Gute Winterkleidung erkennen: Ein ehrlicher Guide aus der Werkstatt

von Augustine Schneider
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Jede Woche sehe ich in meiner Werkstatt die ganze Bandbreite. Letztens kam eine Kundin mit einer Fast-Fashion-Jacke, bei der sich die Naht an der Tasche nach nur dreimal Tragen komplett aufgelöst hat. Eine Woche davor habe ich den fast 30 Jahre alten Mantel eines Stammkunden repariert – er brauchte nur einen neuen Knopf. Das, genau das, ist der Unterschied, über den wir hier reden.

Moden kommen und gehen, das wissen wir alle. Aber ein richtig gut gemachter Wintermantel? Der ist wie ein alter Freund. Er hält dich warm, fühlt sich einfach richtig an und begleitet dich über Jahre. Mein Ziel ist es nicht, dir die neuesten Trends aufzuschwatzen. Ich will dir das Werkzeug in die Hand geben, damit du Qualität selbst erkennen kannst. So, wie ich es meinen Leuten in der Werkstatt beibringe.

Das A und O: Warum das Material den Unterschied macht

Ein Wintermantel ist kein reines Mode-Accessoire, er ist ein Funktionsgegenstand. Er muss wärmen, vor Wind und Wetter schützen und trotzdem atmen, damit du nicht ins Schwitzen kommst. Die Basis für all das ist die Faser. Jedes Material hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Wer die kennt, kauft einfach besser und bewusster.

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Die Königin der Fasern: Wolle

Wolle ist, ehrlich gesagt, ein kleines Naturwunder. Die Fasern sind nicht glatt, sondern von Natur aus gekräuselt. In diesen winzigen Zwischenräumen wird Luft eingeschlossen – und Luft ist der beste Isolator, den es gibt. Deshalb wärmt Wolle so unglaublich gut. Obendrein kann sie bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich klamm anzufühlen. Perfekt, wenn man vom kalten Draußen ins warme Café kommt.

  • Schurwolle: Das ist sozusagen das Basislager für Qualität. Der Begriff garantiert, dass die Wolle von lebenden Schafen stammt. Achte auf dieses Wort auf dem Etikett! Ein solider Wollmantel für unsere Breitengrade sollte ein Stoffgewicht von etwa 500 bis 700 Gramm pro laufendem Meter haben. Das gibt ihm Substanz und einen schönen, schweren Fall. Preislich liegt ein solcher Mantel oft zwischen 300 € und 700 €, je nach Verarbeitung.
  • Merinowolle: Diese Wolle ist die feinere Schwester der Schurwolle. Ihre Fasern sind extrem dünn, weshalb sie absolut nicht kratzt. Ideal für alles, was direkt auf der Haut liegt, wie Pullover oder Schals.
  • Kaschmir: Noch weicher, noch leichter, noch wärmer. Kaschmir wird aus dem Unterfell der Kaschmirziege gewonnen. Aber Achtung! Hier gibt es riesige Qualitätsunterschiede. Günstiger Kaschmir (oft bei Pullovern unter 150 € zu finden) wird aus kurzen Fasern gemacht, die extrem schnell Knötchen bilden (Pilling). Hochwertiger Kaschmir hat lange Fasern, einen dezenten Glanz und einen festen Griff. Fühlt sich ein Teil schon im Laden verdächtig flauschig an, könnten es kurze Fasern sein, die nur aufgebürstet wurden.
  • Alpaka: Die Fasern des Alpakas sind innen hohl, was sie superleicht macht und ihnen eine fantastische Wärmeisolierung verleiht. Außerdem ist Alpakawolle sehr robust und neigt kaum zum Pilling – eine oft unterschätzte Alternative!

Kleiner Tipp aus der Praxis: Oft findest du Wollmischungen. Ein kleiner Anteil von 10-20 % Polyamid (Nylon) ist kein schlechtes Zeichen, im Gegenteil! Es macht den Stoff an den Kanten, Taschen und Ärmeln robuster und langlebiger. Aber wenn der Kunststoffanteil über 30 % steigt, wurde meist am teuren Wollanteil gespart. Sei auch skeptisch bei Marketing-Tricks wie „mit 10 % Kaschmir“. Dieser kleine Anteil bringt dir kaum einen Vorteil, treibt aber den Preis nach oben.

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Leicht und superwarm: Daunen

Wenn es um das Verhältnis von Wärme zu Gewicht geht, ist Daune ungeschlagen. Sie funktioniert nach demselben Prinzip wie Wolle: unzählige kleine Lufteinschlüsse sorgen für Isolation. Die Qualität wird in „Bauschkraft“ oder „Fill Power“ (Einheit: cuin) gemessen.

  • 500-600 cuin: Solide Qualität, absolut ausreichend für den Alltag in der Stadt.
  • 700-800 cuin: Das ist schon die Oberklasse. Die Jacken sind spürbar leichter und wärmer. Hier fangen gute Jacken oft bei 250 € an.
  • Über 800 cuin: Absolute Spitzenklasse, die man eher im Expeditionsbedarf findet und für den normalen Winter oft schon zu warm ist.

Achte auch auf das Mischverhältnis, oft als 90/10 oder 80/20 angegeben. Die erste Zahl steht für die Daunen (die für die Wärme sorgen), die zweite für die stützenden Federn. Ein Verhältnis von 90/10 ist ein klares Qualitätsmerkmal. Achte bei seriösen Anbietern auch auf Siegel für eine ethische Herkunft, wie den Responsible Down Standard (RDS).

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Ganz wichtig zur Pflege: Eine Daunenjacke gehört NIEMALS in die chemische Reinigung! Die aggressiven Chemikalien zerstören das natürliche Fett der Daunen und damit ihre Bauschkraft. So geht’s richtig:
1. Immer ein spezielles Daunenwaschmittel verwenden (gibt’s im Drogerie- oder Outdoor-Laden).
2. Im Schonwaschgang bei niedriger Temperatur waschen.
3. Anschließend bei niedriger Temperatur in den Trockner geben – und zwar zusammen mit drei sauberen Tennisbällen. Die Bälle lockern die Daunen beim Trocknen immer wieder auf und verhindern, dass sie verklumpen. Das kann gut und gerne mal 2-3 Stunden dauern, aber der Aufwand lohnt sich!

Die tierfreie Alternative: Moderne Kunstfasern

Natürlich gibt es auch fantastische Winterkleidung ganz ohne tierische Produkte. Moderne Funktionsjacken sind wahre Technologie-Wunder. Die äußere Schicht aus robustem Polyester oder Polyamid schützt vor Wind und Nässe. Innen sorgt eine Hightech-Wattierung für die Wärme. Statt Daunen werden hier extrem feine Kunstfasern (bekanntes Beispiel ist PrimaLoft) verwendet, die ebenfalls unzählige Luftpolster bilden.

Der große Vorteil: Diese Materialien wärmen auch dann noch zuverlässig, wenn sie feucht werden, sind super pflegeleicht und oft günstiger als hochwertige Daune. Die Qualität erkennst du hier am Füllgewicht (angegeben in Gramm pro Quadratmeter). Für einen kalten Winter sollte eine Jacke schon 100 g/m² oder mehr haben. Außerdem sind sie eine tolle Option für Allergiker.

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Handwerk zählt: Woran du gute Verarbeitung erkennst

Der teuerste Stoff nützt nichts, wenn er schlecht verarbeitet ist. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, und mit ein paar gezielten Blicken kannst du die Qualität schnell selbst beurteilen.

Die Nähte: Das Skelett jedes Kleidungsstücks

Schau dir die Nähte ganz genau an. Sind sie gerade und gleichmäßig? Eine gute, stabile Naht hat eine hohe Stichdichte (etwa 3-4 Stiche pro Zentimeter). Zieh mal leicht an der Naht. Klafft sie auf oder bleibt sie bombenfest? Lose Fäden sind immer ein schlechtes Zeichen. Bei robusten Jacken ist eine sogenannte Kappnaht, bei der die Stoffkanten doppelt eingeschlagen sind, ein Zeichen für extreme Haltbarkeit.

Das Futter: Die unsichtbare Seele

Ein gutes Futter sorgt nicht nur dafür, dass du leichter in den Mantel gleitest. Es schützt auch den Oberstoff von innen. Das beste Material dafür ist Viskose oder Cupro, denn diese Fasern sind atmungsaktiv. In günstiger Kleidung findest du oft Futter aus Polyester, worin man schnell schwitzt. Ein tolles Detail bei Sakkos und Mänteln ist eine eingenähte Bewegungsfalte im Rücken – sie gibt dir mehr Spielraum, wenn du die Arme nach vorne streckst.

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Knöpfe & Reißverschlüsse: Die verräterischen Details

Fass die Knöpfe mal an! Hochwertige Mäntel haben oft Knöpfe aus Horn oder Steinnuss. Die fühlen sich kühl und schwer an, ganz anders als billige Plastikknöpfe. Ein Qualitätsknopf ist außerdem nicht flach aufgenäht, sondern mit einem kleinen „Stiel“ aus Faden. Das schafft Platz für die andere Stoffschicht und verhindert, dass der Stoff spannt.

Bei Reißverschlüssen sind Namen wie YKK, RiRi oder Opti ein verlässlicher Indikator für Qualität. Ein grober Metallreißverschluss mag an einer Bikerjacke cool aussehen, sollte dich an einem feinen Wollmantel aber skeptisch machen – er ist oft zu schwer und kann den feinen Stoff auf Dauer beschädigen.

Keine Zeit? Der 30-Sekunden-Qualitätscheck im Laden

Überfordert von den ganzen Infos? Kein Problem. Mit diesen drei schnellen Checks sortierst du schon 90 % der schlechten Ware aus:

  • Etikett lesen: Besteht das Teil zu mindestens 70 % aus einer hochwertigen Naturfaser (Wolle, Daune) oder einer bekannten Funktionsfaser? Wenn da hauptsächlich Polyester oder Acryl steht – Finger weg.
  • Naht-Test: Zieh sanft, aber bestimmt an einer unauffälligen Naht, zum Beispiel innen an der Tasche. Wirkt sie stabil oder gibt sie nach?
  • Reißverschluss-Check: Öffne und schließe den Reißverschluss ein paarmal. Gleitet er sauber und flüssig? Perfekt. Hakt er oder fühlt er sich klapprig an? Das ist oft ein Vorbote für Ärger.
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Pflege ist alles: So bleiben deine Lieblingsteile ewig schön

Das beste Stück nützt nichts, wenn es falsch gepflegt wird. Aber keine Sorge, das ist kein Hexenwerk.

Wolle: Lüften, lüften, lüften! Wolle ist selbstreinigend. Häng deinen Mantel nach dem Tragen einfach über Nacht an die frische Luft oder ins Bad, während du duschst. Der Dampf glättet Falten und neutralisiert Gerüche. Eine komplette Reinigung ist oft nur alle paar Jahre nötig. Zu häufiges chemisches Reinigen entzieht der Faser ihr natürliches Wollfett (Lanolin) und macht sie brüchig.

Lagerung im Sommer: Bitte niemals in Plastiktüten! Darin kann sich Feuchtigkeit stauen. Ein atmungsaktiver Kleidersack aus Baumwolle ist ideal. Ein paar Stücke Zedernholz oder Lavendelsäckchen halten Motten fern. Gibt’s für ein paar Euro in jeder Drogerie.

Ein letzter, wichtiger Rat

Wenn du einen Mantel oder eine Jacke anprobierst, gibt es eine Sache, die absolut perfekt passen muss: die Schulterpartie. Die Schulternaht sollte genau auf deinem Schulterknochen enden. Ärmel kürzen oder die Taille enger machen ist für einen guten Schneider eine Kleinigkeit und kostet meist zwischen 20 € und 50 €. Die Schultern zu ändern ist hingegen eine riesige, teure Operation, die selten wirklich gut wird.

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Eine hochwertige Winterjacke ist eine Investition, ja. Aber sie zahlt sich aus. Nicht nur, weil du nicht jede zweite Saison eine neue kaufen musst, sondern auch im Gefühl von Komfort, Schutz und Beständigkeit. Es ist ein Stück Handwerk, das dich begleitet. Und das ist unbezahlbar.

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Der Reißverschluss-Test: Ein oft übersehenes Detail, das Bände spricht. Ein hochwertiger Reißverschluss, etwa von YKK oder Riri, gleitet sanft und ohne zu verhaken. Die Zähne sind aus Metall, nicht aus Plastik, und der Schieber liegt satt in der Hand. Testen Sie ihn im Laden mehrmals. Hakt er schon jetzt, wird er im Alltag zur ständigen Frustration.

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  • Über Nacht auslüften: Hängen Sie Ihren Wollmantel nach dem Tragen auf einen breiten Bügel an die frische Luft (aber nicht in den Regen!). Die Wollfasern regenerieren sich und Gerüche verfliegen.
  • Bürsten statt Waschen: Eine gute Kleiderbürste mit Naturborsten entfernt Staub und oberflächlichen Schmutz und frischt den Flor des Stoffes wieder auf.
  • Flecken sofort behandeln: Tupfen Sie frische Flecken vorsichtig mit einem feuchten Tuch ab, anstatt zu reiben.
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Was bedeutet „Wollmischung“ auf dem Etikett wirklich?

Es ist ein dehnbarer Begriff. Eine Mischung kann 80 % Wolle und 20 % Polyamid enthalten, was die Haltbarkeit erhöht. Sie kann aber auch 10 % Wolle und 90 % Polyester bedeuten, was im Grunde eine Plastikjacke mit Woll-Alibi ist. Diese wärmt kaum, ist nicht atmungsaktiv und neigt zu Pilling und statischer Aufladung. Die goldene Regel: Ein guter Wintermantel sollte mindestens 70 % Wollanteil haben, um die positiven Eigenschaften der Naturfaser wirklich zu nutzen.

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„Die durchschnittliche Lebensdauer eines Kleidungsstücks beträgt heute nur noch etwa 3,3 Jahre, bevor es entsorgt wird.“

Diese Statistik der Ellen MacArthur Foundation unterstreicht den Wert von Qualität. Ein Mantel, der Sie 10, 20 oder wie im Artikel erwähnt sogar 30 Jahre begleitet, ist nicht nur eine finanzielle, sondern vor allem eine ökologische Entscheidung gegen die Wegwerfmentalität.

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Werfen Sie einen Blick ins Innere. Das Futter ist die Visitenkarte eines Mantels. Ist es aus knisterndem, dünnem Polyester oder aus einer weichen, atmungsaktiven Viskose oder Cupro? Ein gutes Futter ist sauber vernäht, hat eventuell eine Kontrastpaspel an den Kanten und idealerweise eine Innentasche. Es sorgt für Tragekomfort und hilft dem Mantel, elegant über Ihre Kleidung zu gleiten.

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Zwei Silhouetten für die Ewigkeit

Trends verblassen, aber bestimmte Schnitte bleiben. Wenn Sie in ein Stück investieren, das Sie lange tragen wollen, sind diese beiden eine sichere Wahl:

  • Der Dufflecoat: Ursprünglich für die britische Royal Navy entworfen, ist er mit seiner Kapuze und den Knebelverschlüssen aus Horn oder Holz der Inbegriff von lässiger Wärme. Marken wie Gloverall halten diese Tradition hoch.
  • Der Chesterfield-Mantel: Einreihig, oft mit Samtkragen, geradlinig und elegant. Er passt über einen Anzug genauso gut wie zur Jeans und ist der formellere Klassiker für die Stadt.
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Daune vs. Kunstfaser-Füllung

Echte Daune: Unübertroffen in Sachen Wärme-Gewichts-Verhältnis und Komprimierbarkeit. Sie ist extrem leicht und isoliert hervorragend. Ihr Nachteil: Wird sie nass, verliert sie ihre Bauschkraft und wärmt kaum noch.

Synthetik (z.B. PrimaLoft®): Isoliert auch in feuchtem Zustand zuverlässig, trocknet schnell und ist oft günstiger und allergikerfreundlich. Sie ist aber etwas schwerer und voluminöser als Daune bei gleicher Wärmeleistung.

Für trockene Kälte ist Daune top, für nasskaltes Wetter ist eine hochwertige Kunstfaser oft die praktischere Wahl.

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Achten Sie auf die Knöpfe und Knopflöcher. Sind die Knöpfe aus billigem Plastik oder aus hochwertigem Horn, Corozo (Steinnuss) oder Metall? Viel wichtiger noch: Sind sie fest angenäht, idealerweise mit einem kleineren Gegenknopf auf der Innenseite zur Verstärkung? Die Knopflöcher sollten sauber und dicht umstickt sein, ohne auszufransen. Das sind die kleinen Details, an denen ein Kenner die Sorgfalt der Herstellung abliest.

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  • Fühlt sich robust und doch geschmeidig an.
  • Wärmt sofort, wenn man die Hand darauflegt.
  • Hat eine tiefe, satte Farbe und keine unregelmäßigen Faserknötchen (Pilling).

Das Geheimnis? Vertrauen Sie Ihren Händen. Der sogenannte „Griff“ des Stoffes verrät oft mehr als das Etikett. Nehmen Sie den Stoff zwischen Daumen und Zeigefinger und reiben Sie ihn. Eine gute Wolle hat Substanz und eine lebendige Textur, während minderwertige Stoffe sich oft leblos, kratzig oder seltsam glatt anfühlen.

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Wussten Sie schon? Traditioneller Lodenstoff aus den Alpen wird so dicht gewalkt, dass die Wollfasern verfilzen. Dieser Prozess macht ihn von Natur aus nahezu wind- und wasserdicht, ganz ohne chemische Beschichtung.

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Der beste Ort, um zeitlose Qualität zu einem Bruchteil des Neupreises zu finden? Ein gut sortierter Second-Hand- oder Vintage-Laden. Halten Sie Ausschau nach Mänteln aus den 60er bis 90er Jahren. Die Stoffqualität und Verarbeitung waren damals oft noch der Standard, selbst bei Konfektionsware. Ein Fundstück von Marken wie Burberry oder Aquascutum kann mit einer professionellen Reinigung wieder in altem Glanz erstrahlen.

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Der Knitter-Test im Laden: Greifen Sie sich eine Ecke des Mantels und knüllen Sie sie für etwa 10 Sekunden fest in Ihrer Faust. Öffnen Sie die Hand. Ein hochwertiger Wollstoff wird sich schnell von selbst wieder glätten. Bleiben tiefe, scharfe Falten zurück, deutet das auf einen hohen Anteil an minderwertigen Fasern oder Kunststoffen hin, die im Alltag schnell ungepflegt aussehen werden.

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Pilling – Ist das immer ein schlechtes Zeichen?

Nicht unbedingt, aber es kommt darauf an. Selbst hochwertigste, weiche Fasern wie Kaschmir neigen anfangs durch Reibung zu leichter Knötchenbildung. Diese lassen sich mit einem Kaschmir-Kamm leicht entfernen. Problematisch wird es, wenn ein Stoff schon nach kurzer Zeit stark und großflächig pillt. Das ist meist ein Zeichen für zu kurze Fasern oder einen hohen Polyacryl-Anteil in der Mischung – ein klares Manko.

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  • Nahtzugabe prüfen: Schauen Sie ins Innere des Mantels. Gibt es an den Nähten genug Stoff (mindestens 1 cm), um bei Bedarf Änderungen vorzunehmen? Bei Billigproduktionen wird hier oft gespart.
  • Musterverlauf checken: Bei karierten oder gestreiften Stoffen (z.B. Glencheck) sollten die Muster an den Nähten, Taschen und am Kragen möglichst nahtlos ineinander übergehen. Ein exakter Musterverlauf ist ein klares Zeichen für aufwendige und präzise Handwerkskunst.
  • Fadenspannung fühlen: Die Nähte sollten glatt liegen und den Stoff nicht zusammenziehen.
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Der Orb-Stempel auf einem Harris Tweed-Stoff ist mehr als ein Logo. Er ist eine gesetzlich geschützte Garantie nach dem „Harris Tweed Act of 1993“, dass die Wolle auf den Äußeren Hebriden gefärbt, gesponnen und von den Inselbewohnern in ihren Häusern von Hand gewebt wurde.

Das macht jeden Meter dieses robusten, charaktervollen Stoffes zu einem Stück schottischer Geschichte und einem Bekenntnis zu langlebiger, lokaler Produktion.

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Die unterschätzte Schulterpartie: Ein Mantel sollte an der Schulter perfekt sitzen. Die Naht sollte genau dort enden, wo Ihre Schulter aufhört. Sitzt sie zu weit innen, schränkt das die Bewegung ein. Hängt sie herunter, sieht der Mantel schnell zu groß und unförmig aus. Selbst bei einem Oversize-Schnitt sollte die Schulterpartie bewusst konstruiert sein und nicht einfach nur schlabbern. Dies ist der Teil eines Mantels, der am schwierigsten zu ändern ist – achten Sie also beim Kauf besonders darauf.

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Sie haben einen soliden, aber etwas langweiligen Mantel? Mit kleinen Eingriffen lässt er sich personalisieren:

  • Knöpfe austauschen: Ersetzen Sie einfache Plastikknöpfe durch hochwertige Exemplare aus Horn oder Metall. Ein kleines Detail mit enormer Wirkung.
  • Gürtel hinzufügen: Ein schöner Ledergürtel kann einem geraden Schnitt eine völlig neue, taillierte Silhouette verleihen.
  • Futter reparieren lassen: Ein gerissenes Futter ist kein Todesurteil. Ein Schneider kann es oft für wenig Geld reparieren oder sogar komplett durch einen Stoff Ihrer Wahl ersetzen.
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Pro Waschgang können Fleece-Jacken aus Polyester bis zu 1.900 winzige Mikroplastik-Fasern ins Abwasser abgeben.

Auch wenn synthetische Stoffe ihre Berechtigung haben, ist dies ein wichtiger Aspekt. Naturfasern wie Wolle sind biologisch abbaubar und geben kein Mikroplastik ab. Ein weiterer Grund, in langlebige Naturmaterialien zu investieren, die zudem seltener gewaschen werden müssen.

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Alpaka: Die robuste Alternative zu Kaschmir

Kaschmir: Extrem weich und leicht, aber auch empfindlich und pflegeintensiv. Neigt bei geringerer Qualität stark zu Pilling.

Alpaka: Fast ebenso weich, aber seine Fasern sind länger, glatter und widerstandsfähiger. Dadurch ist Alpakawolle deutlich langlebiger, pillt weniger und hat einen wunderschönen, dezenten Glanz.

Für einen Mantel, der nicht nur luxuriös aussieht, sondern auch den Alltag meistert, ist Alpaka oft die klügere Wahl.

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Der Trend zu „Quiet Luxury“ oder „stillem Luxus“ ist eigentlich nichts Neues. Es ist die Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt: exzellente Materialien, eine perfekte Passform und eine Verarbeitung, die für sich selbst spricht, ganz ohne laute Logos. Ein perfekt geschnittener Mantel aus einem schweren Woll-Kaschmir-Gemisch ist der Inbegriff dieses Stils. Er strahlt Kompetenz und Selbstbewusstsein aus, ohne sich aufzudrängen.

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  • Bietet zusätzlichen Schutz vor Wind und Regen.
  • Verhindert, dass Kälte durch den Reißverschluss dringt.
  • Sorgt für eine saubere, glatte Frontansicht.

Das Geheimnis? Eine verdeckte Knopfleiste oder eine Sturmblende. Dieses funktionale Detail, das man oft bei Trenchcoats oder Parkas findet, ist ein klares Zeichen für ein durchdachtes Design, bei dem Funktion und Form Hand in Hand gehen.

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Sollte man einen Mantel eine Nummer größer kaufen?

Das kommt darauf an. Sie müssen auf jeden Fall in der Lage sein, einen dicken Pullover oder sogar ein Sakko darunter zu tragen, ohne dass es spannt oder die Bewegungsfreiheit einschränkt. Probieren Sie den Mantel im Laden mit der Art von Kleidung an, die Sie im Winter tatsächlich tragen. Können Sie die Arme bequem nach vorne strecken und überkreuzen? Wenn ja, ist die Größe richtig. Kaufen Sie ihn nicht so eng, dass nur ein T-Shirt darunter passt.

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Einlage und Struktur: Das unsichtbare Skelett

Ein guter Mantel, insbesondere ein formeller, hat ein „Innenleben“. Zwischen Oberstoff und Futter befindet sich eine Einlage (oft aus Rosshaar bei sehr hochwertigen Stücken), die dem Revers, dem Kragen und der Frontpartie Form und Stand verleiht. Fassen Sie das Revers an: Fühlt es sich substanziell und formstabil an oder nur wie zwei lose Lagen Stoff? Dieses unsichtbare Skelett sorgt dafür, dass der Mantel auch nach Jahren noch seine Form behält.

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Technologie trifft Tradition: Moderne Stadtmäntel kombinieren oft das Beste aus beiden Welten. Suchen Sie nach Stücken, die eine klassische Woll-Optik mit einer unsichtbaren, funktionalen Membran verbinden. Marken wie Gore-Tex (mit der „Infinium“-Linie) oder Loro Piana (mit „Storm System®“) behandeln edle Naturstoffe so, dass sie winddicht und wasserabweisend werden, ohne ihre luxuriöse Haptik und Atmungsaktivität zu verlieren. Perfekt für den unvorhersehbaren urbanen Winter.

Es gibt einen besonderen Charme in einem Kleidungsstück, das Spuren eines langen Lebens trägt. Ein leicht abgewetzter Ärmelsaum an einem Barbour-Wachsmantel oder die weiche Patina eines 20 Jahre alten Wollmantels erzählen eine Geschichte. Sie sind Zeugen von erlebten Wintern, von Beständigkeit und von einer bewussten Entscheidung für Qualität. Das ist ein Stil, den man sich nicht kaufen, sondern nur erarbeiten kann – durch Tragen, Pflegen und Wertschätzen.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.