Vom Werkzeug zur Bratpfanne: Ein Handwerker packt aus, was zu Hause wirklich zählt
Ich stehe seit Jahrzehnten in der Werkstatt. Ich hab Holz, Metalle und Kunststoffe in den Händen, jeden Tag. Ich weiß, wie sie riechen, wie sie sich anfühlen und wie sie sich verändern. Aber das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist: Materialien „atmen“. Sie geben über die Zeit winzige Partikel an ihre Umgebung ab. In der Werkstatt ist das eine Sache der Arbeitssicherheit – wir tragen Handschuhe, Atemschutz und lüften, was das Zeug hält. Und genau diese Lektion habe ich irgendwann für mich mit nach Hause genommen.
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Denn mal ehrlich: Unser Zuhause ist doch auch eine Art Werkstatt, oder? Wir kochen, putzen, leben und atmen darin. Die Materialien um uns herum sind ständig im Einsatz. Sie berühren unsere Haut, unser Essen, die Luft. Deshalb ist es für mich nur logisch, auch hier ganz genau hinzuschauen. Es geht nicht darum, panisch zu werden, sondern darum, bewusste Entscheidungen zu treffen. Gutes, ehrliches „Werkzeug“ für den Alltag auszuwählen. Hier teile ich meine Erfahrungen – nicht als Wissenschaftler, sondern als Praktiker, der gelernt hat, worauf es ankommt.

Die Küche: Das Herzstück des Hauses (und die größten Materialfallen)
Wenn mich jemand um Rat fragt, fange ich immer in der Küche an. Hier geht’s um unsere Nahrung, unsere Gesundheit. Und genau hier lauern die größten Fehler, oft aus reiner Bequemlichkeit. Bequemlichkeit, die uns aber auf lange Sicht teuer zu stehen kommen kann.
Thema Nr. 1: Deine Pfanne – Gusseisen statt Wegwerf-Chemie
Ich sehe sie überall: diese leichten, beschichteten Pfannen. Super praktisch, nichts klebt an, kinderleicht zu reinigen. Klingt erstmal top. Das Problem ist nur, dass die meisten dieser Beschichtungen aus PTFE bestehen, einem Kunststoff. Bei normaler Hitze ist das alles recht unproblematisch. Aber wehe, die Pfanne überhitzt mal – und das passiert schneller, als man denkt. Einmal kurz abgelenkt, Herd auf der falschen Stufe, und schon können sich Dämpfe bilden, die alles andere als gesund sind. Früher hieß es, wenn der Kanarienvogel in der Küche von der Stange fällt, ist was faul. Genau diese Dämpfe sind der Grund.

Und dann sind da die Kratzer. Jeder kennt’s. Einmal mit der Gabel reingegangen, und schon ist die Schutzschicht hin. Ab da können kleine Partikel der Beschichtung direkt ins Essen gelangen. Klar, die Herstellung ist heute strenger reguliert als früher, aber wer weiß schon genau, was in älteren Modellen noch schlummert oder wie im Ausland produziert wird?
Meine Alternative dazu ist so einfach wie genial und hat sich seit Generationen bewährt.
Hier sind meine Favoriten, die ein Leben lang halten:
- Gusseisenpfannen: Ja, sie sind schwer. Und ja, sie brauchen ein bisschen Liebe. Aber hey, meine Großmutter hatte eine, mit der kocht heute noch mein Sohn. Richtig gepflegt, entwickelt sie eine eigene, natürliche Antihaft-Schicht, die sogenannte Patina. Zum Reinigen nimmst du nur heißes Wasser und eine Bürste – Spülmittel ist der Feind der Patina! Danach trocknest du sie gut ab, reibst sie mit einem Tropfen Öl ein, und fertig. Eine gute Gusseisenpfanne bekommst du im Fachhandel oder online für etwa 40 bis 80 Euro. Das ist eine Investition, die du nur einmal im Leben tätigst.
- Stahlpfannen (oft Kohlenstoffstahl): Die leichtere Alternative zu Gusseisen, sehr beliebt in Profiküchen. Sie müssen ebenfalls eingebrannt werden und mögen kein Spülmittel. Perfekt, um ein Steak scharf anzubraten.
- Edelstahl: Absolut robust, spülmaschinenfest und gibt garantiert nichts ans Essen ab. Hier brauchst du anfangs etwas mehr Fett und ein Gefühl für die richtige Temperatur, damit nichts anhaftet. Aber für Saucen, Eintöpfe und Gekochtes gibt es nichts Besseres.
Kleiner Tipp für Anfänger: Das Einbrennen einer Gusseisen- oder Stahlpfanne ist kein Hexenwerk. Einfach die neue Pfanne gründlich mit Wasser reinigen, abtrocknen, dann ganz dünn mit einem hocherhitzbaren Öl (z. B. Raps- oder Sonnenblumenöl) einreiben und für etwa eine Stunde bei hoher Temperatur kopfüber in den Backofen stellen. Das wiederholst du ein paar Mal, und schon baust du eine super Patina auf.

Achtung, ein typischer Fehler: Eine glühend heiße Gusseisenpfanne niemals unter kaltes Wasser halten! Der Temperaturschock kann das Material springen lassen. Immer erst abkühlen lassen.
Aufbewahrung: Warum Glas der unbesungene Held ist
Plastikdosen sind praktisch, keine Frage. Aber viele günstige Behälter dünsten mit der Zeit Weichmacher (Phthalate) oder andere Stoffe wie BPA aus, besonders wenn du fettige oder säurehaltige Speisen darin lagerst oder sie gar in der Mikrowelle erhitzt. Das sind langsame Prozesse, die man nicht sieht, aber sie passieren.
Bei uns zu Hause sieht das so aus:
- Glasbehälter: Alte Einmachgläser, Glasschüsseln mit Deckel – Glas ist inert. Das ist Chemiker-Sprache für: Es reagiert mit nichts und gibt nichts ab. Außerdem nimmt es keine Gerüche an und du siehst immer, was drin ist.
- Edelstahldosen: Unzerbrechlich, leicht und perfekt für das Pausenbrot oder Reste für unterwegs. Kosten vielleicht 15 bis 25 Euro pro Stück, halten aber ewig.
- Bienenwachstücher: Statt Frischhaltefolie eine geniale, alte Technik. Damit decken wir Schüsseln ab oder wickeln angeschnittenes Gemüse ein. Gut zu wissen: Zum Reinigen einfach mit kaltem Wasser und eventuell etwas milder Seife abwischen. Heißes Wasser würde das Wachs schmelzen.
Wenn es doch mal Plastik sein muss, schau auf den Boden. Die Recycling-Codes 2 (HDPE), 4 (LDPE) und 5 (PP) sind in der Regel die bessere Wahl. Meiden würde ich alles mit 3 (PVC) und 7 (oft Polycarbonat).

Das Badezimmer: Weniger Chemie auf der Haut
Unsere Haut ist unser größtes Organ und sie ist durchlässig. Was wir draufschmieren, kann im Körper landen. Im Job schütze ich meine Hände mit aller Macht vor Chemikalien. Warum sollte ich sie mir zu Hause freiwillig auf die Haut reiben?
Wir haben bei uns vieles radikal vereinfacht. Statt auf Produkte mit Zutatenlisten, die sich wie ein Chemiebaukasten lesen, setzen wir auf ein paar Basics. Schau mal nach Naturkosmetik-Siegeln, die garantieren, dass bestimmte kritische Stoffe wie Parabene oder Silikone draußen bleiben.
Unsere Grundausstattung passt in einen kleinen Beutel:
- Eine gute Pflanzenölseife: Ersetzt bei uns Duschgel und Handseife aus dem Plastikspender. Ist rückfettend und super ergiebig.
- Hochwertige Öle: Mandel- oder Jojobaöl für die Hautpflege nach dem Duschen. Pur, ohne Schnickschnack.
- Deocreme: Gibt es mittlerweile überall, oft auf Basis von Natron und Sheabutter. Funktioniert erstaunlich gut und kommt ohne Aluminiumsalze aus.
Ganz ehrlich, oft ist die einfachste Lösung die beste. Und bei Parfüm und Nagellack werde ich noch deutlicher: Nagellack ist im Grunde Autolack in klein. Die Dämpfe beim Auftragen sagen schon alles. Wenn schon, dann bitte nur in einem sehr gut gelüfteten Raum.

Der Hausputz: Sauberkeit ohne die Giftkeule
Ein Zuhause muss sauber sein, aber nicht steril. Der Geruch von scharfen Reinigern bedeutet für mich nicht Frische, sondern eine unnötige Belastung der Raumluft. Ich hab mal einen Lehrling fast aus der Werkstatt geworfen, weil er zwei Reiniger gemischt hat und nicht wusste, dass dabei giftiges Chlorgas entstehen kann. Zu Hause ist das nicht anders.
Für 95 % aller Putz-Probleme reichen fünf einfache Hausmittel. Die sind spottbillig, umweltschonend und du weißt genau, was drin ist.
Mein persönlicher Putzschrank:
- Essigessenz: Der König gegen Kalk. Mein Rezept für den Badreiniger: 1 Teil Essigessenz mit 4 Teilen Wasser in eine Sprühflasche füllen. Perfekt für Armaturen und Duschwände. Aber Achtung! Ein teurer Fehler, den viele machen: Niemals auf Naturstein wie Marmor oder auf Silikonfugen sprühen! Die Säure frisst das Material an.
- Natron: Das Allzweck-Wunder. Löst Fett und neutralisiert Gerüche. Fürs Backblech: Eine dicke Paste aus Natron und Wasser anrühren, auftragen, einwirken lassen und abschrubben.
- Zitronensäure: Die Alternative zu Essig, wenn dich der Geruch stört. Wirkt genauso gut gegen Kalk.
- Kernseife: Ein unschlagbarer Fettlöser. Für den Allzweckreiniger: Ein paar Flocken von der Seife raspeln und in warmem Wasser auflösen, bis die Flüssigkeit leicht milchig ist.
- Waschsoda: Die „scharfe“ Schwester von Natron. Extrem gut gegen Fett und Angebranntes in Töpfen. Unbedingt Handschuhe tragen, da es die Haut reizt.

Kleidung: Was wir auf unserer Haut tragen
Billige Kleidung aus reiner Synthetik fühlt sich für mich immer irgendwie „tot“ an. Sie knistert, man schwitzt schnell und sie müffelt sofort. Das Problem ist aber, dass bei der Herstellung konventioneller Textilien oft ein ganzer Chemiecocktail zum Einsatz kommt – von Pestiziden beim Baumwollanbau bis zu Formaldehyd für den knitterfreien Transport. Das ist der stechende Geruch, den neue Billig-Klamotten oft haben. Ein kleiner Tipp: Neue Kleidung immer vor dem ersten Tragen waschen, das spült schon mal einen Teil der Rückstände raus.
Mein alter Lehrmeister sagte immer: „Wer billig kauft, kauft zweimal.“ Das gilt für Werkzeug genauso wie für Kleidung. Ich setze auf Naturfasern wie Bio-Baumwolle, Leinen oder Wolle. Die atmen, fühlen sich gut an und halten ewig. Achte auf Siegel wie GOTS oder Oeko-Tex, die geben dir eine gewisse Sicherheit, dass die Textilien auf Schadstoffe geprüft wurden.
Ein letzter Gedanke vom Praktiker
Puh, das klingt jetzt vielleicht nach viel. Aber du musst ja nicht dein ganzes Leben auf einmal umkrempeln. Fang klein an. Wenn die alte beschichtete Pfanne zerkratzt ist, ersetze sie durch eine gute Eisenpfanne. Wenn der Badreiniger leer ist, probier die Essig-Mischung aus.

Dein Projekt für diese Woche, wenn du magst: Misch dir den Essigreiniger. Das dauert zwei Minuten, kostet vielleicht 50 Cent und du hast sofort ein Erfolgserlebnis!
Am Ende geht es um eine Haltung. Darum, Verantwortung zu übernehmen – für dich und dein Zuhause. Mit der Zeit entwickelst du einen Blick für Qualität und ein gesundes Misstrauen gegenüber lauten Werbeversprechen. Denn gute Materialien sind ehrlich. Sie sind robust, langlebig und tun, was sie sollen, ohne uns im Verborgenen zu schaden. Und das ist doch eine verdammt gute Grundlage für ein gesundes Leben.
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Die Luft in Innenräumen ist laut der US-Umweltschutzbehörde EPA oft zwei- bis fünfmal stärker mit Schadstoffen belastet als die Außenluft.
Das klingt erstmal erschreckend, ist aber die logische Folge dessen, was der Handwerker in uns längst ahnt: Lacke auf Möbeln, Weichmacher in Kunststoffen, Duftstoffe in Reinigern – all das „gast“ langsam aus und sammelt sich in unseren Wohnräumen. Die einfachste Gegenmaßnahme? Regelmäßiges, kräftiges Stoßlüften. Es ist das Äquivalent zum Abzug in der Werkstatt und sorgt für einen schnellen, effektiven Luftaustausch.

Muss es für jeden Fleck wirklich eine andere bunte Flasche aus dem Supermarkt sein?
Absolut nicht. Oft sind die einfachsten Mittel die effektivsten und schonen nicht nur die Umwelt und den Geldbeutel, sondern auch die eigene Gesundheit. Drei alte Hausmittel können fast eine ganze Putzmittelsammlung ersetzen: Essigessenz, Natron und Zitronensäure. Ein Paradebeispiel ist der Wasserkocher: Anstatt zu aggressiven Entkalkern zu greifen, einfach einen Schuss Essigessenz oder einen Löffel Zitronensäurepulver mit Wasser aufkochen, kurz einwirken lassen, ausspülen – fertig. Das Ergebnis ist blitzblank, ganz ohne chemische Dämpfe in der Küche.

Der versteckte Hinweis auf dem Etikett: Achten Sie bei Textilien, die direkt auf der Haut liegen – von Bettwäsche über Handtücher bis hin zu Unterwäsche – auf das Siegel „Standard 100 by Oeko-Tex“. Es ist keine Bio-Zertifizierung, aber es garantiert, dass das Produkt auf über 100 Schadstoffe geprüft wurde und gesundheitlich unbedenklich ist. Ein kleines, aber wichtiges Detail für ein gutes Gefühl im Alltag.

- Sie entwickelt mit der Zeit eine eigene, natürliche Antihaft-Beschichtung (Patina).
- Sie ist extrem hitzebeständig und speichert die Wärme wie keine andere.
- Sie hält bei richtiger Pflege buchstäblich ein Leben lang – und wird oft sogar vererbt.
Das Geheimnis hinter der unverwüstlichen Gusseisenpfanne, vor der viele zurückschrecken? Das simple „Einbrennen“. Nichts weiter als das Einreiben mit einem hocherhitzbaren Öl (wie Raps- oder Traubenkernöl) und das anschließende Erhitzen, bis eine schwarze, widerstandsfähige Schicht entsteht. Das ist alles. Marken wie Lodge machen es seit über einem Jahrhundert vor.

In der Werkstatt ist Holz mein treuester Begleiter, und in der Küche ist es nicht anders. Gerade bei Schneidebrettern zeigt das Material seine wahre Stärke, weit über die rustikale Optik hinaus.
- Natürlich antibakteriell: Hölzer wie Eiche oder Buche enthalten Gerbsäuren, die Keime auf natürliche Weise reduzieren. Plastikbretter hingegen bekommen mit jedem Schnitt feine Rillen, in denen sich Bakterien festsetzen.
- Klingenschonend: Ein gutes Holzbrett gibt unter der Messerklinge leicht nach und schont so die Schärfe.
- Pflegeleicht, wenn man weiß wie: Nach Gebrauch heiß abspülen, trocknen lassen und gelegentlich mit einem neutralen Öl, wie Lein- oder Walnussöl, einreiben.
Glasbehälter: Der Champion der Reinheit. Glas ist inert, das heißt, es gibt absolut nichts an Lebensmittel ab und nimmt keine Gerüche oder Verfärbungen an. Perfekt für Reste oder Tomatensauce. Marken wie Weck oder Mason Jar sind hier die unverwüstlichen Klassiker.
Edelstahldosen: Der robuste Alleskönner. Leicht, unzerbrechlich und ebenfalls geschmacksneutral. Ideal für die Lunchbox oder zum Einfrieren. Eine langlebige Alternative, wie sie etwa von Klean Kanteen angeboten wird.




