Französischer Landhausstil: Dein Guide für authentisches Wohnen ohne Kitsch
In meiner Werkstatt gehen über die Jahre unzählige Möbelstücke durch meine Hände. Manche sind hochmodern, andere uralt. Aber weißt du, welche mir wirklich im Gedächtnis bleiben? Die, die eine Geschichte erzählen. Und genau das ist der französische Landhausstil für mich: eine gelebte Geschichte, in Holz und Stein gemeißelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Fundament: Wände, Böden und Decken sind deine Leinwand
- 2 Die Farbpalette: Direkt aus der Natur geklaut
- 3 Das Mobiliar: Charakterdarsteller statt Statisten
- 4 Stoffe und Textilien: Die weiche Seele des Hauses
- 5 Licht und Leuchten: Stimmungsmacher gezielt einsetzen
- 6 Keine Zeit für die große Baustelle? 3 Tricks mit Sofort-Wirkung
- 7 Die häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest
- 8 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 9 Bildergalerie
Das ist kein Trend, den man mal eben im Möbelhaus kauft. Es ist ein Gefühl. Denk an die Wärme eines alten Bauernhauses in der Provence, an Beständigkeit und diese unaufgeregte, natürliche Eleganz. Viele werfen das ja in einen Topf mit „Shabby Chic“, aber ganz ehrlich: Der echte Stil aus Südfrankreich oder der Normandie ist viel ehrlicher. Er ist tief in der Handwerkskunst und den Materialien der jeweiligen Region verwurzelt.
Was ich über die Jahre gelernt habe: Dieser Stil sucht nicht nach Perfektion. Im Gegenteil, er lebt von den kleinen Macken, von der Patina, die das Leben hinterlässt. Es geht darum, ein Zuhause zu schaffen, das sich so anfühlt, als wäre es über Generationen gewachsen. In diesem Guide zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt – nicht nur auf die Deko, sondern auf das Fundament, das diesen Stil so zeitlos macht.

Das Fundament: Wände, Böden und Decken sind deine Leinwand
Ein Haus im französischen Landhausstil fängt bei den Basics an. Die Oberflächen sind die Bühne für alles, was kommt. Wenn hier die Basis nicht stimmt, wirken selbst die schönsten Möbel irgendwie deplatziert. Hier geht’s um Haptik, um das Gefühl echter Materialien.
Wände: Die Kunst der atmenden Oberfläche
Vergiss mal die typische Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt. Die versiegelt die Wand und packt sie quasi in Plastik. Eine traditionelle Wand im Landhausstil atmet. Das sorgt übrigens für ein bombastisches Raumklima. Wir Profis nennen das „diffusionsoffen“. Dafür gibt es zwei geniale Methoden:
- Kalkputz und Kalkfarbe: Das ist der absolute Klassiker. Kalkputz ist von Natur aus alkalisch, was Schimmel auf natürliche Weise den Garaus macht – ganz ohne Chemie. Die Oberfläche ist nicht spiegelglatt, sondern hat eine feine, lebendige Struktur. Wenn du mit der Hand drüberfährst, fühlt es sich ganz leicht sandig an. Kalkfarbe wird am besten mit einer Bürste in mehreren dünnen Schichten aufgetragen, nicht gerollt. Das erzeugt diese typische, leicht wolkige Optik, die dem Raum eine unglaubliche Tiefe gibt.
- Lehmputz: Lehm ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Er reguliert die Luftfeuchtigkeit wie kaum ein anderes Material. Ist die Luft zu feucht, nimmt er Feuchtigkeit auf; ist sie zu trocken, gibt er sie wieder ab. Lehmwände strahlen eine unheimlich warme, erdige Ruhe aus und lassen sich mit natürlichen Pigmenten in den schönsten Erdtönen einfärben.
Gut zu wissen: Bevor du loslegst, stellt sich natürlich die Frage: Geht das auch auf meiner Rigipswand oder der alten Raufasertapete? Also, auf Raufaser ist es heikel, die kann sich lösen. Da würde ich eher zu einer hochwertigen Kreidefarbe greifen. Auf Rigips oder glattem Putz brauchst du eine spezielle Grundierung (Haftgrund), damit der Kalk oder Lehm auch wirklich hält. Am besten lässt du dich im Fachhandel für ökologische Baustoffe beraten, die gibt’s online oder in größeren Städten.

Und was kostet der Spaß? Kalk- oder Lehmputz ist natürlich teurer als normale Wandfarbe. Rechne mal mit Materialkosten zwischen 20 € und 40 € pro Quadratmeter, je nach System und Schichtdicke. Eine gute Dispersionsfarbe liegt vielleicht bei 5-10 €. Aber es ist eine Investition in dein Wohnklima, die sich wirklich lohnt.
Achtung, kleiner Sicherheitshinweis: Bei der Arbeit mit echtem Kalk (besonders Sumpfkalk) sind Schutzbrille und Handschuhe absolute Pflicht. Das Zeug ist ätzend. Das ist keine Empfehlung, das ist ein Muss!
Böden: Hier darf gelebt werden
Der Boden muss was aushalten und Charakter haben. Hier gibt es zwei Hauptrichtungen, die den Ton angeben:
- Steinfußböden: Im sonnigen Süden Frankreichs findest du oft Terrakotta-Fliesen, die berühmten „Tomettes“, meist in sechseckiger Form. Im Sommer sind sie herrlich kühl unter den Füßen. Alternativen sind Sandstein oder Schiefer. Wichtig ist hier die Verlegung: Die Fugen sind oft deutlich breiter als bei uns üblich, so zwischen 1 und 2 cm, und wirken dadurch rustikaler. Nach dem Verlegen muss so ein Boden unbedingt gut imprägniert werden, sonst zieht das erste verschüttete Glas Rotwein für immer ein. Plane für echte Terrakotta-Fliesen mal so ab 60 € bis über 100 € pro Quadratmeter ein, plus Verlegung.
- Holzdielen: Breite Dielen aus Eiche oder Kiefer sind der andere Klassiker. Das Holz darf und soll leben! Äste, kleine Risse und eine starke Maserung sind hier kein Makel, sondern ein Qualitätsmerkmal. Profis behandeln das Holz oft mit Lauge und Seife, um einen authentisch gealterten Look zu erzielen. Das ist aber eine Wissenschaft für sich. Eine super DIY-Alternative: Den Boden regelmäßig mit einer hochwertigen Holzbodenseife wischen. Mit der Zeit baut sich so eine wunderschöne, schützende Patina auf, die mit jedem Jahr schöner wird.

Decken: Der oft vergessene Hingucker
Der Blick nach oben wird oft vernachlässigt, ist aber für die Gemütlichkeit entscheidend. Sichtbare Holzbalken sind hier das A und O. Sie geben dem Raum Struktur und eine urige Wärme.
Aber Vorsicht! Bevor du einfach die Deckenverkleidung runterreißt, um vermeintliche Schätze freizulegen, muss IMMER ein Statiker prüfen, welche Balken tragend sind. Ein falscher Handgriff kann die Stabilität deines ganzen Hauses gefährden. Das ist kein Job für Heimwerker.
Wenn du alte Balken hast, müssen die oft aufgearbeitet werden. Statt sie aggressiv sandzustrahlen, was die Oberfläche sehr rau macht, ist das Abbürsten mit einer Stahlbürste schonender. Das entfernt lose Teile und betont die Maserung. Danach unbedingt auf Holzwurmbefall prüfen lassen!
Die Farbpalette: Direkt aus der Natur geklaut
Die Farben des französischen Landhausstils schreien nicht, sie flüstern. Sie sind direkt aus der Landschaft entnommen. Denk an die Lavendelfelder, an Salbeigrün, das Ocker der Erde oder das gedämpfte Blau des Himmels vor einem Sommergewitter. Es geht um eine ruhige, harmonische Gesamtstimmung.

Ein kleiner Profi-Tipp: Ich mische Farben gerne selbst mit natürlichen Erdpigmenten. Eine mit Ocker getönte Kalkfarbe hat eine Leuchtkraft, die keine synthetische Farbe je erreichen kann. Das Licht bricht sich in den Pigmenten anders und lässt die Wand lebendig wirken. Das sind Nuancen, die man spürt, auch wenn man sie nicht bewusst sieht.
Das Mobiliar: Charakterdarsteller statt Statisten
Die Möbel sind die Seele des Raumes. Vergiss perfekt passende Serien aus dem Katalog. Gesucht werden Charakterstücke vom Flohmarkt, aus dem Antikladen oder vom Dachboden der Oma. Massivholz ist dabei die erste Wahl – Eiche, Nussbaum oder auch einfache Kiefer. Typische Stücke sind zum Beispiel:
- Der Armoire: Ein großer, oft zweitüriger Kleiderschrank, der als Solitär im Raum steht.
- Der Bauerntisch: Ein langer, robuster Esstisch, an dem die ganze Familie Platz findet.
- Das Buffet oder die Kredenz: Ein Anrichtemöbel für Geschirr und Besteck.
Die Kunst der echten Patina – so geht’s richtig!
Hier wird am meisten falsch gemacht. Viele Leute schnappen sich Schleifpapier und schmirgeln wild an den Kanten ihrer neuen Kommode herum. Das sieht fast immer künstlich aus. Echte Patina entsteht da, wo ein Möbelstück über Jahrzehnte berührt wird: an Griffen, Kanten, Stuhllehnen.

Wenn du den Look authentisch nachmachen willst, probier mal diese Methode. Als Anfänger solltest du dir dafür ein Wochenende Zeit nehmen:
- Vorbereitung ist alles: Reinige das Möbelstück gründlich, am besten mit einem Anlauger, um Fett und Schmutz zu entfernen. Dann leicht anschleifen.
- Die dunkle Basis: Streiche das Möbelstück in einem dunkleren Ton, zum Beispiel einem Grau oder Dunkelbraun. Das wird später durchblitzen. Gut trocknen lassen!
- Der helle Decklack: Jetzt kommt eine Schicht helle Kreide- oder Kalkfarbe drüber. Ein bis zwei Schichten, je nach Deckkraft. Wieder komplett trocknen lassen.
- Der magische Moment: Nimm jetzt feine Stahlwolle oder feines Schleifpapier und bearbeite VORSICHTIG die Stellen, die sich natürlich abnutzen würden. Kanten, Bereiche um die Griffe, vielleicht eine Ecke der Tischplatte. Weniger ist hier mehr!
- Das Finish: Zum Schluss versiegle die Oberfläche mit einem klaren oder dunklen Möbelwachs. Wachs schützt, lässt das Holz aber atmen und erzeugt einen seidenmatten Glanz, der sich einfach echt anfühlt. Lack hingegen bildet eine kalte Plastikschicht.
Wichtige Sicherheitswarnung: Bei alten Möbeln, die vor den 80er-Jahren lackiert wurden, kann die Farbe Blei enthalten. Beim Abschleifen entsteht giftiger Staub! Hier sind eine FFP3-Atemschutzmaske und gute Lüftung Pflicht. Kinder und Schwangere haben bei solchen Arbeiten nichts zu suchen.

Stoffe und Textilien: Die weiche Seele des Hauses
Textilien bringen Weichheit und Komfort in den sonst eher rustikalen Rahmen. Hier dominieren Naturmaterialien wie schweres Leinen, griffige Baumwolle und manchmal grobe Jute.
- Vorhänge: Meist bodenlang aus schwerem Leinen, aufgehängt an schlichten Eisenstangen. Sie dürfen ruhig leicht auf dem Boden aufliegen, das wirkt großzügig.
- Muster: Der Klassiker ist „Toile de Jouy“, diese Stoffe mit ländlichen Szenen in Blau oder Rot auf hellem Grund. Aber auch einfache Streifen oder kleine Blümchenmuster passen perfekt.
- Polster: Beliebt sind Hussen für Sofas und Sessel. Die sind super praktisch, weil man sie einfach abnehmen und waschen kann.
Kleiner Tipp aus leidvoller Erfahrung: Leinenstoffe immer VOR dem Nähen waschen! Das Zeug läuft beim ersten Mal ordentlich ein. Ich habe als junger Geselle mal Vorhänge genäht, die nach der ersten Wäsche plötzlich 10 cm zu kurz waren. Man lernt nie aus…
Licht und Leuchten: Stimmungsmacher gezielt einsetzen
Die Beleuchtung ist entscheidend für die Atmosphäre. Statt einer grellen Deckenleuchte, die den ganzen Raum ausleuchtet, setzt man auf viele kleine Lichtinseln. Ein schmiedeeiserner Kronleuchter über dem Esstisch, eine Keramik-Tischlampe auf der Anrichte – das schafft Gemütlichkeit.

Und wieder ein Sicherheitsthema: Alte Leuchten vom Flohmarkt sind wunderschön, haben aber oft eine veraltete, brüchige Verkabelung. Das ist eine ernsthafte Brandgefahr! Lass solche Schätze immer von einem Elektriker prüfen und neu verkabeln. Das kostet meist nur 30 bis 50 Euro und ist eine Investition in deine Sicherheit, an der du nicht sparen solltest.
Keine Zeit für die große Baustelle? 3 Tricks mit Sofort-Wirkung
Du willst das Feeling, aber nicht gleich das ganze Haus renovieren? Kein Problem. Hier sind drei kleine Dinge, die einen riesigen Unterschied machen:
- Tausche die Lichtschalter aus. Weg mit dem Plastik, her mit Schaltern aus Porzellan oder Bakelit. Findest du online oder im gut sortierten Baumarkt.
- Hol dir neue Vorhangstangen. Ersetze glänzende Metallstangen durch schlichte, schwarze Eisenstangen. Das erdet den Raum sofort.
- Kauf einen Korb und Lavendel. Ein einfacher Weidenkorb, gefüllt mit getrocknetem Lavendel oder frischen Kräutern, bringt sofort den Duft und das Flair der Provence in dein Zuhause.

Die häufigsten Fehler – und wie du sie vermeidest
Über die Jahre habe ich immer wieder die gleichen Fallstricke gesehen. Hier sind die Top 3, damit du sie umschiffen kannst:
- Zu viel „Shabby Chic“: Alles ist künstlich auf alt getrimmt, überall blättert die Farbe ab. Das wirkt schnell wie eine Filmkulisse. Der Stil lebt vom Mix: Ein altes Erbstück neben einem schlichten neuen Sofa. Nicht alles muss abgenutzt aussehen!
- Falsche Materialien: Laminatböden in Holzoptik oder Möbel aus Pressspan sind der Tod für diesen Stil. Es geht um ehrliche, echte Materialien. Wenn das Budget für Massivholz knapp ist, dann lieber ein einfaches, aber gut gemachtes Stück als eine billige Imitation.
- Zwanghafter Perfektionismus: Alles ist Ton in Ton, die Kissen liegen im exakten Winkel. Der französische Landhausstil ist aber entspannt und unperfekt. Ein leicht schiefer Balken, ein ungleichmäßiger Putz – das ist der Charakter, den wir suchen!
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Den französischen Landhausstil umzusetzen, ist ein Marathon, kein Sprint. Es geht darum, Stücke mit Bedacht auszuwählen und die Materialien zu verstehen. Fang klein an. Restauriere einen alten Stuhl. Streiche eine einzelne Wand mit Kalkfarbe. Du wirst sofort spüren, wie sich die Atmosphäre im Raum verändert.

Dieser Guide basiert auf meiner persönlichen Erfahrung. Aber denk dran: Bei allen Arbeiten, die die Bausubstanz, die Elektrik oder die Statik betreffen, hol dir bitte immer einen Profi dazu. Ein guter Handwerker ist keine Ausgabe, sondern die beste Investition in die Sicherheit und den Wert deines Zuhauses.
Bildergalerie


„Die Schönheit der Dinge liegt in der Seele dessen, der sie betrachtet.“ – David Hume
Im französischen Landhausstil bedeutet das: Die Schönheit liegt nicht in der makellosen Oberfläche, sondern in der Geschichte, die ein Riss im alten Holztisch oder eine ausgeblichene Stelle im Leinenvorhang erzählt. Suchen Sie nach Stücken, die gelebt haben und Charakter besitzen.

Die richtige Holzart wählen: Nicht jedes Holz passt. Rustikale Eiche, edler Nussbaum oder Obsthölzer wie Kirsche und Birne sind die Klassiker. Ihre warme Maserung und Robustheit bilden das Rückgrat vieler Landhausmöbel. Vermeiden Sie glatt lackierte, helle Hölzer wie Ahorn oder Birke – sie wirken oft zu modern und skandinavisch.

- Ein schwerer Krug aus Steingut, gefüllt mit wilden Wiesenblumen.
- Alte Bücher mit vergilbten Seiten, lose auf einem Beistelltisch gestapelt.
- Handgeschmiedete Kerzenständer aus Eisen.
Der Trick? Weniger ist mehr. Jedes Dekorationsobjekt sollte so wirken, als hätte es seinen Platz über Jahre hinweg gefunden, nicht als wäre es Teil eines durchgestylten Arrangements.

Welche Stoffmuster sind authentisch?
Neben unifarbenem Leinen ist „Toile de Jouy“ der absolute Inbegriff des französischen Landhausstils. Die detailreichen, oft pastoralen Szenen in nur einer Farbe (meist Blau, Rot oder Schwarz auf cremefarbenem Grund) erzählen kleine Geschichten. Perfekt für Vorhänge, Kissen oder sogar als Polsterstoff für einen alten Sessel. Marken wie Pierre Frey oder Manuel Canovas bieten wunderschöne, traditionelle Dessins an.

Die Beleuchtung ist entscheidend für die Atmosphäre. Statt auf grelle Deckenspots zu setzen, schaffen Sie Lichtinseln. Ein gusseiserner Kronleuchter über dem Esstisch sorgt für die Grundstimmung, während kleine Tischlampen mit Stoffschirmen auf Kommoden oder Beistelltischen für warmes, gemütliches Licht am Abend sorgen. Dimmer sind hierbei unverzichtbar.

Provence-Gelb vs. Normandie-Grau: Die Farbpalette ist stark von der Region inspiriert. Im sonnigen Süden (Provence) dominieren warme Ocker- und Terrakottatöne, sonnengebleichtes Lavendelblau und sanftes Salbeigrün. Im raueren Norden (Normandie) sind die Töne gedeckter: Kreideweiß, kühle Grautöne und das tiefe Rot von Fachwerkhäusern.
Wählen Sie die Palette, die zu Ihrem Licht und Ihrer gewünschten Stimmung passt.

Der Geruchssinn ist der stärkste Trigger für Erinnerungen.
Ein französisches Landhaus duftet nach Leben. Denken Sie an den Geruch von Bienenwachs auf altem Holz, getrocknetem Lavendel in Wäscheschränken, frischem Brot aus dem Ofen oder dem erdigen Aroma von Kräutern wie Rosmarin und Thymian, die in der Küche trocknen.

- Suchen Sie nach handgefertigter Keramik statt nach perfekt geformtem Porzellan.
- Bevorzugen Sie mundgeblasenes Glas mit kleinen Lufteinschlüssen.
- Wählen Sie Leinen mit seiner natürlichen Knitterstruktur.
Das Geheimnis liegt in der Haptik. Materialien, die sich gut anfühlen und eine unvollkommene, menschliche Note haben, sind die Seele dieses Wohnstils.

Der häufigste Fehler: Französischer Landhausstil wird oft mit Shabby Chic verwechselt. Doch während Shabby Chic auf absichtlich abgenutzte, oft weiß gestrichene Möbel und eine verspielte Romantik setzt, wurzelt der echte Landhausstil in robuster Authentizität, echten Materialien und einer von der Funktion geprägten, zeitlosen Eleganz.

Ein Blick auf den Boden: Abgetretene Holzdielen oder alte Terrakottafliesen („Tomettes“) sind ideal. Wenn Sie neu verlegen, suchen Sie nach Fliesen mit unregelmäßigen Kanten und leichten Farbabweichungen. Ein großer, abgenutzter Perserteppich unter dem Sofa oder Esstisch kann einem Raum sofort Wärme und eine Seele verleihen, auch wenn der Untergrund moderner ist.

Wie integriert man moderne Technik?
Ein großer Flachbildschirm kann die rustikale Harmonie stören. Eine clevere Lösung ist ein sogenannter „Frame TV“, der im ausgeschalteten Zustand wie ein gerahmtes Kunstwerk aussieht. Alternativ kann man den Fernseher in einem alten Bauernschrank oder hinter Schiebetüren aus Altholz verstecken, um die authentische Atmosphäre zu bewahren.

Etwa 60 % der historischen französischen Landhäuser verwendeten für ihre Wände eine Form von Kalk- oder Lehmputz.
Diese Materialien sind nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional. Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise und schaffen ein gesundes Raumklima. Wer diesen Look nachahmen möchte, kann zu Farben von Herstellern wie Farrow & Ball oder Little Greene greifen, die für ihre matten, kreidigen Finishes und historischen Farbtöne bekannt sind.

Die Kunst des „Mise en Place“ in der Küche beschränkt sich nicht nur aufs Kochen. Hängen Sie Kupfertöpfe und -pfannen an ein gusseisernes Gestell, stellen Sie Mörser und Stößel aus Marmor griffbereit auf die Arbeitsfläche und bewahren Sie Kräuter in einfachen Steingut-Töpfen auf. So wird die Küche zu einem lebendigen, funktionalen Herzstück des Hauses.

- Fensterdekoration: Verzichten Sie auf schwere, opulente Vorhänge. Leichte Leinenschals, die das Licht sanft filtern, oder einfache Holzläden (innen oder außen) sind authentischer.
- Bettgestaltung: Viele Kissen und eine Tagesdecke aus Leinen oder eine handgesteppte Boutis-Decke schaffen eine einladende, unaufgeregte Gemütlichkeit.

Der Brocante-Führer: Suchen Sie online nach „Vide-Greniers“ oder „Brocantes“ in Ihrer Region. Gehen Sie früh am Morgen, um die besten Stücke zu finden. Handeln gehört dazu, aber bleiben Sie höflich. Suchen Sie nicht nach Perfektion, sondern nach Objekten mit einer Geschichte – eine leicht verbeulte Zinkwanne, ein einzelner Stuhl mit abgewetzter Sitzfläche oder alte Wäsche mit handgestickten Initialen.

„Ein Stuhl ist erst dann fertig, wenn jemand darauf sitzt.“ – Hans J. Wegner
Dieses Zitat passt perfekt. Ein französisches Landhaus ist kein Museum. Die Möbel sind zum Benutzen da. Ein bequemes, leicht durchgesessenes Sofa ist einladender als ein perfekt drapiertes Ausstellungsstück. Leben Sie in Ihren Räumen!

Was ist mit Blumen und Pflanzen?
Vergessen Sie steife, perfekte Blumensträuße. Die Flora des Landhausstils ist wild und ungezähmt. Ein paar Zweige aus dem Garten in einer alten Weinflasche, ein Topf mit duftendem Geranium auf der Fensterbank oder ein üppiger Strauß Hortensien direkt vom Strauch – die Natur wird einfach ins Haus geholt.

Die Patina bewahren: Wenn Sie ein altes Möbelstück reinigen, verwenden Sie milde Seifenlaugen und Bienenwachs statt aggressiver chemischer Polituren. Das Wachs nährt das Holz, schützt es und verleiht ihm einen sanften, seidigen Glanz, der die Spuren der Zeit nicht auslöscht, sondern ehrt.

Ein offener Kamin oder ein gusseiserner Holzofen ist mehr als nur eine Wärmequelle. Er ist der soziale Mittelpunkt des Wohnzimmers. Selbst wenn er nicht in Betrieb ist, schafft er durch seine bloße Präsenz eine Atmosphäre von Geborgenheit und Beständigkeit. Dekorieren Sie den Kaminsims schlicht mit ein paar Kerzenständern und einem alten Spiegel.

- Eine massive Anrichte („Buffet“) in der Küche oder im Esszimmer.
- Ein bequemes Leinensofa mit tiefer Sitzfläche.
- Ein großer, rustikaler Esstisch aus Massivholz, an dem die ganze Familie Platz findet.
Dies sind die Stücke, in die es sich zu investieren lohnt. Sie sind das Fundament, um das herum Sie mit kleineren Flohmarktfunden und persönlichen Dingen dekorieren können.

Metallakzente richtig setzen: Im französischen Landhausstil dominieren matte, dunkle Metalle. Denken Sie an handgeschmiedetes Eisen für Vorhangstangen, Kerzenhalter oder Beschläge. Auch gealtertes Messing oder Kupfer, vor allem in der Küche, setzen warme, authentische Akzente. Glänzendes Chrom oder Edelstahl sollten Sie hingegen meiden.

Der berühmte „French Chair“ oder Bergère ist ein Sessel, der im 18. Jahrhundert populär wurde.
Seine Besonderheit sind die gepolsterten Armlehnen und der sichtbare Holzrahmen. Ein solcher Sessel, neu bezogen mit einem schlichten Leinenstoff oder einem klassischen Toile-de-Jouy-Muster, ist ein zeitloser Klassiker, der jedem Wohnzimmer sofort französische Eleganz verleiht.

Der Charme ungleicher Stühle: Ein langer Esstisch muss nicht von einem Set identischer Stühle umgeben sein. Eine Sammlung von verschiedenen, aber stilistisch ähnlichen Holzstühlen – vielleicht vom Flohmarkt oder aus einem Erbe – wirkt viel lebendiger und persönlicher. Es unterstreicht die Idee eines über Generationen gewachsenen Zuhauses.
Wie bringt man Farbe ins Spiel, ohne den Stil zu brechen?
Die Basis ist neutral – Wände in Kreideweiß, Greige oder warmen Steintönen. Die Farbe kommt durch Akzente ins Spiel: Ein Kissen in verwaschenem Indigo, eine Keramikschale in leuchtendem Senfgelb oder die zarten Pastelltöne eines alten Gemäldes. Diese Farbtupfer wirken wie von der Natur inspiriert und fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein.




