Unkraut? Von wegen! So machst du die Schätze aus deinem Garten zu deinem neuen Lieblingsessen

von Augustine Schneider
Anzeige

Ich hab in meinem Leben schon unzählige Gärten umgegraben und dabei eine Sache wirklich verinnerlicht: Die Natur verschwendet nichts. Was wir oft abschätzig als „Unkraut“ ausreißen, sind in Wahrheit absolute Überlebenskünstler. Diese Pflanzen verraten uns unglaublich viel über den Boden und waren für Generationen vor uns eine überlebenswichtige Nahrungs- und Heilquelle. Einer meiner alten Lehrmeister hat immer gesagt: „Junge, schau genau hin. Was du heute rausreißt, könnte dir morgen die Suppe würzen.“ Und ganz ehrlich, dieser Satz hat bei mir alles verändert.

Heute will ich dieses Praxiswissen mit dir teilen. Wir schauen uns ein paar dieser wilden Kraftpakete mal genauer an – aber nicht wie in einem trockenen Lehrbuch, sondern mit den Augen eines Praktikers. Es geht ums sichere Erkennen, den perfekten Erntezeitpunkt und natürlich die leckere Zubereitung. Denn der wahre Respekt vor einer Pflanze fängt erst an, wenn man sie wirklich kennt. Das ist kein schneller Trend, sondern altes Wissen, das Geduld und offene Augen verlangt. Aber die Belohnung? Ein Geschmack, so authentisch und intensiv, den du in keinem Supermarkt der Welt kaufen kannst.

gesunder salat unkräuter gierisch
Anzeige

Bevor du loslegst: Die goldenen Regeln für Sammler

Okay, bevor wir uns auf die Wiese stürzen, müssen wir über die Basics reden. Das ist das Allerwichtigste, was ich jedem ans Herz lege. Leichtsinn ist beim Sammeln von Wildkräutern der größte Fehler, den du machen kannst. Wenn du dich aber an diese paar Punkte hältst, bist du absolut auf der sicheren Seite.

1. Deine Sammel-Ausrüstung für den Start: Du brauchst übrigens kein teures Equipment. Für den Anfang reichen völlig:

  • Ein Stoffbeutel oder ein kleiner Korb. Bitte keine Plastiktüten, darin schwitzen die Kräuter und werden matschig.
  • Eine alte, scharfe Schere oder ein kleines Messer für saubere Schnitte.
  • Für die Brennnesseln: Robuste Gartenhandschuhe. Am besten welche aus Leder oder dickem, beschichtetem Gummi, die du im Baumarkt für unter 10 € bekommst. Die dünnen Stoffdinger helfen da nicht wirklich.

2. Absolute Sicherheit bei der Bestimmung: Sammle NUR, was du zu 100 Prozent identifizieren kannst. Nicht 99 %, sondern 100! Ein gutes Bestimmungsbuch ist dafür unerlässlich. Kleiner Tipp: Achte darauf, dass es nicht nur Fotos, sondern auch Zeichnungen enthält. Die heben oft die wichtigsten Merkmale besser hervor. So ein Buch ist eine Investition von 20-30 €, die sich absolut lohnt. Apps können eine nette Ergänzung sein, aber verlass dich bitte niemals blind darauf. Im Zweifel gilt immer: Stehen lassen.

unkräuter gesund brennnessel
Anzeige

3. Der richtige Standort ist alles: Wo eine Pflanze wächst, entscheidet darüber, ob sie auf deinen Teller oder auf den Kompost gehört. Meide unbedingt Orte mit hoher Belastung, also:

  • Direkte Ränder von viel befahrenen Straßen (Abgase und Schwermetalle, igitt).
  • Gespritzte Äcker und Felder.
  • Die typische „Hundewiese“ im Park.
  • Industriegebiete und alte Müllkippen.

Perfekt sind dagegen naturbelassene Wiesen, lichte Waldränder oder der eigene Garten, in dem du ohne Chemie arbeitest.

4. Ernte mit Köpfchen: Wir sind nur zu Gast in der Natur. Nimm also nie mehr, als du an einem Tag frisch verarbeiten kannst. Eine alte Sammlerregel lautet: Nimm nie mehr als ein Drittel der Pflanzen an einem Fleck. Lass immer genug stehen, damit der Bestand sich erholen kann und auch die Bienen und Schmetterlinge noch etwas davon haben. Und bitte: Reiß die Pflanzen nicht mit der Wurzel aus (außer du willst genau die verwenden). Ein sauberer Schnitt schont die Pflanze.

gesunde unkräuter brennnessel tee detox kur

5. Die Sache mit dem Fuchsbandwurm: Ja, das Thema muss kurz auf den Tisch. Die Gefahr ist statistisch gesehen winzig, aber man sollte sie kennen. Um das Risiko zu minimieren, solltest du bodennah wachsende Kräuter (alles unter Kniehöhe) vor dem rohen Verzehr extrem gründlich waschen. Und gründlich waschen heißt nicht nur kurz abbrausen. Am besten legst du die Kräuter für ein paar Minuten in eine Schüssel mit kaltem Wasser. Danach nochmal klar abspülen. Wenn du die Kräuter kochst, also über 60°C erhitzt, werden eventuelle Eier sowieso sicher abgetötet. Bei einem rohen Salat aus dem Wald bleibt ein minimales Restrisiko.

Meine Top-Wildkräuter für dich: Erkennen, Ernten, Genießen

So, genug der Theorie! Jetzt gehen wir quasi gemeinsam auf die Wiese. Ich zeig dir meine liebsten Alleskönner, bei denen auch Anfänger wenig falsch machen können.

1. Die Große Brennnessel – Die verkannte Königin

Ach, die Brennnessel. Für die meisten nur ein brennendes Ärgernis, für mich die Königin der Wildkräuter. Sie ist ein Zeichen für guten, stickstoffreichen Boden und eine echte Nährstoffbombe.

löwenzahn essen gesunde unkräuter

Erkennen: Die ist zum Glück kaum zu verwechseln. Der vierkantige Stängel und die stark gezähnten Blätter, die sich am Stängel gegenüberstehen, sind typisch. Und natürlich die Brennhaare. Eine Verwechslung mit der Taubnessel ist möglich, aber ungefährlich. Die Taubnessel brennt nicht, hat oft hübsche Lippenblüten und ist ebenfalls essbar, nur nicht ganz so kraftvoll.

Ernten: Die beste Zeit ist definitiv im Frühling, von April bis Juni, bevor sie blüht. Dann sind die Blätter butterzart. Schnapp dir deine Handschuhe und schneide nur die oberen 15-20 cm der Pflanze ab. Das sind die jungen, feinen Triebe. Nach der Blüte lässt man sie besser in Ruhe, da sie dann Stoffe einlagern kann, die in großen Mengen die Nieren reizen könnten.

Zubereitung: Die Brennhaare machst du ganz einfach unschädlich: Entweder du wringst die Blätter (mit Handschuhen!) kräftig aus, rollst mit einem Nudelholz drüber oder blanchierst sie kurz in heißem Wasser. Der Geschmack? Kräftig, ein bisschen wie Spinat, nur nussiger. Mein einfachstes und liebstes Rezept: Eine Zwiebel und eine Kartoffel würfeln, in Butter andünsten. Mit Gemüsebrühe ablöschen, 15 Minuten köcheln. Dann zwei große Hände voll gewaschener Brennnesselblätter (das sind ca. 200 g, also eine große Salatschüssel voll) dazu, kurz zusammenfallen lassen und alles fein pürieren. Mit Salz, Pfeffer und einem Schuss Sahne abschmecken. Fertig ist die perfekte Frühjahrssuppe!

grüne smoothies löwenzahn unkräuter
What's Hot
Zinnkraut loswerden Tipps

Ackerschachtelhalm bekämpfen – Probieren Sie folgende Tipps und Tricks unbedingt aus!

2. Der Giersch – Wenn du ihn nicht besiegen kannst, iss ihn auf!

Ah, der Giersch. Der Schrecken vieler Gärtner. Aber es stimmt wirklich: Was du nicht aus dem Garten kriegst, solltest du einfach aufessen. Und Giersch ist verdammt lecker.

Erkennen: Achtung! Giersch gehört zur Familie der Doldenblütler, und hier gibt es hochgiftige Verwandte. Daher ist das Erkennen hier überlebenswichtig. Das absolut sichere Merkmal ist der dreikantige Blattstiel. Fühl ihn mal! Er hat eine deutliche Kante. Ein alter Spruch hilft: „Drei, drei, drei – beim Giersch bist du dabei.“ Das Blatt ist nämlich dreigeteilt, und jedes dieser Teilblätter ist oft wieder dreigeteilt. Zerriebene Blätter riechen wunderbar aromatisch, so ein bisschen wie Petersilie und Karotte zusammen.

Vorsicht, Verwechslung: Die größte Gefahr sind der Gefleckte Schierling oder die Hundspetersilie. Aber die haben runde, oft rot gefleckte Stängel und riechen unangenehm, fast ein bisschen nach Mäuse-Pipi. Wenn du dir hier auch nur im Geringsten unsicher bist: Finger weg!

giersch kochen gesunde unkräuter

Ernten: Am besten schmecken die ganz jungen, hellgrünen Blätter, die noch leicht glänzen und sich gerade erst entfalten. Die findest du von März bis Mai. Ältere Blätter werden schnell zäh und schmecken streng.

Zubereitung: Junger Giersch ist roh im Salat, in Kräuterquark oder im Smoothie eine Wucht. Gekocht kannst du ihn wie Spinat verwenden. Kleiner Tipp zur Haltbarkeit: Wenn du mal einen ganzen Korb voll hast, kannst du den Giersch kurz blanchieren, in Eiswasser abschrecken und portionsweise einfrieren. So hast du auch im Winter was davon.

3. Der Löwenzahn – Das sonnengelbe Kraftpaket

Jedes Kind kennt Pusteblumen. Aber wusstest du, dass man vom Löwenzahn einfach alles essen kann? Wurzel, Blatt und Blüte. Er hat oft mehr Vitamine als der Kopfsalat aus dem Supermarkt.

Erkennen: Die gezackten Blätter in der Rosette am Boden und der hohle Stängel mit dem weißen Milchsaft sind unverkennbar.

Ernten: Die zartesten Blätter findest du im Frühling vor der Blüte. Nimm die jungen aus der Mitte der Rosette, die sind am wenigsten bitter. Die Blüten erntest du an einem sonnigen Mittag, wenn sie voll geöffnet sind. Die Wurzeln gräbt man im Herbst oder ganz zeitig im Frühjahr aus, wenn die ganze Kraft der Pflanze drin steckt.

gartenschaumkraut essbare unkräuter
What's Hot

Unkraut entfernen: Einige effektive Methoden, wie Sie das Unkraut in Ihrem Garten jäten können

Zubereitung: Die jungen Blätter sind super im Salat, am besten mit einem kräftigen Dressing, das die Bitterstoffe ausgleicht. Diese Bitterstoffe sind übrigens super für Leber und Galle. Aus den Blüten lässt sich ein genialer Sirup („Löwenzahnhonig“) kochen. Und die Wurzel? Gereinigt, getrocknet und in der Pfanne ohne Fett geröstet, ergibt sie einen erstaunlich guten, koffeinfreien Kaffee-Ersatz. Kräftig, malzig, lecker.

4. Der Bärlauch – Der Star des Frühlingswaldes (mit Warnhinweis!)

Im Frühling durch einen Bärlauchwald zu spazieren, ist ein Fest für die Nase. Aber hier ist die Meisterprüfung für jeden Sammler, denn die Verwechslungsgefahr ist real und lebensgefährlich.

Erkennen & Unterscheiden: Das A und O ist die Einzelblatt- und Geruchsprobe. Jedes Bärlauchblatt wächst an einem eigenen dünnen Stiel direkt aus dem Boden und riecht beim Zerreiben intensiv nach Knoblauch. Und ich meine JEDES einzelne Blatt prüfen! Deine Finger riechen schnell selbst nach Lauch, das macht den Test trügerisch.

Die giftigen Doppelgänger – So gehst du auf Nummer sicher: Vergiss Tabellen, merk dir einfach diese drei Punkte. Ganz ehrlich, als junger Gärtnerlehrling war ich mal kurz unsicher und der Schreck sitzt mir heute noch in den Knochen. Seitdem prüfe ich dreifach.

  • Bärlauch: Riecht stark nach Knoblauch. Jedes Blatt hat einen eigenen Stiel. Blattunterseite ist matt.
  • Maiglöckchen (hochgiftig!): Riecht nach nichts. Immer zwei Blätter wachsen an einem gemeinsamen Stängel und umfassen sich oft. Blattunterseite glänzt.
  • Herbstzeitlose (tödlich!): Riecht nach nichts. Die Blätter sind dicker, fleischiger und wachsen ohne Stiel direkt aus dem Boden, fast wie ein kleiner Lauch.

Die wachsen oft direkt nebeneinander. Also nicht gierig büschelweise rupfen, sondern Blatt für Blatt ernten und prüfen.

vogelmiere gesunde unkräuter

Ernten & Zubereitung: Die Saison ist kurz, von März bis zur Blüte im Mai. Danach werden die Blätter zäh. Bärlauch verliert beim Kochen an Aroma, also am besten roh verwenden: Pesto, Butter, im Quark oder einfach frisch aufs Brot. Ein Traum!

5. Spitzwegerich – Das Pflaster von der Wiese

Den Spitzwegerich findest du auf fast jeder Wiese. Er ist das Erste-Hilfe-Kraut schlechthin und super einfach zu erkennen.

Erkennen: Die langen, schmalen Blätter (wie Lanzen) wachsen in einer Rosette. Das sicherste Merkmal sind die Längsrippen auf der Blattunterseite. Wenn du ein Blatt vorsichtig zerreißt, bleiben diese Adern wie kleine Fäden hängen. Total faszinierend!

Ernten & Zubereitung: Die ganz jungen Blätter aus der Mitte der Rosette schmecken mild, fast ein bisschen nach Pilzen, und passen roh in den Salat. Ältere Blätter werden faserig, können aber wie Spinat gedünstet werden. Berühmt ist er aber für seine Heilwirkung: Ein zerquetschtes Blatt auf einen Mückenstich oder eine kleine Schramme gelegt, lindert sofort den Schmerz und Juckreiz. Funktioniert wirklich!

gesunde unkräuter vogelmiere
What's Hot

Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

6. Die Knoblauchsrauke – Die sichere Bärlauch-Alternative

Ein oft übersehenes Juwel, das im Halbschatten von Hecken wächst. Perfekt für alle, die sich beim Bärlauch unsicher fühlen.

Erkennen: Im zweiten Jahr wächst ein Stängel mit herzförmigen, gezähnten Blättern. Die kleinen, weißen Blüten haben vier Blätter. Das wichtigste Merkmal: Zerriebene Blätter duften deutlich nach Knoblauch, aber etwas milder, fast ein bisschen senfartig. Die Verwechslungsgefahr ist extrem gering.

Ernten & Zubereitung: Blätter, Blüten und sogar die Samen sind essbar. Die Blätter sind super für Pesto oder im Salat, sollten aber nicht gekocht werden, da das Aroma schnell verfliegt. Die Blüten sind eine hübsche und leckere Deko. Ein echter Geheimtipp!

Ein letztes Wort…

Die Natur direkt vor unserer Haustür ist eine riesige Speisekammer. Wir müssen nur wieder lernen, genau hinzuschauen. Dieses Wissen verbindet uns wieder mit den Jahreszeiten und gibt uns ein Stück Unabhängigkeit zurück.

Fang klein an. Such dir eine Pflanze aus, die du sicher kennst. Beobachte sie, ernte eine kleine Handvoll und probier ein einfaches Rezept.

pimpinelle gesund unkräuter

Deine Aufgabe für heute, wenn du magst? Finde ein paar Gänseblümchen auf einer sauberen Wiese. Zupf die Blütenköpfe ab und streu sie über deinen nächsten Salat oder auf ein Butterbrot. Sieht toll aus, schmeckt leicht nussig und ist 100 % sicher. Das ist dein erster, einfacher Schritt in die wunderbare Welt der essbaren Wildpflanzen. Viel Spaß dabei!

Bildergalerie

gesunde unkräuter bärlauch
What's Hot

Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

knopfkraut franzosenkraut unkräuter

Der erste Moment ist entscheidend!

Sobald du zu Hause bist, breite deine gesammelten Schätze auf einem sauberen Küchentuch aus. So können kleine Insekten entkommen und die Blätter bekommen Luft. Vermeide es, sie in einem geschlossenen Beutel im Kühlschrank zu vergessen – das gibt unschönen Matsch. Eine sanfte Dusche in kaltem Wasser und anschließendes Trocknen in einer Salatschleuder, wie der von Zyliss, bereitet sie perfekt für die weitere Verarbeitung vor.

sauerampfer gesunde unkräuter
What's Hot

Klangwunder selber machen: Der ultimative Guide zum Rasseln bauen – sicher, kreativ und mit Geling-Garantie

Wusstest du, dass Brennnesseln bis zu siebenmal mehr Vitamin C als Orangen und deutlich mehr Eisen als Spinat enthalten?

Dieses „Unkraut“ ist ein wahres heimisches Superfood. Durch kurzes Blanchieren oder Kochen verlieren die Blätter ihre brennende Wirkung vollständig, aber behalten ihre beeindruckende Nährstoffdichte. Ein Grund mehr, die Handschuhe anzuziehen!

gundermann gesunde unkräuter

Die Nase als wichtigstes Werkzeug: Beim Sammeln von Bärlauch gilt eine goldene Regel, um ihn nicht mit dem giftigen Maiglöckchen oder der hochgiftigen Herbstzeitlosen zu verwechseln. Zerreibt ein einzelnes Blatt zwischen den Fingern. Steigt dir ein intensiver, knoblauchartiger Duft in die Nase, bist du richtig. Fehlt dieser Geruch, gilt: Finger weg! Diese einfache sensorische Prüfung ist wichtiger als jede App.

weißer gänsefuß gesund unkräuter
  • Frische Salate aufwerten
  • In grüne Smoothies mixen
  • Als Pesto-Basis verwenden
  • Suppen und Eintöpfe verfeinern

Das Geheimnis? Giersch! Viele Gärtner kämpfen gegen ihn, dabei ist sein würziger, an Petersilie und Karotte erinnernder Geschmack eine echte Bereicherung. Vor der Blüte geerntet, sind die jungen, zarten Blätter am besten.

knoblauchsrauke gesunde unkräuter

Kann man Wildkräuter haltbar machen?

Absolut! Für ein intensives Aroma ist das Trocknen ideal. Binde die Kräuter zu kleinen Sträußen und hänge sie an einem luftigen, schattigen Ort auf. Für Pestos oder Suppenwürze kannst du die Kräuter auch hacken, mit etwas Wasser oder Öl in Eiswürfelformen füllen und einfrieren. So hast du den Geschmack des Frühlings auch im tiefsten Winter parat.

gesunde unkräuter kochen

Die Spitzengastronomie hat den Wald als Delikatessenladen wiederentdeckt. Köche wie Andreas Döllerer in Österreich oder Sven Elverfeld in Deutschland schicken ihre Teams zum Sammeln, um Teller mit einzigartigen, regionalen Aromen zu kreieren. Sauerampfer-Sorbet, Gänsefuß als Beilage zum Fisch oder fermentierte Knoblauchsrauke-Knospen – was im eigenen Garten wächst, ist oft der exklusivste Luxus.

bärlauch kräuterbutter gesunde unkräuter

Das richtige Handwerkszeug: Für ein wirklich cremiges, aromatisches Pesto lohnt sich die Investition in einen schweren Granitmörser. Anders als ein Mixer, der die Blätter zerschneidet und erhitzt, zerreibt der Mörser die Pflanzenzellen sanft. Dadurch werden die ätherischen Öle freigesetzt, ohne dass Bitterstoffe entstehen. Das Ergebnis ist ein unvergleichlich intensiver und nuancierter Geschmack.

brennnessel suppe gesunde unkräuter

„Die Natur ist die beste Apotheke.“ – Sebastian Kneipp

Viele der heute als „Unkraut“ bezeichneten Pflanzen waren zentraler Bestandteil der Klostermedizin. Der Gundermann etwa wurde von Hildegard von Bingen bei Lungenleiden geschätzt und war wegen seiner Bitterstoffe bis ins 16. Jahrhundert eine wichtige Zutat beim Bierbrauen, bevor der Hopfen ihn verdrängte.

brennnessel suppe mit blüten gesunde unkräuter

Auge und Gaumen verwöhnen: Vergiss nicht die Blüten! Die zarten lila Blüten der Taubnessel, die gelben Sterne des Löwenzahns oder die kleinen weißen Gänseblümchen sind nicht nur essbar, sondern auch eine wunderschöne Dekoration. Streue sie kurz vor dem Servieren über Salate, Suppen oder Desserts. Sie verleihen jedem Gericht eine verspielte, natürliche Eleganz, die man nicht kaufen kann.

unkäuter gesund veganes pesto mit brennnessel

Ein gutes Bestimmungsbuch ist dein treuester Begleiter. Achte darauf, dass es neben Fotos auch detaillierte botanische Zeichnungen enthält, die die wichtigsten Merkmale hervorheben. Eine absolute Empfehlung für den deutschsprachigen Raum ist die „Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen“ von Fleischhauer, Guthmann und Spiegelberger – ein Standardwerk, das keine Fragen offenlässt.

pimpinelle gesundes essen unkräuter
  • An stark befahrenen Straßen
  • Am Rand konventionell bewirtschafteter Felder (Pestizidgefahr!)
  • In Parks, die als Hundetoiletten bekannt sind
  • In Naturschutzgebieten, wo das Sammeln oft verboten ist

Wähle deine Sammelorte mit Bedacht. Dein eigener Garten, abgelegene Wiesen oder Wälder sind die sichersten Quellen für saubere und gesunde Wildkräuter.

unkräuter pasta soße

Wildkräutersalz selbst gemacht: Eine einfache Methode, um die Aromen zu konservieren.

  • Eine große Handvoll gemischte, trockene Wildkräuter (z.B. Brennnessel, Giersch, Knoblauchsrauke) grob hacken.
  • Mit etwa 200g grobem Meersalz in einem Mixer oder Mörser zu einer homogenen, grünen Masse verarbeiten.
  • Die feuchte Salzmasse auf einem Backblech ausbreiten und bei 40°C im Ofen (oder an einem warmen Ort) trocknen lassen, bis sie komplett durchgetrocknet ist.

Perfekt zum Würzen von fast allem!

vogelmiere salat mit rote bete unkräuter

Was verrät das „Unkraut“ über meinen Boden?

Pflanzen sind Bioindikatoren. Wächst bei dir viel Brennnessel oder Gänsefuß, hast du einen sehr stickstoffreichen, fruchtbaren Boden – perfekt für Starkzehrer wie Tomaten oder Kürbis. Sauerampfer hingegen deutet oft auf saure und eher nährstoffarme Böden hin. So lernst du, mit der Natur zu gärtnern, anstatt gegen sie.

weißer gänsefuß kochen gesunde unkräuter

In Mitteleuropa wachsen über 2.000 essbare Wildpflanzen. Die meisten Menschen erkennen davon kaum ein Dutzend.

Diese immense Vielfalt ist eine vergessene Speisekammer direkt vor unserer Haustür. Jede Pflanze hat ihr eigenes Aromaprofil, von scharf-kresseartig (Knoblauchsrauke) über zitronig-sauer (Sauerampfer) bis hin zu erdig-pilzartig (Gundermann). Es ist eine Einladung, die kulinarische Monotonie zu durchbrechen.

gedunsteten löwenzahn mit mandeln

Nachhaltig ernten, Vielfalt sichern: Die wichtigste Regel für den respektvollen Sammler ist die „Drittel-Regel“. Nimm niemals mehr als ein Drittel der Pflanzen an einem Standort und ernte von einer einzelnen Pflanze nur so viele Blätter, dass sie sich problemlos regenerieren kann. So stellst du sicher, dass der Bestand gesund bleibt und auch im nächsten Jahr wieder für dich (und die Tierwelt) da ist.

löwenzahn salat gesunde unkräuter

Frischöl-Auszug: Eine schnelle Methode, um das Aroma einzufangen. Fülle ein sauberes Schraubglas locker mit frischen, trockenen Kräutern wie Bärlauch oder Gundermann und gieße es mit einem hochwertigen, neutralen Öl (z.B. ein mildes Bio-Sonnenblumenöl) auf, bis alles bedeckt ist. An einem dunklen Ort 2-3 Wochen ziehen lassen, abseihen – fertig ist dein individuelles Würzöl.

unkräuter löwenzahn gesunde ernährung

Schmeckt das nicht alles nur „grün“?

Ganz und gar nicht! Wildkräuter entfalten eine unglaubliche Geschmackstiefe, die man als „Umami“ bezeichnen könnte – jene fünfte Geschmacksrichtung, die für herzhafte, vollmundige Noten steht. Besonders in Brennnesselsuppen oder Pestos aus Giersch kommt dieser komplexe, befriedigende Geschmack wunderbar zur Geltung. Er ist der Grund, warum diese einfachen Gerichte oft so überraschend reichhaltig schmecken.

Franzosenkraut (Knopfkraut): Oft als eines der hartnäckigsten Unkräuter im Gemüsegarten verschrien, ist es tatsächlich eine Delikatesse. Die jungen Blätter und Stängel haben einen milden, leicht würzigen Geschmack, der an jungen Mais oder Erbsenschoten erinnert. Kurz in Butter gedünstet, ist es eine fantastische und schnelle Gemüsebeilage, die dich nichts kostet außer ein wenig Bücken.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.