Zahncreme selber machen: Mein ehrliches Rezept, das wirklich funktioniert
Ich steh total drauf, die Dinge des Alltags selbst in die Hand zu nehmen. Ob’s nun ums Reparieren geht oder eben darum, zu wissen, was in den Produkten steckt, die ich täglich benutze. Und ganz ehrlich, bei Zahnpasta wurde ich irgendwann neugierig. Was ist da eigentlich drin und geht das nicht auch einfacher, mit Zutaten, die ich aussprechen kann?
Inhaltsverzeichnis
Kurz vorweg: Ich bin kein Zahnarzt. Was ich hier teile, sind meine jahrelangen Erfahrungen als Tüftler und Selbermacher, der gelernt hat, auf Materialien und deren Wirkung zu achten. Es geht hier nicht darum, gekaufte Zahnpasta schlechtzureden – die ist ein Hightech-Produkt. Aber für alle, die wie ich gerne hinter die Kulissen schauen, ist dieser Guide gedacht.
Wir schauen uns an, was eine gute Zahncreme können muss, welche Zutaten sicher sind und wie du dir in 15 Minuten eine eigene Mischung zusammenrührst. Und ja, wir reden auch Tacheles darüber, wo die Grenzen liegen.

Was muss eine gute Zahncreme überhaupt leisten?
Bevor wir die Zutaten auspacken, mal kurz zur Basics. Eine Zahnpasta ist im Grunde der Helfer deiner Zahnbürste. Ihre Hauptaufgabe ist es, Beläge (Plaque) zu entfernen, ohne dabei deinen wertvollen Zahnschmelz anzugreifen. Ein echter Balanceakt!
Im Grunde besteht sie aus ein paar Kernkomponenten:
- Putzkörper: Das sind winzige Partikel, die wie ein sanftes Peeling für die Zähne wirken. Sie rubbeln den Belag weg.
- Basis/Träger: Das, was alles zusammenhält und der Masse ihre cremige Konsistenz gibt.
- Schaumbildner: In gekaufter Pasta oft für das „saubere“ Gefühl zuständig. Darauf verzichten wir bei der DIY-Variante komplett, was anfangs vielleicht etwas ungewohnt ist.
- Zusatzstoffe: Alles für den Geschmack, die Frische und eventuelle extra Wirkungen.
Gut zu wissen: Bei den Putzkörpern gibt es den sogenannten RDA-Wert, der angibt, wie stark der Abrieb ist. Bei unseren Mischungen haben wir diesen Laborwert natürlich nicht. Deshalb ist die Auswahl des richtigen, superfeinen Pulvers das A und O.

Der Zutaten-Baukasten: Was du brauchst und wo du es bekommst
So, jetzt wird’s spannend. Jede Zutat hat ihren Job. Die richtige Mischung macht’s. Die meisten Sachen findest du übrigens im Reformhaus, in der Apotheke oder in gut sortierten Online-Shops für Kosmetik-Rohstoffe.
Die Basis: Sanfte Putzkörper
Das ist die wichtigste Entscheidung! Ein zu grobes Pulver kann auf Dauer mehr schaden als nutzen. Kleiner Tipp: Reib eine Prise des Pulvers zwischen den Fingerspitzen. Fühlt es sich seidig-weich an? Perfekt. Fühlt es sich auch nur minimal sandig an? Finger weg, das ist zu grob für deine Zähne.
- Schlämmkreide (Calciumcarbonat): Mein absoluter Favorit für Einsteiger. Sie ist extrem mild, reinigt sanft und liefert sogar noch etwas Kalzium. Achte aber unbedingt auf pharmazeutische Qualität, die Kreide aus dem Bastelladen ist tabu!
- Natron (Natriumhydrogencarbonat): Viele schwören drauf, weil es Säuren neutralisiert. Aber Achtung! Natron hat eine kristalline Struktur und ist dadurch schärfer als Kreide. Ich sehe es eher als gelegentlichen Zusatz (maximal 5-10 % der Mischung), nicht als tägliche Basis. Bei meiner ersten Mischung hab ich’s mit dem Natron übertrieben – das war, als würde man sich die Zähne mit Salzwüste putzen. Nicht zu empfehlen!
- Heilerde (Bentonit/Zeolith): Klingt super, da sie mineralstoffreich ist und Stoffe binden kann. In der Praxis ist sie mir aber oft einen Tick zu grobkörnig. Wenn du es versuchen willst, dann nur ultrafeine Heilerde, die für die innerliche Anwendung zugelassen ist.

Das Bindemittel: Damit es eine Paste wird
Das Pulver allein bringt’s nicht. Wir brauchen eine cremige Basis.
- Bio-Kokosöl: Die beste und beliebteste Wahl. Kaltgepresstes Kokosöl hat den Ruf, antibakteriell zu wirken. Bei Zimmertemperatur ist es fest, schmilzt aber sofort im Mund, was sich echt angenehm anfühlt.
- Wichtiger Praxistipp: Kokosöl wird im kalten Abflussrohr wieder fest. Um Verstopfungen zu vermeiden, spuck die Reste nach dem Zähneputzen lieber in ein Stück Toilettenpapier und wirf es in den Mülleimer, nicht ins Waschbecken. Klingt komisch, erspart aber Ärger.
Die Extras: Für Geschmack und Pflegewirkung
Kreide und Kokosöl schmecken… naja, neutral. Hier kommt der Feinschliff!
- Xylit (Birkenzucker): Für mich die absolute Must-have-Zutat. Kariesbakterien können Xylit nicht fressen und verhungern quasi. Es hemmt also ihr Wachstum und sorgt für eine angenehme Süße. Außerdem regt es den Speichelfluss an, was super für die natürliche Zahn-Remineralisierung ist.
- Kräuterpulver: Fein gemahlene Kräuter wie Salbei (entzündungshemmend), Kamille (beruhigend) oder Minze (für die Frische) sind eine tolle Ergänzung.
- Ätherische Öle: Hier bin ich ehrlich gesagt vorsichtig. Ja, sie wirken stark antibakteriell, aber sie können auch das gesunde Gleichgewicht der Bakterien in deinem Mund stören. Wenn du sie nutzen willst, dann bitte nur 1-2 Tropfen Öl in Lebensmittelqualität (z.B. Pfefferminz) auf eine ganze Portion und für Kinder bitte komplett weglassen.

Mein bewährtes Grundrezept (in 15 Minuten fertig)
Genug geredet, jetzt wird gemischt! Dieses Rezept ist eine sichere Bank, super für Anfänger und lässt sich später easy anpassen. Und was kostet der Spaß? Für die Erstausstattung (die für viele Portionen reicht) liegst du bei ca. 15-20€. Eine fertige Portion ist am Ende also oft günstiger als eine gute Naturkosmetik-Zahncreme.
Hygiene ist alles! Deine Creme hat keine Konservierungsstoffe. Arbeite also mit sauberen Löffeln und Schüsseln und füll immer nur kleine Mengen ab, die du in 2-3 Wochen aufbrauchst.
Zutaten für ein kleines Glas (ca. 100 ml):
- 50 g Schlämmkreide (pharmazeutische Qualität)
- 20 g Xylit (wichtig: muss pulverfein sein!)
- 50 g Bio-Kokosöl
- (Optional) 5 g Natron für extra Reinigung
- (Optional) 1 TL feines Kräuterpulver (z.B. Minze)
Anleitung Schritt für Schritt:
- Pulver mischen: Gib Schlämmkreide, Xylit-Puder und optional Natron und Kräuter in eine Schüssel. Das Xylit muss wirklich fein wie Puderzucker sein, sonst knirscht es. Am besten mahlst du es kurz in einer sauberen Kaffeemühle oder im Mörser. Vermisch alles gut, am besten siebst du es einmal durch, um Klümpchen zu vermeiden.
- Kokosöl schmelzen: Erwärme das Kokosöl sanft im Wasserbad, bis es flüssig ist. Bitte nicht zu heiß werden lassen!
- Zusammenfügen: Gieß das flüssige Öl langsam zur Pulvermischung und rühre dabei ständig mit einem kleinen Schneebesen. Rühre geduldig, bis eine komplett glatte, homogene Paste entsteht. Die fertige Konsistenz sollte an feste Buttercreme oder Erdnussbutter erinnern – cremig, aber nicht flüssig.
- Abfüllen: Fülle die Zahncreme in ein sauberes, kleines Schraubglas. Bei Raumtemperatur wird sie wieder fest. Im Sommer kann sie auch mal weicher sein, das ist normal. Zur Anwendung nimmst du immer einen sauberen Spatel, nicht die feuchte Zahnbürste! So verhinderst du, dass Keime ins Glas kommen.

Kleine Pannenhelfer: Was tun, wenn…?
- …die Paste zu flüssig ist? Einfach löffelweise etwas mehr Schlämmkreide einrühren, bis die Konsistenz passt.
- …sie zu fest oder krümelig ist? Ein paar Tropfen geschmolzenes Kokosöl untermischen macht sie wieder geschmeidig.
- …sich im Sommer das Öl absetzt? Kein Problem! Das ist normal bei Wärme. Einfach mit einem sauberen Spatel kurz durchrühren.
Varianten für Fortgeschrittene
Wenn du das Grundrezept draufhast, kannst du experimentieren:
- Für Sensibelchen: Lass das Natron weg und ersetze 10g Schlämmkreide durch ultrafeine weiße Tonerde (Kaolin). Ein Löffel Kamillenpulver beruhigt zusätzlich.
- Fürs Hollywood-Lächeln (nur 1-2x pro Woche!): Füge einen halben Teelöffel Aktivkohle aus der Apotheke hinzu. Aber Vorsicht, Aktivkohle hat einen starken Abrieb. Das ist nichts für jeden Tag!
- Für Kinder: Lass das Natron und ätherische Öle komplett weg. Nimm etwas mehr Xylit für die Süße und vielleicht eine Prise Fenchelpulver für einen milden Geschmack, den Kinder mögen.
Ganz ehrlich: Wann du die Finger davon lassen solltest
Selbermachen ist toll, aber nicht immer die beste Lösung für jeden. Hier müssen wir ehrlich sein.

- Das Thema Fluorid: Meine Rezepte enthalten bewusst kein Fluorid. Die Wissenschaft ist sich aber einig, dass Fluorid der wirksamste Schutz vor Karies ist. Wenn du zu Karies neigst oder dein Zahnarzt dir Fluorid empfohlen hat, ist eine DIY-Zahncreme vielleicht nicht die alleinige Lösung für dich. Das ist eine wichtige, persönliche Entscheidung.
- Bei ernsten Zahnproblemen: Wenn du mit Parodontitis, starkem Zahnfleischbluten oder anderen Erkrankungen kämpfst, sind Experimente tabu. Halte dich bitte an den Rat deines Zahnarztes.
- Es ersetzt nicht die richtige Pflege: Die beste Zahncreme der Welt bringt nichts ohne die richtige Putztechnik, Zahnseide und regelmäßige professionelle Zahnreinigungen. Das ist und bleibt die Basis.
Mein Fazit
Eine Zahncreme selber zu machen ist ein cooles, kleines Projekt. Du hast die volle Kontrolle, es macht Spaß und du lernst eine Menge über die Wirkung einfacher Zutaten. Fang mit dem Grundrezept an, schau, wie es sich für dich anfühlt und pass es dann langsam an deine Bedürfnisse an. Das Wichtigste ist, dass du dich damit wohlfühlst und deine Zähne sauber und glatt sind. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Bildergalerie


Hygiene ist alles: Deine selbstgemachte Zahncreme enthält keine Konservierungsstoffe. Um Keimbildung zu vermeiden, solltest du niemals direkt mit der Zahnbürste in den Tiegel gehen. Verwende stattdessen einen sauberen, kleinen Spatel oder Löffel, um eine Portion auf die Bürste zu geben. So bleibt deine Mischung lange frisch und hygienisch einwandfrei.

Xylit, auch Birkenzucker genannt, ist mehr als nur ein Süßungsmittel. Studien zeigen, dass Kariesbakterien (Streptococcus mutans) es nicht verstoffwechseln können. Das hemmt ihr Wachstum und die Säureproduktion, die den Zahnschmelz angreift.

Das Mundgefühl ist anfangs ungewohnt – und das ist gut so!
Gekaufte Zahnpasta schäumt oft stark durch zugesetzte Tenside wie Natriumlaurylsulfat (SLS). Deine DIY-Version wird das nicht tun. Das Gefühl ist eher wie ein sanftes Polieren. Gib dir ein paar Tage Zeit, dich daran zu gewöhnen. Viele empfinden das natürlichere, weniger schaumige Putzerlebnis nach kurzer Zeit als viel angenehmer.

Lust auf ein Upgrade? Diese optionalen Zutaten geben deiner Zahncreme einen besonderen Dreh:
- Kurkumapulver: Wirkt entzündungshemmend und kann die Zähne sanft aufhellen (keine Sorge, die gelbe Farbe wäscht sich ab!).
- Bentonit-Ton: Diese Heilerde ist reich an Mineralien und hilft, den Mundraum zu entgiften.
- Ein Tropfen Myrrhen-Tinktur: Traditionell bekannt für die Pflege von gereiztem Zahnfleisch.

Natron: Ein effektiver, aber relativ starker Putzkörper mit aufhellender Wirkung. Kann für empfindliche Zähne oder bei täglicher Anwendung zu abrasiv sein. Der Geschmack ist zudem leicht salzig.
Schlämmkreide (Kalziumkarbonat): Deutlich sanfter und feiner als Natron. Sie reinigt gründlich, aber schonend und ist geschmacksneutral. Ideal für Einsteiger und Menschen mit empfindlichem Zahnschmelz.
Unsere Empfehlung für den Start: definitiv Schlämmkreide!

- Fördert ein gesundes Zahnfleisch
- Sorgt für langanhaltend frischen Atem
- Wirkt auf natürliche Weise antibakteriell
Das Geheimnis? Ein bis zwei Tropfen hochwertiges ätherisches Öl. Pfefferminz- oder Teebaumöl (z. B. von Primavera) sind hier die Klassiker, aber auch Salbei- oder Nelkenöl sind eine Wohltat für die Mundflora.

Die richtigen Werkzeuge sind entscheidend für eine gute Konsistenz und Haltbarkeit. Am besten eignen sich:
- Ein kleines Schälchen aus Glas oder Porzellan, da Metall mit einigen Zutaten wie Heilerde reagieren kann.
- Ein Holz- oder Plastikspatel zum Anrühren.
- Ein kleines, luftdicht verschließbares Glasdöschen zur Aufbewahrung, idealerweise aus Braun- oder Violettglas.

Wusstest du schon? Das Ölziehen, eine Praxis aus der ayurvedischen Lehre, bei der Öl im Mund bewegt wird, basiert auf der gleichen Idee wie die Verwendung von Kokosöl in der Zahncreme. Das Öl bindet Bakterien und Toxine, die dann einfach ausgespuckt werden.
Deine DIY-Zahnpasta mit Kokosöl-Basis ist also quasi ein Mini-Ölziehen bei jedem Zähneputzen. Sie reinigt nicht nur mechanisch, sondern unterstützt auch die natürliche Entgiftung der Mundhöhle.

Ist selbstgemachte Zahncreme auch für Kinder geeignet?
Ja, aber mit Anpassungen! Die Basis aus Kokosöl und Xylit ist oft ideal, da Kinder den süßlichen Geschmack mögen. Auf scharfe ätherische Öle wie Pfefferminze solltest du komplett verzichten. Auch Natron ist für den empfindlichen Milchzahnschmelz meist zu aggressiv. Eine pure Kokosöl-Xylit-Paste ist ein guter Anfang. Sprich die Umstellung aber am besten vorher mit deinem Zahnarzt ab.

Typische Anfängerfehler: Zu viel Natron verwenden, was den Schmelz angreifen kann. Die Zugabe von säurehaltigen Zutaten wie Zitronensaft – ein absolutes No-Go für die Zähne! Und: die Erwartung, dass die Paste ewig hält. Kleine, alle 1-2 Wochen frisch angerührte Chargen sind der sicherste Weg.

Die Grundzutaten sind leichter zu finden, als man denkt. Kokosöl in Bio-Qualität gibt es in jedem Supermarkt oder bei Alnatura. Für speziellere Pulver wie Schlämmkreide (Kalziumkarbonat) oder feines Xylit ist die Apotheke eine sichere Anlaufstelle. Online-Shops wie Dragonspice oder Spinnrad bieten oft alles aus einer Hand und in geprüfter Qualität an.

Der Umstieg auf DIY-Zahnpasta ist ein perfekter Anlass, Plastikmüll im Bad zu reduzieren. Bewahre deine Mischung in kleinen Schraubgläsern auf – alte Marmeladen- oder Cremetiegel funktionieren wunderbar. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sieht auch noch viel schöner aus als eine gequetschte Plastiktube.

Schon mal was vom Miswak-Zweig gehört? Seit Jahrtausenden wird im arabischen und afrikanischen Raum ein Ast des Zahnbürstenbaums zum Zähneputzen verwendet. Die Zweige enthalten von Natur aus desinfizierende und mineralisierende Stoffe. Das zeigt: Effektive Zahnpflege braucht nicht zwingend eine Tube – die Natur hat oft schon die cleversten Lösungen parat.

Langfristig ist Selbermachen günstiger. Eine 250g-Packung Schlämmkreide für wenige Euro reicht für Monate. Wenn es aber mal ganz schnell und minimalistisch sein soll: Ein reines Zahnpulver aus gleichen Teilen Schlämmkreide und Xylit ist in 30 Sekunden gemischt. Einfach die feuchte Zahnbürste eintauchen und losputzen – die Reduktion auf das Wesentliche.
Aktivkohle – der Hype mit Bedacht: Ja, Aktivkohle kann oberflächliche Verfärbungen von Kaffee oder Tee effektiv entfernen. Aber sie ist auch stark abrasiv. Integriere sie daher nur als gelegentliches Extra – maximal 1-2 Mal pro Woche eine Messerspitze in deine Mischung geben. Für die tägliche Reinigung ist sie zu aggressiv und kann den Zahnschmelz auf Dauer schädigen.




