gibt’s für 10-15 €) oder einem speziellen Wollkamm. Bitte nicht mit einem Einwegrasierer rangehen, die Gefahr für Löcher ist riesig!
  • Richtig lagern: Immer gefaltet im Schrank aufbewahren, niemals auf einem Bügel! Das Eigengewicht würde die Schultern über die Zeit ausleiern. Ein Säckchen Lavendel oder Zedernholz dazu und Motten haben keine Chance.
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Deine Checkliste für die Umkleidekabine

Hier nochmal das Wichtigste im Schnelldurchlauf, damit du im Laden gewappnet bist:

  1. Fühl den Stoff: Fühlt er sich gut an? Nicht kratzig oder „plastikartig“?
  2. Dreh sie auf links: Wie sehen die Nähte aus? Wulstig und steif oder flach und weich?
  3. Zieh am Bündchen: Springt es sofort zurück in die Form?
  4. Check die Knöpfe: Wirken sie wertig und sind sie fest angenäht?
  5. Prüf die Passform: Sitzt die Schulternaht richtig auf dem Schulterknochen?

Am Ende geht es nicht darum, immer das Teuerste zu kaufen. Es geht darum, den wahren Wert zu erkennen. Eine sorgfältig ausgewählte Strickjacke wird dich über Jahre hinweg wärmen und begleiten. Und das ist doch das schönste Gefühl, oder?

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Meine neue Strickjacke bekommt schon nach kurzer Zeit unschöne Knötchen – ist das immer ein Zeichen für schlechte Qualität?

Nicht unbedingt! Dieses Phänomen nennt sich „Pilling“ und entsteht, wenn sich kurze Fasern aus dem Garn lösen und verfilzen. Selbst hochwertiges Kaschmir neigt anfangs dazu. Der entscheidende Unterschied: Bei guter Qualität hört das Pilling nach den ersten paar Malen Tragen und Entfernen auf. Bei minderwertigen Synthetikmischungen hingegen ist es ein Dauerzustand. Ein Fusselrasierer (z.B. von Steamery oder Philips) oder ein spezieller Wollkamm entfernt die Knötchen schonend und lässt deine Jacke wieder wie neu aussehen.

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„Die globale Faserproduktion hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt, während die Nutzungsdauer von Kleidung um etwa 40 % gesunken ist.“ – Fakt basierend auf Berichten der Ellen MacArthur Foundation

Diese Zahlen verdeutlichen, warum die bewusste Entscheidung für eine langlebige Strickjacke mehr als nur eine Stilfrage ist. Es ist ein aktiver Schritt gegen den Kreislauf der Wegwerfmode. Eine gut gemachte Jacke aus robuster Shetlandwolle oder feinem Merino begleitet dich über Jahre, nicht nur eine Saison, und wird mit der Zeit sogar noch schöner und persönlicher.

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Der Knopf-Test: Ein oft übersehenes Detail, das Bände über die Sorgfalt der Herstellung spricht, ist der Knopf. Ein billiger, leichter Plastikknopf kann eine ansonsten hochwertige Jacke abwerten. Achte auf Knöpfe aus natürlichen Materialien. Sie fühlen sich nicht nur besser an, sondern zeugen auch von einem durchdachten Design. Echtes Horn, Perlmutt oder Corozo (Steinnuss) haben eine einzigartige Haptik und eine Tiefe, die den gesamten Charakter des Kleidungsstücks aufwertet.

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Eine hochwertige Wolljacke braucht weniger Pflege, als man denkt. Bevor du an Waschen denkst, probiere diese Schritte:

  • Lüften statt waschen: Wolle hat selbstreinigende Eigenschaften. Hänge die Jacke über Nacht an die frische Luft, um Gerüche zu neutralisieren.
  • Kalt und von Hand: Wenn eine Wäsche unumgänglich ist, dann nur in kaltem Wasser mit einem speziellen Wollwaschmittel (z.B. von Eucalan oder Sonett).
  • Liegend trocknen: Niemals auswringen oder aufhängen! Drücke das Wasser sanft aus, rolle die Jacke in ein Handtuch und trockne sie flach liegend auf einem Wäscheständer.
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Merinowolle: Der bekannte Allrounder, geschätzt für seine Weichheit und feine Textur direkt auf der Haut.

Alpakawolle: Die luxuriöse Alternative. Alpakafasern sind innen hohl, was sie bei geringerem Gewicht außergewöhnlich warm macht. Zudem enthalten sie kein Lanolin (Wollfett) und sind daher ideal für Allergiker und empfindliche Haut. Ein Cardigan aus Baby-Alpaka hat einen dezenten, seidigen Glanz und eine unvergleichliche Weichheit.

  • Sie behält auch nach häufigem Tragen perfekt ihre Form.
  • Sie ist widerstandsfähiger gegen Löcher und Abnutzung.
  • Sie fühlt sich substanziell und wertig an, nicht schlaff.

Das Geheimnis? Halte den Strickstoff gegen eine Lichtquelle. Ein dichtes, gleichmäßiges Maschenbild, durch das kaum Licht scheint, ist ein klares Qualitätsmerkmal. Es zeigt, dass viel Garn mit der richtigen Spannung verarbeitet wurde – ein Zeichen für eine langsame und sorgfältige Produktion.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.