Hochzeitsdatum finden: Der ehrliche Guide für euren perfekten Tag (ohne böse Überraschungen)
Ich habe über die Jahre wirklich unzählige Hochzeiten miterlebt. Als jemand, der tief in der Gastronomie und Eventplanung verwurzelt ist, habe ich alles gesehen: strahlende Paare an perfekten Junitagen und glückliche Gesichter im dichten Schneetreiben. Und eins habe ich gelernt: Die Wahl eures Hochzeitsdatums ist das absolute Fundament. Es ist die erste große Entscheidung, und ganz ehrlich, sie hat viel mehr mit cleverer Planung zu tun als mit Glückszahlen.
Inhaltsverzeichnis
Klar, manche Paare kommen mit einem festen Datum im Kopf zu mir – der Jahrestag, ein Datum mit einer besonderen Bedeutung. Das ist wunderschön und das respektiere ich total. Aber meine Aufgabe ist es, den Scheinwerfer auf die praktischen Dinge zu richten. Denn das schönste Datum bringt euch nichts, wenn die wichtigsten Gäste nicht können, das Budget durch die Decke geht oder die Location schon ausgebucht ist. Dieser Guide ist mein gesammeltes Wissen, ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen, damit eure Planung von Anfang an auf sicheren Beinen steht.

Die Jahreszeiten: Mehr als nur eine hübsche Kulisse
Jede Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Vibe, ihre Vorteile und, ja, auch ihre Tücken. Das beeinflusst nicht nur die Fotos, sondern auch die Kosten, das Essen, die Kleidung und die Stimmung. Schauen wir uns das mal ganz praktisch an.
Frühling (März, April, Mai): Das große Erwachen
Der Frühling steht für Neuanfänge – eine Symbolik, die natürlich perfekt passt. Alles blüht, die Tage werden länger, die Stimmung wird leichter. Man spürt die Aufbruchstimmung förmlich in der Luft.
Kurz & knapp: Preislich oft im Mittelfeld, das Wetter ist ein kleines Glücksspiel, aber die Verfügbarkeit bei Locations und Dienstleistern ist meist noch recht gut. Vor allem im März und April könnt ihr echte Schnäppchen machen, die im Sommer undenkbar wären.
Worauf ihr achten müsst: Das Wetter ist unberechenbar. Der Spruch „April, April, der macht, was er will“ ist die heilige Wahrheit für jeden Planer. Ich erinnere mich an eine Hochzeit Ende April in einem Festzelt. Tagsüber 20 Grad und Sonne, am Abend fiel die Temperatur auf 5 Grad. Wir mussten blitzschnell teure Heizpilze organisieren. Kleiner Tipp: Habt immer einen Plan B! Eine Location mit schönem Außen- UND Innenbereich ist Gold wert. Und falls ihr ein Zelt mietet, bucht die Heizung als Option gleich mit. Ach ja, und Pollenallergiker! Fragt bei euren wichtigsten Gästen (und euch selbst!) nach, sonst gibt es Tränen – und nicht nur aus Rührung.

Sommer (Juni, Juli, August): Die absolute Prime Time
Der Sommer ist der Klassiker. Lange, laue Abende, feiern bis in die Nacht, die besten Chancen auf Sonnenschein. Kein Wunder, dass die meisten davon träumen.
Kurz & knapp: Hier müsst ihr mit den höchsten Preisen rechnen (denkt an €€€€!), habt aber auch das geringste Wetterrisiko. Die Verfügbarkeit ist extrem schlecht – für beliebte Samstage solltet ihr 18 bis 24 Monate im Voraus planen. Das ist keine Übertreibung.
Worauf ihr achten müsst: Die Hitze! Ein Tag mit 35 Grad im Schatten kann für ältere Gäste und Kinder zur echten Belastung werden. Ich hab schon gesehen, wie eine Hochzeitstorte in der Sonne regelrecht dahingeschmolzen ist. Sorgt für Schattenplätze, eine klimatisierte Rückzugsmöglichkeit und Unmengen an Wasser. Fächer als Gastgeschenk sind da nicht nur Deko, sondern Lebensretter. Und Achtung, Sommerferien: Klärt den Termin unbedingt mit eurem engsten Kreis ab, bevor ihr feststellt, dass die halbe Familie schon den Jahresurlaub an der Adria gebucht hat.

Herbst (September, Oktober, November): Die goldenen Töne
Der Herbst ist in den letzten Jahren zum heimlichen Star geworden. Das Licht ist weicher, die Farben sind der Wahnsinn und die Atmosphäre ist einfach urgemütlich.
Kurz & knapp: Preislich oft wieder etwas entspannter als im Sommer, das Wetter im September und Anfang Oktober ist oft erstaunlich stabil („Altweibersommer“), aber ab Mitte Oktober wird es wieder zum Glücksspiel. Die Verfügbarkeit wird ab Oktober spürbar besser.
Worauf ihr achten müsst: Die Tage werden schnell kürzer! Das Zeitfenster für Fotos bei Tageslicht ist klein. Das müsst ihr im Zeitplan berücksichtigen und unbedingt mit eurem Fotografen besprechen. Eine Trauung um 16 Uhr kann da schon zu spät sein. Eine reine Outdoor-Planung ist ab Oktober riskant – eine solide Schlechtwetter-Option ist hier absolute Pflicht. Und ein oft übersehener Punkt: feuchtes Laub auf Wegen. Das kann spiegelglatt sein und ist eine echte Unfallgefahr.
Winter (Dezember, Januar, Februar): Die pure Magie
Eine Winterhochzeit ist etwas ganz Besonderes. Anders, intimer und mit einem einzigartigen Zauber. Wer sich das traut, wird oft mit einer unvergesslichen Atmosphäre belohnt.

Kurz & knapp: Im Januar und Februar könnt ihr am meisten sparen! Hier sind Rabatte von 30-40% bei Locations keine Seltenheit. Das Wetter ist natürlich kalt, aber planbar (es ist eben Winter). Die Verfügbarkeit ist top, außer im Dezember.
Worauf ihr achten müsst: Die Logistik. Schnee und Eis können die Anreise für alle zur Herausforderung machen. Plant Pufferzeiten ein. Da alles drinnen stattfindet, muss die Location wirklich überzeugen und genug Platz bieten. Gutes Lichtdesign ist hier das A und O. Unterschätzt auch nicht die Nebenkosten wie Heizung für eine große Scheune oder das Personal für die Garderobe. Der Dezember ist übrigens eine Ausnahme: Durch die vielen Weihnachtsfeiern sind gute Locations oft teuer und ausgebucht.
Die harten Fakten: Wochentag, Feiertage & versteckte Terminkiller
Okay, die Jahreszeit steht grob. Aber jetzt geht’s ans Eingemachte. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen in der Hochzeitsplanung.
Welcher Wochentag darf’s denn sein?
Das ist eine Frage des Geldes und eurer Gäste.

- Samstag: Der Klassiker. Alle haben frei, aber er ist mit Abstand der teuerste und am schnellsten ausgebuchte Tag. Null Verhandlungsspielraum bei den Preisen.
- Freitag: Eine super Alternative. Die meisten nehmen sich gerne einen Brückentag. Ihr könnt bei der Location oft schon 10-20% sparen. Denkt aber an den Feierabendverkehr bei der Anreise!
- Unter der Woche (Mo-Do): Die absolute Budget-Option. Hier sind Ersparnisse von bis zu 50% bei der Miete drin. Aber: Ihr müsst mit Absagen rechnen. Das ist eher was für eine kleine Feier im engsten Kreis.
Feiertage & Schnapszahlen: Die teure Falle
Ein langes Wochenende an Pfingsten klingt erstmal super, oder? Mehr Zeit zum Feiern! Aber Vorsicht: An solchen Terminen sind die Preise auf absolutem Hauptsaison-Niveau, oft sogar noch drüber. Dasselbe gilt für die super beliebten „Schnapszahldaten“. Die Locations wissen ganz genau, dass diese Daten begehrt sind, und lassen sich das auch gut bezahlen.
Mein Rat: Wenn ihr so einen Termin wollt, müsst ihr extrem früh dran sein und das nötige Kleingeld haben. Und kommuniziert das Datum so früh wie möglich, am besten per „Save the Date“-Karte, sobald die Location steht.

Regionale Events & andere unsichtbare Feinde
Das ist ein Fehler, den ich so oft sehe. Ihr findet eure Traumlocation, aber prüft nicht, was an dem Wochenende sonst noch in der Region los ist. Ein Stadtfest, ein Marathon, ein großes Konzert oder sogar ein wichtiges Fußball-Finale (Champions League, WM/EM!) können alles ruinieren.
Die Folgen? Keine Hotelzimmer mehr frei oder nur zu Wucherpreisen. Totales Verkehrschaos bei der Anreise. Lärm von der Kirmes nebenan. Ich habe eine Braut betreut, die erst nach der Buchung gemerkt hat, dass ihre Hochzeit am Tag des Christopher Street Days stattfand. Die ganze Innenstadt war gesperrt – ein logistisches Desaster.
Quick Win für heute: Nehmt euch 5 Minuten. Googelt „Veranstaltungskalender [eure Traum-Region] [Jahr]“ und checkt euer Wunschdatum. Na, was gefunden? Dieser kleine Check kann euch unendlich viel Ärger ersparen.
Der Plan für euch: So geht ihr es Schritt für Schritt an
Alle Logik hilft nichts, wenn ihr nicht wisst, wo ihr anfangen sollt. Hier ist eine kleine, bewährte Reihenfolge:

1. Jahreszeit grob festlegen: Entscheidet euch für Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. Das grenzt die Suche schon mal enorm ein. 2. Die A-Liste checken: Schreibt eine Liste mit den 10-15 Personen, ohne die ihr auf keinen Fall heiraten wollt. Fragt diese Leute ganz locker, ob es bei ihnen in eurer Wunsch-Jahreszeit No-Go-Monate gibt (z.B. wegen Job, Urlaubssperre, Geburtsterminen). 3. Regionale Events googeln: Macht den „Quick Win“-Check von oben für eure Wunschregion. 4. Locations anfragen: Erst jetzt, mit 2-3 potenziellen Daten im Gepäck, fragt ihr bei euren Traumlocations an.
Euer Budget und eure Zeit
Die Planung braucht Zeit – nicht nur zum Organisieren, sondern auch zum Sparen. Eine gute Faustregel: Ein Termin in 12 Monaten bedeutet, dass ihr jeden Monat einen bestimmten Betrag X zur Seite legen müsst. Wählt ihr einen Termin in nur 6 Monaten, braucht ihr die doppelte Sparrate! Seid da ehrlich zu euch selbst. Nichts ist stressiger als Geldsorgen kurz vor der Hochzeit.

Wie fragt man die A-Liste am besten?
Ihr wollt ja nicht gleich alles verraten. Das nimmt die Hemmungen und den Druck. Versucht es mal so:
„Hey, wir fangen so langsam an, unsere Hochzeit für nächstes Jahr zu planen und peilen grob den [Sommer/Herbst] an. Gibt es bei euch da Monate oder Wochenenden, die aus heutiger Sicht schon komplett raus wären? Wäre superwichtig für uns, das zu wissen!“
Und was ist mit der Romantik?
Jetzt fragt ihr euch vielleicht, wo bei all der Logik die Romantik bleibt. Was ist mit dem Jahrestag oder der Glückszahl?
Meine Erfahrung sagt: Diese Daten sind ein wunderbarer Kompass. Wenn ihr zwischen zwei logistisch gleich guten Terminen schwankt, dann nehmt unbedingt den, der für euer Herz mehr Bedeutung hat! Nutzt es als Inspiration.
Aber klammert euch bitte nicht an ein Datum, das objektiv nur Nachteile hat. Eure Ehe wird nicht glücklicher, nur weil die Quersumme stimmt, ihr aber dafür auf eure Traumlocation verzichten und die Hälfte eurer Freunde ausladen müsst. Das wahre Glück an diesem Tag entsteht durch eine entspannte Atmosphäre und die Menschen, die ihr liebt. Und dafür ist eine pragmatische Planung die beste Grundlage.

Am Ende ist die Wahl des Datums ein Kompromiss. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Herz und Verstand. Und ganz ehrlich? Das ist eigentlich eine ziemlich gute erste Übung für die Ehe.
Die finale Checkliste, bevor ihr unterschreibt
Ihr habt ein oder zwei Daten in der engeren Auswahl? Perfekt! Bevor ihr den Vertrag für die Location unterschreibt, klärt diese letzten, entscheidenden Punkte:
- Gibt es an diesem Tag andere Veranstaltungen im Haus oder in der direkten Nachbarschaft? (Stichwort Lärm & Parkplätze)
- Wie genau sieht der „Schlechtwetter-Plan B“ aus und was kostet er extra?
- Gibt es saisonale Einschränkungen in der Region (z.B. Baustellen, Straßensperrungen)?
- Welche Preise gelten für DIESEN spezifischen Tag? Fragt explizit nach Aufschlägen für Samstage oder Feiertage.
- Profi-Tipp: Gibt es in der Nebensaison (z.B. November, März) spezielle Pauschalangebote, die es sonst nicht gibt? Manchmal lässt sich da richtig was rausholen.
- Checkt kurz die Hotelverfügbarkeit in der Umgebung für diesen Termin. Ein schneller Anruf bei zwei Hotels reicht.
- Fragt eure wichtigsten Dienstleister (Fotograf, Band) an, ob sie an eurem Wunschtermin noch frei sind, bevor ihr die Location fest bucht.
Nehmt euch Zeit für diese Entscheidung. Schlaft eine Nacht drüber. Wenn sich ein Datum nach all diesen Prüfungen immer noch gut und richtig anfühlt, dann habt ihr mehr als nur eine Glückszahl gefunden – dann habt ihr ein solides Fundament für einen der schönsten Tage eures Lebens gelegt.

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Wussten Sie, dass der August in Deutschland seit Jahren der beliebteste Hochzeitsmonat ist, dicht gefolgt von Juni und Juli?
Diese Statistik ist mehr als nur Smalltalk-Wissen – sie ist ein strategischer Kompass für Ihre Planung. Eine Hochzeit in diesen Monaten bedeutet, dass Sie um die begehrtesten Locations und Dienstleister mit tausenden anderen Paaren konkurrieren. Die Folge: höhere Preise und weniger Flexibilität. Wer clever plant, weicht auf die wunderschönen Monate Mai oder September aus. Sie bieten oft noch sommerliches Wetter, aber eine spürbar entspanntere Buchungssituation und schonen das Budget.

Schon mal über eine Wochentags-Hochzeit nachgedacht?
Ein Freitag ist längst kein Geheimtipp mehr, aber wie wäre es mit einem Donnerstag? Viele Locations bieten für Termine von Montag bis Donnerstag deutliche Rabatte an. Der Clou: Sie feiern mit Ihren Gästen in den Brückentag hinein und schenken ihnen so den Start in ein verlängertes Wochenende. Das funktioniert besonders gut, wenn viele Ihrer Gäste ohnehin eine weitere Anreise haben und sich Urlaub nehmen müssten. Eine charmante Geste, die den Tag noch exklusiver macht.

Die „versteckten“ Terminkiller:
- Lokale Großevents: Findet am Wunschwochenende ein Stadtfest, ein Marathon oder eine große Messe statt? Das bedeutet nicht nur Straßensperrungen, sondern auch ausgebuchte Hotels und horrende Zimmerpreise für Ihre Gäste.
- Sport-Finals: Ein Champions-League- oder WM-Finale kann selbst den treuesten Gast mental ablenken. Ein kurzer Check des Sportkalenders erspart geteilte Aufmerksamkeit.
- Ferienbeginn: Der erste Tag der Sommerferien ist für viele Familien heilig und oft lange im Voraus für den Urlaub verplant.

Das Schnapszahl-Dilemma: Ein Datum wie der 24.04.2024 ist griffig und leicht zu merken, aber Standesämter und beliebte Anbieter sind oft Jahre im Voraus ausgebucht. Viele verlangen sogar Aufpreise.
Die persönliche Alternative: Wie wäre es mit dem Datum eures Kennenlernens, dem Tag des ersten Kusses oder dem Hochzeitstag der Großeltern? Solche Daten haben eine tiefere, persönliche Magie. Sie erzählen eure individuelle Geschichte und sind meist problemlos verfügbar.
Der VIP-Faktor: Bevor ihr euch final auf ein Datum festlegt und Verträge unterschreibt, erstellt eine Liste mit den 10 Personen, die absolut dabei sein müssen. Startet eine unverbindliche Abfrage in einer privaten WhatsApp-Gruppe oder mit einer einfachen Doodle-Umfrage für eure 2-3 Favoriten-Termine. Nichts ist schmerzhafter, als wenn die Trauzeugin oder die eigenen Eltern am Traumdatum bereits einen Langstreckenflug gebucht haben.




