Laufen lernen ist wie Handwerk: Dein ehrlicher Guide für den Start

von Mareike Brenner
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Ganz ehrlich? Ich habe in meinem Leben schon so einiges gebaut. Häuser, Möbel, sogar komplette Dachstühle. Und bei jedem einzelnen Projekt galt immer dasselbe: Ohne ein solides Fundament wird das alles nichts. Du fängst ja auch nicht mit dem Dach an, oder? Man beginnt unten, mit Sorgfalt und einem klaren Plan. Beim Laufen ist das kein bisschen anders.

Viele sehen nur das Rennen, das Ziel, die schnelle Zeit auf der Uhr und wollen sofort losstürmen. Aber Laufen ist ein echtes Handwerk. Es verlangt Geduld, eine saubere Technik und das richtige Werkzeug. Ich laufe nun schon eine gefühlte Ewigkeit, nicht für Medaillen, sondern für den klaren Kopf und das gute Gefühl im Körper. Dabei habe ich so ziemlich jeden Fehler gemacht, den man machen kann, aber auch verdammt viel gelernt. Und ich habe oft genug gesehen, wie gut gemeinter Eifer direkt in Frust und Verletzungen mündet. Deshalb schreibe ich das hier auf – nicht als unantastbarer Trainer, sondern als einer aus der Praxis, der kapiert hat: Ein guter Läufer arbeitet wie ein guter Handwerker. Mit Verstand, Respekt vor dem Material und einem Plan in der Tasche.

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Das Fundament: Warum tust du dir das eigentlich an?

Bevor wir über Schuhe und Trainingspläne quatschen, müssen wir eine Sache klären. Warum? Diese Frage ist das Fundament von absolut allem. Wenn deine Antwort darauf nicht ehrlich ist, hält der ganze Bau nicht lange. Läufst du, um Gewicht zu verlieren? Willst du einen bestimmten Wettkampf schaffen? Oder einfach nur, um nach einem langen Arbeitstag den Kopf freizubekommen?

Jede Antwort ist goldrichtig, solange es deine ist. Sie bestimmt nämlich, wie wir den Weg gestalten. Wer nur für den Sommer schnell ein paar Kilos loswerden will, geht die Sache anders an als jemand, der auch mit 70 noch schmerzfrei seine Runden drehen möchte. Ich habe gelernt: Die stärkste Motivation kommt nicht von außen, nicht von einem Termin oder einer Zahl auf der Waage. Sie kommt von innen. Vom Gefühl der Freiheit, von der Stille am frühen Morgen, vom Stolz, den eigenen Körper mal wieder richtig zu spüren. Finde dein „Warum“. Das ist der allererste und wichtigste Schritt.

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Kurzer Abstecher in die Physik: Laufen ist kontrolliertes Fallen

Laufen ist im Grunde total simpel: ein kontrolliertes Fallen. Bei jedem einzelnen Schritt fangen wir uns selbst wieder auf. Dabei wirken aber enorme Kräfte auf unseren Körper. Bei jedem Bodenkontakt lastet das Zwei- bis Dreifache deines Körpergewichts auf Gelenken, Sehnen und Muskeln. Ein 80-Kilo-Mann stemmt also bei jedem Schritt bis zu 240 Kilogramm. Mach das tausendmal hintereinander, und du verstehst, warum eine saubere Technik so verdammt wichtig ist.

Es geht nicht darum, diese Kräfte zu bekämpfen. Es geht darum, sie klug zu nutzen. Ein guter Läufer schlägt nicht auf den Boden ein; er arbeitet mit der Schwerkraft. Er nutzt die Energie, die in seinen Sehnen gespeichert wird, wie eine Feder. Wenn du das Prinzip einmal verstanden hast, läufst du nicht mehr gegen deinen Körper, sondern mit ihm. Das spart Kraft und schont das „Material“, also deine Knochen und Gelenke.

Das richtige Werkzeug: Mehr als nur ein Paar Schuhe

Ein Handwerker würde niemals mit einem billigen, unpassenden Werkzeug an eine wichtige Arbeit gehen. Das Ergebnis wäre Murks. Beim Laufen ist der Schuh unser wichtigstes Werkzeug. Der Markt ist ein Dschungel, voller Versprechen von Dämpfung, Stabilität und Energierückgabe. Lass dich davon nicht verrückt machen. Ein guter Laufschuh muss vor allem eines: passen.

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Ab ins Fachgeschäft – eine Investition, die sich lohnt

Geh in ein Fachgeschäft, wo man sich Zeit für dich nimmt. Ein guter Verkäufer schaut sich nicht nur deine Füße an. Er fragt, wo du läufst (Asphalt, Wald?), wie oft und wie weit. Er wirft einen Blick auf deine alten Schuhe, denn die abgelaufene Sohle verrät eine Menge über deinen Laufstil. Meistens gehört auch eine kurze Analyse auf dem Laufband dazu. Das ist wichtig, denn hier sieht man, ob dein Fuß nach innen knickt (Überpronation) oder stabil bleibt.

Aber Achtung! Die Industrie hat uns jahrelang Schuhe mit starken Stützen verkauft. Heute weiß man, dass ein gesunder Fuß am besten selbst arbeitet. Eine leichte Stütze kann helfen, aber ein Schuh sollte den Fuß führen, nicht in ein Korsett zwängen. Der beste Schuh ist oft der, den du am Fuß kaum spürst. Er sollte vorne eine Daumenbreite Platz haben und an der Ferse fest sitzen, ohne zu scheuern.

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Gut zu wissen: Kauf deine Laufschuhe am besten nachmittags, weil die Füße über den Tag leicht anschwellen. Und was kostet der Spaß? Rechne für einen anständigen Schuh aus dem Fachgeschäft mit 80 bis 150 Euro. Ja, das ist Geld. Aber ein kaputtes Knie ist teurer. Das ist kein Luxus-Werkzeug, das ist dein Arbeitsschutz!

Kleidung: Funktion schlägt Optik

Früher sind wir in Baumwoll-Shirts gelaufen. Nach zehn Minuten waren die nass, kalt und schwer. Ehrlich, das war keine gute Zeit. Heute gibt es Funktionskleidung, die den Schweiß vom Körper wegleitet. Das ist kein Luxus, sondern eine sinnvolle Investition. Du kühlst im Sommer nicht so schnell aus und bleibst im Winter wärmer und trockener. Du brauchst aber keine teuren Marken. Wichtig ist das Material: Polyester oder Merinowolle funktionieren super. Haltet die Augen offen nach Angeboten bei Discountern wie Aldi, Lidl oder bei Decathlon. Für den Anfang reicht das völlig. Ein Funktionsshirt für 10 Euro tut’s genauso wie eins für 50.

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Laufbekleidung im Winter: So ziehen Sie sich richtig an!

Kleiner Tipp: Zieh dich nach dem Zwiebelprinzip an. Mehrere dünne Schichten sind besser als eine dicke. So kannst du unterwegs etwas ausziehen, wenn dir warm wird. Und denk an deine Sichtbarkeit! Besonders in der dunklen Jahreszeit sind helle Farben und Reflektoren absolute Pflicht.

Die saubere Technik: Das eigentliche Handwerk lernen

So, jetzt kommen wir zum Kern der Sache. Du kannst die besten Schuhe der Welt haben, aber wenn die Technik nicht stimmt, arbeitest du gegen dich selbst. Eine saubere Lauftechnik ist der Schlüssel zu mehr Effizienz und weniger Verletzungen. Das braucht aber Zeit und Übung. Man lernt es nicht an einem Tag.

Haltung bewahren: Stolz und aufrecht

Stell dir vor, ein unsichtbarer Faden zieht dich am Kopf sanft nach oben. Richte dich auf. Der Blick geht geradeaus, nicht auf deine Füße. Die Schultern sind locker und entspannt, nicht zu den Ohren hochgezogen. Dein Rumpf, also Bauch und unterer Rücken, ist stabil und leicht angespannt. Das ist dein Kraftzentrum. Eine stabile Mitte verhindert, dass du bei jedem Schritt seitlich einknickst, und spart enorm viel Energie.

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Dein Kraftzentrum stärken? Simpler als du denkst. Fang mit dem Unterarmstütz an, auch bekannt als Planke. Leg dich auf den Bauch, stütz dich auf die Unterarme und Zehenspitzen, der Körper bildet eine gerade Linie. Halte das 3×30 Sekunden nach dem Laufen. Das ist der Dübel in der Wand – ohne den hält später nichts.

Der Armeinsatz: Dein Taktgeber

Deine Arme sind nicht nur zum Ausbalancieren da. Sie geben den Rhythmus vor, und die Beine folgen. Halte die Ellbogen in einem Winkel von etwa 90 Grad. Die Hände sind locker zur Faust geformt, als ob du ein rohes Ei darin hältst. Die Bewegung kommt aus der Schulter, nicht aus dem Ellbogen. Die Arme schwingen locker vor und zurück, nicht quer vor dem Körper. Easy, oder?

Fußaufsatz und Schrittfrequenz: Weniger ist mehr

Hierüber gibt es endlose Debatten. Vorfuß, Mittelfuß, Ferse? Meine Erfahrung sagt: Der perfekte Fußaufsatz ergibt sich von selbst, wenn der Rest stimmt. Das Wichtigste ist, wo der Fuß landet: direkt unter deinem Körperschwerpunkt, nicht weit vor dem Körper. Wenn du mit dem Fuß weit vorne auf der Ferse landest, bremst du dich bei jedem Schritt ab. Das kostet Kraft und geht voll aufs Knie.

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Konzentriere dich stattdessen lieber auf eine höhere Schrittfrequenz (Kadenz). Versuch, mehr kleine, schnelle Schritte zu machen anstatt weniger langer, ausladender Schritte. Ein guter Richtwert liegt bei 170 bis 180 Schritten pro Minute. Das fühlt sich am Anfang komisch an, fast wie Trippeln. Aber es reduziert die Stoßbelastung auf die Gelenke enorm. Das kannst du mit einer Laufuhr oder einer einfachen Metronom-App üben.

Das Lauf-ABC: Trockenübungen für Profis

Wie ein Handwerker seine Fähigkeiten mit kleinen Übungen schärft, so können auch wir Läufer unsere Technik verbessern. Das Lauf-ABC sind Übungen, die einzelne Phasen der Laufbewegung übertrieben darstellen. Das schult die Koordination und kräftigt die Muskeln. Bau sie ein- bis zweimal pro Woche nach dem Einlaufen ein.

  • Skippings: Laufen auf der Stelle mit hohem Kniehub.
  • Anfersen: Die Fersen schnell Richtung Gesäß ziehen.
  • Hopserlauf: Ein kraftvoller, sprungbetonter Lauf.

Keine Ahnung, wie das aussehen soll? Such auf YouTube nach „Lauf ABC Übungen“, da gibt’s tausend Videos. Zuschauen hilft enorm!

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Der Bauplan: Sinnvoll trainieren statt wild drauflos

Ein Haus ohne Plan wird schief. Ein Training ohne Plan führt zu Stillstand oder Verletzungen. Dein Körper ist kein Motor, den man einfach an- und ausschalten kann. Er passt sich an Belastungen an, aber er braucht dafür Zeit und die richtigen Reize.

Die goldene Regel: Regelmäßigkeit schlägt Intensität

Es ist viel besser, dreimal pro Woche für 30 Minuten locker zu laufen, als einmal pro Woche bis zur völligen Erschöpfung. Der Körper braucht konstante Reize, um sich anzupassen. Such dir feste Tage aus. Plane deine Läufe wie wichtige Termine. Am Anfang ist Disziplin wichtiger als Motivation. Die Freude kommt von ganz allein, wenn es leichter wird, versprochen.

Langsam anfangen: Die 10-Prozent-Regel und dein erster Plan

Der häufigste Fehler bei Anfängern ist Ungeduld. Eine bewährte Faustregel ist, den wöchentlichen Laufumfang um nicht mehr als 10 Prozent zu steigern. Das klingt nach wenig, schützt dich aber sicher vor Überlastung.

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10 000 Schritte am Tag – moderner Mythos oder Wahrheit?

Du fragst dich: „Und was genau mache ich morgen?“ Hier ist ein solider Plan für deine allererste Woche:

  • Montag: Pause
  • Dienstag: 30 Minuten (5 Min. Gehen, dann 6x im Wechsel 1 Min. Laufen / 2 Min. Gehen, zum Schluss 5 Min. Ausgehen)
  • Mittwoch: Pause
  • Donnerstag: Genau wie am Dienstag
  • Freitag: Pause
  • Samstag: 40 Minuten stramm spazieren gehen
  • Sonntag: Pause

Das ist ein solides Fundament, kein Pfusch am Bau! Von hier aus kannst du langsam aufbauen.

Hör auf deinen Körper – er ist der beste Ratgeber

Ein Trainingsplan ist nur eine Richtlinie. Dein Körper schreibt das tägliche Programm. Lerne, auf seine Signale zu hören. Es gibt einen großen Unterschied zwischen normalem Muskelkater und einem stechenden Schmerz. Ersteres ist gut, Letzteres ein Warnsignal. Lauf niemals in einen echten Schmerz hinein. Eine Pause ist oft die beste Trainingseinheit.

Abwechslung hält frisch

Wenn du immer nur dieselbe Runde im selben Tempo läufst, wird es langweilig und die Fortschritte stagnieren. Bring Abwechslung rein:

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  • Der lange, langsame Lauf: Einmal pro Woche, etwas länger, aber im absoluten Schneckentempo. Dabei solltest du dich noch locker unterhalten können.
  • Das Fahrtspiel (Fartlek): Such dir beim Laufen einen Baum in der Ferne und lauf etwas schneller dorthin. Danach trabst du wieder locker, bis du erholt bist. Das ist spielerisches Tempotraining.
  • Hügeltraining: Such dir eine Steigung und lauf sie mehrmals zügig hoch. Das ist Krafttraining vom Feinsten.

Sicherheit und Wartung: Pflege dein Werkzeug

Dein Körper ist dein wichtigstes Kapital. Behandle ihn auch so. Dazu gehören das richtige Aufwärmen, das Abkühlen und die nötige Vorsicht.

Aufwärmen und Abkühlen sind Pflicht

Spring nicht aus dem Auto und sprinte los. Beginne jedes Training mit 5-10 Minuten schnellem Gehen oder sehr lockerem Traben. Nach dem Lauf dasselbe Spiel: Die letzten 5-10 Minuten wieder ganz locker auslaufen. Das hilft dem Körper, sich zu regenerieren. Leichtes Dehnen danach kann die Beweglichkeit erhalten – aber niemals mit Gewalt!

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Typische Anfängerfehler (ich hab sie alle gemacht)

  • Zu schnell, zu viel: Der Klassiker. Halte dich an die 10-Prozent-Regel. Geduld!
  • Falsche Schuhe: Laufen in alten Turnschuhen ist eine Einladung für Schmerzen. Investier in eine gute Beratung.
  • Regeneration ignorieren: Die Pause nach dem Training macht dich stärker, nicht das Training selbst. Gönn dir Ruhetage.
  • Schmerzen ignorieren: Ein kleiner Schmerz kann schnell zu einer wochenlangen Zwangspause führen. Sei ehrlich zu dir selbst.

Wann der Fachmann ranmuss

Man kann nicht alles selbst reparieren. Wenn ein Schmerz nach ein paar Tagen Pause nicht besser wird, stechend ist oder eine Schwellung dazukommt, dann ist es Zeit für den Fachmann. Geh zu einem Sportarzt oder Physiotherapeuten, der Erfahrung mit Läufern hat. Das spart dir am Ende eine Menge Zeit und Frust.

Das Laufen ist ein ehrliches Handwerk. Es gibt keine Abkürzungen. Was du investierst, bekommst du zurück. Es lehrt uns Disziplin, Geduld und das Vertrauen in die eigene Kraft. Wenn du es mit Verstand und Respekt angehst, wird es zu einem verlässlichen Begleiter, auf den du immer bauen kannst.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.