Steckdosen planen wie ein Profi: Dein Guide für stressfreies Wohnen
Ganz ehrlich? In meinen Jahren auf dem Bau habe ich alles gesehen. Von super durchdachten Neubauten bis zu Sanierungen, bei denen man sich nur an den Kopf fassen konnte. Und eins hat sich immer wieder gezeigt: Nichts sorgt für mehr Alltagsfrust als eine schlecht geplante Elektroinstallation.
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Wir kennen das doch alle: Diese eine Ecke im Wohnzimmer, in die eine Stehlampe perfekt passen würde, aber die nächste Steckdose ist drei Meter entfernt. Das Ergebnis? Ein unschönes Verlängerungskabel quer durch den Raum. Oder der Lichtschalter für den Flur, der an der völlig falschen Seite der Tür sitzt. Das muss wirklich nicht sein.
Eine smarte Elektroplanung ist kein Luxus, sondern die absolute Grundlage für Komfort, Sicherheit und, ja, auch für den Wert deines Zuhauses. Es geht nicht nur darum, ein paar Dosen in die Wand zu klatschen. Es geht darum, vorauszudenken. Was heute dein Arbeitszimmer ist, ist in fünf Jahren vielleicht ein Kinderzimmer. Darauf muss deine Installation vorbereitet sein. Also, lass uns mal ganz praktisch durchgehen, worauf es wirklich ankommt – ohne trockenes Lehrbuch-Blabla.

Die Basis: Was du wirklich brauchst und was das kostet
Bevor wir auch nur eine einzige Dose planen, müssen wir kurz über die Spielregeln sprechen. In Deutschland gibt es da eine Art Leitfaden für Profis, die DIN 18015. Klingt furchtbar technisch, ist aber eigentlich nur eine super hilfreiche Orientierung, die festlegt, was eine moderne Wohnung mindestens können sollte.
Diese Norm unterteilt die Ausstattung in verschiedene Stufen, die sogenannten „Ausstattungswerte“. Das hilft dir und deinem Elektriker, eine gemeinsame Sprache zu finden.
- Stufe 1 (Minimum): Das ist wirklich nur das Allernötigste. Ehrlich gesagt, das baut heute kaum noch jemand, außer vielleicht im stark geförderten Wohnungsbau. Für einen normalen Haushalt reicht das hinten und vorne nicht.
- Stufe 2 (Standard): Das ist die empfohlene Basis für die meisten Leute. Genug Saft und Anschlüsse für den modernen Alltag mit all unseren Geräten. Damit machst du erstmal nichts falsch.
- Stufe 3 (Komfort): Hier wird’s richtig gut. Das ist für alle, die etwas mehr wollen: zusätzliche Anschlüsse, Vorbereitungen für Smart-Home-Technik und einfach mehr Flexibilität für die Zukunft.
Jetzt fragst du dich sicher: „Okay, und was kostet der Spaß?“ Das ist der entscheidende Punkt. Der Sprung von der Standard- zur Komfortausstattung kostet bei einem typischen Einfamilienhaus von ca. 140 qm vielleicht 1.500 bis 3.000 Euro extra. Das klingt erstmal nach viel Geld, aber du bekommst dafür einen Komfort, den du jeden Tag spürst. Und ganz wichtig: Nachrüsten ist ein Albtraum und um ein Vielfaches teurer.

Ein kleines Rechenbeispiel: Eine zusätzliche Doppelsteckdose während der Rohbauphase einzuplanen, kostet dich vielleicht zwischen 40 € und 60 €. Wenn du die gleiche Dose fünf Jahre später nachrüsten willst, weil du sie doch brauchst, bist du schnell bei 250 € oder mehr – inklusive Dreck, Staub und Malerarbeiten. Das ist kein guter Deal.
Deine Hausaufgabe: So bereitest du dich perfekt vor
Bevor du auch nur mit einem Elektriker sprichst, solltest du deine Hausaufgaben machen. Du bist der Experte für dein eigenes Leben! Schnapp dir deinen Grundriss, einen Bleistift und geh gedanklich durch deine zukünftigen vier Wände.
Zeichne grob deine Möbel ein. Wo steht die Couch? Wo der Fernseher? Wo das Bett? Und dann stell dir die entscheidenden Alltagsfragen:
- Wo lade ich mein Handy und meine Smartwatch über Nacht? (Also: Steckdose direkt am Nachttisch!)
- Wo steht der Staubsauger und wo stecke ich ihn ein? (Also: Steckdose im Flur nicht vergessen!)
- Wo kommt im Winter der Weihnachtsbaum hin? (Also: Steckdose in der Fensterecke einplanen!)
- Wo wird die Küchenmaschine stehen? Wo der Toaster?
- Wo soll die gemütliche Leselampe neben dem Sessel stehen?
Mit diesem „möblierten“ Plan in der Hand ist das Gespräch mit dem Elektriker gleich viel produktiver. Du planst dann nicht für leere Räume, sondern für dein echtes Leben.

Der Rundgang: Raum für Raum zur perfekten Planung
Okay, lass uns jetzt mal konkret durchs Haus gehen. Ich verrate dir, was sich in der Praxis bewährt hat und welche Fehler du vermeiden solltest.
Flur & Eingang: Der oft vergessene Held
Der Flur wird sträflich vernachlässigt. Ein Fehler! Bei längeren Fluren ist eine Wechselschaltung Pflicht – also Licht an einem Ende an, am anderen Ende aus. Alles andere ist Quatsch. Und bitte, plane mindestens eine Doppelsteckdose für den Staubsauger. Wenn du eine kleine Kommode hinstellst, setz daneben gleich noch eine für eine Tischlampe oder die Ladestation vom Telefon. Übrigens, die Standardhöhe für Schalter liegt bei etwa 1,15 m, Steckdosen bei 30 cm über dem fertigen Boden.
Küche: Das Kraftwerk des Hauses
Die Küche ist elektrotechnisch der anspruchsvollste Raum. Hier treffen hohe Leistungen auf Wasser. Hier gibt es keine Kompromisse. Die Planung muss sitzen und immer mit dem Küchenplaner abgestimmt sein.
Wichtig ist: Starke Verbraucher brauchen ihren eigenen Stromkreis. Das ist keine Schikane, sondern schützt vor Bränden.

- Geschirrspüler? Eigener Kreis.
- Backofen? Eigener Kreis.
- Kochfeld? Braucht einen eigenen Drehstromanschluss.
- Kühlschrank? Am besten auch ein eigener Kreis, damit er nicht ausfällt, nur weil der Toaster mal spinnt.
- Arbeitssteckdosen: Hierfür sollten es mindestens zwei getrennte Kreise sein. Wenn Kaffeemaschine, Toaster und Wasserkocher gleichzeitig laufen, fliegt sonst die Sicherung.
Kleiner Profi-Tipp: Die Anschlüsse für Einbaugeräte wie den Geschirrspüler gehören nicht direkt hinter das Gerät, sondern in den benachbarten Schrank. So kommt man im Fall der Fälle ran, ohne die ganze Küche auseinanderzubauen.
Über der Arbeitsplatte gilt die Regel: lieber eine zu viel als eine zu wenig. Alle 50 bis 60 cm eine Doppelsteckdose ist ein guter Richtwert. Aber Achtung: Direkt neben Spüle und Kochfeld haben Steckdosen aus Sicherheitsgründen nichts verloren!
Wohnzimmer: Flexibilität ist alles
Hier ändert sich die Einrichtung am häufigsten. Deshalb muss die Elektroinstallation mitspielen können. Plan an der TV-Wand mindestens drei Doppelsteckdosen ein. Denk an TV, Soundbar, Spielekonsole, Receiver… die Liste ist lang.

Mein allerbester Tipp, wirklich: Lass vom Elektriker ein oder zwei Leerrohre von den unteren Steckdosen (ca. 30 cm Höhe) zu den oberen hinter dem Fernseher (ca. 1,30 m Höhe) legen. So kannst du später unsichtbar Kabel durch die Wand ziehen. So ein Leerrohr kostet dich im Rohbau vielleicht 10-15 Euro pro Meter. Eine spätere Installation? Ein Albtraum. Das ist das bestinvestierte Geld im ganzen Haus!
Badezimmer: Sicherheit geht vor!
Hier gibt es null Toleranz. Wasser und Strom sind eine tödliche Mischung. Es gibt klar definierte Schutzbereiche rund um Wanne und Dusche, in denen Steckdosen und Schalter absolut tabu sind. Ein guter Elektriker kennt die auswendig. Für dich bedeutet das: Steckdosen gehören neben das Waschbecken, aber mit sicherem Abstand.
Absolut unverzichtbar ist der Fehlerstrom-Schutzschalter (FI- bzw. RCD-Schalter) für alle Stromkreise im Bad. Das ist dein persönlicher Lebensretter. Er merkt sofort, wenn Strom einen falschen Weg nimmt (z.B. durch einen Menschen) und kappt die Verbindung in Millisekunden.

Schlaf- & Kinderzimmer: Komfort und Voraussicht
Im Schlafzimmer ist eine Wechselschaltung vom Eingang zum Bett Gold wert, um nicht im Dunkeln aufstehen zu müssen. Neben jeder Bettseite gehört mindestens eine Doppelsteckdose – für die Lampe und zum Laden von Handy & Co.
Im Kinderzimmer steht Sicherheit an erster Stelle. Nutze ausschließlich Steckdosen mit integriertem Berührungsschutz. Diese kleinen Plastik-Shutter sind viel sicherer als die nachträglichen Stöpsel. Hier kann man die Lichtschalter auch mal etwas tiefer auf ca. 1,05 m setzen, damit die Kleinen besser drankommen.
Nicht vergessen: Der Außenbereich!
Ein typischer Fehler: Das Haus ist fertig und dann merkt man, dass draußen der Strom fehlt. Denk an eine Steckdose auf der Terrasse für den Elektrogrill oder die Lichterkette. Eine im Garten für den Rasenmäher oder die Teichpumpe. Und eine an der Hausfront, die du von innen schalten kannst – perfekt für die Weihnachtsbeleuchtung. Natürlich müssen das spezielle, wetterfeste Außensteckdosen sein.

Blick in die Zukunft: Heute schon an morgen denken
Eine gute Planung ist nie kurzsichtig. Ein paar kleine Investitionen heute ersparen dir massive Kosten morgen.
- Smart Home: Auch wenn du es noch nicht planst, lass an wichtigen Stellen (z.B. für die Rollladensteuerung) tiefe Unterputzdosen setzen. Dort haben später smarte Steuerungsmodule Platz.
- E-Mobilität: Du hast eine Garage oder einen Stellplatz? Lass unbedingt ein Leerrohr oder gleich das passende Kabel für eine zukünftige Wallbox legen. Die Nachrüstung ist extrem aufwändig.
- Leerrohre sind deine Freunde: Nicht nur an der TV-Wand. Ein Leerrohr vom Keller zum Dachboden (für Solar oder Satellit) oder zum Schreibtisch (für stabiles LAN) ist eine Investition, für die du dir später danken wirst.
Die 5 häufigsten Planungsfehler (und wie du sie vermeidest)
Zum Abschluss noch einmal die Klassiker, die ich immer wieder sehe:
- Der Lichtschalter hinter der Tür: Man kommt in den Raum, muss die Tür erst schließen, um ans Licht zu kommen. Nervt jeden Tag.
- Keine Steckdose im Flur: Der Staubsauger hat immer ein zu kurzes Kabel, wetten?
- Die TV-Wand ohne Leerrohre: Führt unweigerlich zu sichtbarem Kabelsalat.
- An Stromkreisen in der Küche sparen: Der Klassiker. Kaffeemaschine an, Sicherung raus.
- Planung ohne Möbel im Kopf: Die schön geplante Steckdose verschwindet für immer hinter dem riesigen Kleiderschrank.
Und jetzt der wichtigste Rat von allen: Die Planung kannst und sollst du mitgestalten. Aber die Ausführung ist absolute Profi-Sache. Arbeiten an der Elektroinstallation sind für Laien gesetzlich verboten. Ein kleiner Fehler kann zu einem Brand führen oder lebensgefährlich sein – und die Versicherung zahlt dann keinen Cent. Also: Gut planen, dem Fachmann vertrauen und sich dann jeden Tag über ein Zuhause freuen, in dem einfach alles funktioniert.

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„Im Jahr 2021 besaß ein deutscher Haushalt im Durchschnitt 98 Elektro- und Elektronikgeräte.“ – Quelle: Statista

Warum gibt es im Bad so strenge Regeln für Steckdosen?
Ganz einfach: Wasser und Strom sind eine lebensgefährliche Kombination. Deshalb ist das Bad in sogenannte Schutzzonen eingeteilt. In Zone 0 (direkt in Wanne/Dusche) und Zone 1 (darüber) sind Steckdosen tabu. Erst in Zone 2, also mit 60 cm Abstand zu Wanne oder Dusche, sind sie unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Achten Sie hier auf Produkte mit der Kennzeichnung IP44 (spritzwassergeschützt), wie sie von allen großen Herstellern wie Gira oder Busch-Jaeger angeboten werden. Sicherheit geht hier absolut vor!

Der vergessene Anschluss: Denken Sie bei der Planung unbedingt an eine zentral im Flur oder Korridor platzierte Steckdose in Bodennähe. Sie ist Gold wert für den Staubsauger und erspart Ihnen das ständige Umstecken oder das Hantieren mit Verlängerungskabeln durch den halben Wohnbereich. Ein kleiner Gedanke mit großer Wirkung auf den Alltags-Komfort.

- Eine aufgeräumte Arbeitsfläche ohne Kabelsalat.
- Anschlüsse genau dort, wo sie gebraucht werden – und nur dann.
- Ein minimalistisches, modernes Küchendesign.
Das Geheimnis? Versenkbare Steckdosentürme. Diese eleganten Lösungen von Marken wie Evoline oder Bachmann fahren auf Knopfdruck aus der Arbeitsplatte oder einer Oberschrank-Ecke aus und verschwinden bei Nichtgebrauch wieder vollständig. Perfekt für die Kücheninsel!

Ein Lichtschalter ist heute mehr als nur ein Plastikwippe. Er ist ein Design-Statement. Die Hersteller haben das längst erkannt und bieten eine riesige Vielfalt, die weit über Standard-Weiß hinausgeht.
- Puristisch & Modern: Rahmen aus Glas, Edelstahl oder Schiefer, z.B. aus den Serien Gira Esprit oder Jung LS 990 in Les Couleurs® Le Corbusier.
- Klassisch & Elegant: Hochwertiger Duroplast oder sogar Porzellan im Retro-Look für Altbauten.
- Natürlich & Warm: Rahmen aus Eichenholz, Nussbaum oder sogar Beton von Manufakturen wie Rohde+Rohde.

Option A: Die klassische Aufputz-Steckdose. Sie ist die Standardlösung, kostengünstig und funktional. Mit hochwertigen Schalterprogrammen, etwa von Berker, lässt sie sich trotzdem ansprechend gestalten.
Option B: Die flächenbündige Steckdose. Hier sitzt der Einsatz fast nahtlos in der Wand. Das wirkt extrem minimalistisch und edel. Systeme wie der Gira E22 oder Jung LS ZERO sind die erste Wahl für designorientierte Bauherren.
Das ist eine reine Ästhetik-Frage, die sich aber spürbar auf die Gesamtwirkung eines Raumes auswirkt.

Die moderne TV-Wand ist eine Multimedia-Zentrale. Um den typischen Kabelsalat hinter dem Lowboard von vornherein zu vermeiden, planen Sie ein komplettes Anschlussfeld direkt hinter dem zukünftigen Bildschirm. Das sollte mindestens umfassen:
- Vier bis sechs Steckdosen (für TV, Soundbar, Konsole, Receiver etc.).
- Zwei Netzwerkdosen (LAN) für stabiles Streaming.
- Ein Leerrohr für zukünftige Kabel (z.B. HDMI zum AV-Receiver).
- Den passenden Antennen- oder Kabelanschluss.

Laut einer Studie des Smart Home Monitors 2023 nutzen bereits 49% der Deutschen Smart-Home-Anwendungen. Tendenz stark steigend.
Das bedeutet für Ihre Planung: Denken Sie nicht nur in Stromkreisen, sondern auch in Steuerung. Eine tiefe Schalterdose kostet nur Cent mehr als eine flache, bietet aber Platz für smarte Module (z.B. von Shelly oder Homematic IP), die später einfach hinter einem normalen Schalter nachgerüstet werden können. Ein kleiner Mehraufwand, der Ihr Zuhause zukunftssicher macht.

Der beste Tipp für Sparfüchse mit Weitblick: Planen Sie großzügig Leerrohre! Ein einfaches Kunststoffrohr in der Wand zu verlegen, kostet während der Bauphase fast nichts. Wenn Sie in fünf Jahren feststellen, dass Sie doch ein Netzwerkkabel im Kinderzimmer oder einen Lautsprecheranschluss auf der Terrasse brauchen, kann der Elektriker das Kabel einfach durch das vorhandene Rohr ziehen. Eine Wand nachträglich aufzustemmen, ist dagegen um ein Vielfaches teurer und aufwändiger.

- Keine USB-Ladebuchsen: Das Smartphone-Ladekabel blockiert eine wertvolle 230V-Steckdose. Integrierte USB-A- oder USB-C-Einsätze sind heute Standard.
- Falsche Höhe: Die Steckdosen werden zu tief geplant und verschwinden dann komplett hinter dem Nachttisch oder dem Bettgestell.
- Lichtschalter nur an der Tür: Eine Wechselschaltung mit einem zusätzlichen Schalter direkt am Bett für die Deckenleuchte ist purer Luxus im Alltag.
- Nur eine Bettseite bedacht: Jede Seite braucht ihre eigene, komplette Ausstattung.
Eine zukunftssichere Elektroplanung berücksichtigt auch Mobilität und Energie. Selbst wenn Sie heute noch kein E-Auto besitzen, ist die Vorbereitung einer Wallbox in der Garage oder am Stellplatz ein kluger Schachzug. Das bedeutet, vom Zählerschrank ein passendes Starkstromkabel (5x6mm² oder mehr) legen zu lassen. Diese Vorleistung ist im Rohbau ungleich günstiger als eine spätere Nachrüstung und steigert den Wert Ihrer Immobilie erheblich. Sie schaffen damit die Grundlage für zukünftige Ladeinfrastruktur oder andere stromhungrige Anwendungen.




