Motor stottert im Frühling? Mein Werkstatt-erprobter Plan gegen die bleierne Müdigkeit
Jedes Jahr das gleiche Spiel, ich seh’s genau vor mir. Kaum kündigt sich der Frühling an, geht in der Werkstatt der Saft aus. Die Arbeit fließt nicht mehr, der eine oder andere Lehrling gähnt, als wär’s ansteckend, und die Konzentration ist im Keller. Und ganz ehrlich: Das ist brandgefährlich, wenn du mit schweren Maschinen hantierst. Wir nennen das bei uns im Spaß den „Werkstatt-Winterschlaf“, aber in Wahrheit ist es diese fiese Frühjahrsmüdigkeit.
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Sie erwischt so viele von uns, genau dann, wenn die Natur eigentlich wieder aufdreht. Man fühlt sich bleiern, kommt morgens kaum aus den Federn und schleppt sich durch den Tag. Das nervt nicht nur, es geht auch auf Kosten der Arbeitsqualität und, noch wichtiger, der Sicherheit.
Als Meister habe ich Verantwortung. Ein müder Kollege ist ein unkonzentrierter Kollege. Deshalb hab ich über die Jahre einen Plan entwickelt, der wirklich funktioniert. Kein Hokuspokus aus dem Internet, sondern handfeste, praktische Dinge, die sich im harten Alltag bewährt haben. Und das will ich hier teilen – nicht als Arzt, das bin ich beim besten Willen nicht, sondern als Praktiker, der sich und seine Leute jedes Jahr wieder flottkriegen muss.

Erstmal verstehen: Was ist da eigentlich im Körper los?
Bevor du ein Problem anpackst, musst du es verstehen, oder? Stell dir deinen Körper wie eine Fabrik vor. Im Winter lief die auf Sparflamme, alles schön runtergefahren. Jetzt im Frühling muss die ganze Produktion umgestellt werden, und dieser Systemwechsel kostet richtig Kraft.
1. Die Hormon-Baustelle
Zwei Hormone spielen die Hauptrolle: Melatonin, das Schlafhormon, das bei Dunkelheit produziert wird und uns müde macht. Davon hatten wir im Winter reichlich. Sein Gegenspieler ist Serotonin, das „Gute-Laune-Hormon“, das durch Tageslicht angekurbelt wird und uns Energie gibt.
Im Frühling schreit der Körper förmlich: „Mehr Licht! Weniger Melatonin, mehr Serotonin!“ Aber diese Umstellung ist ein riesiger logistischer Aufwand. Die Serotonin-Speicher sind leer, die Produktion muss erst anlaufen. Dieses hormonelle Chaos ist der Grund, warum wir uns trotz Sonnenschein oft wie erschlagen fühlen.
2. Der Kreislauf im Schleudergang
Dazu kommen die schwankenden Temperaturen. Mal kalt, mal fast sommerlich. Bei Wärme weiten sich unsere Blutgefäße, damit der Körper abkühlen kann. Das kannst du dir wie bei einem Gartenschlauch vorstellen: Wird der Durchmesser größer, sinkt der Druck. Genau das passiert mit unserem Blutdruck – er sackt ab. Das Ergebnis? Schwindel und dieses schlappe Gefühl. Dein Körper muss ständig gegensteuern, und das frisst Unmengen an Energie.

Wenn man das weiß, ist auch klar: Frühjahrsmüdigkeit ist keine Einbildung. Dein Körper leistet gerade Schwerstarbeit. Helfen wir ihm also dabei!
Mein Plan für den Alltag: Konkrete Maßnahmen, die was bringen
So, genug der Theorie. Jetzt wird’s praktisch. Das sind die Methoden, die bei mir und meinen Leuten wirklich einen Unterschied machen. Such dir raus, was für dich passt, aber zieh es konsequent durch. Einmal bringt gar nichts.
Morgens den Motor anwerfen
Der Start in den Tag entscheidet alles. Wer schon müde loslegt, hat schon verloren.
Die Wechseldusche: Ein kleiner Schock mit großer Wirkung
Ich geb’s zu, das kostet Überwindung. Aber nichts bringt den Kreislauf so zuverlässig auf Touren. Die Technik ist simpel: 1-2 Minuten warm duschen, dann für 15-30 Sekunden eiskalt abbrausen. Fang bei den Füßen an und arbeite dich über die Beine und Arme nach oben vor. Das Ganze zwei-, dreimal wiederholen und ganz wichtig: Immer mit Kalt aufhören!

Das ist wie Training für deine Blutgefäße. Sie ziehen sich zusammen und weiten sich wieder, werden dadurch elastischer und dein Kreislauf stabilisiert sich. Du fühlst dich sofort wach. Ehrlich, das Gefühl hält bis zum Mittag.
Kleiner Tipp für Zartbesaitete: Wenn dir das zu krass ist, fang klein an! Nur die Beine kalt abduschen oder den Körper nach dem Duschen mit einem kalten, nassen Waschlappen abreiben. Bringt auch schon was!
Achtung: Wer Herzprobleme oder hohen Blutdruck hat, sollte vorher unbedingt mit dem Arzt klären, ob das eine gute Idee ist.
Das richtige Frühstück: Treibstoff statt Zündaussetzer
Vergiss das schnelle Marmeladenbrötchen. Das gibt dir einen kurzen Zuckerkick, danach fällst du in ein noch tieferes Loch. Dein Körper braucht morgens langanhaltende Energie. Bei uns hat sich Porridge bewährt. Einfach Haferflocken mit Wasser oder Milch aufkochen – kein Hexenwerk.
Der Clou sind die Extras: eine Handvoll Nüsse und Leinsamen für gesunde Fette und Proteine, dazu frisches Obst wie ein Apfel oder Beeren für die Vitamine. Statt Zucker ein Löffel Honig. So ein Frühstück hält den Blutzuckerspiegel stabil und verhindert das gefürchtete Vormittagstief.

Kein Bock auf Haferbrei? Kein Problem. Genauso gut ist eine Scheibe Vollkornbrot mit Hüttenkäse und ein paar Radieschen oder ein Naturjoghurt mit Nüssen und Früchten. Hauptsache, es sättigt lange.
Übrigens, hier mal eine kleine Einkaufsliste für ein Power-Frühstück, das dich kaum mehr als 15 € kostet und für fast zwei Wochen reicht: eine Packung kernige Haferflocken, eine Tüte Leinsamen, ein Beutel Walnüsse und ein Netz saisonale Äpfel. Das findest du in jedem Supermarkt oder Discounter.
Tagsüber auf Touren bleiben
Die größte Hürde ist oft das Mittagstief. Hier helfen ein paar einfache Regeln.
Raus an die frische Luft: Licht und Sauerstoff tanken
Tageslicht ist dein bester Freund im Kampf gegen die Müdigkeit, denn es kurbelt die Serotonin-Produktion an. Bei uns im Betrieb gibt’s daher eine feste Regel: die „Hof-Runde“. In der Mittagspause gehen alle für 15 Minuten raus. Kein Handy, kein Rumstehen. Wir laufen einmal ums Gebäude. Egal, ob die Sonne knallt oder Wolken am Himmel sind – Tageslicht ist selbst dann noch um ein Vielfaches stärker als jede Lampe in der Werkstatt. Diese kleine Investition in Zeit hat die Fehlerquote am Nachmittag spürbar gesenkt.

Trinken, trinken, trinken: Wasser als Schmiermittel
Wenn die Müdigkeit kommt, ist der Griff zur Kaffeetasse fast schon ein Reflex. Kurzfristig hilft das, aber langfristig schadest du dir. Zu viel Kaffee macht hibbelig und führt später zu einem noch tieferen Absturz. Ich hab mal versucht, ein Mittagstief mit drei Espressi zu bekämpfen. Das Ergebnis? Zittrige Hände an der Kreissäge und nachts kein Auge zugetan. Nie wieder!
Dein Körper braucht Wasser. Stilles Wasser oder ungesüßte Tees.
Mein Quick-Win für dich, wenn du nur eine Sache ändern willst: Stell dir morgens eine 1,5-Liter-Flasche Wasser an deinen Arbeitsplatz. Dein einziges Ziel für den Tag: Bis Feierabend muss sie leer sein. Das allein macht schon einen Riesenunterschied.
Leichtes Mittagessen: Vermeide das Schnitzel-Koma
Mittags wird oft deftig aufgetischt. Schnitzel mit Pommes, Currywurst, Schweinebraten… das schmeckt, keine Frage, aber es legt deinen Körper lahm. Die ganze Energie wandert in die Verdauung, im Gehirn kommt nichts mehr an. Das ist das berühmte „Fresskoma“.

Wähle mittags lieber den leichten Treibstoff statt der Motorbremse. Ein großer Salat mit Hähnchenstreifen, eine Gemüsepfanne mit Reis oder eine kräftige Suppe liefern Nährstoffe, ohne dich schachmatt zu setzen. Unsere Jungs waren anfangs skeptisch, als unser Metzger leichtere Gerichte anbot, aber sie haben schnell gemerkt, wie viel fitter sie am Nachmittag sind.
Der kurze Boxenstopp: Der Power-Nap
Manchmal hilft einfach nichts mehr und die Augen fallen zu. Dann ist ein kurzes Nickerchen Gold wert. Aber richtig muss man’s machen: Nicht länger als 20 Minuten! Stell dir einen Wecker. Wenn du länger schläfst, fällst du in den Tiefschlaf, und das Aufwachen ist die reinste Qual. Wenn ein Nickerchen bei der Arbeit undenkbar ist, such dir eine ruhige Ecke, schließ für fünf Minuten die Augen und atme einfach nur tief durch. Das hilft auch schon, den Kopf freizubekommen.
Feierabend und Nacht: Die Akkus richtig laden
Die beste Erholung findet nach der Arbeit statt. Wer abends die falschen Weichen stellt, fängt am nächsten Tag wieder bei null an.

Moderater Sport: Aktiv runterkommen
Sich nach der Arbeit direkt auf die Couch zu werfen, ist verlockend, aber kontraproduktiv. Besser ist eine halbe Stunde moderate Bewegung: eine Runde Radfahren, ein flotter Spaziergang, schwimmen gehen. Das baut Stress ab und sorgt für eine angenehme, natürliche Müdigkeit am Abend. Aber Achtung: Kein Hardcore-Training kurz vor dem Schlafengehen, das putscht dich nur wieder auf.
Schlafhygiene: Die Nacht ist heilig
Guter Schlaf ist die Basis von allem. Mach dein Schlafzimmer zur Ruhezone. Heißt: Fernseher raus, und vor allem: Handy weg! Das blaue Licht der Bildschirme blockiert die Produktion des Schlafhormons. Leg das Ding mindestens eine Stunde vor dem Schlafen beiseite. Lies ein Buch, hör ruhige Musik. Lüfte gut durch und versuch, auch am Wochenende einen festen Rhythmus beizubehalten.
Wenn die Standard-Werkzeuge nicht greifen
Manchmal beißt sich die Müdigkeit fest. Wenn du das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten, ist es Zeit, genauer hinzusehen. Und hier ist der Punkt, wo du einen Profi ranlassen solltest.

Mögliche Nährstoffmängel abklären lassen
Nach dem Winter sind die Speicher oft leer. Vor allem Vitamin D (das „Sonnenvitamin“) und Eisen sind häufig im Keller. Beides kann zu massiver Müdigkeit führen. Aber bitte: nicht einfach auf Verdacht Pillen einwerfen! Das kann nach hinten losgehen. Ein einfacher Bluttest beim Hausarzt bringt Klarheit und der sagt dir dann, was zu tun ist.
Pflanzliche Helfer? Mit Bedacht!
Ja, es gibt pflanzliche Mittel wie Ginseng oder Rosenwurz, die anregen können. Aber auch die sind keine Smarties. Sie können Nebenwirkungen haben oder mit anderen Medikamenten wechselwirken. Also: Sprich vorher mit deinem Arzt oder Apotheker.
Ein letztes Wort vom Meister
Sieh die Frühjahrsmüdigkeit nicht als Krankheit. Es ist ein Zeichen, dass dein Körper arbeitet und sich auf die neue Jahreszeit einstellt. Sei geduldig mit ihm. Der wichtigste Maßstab bist du selbst: Wenn du meinen Plan 3 bis 4 Wochen konsequent durchziehst und es wird absolut nicht besser, dann ist es Zeit für einen Boxenstopp beim Hausarzt. Anhaltende, extreme Müdigkeit kann auch andere Ursachen haben, die abgeklärt werden müssen.

Hör auf deinen Körper. Er ist das wichtigste und wertvollste Werkzeug, das du hast. Pflege es gut. Dann kommst du auch voller Energie durch den Frühling!
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- Wechselduschen am Morgen: Beenden Sie Ihre Dusche mit 30 Sekunden eiskaltem Wasser auf Waden und Unterarmen. Das regt den Kreislauf sofort an und ist der beste Weckruf für Ihre Blutgefäße.
- Ein Glas Zitronenwasser: Noch vor dem ersten Kaffee. Das Vitamin C ist ein bekannter Wachmacher und die Flüssigkeit hilft, den Körper nach der Nacht zu rehydrieren.
- Kurzes Stretching: Fünf Minuten reichen. Arme kreisen, den Oberkörper dehnen – das löst Verspannungen und signalisiert dem Körper: Auf geht’s, die Arbeit ruft!
Das Geheimnis? Diese Routine bricht den nächtlichen Trägheitsmodus und startet den Motor für den Tag, noch bevor Sie die Werkstatt betreten.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist Magnesium entscheidend für die Energieproduktion in den Zellen und die Funktion von Muskeln und Nerven. Ein Mangel äußert sich oft in Müdigkeit und Erschöpfung.
Gerade bei körperlicher Arbeit schwitzt man wichtige Mineralstoffe aus. Statt zum Schokoriegel zu greifen, der den Blutzucker nur kurz pusht, ist eine Handvoll Nüsse (Cashews, Mandeln) oder ein Stück Brot aus echtem Vollkorn die bessere Wahl für die Kaffeepause. Diese liefern langsam verfügbare Energie und füllen die Magnesiumspeicher wieder auf – quasi der Treibstoff für die zweite Tageshälfte.

Hilft die richtige Beleuchtung wirklich gegen Müdigkeit am Arbeitsplatz?
Absolut. Das Licht, dem wir ausgesetzt sind, steuert direkt unsere innere Uhr. In vielen Werkstätten hängt noch altes, gelbliches Licht (unter 3.300 Kelvin). Das fördert eher eine gemütliche Abendstimmung. Moderne LED-Panels mit tageslichtweißer Farbtemperatur (ca. 5.300 bis 6.500 Kelvin), wie sie z.B. von Osram oder Philips für Arbeitsumgebungen angeboten werden, ahmen das natürliche Tageslicht nach. Das hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin, steigert die Konzentration und kann so helfen, das Mittagstief zu überwinden und die Fehlerquote zu senken.

Der Geruchs-Turbo: Unterschätzen Sie nicht die Kraft der Aromen. Bestimmte Düfte wirken direkt auf das limbische System im Gehirn, das für Emotionen und Wachheit zuständig ist. Ein kleiner Diffusor mit ein paar Tropfen ätherischem Pfefferminz- oder Zitronenöl in einer Ecke der Werkstatt kann die Luft erfrischen und die Konzentration spürbar fördern. Es ist eine simple, aber effektive Methode, um die Sinne zu wecken, wenn die Augen schwer werden.
Kaffee: Der schnelle Koffein-Kick blockiert die Müdigkeitssignale im Gehirn. Wirkt schnell, aber die Wirkung lässt oft genauso schnell wieder nach und kann bei übermäßigem Konsum zu innerer Unruhe führen.
Grüner Tee: Enthält ebenfalls Koffein, aber auch die Aminosäure L-Theanin. Diese Kombination sorgt für einen sanfteren, aber länger anhaltenden Zustand wacher Konzentration ohne den typischen „Kaffee-Crash“.
Für den langen Werkstatt-Tag ist der Umstieg auf eine Kanne grünen Tee oft die nachhaltigere Lösung, um den Fokus zu halten.




