Battenberg-Kuchen: Dein Guide zum perfekten Schachbrettmuster
Ganz ehrlich, es gibt Kuchen, die sehen einfach nach purer Backkunst aus. Der Battenberg gehört definitiv dazu. Dieses perfekte kleine Schachbrettmuster, umhüllt von feinstem Marzipan … da trauen sich viele gar nicht erst ran. Aber ich sag dir was: Das schaffst du auch! Dieser Kuchen ist weniger Hexerei als vielmehr eine tolle Übung in Sachen Genauigkeit. Er verzeiht zwar keine Schlamperei, aber wenn du die einzelnen Schritte kennst, ist das Ergebnis jeden Handgriff wert.
Inhaltsverzeichnis
Vergiss die Vorstellung, das sei nur was für Profis. Ich zeige dir hier nicht nur ein Rezept, sondern die Logik dahinter. Wir schauen uns an, warum der Teig so sein muss, wie er ist, und wie du mit ein paar Tricks saubere Kanten hinbekommst, die jeden beeindrucken werden.
Was du wissen solltest, bevor du loslegst: Zeit & Kosten
Fairerweise muss man sagen: Das ist kein 30-Minuten-Kuchen. Plane für das ganze Projekt mal locker vier Stunden ein. Das klingt erstmal viel, aber keine Sorge, das meiste davon ist passive Wartezeit, in der der Kuchen abkühlt. Hier mal eine grobe Aufteilung:

- Teig & Backen: ca. 60 Minuten
- Komplett auskühlen lassen: Das ist super wichtig, plane mindestens 90 Minuten ein!
- Zuschneiden & Zusammensetzen: ca. 30 Minuten konzentrierte Arbeit
- Kühlen vor dem Servieren: mindestens 60 Minuten
Und die Kosten? Je nachdem, wo du einkaufst und welche Qualität du wählst, landest du am Ende bei ungefähr 15 bis 20 Euro für alle Zutaten. Die Investition in gutes Marzipan und Mandelmehl lohnt sich aber geschmacklich absolut.
Das Herzstück: Ein Rührteig, der alles kann
Alles fängt mit einem richtig guten Rührteig an, in der Fachsprache auch Sandmasse genannt. Der ist das Fundament für die Stabilität und Saftigkeit deines Kuchens. Das Geheimnis ist eine gute Emulsion – wir überreden also Fett und Wasser, Freunde zu werden, obwohl sie das von Natur aus nicht wollen.
Der Schlüssel dazu? Die richtige Temperatur. Deine Butter muss zimmerwarm sein, also so um die 18-20 °C. Zu kalt, und sie verbindet sich nicht richtig mit dem Zucker. Zu warm, und die ganze Masse bricht auseinander, wird grießlig und der Kuchen später fettig. Stell dir das wie bei einer guten Mayonnaise vor.

Übrigens, der Zucker liefert nicht nur Süße. Seine Kristalle wirken wie kleine Schleifpartikel, die beim Rühren Luft in die Butter schlagen. Das gibt Volumen! Und das Backpulver ist sozusagen die Versicherung, die dem Teig im Ofen den letzten Auftrieb verpasst.
Die Zutaten: Hier solltest du nicht sparen
Gute Zutaten sind die halbe Miete, das ist in der Backstube nicht anders als in der Sterneküche.
- Butter: Nimm echte deutsche Markenbutter mit 82 % Fett. Margarine hat einen anderen Wassergehalt und Schmelzpunkt – das verändert die Textur und ganz ehrlich, den feinen Buttergeschmack kann nichts ersetzen.
- Zucker: Feiner Streuzucker ist perfekt, weil er sich schnell auflöst. Normaler Haushaltszucker geht auch, braucht nur ein bisschen länger Geduld beim Aufschlagen.
- Eier: Ob M oder L ist nicht kriegsentscheidend, wichtiger ist: Sie müssen ebenfalls Zimmertemperatur haben! Kalte Eier sind der Feind deiner Emulsion. Kleiner Tipp: Wenn du’s vergessen hast, leg die Eier einfach für 10 Minuten in lauwarmes Wasser.
- Mehl: Weizenmehl Type 405 ist dein Freund. Es hat wenig Gluten und macht den Kuchen superzart. Sieb es am besten immer zusammen mit dem Backpulver, damit sich alles perfekt verteilt.
- Mandelmehl: Achte darauf, dass du fein gemahlene, blanchierte Mandeln kaufst. Auf keinen Fall das entölte Mandelmehl, das oft zum Low-Carb-Backen angeboten wird! Das ist super trocken und ruiniert dir die Saftigkeit. Rechne hier mit 3-5 Euro pro 100g.

Die richtige Technik: Rühren will gelernt sein
Die Reihenfolge ist hier kein Zufall, sondern pure Physik. Halte dich einfach dran, dann kann nichts schiefgehen.
1. Butter & Zucker cremig schlagen: Das ist der wichtigste Schritt für die Luftigkeit. Gib der zimmerwarmen Butter und dem Zucker gute 5 bis 8 Minuten auf mittlerer Stufe. Die Masse sollte am Ende fast weiß und richtig fluffig sein.
2. Eier einzeln dazu: Jetzt kommt der Geduldsteil. Gib jedes Ei einzeln dazu und rühre es für etwa 30-45 Sekunden unter, bis es komplett aufgenommen ist. Erst dann folgt das nächste. So stabilisierst du die Emulsion Schritt für Schritt.
3. Mehlmischung nur unterheben: Sobald die trockenen Zutaten dazukommen, wird nicht mehr wild gerührt. Hebe die Mehlmischung nur ganz kurz unter, bis gerade so keine Mehlinseln mehr zu sehen sind. Zu langes Rühren macht den Kuchen zäh.
Erste Hilfe: Ist der Teig doch mal geronnen? Keine Panik! Gib einfach einen Esslöffel deiner Mehlmischung dazu und rühre kurz. Das Mehl hilft, die Verbindung wiederherzustellen.

Farbe ins Spiel bringen
Das Schachbrett lebt natürlich von den klaren Farben. Traditionell sind das Gelb und Rosa. Der helle Teig ist von Natur aus schon leicht gelblich. Für das Rosa nehmen Profis meist hochwertige Lebensmittelfarbpasten oder -gele. Die sind super ergiebig und geschmacksneutral.
Gut zu wissen: Eine winzige Menge, die auf die Spitze eines Zahnstochers passt, reicht oft schon aus! Du findest solche Farben im Backfachhandel oder online – sie sind um Längen besser als die flüssigen aus dem Supermarkt. Rühre die Farbe einfach in die eine Teighälfte ein.
Als moderne Variante kannst du die zweite Hälfte auch mit 15-20 Gramm gutem Kakaopulver färben. Aber Achtung: Kakao bindet Flüssigkeit. Gib dann unbedingt noch einen Esslöffel Milch zum Kakaoteig, damit beide Teige am Ende die gleiche Konsistenz haben.
Das Backen: Auf dem Weg zu geraden Blöcken
Spezielle Battenberg-Backformen mit Trennstegen sind praktisch, aber absolut kein Muss. Du kannst dir ganz einfach selbst helfen: Nimm eine eckige Form (z.B. 20×20 cm) und bastle dir aus doppelt gefalteter Pappe, die du fest in Backpapier einschlägst, einen Trennsteg. Stell sicher, dass der Streifen fest am Boden anliegt, damit die Teige nicht untereinander durchlaufen!

Fülle die beiden Teige dann getrennt voneinander ein und streiche die Oberfläche glatt. Gebacken wird bei 175 °C Ober-/Unterhitze für etwa 25-30 Minuten. Umluft ist hier nicht ideal, sie trocknet den feinen Teig eher aus.
Wölbt sich der Kuchen beim Backen etwas nach oben? Kein Stress, das ist normal. Lass ihn komplett auskühlen und schneide die kleine Kuppel dann einfach mit einem langen, scharfen Messer gerade ab. Problem gelöst.
Der Zusammenbau: Jetzt wird’s präzise
Wenn der Kuchen komplett ausgekühlt ist, kommt der spannendste Teil. Hier entsteht das Muster. Zuerst schneiden wir die unebene Backhaut an allen Seiten der beiden Kuchenplatten ab. Das nennt man „parieren“.
Ziel ist es, zwei perfekt quaderförmige Blöcke mit scharfen Kanten zu haben. Schneide nun jeden Farbblock der Länge nach nochmal genau in der Mitte durch. Jetzt hast du vier lange Stangen: zwei helle, zwei gefärbte. Für das perfekte Muster sollten alle vier Stangen exakt die gleichen Maße haben. Ein gutes Ziel ist ein Querschnitt von ca. 4 x 4 cm.

Die Abschnitte wirfst du natürlich nicht weg! Die sind super für Cake Pops oder ein leckeres Schichtdessert.
Der Kleber: Heiße Aprikosenkonfitüre
Als „Kleber“ für die Stangen und das Marzipan nehmen wir heiße Aprikosenkonfitüre. Erwärme dafür etwa 150 g Konfitüre mit einem Löffel Wasser, lass sie kurz aufkochen und streiche sie dann durch ein feines Sieb. So bekommst du ein glattes Gelee ohne Fruchtstücke.
Bestreiche die Längsseiten der Stangen dünn damit und setze sie zum Schachbrettmuster zusammen. Also immer abwechselnd hell und dunkel. Drücke alles leicht an. Zum Schluss wird der ganze Block von außen dünn eingestrichen. Das isoliert den Kuchen und sorgt dafür, dass die Marzipandecke perfekt haftet.
Die Marzipanhülle: Der krönende Abschluss
Hier macht die Qualität den Unterschied. Ich empfehle dir, hochwertige Marzipan-Rohmasse zu kaufen, zum Beispiel Lübecker Marzipan. Die kostet im Supermarkt vielleicht 4-6 Euro für 250 g, hat aber ein unvergleichliches Mandelaroma. Um sie ausrollbar zu machen, verknetest du sie mit etwas Puderzucker.

Rolle die Marzipanmasse auf einer dünn mit Puderzucker bestäubten Fläche aus – niemals Mehl nehmen! Das Rechteck sollte groß genug sein, um den ganzen Kuchenblock einzuschlagen. Eine Dicke von 2-3 mm ist ideal.
Wickle den Kuchen nun straff ein und lege ihn auf die Nahtstelle. Schneide überstehendes Marzipan sauber ab. Falls das Marzipan beim Ausrollen reißt: Keine Panik. Kleine Risse kannst du oft mit den Fingern und etwas Puderzucker wieder ‚verarzten‘. Ist es ein größeres Malheur, knete es einfach nochmal zusammen und rolle es neu aus.
Für den klassischen Look ziehst du zum Schluss die Zinken einer Gabel in leichten Wellen über die Oberfläche.
Der letzte Schliff und die Lagerung
Bevor du den Kuchen anschneidest, sollte er mindestens eine Stunde im Kühlschrank ruhen. So wird alles fest und stabil. Zum Schneiden nimmst du ein langes, dünnes Messer, das du vor jedem Schnitt kurz in heißes Wasser tauchst und abtrocknest. Das garantiert super saubere Kanten.

Und die Aufbewahrung? Bitte nicht dauerhaft im Kühlschrank! Dort neigt das Marzipan dazu, Feuchtigkeit zu ziehen und wird klebrig. Am besten hält sich der Kuchen 3-4 Tage in einer gut schließenden Dose bei kühler Raumtemperatur.
Das Rezept auf einen Blick
Hier nochmal alles zusammengefasst, was du brauchst und wie du vorgehst.
Zutaten (für eine Form ca. 20×20 cm):
- 175 g weiche Markenbutter
- 175 g feiner Backzucker
- 3 Eier (Größe M), zimmerwarm
- 140 g Weizenmehl (Type 405)
- 35 g gemahlene, blanchierte Mandeln (kein entöltes Mehl!)
- 1 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- Rote Lebensmittelfarbe (Paste oder Gel)
Für die Hülle:
- 150 g Aprikosenkonfitüre
- 1 EL Wasser
- 250 g hochwertige Marzipan-Rohmasse
- ca. 80 g gesiebter Puderzucker
Anleitung:
- Vorbereiten: Ofen auf 175 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Form (20×20 cm) fetten, mit Backpapier auslegen und den DIY-Trennsteg einsetzen.
- Teig rühren: Butter und Zucker 5-8 Minuten weiß-cremig schlagen. Eier einzeln je 30-45 Sekunden unterrühren. Mehl, Mandeln, Backpulver und Salz mischen, sieben und nur ganz kurz unterheben.
- Färben & Backen: Teig halbieren, eine Hälfte rot einfärben. Teige getrennt in die Form füllen, glatt streichen und ca. 25-30 Minuten backen (Stäbchenprobe).
- Auskühlen & Zuschneiden: Kuchen komplett auskühlen lassen. Kanten begradigen und in vier gleich große Stangen schneiden (z.B. 4×4 cm Querschnitt).
- Zusammensetzen: Konfitüre mit Wasser aufkochen und durchsieben. Stangen damit bestreichen und zum Schachbrett zusammensetzen. Den ganzen Block von außen einstreichen.
- Einkleiden: Marzipan mit Puderzucker verkneten und passend ausrollen. Den Kuchen damit straff umwickeln, Kanten säubern.
- Kühlen & Servieren: Mindestens 1 Stunde kühlen, dann mit einem heißen Messer in Scheiben schneiden.
Und das war’s! Es ist ein Projekt, ja. Aber eines, das unglaublich viel Spaß macht und am Ende mit einem Ergebnis belohnt wird, auf das du wirklich stolz sein kannst. Viel Freude beim Backen!

Bildergalerie


Wussten Sie schon? Der Battenberg-Kuchen wurde 1884 zu Ehren der Hochzeit von Prinzessin Victoria, einer Enkelin von Königin Victoria, mit Prinz Ludwig von Battenberg kreiert. Die vier Quadrate sollen die vier Battenberg-Prinzen symbolisieren.

Wie erziele ich die absolut perfekten, messerscharfen Kanten?
Das Geheimnis liegt in der Vorbereitung und dem richtigen Werkzeug. Nachdem die Kuchenböden vollständig ausgekühlt sind, wickeln Sie sie in Frischhaltefolie und kühlen sie für mindestens 30 Minuten im Kühlschrank. Diese Festigkeit verhindert, dass der Teig beim Schneiden krümelt. Verwenden Sie ein langes, scharfes Messer (ein Brotmesser funktioniert gut) und ein Lineal. Für jeden Schnitt das Messer in heißes Wasser tauchen und abtrocknen – so gleitet es sauber durch den Teig und hinterlässt makellose Flächen.

Der feine Unterschied beim Marzipan: Nicht jedes Marzipan ist gleich. Für den Battenberg lohnt sich der Griff zu einer hochwertigeren Variante.
Lübecker Marzipan: Geschützt und mit einem Rohmassenanteil von mindestens 70% Mandeln, bietet es einen intensiven, nussigen Geschmack und ist weniger süß. Marken wie Niederegger sind hier der Goldstandard.
Standard-Marzipan: Oft mit einem höheren Zuckeranteil (bis zu 50%), ist es süßer und manchmal weniger geschmeidig in der Verarbeitung. Ideal für den preisbewussten Bäcker, aber mit Kompromissen im Geschmack.

Die klassische rosa-gelbe Farbkombination ist ein Muss, aber die Aromen lassen Raum für Kreativität. Statt einfacher Lebensmittelfarbe können Sie natürliche Pulver verwenden, die auch Geschmack beisteuern. Ein Teelöffel gefriergetrocknetes Himbeerpulver verleiht dem rosa Teig eine fruchtige Note und eine zarte Farbe. Für eine erdige, schokoladige Variante ersetzen Sie einen Esslöffel Mehl durch hochwertiges Kakaopulver in der dunklen Teighälfte. Das Ergebnis ist ein Kuchen, der nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich überrascht.

- Pistazie & Rose
- Matcha & weiße Schokolade
- Kaffee & Walnuss
- Lavendel & Zitrone
Das Geheimnis kühner Geschmackskombinationen? Verwenden Sie konzentrierte Pasten oder feine Pulver statt flüssiger Aromen. So bleibt die empfindliche Balance des Rührteigs erhalten und Ihr Schachbrettmuster stabil.

Wichtiger Punkt: Die „Klebekraft“ der Aprikosenmarmelade ist entscheidend. Eine zu flüssige Marmelade weicht den Kuchen auf und lässt die Quadrate verrutschen. Erhitzen Sie die Marmelade kurz und passieren Sie sie durch ein feines Sieb, um alle Fruchtstücke zu entfernen. Diese als „Aprikotur“ bekannte Glasur wird beim Abkühlen leicht dickflüssig und bietet den perfekten Halt, ohne die präzisen Linien Ihres Musters zu verwischen. Tragen Sie sie mit einem Pinsel nur dünn auf die Kontaktflächen auf.
„Laut einer Umfrage der britischen Supermarktkette Tesco aus dem Jahr 2022 gehört der Battenberg-Kuchen zu den Top 10 der beliebtesten ‚Retro-Kuchen‘, die ein Comeback erleben.“
Was bedeutet das für Sie? Sie backen nicht nur einen Kuchen, sondern ein Stück kulinarische Nostalgie. Der Battenberg weckt Erinnerungen an die klassische britische „Teatime“ und beweist, dass handwerkliche Präzision und zeitloser Geschmack immer im Trend liegen. Ihr Werk ist also nicht nur lecker, sondern auch ein echter Gesprächsstarter.




