Eiweiß für Einsteiger: Was du wirklich über Proteine wissen musst – vom Steak bis zur Linse

von Romilda Müller
Anzeige

Ich steh mein ganzes Berufsleben lang schon in der Küche und an der Theke. Als Meister lernt man, ein Stück Fleisch oder Fisch mit den Augen und Händen zu beurteilen. Und ich hab unzähligen jungen Leuten das Handwerk beigebracht. Einem hab ich mal gesagt: „Junge, du musst das Produkt verstehen, bevor du es auch nur anfasst.“ Das gilt nicht nur für den Geschmack. Es gilt vor allem für das, was drinsteckt. Und das Wichtigste, was in Fleisch, Fisch, aber eben auch in Bohnen und Nüssen steckt, sind Proteine.

Ganz ehrlich? Heute reden so viele über Eiweiß, trinken teure Shakes oder kaufen Riegel, die mehr kosten als ein anständiges Mittagessen. Aber die wenigsten verstehen wirklich, worum es geht. Es ist wie beim Hausbau. Jeder weiß, dass man Ziegel braucht. Aber kaum einer weiß, welche Sorte für welches Mauerwerk die richtige ist. Bei Proteinen ist es exakt dasselbe. Sie sind die Bausteine unseres Körpers. Und wenn die falschen oder zu wenige da sind, wird die ganze Bude wackelig. Deshalb will ich dir hier mal ganz praktisch erklären, worauf es ankommt – ohne komplizierte Wissenschaft, sondern mit Wissen aus der Praxis.

gesunde ernährung milch trinken sich proteine anschaffen
Anzeige

Die Grundlagen: Was sind Proteine und Aminosäuren wirklich?

Stell dir deinen Körper wie ein Gebäude vor. Proteine, also Eiweiße, sind die Ziegelsteine. Ohne sie keine Wände, keine Struktur. Muskeln, Haut, Haare, sogar die Antikörper unseres Immunsystems sind daraus gebaut. Das macht immerhin rund 15 Prozent unseres Körpergewichts aus. Schon eine Hausnummer, oder?

Diese Ziegelsteine sind aber nicht alle gleich. Jeder Protein-Ziegel besteht aus kleineren Einheiten, den sogenannten Aminosäuren. Es gibt 20 verschiedene Arten dieser „Mini-Ziegel“, und daraus baut der Körper einfach alles, was er braucht. Denk an ein Lego-Set: Mit den gleichen 20 Steinsorten kannst du ein Auto, ein Haus oder ein Raumschiff bauen. Genauso flexibel ist unser Körper mit den Aminosäuren.

Die VIPs: Essenzielle Aminosäuren

Jetzt kommt der entscheidende Punkt. Von diesen 20 Aminosäuren kann unser Körper die meisten selbst herstellen. Aber acht davon kann er nicht produzieren. Die müssen wir zwingend mit der Nahrung aufnehmen. Man nennt sie deshalb „essenzielle Aminosäuren“. Wenn auch nur eine einzige dieser acht fehlt, gerät die ganze Baustelle ins Stocken. Es ist, als würde dir beim Bau eines Torbogens eine ganz bestimmte Sorte Ziegel fehlen. Das ganze Projekt stoppt.

gesundes essen tipps wissenswertes proteine
Anzeige

Die Namen musst du dir nicht merken, aber das Prinzip ist wichtig: Eine gute Proteinquelle liefert uns möglichst alle diese acht Bausteine in einem guten Verhältnis.

Die biologische Wertigkeit: Nicht jedes Eiweiß ist gleich gut

In der Ausbildung haben wir viel über die Qualität von Lebensmitteln gelernt. Ein zentraler Begriff bei Proteinen ist die „biologische Wertigkeit“. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Sie sagt einfach nur aus, wie gut der Körper das Protein aus einem Lebensmittel in körpereigenes Protein umwandeln kann. Je ähnlicher das Aminosäuren-Muster dem des Menschen ist, desto höher der Wert.

Als Referenzwert dient traditionell das Hühnerei. Es hat eine biologische Wertigkeit von 100. Das ist quasi der Goldstandard, an dem sich alles andere messen lassen muss.

Man sieht schnell, dass tierische Produkte oft eine höhere Wertigkeit haben, weil ihre Struktur unserer einfach ähnlicher ist. Das heißt aber nicht, dass pflanzliches Protein schlecht ist. Absolut nicht! Man muss nur wissen, wie man es richtig kombiniert.

gesunde ernährung fleisch proteine

Kombinieren wie ein Profi: Der wichtigste Trick aus der Küche

Und hier kommt das Geheimnis, das schon unsere Großmütter kannten: Man kann Lebensmittel clever kombinieren, um einen Gesamtwert zu erreichen, der sogar weit über 100 liegt! Man nennt das den Ergänzungseffekt – die Schwäche des einen wird durch die Stärke des anderen ausgeglichen.

Das klassische Beispiel: Kartoffeln mit Ei. Die Kartoffel allein hat eine Wertigkeit von ca. 76, das Ei 100. Kombiniert man sie im richtigen Verhältnis (ungefähr 60 % Kartoffelanteil, 40 % Ei), erreicht man einen Wert von sage und schreibe 136! Das ist unschlagbar. Aber was heißt das konkret? Ganz einfach: Für eine Portion nimmst du etwa drei mittelgroße Kartoffeln (gekocht und gewogen) und ein großes Ei. Das ist eine ernährungsphysiologische Traumpaarung.

Andere starke Kombinationen, die du sicher kennst:

  • Linsen mit Reis oder Brot: Ein Klassiker weltweit. Linsen haben bei einer bestimmten Aminosäure eine kleine Lücke, die Getreide perfekt füllt. Eine gute Linsensuppe mit einer Scheibe Vollkornbrot ist also eine vollwertige Protein-Bombe.
  • Bohnen mit Mais: Denk an Chili con Carne (oder sin Carne) mit Maisbrot. Eine perfekte Ergänzung.
  • Haferflocken mit Milch oder Joghurt: Das Frühstück für einen starken Start. Getreide und Milchprodukte ergänzen sich ideal.

Dieses Wissen ist pures Gold. Es zeigt, dass man nicht jeden Tag Fleisch essen muss, um top versorgt zu sein.

gesunde ernährung fisch proteine

Was kostet Kraft? Ein ehrlicher Preis-Check

Jetzt mal Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß eigentlich? Viele denken, eine proteinreiche Ernährung sei teuer, aber das stimmt nur, wenn man nur auf Steak und teure Shakes schaut. Schauen wir uns mal an, was 20 Gramm Protein – eine gute Portionsgröße für eine Mahlzeit – ungefähr kosten:

  • Aus Linsen: Du brauchst etwa 80g trockene Linsen. Das kostet dich im Discounter vielleicht 30-40 Cent. Unschlagbar günstig.
  • Aus Magerquark: Hierfür brauchst du ca. 160g Quark. Das sind ebenfalls oft nur 40-50 Cent. Ein echtes Schnäppchen.
  • Aus Hähnchenbrust: Du benötigst knapp 100g Fleisch. Je nach Qualität und wo du kaufst, liegst du hier schnell bei 1,50 € bis 2,50 €.
  • Aus einem Protein-Shake (Whey): Eine Portion Pulver kostet dich meist zwischen 1,00 € und 1,80 €. Bequem, aber nicht unbedingt günstig.

Du siehst: Eine schlaue Auswahl schont den Geldbeutel enorm. Für den Preis einer einzigen Portion Protein aus Fleisch kannst du dich fast eine Woche lang mit Protein aus Linsen und Quark versorgen.

gesundes essen eier gekocht gesund proteine
What's Hot

Süßlupinen: Dein ehrlicher Guide zur heimischen Power-Bohne

Tierische Proteinquellen: Ein Blick aus der Praxis

Als jemand, der sein Handwerk mit Fleisch gelernt hat, schätze ich natürlich die Qualität tierischer Produkte. Sie liefern nicht nur hochwertiges Protein, sondern oft auch Eisen, Zink und Vitamin B12 gleich mit.

Bei Fleisch ist nicht nur das Filet gut. Ein gutes Rindersteak sollte tiefrot sein, die feinen Fettäderchen (Marmorierung) machen es saftig. Mageres Fleisch wie Hähnchenbrust oder Tatar hat zwar prozentual am meisten Protein (ca. 20-25g pro 100g), aber auch ein langsam geschmorter Braten aus der Keule ist eine hervorragende Quelle. Kleiner Tipp: Sanftes Garen ist oft besser als scharfes Anbraten, da extreme Hitze die Proteinstrukturen leicht schädigen kann.

Fisch ist fantastisch und oft leichter verdaulich. Fettfische wie Lachs oder Makrele liefern neben dem Eiweiß (ca. 20g pro 100g) auch noch wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Frischen Fisch erkennst du an klaren Augen und leuchtend roten Kiemen.

Und dann haben wir die Alleskönner: Eier und Milchprodukte. Magerquark ist der absolute Champion. Mit etwa 12g Protein pro 100g bei kaum Fett ist er eine super Basis. Kleiner Tipp, den ich oft Leuten gebe, die abnehmen wollen: Ein Schälchen Quark am Abend mit ein paar Kräutern sättigt lange und verhindert Heißhunger in der Nacht.

gesunde ernährung milchprodukte proteine

Pflanzliche Proteinquellen: Power aus der Erde

Die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen wächst, und das ist auch gut so. Man muss nur wissen, wie man damit umgeht.

Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen sind die Arbeitstiere der Veggie-Küche. Gekocht haben sie ca. 7-10g Protein pro 100g. Aber Achtung: Die richtige Zubereitung ist hier das A und O. Trockene Bohnen und Kichererbsen solltest du am besten über Nacht einweichen und das Einweichwasser wegschütten. Das macht sie bekömmlicher. Rote Linsen hingegen müssen nicht eingeweicht werden und sind schon in 15-20 Minuten gar – perfekt für die schnelle Küche!

Gut zu wissen: Sind Dosen-Hülsenfrüchte auch okay? Absolut! Sie sind ein super Hack für Leute mit wenig Zeit. Spül sie aber vor der Verwendung in einem Sieb gut mit klarem Wasser ab. Das entfernt überschüssiges Salz und auch einen Teil der Stoffe, die Blähungen verursachen können.

Soja ist eine Ausnahme unter den Pflanzen, da es alle essenziellen Aminosäuren liefert. Tofu pur schmeckt nach nichts, aber das ist seine Stärke! Er saugt Geschmack auf wie ein Schwamm. Hier meine super-simple Meister-Marinade für einen Block Tofu (ca. 200g): 3 EL Sojasauce, 1 EL Ahornsirup (oder Honig), 1 geriebene Knoblauchzehe und ein kleines Stück geriebener Ingwer. Den Tofu gut abtrocknen, in Würfel schneiden, 30 Minuten marinieren und dann in einer heißen Pfanne mit etwas Öl knusprig braten. Ein Traum!

gesundes essen soja pflanzliche proteinquellen
What's Hot

Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

Nüsse und Samen sind kleine Kraftwerke. Mandeln haben über 20g Protein pro 100g. Aber sie sind durch das viele Fett auch Kalorienbomben. Eine Handvoll (das sind ca. 25-30 Gramm) ist ein super Snack. Aber eine ganze Tüte nebenbei futtern… naja, du weißt schon. Also eher als Topping oder Snack in Maßen genießen.

Wie viel Protein brauche ich wirklich?

Experten empfehlen für einen normalen Erwachsenen etwa 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Eine 70-Kilo-Person braucht also rund 56 Gramm. Das ist mit einer normalen Ernährung locker zu schaffen.

Ein Beispiel für einen Tag mit rund 60g Protein:

  • Frühstück: Eine Schale Haferflocken (50g) mit 150g Naturjoghurt (ca. 15g Protein)
  • Mittagessen: Ein großer Teller Linsensuppe (ca. 400ml, aus 70g trockenen Linsen gekocht) mit einer Scheibe Vollkornbrot (ca. 20g Protein)
  • Abendessen: Zwei mittelgroße Kartoffeln mit 150g Kräuterquark und einem Spiegelei (ca. 25g Protein)

Sportler, ältere Menschen oder Schwangere haben oft einen höheren Bedarf, da kann man schon mal auf 1,2 bis 1,6 Gramm pro Kilo gehen.

gesundes essen proteine quellen nüsse

Dein schnellster Protein-Hack für heute:

Rühr mal zwei Esslöffel körnigen Frischkäse unter deine fertige Tomaten- oder Gemüsesauce für Nudeln. Merkt geschmacklich keiner, macht die Sauce cremiger und bringt dir unbemerkt 10g extra Protein!

Gefahr der Überdosierung: Mehr ist nicht immer besser

Der Körper kann überschüssiges Protein nicht speichern. Was zu viel ist, wird in Energie umgewandelt oder als Fett eingelagert. Dabei entsteht Harnstoff, den die Nieren rausschaffen müssen. Ich kannte mal einen jungen Kerl im Fitnessstudio, der dachte, mehr ist mehr. Drei riesige Shakes am Tag plus ein Kilo Fleisch. Der hat sich gefühlt wie eine Maschine, bis seine Nieren irgendwann Alarm geschlagen haben. Ein starkes Fundament ist gut, aber man kann ein Haus auch mit zu vielen Ziegeln überladen. Eine dauerhaft extrem hohe Zufuhr (über 2g pro Kilo) ist für die meisten Leute nicht nur unnötig, sondern kann auch schädlich sein.

Ein letztes Wort zu Proteinpulvern

Proteinpulver sind kein Wundermittel. Sie sind einfach nur konzentriertes Eiweiß. Praktisch, ja, aber für die meisten Menschen überflüssig und teuer. Bevor du Geld für eine große Dose Pulver ausgibst, überleg mal: Ein Becher Magerquark ist oft die bessere, natürlichere und vor allem günstigere Wahl. Wenn du doch zu Pulver greifst, schau auf die Zutatenliste: Je kürzer, desto besser.

gesundes essen kornprodukte proteine
What's Hot

Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

Fazit aus der Meisterküche

Das Wissen über Proteine ist kein Hexenwerk. Es geht darum, kluge Entscheidungen zu treffen und die Qualität der Lebensmittel zu erkennen. Achte auf Vielfalt. Iss Fleisch, Fisch und Eier, aber vergiss die Linsen, Bohnen und den Quark nicht. Denk an den Kombinations-Trick – das ist Effizienz pur.

Und vergiss bei all der Rechnerei das Wichtigste nicht: Essen soll schmecken und Freude machen. Ein guter Handwerker arbeitet mit Respekt vor seinem Material. Behandle deine Lebensmittel und deinen Körper genauso. Dann baust du dir ein starkes und gesundes Haus, das verdammt lange hält.

Bildergalerie

gesunde ernährung bohnen proteine
gesundes essen nüsse proteine
What's Hot

Klangwunder selber machen: Der ultimative Guide zum Rasseln bauen – sicher, kreativ und mit Geling-Garantie

Schon mal von „biologischer Wertigkeit“ gehört?

Das klingt komplizierter, als es ist. Stell es dir so vor: Nicht jedes Protein liefert die essenziellen Aminosäuren im perfekten Verhältnis für unseren Körper. Ein Hühnerei hat eine sehr hohe Wertigkeit, weil sein Profil unserem Bedarf extrem ähnlich ist. Pflanzliche Quellen wie Linsen oder Bohnen sind für sich allein oft nicht ganz „komplett“. Der Trick des erfahrenen Kochs und Ernährungsbewussten? Kombinieren! Eine Portion Linsensuppe mit einer Scheibe Vollkornbrot oder Reis mit Bohnen ergänzen sich gegenseitig zu einem vollwertigen Protein-Kraftpaket. So wird aus guten Bausteinen ein perfektes Fundament.

Whey-Protein: Der Sprinter. Schnell verdaulich und ideal direkt nach dem Training, um die Muskeln flott mit Aminosäuren zu versorgen. Marken wie ESN oder Myprotein bieten hier hochreine Isolate an.

Casein-Protein: Der Marathonläufer. Wird langsam über Stunden abgebaut und eignet sich perfekt als letzte Mahlzeit vor dem Schlafengehen, um den Körper über Nacht zu versorgen.

Die Wahl hängt also rein vom Timing ab – nicht davon, was „besser“ ist.

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.