Trekkingrucksack: So findest du den perfekten Partner für deine Touren (und packst ihn richtig)

von Angela Schmidt
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Lass uns mal Klartext reden. Nach unzähligen Jahren in den Bergen, erst mit viel zu viel Zeug auf dem Rücken und später als jemand, der anderen hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen, kann ich dir eines sagen: Dein Trekkingrucksack ist das A und O. Viele behandeln ihn wie eine bessere Einkaufstüte – ein riesiger Fehler. Ein guter Rucksack wird zu einem Teil von dir. Er stützt dich, er trägt deine Last, und ehrlich gesagt, entscheidet er oft darüber, ob eine Tour zum Traum oder zum Albtraum wird.

Vergiss mal für einen Moment die Hochglanz-Kataloge. Was wirklich zählt, sind knallharte Fakten: Anatomie, ein bisschen Physik und ehrliche Handwerkskunst. Ich will dir hier nichts verkaufen, sondern dir das Wissen an die Hand geben, damit du den einen Rucksack findest, der wirklich zu dir passt.

Warum ein guter Rucksack auf den Hüften thront – und nicht an den Schultern hängt

Kommt ein Neuling zu mir und klagt über fiese Schmerzen in den Schultern, weiß ich sofort, was los ist. Die gesamte Last wird mit dem Oberkörper getragen. Ein moderner Trekkingrucksack ist aber ein kleines Wunderwerk, das darauf ausgelegt ist, bis zu 80 % des Gewichts direkt auf dein Becken zu übertragen. Und warum? Weil deine Beine und deine Hüfte die stärksten Träger sind, die du hast. Deine Schultern sind es definitiv nicht.

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Das Tragesystem: Das Herzstück deines Rucksacks

Das Tragesystem ist quasi das Chassis deines Rucksacks. Hier muss alles perfekt zusammenspielen:

  • Der Rahmen: Meistens sind das zwei unsichtbare, aber bocksteife Aluminium- oder Carbonstreben im Inneren. Sie leiten das Gewicht knallhart nach unten auf den Hüftgurt. Ohne diesen Rahmen würde der Rucksack wie ein nasser Sack an dir runterbaumeln.
  • Die Rückenpartie: Hier gibt’s zwei Philosophien. Da ist der Kontaktrücken, der eng anliegt. Super für die Lastenkontrolle in schwierigem Gelände, weil nichts wackelt. Der Nachteil: Du schwitzt mehr. Dann gibt es den Netzrücken, der einen Spalt zwischen dir und dem Rucksack lässt – quasi eine eingebaute Klimaanlage. Perfekt für Sommertouren, aber der Schwerpunkt wandert ein kleines Stück vom Körper weg.
  • Der Hüftgurt: Das ist der absolute Star der Show. Er muss fest und bequem auf deinen Hüftknochen sitzen, nicht irgendwo in der Taille. Ein guter Gurt ist steif genug, um das Gewicht aufzunehmen, ohne sich zu verformen, und umschließt deine Hüfte wie eine feste Umarmung.
  • Die Schultergurte: Ihre Hauptaufgabe? Den Rucksack oben am Körper zu halten, damit er nicht nach hinten kippt. Sie tragen nur etwa 20 % der Last. Achte auf gute Polsterung und eine Form, die weder am Hals noch unter den Armen reibt.
  • Die Lastkontrollriemen: Das sind diese kleinen, oft vergessenen Riemen oben an den Schultergurten. Mit ihnen ziehst du die Last näher an den Rücken. Das macht einen Riesenunterschied für deine Balance!

Kleiner Tipp zur Physik: Dein Körperschwerpunkt liegt etwa am Bauchnabel. Der Schwerpunkt des Rucksacks sollte so nah wie möglich daran sein. Deshalb gehören schwere Dinge (Zelt, Kocher, Essen) immer nah an den Rücken, ungefähr auf Schulterhöhe. Leichte Sachen wie der Schlafsack kommen ganz nach unten.

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Die richtige Wahl: Passform schlägt Marke, immer!

Ich sehe es ständig: Leute geben ein Vermögen für einen Rucksack einer bekannten Marke aus, der aber überhaupt nicht passt. Das ist, als würdest du dir die teuersten Laufschuhe in der falschen Größe kaufen. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Schmerz und Frust.

Die Rückenlänge: Das Maß aller Dinge

Das Allerwichtigste ist deine Rückenlänge. Und nein, die hat nichts mit deiner Körpergröße zu tun. Gemessen wird vom siebten Halswirbel (der Knubbel, der raussteht, wenn du den Kopf senkst) bis zur Oberkante deiner Hüftknochen. Viele Rucksäcke sind verstellbar, aber auch diese Systeme haben Grenzen.

Wenig bekannter Trick: Du kannst deine Rückenlänge auch zu Hause messen! Schnapp dir einen Freund und ein Maßband. Stell dich gerade hin, senke den Kopf und lass den Freund vom besagten Wirbelknubbel gerade nach unten bis zur gedachten Linie messen, die deine beiden Hüftknochen verbindet. Mit diesem Maß kannst du viel gezielter suchen, auch online.

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Übrigens, ein Wort an die Damen: Es gibt einen Grund für spezielle Frauen-Rucksäcke! Die sind keine reine Marketing-Masche. Meist haben sie eine kürzere Rückenlänge, die Schulterträger sind S-förmig geschnitten, damit sie nicht auf der Brust drücken, und der Hüftgurt ist konisch geformt, um sich der weiblichen Beckenform besser anzupassen. Der Unterschied im Tragekomfort ist gewaltig!

So stellst du deinen Rucksack perfekt ein – in 6 Schritten

Einen Rucksack probiert man NIEMALS leer an. Pack mindestens 10-15 kg rein (in Fachgeschäften gibt es dafür oft Gewichte). Dann geht’s los:

  1. Alles lockern: Stell alle Riemen und Gurte auf Null.
  2. Hüftgurt anlegen: Setz den Rucksack auf und platziere den Hüftgurt mittig auf den Hüftknochen. Zieh ihn richtig fest. Er muss sitzen!
  3. Schultergurte festziehen: Zieh sie nach unten, bis sie sauber anliegen. Die Hauptlast bleibt aber auf der Hüfte.
  4. Lastkontrollriemen anziehen: Jetzt die kleinen Riemen oben. Sie bringen den Rucksack nah an deinen Körper und stabilisieren ihn.
  5. Brustgurt schließen: Schließ ihn auf Schlüsselbeinhöhe, aber nur so fest, dass er die Schultergurte am Verrutschen hindert. Du musst noch frei atmen können!
  6. Probelaufen: Geh im Laden auf und ab. Bück dich. Mach Kniebeugen. Wenn irgendwas drückt, reibt oder komisch ist – ist es nicht dein Rucksack.
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Material & Preis: Was du für dein Geld bekommst

Ein guter Rucksack ist eine Investition. Mein alter Begleiter hat schon unzählige Touren auf dem Buckel und hält immer noch. Das liegt an der Qualität.

Achte auf robustes Gewebe wie Cordura oder Ripstop-Nylon (erkennbar an der Kästchenstruktur). Die Stärke wird in Denier (D) angegeben. Ein Boden aus 500D ist schon sehr solide. Bei den Schnallen und Reißverschlüssen trennt sich oft die Spreu vom Weizen. YKK-Reißverschlüsse sind quasi der Goldstandard. Günstige Schnallen brechen bei Kälte gerne mal.

Ganz ehrlich, was kostet der Spaß? Einsteiger-Modelle, die wirklich was taugen, findest du so zwischen 150 € und 220 €. Da ist die Verarbeitung solide und die Passform oft schon gut. Willst du einen Rucksack für schwere Lasten und extreme Touren, der dich über ein Jahrzehnt begleitet, landest du schnell bei 250 € bis 400 €.

Wie viel reinpasst und wie du es am besten verteilst

Bevor du packst, stellt sich die Frage nach der Größe. Das Volumen wird in Litern angegeben. Als Faustregel gilt:

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  • Wochenendtour (1-2 Nächte): 30 bis 50 Liter reichen meistens locker aus.
  • Mehrtagestour (3-5 Nächte): Hier solltest du dich im Bereich von 50 bis 70 Litern umsehen.
  • Lange Expeditionen (1+ Woche): Alles über 70 Liter ist für lange Touren ohne Versorgung gedacht.

Und wie schwer darf der ganze Spaß werden? Eine gute Faustregel ist: Dein gepackter Rucksack sollte nicht mehr als 20-25 % deines eigenen Körpergewichts wiegen. Alles darüber wird zur echten Quälerei.

Die Kunst des Packens: Balance ist alles

Stell dir deinen Rucksack in drei Zonen vor:

  1. Unten (Bodenschlafsackfach): Leichte, voluminöse Dinge wie Schlafsack und Schlafklamotten.
  2. Mitte (am Rücken): Die schweren Brocken! Zelt, Essen, Kocher, Wasserblase. So nah wie möglich an deine Wirbelsäule. Mittelschwere Sachen wie Fleecejacken füllen die Lücken drumherum.
  3. Oben & Außen: Alles, was du schnell brauchst. Im Deckelfach landen Karte, GPS, Stirnlampe, Snacks und das Erste-Hilfe-Set. In die Seitentaschen gehören Trinkflaschen und vielleicht die Regenjacke.

Mein persönlicher Game-Changer: Ich nutze verschiedenfarbige, ultraleichte Packsäcke. Rot für Kleidung, Blau für Essen, Gelb für Technik. So herrscht Ordnung, ich finde alles sofort und es ist ein zusätzlicher Nässeschutz. Die Dinger kosten kaum was und sind jeden Cent wert.

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Wenn doch mal was schiefgeht: Das Mini-Reparatur-Set

Selbst der beste Rucksack kann mal schlappmachen. Mir ist mal mitten in der schwedischen Wildnis eine Schnalle am Hüftgurt gebrochen. Katastrophe! Seitdem habe ich immer ein kleines Set dabei, das vielleicht 50 Gramm wiegt, aber eine Tour retten kann:

  • Eine Ersatzschnalle: Gibt’s als Universal-Reparaturschnallen zum Klemmen, ohne Nähen.
  • Ein paar Meter Panzertape: Wickle es einfach um einen Trekkingstock oder eine kleine Karte.
  • Einige stabile Kabelbinder: Der Alleskönner für provisorische Reparaturen.

Abschließende Gedanken: Dein Rucksack, dein Freund

Die Wahl des richtigen Rucksacks ist ein Prozess, keine schnelle Online-Bestellung. Geh in ein gutes Fachgeschäft. Nimm dir Zeit. Fass die Materialien an, teste die Schnallen. Und vor allem: Trage ihn mit Gewicht. Der beste Rucksack auf dem Papier nützt dir gar nichts, wenn er nicht zu deinem Körper passt.

Deine Checkliste für den Ladenbesuch:

  • Ist meine Rückenlänge korrekt gemessen?
  • Habe ich den Rucksack mit mindestens 10 kg Gewicht getestet?
  • Sitzt der Hüftgurt wirklich auf dem Hüftknochen und nicht in der Taille?
  • Liegen die Schultergurte ohne Lücke an?
  • Fühlen sich alle Schnallen und Nähte wertig an?

Dein Rucksack trägt mehr als nur deine Ausrüstung. Er trägt deine Verpflegung, deinen Schutz, deine Sicherheit. Er ist dein Zuhause für unterwegs. Wähle ihn mit Bedacht, und er wird zu einem stillen, aber unersetzlichen Begleiter auf all deinen Wegen.

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Der Rucksack sitzt im Laden perfekt? Das ist erst die halbe Miete. Bitten Sie den Verkäufer, den Rucksack mit 10-15 kg Probegewicht zu füllen. Nur so spüren Sie, wie sich das Tragesystem unter realer Last verhält. Suchen Sie dann nach einer Treppe oder einer Rampe im Geschäft.

  • Simuliert das Gehen bergauf und bergab.
  • Zeigt, ob der Hüftgurt verrutscht.
  • Offenbart, ob die Last bei Gewichtsverlagerung stabil bleibt.

Ein Top-Modell wie der Deuter Aircontact Lite fühlt sich leer immer gut an – der wahre Charakter zeigt sich erst unter Belastung.

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Fast 90 % aller Rucksack-Reklamationen, die nicht auf Materialfehler zurückzuführen sind, entstehen durch eine falsche Passform oder falsche Einstellung.

Diese Zahl aus der Outdoor-Branche unterstreicht, was erfahrene Trekker predigen: Nimm dir Zeit für die Anpassung! Die Rückenlänge ist das wichtigste Maß. Viele moderne Rucksäcke, etwa von Osprey mit dem AntiGravity™-System, bieten eine verstellbare Rückenplatte. Justiere sie so, dass der Hüftgurt exakt auf deinen Hüftknochen aufliegt – nicht darüber und nicht darunter. Erst dann kommen die Schulter- und Lastkontrollriemen an die Reihe.

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Cordura®: Der Panzer unter den Stoffen. Extrem abrieb- und reißfest, dafür etwas schwerer. Ideal für Touren in rauem, felsigem Gelände, bei denen der Rucksack oft am Boden oder an Felswänden scheuert.

Ripstop-Nylon/Polyester: Das Leichtgewicht. Durch eingewebte stärkere Fäden wird ein Weiterreißen bei kleinen Löchern verhindert (die typische Kästchenstruktur). Perfekt für alle, die auf jedes Gramm achten, ohne an grundlegender Robustheit zu sparen.

Die Wahl hängt also von deinem Tourenprofil ab: Felskontakt oder Waldwege?

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Schon mal vom „Garage-Effekt“ gehört?

Das ist der muffige Geruch, der sich in einem Rucksack festsetzt, wenn er nach einer Tour feucht und schmutzig in die Ecke gestellt wird. Die Imprägnierung leidet, Schimmel kann sich bilden und das Material wird langfristig geschädigt. Die Lösung ist einfach: Nach jeder großen Tour den Rucksack komplett leeren, groben Schmutz ausbürsten und ihn mit lauwarmem Wasser und einer weichen Bürste von Hand reinigen. Niemals in die Waschmaschine! Gut austrocknen lassen, an einem dunklen, trockenen Ort lagern.

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Ein oft unterschätztes Detail: die Regenhülle. Viele hochwertige Rucksäcke haben eine integrierte, aber nicht alle sind 100% zuverlässig bei Dauerregen. Ein leuchtend farbige Hülle (z.B. von Sea to Summit in Neongelb) erhöht nicht nur den Nässeschutz, sondern auch deine Sichtbarkeit bei schlechtem Wetter oder Nebel – ein einfaches, aber effektives Sicherheitsplus.

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  • Schneller Zugriff auf wichtige Kleinigkeiten
  • Entlastung der Hosentaschen
  • Perfekter Platz für Smartphone oder GPS-Gerät

Das Geheimnis? Nachrüstbare Hüftgurttaschen. Nicht jeder Rucksack kommt mit geräumigen Taschen am Hüftgurt. Marken wie Zpacks oder Fjällräven bieten separate, leichte Taschen an, die du einfach an fast jeden Hüftgurt schlaufen kannst. So hast du Müsliriegel, Kompass und Handy immer griffbereit, ohne den Rucksack absetzen zu müssen.

Das leise Klacken der Schnallen im Morgengrauen. Der Geruch von Zeltstoff und feuchter Erde, während du den Schlafsack in seinen Kompressionsbeutel stopfst. Das ist mehr als nur Packen – es ist ein Ritual. Die Art, wie du deinen Rucksack organisierst, wird zur Choreografie deiner Reise, ein stilles Versprechen an den kommenden Tag in der Natur.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.