DIY-Sonnenschutz? Warum dein Kokosöl am Strand versagt (und was wirklich hilft)

von Angela Schmidt
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Hand aufs Herz: Der Gedanke, seine eigene Sonnencreme zu mixen, ist super verlockend. Man will einfach wissen, was auf die Haut kommt, und am liebsten wären das nur reine, natürliche Zutaten. Ich verstehe das total – in meiner Welt dreht sich alles um natürliche Materialien, um ihre Stärken und, was noch wichtiger ist, um ihre Grenzen.

Und genau hier müssen wir mal ehrlich miteinander reden. Wenn es um Sonnenschutz geht, hört der Spaß bei gut gemeinten Küchen-Experimenten nämlich auf. Die Sonne ist kein Spielzeug. Sie ist pures, kraftvolles Handwerkzeug der Natur, und wer damit falsch umgeht, riskiert bleibende Schäden.

Immer wieder stolpere ich über Rezepte mit Himbeersamenöl oder Kokosöl, die einen hohen Schutz versprechen. Aber ich sag’s dir ganz direkt: Eine Sonnencreme, die diesen Namen verdient und dich am Strand wirklich sicher schützt, kannst und solltest du auf keinen Fall zu Hause herstellen. Lass uns mal genau anschauen, warum das so ist – und was du stattdessen Sinnvolles mit den tollen Pflanzenölen für deine Haut tun kannst.

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Was die Sonne wirklich mit deiner Haut anstellt

Bevor wir über Schutz reden, müssen wir den Gegner kennen. Und das ist keine Raketenwissenschaft, sondern Basiswissen für jeden, der seine Haut gesund halten will. Da sind vor allem zwei Übeltäter am Werk: UVA- und UVB-Strahlen.

UVB: Die für den fiesen Sonnenbrand

Stell dir UVB-Strahlen wie kurze, heftige Schläge vor. Sie dringen nur in die oberste Hautschicht ein, haben dort aber richtig Power. Sie sind der Hauptgrund für den schmerzhaften, roten Sonnenbrand, den wir alle kennen. Deine Haut schreit quasi um Hilfe. Übrigens sind diese Strahlen auch der Hauptverdächtige bei der Entstehung von Hautkrebs. Ihre Intensität ist mittags im Sommer am allerhöchsten – da ist also absolute Vorsicht geboten.

UVA: Die stillen Hautalterungs-Profis

UVA-Strahlen sind da viel hinterhältiger. Sie sind wie ein stetiges Tropfen, das über Jahre den Stein höhlt. Sie haben weniger Energie, dringen aber viel tiefer in die Haut ein, genau dorthin, wo unser Kollagengerüst sitzt. Das ist das, was unsere Haut straff und elastisch hält. UVA-Strahlen sind der Hauptgrund für Falten, Pigmentflecken und schlaffe Haut. Das Tückische: Ihre Intensität ist das ganze Jahr über recht konstant, und sie kommen sogar durch Fensterglas. Ja, richtig gelesen!

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Was bedeutet „LSF 30“ eigentlich wirklich?

Der Lichtschutzfaktor (LSF oder SPF) ist keine Fantasiezahl, sondern das Ergebnis eines knallharten, genormten Testverfahrens. Dabei wird auf die Haut von Testpersonen eine ganz bestimmte Menge Creme aufgetragen – nämlich 2 Milligramm pro Quadratzentimeter. Dann wird die Haut mit einer speziellen UV-Lampe bestrahlt, bis sie rot wird. Der LSF gibt an, um wie viel länger das mit Creme dauert als ohne.

Warum erzähle ich das so detailliert? Weil es zeigt: LSF 30 ist ein wiederholbares, teures und unter Laborbedingungen ermitteltes Ergebnis. Das kannst du zu Hause niemals nachstellen. Jede LSF-Angabe für ein DIY-Rezept ist reines Raten und, ehrlich gesagt, grob fahrlässig.

Pflanzenöle und der Sonnenschutz-Mythos

Im Netz geistern ja diese Listen herum: Himbeersamenöl mit LSF 50, Karottensamenöl mit LSF 40… Das ist leider kompletter Unsinn. Diese Zahlen stammen meist aus Versuchen im Reagenzglas, bei denen eine dünne Ölschicht gemessen wurde. Das hat absolut nichts mit der Realität auf deiner Haut zu tun, wo das Öl einzieht, durch Schweiß abgetragen wird und sich nie gleichmäßig verteilt.

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Die wahre Stärke von Pflanzenölen liegt woanders: in ihren antioxidativen Eigenschaften. Sie wirken weniger wie ein Schutzschild auf der Haut, sondern eher wie eine kleine Feuerwehr in den Hautzellen, die durch UV-Strahlung verursachte Schäden bekämpft. Schauen wir uns die Stars mal realistisch an:

  • Himbeersamenöl: Ein fantastisches Pflegeöl! Reich an Vitamin E und Omega-Fettsäuren, super zur Regeneration der Hautbarriere. Sein Beitrag zum UV-Schutz? Minimal. Realistisch sind wir hier bei einem LSF von vielleicht 2 bis 5. Perfekt als Wirkstoff in einer Pflege, aber niemals solo. Ein gutes, kaltgepresstes Bio-Öl findest du online oder im Reformhaus für ca. 15-25 € pro 100 ml.
  • Karottensamenöl: Achtung, Verwechslungsgefahr! Es gibt das fette Öl (aus den Samen gepresst) und das ätherische Öl (destilliert). Das ätherische Öl darf niemals pur auf die Haut! Das fette Öl ist toll für reife Haut, da es voller Carotinoide steckt, aber sein LSF ist ebenfalls verschwindend gering.
  • Kokosöl: Klar, es fühlt sich toll an und kühlt die Haut. Man sagt ihm einen LSF von etwa 4 bis 7 nach. Das ist besser als gar nichts, reicht aber bei Weitem nicht für einen Sommertag. Ich kenne genug Leute, die es im Urlaub probiert haben und mit einem fetten Sonnenbrand zurückkamen. Mein Tipp: Super als After-Sun-Pflege, aber kein verlässlicher Schutz davor.
  • Sheabutter & Kakaobutter: Diese festen Fette sind eine super Basis für Balsame. Sie bilden einen leichten Schutzfilm, der vor Feuchtigkeitsverlust schützt und einen minimalen physikalischen UV-Schutz bietet (geschätzt LSF 3-6). Sie sind die perfekte Grundlage für unseren Pflegebalsam, aber eben auch kein Strand-Begleiter.
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Das Kernproblem: Eine Ölmischung ist kein Schutzschild

Selbst wenn du die besten Öle zusammenmischst, hast du am Ende immer noch eine Ölmischung und keine Sonnencreme. Das scheitert an drei entscheidenden Punkten:

  1. Lückenhafter Schutzfilm: Eine gekaufte Sonnencreme ist eine Emulsion, in der die UV-Filter perfekt und gleichmäßig verteilt sind. Wenn du sie aufträgst, entsteht ein geschlossener Film. Eine reine Ölmischung kann das nicht. Es bleiben immer mikroskopisch kleine Lücken, durch die die UV-Strahlen ungehindert durchkommen. Das Ergebnis ist ein fieser, fleckiger Sonnenbrand.
  2. Fehlende Stabilität: Die UV-Filter in professionellen Produkten sind so konzipiert, dass sie stundenlang stabil bleiben. Die natürlichen Inhaltsstoffe in Ölen können unter Sonneneinstrahlung schnell zerfallen und ihre ohnehin schon geringe Wirkung verlieren.
  3. Falsche Menge: Um den angegebenen LSF zu erreichen, müsstest du dich mit einem vollen Schnapsglas (ca. 30-40 ml) Sonnencreme für den ganzen Körper einreiben. Mal ehrlich, wer macht das schon mit einer reinen, fettigen Ölmischung? Man trägt automatisch viel zu wenig auf, was den Schutz weiter ins Bodenlose reduziert.
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Ein sinnvolles Rezept: Dein schützender Pflegebalsam für jeden Tag

Okay, genug der Warnungen. Lass uns jetzt etwas wirklich Nützliches und Sicheres herstellen. Wir nennen es bewusst nicht Sonnencreme, sondern „Schützender Pflegebalsam“. Er ist perfekt für die tägliche Pflege und für kurze Aufenthalte in der Sonne – der Weg zur Arbeit, die Mittagspause im Park. Er ersetzt aber keine richtige Sonnencreme für den Urlaub!

Gut zu wissen:
Zeitaufwand: ca. 20 Minuten
Haltbarkeit & Lagerung: Bei sauberer Arbeit hält sich der Balsam ca. 6 Monate. Am besten kühl und dunkel lagern, aber nicht im Kühlschrank.

Zutaten für ca. 100 g (Kosten ca. 25-35€):

  • 40 g Sheabutter (bio, unraffiniert – gibt’s im Bioladen oder online)
  • 20 g Kokosöl (bio, nativ)
  • 15 g Jojobaöl (bio, kaltgepresst – eine super Investition für die Hautpflege!)
  • 10 g Himbeersamenöl (bio, kaltgepresst)
  • 10 g Bienenwachs (am besten direkt vom Imker oder in Bio-Qualität)
  • 5 Tropfen Vitamin E (Tocopherol, aus der Apotheke oder dem Netz – als natürlicher Konservierer)
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Die Herstellung Schritt für Schritt:

  1. Vorbereiten: Sauberkeit ist alles! Desinfiziere deine Geräte (Becherglas, Rührstab, Tiegel) mit Alkohol. Wiege alle Zutaten grammgenau ab.
  2. Schmelzen: Gib Sheabutter, Kokosöl, Jojobaöl und Bienenwachs in ein Becherglas und schmelze alles langsam im Wasserbad. Nicht zu heiß werden lassen, so um die 70°C sind perfekt.
  3. Abkühlen: Nimm das Glas aus dem Wasserbad und lass die Mischung etwas abkühlen (unter 40°C). Rühre dabei immer mal wieder um.
  4. Wirkstoffe rein: Jetzt kommen das hitzeempfindliche Himbeersamenöl und das Vitamin E dazu. Alles gut verrühren.
  5. Abfüllen: Fülle den noch flüssigen Balsam in deinen sauberen Tiegel und lass ihn bei Raumtemperatur fest werden. Fertig!

Was tun, wenn…? Kleiner Pannenhelfer:
„Mein Balsam ist zu fest geworden!“ – Kein Problem. Einfach nochmal sanft im Wasserbad schmelzen und noch ca. 5 g Jojobaöl dazugeben und gut verrühren.
„Der Balsam ist krümelig!“ – Wahrscheinlich ist er zu schnell abgekühlt. Auch hier hilft: Nochmal langsam schmelzen und bei Raumtemperatur in Ruhe fest werden lassen.

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Für Fortgeschrittene: Mineralische Filter & warum du die Finger davon lassen solltest

Manche DIY-Anleitungen empfehlen, einfach Zinkoxid oder Titandioxid (non-nano) beizumischen. Und hier wird es wirklich heikel. Zinkoxid ist an sich ein super Breitbandfilter, der UV-Strahlen wie winzige Spiegel reflektiert.

Das Problem? Du musst die Partikel absolut homogen in der Creme verteilen. Wenn sie verklumpen, hast du Lücken im Schutzschild – wie ein Dach, bei dem jeder zweite Ziegel fehlt. Profis nutzen dafür spezielle Hochleistungsrührer (Homogenisatoren). Das schaffst du mit dem Pürierstab zu Hause nicht annähernd.

Außerdem ist Zinkoxid ein superfeines Pulver. Beim Hantieren atmest du es leicht ein, was die Lunge reizen kann. Wenn du es also doch probieren willst (was ich nicht empfehle), dann bitte nur mit einer FFP2-Maske!

Ach ja, und was ist mit diesen Nanopartikeln? Kurz gesagt: Bei „non-nano“ sind die Partikel größer und bleiben auf der Haut liegen. Bei Nanopartikeln wird diskutiert, ob die winzigen Teilchen in den Körper eindringen können. Die Studienlage ist noch nicht ganz eindeutig. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt einfach Produkte, die klar als „ohne Nanotechnologie“ gekennzeichnet sind.

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Der beste Sonnenschutz: Wissen, nicht mixen

Unsere Großeltern hatten auch keinen LSF 50. Sie hatten aber etwas, das uns oft fehlt: Respekt vor der Sonne und cleveres Verhalten. Der intelligenteste Sonnenschutz ist eine Kombination aus drei Dingen:

  1. Meiden: Die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr ist tabu. Such dir ein schattiges Plätzchen.
  2. Bedecken: Luftige Kleidung, ein Hut und eine Sonnenbrille sind deine besten Freunde. Wusstest du schon? Ein nasses, weißes T-Shirt hat oft nur noch einen Lichtschutzfaktor von unter 5!
  3. Cremen: Für alles, was unbedeckt bleibt, nimmst du eine geprüfte, hochwertige Sonnencreme. Und zwar nicht zu knapp!

Wann du unbedingt zum Profi greifen musst (und was du kaufen kannst)

Selbstgemachte Kosmetik ist ein tolles Hobby. Aber bei einem Produkt, das deine Gesundheit schützen soll, hört der Spaß auf. In diesen Fällen gibt es keine Alternative zu einer gekauften, geprüften Sonnencreme:

  • Für Kinder: Ihre Haut ist extrem empfindlich. Keine Experimente!
  • Bei heller Haut: Wenn du schnell rot wirst, brauchst du den besten Schutz.
  • Im Urlaub: Am Strand, in den Bergen oder auf dem Wasser ist die UV-Strahlung durch Reflexion viel intensiver.
  • Bei langen Outdoor-Aktivitäten: Wandern, Radfahren, Gartenarbeit…

Damit du nicht im Laden überfordert bist: Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit mineralischen Sonnencremes von Marken wie Eco Cosmetics, Lavera oder Speick gemacht. Die gibt’s in vielen Drogerien und Bioläden. Achte beim Kauf immer auf das kleine UVA-Logo in einem Kreis – das garantiert einen ausgewogenen Schutz. Sieh es nicht als Ausgabe, sondern als die beste Investition in die langfristige Gesundheit deiner Haut.

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Kann After-Sun-Pflege einen Sonnenbrand wirklich „heilen“?

Leider nein. Einmal entstandene Zellschäden durch UV-Strahlung sind irreversibel. After-Sun-Produkte sind jedoch Meister der Linderung: Sie kühlen, spenden intensiv Feuchtigkeit und können dank Inhaltsstoffen wie Aloe Vera, Panthenol oder Dexpanthenol die Regeneration der Hautbarriere unterstützen und das Spannungsgefühl reduzieren. Sie sind also eine wohltuende Symptombehandlung, aber kein Radiergummi für die Sonnensünde. Der beste Schutz bleibt die Prävention!

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„Etwa 80 % der sichtbaren Hautalterung im Gesicht werden durch UV-Exposition verursacht.“

Diese oft zitierte Studie aus dem Fachjournal Clinical, Cosmetic and Investigational Dermatology verdeutlicht, warum Sonnenschutz die effektivste Anti-Aging-Pflege ist. UVA-Strahlen zerstören Kollagenfasern tief in der Haut, was zu Falten und Elastizitätsverlust führt – und das passiert auch an bewölkten Tagen oder hinter Fensterglas. Ein Breitbandschutz ist daher kein reiner Sommer-Luxus, sondern eine tägliche Investition in die langfristige Gesundheit und das Aussehen der Haut.

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Mineralische Filter: Sie wirken wie winzige Spiegel auf der Haut. Partikel wie Zinkoxid oder Titandioxid reflektieren die UV-Strahlung, bevor sie eindringen kann. Ideal für empfindliche Haut und Kinder, da sie seltener Allergien auslösen.

Chemische Filter: Sie ziehen in die oberste Hautschicht ein und wandeln UV-Strahlen in Wärme um. Ihre Textur ist oft leichter und transparenter, wie man es von Marken wie La Roche-Posay (Anthelios-Reihe) kennt.

Die Wahl hängt vom Hauttyp und persönlichen Vorlieben ab; moderne Formulierungen kombinieren oft beide Filterarten für optimalen Schutz und Komfort.

Beim Eincremen werden bestimmte Stellen systematisch vergessen. Achten Sie bewusst auf diese „blinden Flecken“:

  • Der Haaransatz und der Scheitel (ein Spray ist hier praktisch!)
  • Die Ohren, besonders die Kanten und die Haut dahinter
  • Der Nacken und die seitlichen Halspartien
  • Die Fußrücken und Zehen
  • Die Augenlider (hierfür gibt es spezielle, augenärztlich getestete Produkte)
Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.