Therapeutisches Reiten: Was wirklich dahintersteckt – Ein ehrlicher Guide für Eltern

von Angela Schmidt
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Ich stehe schon gefühlt eine Ewigkeit auf Reiterhöfen und in Reithallen. In all den Jahren habe ich Kinder begleitet, die tief in ihrer eigenen Welt versunken waren, und Erwachsene unterstützt, deren Körper einfach nicht mehr so wollte wie sie. Und eine Sache hat sich immer wieder gezeigt: Diese unglaubliche Verbindung zwischen einem Menschen und einem Pferd kann Dinge bewegen, die man kaum für möglich hält.

Meine persönliche Geschichte ist dabei gar nicht so wichtig. Was zählt, ist die Erfahrung, die ich in unzähligen Stunden als Reittherapeut und Ausbilder sammeln durfte. Und genau die möchte ich hier mit dir teilen. Ganz ohne kompliziertes Fachchinesisch, sondern mit ehrlichen Worten direkt aus der Praxis.

Viele hören „Therapeutisches Reiten“ und stellen sich einfaches Ponyreiten für Kinder vor, die vielleicht gerade eine schwierige Phase haben. Das ist verständlich, aber ehrlich gesagt, greift das viel zu kurz. Dahinter steckt eine absolut seriöse, fundierte Arbeit, die speziell ausgebildete Therapeuten, sorgfältig ausgewählte Pferde und ein glasklares Konzept erfordert. Es geht nicht darum, Reiten zu lernen. Es geht darum, mithilfe des Pferdes ganz konkrete therapeutische Ziele zu erreichen. Das Pferd ist hier kein Sportgerät, sondern ein Partner, ein Co-Therapeut auf vier Hufen.

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In diesem Artikel zeige ich dir, was wirklich dahintersteckt, wie es funktioniert, für wen es infrage kommt und worauf du unbedingt achten solltest, wenn du ein gutes Angebot suchst. Das hier ist kein Werbetext. Es ist ein tiefer Einblick in meinen Berufsalltag und meine absolute Überzeugung.

Die Magie verstehen: Warum ein Pferd so ein genialer Therapeut ist

Um zu kapieren, warum diese Arbeit so unfassbar wirksam ist, müssen wir uns das Pferd mal genauer anschauen. Seine Wirkung steht im Grunde auf drei starken Säulen: seiner Bewegung, seiner Natur als Lebewesen und dem ganzen sensorischen Drumherum.

Die heilsame Bewegung des Pferderückens

Stell dir mal vor, du sitzt auf einem Pferd, das ganz entspannt im Schritt geht. Du wirst nicht einfach nur passiv getragen. Dein ganzer Körper wird bewegt, und zwar auf eine Art, die man kaum nachahmen kann. Der Pferderücken überträgt dreidimensionale Schwingungen auf dein Becken – das sind etwa 90 bis 110 sanfte Impulse pro Minute. Das Verrückte daran: Diese Bewegung ist fast identisch mit unserem menschlichen Gang. Dein Gehirn bekommt also permanent die Information: „So fühlt sich normales Gehen an.“

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Für jemanden, der vielleicht nach einem Unfall oder durch eine Krankheit wie Multiple Sklerose nicht mehr richtig gehen kann, ist das ein unschätzbarer Schatz. Der Körper „erinnert“ sich an das richtige Bewegungsmuster. Die Muskelspannung wird reguliert – eine verspannte, spastische Muskulatur kann sich lockern, während eine schlaffe Muskulatur angeregt und gekräftigt wird. Und das Beste: Das alles passiert, ohne dass man aktiv etwas tun muss. Man wird bewegt. In der Fachsprache nennen wir das übrigens Hippotherapie, also quasi Krankengymnastik auf dem Pferd.

Ich erinnere mich an einen Jungen mit einer Zerebralparese. Seine Beine waren oft stark verspannt. Kaum saß er ein paar Minuten auf dem warmen Pferderücken und ließ sich vom ruhigen Takt des Schritts tragen, konnte man förmlich zusehen, wie seine Muskeln weicher wurden. Das ist keine Magie, sondern reine Biomechanik. Die Körperwärme des Pferdes von etwa 38 Grad tut ihr Übriges und entspannt zusätzlich.

Das Pferd als ehrlicher Spiegel

Pferde sind von Natur aus Fluchttiere. Ihr Überleben hing Jahrtausende davon ab, die Körpersprache und die Absichten anderer Lebewesen blitzschnell zu deuten. Sie sind absolute Meister darin, nonverbale Signale zu lesen. Ein Pferd spürt sofort, ob du ängstlich, wütend, traurig oder unsicher bist. Es reagiert nicht auf deine Worte, sondern auf dein Gefühl, auf deine Ausstrahlung. Und – das ist der entscheidende Punkt – es verurteilt dich nicht.

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Einem Pferd sind deine Schulnoten, dein Jobtitel oder dein Kontostand vollkommen egal. Es reagiert nur auf den jetzigen Moment. Diese absolut ehrliche, ungefilterte Rückmeldung ist für viele Menschen eine völlig neue Erfahrung. Ein Jugendlicher mit aggressivem Verhalten lernt zum Beispiel blitzschnell, dass er mit Wut und Geschrei bei einem Pferd überhaupt nichts erreicht. Das Tier wird nervös und geht auf Abstand. Wenn er es aber schafft, ruhig und klar aufzutreten, folgt ihm dieses riesige Tier ganz freiwillig. Stell dir mal vor, was das für das Selbstbewusstsein macht! Diese Arbeit im psychischen und sozialen Bereich nennen wir Heilpädagogisches Reiten.

Kleiner Fun Fact am Rande: Wusstest du, dass sich der Herzschlag eines Menschen in der Nähe eines ruhigen Pferdes oft verlangsamt und sich an dessen Rhythmus anpassen kann? Allein die Anwesenheit dieser sanften Riesen wirkt schon beruhigend.

Ein Fest für die Sinne

Die Zeit im Stall und mit dem Pferd ist ein echtes Erlebnis für alle Sinne. Du riechst das Heu, das Leder, das Pferd selbst. Du fühlst das weiche Fell unter deinen Händen beim Putzen, spürst die Wärme und die kraftvolle Bewegung auf seinem Rücken. Du hörst das leise Schnauben, das rhythmische Klappern der Hufe. Diese Fülle an echten, natürlichen Reizen ist Gold wert, besonders für Menschen mit Wahrnehmungsstörungen oder für solche, die in einer eher reizarmen Umgebung leben. Es erdet, holt dich aus dem Kopfkino und bringt dich zurück in deinen Körper – ins Hier und Jetzt.

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Nicht alles ist dasselbe: Ein kurzer Überblick über die Fachbereiche

„Therapeutisches Reiten“ ist ein Sammelbegriff. Um das richtige Angebot für dich oder dein Kind zu finden, ist es super wichtig, die Unterschiede zu kennen. Im Grunde gibt es drei große Bereiche:

  • Hippotherapie: Das ist, wie oben schon erwähnt, eine rein physiotherapeutische Behandlung. Stell es dir wie Krankengymnastik auf dem Pferd vor. Ein ausgebildeter Physiotherapeut mit einer speziellen Zusatzausbildung nutzt die Bewegung des Pferdes, um körperliche Probleme wie Spastiken, Gleichgewichtsstörungen oder Muskelschwäche zu behandeln. Hier sitzt der Patient meist passiv auf dem Pferd, das von einem Pferdeführer geführt wird. Das ist eine medizinische Maßnahme, die ärztlich verordnet wird.
  • Heilpädagogisches Reiten/Voltigieren (HPR/HPV): Hier geht es um die Seele, das Verhalten und das soziale Miteinander. Therapeuten sind hier Pädagogen, Psychologen oder Sozialarbeiter mit entsprechender Zusatzausbildung. Ziele sind zum Beispiel die Stärkung des Selbstwertgefühls, der Abbau von Ängsten, die Förderung der Konzentration oder die Verbesserung sozialer Kompetenzen. Die Arbeit umfasst viel mehr als nur Reiten – das Putzen, Führen und die Stallarbeit sind feste Bestandteile.
  • Ergotherapie mit dem Pferd: Ein Ergotherapeut nutzt das Pferd als Medium, um ganz konkrete Alltagsfähigkeiten zu trainieren. Das Ziel ist es, die Handlungsfähigkeit zu verbessern. Ein Beispiel: Das Schließen der Schnallen am Sattel trainiert die Feinmotorik. Einen kleinen Parcours zu planen und zu durchreiten, fördert die kognitiven Fähigkeiten und die Handlungsplanung. Es ist also sehr ziel- und alltagsorientiert.

Ein seriöser Anbieter wird dich immer ausführlich beraten, um herauszufinden, welcher dieser Wege der richtige für eure Situation ist.

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Der wichtigste Mitarbeiter: Was ein Therapie-Pferd ausmacht

Man kann nicht einfach das älteste Pony vom Hof nehmen und es zum Therapie-Pferd ernennen. Ganz im Gegenteil! Die Auswahl und die Ausbildung dieser Tiere ist eine echte Wissenschaft und die Basis für alles. Ihr Wohlbefinden steht immer an allererster Stelle.

Ein gutes Therapie-Pferd ist vor allem eines: ein absoluter Fels in der Brandung. Es muss ein ausgeglichenes, ruhiges und menschenbezogenes Wesen haben. Es muss geduldig sein, auch wenn ein Kind mal schreit oder eine ungeschickte Bewegung macht. Gleichzeitig muss es körperlich topfit sein, einen gleichmäßigen, klaren Schritt haben und einen gesunden Rücken, um den Reiter gut tragen zu können.

Diese Pferde durchlaufen eine lange Ausbildung, in der sie an alles gewöhnt werden: Rollstühle, Bälle, laute Geräusche, flatternde Planen. Sie sind unsere wichtigsten Partner, und ein guter Hof behandelt sie auch so. Kleiner Tipp: Wenn du einen Hof besuchst, schau dir die Pferde genau an. Wirken sie zufrieden und entspannt? Haben sie genug Auslauf auf einer Koppel mit Artgenossen? Ein ausgebranntes Pferd kann kein guter Therapeut sein.

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So bereitest du dein Kind auf die erste Stunde vor

Die erste Begegnung ist oft aufregend. Um deinem Kind (und auch dir selbst) ein wenig die Anspannung zu nehmen, hier ein paar einfache Tipps:

  • Schaut euch gemeinsam Bilder oder Videos an: Sucht im Internet nach schönen Bildern von Pferden. Das weckt Neugier und schafft eine positive Vorstellung.
  • Redet darüber, ohne Druck zu machen: Erkläre, dass ihr einen Ort besucht, an dem man Pferde streicheln und putzen kann. Lass das Reiten erstmal außen vor, wenn du Unsicherheit spürst.
  • Fahrt mal „nur zum Gucken“ vorbei: Wenn möglich, fahrt ein paar Tage vorher einfach mal am Hof vorbei und schaut euch die Pferde von Weitem auf der Koppel an. Das macht das Unbekannte vertraut.
  • Die richtige Kleidung: Mehr dazu weiter unten, aber wenn dein Kind weiß, was es anziehen soll, gibt das auch Sicherheit.

Eine typische Stunde: Viel mehr als nur im Kreis reiten

Damit du eine konkrete Vorstellung bekommst, wie so etwas abläuft, nehme ich dich mal mit in eine typische heilpädagogische Stunde für einen 8-jährigen Jungen, nennen wir ihn Paul, der sich schwer konzentrieren kann und wenig Selbstvertrauen hat.

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Die Stunde beginnt nicht auf dem Pferd, sondern davor. Wir holen sein Pferd „Felix“ gemeinsam von der Koppel. Schon hier lernt Paul, Verantwortung zu übernehmen und durch eine ruhige Körpersprache klar zu kommunizieren.

Danach geht’s zum Putzplatz. Das ist der Ort, an dem die eigentliche Beziehungsarbeit stattfindet. Paul lernt, Felix zu striegeln. Diese rhythmische, kreisende Bewegung ist unglaublich beruhigend und erfordert Konzentration. Er muss sich vielleicht überwinden, auch die großen Beine des Pferdes zu berühren. Jeder kleine Schritt, jede gemeisterte Hürde ist ein Sieg. Er spürt das weiche Fell, die warmen Muskeln und baut Vertrauen auf.

Erst dann geht es ans Aufsteigen. In der Halle führen wir Felix ganz in Ruhe. Paul darf erstmal nur die Bewegung spüren, vielleicht die Arme ausbreiten wie ein Flugzeug, um sein Gleichgewicht zu finden. Später kommen kleine, spielerische Aufgaben dazu: einen Ball in einen Eimer werfen, sich mal rückwärts auf den Pferderücken setzen. Jede Aufgabe, die er meistert, ist ein riesiger Booster für sein Selbstbewusstsein. Er ist stolz, weil er etwas schafft, das sich nicht jeder traut.

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Zum Schluss bringt Paul das Pferd mit zurück zum Stall. Er darf Felix eine Karotte als Belohnung geben und verabschiedet sich. Er hat also nicht nur etwas „bekommen“ (das Reiten), sondern auch etwas gegeben (die Pflege, die Belohnung). Am Ende hat Paul nicht nur auf einem Pferd gesessen. Er hat Verantwortung übernommen, Ängste überwunden, sich konzentriert und eine positive Beziehung gestaltet.

Den richtigen Hof finden: Deine Checkliste

Leider ist der Markt nicht immer ganz übersichtlich. Es gibt fantastische Therapeuten, aber auch unqualifizierte Anbieter. Achte auf diese Punkte:

  • Qualifikation: Frag direkt nach der Ausbildung! Ein guter Therapeut hat eine anerkannte Zusatzausbildung (z.B. vom Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten, kurz DKThR) und eine Grundausbildung im pädagogischen, psychologischen oder physiotherapeutischen Bereich.
  • Zustand der Pferde: Schau genau hin. Wirken die Tiere gesund, gepflegt und ausgeglichen?
  • Sicherheit: Eine Helmpflicht ist nicht verhandelbar. Die Anlagen müssen sauber und sicher sein. Es sollte immer einen separaten Pferdeführer geben, damit sich der Therapeut voll auf den Klienten konzentrieren kann.
  • Transparenz: Ein seriöser Anbieter erklärt dir in einem Erstgespräch alles, fragt nach Zielen und legt die Kosten offen.
  • Dein Bauchgefühl: Fühlt ihr euch wohl? Ist die Atmosphäre respektvoll – gegenüber Menschen UND Tieren?

Sei skeptisch bei Anbietern, die schnelle Wunder versprechen. Gute therapeutische Arbeit braucht Zeit, Geduld und Professionalität.

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Fragen, die immer wieder kommen – ehrlich beantwortet

Okay, Tacheles: Was kostet der Spaß?
Das ist der Elefant im Raum. Heilpädagogisches Reiten ist in der Regel eine Privatleistung. Rechne mal mit einer Preisspanne von 60 € bis 120 € pro Einheit (meist 45-60 Minuten). Das klingt erstmal viel, aber darin stecken die Kosten für die Haltung und Ausbildung des Pferdes, die Versicherung und natürlich das Gehalt des hochqualifizierten Therapeuten. Die Hippotherapie kann unter bestimmten Umständen von einigen Krankenkassen bezuschusst werden, aber das ist oft ein langer Weg. Manchmal gibt es auch eine Chance auf Kostenübernahme über die Eingliederungshilfe des Jugend- oder Sozialamtes.

Was soll mein Kind (oder ich) anziehen?
Ganz einfach! Bequem und praktisch ist die Devise. Eine Reithose ist nicht nötig.
Hose: Eine bequeme Jeans oder Leggings ist perfekt. Hauptsache, sie hat keine dicken Nähte an der Innenseite.
Schuhe: Das ist wichtig! Feste, geschlossene Schuhe sind Pflicht. Am besten welche, die über den Knöchel gehen, wie Wanderschuhe oder Stiefeletten. Bitte keine Turnschuhe mit dünnem Stoff oder Sandalen.
Oberteil: Dem Wetter angepasst. Ein T-Shirt oder Pulli, der nicht zu weit ist, damit man nirgends hängen bleibt.
Helm: Ein passender Reithelm wird in der Regel vom Hof gestellt.

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Soll ich als Elternteil bei der Stunde dabei bleiben?
Eine super wichtige Frage! Oft ist es am besten, wenn du nicht direkt zuschaust. Viele Kinder können sich besser auf den Therapeuten und das Pferd einlassen, wenn Mama oder Papa nicht am Rand stehen. Es schafft einen geschützten Raum nur für das Kind. Natürlich ist das individuell. Besprich das offen mit dem Therapeuten. Oft ist es schön, wenn du bei der Vor- und Nachbereitung dabei bist und die eigentliche Therapiezeit dann für einen Kaffee oder einen Spaziergang nutzt.

Was ist, wenn mein Kind totale Angst vor Pferden hat?
Dann ist Zwang der absolut falsche Weg. Ein guter Therapeut wird diese Angst ernst nehmen und niemals Druck machen. Die Arbeit beginnt dann eben nicht auf dem Pferd, sondern vielleicht erstmal nur damit, das Pferd aus sicherer Entfernung auf der Koppel zu beobachten. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Manchmal dauert es drei, vier Stunden, bis ein Kind sich überhaupt traut, ein Pferd zu berühren. Und das ist völlig okay! Geduld ist hier der Schlüssel.

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Mein Fazit aus der Praxis

Die therapeutische Arbeit mit Pferden ist so viel mehr als nur ein Job. Ich habe erlebt, wie Kinder, die kaum sprachen, auf dem Pferderücken plötzlich ihre ersten Worte flüsterten. Ich habe gesehen, wie Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen für einen Moment das Gefühl von Freiheit und Bewegung zurückbekamen. Das Pferd ist einfach ein genialer, unbestechlicher Lehrmeister für Geduld, Klarheit und Empathie.

Es ist eine wundervolle Methode, aber sie muss professionell, sicher und mit dem größten Respekt vor dem Partner Pferd durchgeführt werden. Wenn du einen solchen Ort findest, kann er zu einer echten Quelle der Kraft werden. Und falls therapeutisches Reiten aus finanziellen oder logistischen Gründen gerade nicht machbar ist, schau dich mal nach Alternativen wie tiergestützter Pädagogik mit Hunden oder einem guten Bauernhof-Kindergarten um. Manchmal gibt es mehr Wege als man denkt.

Und jetzt zu dir: Welche Erfahrungen hast du vielleicht schon gemacht? Was war deine größte Sorge, bevor du damit angefangen hast? Schreib es gerne in die Kommentare!

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Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Hippotherapie und heilpädagogischem Reiten?

Eine entscheidende Frage für die Suche nach dem richtigen Angebot. Bei der Hippotherapie steht die Physiotherapie im Vordergrund. Hier nutzt ein ausgebildeter Physiotherapeut die Bewegung des Pferdes, um ganz gezielt körperliche Defizite, etwa bei Spastiken oder Haltungsschwächen, zu behandeln. Das heilpädagogische Reiten hingegen fokussiert sich auf die Psyche und das soziale Verhalten. Ein Pädagoge oder Psychologe arbeitet mit dem Pferd als Medium, um emotionale und soziale Kompetenzen, Selbstvertrauen und die Wahrnehmung zu fördern.

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Der Herzschlag eines Pferdes liegt bei 28 bis 40 Schlägen pro Minute. Der eines entspannten Menschen bei etwa 60 bis 80. Studien zur

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Die richtige Ausrüstung: Sicherheit und Gefühl gehen vor

Vergessen Sie teure Reitstiefel und schicke Hosen. Das Wichtigste für die ersten Stunden ist Kleidung, in der sich Ihr Kind frei bewegen kann, und vor allem ein perfekt sitzender Reithelm. Modelle von Marken wie KED oder Uvex sind speziell für Kinderköpfe entwickelt und bieten höchste Sicherheitsstandards. Ein Helm ist nicht verhandelbar. An den Füßen genügen für den Anfang feste, geschlossene Schuhe mit einem kleinen Absatz, der ein Durchrutschen durch den Steigbügel verhindert.

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  • Fördert die Konzentration und Achtsamkeit.
  • Stärkt das Verantwortungsbewusstsein.
  • Schult die Fein- und Grobmotorik.
  • Baut eine tiefe, nonverbale Vertrauensbasis auf.

Das Geheimnis? Die Zeit vor und nach dem Reiten. Das Putzen des Fells mit Striegel und Kardätsche, das vorsichtige Auskratzen der Hufe oder das Führen des Pferdes sind feste Rituale, die Struktur geben und weit mehr als nur Vorbereitung sind. Sie sind ein zentraler Teil der therapeutischen Erfahrung.

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Der Haflinger: Mit seinem ruhigen Gemüt, seiner robusten Statur und dem sprichwörtlichen „goldenen Herzen“ ist er oft die erste Wahl. Er verzeiht kleine Fehler, strahlt eine immense Gelassenheit aus und seine breite Rückenpartie gibt unsicheren Kindern ein Gefühl von Sicherheit.

Das Islandpferd: Seine besondere Gangart, der „Tölt“, ist extrem weich und erschütterungsfrei. Das macht ihn ideal für Kinder mit körperlichen Einschränkungen. Zudem ist er kleiner und wirkt dadurch auf viele Kinder weniger einschüchternd.

Beide Rassen zeigen, dass es nicht auf sportliche Höchstleistung ankommt, sondern auf einen verlässlichen Charakter.

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Wichtiger Punkt: Erwarten Sie keine schnellen Wunder. Therapeutisches Reiten ist ein Prozess, kein Schalter, der umgelegt wird. Gerade in den ersten Stunden geht es oft nur darum, anzukommen, die Umgebung auf sich wirken zu lassen und eine erste, zögerliche Verbindung zum Tier aufzubauen. Manchmal wird eine ganze Stunde lang nur das Pferd beobachtet oder gestreichelt. Geben Sie Ihrem Kind und dem Therapeuten die Zeit, die sie brauchen. Der größte Fortschritt liegt oft in den kleinsten Schritten.

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Die sensorische Erfahrung auf dem Reiterhof ist ein oft unterschätzter Teil der Therapie. Der Geruch von Heu und Pferd, das warme Gefühl des Fells unter den Händen, das leise Schnauben des Tieres und das rhythmische Geräusch der Hufe – all das sind Reize, die direkt auf das limbische System wirken. Sie erden, schaffen eine präsente Atmosphäre und helfen, aus dem Gedankenkarussell des Alltags auszubrechen. Es ist eine Flut an Sinneseindrücken, die beruhigt und die Wahrnehmung schärft.

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Pferde sind Meister im Lesen von Körpersprache. Sie reagieren nicht auf das, was wir sagen, sondern auf das, was wir fühlen und wie wir uns halten.

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Die Finanzierung kann eine Hürde sein. Es lohnt sich jedoch, verschiedene Wege zu prüfen:

  • Krankenkasse: Reine Hippotherapie auf neurophysiologischer Basis kann unter Umständen von einem Arzt verordnet und (teilweise) erstattet werden. Heilpädagogische Angebote meist nicht.
  • Eingliederungshilfe: Bei anerkannter (drohender) Behinderung kann über das Sozial- oder Jugendamt ein Antrag auf Kostenübernahme als Maßnahme der Eingliederungshilfe gestellt werden.
  • Stiftungen: Es gibt zahlreiche lokale und überregionale Stiftungen, die gezielt Familien bei der Finanzierung von Therapiemaßnahmen unterstützen.
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Ein qualifizierter Hof ist das A und O. Achten Sie bei der Auswahl nicht nur auf eine schöne Website, sondern besuchen Sie den Ort persönlich. Wirken die Pferde gesund, ausgeglichen und gut gepflegt? Ist die Anlage sauber und sicher? Entscheidend ist die Qualifikation der Therapeuten. Fragen Sie aktiv nach Zertifizierungen, zum Beispiel vom Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR). Eine gute Einrichtung wird Ihnen transparent Auskunft über Ausbildung und Erfahrung geben.

Der größte Gewinn aus der Reittherapie zeigt sich oft nicht im Reitstall, sondern im Alltag. Das Kind, das gelernt hat, einem 500 Kilo schweren Tier klare und ruhige Anweisungen zu geben, traut sich vielleicht plötzlich, in der Schule seine Meinung zu sagen. Das Vertrauen, das es zum Pferd aufgebaut hat, wird zur Blaupause für neue Freundschaften. Es ist der Transfer dieser im geschützten Raum erlernten Selbstwirksamkeit in die reale Welt, der die pferdegestützte Therapie so nachhaltig und wertvoll macht.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.