Der perfekte Liegestuhl: Ein Profi verrät, was du vor dem Kauf wirklich wissen musst
In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre unzählige Liegestühle gesehen. Ehrlich gesagt, manche waren kaum eine Saison alt und schon eine wackelige Angelegenheit. Andere wiederum brachten mir Kunden nach zwanzig Jahren zur Aufarbeitung – aus gutem Holz, solide gebaut. Genau da trennt sich die Spreu vom Weizen.
Inhaltsverzeichnis
Ein Liegestuhl ist ja so viel mehr als nur ein Gartenmöbel. Er ist dein persönlicher Ort der Ruhe. Damit diese Ruhe nicht durch einen plötzlichen Bruch gestört wird, will ich mal ein bisschen was aus der Praxis erzählen. Es geht um Material, Verbindungen und die richtige Pflege. Wenn du verstehst, worauf es ankommt, triffst du eine gute Entscheidung. Eine, die dir verdammt viele Sommer lang Freude bereitet.
Das Fundament: Welches Material hält was aus (und was kostet der Spaß)?
Die Wahl des Materials ist die wichtigste Entscheidung überhaupt. Sie bestimmt, wie viele Sommer dein Liegestuhl überlebt, besonders wenn er das ganze Jahr über draußen steht. Jedes Material hat seine Stärken und Schwächen. Es gibt kein perfektes Material für alle, aber es gibt das richtige für deine Bedürfnisse und deinen Geldbeutel.

Die Sache mit dem Holz
Holz ist einfach ein lebendiger Werkstoff. Es fühlt sich warm an, sieht natürlich aus und duftet gut. Aber Holz arbeitet. Es dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Deshalb ist die Wahl der richtigen Holzart so verdammt entscheidend.
Teakholz: Der unkaputtbare Klassiker
Teak ist quasi der Rolls-Royce unter den Gartenhölzern, und das aus gutem Grund. Das Holz ist von Natur aus voll mit Ölen und Kautschuk, was es extrem witterungsbeständig macht. Wasser perlt einfach ab, Schädlinge und Pilze beißen sich daran die Zähne aus. Ein Liegestuhl aus Teak kann Jahrzehnte halten. Mit der Zeit bekommt er eine edle, silbergraue Patina – das ist quasi sein eigener, natürlicher Schutzschild. Wer den warmen Holzton behalten will, muss ihn halt regelmäßig ölen. Aber Achtung: Gutes Teak hat seinen Preis. Rechne hier mal locker mit 400 € aufwärts, oft auch deutlich mehr.
Robinie: Die heimische Power-Alternative
Die Robinie, die viele fälschlicherweise als Akazie bezeichnen, ist eine fantastische heimische Option. Sie ist das härteste und haltbarste Holz, das bei uns wächst und steht Teak in Sachen Langlebigkeit kaum nach. Unbehandelt hält sie im Außenbereich locker 15 bis 25 Jahre durch. Sie neigt manchmal zu feinen Rissen, aber das ist meist nur ein optisches Ding und tut der Stabilität keinen Abbruch. Preislich liegt sie oft etwas unter Teak, ist aber immer noch eine echte Investition.

Lärche: Der vernünftige Allrounder
Die Lärche ist zwar ein Nadelholz, aber ein sehr robustes. Ihr hoher Harzgehalt schützt sie ziemlich gut vor Feuchtigkeit. Lärchenholz ist ideal für draußen und entwickelt mit der Zeit ebenfalls diese schöne silbergraue Patina. Ohne Behandlung ist es aber nicht ganz so langlebig wie Robinie oder Teak. Hier ist ein guter „konstruktiver Holzschutz“ wichtig – das heißt, das Wasser muss immer gut ablaufen können. Staunässe ist der größte Feind. Für einen guten Lärchen-Liegestuhl solltest du so zwischen 150 € und 250 € einplanen.
Kiefer, kesseldruckimprägniert (KDI): Die Budget-Lösung
Kiefer ist ein weiches und günstiges Holz. Unbehandelt würde es draußen schnell verrotten. Bei der Kesseldruckimprägnierung wird unter hohem Druck ein Holzschutzmittel tief ins Holz gepresst. Du erkennst es oft an der grünlichen Färbung. KDI-Holz ist eine preiswerte Lösung, die du schon ab ca. 50 € im Baumarkt findest. Ehrlich gesagt, ist es aber nicht so langlebig wie die Harthölzer. Schrauben können sich lockern und das Holz neigt stärker zum Verziehen.

Metall: Von unverwüstlich bis heikel
Metallgestelle sind oft bei modernen Designs zu finden. Sie sind stabil und erlauben filigrane Formen. Aber auch hier gibt es riesige Qualitätsunterschiede.
Edelstahl: Eine super Wahl. Rostet nicht, ist stabil und pflegeleicht. Achte aber auf die Qualität. V2A-Edelstahl ist der Standard. Wenn du aber in Küstennähe wohnst, wo die Luft salzig ist, solltest du auf V4A-Edelstahl bestehen. Der ist noch beständiger. Frag im Zweifel direkt beim Händler nach, denn sehen kannst du den Unterschied nicht.
Aluminium: Leicht und rostfrei – darum ist es so beliebt. Meistens ist es pulverbeschichtet. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Bei billigen Möbeln platzt diese Beschichtung schnell ab und darunter fängt es an, unschön zu oxidieren. Schau dir die Lackschicht genau an: Ist sie dick und gleichmäßig?
Beschichteter Stahl: Einfacher Stahl ist günstig, rostet aber, sobald er Luft bekommt. Der Schutz durch Verzinkung und Pulverbeschichtung muss also intakt sein. Ein tiefer Kratzer, und das Drama beginnt. Für langlebige Gartenmöbel, die draußen überwintern sollen, ist das eher nicht die beste Wahl.

Stoffe & Geflechte: Der Komfort-Faktor
Die Liegefläche muss Sonne, Regen und dein Körpergewicht aushalten. Hier wird’s also ernst.
Polyrattan: Dieses Kunststoffgeflecht gibt es in riesigen Qualitätsunterschieden. Billiges Zeug wird in der Sonne schnell spröde, bricht und bleicht aus. Hochwertiges Geflecht ist UV-stabilisiert und bleibt elastisch. Kleiner Tipp: Versuch mal, eine Faser an einer unauffälligen Stelle leicht zu biegen. Gutes Material ist flexibel und gibt nach, billiges Plastik knickt schnell oder fühlt sich hart an.
Textilbespannung: Bei modernen Liegen ist das oft ein Kunststoffgewebe. Wichtig ist, dass es UV-beständig, wasserabweisend und schnell trocknend ist. Und ganz wichtig: Schau dir die Nähte an! Doppelte Kappnähte sind hier ein klares Qualitätsmerkmal. Das Gewebe sollte schon im Laden straff gespannt sein und nicht durchhängen.
Die Kunst der Verbindung: Was einen Stuhl wirklich stabil macht
Das beste Material bringt dir nichts, wenn die Konstruktion Murks ist. Die Verbindungen sind die Gelenke des Liegestuhls – hier entscheidet sich alles. Als Handwerker schaue ich da immer zuerst hin.

Bei hochwertigen Holzmöbeln werden tragende Teile oft mit klassischen Zapfenverbindungen gefügt. Das ist die Königsdisziplin. Ein Teil wird passgenau ins Gegenstück eingearbeitet und verleimt. Das hält bombenfest, ein Leben lang.
Eine einfache Verschraubung ist schneller und billiger. Aber weil Holz arbeitet, lockern sich Schrauben mit der Zeit. Der Stuhl fängt an zu wackeln. Wenn schon Schrauben, dann müssen es unbedingt welche aus Edelstahl sein. Alles andere rostet irgendwann oder verursacht hässliche Flecken im Holz.
Der Verstellmechanismus für die Lehne ist auch so eine kritische Stelle. Die einfachste Lösung – eine Holzleiste in verschiedenen Kerben – ist oft die robusteste. Bei aufwendigeren Mechanismen aus Metall solltest du prüfen: Ist der Beschlag massiv? Lässt sich die Lehne leicht verstellen, ohne dass du dir die Finger klemmst? Sicherheit geht vor!
Ergonomie ist kein Luxus
Ein Liegestuhl soll entspannen. Das geht nur, wenn er zu deinem Körper passt. Eine leicht geschwungene Liegefläche, die im Kniebereich etwas anhebt, entlastet den Rücken ungemein. Die Lehne sollte hoch genug sein, um den Kopf abzustützen. Und ganz ehrlich: Probier ihn im Laden aus. Leg dich ruhig mal für fünf Minuten rein. Nur so merkst du, ob die Form für dich passt.

Aus der Praxis: Kaufen, Pflegen und Reparieren
Mit ein paar Tipps kannst du die Lebensdauer deines Liegestuhls locker verdoppeln.
Worauf du beim Kauf achten solltest
Nimm dir Zeit. Rüttel am Stuhl. Ist er stabil? Schau dir die Verbindungen an. Siehst du saubere Zapfen oder nur billige Schrauben? Frag nach der genauen Holzart. Ein seriöser Händler kann dir das sagen. Misstraue schwammigen Begriffen wie „Hartholz“ – das kann alles und nichts sein.
Und wo kaufen? Die günstigen KDI-Modelle findest du meist im Baumarkt. Für bessere Qualität aus Lärche oder Robinie schaust du besser im Gartenfachhandel oder online bei spezialisierten Anbietern. Edelstahl- und Teakmöbel sind eher was für den gehobenen Fachhandel.
Die richtige Pflege übers Jahr
Im Frühjahr ist Großputz angesagt. Einfach mit einer Bürste und milder Seifenlauge reinigen. Aber bitte keinen Hochdruckreiniger nehmen, der raut die Holzfasern auf! Bei geöltem Holz ist jetzt der perfekte Zeitpunkt für eine neue Schicht Pflegeöl. Plan dafür mal eine gute Stunde ein, wenn du es ordentlich machst. Öl dünn auftragen, 15-20 Minuten warten und dann überschüssiges Öl mit einem Lappen abnehmen, sonst klebt’s.

Im Winter ist die Lagerung entscheidend. Am besten trocken und belüftet in der Garage oder im Keller. Wenn er draußen bleiben muss: atmungsaktive Schutzhülle, keine Plastikfolie! Darunter schwitzt das Holz. Kleiner Profi-Tipp, der oft vergessen wird: Stell den Stuhl auf kleine Holzklötze, damit er keine nassen Füße bekommt und die Luft zirkulieren kann.
Dein 5-Minuten-Check für heute: Geh mal kurz raus zu deinem Liegestuhl und rüttle kräftig dran. Sind alle Schrauben noch fest? Dauert nur einen Moment, macht aber einen riesigen Sicherheitsunterschied!
Kleine Reparaturen selbst gemacht
Lockere Schrauben sofort nachziehen! Ist eine Latte gebrochen, kannst du sie oft ersetzen. Alte Latte ausbauen, als Muster mit in den Baumarkt nehmen, neue zuschneiden, Löcher vorbohren und sauber verschleifen. Easy.
Gut zu wissen: Mit einem kleinen Notfall-Set bist du auf der sicheren Seite. Pack dir ein paar passende Edelstahlschrauben, etwas Schleifpapier (120er Körnung ist ein guter Allrounder), einen alten Lappen und eine kleine Dose Pflegeöl in eine Kiste. Damit kriegst du 90% aller kleinen Wehwehchen in den Griff.

Ein letztes Wort zur Sicherheit
Das ist eine ernste Sache. Ein wackeliger Liegestuhl ist kein Spaß. Prüfe vor jeder Saison die Stabilität. Rüttel an allen Teilen, zieh Schrauben nach. Wenn du Risse in tragenden Holzteilen entdeckst, nutz den Stuhl nicht mehr, bis er repariert ist.
Und noch was: Mit Öl getränkte Lappen können sich selbst entzünden! Lass sie niemals zusammengeknüllt liegen. Breites sie zum Trocknen im Freien aus oder pack sie in einen geschlossenen Metallbehälter. Das ist eine der wichtigsten Regeln in jeder Werkstatt.
Ein gut gebauter Liegestuhl ist eine lohnende Investition in deine eigene Entspannung. Er wird ein treuer Begleiter für viele Sommer. Wenn du auf gutes Material und eine solide Verarbeitung achtest, wirst du lange Freude daran haben. Garantiert.
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Der schnelle Qualitäts-Check im Laden?
Setzen Sie sich nicht nur Probe, sondern rütteln Sie auch mal kräftig. Ein guter Liegestuhl gibt nicht nach. Achten Sie auf die Verbindungen: Sind die Schrauben aus Edelstahl, um Rost zu vermeiden? Sind die Gelenke sauber verarbeitet und leichtgängig, aber nicht wackelig? Ein kritischer Blick auf diese Details trennt langlebige Qualität von saisonaler Wegwerfware.

- Leicht zu reinigen und wetterfest
- Wirkt optisch luftig und modern
- In vielen Farben und Formen erhältlich
Das Geheimnis? Polyrattan. Eine clevere und oft preisgünstigere Alternative zu Echtholz oder Metall, die besonders auf modernen Terrassen eine gute Figur macht. Hochwertiges Geflecht, wie es Marken wie MWH oder Kettler verwenden, ist zudem UV-beständig und bleicht nicht aus.

„Die klassische silbergraue Patina von Teakholz ist kein Makel, sondern ein natürlicher Schutzschild, der das Holz vor Witterungseinflüssen schützt.“
Viele Besitzer von Teakmöbeln greifen sofort zum Öl, um den warmen Holzton zu erhalten. Das ist eine Frage der Ästhetik. Wer jedoch den pflegeleichten, edlen Look liebt, lässt die Natur einfach arbeiten und reinigt den Liegestuhl nur ein- bis zweimal im Jahr mit einer weichen Bürste und Seifenlauge.

Der Stoff, aus dem die Träume sind: Die beste Konstruktion nützt nichts, wenn die Auflage nach einem Sommer verblichen oder durchgelegen ist. Investieren Sie in Bezüge aus Markenstoffen wie Sunbrella. Sie sind nicht nur farbecht und UV-beständig, sondern auch wasser- und schmutzabweisend. Das spart Ärger und sieht jahrelang gut aus.

Eine oft übersehene Design-Ikone mit ultimativem Liegekomfort ist der Adirondack-Stuhl. Ursprünglich 1903 in den US-amerikanischen Bergen entworfen, zeichnet er sich durch seine nach hinten geneigte Sitzfläche und die extra breiten Armlehnen aus – perfekt, um ein Buch oder ein kühles Getränk abzustellen. Aus massivem Holz gefertigt, ist er ein Statement für rustikale Gemütlichkeit.

Winkel verstellen: Luxus oder Notwendigkeit?
Eine mehrfach verstellbare Rückenlehne ist entscheidend für den wahren Nutzen Ihres Liegestuhls. Eine aufrechte Position ist ideal zum Lesen oder für ein Gespräch, eine halb geneigte Position zum entspannten Sonnen und eine komplett flache Einstellung verwandelt den Stuhl in eine Liege für das perfekte Nickerchen. Achten Sie auf eine simple und stabile Mechanik.

Aluminium: Leicht, rostfrei und oft günstiger. Ideal, wenn der Liegestuhl häufig bewegt werden muss, zum Beispiel um der Sonne zu folgen. Kann sich in direkter Sonne stark aufheizen.
Edelstahl: Deutlich schwerer und stabiler, absolut witterungsbeständig und sehr edel. Perfekt für einen festen Platz im Garten. Meist im höheren Preissegment zu finden.
Für Flexibilität gewinnt Aluminium, für dauerhafte Stabilität und Eleganz ist Edelstahl die erste Wahl.

Der häufigste Fehler beim Kauf eines hochwertigen Liegestuhls ist, nicht an seine Lagerung im Winter zu denken. Bevor Sie sich für ein Modell entscheiden, überlegen Sie:
- Ist er klappbar? Das spart enorm viel Platz im Keller oder Gartenhaus.
- Ist er stapelbar? Ideal, wenn Sie mehrere Liegestühle besitzen.
- Gibt es eine passende Schutzhülle? Für schwere, nicht klappbare Modelle ist eine atmungsaktive und wasserdichte Hülle unerlässlich.

Achten Sie auf das FSC- oder PEFC-Siegel!
Gerade bei Tropenhölzern wie Teak ist die Herkunft entscheidend. Diese Zertifikate garantieren, dass das Holz aus verantwortungsvoll und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Ein kleines Logo mit großer Wirkung – für den Planeten und Ihr gutes Gewissen.

Der Trend geht klar weg von der reinen Einzelliege hin zur „Chill-Oase“. Sogenannte Daybeds oder Loungemuscheln für zwei Personen bieten Platz für die ganze Familie und werden mit integrierten Sonnendächern und vielen Kissen zum Outdoor-Wohnzimmer. Marken wie Dedon oder Cane-line zeigen, wie luxuriös Entspannung im Freien sein kann.

Was ist mit Bambus – die tropische Trendfalle?
Bambus ist ein schnell nachwachsender und optisch ansprechender Rohstoff. Aber Vorsicht: Die meisten günstigen Bambus-Liegestühle sind für das mitteleuropäische Klima mit seinen Regenperioden ungeeignet. Ohne spezielle Behandlung neigt Bambus im Freien zu Rissen und Schimmel. Für den geschützten Balkon oder Wintergarten eine tolle Option, für den ungeschützten Rasen eher ein Risiko.
- Die alte Farbe oder Lasur komplett abschleifen.
- Den Holzstaub gründlich entfernen.
- Ein hochwertiges pigmentiertes Außenöl (z.B. von Osmo oder Saicos) auftragen, um das Holz zu nähren und vor UV-Strahlung zu schützen.
So wird Omas Erbstück wieder zum Star im Garten. Mit ein wenig Arbeit und dem richtigen Öl erstrahlt selbst ein vergrauter Holz-Liegestuhl in neuem Glanz und ist für viele weitere Sommer gewappnet.




