Wurzelgemüse rockt: Mehr als nur Beilage – Dein Guide für Keller und Küche
Ganz ehrlich? Ich stehe schon ewig in der Küche und buddel im Garten. In all der Zeit habe ich eines gelernt: Die einfachen Dinge sind oft die besten. Und das gilt ganz besonders für unser heimisches Wurzelgemüse. Viele Leute sehen darin ja nur langweiliges Winterfutter. Für mich ist es das Herzstück einer ehrlichen, bodenständigen Küche – nahrhaft, ewig haltbar und unglaublich wandelbar.
Inhaltsverzeichnis
Ich hab schon miterlebt, wie Food-Trends kamen und gingen. Aber eine gute Kartoffel, eine süße Karotte oder eine kräftige Pastinake? Die bleiben einfach immer. In diesem Beitrag teile ich mein Wissen aus der Praxis mit dir. Kein unnötiger Schnickschnack, sondern handfeste Tipps für Einkauf, Lagerung und Zubereitung. Genau so, wie ich es selbst jeden Tag mache.
Grundlagen: Woran du gutes Wurzelgemüse erkennst
Stell dir Wurzelgemüse einfach als die Powerbank der Pflanze vor. Den ganzen Sommer über tankt sie Energie aus Sonne und Boden und speichert diese als Stärke und Zucker in ihrer Wurzel. Das ist der Grund, warum uns dieses Gemüse so gut sättigt und voller Nährstoffe steckt. Es ist von Natur aus darauf ausgelegt, einen langen, kalten Winter zu überstehen, was auch seine feste Struktur und die dicke Schale erklärt. Ein natürlicher Schutzpanzer gegen Austrocknung und Fäulnis.

Beim Einkaufen verlasse ich mich voll und ganz auf meine Sinne – das ist mir wichtiger als jedes Siegel. Gutes Wurzelgemüse muss sich fest und schwer für seine Größe anfühlen. Eine Karotte, die du biegen kannst, hat schon zu viel Wasser verloren und wird nie wieder knackig. Eine Kartoffel mit weichen Stellen fängt bereits an, von innen zu gammeln. Nimm das Gemüse in die Hand! Die Schale sollte glatt und unverletzt sein. Kleine Kratzer sind meistens okay, aber große Druckstellen oder dunkle Flecken sind ein klares Warnsignal.
Und dann der Geruch. Eine frische Sellerieknolle duftet intensiv-würzig nach Erde und Frische. Wenn etwas muffig oder säuerlich riecht, lass ich es liegen. Das deutet fast immer auf falsche Lagerung hin. Kleiner Tipp am Rande: Bei Karotten oder Pastinaken achte ich darauf, dass das Grün schon entfernt wurde. Das zieht nämlich weiterhin Wasser und Nährstoffe aus der Wurzel, wodurch sie schneller schlaff wird.

Die Physik der Frische – ein alter Bauerntrick
Jedes Gemüse verliert mit der Zeit Wasser, das ist ein ganz normaler Prozess. Eine intakte Schale bremst diesen Vorgang aber enorm. Deshalb solltest du Wurzelgemüse immer erst kurz vor der Zubereitung waschen und schälen. Wenn du die Wahl hast, kauf lieber ungewaschenes Gemüse direkt vom Markt. Die anhaftende Erde wirkt wie eine zusätzliche Schutzschicht und hält die Feuchtigkeit in der Wurzel. Das wussten schon unsere Großeltern.
Die richtige Lagerung: So schaffst du Keller-Bedingungen
Die beste Ernte bringt nichts, wenn alles nach zwei Wochen verschrumpelt ist. Früher hatte fast jeder einen kühlen, dunklen Erdkeller – das sind die perfekten Bedingungen. Heute sieht das leider anders aus. Aber keine Sorge, man kann diese Bedingungen ziemlich gut nachahmen. Die drei goldenen Regeln sind: kühl, dunkel und die richtige Luftfeuchtigkeit.
Für die Langzeitlagerung von Karotten, Pastinaken oder Schwarzwurzeln schwöre ich auf die Sandkisten-Methode. Klingt komisch, ist aber genial. Du brauchst nur eine einfache Holz- oder Plastikkiste. Woher den Sand nehmen? Ganz einfach: Spielsand aus dem Baumarkt für ein paar Euro ist perfekt, weil er sauber ist. Mach ihn leicht feucht – stell dir die Konsistenz von Gartenerde nach einem kurzen Regenschauer vor. Dann eine Schicht Sand in die Kiste, das Gemüse so drauflegen, dass es sich nicht berührt, und wieder mit Sand abdecken. Schicht für Schicht. So bleiben Karotten monatelang knackig. Stell die Kiste an den kühlsten Ort, den du hast: ein Kellerabteil, eine unbeheizte Garage oder ein kühler Flur sind ideal. Temperaturen zwischen 1 und 5 Grad Celsius wären der Traum.

Typische Lagerfehler (und wie du sie vermeidest)
Ich sehe immer wieder die gleichen Fehler. Bitte, bitte lagere Kartoffeln und Zwiebeln niemals zusammen! Zwiebeln geben Gase ab, die Kartoffeln viel schneller keimen lassen. Also: immer getrennt voneinander aufbewahren.
Ein weiterer Klassiker: das Gemüse im Plastikbeutel aus dem Supermarkt lassen. In der Tüte bildet sich Schwitzwasser, und das ist die reinste Einladung für Schimmel. Also, raus aus der Verpackung und lose ins Gemüsefach oder eine offene Kiste legen.
Apropos Kühlschrank: Wenn du keinen kühlen Keller hast, ist er für viele Gemüsearten die zweitbeste Lösung. Kleiner Profi-Tipp für Karotten: Wickle sie in ein feuchtes Geschirrtuch und lege sie so ins Gemüsefach. So halten sie deutlich länger als lose oder im Plastikbeutel.
Und Kartoffeln? Die brauchen es vor allem dunkel. Licht sorgt für grüne Stellen, die das leicht giftige Solanin enthalten. Das schmeckt nicht nur bitter, sondern kann auch Bauchschmerzen verursachen. Schneide grüne Stellen also immer großzügig weg. Ein Jutesack an einem kühlen, dunklen Ort ist perfekt. Der Kühlschrank ist für Kartoffeln übrigens zu kalt. Dort wandelt sich die Stärke in Zucker um, was ihnen einen komisch-süßen Geschmack gibt.

Die Klassiker im Porträt
Jedes Wurzelgemüse hat seinen eigenen Charakter. Man muss ihn nur verstehen, um das Beste herauszuholen.
Die Kartoffel: Unsere treue Alleskönnerin
Kein Gemüse ist so vielseitig wie die Kartoffel. Das Wichtigste ist, die drei Kochtypen zu kennen:
- Festkochend: Bleiben beim Kochen in Form, haben eine feine, fast wachsartige Textur. Perfekt für Kartoffelsalat, Bratkartoffeln oder Salzkartoffeln.
- Vorwiegend festkochend: Der Allrounder. Gut für Pellkartoffeln, Gratins oder auch mal Pommes.
- Mehlig kochend: Zerfallen leicht, werden wunderbar locker. Ideal für Kartoffelpüree, Klöße, Suppen und cremige Eintöpfe.
Achtung: Wie gesagt, meide grüne Kartoffeln. Keime solltest du auch großzügig entfernen. Wenn eine Kartoffel schon ganz schrumpelig ist und lange Keime hat, gehört sie ehrlich gesagt auf den Kompost.
Die Karotte: Süß, knackig und bunt
Die Karotte ist ein absoluter Liebling. Wusstest du, dass es sie auch in Violett, Gelb und Weiß gibt? Oft sind die älteren, bunten Sorten viel aromatischer. Achte auf eine kräftige Farbe und eine glatte Oberfläche. Das Herz in der Mitte sollte nicht zu groß und holzig sein. Übrigens: Wenn Karotten bitter schmecken, liegt das oft an der Lagerung neben Äpfeln. Das von den Äpfeln ausgeströmte Gas fördert die Bildung von Bitterstoffen. Und das Karottengrün? Bloß nicht wegwerfen! Daraus kannst du ein superleckeres Pesto machen. Einfach mit Nüssen, Knoblauch, Parmesan und gutem Olivenöl mixen.

Einsteiger-Rezept: Karotten in Stifte schneiden, mit Olivenöl, etwas Honig, Salz und Rosmarin mischen. Bei 200°C im Ofen backen, bis sie weich sind und an den Rändern karamellisieren. Himmlisch!
Die Pastinake: Die süße Wiederentdeckung
Lange war die Pastinake fast vergessen, aber zum Glück ist sie wieder da. Ihr Geschmack ist einzigartig: süßlich, nussig und würzig zugleich. Nach dem ersten Frost wird sie sogar noch süßer, weil die Kälte einen Teil der Stärke in Zucker umwandelt.
Aber Vorsicht, Verwechslungsgefahr! Sie sieht der Petersilienwurzel zum Verwechseln ähnlich. Es gibt aber einen einfachen Trick, sie auseinanderzuhalten: Bei der Pastinake ist der Blattansatz nach innen gesenkt, wie eine kleine Kuhle. Bei der Petersilienwurzel wölbt er sich nach oben. Und spätestens der Geruch verrät sie: Die eine riecht nussig-süß, die andere wie eine geballte Ladung Petersilie.
Der Knollensellerie: Würziger Kraftprotz
Ja, der Sellerie spaltet die Gemüter. Sein intensiver, erdiger Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Aber richtig zubereitet, ist er eine Wucht. Lass dich von seiner runzligen Schale nicht abschrecken. Eine gute Knolle ist fest und schwer. Beim Anschneiden wird das weiße Fruchtfleisch an der Luft schnell braun – das ist nur eine natürliche Oxidation. Ein paar Tropfen Zitronensaft im Kochwasser oder direkt auf der Schnittfläche verhindern das.

Tipp aus der Gastroküche: Die sauberen Schalen und Abschnitte niemals wegwerfen! Koche sie mit etwas Wasser aus, und du hast die beste Basis für eine unglaublich aromatische Gemüsebrühe. Dasselbe gilt für die Blätter, falls welche dran sind – die sind voller Geschmack!
Die Rote Bete: Erdig, süß und farbintensiv
Die Rote Bete ist ein Farbwunder. Der Farbstoff Betanin färbt aber leider alles – Hände, Schneidebretter, Kleidung. Ich empfehle daher dringend, bei der Verarbeitung Einweghandschuhe zu tragen. Ihr typisch erdiger Geschmack kommt von einer Substanz namens Geosmin. Wenn du diesen Geschmack nicht so magst, probier mal, sie im Ofen zu rösten. Das macht sie milder und viel süßer. Koche sie am besten immer mit der Schale, sonst „blutet“ sie aus und verliert Farbe und Nährstoffe. Nach dem Garen lässt sich die Schale ganz leicht abziehen.
Für Entdecker: Die Spezialisten und Vergessenen
Neben den Stars gibt es auch ein paar unterschätzte Helden, die etwas mehr Aufmerksamkeit verdienen.

Die Schwarzwurzel: Der Spargel des Winters
Ihr Spitzname „Winterspargel“ kommt nicht von ungefähr. Der feine, nussige Geschmack erinnert tatsächlich an Spargel. Die Zubereitung ist allerdings eine kleine Herausforderung, denn die schwarze Schale sondert einen klebrigen, milchigen Saft ab. Praxistipp: Trage unbedingt Gummihandschuhe! Schäle die Wurzeln am besten unter fließendem Wasser oder direkt in einer großen Schüssel Wasser, der du einen guten Schuss Essig (ca. 2-3 Esslöffel) oder den Saft einer halben Zitrone zugegeben hast. Die geschälten Stangen müssen sofort in dieses Säure-Wasser, sonst werden sie sofort unschön braun. Die Mühe lohnt sich aber, versprochen!
Der Topinambur: Nussig mit einer Nebenwirkung
Topinambur, auch Erdbirne genannt, schmeckt fein nussig-süßlich und kann roh oder gekocht gegessen werden. Die Knolle enthält den Ballaststoff Inulin statt Stärke. Das ist super für Diabetiker, aber… und jetzt mal ehrlich: Für Menschen mit empfindlicher Verdauung kann Inulin eine Herausforderung sein und zu Blähungen führen. Unser Darm kann es nicht immer komplett abbauen. Mein Rat: Fang mit kleinen Mengen an und schau, wie du es verträgst.

Die Steckrübe: Vom Arme-Leute-Essen zur Delikatesse
Die Steckrübe hatte lange einen schlechten Ruf als „Kriegsgemüse“. Völlig zu Unrecht! Eine junge, frische Steckrübe schmeckt mild und leicht süßlich, etwa wie eine Mischung aus Kohlrabi und Karotte. Wähle am besten kleinere, pralle Rüben ohne holzige Stellen.
Vergiss den alten Eintopf! Probier das hier: Schneide die Rübe in Würfel, mische sie mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und frischem Thymian. Dann ab aufs Blech und bei 200°C im Ofen rösten, bis sie weich und goldbraun ist. Du wirst überrascht sein, wie gut das schmeckt.
Noch ein paar Techniken aus der Praxis
Mit ein paar einfachen Kniffen holst du noch mehr aus deinem Gemüse raus.
Das Prinzip Nachhaltigkeit: Nichts verschwenden
Bei mir gilt die Regel: Was man verwenden kann, wird nicht weggeworfen. Saubere Schalen von Bio-Karotten, Sellerieabschnitte und das Grün vom Lauch kommen in einen großen Gefrierbeutel. Wenn der voll ist, wird alles mit Wasser langsam ausgekocht – fertig ist eine hocharomatische Gemüsebrühe. Das spart nicht nur Geld (rechnet mal aus, was gute Bio-Brühe kostet), sondern schmeckt auch um Längen besser als alles Gekaufte.

Blanchieren: Für Farbe und Biss
Wenn Gemüse seine leuchtende Farbe und einen knackigen Biss behalten soll, ist Blanchieren die Methode der Wahl. Gib das Gemüse für 1-3 Minuten in kochendes Salzwasser und schrecke es danach sofort in Eiswasser ab. Der Kälteschock stoppt den Garprozess. Perfekt, wenn du es später nur noch kurz in Butter schwenken oder für einen Salat verwenden willst.
Ein letztes Wort…
Die Arbeit in der Küche braucht Sorgfalt. Ein scharfes Messer ist sicherer als ein stumpfes, und eine saubere Arbeitsfläche ist das A und O. Wasche dein Gemüse immer gründlich.
Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen dir weiter. Es gibt nicht den einen richtigen Weg – jede Familie hat ihre eigenen Rezepte. Das ist ja das Schöne daran. Mein wichtigster Rat: Hab Respekt vor dem Lebensmittel. Wurzelgemüse ist keine langweilige Beilage. Es ist das Ergebnis harter Arbeit und hat uns über Jahrhunderte ernährt. Wenn man das im Hinterkopf behält, schmeckt die einfache, ehrliche Karotte plötzlich nach so viel mehr.

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Das Geheimnis für perfekt geröstetes Wurzelgemüse liegt in zwei Dingen: hoher Hitze und genügend Platz. Heizen Sie Ihren Ofen auf mindestens 200 °C (Umluft) vor. Die hohe Temperatur karamellisiert den natürlichen Zucker im Gemüse und erzeugt diese köstlichen, knusprigen Ränder. Wenn Sie das Blech überladen, dämpft das Gemüse im eigenen Saft, anstatt zu rösten. Das Ergebnis ist matschig statt knackig. Also, lieber zwei Bleche verwenden als eines zu vollpacken!

- Kartoffeln lieben es dunkel und kühl, aber nicht den Kühlschrank! Die Kälte wandelt ihre Stärke in Zucker um, was zu einem süßlichen Geschmack und unschöner Bräunung beim Kochen führt.
- Zwiebeln und Kartoffeln sind keine guten Nachbarn. Zwiebeln geben Gase ab, die das Keimen von Kartoffeln beschleunigen.
- Möhren bleiben im Kühlschrank knackiger, wenn man sie in ein feuchtes Tuch wickelt. Das verhindert Wasserverlust.

Wussten Sie, dass die Pastinake in Europa vor der Einführung der Kartoffel aus Südamerika eine ähnliche Rolle als stärkehaltiges Grundnahrungsmittel spielte? Sie war das „Brot des armen Mannes“ im Mittelalter.

Kann man die Schale eigentlich mitessen?
Ja, absolut – und man sollte es sogar oft! Bei biologisch angebautem Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken oder jungen Kartoffeln sitzen direkt unter der Schale die meisten Vitamine und Aromastoffe. Statt zum Sparschäler zu greifen, genügt oft eine robuste Gemüsebürste, zum Beispiel von Redecker. Einfach unter fließendem Wasser kräftig abbürsten, um Erde und Sand zu entfernen. Bei dicker, holziger Schale wie bei Knollensellerie oder alten Winterkartoffeln muss sie aber leider ab.

Kartoffelpüree: Der cremige, buttrige Klassiker. Am besten aus mehligen Sorten wie ‚Agria‘ oder ‚Bintje‘. Ein absoluter Seelentröster.
Selleriepüree: Die leichte, elegante Alternative. Fein-würzig im Geschmack, mit nussigen Noten. Passt hervorragend zu Fisch oder Wild und hat deutlich weniger Kohlenhydrate.
Probieren Sie doch mal eine Mischung aus beidem – die perfekte Balance aus Vertrautem und Neuem.

Vergessen Sie gekaufte Chips! Selbstgemachte aus Wurzelgemüse sind nicht nur gesünder, sondern auch unglaublich lecker.
- Rote Bete, Pastinaken oder Süßkartoffeln mit einem Gemüsehobel in hauchdünne Scheiben schneiden.
- Die Scheiben in einer Schüssel mit wenig Olivenöl, Salz und Gewürzen nach Wahl (z.B. geräuchertem Paprikapulver oder Rosmarin) mischen.
- Auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech verteilen, ohne dass sie sich überlappen.
- Bei ca. 160 °C knusprig backen und dabei die Ofentür einen Spalt offen lassen, damit die Feuchtigkeit entweicht.

Ein unverzichtbares Werkzeug: Investieren Sie in einen guten Sparschäler. Ein scharfes, bewegliches Modell wie der klassische ‚Rex‘ von Zyliss oder ein Y-Schäler von Victorinox macht das Schälen von unebenen Knollen wie Ingwer oder Topinambur zum Kinderspiel. Stumpfe Klingen quetschen das Gemüse mehr, als dass sie schneiden, und man verliert viel zu viel vom wertvollen Fruchtfleisch.

Laut der Welthungerhilfe landen in Deutschland jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Ein großer Teil davon sind Obst und Gemüse.
Indem wir lernen, Wurzelgemüse optimal zu lagern und auch „unperfekte“ Exemplare oder Gemüseteile wie das Karottengrün zu verwerten, tragen wir aktiv dazu bei, diese Zahl zu reduzieren. Jeder Rest, der zu einer Brühe oder einem Pesto wird, ist ein kleiner Sieg für den Geldbeutel und den Planeten.

- Leuchtendes Orange von Karotten
- Tiefes Purpur von Roter Bete
- Cremiges Weiß von Pastinaken
- Sattes Gelb von Steckrüben
Das Geheimnis für diese Farbenpracht auf dem Teller? Rösten Sie Gemüsesorten mit stark färbender Wirkung wie Rote Bete getrennt von den anderen oder geben Sie sie erst später hinzu. So verhindern Sie, dass am Ende alles einen rosa Schimmer hat und jede Sorte ihren eigenen, unverfälschten Geschmack behält.

Es gibt kaum etwas Tröstlicheres als den Duft einer langsam köchelnden Wurzelgemüsesuppe an einem kalten Tag. Das erdige Aroma von Sellerie, die sanfte Süße der Karotte und die pfeffrige Note der Petersilienwurzel verbinden sich zu einer Melange, die nach Zuhause schmeckt. Es ist ein Geruch, der Sicherheit und Wärme ausstrahlt und uns daran erinnert, dass die besten Dinge oft die einfachsten sind – direkt aus der Erde auf unseren Tisch.

Schwarzwurzel schälen ist eine klebrige Angelegenheit. Gibt es einen Trick?
Oh ja! Der milchige Saft der Schwarzwurzel oxidiert an der Luft und hinterlässt hartnäckige braune Flecken auf Händen und Brettchen. Der Profi-Tipp: Tragen Sie Küchenhandschuhe und schälen Sie die Wurzeln direkt unter fließendem Wasser oder in einer Schüssel mit Wasser, dem ein Schuss Essig oder Zitronensaft zugefügt wurde. Die geschälten Stangen sofort in dieses Säurewasser legen, damit sie strahlend weiß bleiben.

Der Wasser-Fußabdruck einer Kartoffel beträgt nur etwa 25 Liter pro Kilogramm. Zum Vergleich: Für ein Kilogramm Rindfleisch werden über 15.000 Liter Wasser benötigt.
Das macht unser heimisches Wurzelgemüse zu einem Champion der Nachhaltigkeit. Regional angebaut und saisonal verzehrt, ist es eine der ressourcenschonendsten Möglichkeiten, sich gesund und satt zu essen.

Frisch geriebener Meerrettich ist eine Offenbarung. Seine stechende, fast beißende Schärfe klärt die Nebenhöhlen und weckt die Lebensgeister. Er ist der perfekte Begleiter zu Tafelspitz, Räucherfisch oder in einem cremigen Dip. Ein kleiner Tipp: Die Schärfe entwickelt sich erst durch das Reiben, wenn die Zellen aufgebrochen werden, und verfliegt relativ schnell. Reiben Sie ihn also immer frisch und mischen Sie ihn zügig unter, um die volle Kraft zu erhalten.

Die Blätter von Radieschen, Kohlrabi oder Karotten landen viel zu oft im Müll. Dabei sind sie essbar und voller Geschmack!
- Karottengrün-Pesto: Schmeckt leicht herb und nussig. Einfach wie Basilikumpesto mit Nüssen, Knoblauch, Parmesan und gutem Olivenöl mixen.
- Radieschenblätter-Suppe: Die Blätter kurz blanchieren und zu einer cremigen Suppe pürieren. Sie haben eine milde, pfeffrige Schärfe.

- Ein tiefes, erdig-süßes Aroma für Ihre Bratensoße.
- Eine samtige, geschmacksintensive Basis für Suppen.
- Perfekt gebräunte, knusprige Röstkartoffeln.
Das Geheimnis? Eine schwere Gusseisenpfanne. Marken wie Le Creuset oder Staub sind zwar eine Investition, aber sie halten ein Leben lang. Ihre unschlagbare Wärmespeicherung und gleichmäßige Hitzeverteilung sind ideal, um Wurzelgemüse scharf anzubraten und intensive Röstaromen zu erzeugen, die man auf einem normalen Backblech nie erreicht.

Was sind eigentlich diese „vergessenen“ Gemüsesorten?
Das sind alte Kultursorten, die lange von moderneren, ertragreicheren Züchtungen verdrängt wurden und jetzt ein Comeback feiern. Halten Sie auf dem Wochenmarkt mal Ausschau nach der Petersilienwurzel, die wie eine weiße Karotte aussieht und intensiv nach Petersilie schmeckt, oder nach Haferwurzeln, die beim Kochen einen leichten Austerngeschmack entwickeln. Ein kleines Abenteuer für den Gaumen!

Wichtiger Punkt: Geben Sie Salz erst am Ende des Röstvorgangs über Ihr Wurzelgemüse. Salz ist hygroskopisch, das heißt, es zieht Wasser. Wenn Sie das Gemüse zu früh salzen, entzieht es ihm Feuchtigkeit, bevor es die Chance hat, knusprig zu werden. Für die perfekte Textur also erst würzen, wenn das Gemüse goldbraun und gar aus dem Ofen kommt.

Entdecken Sie die Farbenvielfalt jenseits der orangen Karotte! Lila, gelbe oder weiße Ur-Möhren sind nicht nur ein Hingucker, sondern bringen auch geschmackliche Nuancen mit. Die lila Sorte ‚Purple Haze‘ ist außen violett und innen orange, schmeckt besonders süß und enthält Anthocyane, die auch in Blaubeeren stecken. Sie eignen sich wunderbar roh in Salaten, da sie beim Kochen leider etwas an Farbintensität verlieren.

- Eine samtige Textur für Soßen ohne Mehl oder Sahne.
- Ein Gefühl von Sättigung, das lange anhält.
- Eine gesunde Darmflora.
Das Geheimnis? Der Ballaststoff Inulin. Er ist reichlich in Topinambur, Chicorée-Wurzeln und Schwarzwurzeln enthalten. Inulin ist präbiotisch, dient also den guten Darmbakterien als Nahrung, und sorgt für eine wunderbar cremige Konsistenz, wenn die Gemüse püriert werden.

Warum schmecken meine Pastinaken manchmal seifig oder bitter?
Das liegt meist an zu großen, überreifen Exemplaren. Besonders der holzige Kern, der sogenannte „Strunk“ in der Mitte, kann Bitterstoffe enthalten. Bei dicken Pastinaken lohnt es sich, sie der Länge nach zu vierteln und diesen inneren Kern vor der Zubereitung herauszuschneiden. Kleinere, junge Pastinaken sind dagegen durchgehend zart und mild-süß.
„Die Natur allein ist unendlich reich, und sie allein bildet den großen Künstler.“ – Johann Wolfgang von Goethe
Diese Weisheit zeigt sich nirgends deutlicher als im Wurzelgemüse. Jede Knolle ist ein von der Natur geformtes Unikat, mit erdigen Farben und organischen Formen. Ein Korb voller verschiedener Wurzeln ist nicht nur eine Zutatensammlung, sondern bereits ein kleines, rustikales Stillleben.




