Affen, Tauben & Co.: Mein ehrlicher Gärtner-Guide für Pflanzen, die dich austricksen
Wisst ihr, in den über 30 Jahren, die ich jetzt als Gärtnermeister arbeite, habe ich so ziemlich alles gesehen, was grün ist und wächst. Von der unverwüstlichen Geranie bis zur zickigsten tropischen Orchidee. Aber nichts, wirklich gar nichts, fasziniert die Leute so sehr wie Blüten, die uns an etwas anderes erinnern. Vor allem an Tiere.
Inhaltsverzeichnis
Immer wieder das gleiche Bild: Jemand zückt sein Handy, die Augen leuchten und sie zeigen mir ein Foto von einer Blüte, die aussieht wie ein Affengesicht, eine weiße Taube oder eine tanzende Hummel. Und dann kommt die Frage, die immer kommt: „Wow! Kann ich die auch haben?“
Meine Antwort ist meistens ein ehrliches und vielleicht etwas enttäuschendes „Jein“. Denn hinter diesen unglaublichen Formen steckt eine knallharte Realität aus Evolution, hochspezialisierten Lebensräumen und oft extrem anspruchsvoller Pflege. Das sind keine Deko-Artikel aus dem Möbelhaus, das sind Überlebenskünstler. In diesem Guide teile ich mein Wissen aus der Praxis – ganz ohne Fachchinesisch. Ich erkläre, warum diese Pflanzen so aussehen, wie man sie wirklich pflegt und wann man, ganz ehrlich, besser die Finger davon lässt.

Warum eigentlich? Ein kleiner Blick in die Trickkiste der Natur
Bevor wir uns die Stars der Show ansehen, müssen wir eines klären: Die Natur macht das nicht, um uns zu unterhalten. Jede dieser verrückten Blüten ist das Ergebnis von Millionen von Jahren Evolution – eine brillante Überlebensstrategie. Man nennt das Phänomen Mimikry, also die Kunst der Täuschung.
Im Grunde gibt es zwei Hauptgründe für diesen Maskenball:
1. Bestäuber anlocken (der häufigste Trick)
Eine Pflanze muss ihre Pollen irgendwie zur nächsten Blüte bekommen. Dafür braucht sie Helfer: Bienen, Wespen, Fliegen, Motten oder Vögel. Um die richtigen Partner anzulocken, haben sich einige Pflanzen genial spezialisiert. Sie ahmen das Aussehen, den Duft oder sogar das Gefühl eines potenziellen Partners für den Bestäuber nach.
- Sexuelle Täuschung: Das Paradebeispiel ist die Ragwurz-Orchidee. Ihre Blüte sieht exakt aus wie das Weibchen einer bestimmten Insektenart. Das Männchen lässt sich täuschen, versucht, sich mit der Blüte zu paaren, und bekommt dabei ein Pollenpaket aufgeklebt. Fliegt es zur nächsten Blüte, passiert das Gleiche nochmal – Mission erfüllt. Präzisionsarbeit der Natur!
- Futter-Täuschung: Andere Blüten sehen einfach nur super nahrhaft aus. Sie schreien förmlich „Hier gibt’s Nektar!“, auch wenn das manchmal eine dreiste Lüge ist. Form und Farbe leiten den Besucher aber zielsicher zur Pollen-Tankstelle.
2. Fressfeinde abschrecken (seltener, aber clever)
Manchmal geht es auch darum, nicht gefressen zu werden. Eine Pflanze, die wie eine giftige Spinne oder ein ungenießbares Insekt aussieht, wird von Pflanzenfressern eher in Ruhe gelassen. Ein super Beispiel sind die Samenkapseln des Löwenmäulchens, die wie kleine Totenköpfe aussehen.

Für uns Gärtner ist das entscheidend. Es erklärt, warum diese Pflanzen so extrem spezialisiert und oft auf einen einzigen Bestäuber oder ein winziges Klimafenster angewiesen sind. Und genau das macht die Pflege außerhalb ihrer Heimat zur echten Herausforderung.
Die tierischen Stars in der Praxis: Was klappt und was nicht?
So, jetzt aber Butter bei die Fische. Hier sind die Pflanzen, über die alle reden. Ich erzähle euch ganz offen von meinen Erfahrungen, typischen Fehlern und was ihr realistisch erwarten könnt.
1. Die Affengesicht-Orchidee (Dracula simia)
Das Tier: Der Name ist Programm. Die Blüte sieht mit ihren Details verblüffend wie das Gesicht eines kleinen Affen aus.
Meine Erfahrung: Wunderschön, aber eine absolute Diva. Ich werde nie vergessen, wie mein erster Lehrling eine ganze Lieferung fast ertränkt hat. Er dachte, „Nebelwald“ heißt „immer klatschnass“. Ein teurer Fehler, den man nur einmal macht. Gleich vorweg: Das ist eine Pflanze für Spezialisten mit der richtigen Ausrüstung. Schwierigkeit 5/5, für die normale Fensterbank absolut ungeeignet.

- Standort & Pflege: Sie kommt aus kühlen Nebelwäldern in den Anden. Das bedeutet: Sie braucht es kühl, vor allem nachts. Ideal sind 18–20 °C am Tag und eine Absenkung auf 10–12 °C in der Nacht. Ohne diese Abkühlung blüht sie nicht und stirbt langsam vor sich hin. Dazu eine Luftfeuchtigkeit von über 80 % – das geht nur in einer Vitrine oder einem kleinen Gewächshaus. Gegossen wird ausschließlich mit Regenwasser; unser kalkhaltiges Leitungswasser bringt die feinen Wurzeln um.
- Blühdauer: Die einzelne Blüte hält leider oft nur wenige Tage, aber eine gesunde Pflanze kann mehrmals im Jahr für Nachschub sorgen.
- Kosten-Check: Seid ihr bereit? Rechnet mit 25 € bis 50 € für eine Jungpflanze. Aber das ist nur der Anfang. Eine kleine Glasvitrine schlägt mit etwa 150 € zu Buche, und ein Ultraschallvernebler für die nötige Luftfeuchtigkeit kostet nochmal um die 30 €. Ein echtes Investment.
- Fazit: Eine Pflanze für absolute Profis oder solche, die es werden wollen und bereit sind, in Technik zu investieren.

2. Die Hummel-Ragwurz (Ophrys bomybliflora)
Das Tier: Die Blütenlippe sieht aus wie eine flauschige Hummel, inklusive einer bläulichen Zeichnung, die an schimmernde Flügel erinnert.
Meine Erfahrung: Die Ragwurzen sind im Garten eine echte Herausforderung. Ihr Geheimnis ist eine lebenswichtige Symbiose mit einem bestimmten Bodenpilz. Man kann sie nicht einfach im Urlaub ausgraben und mitnehmen – das überleben sie garantiert nicht. Man muss zertifizierte Knollen kaufen und darauf hoffen, dass der Pilz im eigenen Boden schon wartet oder mitgeliefert wird.
- Standort & Pflege: Sie liebt trockene, kalkhaltige Magerrasen in voller Sonne. Also ab in den Steingarten! Wichtig ist ihr Lebenszyklus: Im Herbst wächst die Blattrosette, im Frühling blüht sie, und im Sommer zieht sie komplett ein und überdauert als Knolle im Boden. Der häufigste Fehler? Man meint es im Sommer zu gut und gießt sie zu Tode. Während der Sommerruhe muss der Boden absolut trocken sein!
- Kosten-Check: Die Knollen sind oft schon für 10–15 € zu haben, aber der Erfolg ist ein bisschen Glücksspiel. Schwierigkeit 4/5.
- Fazit: Für den spezialisierten Steingarten-Fan, der den besonderen Lebenszyklus respektiert. Nichts für den normalen Balkonkasten.

3. Die Taubenorchidee (Peristeria elata)
Das Tier: Im Herzen der weißen, wachsartigen Blüte sitzt eine Struktur, die perfekt wie eine kleine Taube mit ausgebreiteten Flügeln aussieht.
Meine Erfahrung: Ein majestätischer Anblick! Die Blütenstände werden über einen Meter hoch und duften himmlisch. Im Gegensatz zur Affen-Orchidee mag sie es warm, was die Pflege auf der Fensterbank erleichtert. Aber sie braucht Platz und verzeiht keine Fehler beim Gießen.
- Standort & Pflege: Ein heller Platz am Ost- oder Westfenster ist ideal. Tagsüber mag sie es warm (25–30 °C), nachts sollte es nicht unter 18 °C fallen. Während sie im Frühling und Sommer wächst, einmal pro Woche durchdringend wässern, sodass Wasser unten rausläuft. Nach der Blüte im Herbst beginnt die Ruhephase. Dann wird die Wassergabe stark reduziert – nur noch schlückchenweise gießen, damit die Knollen nicht schrumpeln. Das ist der Schlüssel für die nächste Blüte.
- Blühdauer: Die wachsartigen Blüten halten locker mehrere Wochen.
- Kosten-Check: Für eine kräftige Pflanze liegt man schnell bei 40–80 €. Schwierigkeit 3/5, für ambitionierte Orchideen-Fans machbar.
- Fazit: Eine tolle Pflanze, wenn man den Wechsel von Wachstums- und Ruhephase verstanden hat.

4. Die Fliegende-Ente-Orchidee (Caleana major)
Das Tier: Die Blüte ist eine perfekte Miniatur einer Ente im Flug.
Meine Erfahrung: Ganz ehrlich? Finger weg. Jeder kennt die Bilder, aber kaum jemand hat sie je erfolgreich kultiviert. Ich hab’s auch versucht und bin grandios gescheitert. Der Grund ist, wie bei der Ragwurz, eine extrem heikle Symbiose mit einem Bodenpilz aus ihrer australischen Heimat, die man im Topf nicht nachbilden kann.
- Kosten-Check & Fazit: Schwierigkeit: Unmöglich/5. Spart euch das Geld und die Enttäuschung. Angebote für Samen im Internet sind zu 99 % Betrug – da kauft ihr teuer verpacktes Unkraut. Bewundert die Bilder und lasst diese Pflanze, wo sie hingehört: in die australische Wildnis.
5. Die Kussmundpflanze (Psychotria elata)
Das Objekt: Hier sind es die leuchtend roten Hochblätter, die für kurze Zeit aussehen wie ein perfekt geschminkter Kussmund.
Meine Erfahrung: Ein echter Hingucker, aber auch eine kleine Tropen-Diva. Sie braucht ganzjährig Wärme über 20 °C und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Im normalen Wohnzimmer mit trockener Heizungsluft im Winter wird das schnell kritisch.

- Standort & Pflege: Ein helles Badezimmerfenster oder eine Blumen-Vitrine sind ideal. Die Luftfeuchtigkeit sollte immer über 70 % liegen. Das bedeutet: im Sommer täglich, im Winter alle 2-3 Tage mit kalkarmem Wasser sprühen.
- Kosten-Check: Eine kleine Pflanze gibt es oft schon für 20–35 €. Schwierigkeit 3/5.
- Kleiner Tipp für Bastler: Baut euch ein DIY-Tropenfenster! Ein altes, hohes Aquarium oder ein großes Glasgefäß eignen sich super. Unten eine Schicht Blähton als Drainage rein, die Pflanze im Topf daraufstellen. Einen Deckel lose auflegen (ein kleiner Spalt für Luftzirkulation muss bleiben) – fertig ist das feuchte Mikroklima. Kostet fast nichts!
6. Das Löwenmäulchen (Antirrhinum majus)
Das Tier: Hier ist es nicht die Blüte, sondern die vertrocknete Samenkapsel, die wie ein kleiner, gruseliger Totenkopf aussieht.
Meine Erfahrung: Endlich mal eine Pflanze für absolut jeden! Robust, pflegeleicht, bei Bienen beliebt und ein Klassiker im Bauerngarten. Den Trick mit den Totenköpfen zeige ich jedem Lehrling.

- Pflege & Kosten: Schwierigkeit 1/5. Liebt volle Sonne und normalen Gartenboden. Ein Päckchen Samen kostet wenige Euro, ein 6er-Pack Jungpflanzen im Gartencenter vielleicht 5 €.
- Profi-Tipp: Um die „Totenköpfe“ zu ernten, wartet bis zum Spätsommer, wenn die Kapseln braun und trocken sind. Schneidet die Stängel ab, lasst sie eine Woche auf Zeitungspapier im Haus nachtrocknen. Perfekt für die Halloween-Deko oder um Freunde zu verblüffen!
Keine Lust auf Diven? Diese Schönheiten sind viel einfacher!
Okay, ich verstehe, wenn du nach der Affen-Orchidee etwas eingeschüchtert bist. Aber keine Sorge! Es gibt tolle Alternativen, die ähnlich faszinierend, aber deutlich pflegeleichter sind.
Wenn dir die bizarre Dracula-Orchidee gefällt…
…dann schau dir mal die Gattung Masdevallia an. Viele von ihnen haben auch sehr ungewöhnliche, oft dreieckige Blüten und leuchtende Farben, sind aber viel toleranter bei der Temperatur. Einige moderne Hybriden kommen sogar mit einer normalen, kühlen Fensterbank klar.
Wenn dir die Taubenorchidee zu groß oder zu heikel ist…
…wie wäre es mit einer Phalaenopsis? Ja, die gute alte Schmetterlingsorchidee! Klingt langweilig? Quatsch! Es gibt fantastische Züchtungen mit gesprenkelten, geaderten oder fast schwarzen Blüten, die super exotisch aussehen, aber tausendmal einfacher zu pflegen sind und monatelang blühen.

Worauf du UNBEDINGT achten musst: Dein letzter Check
Zum Schluss noch ein paar ernste Worte, die mir wirklich am Herzen liegen.
1. Kaufe verantwortungsvoll!
Viele dieser Pflanzen sind in der Natur vom Aussterben bedroht. Kauft niemals Pflanzen ohne klaren Herkunftsnachweis. Seriöse Züchter und Händler sind der Schlüssel. Wo findet man die? Schaut euch mal bei Spezialisten wie Orchideen-Wichmann oder Kopf Orchideen online um. Auch die Webseite der Deutschen Orchideen-Gesellschaft (D.O.G.) ist eine Goldgrube, um Züchter in eurer Nähe zu finden.
2. Lass dich nicht über den Tisch ziehen.
Was ist dieses ominöse CITES-Papier? Das ist im Grunde der „Personalausweis“ der Pflanze, der ihre legale Herkunft belegt. Achtet auf ein gelbes EU-Zertifikat oder ein Etikett am Topf mit dem Vermerk „CITES Anhang II – aus gärtnerischer Vermehrung“. Und wenn ihr unsicher seid: Fragt dem Verkäufer Löcher in den Bauch! Ein seriöser Händler beantwortet eure Fragen gern.
3. Bleib realistisch.
Ganz ehrlich, es ist keine Schande, eine Pflanze nicht halten zu können. Manchmal bereitet ein Besuch in einem tollen botanischen Garten mehr Freude als der verzweifelte Kampf mit einer Hochlandorchidee im Wohnzimmer. Freut euch an der Vielfalt, die auch ohne teure Technik bei euch gedeiht.

Die Pflanzenwelt ist voller Wunder. Diese tierähnlichen Blüten sind ein geniales Fenster in die Trickkiste der Evolution. Unsere Aufgabe ist es, diese Wunder zu verstehen und zu schützen, nicht nur sie zu besitzen. Mit Geduld und dem richtigen Wissen könnt ihr einige dieser Schätze selbst kultivieren. Und für die anderen bleibt die Bewunderung – und die ist genauso viel wert.
Bildergalerie


Moment mal, wo soll ich diese Pflanze hinstellen?
Die meisten dieser faszinierenden Orchideen, wie die Affen-Orchidee (Dracula simia), stammen aus hochgelegenen, nebligen Bergwäldern. Das bedeutet: Sie hassen pralle Sonne und trockene Heizungsluft. Ein helles Nord- oder Ostfenster ist ideal. Im Badezimmer, wo die Luftfeuchtigkeit nach dem Duschen ansteigt, fühlen sie sich oft wohler als im sonnigen Wohnzimmer.

„Die Natur täuscht oft, um zu überleben. Eine Orchideenblüte, die wie eine Wespe aussieht, ist keine Laune, sondern eine über Millionen von Jahren perfektionierte Überlebensgarantie.“
Dieses Prinzip, von Darwin bereits als „Wunder der Anpassung“ beschrieben, ist der Kern dieser botanischen Kunstwerke. Jedes Detail, von der Farbe bis zur Behaarung der Blüte, hat eine Funktion, um den exakt richtigen Bestäuber anzulocken – und keinen anderen.

Der häufigste Fehler: Zu viel Liebe in Form von Wasser. Orchideenwurzeln brauchen Luft! Stehen sie ständig im Wasser, faulen sie unweigerlich. Die Lösung: Erst gießen, wenn das Substrat fast komplett trocken ist. Bei transparenten Töpfen sieht man es gut: Sind die Wurzeln silbrig-grau, haben sie Durst. Sind sie sattgrün, ist alles in Ordnung.

- Mehr sehen: Die Wurzelgesundheit ist auf einen Blick erkennbar.
- Bessere Photosynthese: Orchideenwurzeln können ebenfalls Licht verarbeiten.
- Kontrollierte Feuchtigkeit: Man lernt, den Wasserbedarf der Pflanze wirklich zu verstehen.
Das Geheimnis zufriedener Orchideen? Oft ist es einfach ein durchsichtiger Orchideentopf, wie sie von Marken wie Elho oder speziellen Gärtnereibedarf-Anbietern erhältlich sind.

Wenn die spektakuläre Blüte vorbei ist, bleibt oft eine eher unscheinbare Pflanze zurück. Anstatt sie in eine Ecke zu verbannen, machen Sie sie zum Teil eines Arrangements. Stellen Sie sie neben Farne oder andere Grünpflanzen mit interessanten Blättern. So fällt die „nackte“ Orchidee weniger auf und profitiert von der höheren Luftfeuchtigkeit ihrer Nachbarn.

Substrat-Wahl: Rinde oder Ton?
Pinienrinde: Der Klassiker. Sie ist luftig, speichert Feuchtigkeit und gibt sie langsam ab. Ideal für die meisten epiphytischen Orchideen. Nachteil: Sie zersetzt sich über 2-3 Jahre und muss dann erneuert werden.
Ton-Granulat: Produkte wie Seramis Spezial-Substrat für Orchideen sind anorganisch, zersetzen sich nicht und sind sehr luftdurchlässig. Sie speichern Wasser im Kern. Gut für Anfänger, da Gießfehler eher verziehen werden.
Viele Experten mischen beide Materialien, um die Vorteile zu kombinieren.

Wussten Sie schon? Von den über 28.000 bekannten Orchideenarten stehen fast alle unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES).
Das bedeutet, der Handel mit Wildentnahmen ist streng verboten oder reglementiert. Die faszinierenden Pflanzen, die Sie kaufen können, stammen fast ausschließlich aus künstlicher Vermehrung im Labor. Das ist gut so, denn es schützt die fragilen Populationen in der Natur.

Die berühmte „Affen-Orchidee“ oder die „Nackter-Mann-Orchis“ sind Stars, aber es gibt auch zugänglichere Alternativen, die eine tierische Anmutung haben. Die Blüten der weit verbreiteten Phalaenopsis-Orchidee werden nicht umsonst „Moth Orchid“ (Motten-Orchidee) genannt. Mit etwas Fantasie erkennt man die Flügelform – ein perfekter Einstieg in die Welt der pflanzlichen Mimikry.

Warum blüht meine Orchidee nicht mehr?
Oft braucht sie einen kleinen Kältereiz, um einen neuen Blütentrieb zu bilden. Viele Arten, die in den Bergen wachsen, sind auf einen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht angewiesen. Versuchen Sie, die Pflanze für einige Wochen nachts an einen kühleren Ort (ca. 15-16 °C) zu stellen, zum Beispiel in ein kaum geheiztes Schlafzimmer.

- Gelbe, weiche, matschige Wurzeln
- Ein fauliger Geruch aus dem Topf
- Blätter, die von der Basis her gelb werden und abfallen
Dies sind klassische Anzeichen für Wurzelfäule durch Überwässerung. Handeln Sie sofort: Topfen Sie die Pflanze aus, entfernen Sie alle matschigen Wurzelteile mit einer sauberen Schere und setzen Sie sie in frisches, trockenes Substrat.

Der Eiswürfel-Trick: Top oder Flop? Die Idee, Orchideen mit Eiswürfeln zu wässern, ist populär, aber bei Experten verpönt. Die eiskalte Temperatur kann die empfindlichen Wurzeln schädigen (Kälteschock). Besser ist es, die Pflanze lauwarm zu tauchen oder zu durchspülen, damit sich das Substrat vollsaugen kann.

Für die echten Liebhaber, die Arten mit hohem Feuchtigkeitsbedarf pflegen, ist ein kleines Terrarium oder ein sogenanntes „Orchidarium“ eine Überlegung wert. Darin lässt sich ein stabiles Mikroklima mit hoher Luftfeuchtigkeit viel einfacher aufrechterhalten als im offenen Raum. Eine Investition, die sich bei heiklen Schönheiten wie vielen Dracula– oder Masdevallia-Arten auszahlt.

„Ich habe noch nie eine Pflanze gesehen, die so offensichtlich für die Bestäubung durch Motten gemacht ist wie diese.“ – Charles Darwin über die Orchidee *Angraecum sesquipedale*
Darwin sagte voraus, dass es eine Motte mit einem extrem langen Rüssel geben müsse, um diese Blüte zu bestäuben. Jahrzehnte nach seinem Tod wurde sie tatsächlich entdeckt. Ein perfektes Beispiel für die Co-Evolution von Pflanze und Tier.

Diese Pflanzen sind die ultimativen Gesprächsstarter. Wenn eine Caleana major (die „Fliegende Ente“) oder eine Habenaria radiata (die „Weiße Reiher-Orchidee“) in voller Blüte steht, kann sich kaum ein Besucher einem Kommentar entziehen. Sie bringen nicht nur Natur, sondern auch ein echtes Kuriositätenkabinett in Ihr Zuhause.

Welchen Dünger brauchen diese Spezialisten?
Vergessen Sie normalen Blumendünger! Orchideen sind Schwachzehrer. Verwenden Sie einen speziellen Orchideendünger in stark verdünnter Konzentration (oft reicht die Hälfte der empfohlenen Dosis). Gedüngt wird nur während der Wachstumsphase (Frühling/Sommer) etwa alle zwei bis vier Wochen. Im Winter und während der Blüte wird eine Düngepause eingelegt.

- Eine Sprühflasche für feinen Nebel am Morgen
- Eine Schale mit Wasser und Kieselsteinen (Pebble Tray) unter dem Topf
- Das Gruppieren mehrerer Pflanzen
So schaffen Sie ganz einfach eine feuchte Oase für Ihre anspruchsvollen Lieblinge.

Aufbinden statt Eintopfen: Viele dieser Orchideen sind Epiphyten, das heißt, sie wachsen in der Natur auf Bäumen, nicht in der Erde. Sie können diese natürliche Wuchsform nachahmen, indem Sie die Pflanze auf ein Stück Korkrinde oder ein unbehandeltes Hartholz aufbinden. Die Wurzeln werden dabei mit etwas Sphagnum-Moos umwickelt und mit einem Draht oder einer Schnur fixiert. Das sieht nicht nur fantastisch aus, sondern sorgt auch für eine perfekte Belüftung der Wurzeln.

Die Ragwurz-Orchideen (Gattung Ophrys), die heimisch in Europa vorkommen, sind Meister der sexuellen Täuschung. Ihre Blüten imitieren nicht nur das Aussehen von Bienen-, Wespen- oder Spinnenweibchen, sondern produzieren auch deren spezifische Sexuallockstoffe (Pheromone). Die angelockten Männchen versuchen sich mit der Blüte zu paaren und bestäuben sie dabei. Eine unfassbar präzise Strategie!

Geduld ist die wichtigste Zutat. Diese Pflanzen folgen ihrem eigenen, langsamen Rhythmus. Es kann ein ganzes Jahr oder länger dauern, bis sich nach einer Blüte eine neue zeigt. Dieser Prozess lehrt Demut und schärft den Blick für die kleinen Veränderungen – ein neues Blatt, eine wachsende Wurzel. Die Vorfreude ist Teil des Erlebnisses.

Die Psychotria elata, oft als „Lippenstift-Pflanze“ oder „Hooker’s Lips“ bezeichnet, ist ein faszinierendes Beispiel. Doch Achtung: Die leuchtend roten „Lippen“ sind nicht die eigentliche Blüte. Es handelt sich um Hochblätter (Brakteen), die nur für kurze Zeit vor dem Erscheinen der kleinen, weißen Blüten so geformt sind. Sie locken Bestäuber wie Kolibris an.
Suchen Sie online nach Foren wie der „Deutschen Orchideen-Gesellschaft (D.O.G.)“ oder Facebook-Gruppen. Dort finden Sie nicht nur wertvolle Pflegetipps von erfahrenen Züchtern, sondern auch Tauschbörsen und Bezugsquellen für seltenere Arten, die man im normalen Gartencenter niemals finden würde.




