Mehr als nur Mode: Woran du WIRKLICH gute Kleidung erkennst (Ein Profi packt aus)

von Adele Voß
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Jedes Jahr das gleiche Spiel: Die Modewelt schaut nach Mailand, spricht über die neuesten Trends, die wildesten Farben und Kleider, die mehr Kunst als Kleidung sind. Und ja, ich schaue auch hin. Aber nach über 30 Jahren als Maßschneider und Ausbilder sehe ich da einfach… mehr. Ich sehe die unzähligen Stunden Arbeit hinter der Show. Ich sehe die Qualität der Stoffe, die Genialität der Schnitte und das handwerkliche Erbe, das in jedem einzelnen Stück steckt. Für mich ist Mode kein schnelles Spektakel. Sie ist pures Handwerk, ein bisschen Physik und ganz viel Kultur.

Wenn ich heute mit meinen jungen Leuten im Atelier stehe, ist mein erster Satz oft: „Vergesst die schnellen Bilder auf Instagram! Fasst den Stoff an. Fühlt, wie er fällt. Lernt, eine Naht zu lesen wie einen Satz in einem guten Buch.“

Genau das will ich heute mit dir machen. Komm mit mir hinter die Kulissen. Es geht nicht darum, was nächste Saison „in“ ist. Sondern darum, was eine richtig gute Jacke von einer schlechten unterscheidet – und was von all dem Glanz am Ende wirklich bleibt.

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Die Physik des guten Geschmacks: Warum Material alles ist

Was wir auf dem Laufsteg sehen, ist ein fertiges Bild. Aber dieses Bild besteht aus vielen kleinen, physikalischen Entscheidungen, und die wichtigste ist das Material. In Italien hat das eine ganz besondere Bedeutung, denn die besten Webereien und Gerbereien der Welt sind oft nur ein paar Autostunden entfernt. Das prägt die Mode von Grund auf.

Das Geheimnis von echtem italienischem Leder

Leder ist ein Klassiker der Mailänder Schauen. Aber ganz ehrlich: Leder ist nicht gleich Leder. Ein Profi erkennt die Qualität sofort am Geruch und am Griff. Das meiste Luxusleder kommt traditionell aus der Toskana, wo alte Gerbverfahren noch hochgehalten werden.

Nehmen wir mal Nappaleder. Es sollte sich weich anfühlen, fast wie eine zweite Haut. Das liegt an der feinen, unberührten Narbung der obersten Hautschicht. Wenn ich ein Stück Nappa in die Hand nehme, streiche ich darüber und suche nach Unebenheiten. Fühlt es sich durchgehend geschmeidig an? Perfekt. Billiges, stark beschichtetes Leder fühlt sich dagegen oft kalt und irgendwie nach Plastik an. Es atmet nicht und wird mit der Zeit brüchig. Eine gute Lederjacke hingegen wird mit den Jahren schöner. Sie bekommt eine Patina und erzählt deine Geschichte.

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Ein Lehrling fragte mich mal, warum eine bestimmte Lederjacke so unfassbar teuer sei. Ich gab ihm ein Stück vom Originalmaterial und ein Stück von einer billigen Kopie in die Hand, ohne zu sagen, welches was ist. Er hat den Unterschied sofort gespürt. Das teurere Leder war leichter, geschmeidiger und hatte diesen typischen, angenehmen Ledergeruch (und nicht diesen chemischen Gestank!). Das sind die Details, die den Preis und vor allem die Haltbarkeit ausmachen.

Die Kunst der Lässigkeit: Der dekonstruierte Blazer

Früher war ein Blazer eine Rüstung. Feste Struktur, dicke Schulterpolster, steife Einlagen – das alles gab Form und strahlte Autorität aus. Dann kam eine neue Design-Generation und hat all das einfach rausgeworfen. Der dekonstruierte Blazer war geboren.

Technisch gesehen ist das eine Meisterleistung. So ein Blazer fällt eher wie ein edles Hemd. Er hat weiche Schultern und kaum Innenleben. Damit das funktioniert, muss der Schnitt absolut perfekt sein und der Stoff genau die richtige Mischung aus Gewicht und natürlicher Elastizität haben, oft sind das Woll-Crêpe- oder Leinen-Seide-Mischungen. Es sieht mühelos lässig aus, ist aber das Ergebnis höchster Präzision. Das nennen die Italiener „Sprezzatura“.

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Kleiner Tipp am Rande, der sofort einen Unterschied macht: Achte mal darauf, wo die Schulternaht deines Sakkos oder Blazers sitzt. Sie sollte exakt auf dem äußeren Punkt deines Schulterknochens enden. Nicht davor, nicht dahinter. Allein dieses Detail verändert die gesamte Silhouette und lässt dich sofort besser aussehen!

Vom Show-Spektakel zum Ladenregal: Was wirklich ankommt

Wichtig zu wissen: Was wir auf dem Laufsteg sehen, ist oft nicht das, was du später kaufen kannst. Die Showpieces sind handgefertigte Prototypen, oft mit übertriebenen Details, damit sie auf Fotos und aus der Ferne wirken. Für die Serienproduktion wird das Design dann „übersetzt“.

Stell dir ein Kleid mit einer riesigen, handgestickten Applikation vor. Für die Show wird diese in hunderten Stunden von Experten gefertigt. Für die Kollektion im Laden wird die Stickerei vielleicht etwas vereinfacht, maschinell unterstützt oder durch einen hochwertigen Druck ersetzt. Das macht das Stück tragbar und bezahlbar. Die Kunst guter Marken ist es, die Seele des Entwurfs bei dieser Übersetzung zu erhalten. Bei billigeren Kopien geht die Magie oft komplett verloren.

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Deine Checkliste für die Umkleidekabine

Du musst kein Experte sein, um Qualität zu erkennen. Du musst nur wissen, worauf du achten musst. Nimm diese kleine Checkliste gedanklich mit, wenn du das nächste Mal shoppen gehst:

  • 1. Die Nähte von innen: Schau nicht nur außen! Dreh das Teil auf links. Sind die Nähte sauber verarbeitet? Sind alle Kanten versäubert (gekettelt) oder im besten Fall sogar mit einem extra Band eingefasst? Das ist ein klares Zeichen für Sorgfalt. Außen sollten die Stiche klein, gerade und fest sein.
  • 2. Der Futter-Test: Fass das Futter an. Billiges Polyesterfutter knistert, klebt auf der Haut und lädt sich statisch auf. Hochwertiges Futter aus Viskose oder Cupro fühlt sich seidig und kühl an und ist atmungsaktiv. Es sorgt dafür, dass ein Sakko geschmeidig über dein Hemd gleitet.
  • 3. Die Knopflöcher-Lupe: Ein gutes Maschinenknopfloch ist dicht und sauber genäht, ohne auszufransen. Ein Geheimzeichen für Kenner bei hochwertigen Sakkos sind die Ärmelknöpfe: Lassen sie sich öffnen? Das ist ein aufwendiges Detail, das bei Massenware oft nur angedeutet wird. Wenn sich die Knöpfe dabei sogar leicht überlappen („kissing buttons“), hältst du wahrscheinlich ein sehr gut gemachtes Stück in den Händen.
  • 4. Der Muster-Check: Bei karierten oder gestreiften Stoffen ist das ein untrügliches Zeichen. Schau, ob das Muster an den Nähten – besonders an der Schulter zum Ärmel oder an den Taschen – sauber weiterläuft. Das erfordert viel mehr Stoff und einen präzisen Zuschnitt. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen!
  • 5. Der Bewegungs-Test: Sieht super aus, aber kannst du dich auch bewegen? Heb die Arme, setz dich hin. Ein gut geschnittenes Teil engt dich nicht ein, sondern macht deine Bewegungen mit. Fühlt es sich an wie ein Panzer, lass es hängen.
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Andere Städte, andere Sitten: Mailand ist nicht Paris

Jede Modemetropole tickt anders. Das habe ich in den Werkstätten Europas immer wieder fasziniert beobachtet. In Mailand geht es um tragbaren Luxus, den „Prêt-à-porter de luxe“. Die Mode ist für das echte Leben gemacht, aber aus den feinsten Materialien und mit perfektem Schnitt. Paris ist die Heimat der Haute Couture, hier steht die künstlerische Vision oft über der Tragbarkeit – Mode als Skulptur. Und London? London ist die Energie der Straße, jung, rebellisch und experimentell.

Mailand bleibt der Meister der unaufdringlichen Eleganz für den Alltag.

Praktische Tipps: So nutzt du Mode für dich, nicht umgekehrt

Ich bin, ehrlich gesagt, kein Freund von schnellen Trends. Sie verleiten uns, Zeug zu kaufen, das wir nicht brauchen und das nach einer Saison im Schrank verstaubt. Aber man kann sich ja inspirieren lassen, ohne zum „Modeopfer“ zu werden.

Investieren statt konsumieren – was heißt das konkret?

Mein Rat ist simpel: Kauf weniger, aber besser. Anstatt fünf T-Shirts von einer Fast-Fashion-Kette für zusammen 50 € zu kaufen, die nach einem Sommer ausleiern, investiere lieber in ein einziges für 40 € von einer Marke, die für ihre Qualität bekannt ist, wie zum Beispiel Arket oder Carhartt. Das fühlt sich nicht nur besser an, sondern behält auch nach drei Jahren noch seine Form.

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Wenn dir ein Trend gefällt, nutze ihn in kleinen Dosen. Du musst nicht gleich einen ganzen Anzug im Dschungel-Muster kaufen. Ein Seidentuch, eine Krawatte oder Socken in dem Muster setzen einen modernen Akzent, ohne dass du deinen ganzen Stil über den Haufen werfen musst.

Dein bester Freund: Ein guter Änderungsschneider

Fast nichts von der Stange passt perfekt. Wir sind nun mal keine Schaufensterpuppen. Ein guter Änderungsschneider kann ein gutes Kleidungsstück in DEIN perfektes Kleidungsstück verwandeln. Aber was kostet das eigentlich?

Gut zu wissen: Rechne mal mit etwa 15 € bis 25 €, um eine Hose professionell kürzen zu lassen. Ein Sakko an der Taille enger zu machen, ist aufwendiger und liegt eher zwischen 50 € und 90 €. Das klingt erstmal viel, aber diese Investition lohnt sich immer! Sie lässt die Kleidung sofort hochwertiger und dich viel selbstbewusster aussehen. Ich hatte mal einen Kunden, der ein Sakko von der Stange brachte, das an den Schultern gut saß, aber sonst wie ein Sack an ihm hing. Mit ein paar gezielten Änderungen an Taille und Ärmellänge sah es aus wie maßgeschneidert. Er war ein neuer Mensch darin!

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Wo man so jemanden findet? Frag einfach mal im örtlichen Herrenausstatter oder einer hochwertigen Boutique nach einer Empfehlung. Die haben oft ihre Geheimtipps.

Und die Pflege?

Wer investiert, muss auch pflegen. Ein guter Wollmantel gehört NIEMALS in die Waschmaschine. Lüfte ihn regelmäßig an der frischen Luft aus und bürste ihn ab. Flecken entfernt man punktuell. Das reicht meistens. Echtes Leder freut sich ab und zu über eine spezielle Lederpflege, damit es geschmeidig bleibt. Und bei Vintage-Stücken: Immer erst mal checken, ob es Mottenlöcher gibt oder der Stoff brüchig ist, bevor du es kaufst.

Ein ehrliches Wort zum Schluss

Bei all der Schönheit hat die Modeindustrie natürlich auch ihre Schattenseiten. Die schnellen Kopien, die nur wenige Wochen nach den Schauen in den Läden hängen, sind oft nicht nur von miserabler Qualität, sondern werden auch unter fragwürdigen Bedingungen produziert. Der aggressive Chemikaliengeruch, der einem da manchmal entgegenschlägt, ist oft ein Warnsignal.

Aber am Ende des Tages ist Mode etwas sehr Persönliches. Es gibt keine festen Regeln. Das Wichtigste ist, dass du dich in deiner Kleidung wohl und stark fühlst. Meine Tipps sollen dir nur helfen, bewusster einzukaufen und die Freude an Dingen zu entdecken, die wirklich gut gemacht sind.

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Denn Mode ist so viel mehr als nur Kleidung. Sie ist Ausdruck, Handwerk und, wenn wir sie gut behandeln, ein treuer Begleiter für viele Jahre.

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Das „Gefühl“ eines Stoffes, von Kennern als „Hand“ oder „Griff“ bezeichnet, ist das erste und wichtigste Qualitätsmerkmal. Echter Kaschmir fühlt sich nicht nur weich an, sondern auch fast gewichtslos und warm. Streichen Sie über den Stoff: Fühlt er sich lebendig und substanziell an oder flach und leblos wie bei günstigen Acrylmischungen? Eine gute Faser hat eine Seele, die man spüren kann, lange bevor man auf das Etikett schaut.

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  • Nahtprobe: Ziehen Sie leicht an einer Naht. Wirft sie unschöne Falten oder klafft sie auf, ist die Stichspannung schlecht.
  • Muster-Check: Treffen Streifen oder Karos an den Nähten (z.B. an den Schultern oder Seitentaschen) exakt aufeinander? Das ist ein Zeichen von Sorgfalt.
  • Ersatzmaterial: Ist ein kleiner Beutel mit Ersatzknöpfen und eventuell etwas Garn angenäht? Ein kleines Detail, das nur hochwertige Hersteller beifügen.
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Der Teufel steckt im Knopf: Echte Horn- oder Perlmuttknöpfe fühlen sich kühl und schwer an und haben eine einzigartige, natürliche Maserung. Ein einfacher Test: Klopfen Sie den Knopf sanft gegen Ihre Zähne. Plastik klingt dumpf und weich, während Horn oder Perlmutt ein klares, klickendes Geräusch erzeugen. Dieses kleine Detail verrät oft mehr über die Gesamtanfertigung als das Preisschild.

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„Kaufe weniger, wähle gut aus, sorge dafür, dass es lange hält.“

Diese einfache Philosophie der Designer-Ikone Vivienne Westwood ist heute relevanter denn je. Sie fasst den Kerngedanken zusammen, weg von kurzlebiger Wegwerfmode und hin zu einer Garderobe aus geschätzten, meisterhaft gefertigten Stücken zu finden.

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Das Innenfutter eines Sakkos oder Mantels ist seine verborgene Visitenkarte. Es sollte nicht nur optisch ansprechend sein, sondern auch funktional überzeugen.

  • Material: Achten Sie auf Cupro (auch Bemberg genannt). Diese aus Baumwollfasern gewonnene Zellulosefaser ist seidig glatt, atmungsaktiv und antistatisch – im Gegensatz zu billigem, schweißtreibendem Polyester.
  • Verarbeitung: Das Futter sollte mit einer kleinen Bewegungsfalte eingenäht sein, damit es bei Bewegung nicht spannt oder reißt.
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Woran erkenne ich einen wirklich guten Wollmantel für die Ewigkeit?

Schauen Sie über den Markennamen hinaus. Der Schlüssel liegt in der Dichte und dem Gewicht des Stoffes. Ein guter Wollstoff, wie er von Webereien wie Loro Piana oder Zegna hergestellt wird, fühlt sich substanziell und dicht an, fast als hätte er eine eigene Struktur. Er sollte kaum knittern, wenn Sie ihn kurz zusammendrücken, und sofort in seine Form zurückspringen. Achten Sie auf dem Etikett auf einen hohen Anteil an Schurwolle (Virgin Wool) – das bedeutet, die Wolle wurde direkt vom Schaf gewonnen und nicht recycelt.

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Geklebte Einlage (Fused): Eine Vlieseinlage wird auf den Oberstoff gebügelt. Das ist schnell und günstig, führt aber oft zu einer steifen, leblosen Front, die sich mit der Zeit ablösen kann (Blasenbildung).

Durchgehende Einlage (Full Canvas): Eine lose Einlage aus Rosshaar und Leinen wird von Hand zwischen Futter und Oberstoff eingenäht. Das Sakko passt sich dem Körper an, fällt weicher und ist extrem langlebig. Der Goldstandard der Schneiderei.

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Weltweit werden jede Sekunde Textilien im Wert eines Müllwagens auf Deponien entsorgt oder verbrannt.

Diese schockierende Zahl der Ellen MacArthur Foundation rückt Qualität in ein neues Licht. Ein gut gemachtes Kleidungsstück, das fünf oder zehn Jahre getragen wird, ist nicht nur eine Frage des Stils, sondern eine bewusste Entscheidung gegen die Wegwerfkultur und für einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen.

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  • Eine Silhouette, die Ihre Vorzüge betont.
  • Bewegungsfreiheit ohne Spannungsgefühle.
  • Ein Gefühl von Selbstverständlichkeit und Komfort.

Das Geheimnis dahinter? Nicht immer der perfekte Körper, sondern die Bereitschaft, in einen guten Änderungsschneider zu investieren. Selbst ein mittelpreisiges Kleidungsstück kann durch eine professionelle Anpassung wie ein Maßanzug wirken.

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Die Seele eines guten Schuhs ist unsichtbar. Die rahmengenähte Machart (Goodyear Welted) ist eine traditionelle Methode, bei der ein Lederstreifen (der Rahmen) zuerst mit der Brandsohle und dann mit der Laufsohle vernäht wird. Das Ergebnis? Ein extrem robuster, wasserabweisender und vor allem reparaturfähiger Schuh. Marken wie Crockett & Jones oder Alden setzen auf diese aufwendige Technik, die einen Schuh zu einem Begleiter für Jahrzehnte macht.

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  • Stichdichte: Mehr Stiche pro Zentimeter deuten auf eine haltbarere Naht hin. Zehn bis zwölf Stiche sind ein gutes Zeichen bei Hemden.
  • Knopflöcher: Sind sie sauber genäht, dicht und ohne ausfransende Fäden? Ein maschinell hochwertig gefertigtes Knopfloch ist ein oft übersehenes Qualitätsmerkmal.
  • Saum: Ein breiter, sauber umgeschlagener und unsichtbar genähter Saum fällt besser und zeugt von mehr Materialeinsatz und Sorgfalt.
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Der Fadengerade Lauf ist heilig: Jedes Stück Stoff hat eine Webrichtung. Profis schneiden Schnittteile immer exakt entlang dieses „fadengeraden Laufs“ zu. Wird hier geschummelt, um Stoff zu sparen, verdrehen sich Hosenbeine nach dem Waschen oder das Kleidungsstück verzieht sich und hängt für immer schief. Ein unsichtbares, aber entscheidendes Kriterium für langanhaltende Passform.

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Details bei Jeans verraten alles. Echter Denim-Enthusiasmus zeigt sich nicht im Logo, sondern in der Konstruktion.

  • Selvedge-Kante: Die saubere, mit einem farbigen Faden gewebte Kante an der Außennaht, sichtbar beim Umschlagen. Sie entsteht auf alten Schützenwebstühlen und verhindert das Ausfransen.
  • Kupfernieten: An Belastungspunkten wie den Taschenkanten angebracht, verstärken sie die Struktur – eine Erfindung von Levi Strauss.
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Ist „Made in Italy“ immer ein Garant für Qualität?

Leider nicht immer. Während der Begriff für eine enorme Handwerkstradition steht, wird er manchmal auch für Produkte verwendet, bei denen nur der letzte, minimale Veredelungsschritt in Italien stattfand. Ein kritischer Blick ist entscheidend: Vertrauen Sie eher auf den Ruf eines spezifischen Herstellers, die Haptik des Materials und die sichtbare Qualität der Verarbeitung als auf ein einzelnes Etikett im Nacken.

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Kaschmir: Gewonnen aus dem Unterhaar der Kaschmirziege. Die Faser ist extrem fein und hohl, was sie unglaublich leicht und isolierend macht. Perfekt für luxuriöse Pullover und Schals.

Merinowolle: Stammt vom Merinoschaf. Die Fasern sind feiner als bei normaler Schurwolle, was sie kratzfrei macht. Sie ist sehr atmungsaktiv, temperaturregulierend und robuster als Kaschmir, ideal für hochwertige Anzüge und Funktionskleidung.

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Laut einer Studie der EU-Kommission würde die Verlängerung der Lebensdauer aller in der EU verkauften Textilien um nur ein Jahr die CO2-Emissionen um rund 3 Millionen Tonnen senken.

Das zeigt: Qualität ist kein Luxus, sondern eine der wirksamsten Formen der Nachhaltigkeit. Jede Naht, die hält, jeder Stoff, der nicht aus der Form gerät, ist ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz.

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Achten Sie auf die Reißverschlüsse. Günstige Produkte verwenden oft namenlose, leichte Verschlüsse, die schnell haken oder brechen. Echte Qualitätsmarken investieren in die „Hardware“. Suchen Sie nach den Prägungen von „YKK“ (oft die Premium-Linie „Excella“ mit polierten Zähnen), „Riri“ aus der Schweiz oder „Lampo“ aus Italien. Sie laufen butterweich und sind ein kleines, aber verlässliches Zeichen für ein durchdachtes Produkt.

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Die wahre Eleganz eines Hemdes oder einer Bluse offenbart sich am Kragen und den Manschetten. Sind sie mit einer hochwertigen Einlage verstärkt, die ihnen Stand und Form gibt, ohne brettsteif zu wirken? Ein guter Kragen sollte sich weich an den Hals schmiegen und auch nach einem langen Tag noch seine Form behalten. Billige, geklebte Einlagen fühlen sich oft pappig an und können nach einigen Wäschen Blasen werfen.

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Gute Kleidung spricht alle Sinne an. Schließen Sie die Augen und lauschen Sie. Reiben Sie zwei Teile eines Seidenstoffs aneinander – das leise, charakteristische Rascheln („Seidenschrei“) ist ein Zeichen für echte Seide. Ein hochwertiger Wollstoff klingt gedämpft und voll, während eine billige Kunstfaser oft ein hohles, fast plastisches Geräusch von sich gibt. Es ist die subtile Akustik des Handwerks.

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Warum ist Vintage oft besser als neu?

Weil viele Second-Hand-Stücke aus einer Zeit stammen, in der Qualität der Standard und nicht die Ausnahme war. Ein Wollmantel aus den 70er-Jahren wurde oft aus dichteren, langlebigeren Stoffen gefertigt als viele seiner modernen Pendants. Auf dem Vintage-Markt findet man Handwerkskunst – wie handgenähte Knopflöcher oder komplexe Schnittführungen – zu einem Bruchteil des Preises, den sie heute kosten würde.

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Der Test mit dem Licht: Halten Sie ein T-Shirt oder ein Hemd gegen eine Lichtquelle. Je dichter das Gewebe, desto weniger Licht scheint durch. Ein dichtes, gleichmäßiges Webbild ist ein Indikator für hochwertige Baumwolle mit langen Fasern (wie Pima oder ägyptische Baumwolle), die auch nach vielen Wäschen ihre Form behält und nicht dünn wird.

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  • Französische Naht: Hier wird die Nahtzugabe elegant im Inneren der Naht versteckt. Man findet sie oft bei feinen Seidenblusen.
  • Kappnaht (Flat-Felled Seam): Eine extrem robuste, flach anliegende Naht, die man von Jeans kennt. Sie ist auf beiden Seiten sauber verarbeitet.

Beide Techniken sind aufwendiger als eine einfache Overlock-Naht und ein klares Indiz dafür, dass bei der Herstellung nicht an Zeit und Sorgfalt gespart wurde.

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Die Farbe von Naturfasern lebt.

Hochwertige Stoffe werden oft mit komplexeren Verfahren gefärbt, was zu einer tieferen, nuancierteren Farbe führt. Achten Sie auf den sogenannten „Melange-Effekt“ bei Wolle, bei dem leicht unterschiedliche Farbtöne zu einem Garn versponnen werden. Das verleiht dem Stoff eine visuelle Tiefe, die bei billig stückgefärbten Textilien fehlt, die oft flach und „tot“ wirken.

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Viskose: Eine Chemiefaser auf Zellulose-Basis (z.B. aus Holz). Sie fällt weich und fließend, ist aber wenig formstabil und knittert stark. Im nassen Zustand ist sie sehr empfindlich.

Cupro/Bemberg: Ebenfalls eine Zellulosefaser, aber aus Baumwoll-Linters. Sie ist atmungsaktiver, langlebiger und seidiger als Viskose. Das bevorzugte Material für hochwertiges Futter.

Beide werden oft als „Kunstseide“ bezeichnet, doch Cupro ist in jeder Hinsicht die überlegene Wahl.

Vergessen Sie Trends für einen Moment und denken Sie in Archetypen. Eine perfekt geschnittene Jeans, ein schwerer Wollpullover, ein klassischer Trenchcoat. Diese Stücke sind das Fundament einer jeden Garderobe, weil ihr Design auf Funktion und Zeitlosigkeit beruht. Wenn Sie investieren, dann hier. Eine exzellente Version eines solchen Klassikers von Marken wie A.P.C. bei Jeans oder Burberry beim Trenchcoat wird Trends überdauern und mit den Jahren nur an Charakter gewinnen.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.