Marmorpapier selber machen: Dein Guide für magische Muster auf Papier

von Dayana
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Ich weiß es noch wie heute. Als junger Lehrling stand ich in der Werkstatt und sah zu, wie mein Meister ein einfaches Blatt Papier auf eine Wanne mit einer seltsam schimmernden Flüssigkeit legte. Als er es wieder abzog, war darauf ein Muster, so lebendig und einzigartig wie Wolken am Himmel. Das war meine allererste Begegnung mit dem Marmorieren – und ich war sofort Feuer und Flamme.

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Ich habe unzählige Papiere gefärbt, Techniken verfeinert und mein Wissen weitergegeben. Heute will ich es mit dir teilen. Kein trockenes Gerede, sondern eine handfeste Anleitung aus der Praxis. Wir setzen zusammen den Grund an, mischen die Farben und zaubern die ersten Muster. Es ist eine alte Kunst, die ein bisschen Geduld braucht, aber das Ergebnis ist jedes Mal ein kleines Wunder. Versprochen!

Die Grundlage von allem: Der Schleimgrund

Du kannst nicht einfach auf Wasser malen, das ist klar. Die Farben würden sofort absinken und zu einem undefinierbaren Matsch werden. Wir brauchen also eine Basis, die die Farben an der Oberfläche trägt und ihnen erlaubt, sich auszubreiten, ohne sich komplett zu vermischen. Diese Basis nennen wir den „Grund“ oder auch „Schleimgrund“.

blumen tulpen
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Der traditionelle Weg: Carrageenmoos

In den klassischen Werkstätten schwört man auf Carrageenmoos. Das wird aus Rotalgen gewonnen und ergibt einen wunderbar klaren, feinen Grund, mit dem die schärfsten und brillantesten Muster gelingen. Du bekommst es als Pulver im gut sortierten Künstlerbedarf (online z.B. bei Kremer Pigmente) oder manchmal sogar in der Apotheke. Die Vorbereitung dauert einen Moment, aber ganz ehrlich: Die Mühe lohnt sich.

So wird’s gemacht (Große Menge für ca. 5 Liter):

  • Genau abmessen: Du brauchst etwa 25 bis 30 Gramm Carrageen-Pulver auf fünf Liter Wasser. Das sind ungefähr zwei gehäufte Esslöffel. Die genaue Menge hängt ein bisschen von deiner Wasserhärte ab, da muss man mit der Zeit ein Gefühl für entwickeln.
  • Kalt anrühren: Gib das Pulver in einen großen Topf und gieße langsam einen Liter kaltes Wasser dazu. Ganz wichtig: Dabei kräftig mit einem Schneebesen rühren, damit keine Klumpen entstehen!
  • Langsam erhitzen: Jetzt die restlichen vier Liter Wasser dazugeben und die Mischung unter Rühren langsam erwärmen. Achtung: Es darf auf keinen Fall kochen! Ideal ist eine Temperatur um die 80 Grad, kurz bevor es anfängt zu simmern.
  • Quellen lassen: Sobald die Mischung andickt, nimmst du den Topf vom Herd, Deckel drauf und lässt das Ganze über Nacht (ca. 12 Stunden) stehen. In dieser Zeit entfaltet der Grund seine Magie.
  • Durchsieben: Am nächsten Tag hast du eine geleeartige Masse. Die gießt du durch ein feines Sieb oder ein Passiertuch direkt in deine Marmorierwanne. So werden auch die letzten kleinen Klümpchen entfernt. Perfekt ist der Grund, wenn er die Konsistenz von flüssigem Honig hat.

Kleiner Tipp für den Anfang: Fünf Liter sind für den ersten Versuch vielleicht etwas viel. Starte doch mit einer kleineren Menge! Nimm einfach 1,5 bis 2 Liter Wasser und einen leicht gehäuften Teelöffel (ca. 6-8 Gramm) Carrageen-Pulver. Das reicht locker für eine erste Session und du verschwendest nichts, falls was schiefgeht.

die magie der farben
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Die günstige Alternative: Tapetenkleister

Für die ersten Experimente ist Tapetenkleister eine super und vor allem günstige Lösung. Aber Vorsicht, hier darfst du nicht irgendeinen nehmen! Es muss reiner Methylcellulose-Kleister sein. Schau auf die Packung: Wenn da was von Kunstharzen oder Fungiziden (Anti-Schimmel-Mittel) steht – Finger weg! Die stören die Farben nur.

Die Zubereitung ist kinderleicht: Einfach nach Packungsanleitung mit kaltem Wasser klumpenfrei anrühren und quellen lassen. Der Grund wird nicht so glasklar wie mit Carrageen und die Muster wirken oft etwas weicher, aber zum Üben und um ein Gefühl für die Technik zu bekommen, ist er absolut perfekt.

Also, was nehmen? Carrageen ist der Profi-Weg für gestochen scharfe, brillante Ergebnisse, kostet aber mehr (ca. 15 € für 100g, die aber für viele Liter reichen) und braucht Vorbereitung. Tapetenkleister ist die schnelle, günstige Option für den Einstieg (eine Packung kriegst du schon für 5-8 € im Baumarkt), ideal zum Experimentieren, aber mit etwas weicheren Mustern.

eine rose auf wasser

Die Seele des Marmors: Die Farben und ihr Geheimnis

Die Farben sind das Herzstück. Damit sie auf dem Grund schwimmen, brauchen sie einen kleinen, aber entscheidenden Helfer: Ochsengalle. Klingt vielleicht komisch, ist aber das Geheimnis, das den Anfänger vom Könner trennt.

Was ist Ochsengalle und wozu brauche ich das?

Keine Sorge, das ist eine aufbereitete Flüssigkeit, die du in kleinen Fläschchen im Künstlerbedarf bekommst (z. B. bei Boesner oder Gerstaecker für ca. 8 €). Ochsengalle ist ein Netzmittel. Sie bricht die Oberflächenspannung der Farbe. Ein Tropfen Farbe mit Galle breitet sich auf dem Schleimgrund sofort zu einem großen, flachen Kreis aus, anstatt einfach als dicker Klecks unterzugehen. Jede weitere Farbe verdrängt dann die vorherigen – und genau so entstehen die Muster.

Die richtigen Farben auswählen

Für den Start gibt es fertige Marmorierfarben-Sets zu kaufen, oft auf Acrylbasis. Die sind super, weil sie schon gebrauchsfertig sind und man direkt loslegen kann. Perfekt, um sich nicht gleich in der Materialschlacht zu verlieren.

wasserkunst

In der Werkstatt mischen wir unsere Farben aber traditionell selbst aus feinen Künstlerpigmenten. Das ist die hohe Kunst. Man rührt die Pigmente mit Wasser zu einer milchigen Konsistenz an und gibt dann tropfenweise die Galle hinzu. Und hier fängt das Experimentieren an: Ein schweres Erdpigment braucht mehr Galle als ein leichtes Blau. Man testet jeden Farbton einzeln auf dem Grund. Ein Tropfen sollte sich auf etwa 10-15 cm ausbreiten. Das braucht Übung, aber wenn die Farben perfekt eingestellt sind, tanzen sie förmlich auf dem Grund. Ein unglaublicher Moment!

Dein Handwerkszeug: Was du wirklich brauchst

Gutes Werkzeug ist die halbe Miete, aber du musst kein Vermögen ausgeben. Vieles hast du vielleicht schon zu Hause.

  • Die Marmorierwanne: Sie sollte etwa 5-7 cm tief sein und an allen Seiten ein paar Zentimeter größer als dein Papier. Eine einfache Fotowanne, eine große Auflaufform oder sogar eine stabile Kunststoffkiste aus dem Baumarkt reichen völlig aus.
  • Pinsel zum Spritzen: Traditionell nimmt man Reisigbesen, aber ein alter Rasierpinsel, ein Borstenpinsel oder ein zusammengebundenes Bündel Strohhalme tun es auch. Es geht darum, feine Tropfen zu erzeugen, kein dicker Klecks.
  • Spieße und Nadeln: Einfache Schaschlikspieße aus Holz oder dicke Stricknadeln sind perfekt, um die ersten Linien und Wellen in die Farbe zu ziehen.
  • Der Kamm: Das Werkzeug für die klassischen Gittermuster. Kann man kaufen oder easy selbst bauen: Einfach Nägel in gleichmäßigem Abstand in eine Holzleiste schlagen. Für den allerersten Versuch reicht es sogar, mit den Zinken einer Gabel vorsichtig durch die Farbe zu ziehen!
  • Papier: Nicht jedes Papier geht. Am besten ist ein ungestrichenes, saugfähiges Papier mit einem Gewicht zwischen 90 und 120 g/m². Kopierpapier ist zu dünn und reißt schnell, Aquarellpapier oft zu stark geleimt. Gutes Zeichenpapier ist meist ein guter Startpunkt.
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Der wichtigste Trick: Das Papier vorbereiten

Okay, pass auf, das hier ist der Schritt, den 90 % aller Anfänger falsch machen oder vergessen – und sich dann wundern, warum alles schiefgeht. Damit die Farben dauerhaft auf dem Papier haften, muss es mit einer Alaunlösung vorbehandelt werden.

Löse einen Esslöffel Alaunpulver (kriegst du in der Apotheke) in einem halben Liter warmem Wasser. Wenn die Lösung klar ist, trägst du sie mit einem Schwamm gleichmäßig auf die Seite des Papiers auf, die du marmorieren willst. Häng das Papier zum Trocknen auf. Markier dir die Rückseite mit einem kleinen Bleistiftkreuz, damit du nicht durcheinanderkommst. Ohne diesen Schritt wäschst du die ganze Pracht beim Abspülen einfach wieder runter.

Glaub mir, diesen Fehler macht man nur einmal. Ich habe mal einen ganzen Stapel für einen Auftrag ruiniert, weil ich in Eile war und dachte, es geht schon ohne. Die ganze Arbeit… einfach den Abfluss runtergespült. Das tut weh!

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Der Ablauf: In 7 Schritten zum Kunstwerk

So, alles ist bereit! Der Grund steht, die Farben sind gemischt, das Werkzeug liegt parat. Leg am besten alles mit Zeitung aus, es wird garantiert ein bisschen tropfen.

  1. Oberfläche reinigen: Leg einen Streifen Zeitungspapier flach auf den Grund und zieh ihn langsam über den Wannenrand ab. So sammelst du Staub und kleine Luftblasen ein. Die Oberfläche muss spiegelglatt sein.
  2. Grundfarbe aufbringen: Spritze die erste Farbe auf den Grund, indem du leicht auf den Pinselstiel klopfst. Beobachte, wie sich die Kreise bilden. Decke die ganze Fläche ab.
  3. Weitere Farben hinzufügen: Jetzt kommen die anderen Farben ins Spiel. Jeder neue Tropfen verdrängt die vorhandenen. Arbeite zügig, damit nichts antrocknet.
  4. Muster gestalten: Der kreative Teil! Zieh mit einem Spieß Linien, Wellen oder Spiralen. Oder fahre mit dem Kamm einmal längs und einmal quer durch – schon hast du ein klassisches Muster. Tob dich aus!
  5. Papier auflegen: Nimm dein vorbereitetes Alaun-Papier. Fasse es an zwei Ecken, biege es zu einem leichten Bogen und setze die Mitte zuerst auf den Grund. Lass dann die Enden sanft absinken. Das braucht etwas Übung, verhindert aber Luftblasen.
  6. Abziehen: Warte nur ein paar Sekunden! 5 bis 10 Sekunden reichen. Dann heb das Papier an einer Ecke an und zieh es langsam und gleichmäßig ab.
  7. Abspülen & Trocknen: Das nasse Papier ist von einer Schleimschicht bedeckt. Die muss weg. Halte es vorsichtig unter fließendes, kaltes Wasser, bis der Schleim abfließt und das leuchtende Muster zum Vorschein kommt. Häng es zum Trocknen auf. Es wird sich wellen, keine Sorge. Wenn es trocken ist, kannst du es über Nacht unter einem Stapel schwerer Bücher pressen, dann wird es wieder schön glatt.

Übrigens: Der Grund ist nicht nach einem Blatt verbraucht! Du kannst in einer Session locker 10, 20 oder mehr Papiere machen. Wenn du fertig bist, fisch grobe Farbreste raus, deck die Wanne ab und stell sie in den Kühlschrank. So hält sich der Carrageen-Grund noch 2-3 Tage für die nächste Runde.

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Typische Fehler (und keine Sorge, die macht jeder mal)

  • Die Farben sinken ab: Fast immer liegt das an zu wenig Ochsengalle. Gib noch einen Tropfen zur Farbe. Oder dein Grund ist zu dünn.
  • Die Farben wirken blass und matschig: Das genaue Gegenteil – zu viel Galle. Die Farbe spreizt zu stark. Gib einfach etwas mehr von deiner Farbmischung (ohne zusätzliche Galle) hinzu, um das auszugleichen.
  • Weiße Flecken auf dem Muster: Das waren Luftblasen beim Auflegen des Papiers. Übe die Abrollbewegung ein paar Mal mit einem trockenen Blatt.
  • Die Farbe wäscht sich ab: Du hast den Alaun-Schritt vergessen. Siehst du? Ich hab’s dir gesagt!
  • Das Muster ist unscharf: Entweder du warst zu langsam oder du benutzt Tapetenkleister. Für gestochen scharfe Linien führt kein Weg an einem guten Carrageen-Grund vorbei.

Und was machst du jetzt mit deinen Schätzen?

Marmorpapier ist viel zu schön, um in der Schublade zu liegen! Schon früher wurde es, bekannt als „Türkisches Papier“, zur Veredelung von Büchern genutzt. Jedes Muster ist ein Unikat – ein perfekter Schutz vor Fälschungen.

die ebru art

Aber du kannst so viel mehr damit machen:

  • Gestalte einzigartige Grußkarten oder Lesezeichen.
  • Beziehe eine langweilige Aufbewahrungsbox oder ein Notizbuch.
  • Rahme dein schönstes Blatt einfach als eigenständiges Kunstwerk.
  • Schneide Formen aus und bastle eine Collage.

Der erste Erfolg motiviert ungemein, also leg direkt mit einem kleinen Projekt los!

Noch ein Wort zur Sicherheit

Zieh dir alte Klamotten an, die Farben können fiese Flecken machen. Wenn du mit trockenen Pigmenten hantierst, setz am besten eine Staubmaske auf, damit du den feinen Staub nicht einatmest. Und wenn du mit dem Grund fertig bist: Große Mengen nicht in den Abfluss kippen, das kann die Rohre verstopfen. Lieber im Hausmüll entsorgen oder auf den Kompost geben.

Diese Anleitung ist eine Basis. Die Wasserhärte, die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit – all das spielt eine kleine Rolle. Sei nicht frustriert, wenn die ersten Versuche nicht perfekt aussehen. Betrachte jedes Blatt als Übung. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl für die Materialien. Und dann, ganz plötzlich, ziehst du ein Papier aus der Wanne, das genau diese Magie hat, die ich damals bei meinem Meister zum ersten Mal sah. Und dieses Gefühl ist unbezahlbar.

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Nicht jedes Papier ist gleich. Für den Anfang eignen sich ungestrichene Papiere mit einem Gewicht zwischen 90 und 120 g/m² am besten. Sie sind saugfähig genug, um die Farbe aufzunehmen, aber stabil genug, um im nassen Zustand nicht zu reißen. Klassiker wie Ingres-Büttenpapier von Hahnemühle oder einfaches Aquarellpapier sind eine hervorragende Wahl. Vermeiden Sie glänzend gestrichene Papiere – die Farbe perlt einfach ab.

wie man auf wasser malt
  • Pipetten oder Tropfflaschen: Für präzises Auftragen der Farbe.
  • Kämme & Nadeln: Alte Haarkämme, Stricknadeln oder sogar Zahnstocher werden zu Ihren Malwerkzeugen.
  • Papierstreifen: Um die Oberfläche des Grundes vor jedem neuen Blatt von Farbresten zu reinigen.
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Das Geheimnis der schwebenden Farbe: Es ist die Oberflächenspannung! Die Farben, die Sie verwenden, müssen eine geringere Dichte als der Grund haben. Um das zu erreichen, fügt man traditionell Ochsengalle hinzu. Ein winziger Tropfen pro Farbe genügt, um die Spannung zu brechen und die Farbe kreisförmig auf der Oberfläche ausbreiten zu lassen. Zu viel davon, und die Farbe wird blass und unkontrollierbar.

ebru art

Die Kunst des Marmorierens, im Türkischen „Ebru“ genannt, wurde 2014 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

malen auf wasser kunst
wie auf wasser kunst entsteht

Damit die Farben dauerhaft auf dem Papier haften, muss es vorbereitet werden. Dieser Schritt ist entscheidend und wird oft übersehen.

  • Mischen Sie eine Alaunlösung (Kaliumaluminiumsulfat), etwa ein Esslöffel auf einen halben Liter warmes Wasser, bis sich die Kristalle aufgelöst haben.
  • Tragen Sie die Lösung mit einem Schwamm oder einem breiten Pinsel dünn und gleichmäßig auf das Papier auf.
  • Lassen Sie das Papier vollständig trocknen, bevor Sie es marmorieren.
die verflechtung der farben

Hilfe, meine Farben sinken sofort auf den Boden der Wanne! Was mache ich falsch?

Das ist ein klassisches Problem mit zwei wahrscheinlichen Ursachen. Entweder ist Ihr Schleimgrund nicht dickflüssig genug – vielleicht war das Verhältnis von Carrageen zu Wasser nicht korrekt oder er hatte nicht genug Zeit zum Quellen. Die zweite, häufigere Ursache ist zu viel Ochsengalle oder Spülmittel in der Farbe. Dadurch wird die Oberflächenspannung zu stark gebrochen, und die Farbe verliert ihren „Halt“ auf dem Grund.

ein einzigartiges wasserbild

Carrageen: Der traditionelle, aus Algen gewonnene Grund. Erzeugt extrem scharfe, feine Muster und brillante Farben. Die Vorbereitung ist aufwendiger und der Grund ist nur wenige Tage haltbar.

Metylan: Ein Tapetenkleister auf Methylcellulose-Basis. Deutlich günstiger und einfacher anzurühren. Die Muster werden oft etwas weicher und wolkiger, was auch seinen Reiz hat. Ideal für Experimente und Anfänger.

gelb grau meisterwerk wasser

Der Name „Ebru“ stammt wahrscheinlich vom persischen Wort „ab-ru“ (Gesicht des Wassers) oder „ebri“ (wolkig) ab.

Diese poetische Bezeichnung fängt die Essenz der Technik perfekt ein: Es ist, als würde man direkt auf die Seele des Wassers malen und flüchtige, wolkenartige Gebilde für die Ewigkeit festhalten.

grelle farben
wasser malen kunst
  • Die Kanten Ihrer Muster sind gestochen scharf.
  • Die Farben leuchten intensiv und verblassen nicht.
  • Das Muster haftet dauerhaft und verwischt nicht.

Das Geheimnis? Die Vorbehandlung des Papiers mit Alaun, einem Beizmittel, das die Papierfasern für die Farbaufnahme öffnet und als chemische Brücke zwischen Pigment und Papier dient.

wasser bemalen

Nehmen Sie sich Zeit. Das Tropfen der Farben, das langsame Ziehen der Muster, die Stille und Konzentration – Marmorieren ist ein fast meditativer Prozess. Es gibt keine Kontrolle über jedes Detail, nur ein sanftes Lenken. In dieser Hingabe an den Zufall liegt ein großer Teil der Magie und der entspannenden Wirkung dieser Kunstform.

wasserkunst malen auf wasser
  • Stein-Muster (Gel-Git): Die Basis. Einfach verschiedene Farben nacheinander auf den Grund tropfen lassen, bis die ganze Oberfläche bedeckt ist.
  • Kamm-Muster (Tarakli): Ziehen Sie eine Nadel oder einen feinen Stab erst längs und dann quer durch das Stein-Muster. Anschließend einen Kamm einmal komplett durch die Wanne ziehen.
  • Pfauenauge (Bülbül Yuvasi): Mit einer Nadel in Spiralen durch die aufgetropften Farben ziehen.
erstaunliche bilder

Achtung, Luftblasen! Sie sind der Feind jedes perfekten Marmorpapiers. Stechen Sie sichtbare Blasen im Schleimgrund vor dem Farbauftrag mit einer Nadel auf. Blasen, die beim Auflegen des Papiers entstehen, können vermieden werden, indem man das Blatt von einer Kante zur anderen langsam und wölbend auf die Oberfläche „rollt“.

erstaunliche kunst
meiaterhafte werke

Kein marmoriertes Blatt kann jemals exakt reproduziert werden. Jedes einzelne ist ein Monotyp, ein unwiederholbares Original, geformt durch Flüssigkeit, Farbe und Zufall.

sehr schoene bilder

Nach einer Session muss die Oberfläche des Grundes für das nächste Blatt gereinigt werden. So geht’s am besten:

  • Legen Sie einen Streifen Zeitungspapier oder Makulatur flach auf die Oberfläche.
  • Warten Sie einen Moment, bis er die überschüssige Farbe aufgesaugt hat.
  • Ziehen Sie den Streifen langsam von einer Seite der Wanne zur anderen ab. Die Oberfläche ist nun wieder sauber und bereit für neue Muster.
van gogh ebru

Kann man auch andere Materialien außer Papier marmorieren?

Absolut! Das ist das Spannende an dieser Technik. Naturfasern wie Seide, Baumwolle oder Leinen lassen sich wunderbar färben – denken Sie an einzigartige Schals oder Kissenbezüge. Auch unbehandeltes, helles Holz, Leder oder sogar Keramik (Biskuitbrand) können marmoriert werden. Wichtig ist, dass das Material saugfähig ist und bei Stoffen und Co. ebenfalls mit Alaun vorbehandelt wird, damit die Farbe wäschefest wird.

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Ochsengalle: Das traditionelle Netzmittel. Es ist ein Naturprodukt und in seiner Wirkung unübertroffen. Künstler schwören darauf, um die Farben perfekt zu steuern. Erhältlich im Künstlerbedarf, z.B. von Schmincke.

Synthetisches Netzmittel: Eine Alternative ist ein winziger Tropfen klares Spülmittel (ohne Balsam) oder spezielles Fotoflossmittel. Die Wirkung ist oft aggressiver und schwerer zu dosieren, für die ersten Versuche aber eine günstige Alternative.

wasser malen
eine erstaunliche wasserkunst

Wussten Sie, dass Marmoriertechniken heute in der Hydrographik (Water Transfer Printing) eingesetzt werden?

Mit diesem industriellen Verfahren werden komplexe Muster auf dreidimensionale Objekte wie Autoteile, Helme oder Controller von Spielekonsolen aufgebracht. Das Grundprinzip – ein Muster schwimmt auf einer Flüssigkeit und wird auf ein Objekt übertragen – ist dasselbe wie bei der jahrhundertealten Ebru-Kunst.

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  • Die Farben bleiben klar und getrennt.
  • Das Ergebnis ist ein leuchtendes Muster statt eines braunen Matschs.
  • Jeder Farbton behält seine eigene Identität.

Das Geheimnis? Arbeiten Sie immer von hell nach dunkel. Helle Farben wie Gelb oder Weiß haben weniger Deckkraft und werden von dunklen Tönen schnell „verschluckt“, wenn man sie später hinzufügt. Beginnen Sie also mit den hellsten Tönen und arbeiten Sie sich zu den dunkelsten vor.

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Für den Start eignen sich spezielle Marmorierfarben-Sets, wie die von Marabu oder Kreul, die bereits gebrauchsfertig sind. Wer mehr Kontrolle und Farbbrillanz möchte, greift zu Künstler-Acrylfarben (z.B. von Liquitex Basics oder Schmincke AKADEMIE) und mischt sie selbst mit Wasser und einem Netzmittel. Das erfordert etwas Übung, eröffnet aber eine unendliche Farbpalette.

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  • Buchbinderei: Beziehen Sie Notizbücher oder Alben mit Ihren Unikaten.
  • Geschenkverpackung: Machen Sie jedes Geschenk zu etwas Besonderem mit selbst gestaltetem Papier.
  • Papeterie: Schneiden Sie das Papier zu und gestalten Sie einzigartige Grußkarten, Lesezeichen oder Briefumschläge.
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Nicht zu unterschätzen: die Wasserqualität. Hartes, kalkhaltiges Wasser kann die Eigenschaften des Schleimgrundes verändern und das Verhalten der Farben beeinflussen. Sollten Sie ständig Probleme haben, versuchen Sie es probehalber mit destilliertem Wasser. Oft löst dieser einfache Trick hartnäckige Schwierigkeiten.

eier malen

Das Ziel der Kunst ist es, nicht das Äußere der Dinge darzustellen, sondern das Innere. – Aristoteles

Beim Marmorieren wird dieser Gedanke greifbar. Sie malen nicht ein Bild von etwas, sondern lassen ein Bild aus dem Zusammenspiel der Elemente von selbst entstehen – ein Abbild innerer, fließender Kräfte.

eier

Haben Sie nach dem Marmorieren noch Schleimgrund übrig? So bewahren Sie ihn auf:

  • Füllen Sie den Grund in ein verschließbares Gefäß (z.B. eine große Flasche oder einen Kanister).
  • Lagern Sie ihn kühl und dunkel, am besten im Kühlschrank.
  • Ein auf Carrageen basierender Grund hält sich so 2-4 Tage. Ein Grund aus Metylan ist deutlich länger, oft mehrere Wochen, haltbar.

Vor dem nächsten Gebrauch gut aufschütteln und eventuell entstandene Haut an der Oberfläche abschöpfen.

eier ebru kunst

Mein Muster sieht auf dem Wasser toll aus, aber beim Abheben verschmiert alles. Was kann ich tun?

Das passiert, wenn überschüssiger Schleimgrund auf dem Papier verbleibt. Die Lösung ist einfach: Nachdem Sie das Papier abgezogen haben, halten Sie es an zwei Ecken fest und spülen es sofort vorsichtig mit einem sanften Strahl kalten Wassers ab. Halten Sie das Papier dabei leicht schräg, damit der Grund und die überschüssige Farbe einfach abfließen können. Danach zum Trocknen aufhängen oder flach auslegen.

Lernen Sie, die kleinen Fehler zu lieben. Ein unerwarteter Farbspritzer, ein leicht verwischter Bereich, eine kleine Blase – das sind keine Makel. Es sind die Spuren des Prozesses, die Ihrem Werk Charakter und Leben einhauchen. Perfektion liegt in der Einzigartigkeit, nicht in der makellosen Wiederholung.