Die Dutt-Lüge: Warum deine lockere Frisur ohne dieses Profi-Geheimnis immer zusammenfällt
„Ich hätte es gern so richtig locker und unkompliziert.“ Diesen Satz höre ich im Salon fast jeden Tag, meistens zusammen mit einem Foto von einer Frisur, die aussieht, als wäre sie in fünf Minuten zufällig am Strand entstanden. Aber ganz ehrlich? Das ist die größte und schönste Lüge der Haarwelt.
Inhaltsverzeichnis
Hinter jeder dieser „mühelosen“ Hochsteckfrisuren steckt eine unsichtbare, bombenfeste Konstruktion. Ohne die richtige Basis fällt der schönste Dutt nach einer Stunde in sich zusammen. Ich will dir hier keine unrealistischen 5-Minuten-Versprechen machen. Stattdessen zeige ich dir, wie wir Profis wirklich arbeiten – mit den Tricks und Kniffen aus dem Handwerk, damit deine Frisur nicht nur locker aussieht, sondern auch einen ganzen Tag (und die Nacht!) übersteht.
Das Fundament: Warum „Griffigkeit“ dein neues Lieblingswort wird
Der häufigste Fehler passiert schon, bevor die erste Haarklammer überhaupt in die Nähe des Kopfes kommt. Viele denken, frisch gewaschenes, quietschsauberes Haar sei die perfekte Leinwand. Falsch! Das ist unser Endgegner. Seidiges Haar ist viel zu glatt, Klammern rutschen raus und die ganze Chose hat null Stabilität.

Was wir brauchen, ist „Griffigkeit“. Das Haar muss eine leichte Textur haben, sich fast ein bisschen trocken anfühlen. Dadurch verhaken sich die einzelnen Haare besser ineinander und bieten den Klammern den nötigen Widerstand. Das ist das ganze Geheimnis.
So zauberst du Griffigkeit in dein Haar:
- Wasch deine Haare am Vortag. Die einfachste und günstigste Methode. Ein bisschen natürlicher Talg gibt dem Haar von allein schon mehr Struktur.
- Trockenshampoo ist dein bester Freund. Und ich meine nicht nur am Ansatz! Sprühe es großzügig auch in die Längen und massiere es mit den Fingern ein. Die Stärke darin macht das Haar sofort stumpfer und griffiger. Ein gutes aus der Drogerie (DM, Rossmann & Co.) kostet dich vielleicht 3 bis 5 Euro. Profi-Produkte liegen eher bei 15-25 Euro, sind aber oft feiner und hinterlassen seltener einen Grauschleier.
- Salzwasserspray (Sea Salt Spray). Perfekt für den „Undone“-Look. Es imitiert das Gefühl von Meeresluft im Haar und schafft eine matte, lässige Textur. Findest du ebenfalls in jeder Drogerie für unter 10 Euro.
- Volumenpuder. Ein echtes Wundermittel für feines Haar! Direkt auf den Ansatz gestäubt, sorgt es für mega Volumen. Aber Achtung: Weniger ist hier definitiv mehr. Eine winzige Menge reicht, sonst wird das Haar klebrig und schwer frisierbar.
Kleiner Tipp: Wenn dein Haar selbst mit diesen Helfern noch zu glatt ist, mach vor dem Hochstecken ein paar wahllose Wellen mit dem Glätteisen oder Lockenstab rein. Die ungleichmäßige Struktur ist die perfekte Basis. Hitzeschutz vorher nicht vergessen!

Die unsichtbare Architektur: So bauen Profis Halt auf
Eine lockere Frisur wird niemals einfach nur locker zusammengesteckt. Sie wird auf einem festen, aber unsichtbaren Gerüst aufgebaut. Diese Techniken sind das A und O und das Erste, was jeder Azubi bei uns lernt.
Technik 1: Der versteckte Anker-Zopf
Das ist die universellste und wichtigste Methode überhaupt, besonders bei schwerem Haar. Teile am unteren Hinterkopf eine kleine Partie Haar ab (ca. 3×3 cm) und binde daraus mit einem dünnen Haargummi einen winzigen, aber sehr festen Zopf. Dieser Mini-Zopf ist dein Ankerpunkt. Alle wichtigen Klammern, die später die Frisur halten, werden in und um diesen Anker gesteckt. Von außen sieht man ihn nicht, aber er gibt der Frisur einen zentralen Halt, der nicht nachgibt. Ich hatte mal eine Braut mit spiegelglattem Haar – dieser kleine Zopf hat ihre Frisur und den ganzen Tag gerettet!
Technik 2: Richtiges Toupieren (oder besser: Antoupieren)
Vergiss die toupierten Nester aus alten Filmen. Richtiges Toupieren ist eine Stütztechnik, kein Zerstörungswerk. Es geht darum, am Ansatz ein kleines „Polster“ zu schaffen, das die darüber liegenden Haare stützt und Volumen von innen gibt.

Und so geht’s richtig: Nimm eine schmale Strähne, halte sie straff vom Kopf weg und schiebe das Haar mit einem Stielkamm oder einer Toupierbürste in zwei, drei sanften Bewegungen in Richtung Kopfhaut. Bitte nicht wild hin und her sägen, das ruiniert die Haarstruktur! Das Ergebnis ist ein kleines Kissen am Ansatz, während die Längen schön glatt bleiben.
Technik 3: Das richtige Werkzeug – Klammer ist nicht gleich Nadel
Viele werfen das in einen Topf, aber für uns sind das zwei komplett unterschiedliche Werkzeuge.
- Haarklammern (Bobby Pins): Das sind die engen, meist gewellten Klammern. Ihr Job ist es, Haarpartien bombenfest an der Kopfhaut zu fixieren. Wenig bekannter Trick: Die gewellte Seite gehört immer nach unten zur Kopfhaut! Die Rillen haben dort mehr Grip.
- Haarnadeln (Hair Pins): Das sind die U-förmigen, offenen Nadeln. Sie sind nicht zum Klemmen da, sondern zum Sichern von geformten Elementen wie einem Dutt. Man „webt“ sie quasi in die Frisur, um die Form zu halten, ohne sie plattzudrücken.
Übrigens, ein echter Profi-Geheimtipp: Sprühe deine Haarklammern (Bobby Pins) vor dem Stecken leicht mit Haarspray ein. Kurz trocknen lassen und dann rein ins Haar. Sie kleben dann förmlich fest und halten doppelt so gut!

Anleitung: Der perfekte „Messy Bun“, der wirklich hält
Dieser Dutt ist der Klassiker. Er sieht nach nichts aus, aber seine Haltbarkeit ist reine Technik. Mit dieser Methode übersteht er garantiert einen langen Arbeitstag oder eine durchtanzte Nacht.
Was du brauchst (ca. 10-15 Minuten Zeit):
- Dein Griffigkeits-Produkt (Trockenshampoo o.Ä.)
- Ein starkes Haargummi (wichtig: ohne Metallstück!)
- Etwa 4-6 Haarklammern (Bobby Pins) in deiner Haarfarbe
- 2-3 Haarnadeln (U-förmig)
- Ein flexibles Haarspray
Los geht’s:
- Pferdeschwanz binden: Mach einen festen Pferdeschwanz auf der Höhe, wo dein Dutt sitzen soll.
- Basis lockern: Bevor es weitergeht, zieh mit den Fingern vorsichtig die Haare am Oberkopf etwas aus dem Zopfgummi. Das schafft Volumen und verhindert den strengen „Ballerina-Look“.
- Fülle schaffen: Toupiere den Pferdeschwanz ganz leicht an, um dem Dutt später mehr Volumen zu geben.
- Dutt eindrehen: Drehe den Zopf locker um sich selbst und wickle ihn dann um das Haargummi zu einer Schnecke. Halte alles mit einer Hand fest.
- Festnähen (der wichtigste Schritt!): Jetzt nimmst du deine Haarklammern. Stell dir vor, du nähst den Dutt an deinem Kopf fest. Stich eine Klammer von außen in den Rand des Dutts, greife dabei ein paar Haare von deiner Kopfhautbasis mit auf und schiebe die Klammer dann tief in Richtung Zopfgummi in die Mitte. Wiederhole das 4-6 Mal rundherum, bis sich der Dutt bombenfest anfühlt.
- Formen & Lockern: Jetzt kommt der Spaß! Zupfe den Dutt mit den Fingerspitzen vorsichtig auseinander, um ihn größer und „messy“ zu machen. Dieser Schritt wird auch „Pancaking“ genannt. Zieh auch ein paar feine Strähnchen rund ums Gesicht heraus. Solange die Basis fest ist, kannst du hier ruhig mutig sein!
- Sichern: Ein Hauch flexibles Haarspray aus etwa 30 cm Entfernung fixiert alles, ohne es zu verkleben. Fertig!
Und was, wenn …

… mein Haar zu dünn für einen vollen Dutt ist? Dann schummle mit einem Duttkissen (Hair Donut). Die Dinger kosten nur ein paar Euro und machen einen riesigen Unterschied. Einfach den Pferdeschwanz durchziehen, die Haare darüber legen und feststecken.
… die Frisur trotzdem nachgibt? Dann war entweder dein Pferdeschwanz zu locker oder du hast die Klammern nicht tief genug in die Basis „genäht“. Übung macht hier den Meister!
Sicherheit geht vor: Sei lieb zu deinem Haar
Eine Hochsteckfrisur ist immer eine kleine Belastung. Wenn es zieht oder schmerzt, ist die Basis zu straff – das kann zu fiesen Spannungskopfschmerzen führen. Lieber nochmal aufmachen und lockerer anfangen. Und nach dem Tag: Sei sanft beim Öffnen! Zieh die Klammern vorsichtig raus und bürste das Haar erst durch, wenn alles gelöst ist. Eine gute Feuchtigkeitskur danach ist wie ein Spa-Tag für dein Haar.
Wann du doch lieber zum Profi solltest
Ganz ehrlich? Für den Alltag ist Selbermachen super. Aber für den einen, wirklich wichtigen Tag im Leben – deine Hochzeit, ein großer Ball – tu dir selbst den Gefallen und gib den Stress ab. Wir Profis wissen nicht nur, wie eine Frisur 12 Stunden lang Umarmungen und Freudentränen übersteht, sondern passen sie auch perfekt an dein Kleid und deinen Stil an.

Dieses Gefühl, sich an einem so wichtigen Tag um die Haare keine Sorgen machen zu müssen, ist unbezahlbar. Also hab Geduld mit dir und denk immer dran: Der „Undone-Look“ ist die kunstvollste aller Frisuren. Dahinter steckt immer ein guter Plan.
Bildergalerie


- Verankert die Form des Dutts von innen, ohne ihn platt zu drücken.
- Greift mehr Haar auf einmal für eine lockere, aber stabile Struktur.
- Sind nahezu unsichtbar, wenn sie richtig platziert werden.
Das Geheimnis? Die Rede ist von U-förmigen Haarnadeln, auch bekannt als French Pins. Im Gegensatz zu klassischen Bobbypins (Haarklemmen) fixieren sie die Frisur, ohne die luftige Textur zu zerstören – ein Muss für den „Undone“-Look.

Der Profi-Trick für bombenfesten Halt: Eine Haarklammer hält erst richtig, wenn sie verriegelt wird. Schieben Sie die Klammer zunächst ein kleines Stück in die entgegengesetzte Richtung in den Dutt, drehen Sie sie dann um 180 Grad direkt am Kopf und schieben Sie sie vollständig hinein. So greift sie ein Stück Haar vom Ansatz und verankert die aufgesteckte Strähne bombenfest.

Hilfe, mein Haar ist zu dick und zu schwer für einen Dutt?
Ein häufiges Problem, das oft zu Kopfschmerzen führt. Die Lösung liegt in der Gewichtsverteilung. Anstatt einen einzigen, massiven Pferdeschwanz als Basis zu nutzen, teilen Sie das Haar in zwei Sektionen – eine obere und eine untere. Erstellen Sie zwei übereinanderliegende Pferdeschwänze. Nun können Sie die Haare beider Zöpfe kombinieren und zu einem Dutt formen. Das Gewicht wird auf zwei Punkte verteilt, die Spannung auf der Kopfhaut reduziert und der Halt verdoppelt sich.

Der erste kommerziell hergestellte Haarspray, L’Oréals „Elnett“, kam 1960 auf den Markt und wurde berühmt für seinen ultrafeinen Sprühnebel, der sich ausbürsten ließ – eine Revolution für Stylisten und den „unfrisierten“ Look.
Diese Innovation prägt bis heute die Anforderung an ein gutes Finishing-Produkt: Es soll fixieren, ohne zu verkleben. Ein moderner Spray wie der „Session Spray Strong Hold“ von Kevin.Murphy perfektioniert diesen Ansatz mit einem leichten, aber unerbittlich starken Halt, der die Frisur sichert, aber die Textur sichtbar lässt.

Es geht nicht nur um die Optik. Es ist das Gefühl von Freiheit, wenn man sich durch einen langen Tag bewegt, tanzt oder im Wind steht, ohne die quälende Sorge, dass sich die Frisur auflöst. Ein gut gebauter Dutt ist wie ein verlässlicher Freund: Er gibt dir den Halt und das Selbstvertrauen, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht ständig heimlich im Spiegel prüfen zu müssen, ob noch alles sitzt. Das ist der wahre Luxus einer „mühelosen“ Frisur.

Dutt-Kissen („Donut“): Perfekt für ein makelloses, voluminöses Finish, besonders bei feinerem oder mittellangem Haar. Er zwingt das Haar in eine perfekt runde, symmetrische Form. Ideal für elegante Anlässe oder einen Ballett-Look.
Freihand-Dutt: Hierbei wird das Haar einfach eingedreht und festgesteckt. Das Ergebnis ist organischer, individueller und unterstreicht den lässigen „Messy Bun“-Charakter. Die Form ist nie zweimal genau gleich.
Die Wahl hängt also allein vom gewünschten Grad an Perfektion ab.

Nach einem langen Tag voller Texturspray, Volumenpuder und Haarspray hat sich Ihr Haar eine Detox-Kur verdient. So entfernen Sie alle Rückstände schonend:
- Schritt 1: Tiefenreinigung. Verwenden Sie ein klärendes Shampoo (z.B. das „Maxi.Wash“ von Kevin.Murphy oder das „Detox Shampoo“ von OUAI), um Produktablagerungen zu lösen.
- Schritt 2: Feuchtigkeit zurückgeben. Eine reichhaltige Haarmaske schließt die Schuppenschicht und pflegt das Haar nach der intensiven Reinigung.
- Schritt 3: Sanft entwirren. Benutzen Sie einen grobzinkigen Kamm, um Haarbruch zu vermeiden.

Das unsichtbare Fundament: Vergessen Sie dünne Alltags-Haargummis, die unter Spannung reißen oder verrutschen. Profis setzen auf spezielle Werkzeuge. Die legendären BLAX Haargummis aus Polyurethan sind extrem dehnbar und haltbar, ohne am Haar zu ziehen. Eine Alternative sind Haargummis mit Haken (Bungee Cords), mit denen sich ein Pferdeschwanz ohne Verrutschen straff umwickeln lässt – die Basis bleibt so den ganzen Tag über fest am Kopf.

Die feinen, abstehenden Härchen, die einen ansonsten perfekten Dutt umspielen, lassen sich gezielt bändigen. Der Trick ist Präzision: Sprühen Sie etwas Haarspray mit starkem Halt, wie das „Geklebt Blasting Freeze Spray“ von got2b, nicht direkt auf den Kopf, sondern auf eine saubere Zahnbürste oder ein Wimpernbürstchen. Damit können Sie die „Flyaways“ sanft und gezielt anlegen, ohne die restliche Frisur steif oder nass aussehen zu lassen.

Allein in Deutschland werden pro Jahr schätzungsweise über 150 Millionen Dosen Haarspray verkauft.

Ein Dutt ist nicht gleich ein Dutt. Passen Sie ihn dem Anlass an, um seine Wirkung voll zu entfalten:
- Fürs Büro: Ein tiefer, glatter Dutt im Nacken wirkt professionell und elegant.
- Fürs Festival: Ein hoher „Messy Bun“ mit zwei herausgezupften Frontsträhnen und vielleicht einem eingeflochtenen Seidentuch.
- Für eine Hochzeit: Eine lockere, seitliche Variante mit eingearbeiteten Perlen oder frischem Schleierkraut für eine romantische Note.

Wichtiger Punkt: Auch wenn der Look „undone“ sein soll, die Basis darf es nicht sein. Der entscheidende Schritt zwischen der Texturierung und dem eigentlichen Hochstecken ist das gezielte Toupieren am Ansatz. Kreieren Sie mit einem Stielkamm oder einer speziellen Toupierbürste ein inneres „Polster“ am Hinterkopf. An diesem stabilen, leicht verfilzten Nest finden Haarklammern und -nadeln einen unschlagbaren Halt.

Glatt oder geriffelt – welche Haarklammer ist besser?
Achten Sie beim Kauf von Bobbypins auf die Form. Die geriffelte Seite ist nicht für die Optik da, sondern hat eine Funktion: Sie sollte immer zur Kopfhaut zeigen. Die Rillen bieten mehr Reibung und verhaken sich besser im Haar, was den Halt signifikant verbessert. Die glatte Seite gleitet leichter über die obere Haarschicht und bleibt so unauffälliger.
Der Sprung von Drogerie zu Salon-Produkt beim Trockenshampoo kann sich lohnen. Während Produkte von Batiste oder Balea (ca. 3-5 €) oft auf Reisstärke basieren und einen sichtbaren weißen Schleier hinterlassen können, nutzen Profi-Marken wie Klorane (mit Hafermilch, ca. 10 €) oder Moroccanoil (mit ultrafeiner Reisstärke und Arganöl, ca. 25 €) feinere Partikel. Diese absorbieren nicht nur Öl, sondern verleihen auch eine saubere, unsichtbare Textur, die sich leichter im Haar verteilen lässt.




