Skandi-Möbel verstehen: Ein Tischler packt aus – Worauf es bei Holz & Qualität wirklich ankommt
Ich bin Tischlermeister, und das schon eine ganze Weile. Holz ist mein Leben. In meiner Werkstatt hatte ich schon alles unter den Fingern: schwere, deutsche Eichenschränke, verspielte Stilmöbel und eben auch dieses leichte, fast schon filigrane skandinavische Design. Ehrlich gesagt, am Anfang meiner Karriere war ich skeptisch. Diese Stühle und Tische wirkten so zart im Vergleich zu dem, was ich als „solide Wertarbeit“ kannte.
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Und dann kam der Wendepunkt. Ich bekam einen alten, dänischen Designklassiker zur Reparatur auf die Werkbank. Und plötzlich verstand ich. Ich sah die Perfektion in den Holzverbindungen, spürte die unglaubliche Balance des Stuhls und roch das wunderbar gepflegte Holz. Das hier war keine billige Massenware, sondern Handwerkskunst auf einem ganz anderen Level, nur eben mit einer anderen Formensprache.
Für mich ist skandinavisches Design kein kurzlebiger Trend. Es ist eine Haltung: Respekt vor dem Material, absolute Funktionalität und eine ehrliche, schnörkellose Schönheit. In diesem Artikel nehme ich dich mit in meine Welt und zeige dir, worauf es wirklich ankommt – ganz ohne Hochglanz-Gerede, direkt von der Werkbank.
Das Herzstück: Warum die Holzauswahl alles entscheidet
Alles fängt beim Holz an. Im Norden Europas, mit seinen langen, kalten Wintern und kurzen Sommern, wachsen die Bäume langsamer. Das Ergebnis ist ein Holz mit oft engeren Jahresringen, was sich direkt auf seine Eigenschaften und Optik auswirkt.
Die hellen Hölzer des Nordens: Ein Hauch von Licht
Klar, skandinavische Möbel sind meistens hell. Das ist kein Zufall. In den langen, dunklen Wintern wollte man einfach so viel Licht wie möglich in die Räume holen. Helles Holz reflektiert das Licht und sorgt für eine freundliche, offene Atmosphäre.
- Birke: Ein sehr helles, fast weißliches Holz mit einer feinen, ruhigen Maserung. Es ist super zäh und elastisch. Deshalb ist es perfekt für die Herstellung von Formsperrholz, mit dem man diese tollen geschwungenen Formen hinbekommt. Für eine Tischplatte, auf der jeden Tag gelebt wird, ist sie aber fast schon zu weich.
- Esche: Ein Stück robuster und härter als Birke. Die Maserung ist lebhafter, erinnert ein bisschen an Eiche, ist aber heller. Eschenholz ist extrem biegsam und splittert kaum. Deswegen findest du es oft bei Stuhlbeinen und Gestellen, die richtig was aushalten müssen.
- Kiefer: Der Klassiker für ländliche, traditionelle Skandi-Möbel. Kiefer ist weich, relativ günstig und leicht zu bearbeiten. Ihre Maserung ist sehr lebhaft mit vielen Ästen. Achtung: Kiefer dunkelt mit der Zeit stark nach und bekommt einen warmen Honigton. Durch die weiche Struktur ist sie allerdings anfällig für Dellen und Kratzer – also eher nichts für den wilden Familienalltag.
- Eiche: Ja, auch im Norden gibt es Eiche, und sie wird oft für die hochwertigsten Stücke verwendet, besonders im dänischen Design. Eiche ist hart, schwer und quasi unkaputtbar. Ihre markante Maserung verleiht Möbeln einen starken Charakter. Oft wird sie geseift oder geölt, um die helle Farbe zu bewahren.
Warum dein neuer Tisch sich verziehen könnte: Das Geheimnis der Holztrocknung
Ein Lehrling hat mich mal gefragt, warum wir nicht einfach einen Baum fällen und sofort Möbel draus bauen. Die Antwort ist simpel: Holz lebt. Auch nach dem Fällen ist es voller Wasser. Wenn dieses Wasser unkontrolliert entweicht, verzieht sich das Holz, es reißt und wird unbrauchbar. Profis trocknen das Holz daher in speziellen Kammern langsam und kontrolliert auf eine Restfeuchtigkeit von etwa 8–10 %. Das ist das Klima, das in unseren Wohnräumen herrscht.
Billighersteller sparen hier oft. Das Ergebnis? Möbel, die sich nach dem ersten Winter in der warmen Wohnung verziehen. Ich hatte mal einen Tisch auf der Werkbank, der eine fast einen Zentimeter breite Fuge in der Mitte der Platte hatte. Ein klassischer Fall von zu schnell getrocknetem Holz. Das kannst du als Kunde natürlich nicht nachmessen, aber es ist eines dieser unsichtbaren Qualitätsmerkmale, die den Preisunterschied oft rechtfertigen.
Ein Blick in die Werkstatt: So erkennst du echte Qualität
Ein Möbel ist nur so gut wie seine schwächste Verbindung. Die Konstruktion verrät dem Profi alles. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Die Verbindungen: Was ein Möbelstück wirklich zusammenhält
Wenn ich ein Möbelstück beurteilen soll, drehe ich es als Erstes um. An der Unterseite wird nichts versteckt. Bei hochwertigen Stücken, besonders bei den Klassikern aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, findest du oft traditionelle Holzverbindungen wie Zapfenverbindungen für Tisch- und Stuhlbeine oder die berühmte Schwalbenschwanzzinkung bei Schubladen. Diese trapezförmigen Zinken sind extrem stabil und ein klares Zeichen für Handwerkskunst.
Billige Schubladen? Oft nur getackert oder mit simplen Dübeln verbunden. Das wackelt schnell. Sichtbare Schrauben sind meist auch ein Zeichen für eine günstigere Produktion – es sei denn, sie sind bewusst als Designelement eingesetzt, wie bei manchen Regalsystemen.
Die Oberfläche: Fühlen, was man kauft
Die Oberfläche schützt nicht nur das Holz, sie entscheidet, wie sich ein Möbel anfühlt. Und wie pflegeintensiv es ist. Hier dein Spickzettel für die richtige Wahl:
- Geseift: Die traditionellste Methode, besonders bei Eiche. Das Holz wird mit Seifenlauge behandelt, bleibt offenporig und kann atmen. Die Haptik ist einzigartig samtig und natürlich. Aber Achtung: Die Oberfläche ist empfindlich. Rotwein oder Fett ziehen sofort ein. Perfekt für Puristen, die mit Untersetzern leben können.
- Geölt: Mein persönlicher Favorit. Öl feuert die Maserung an und schützt das Holz von innen. Die Oberfläche fühlt sich immer noch sehr natürlich an und ist widerstandsfähiger als eine geseifte. Ideal für den normalen Alltag, braucht aber etwas Liebe.
- Lackiert: Die robusteste Variante. Lack bildet eine geschlossene Schicht, die super pflegeleicht ist. Feucht abwischen, fertig. Der Nachteil: Du fühlst das Holz nicht mehr, es wirkt kälter, fast wie Kunststoff. Und Kratzer kann nur der Profi reparieren.
Die Entscheidungshilfe für dich: Hast du kleine Kinder oder liebst Rotwein-Abende ohne Stress? Dann ist eine lackierte oder gut geölte Oberfläche die sicherste Wahl. Bist du ein Ästhet und liebst die pure Haptik von Holz, und Disziplin mit Untersetzern ist kein Problem? Dann wirst du eine geseifte Oberfläche lieben.
Kleiner Tipp: So pflegst du deinen geölten Tisch richtig
Viele haben Angst, ihren geölten Tisch selbst zu pflegen. Dabei ist es kinderleicht! Einmal im Jahr oder bei Bedarf reicht völlig. Hier die Anleitung für Dummies:
Dein Pflege-Starter-Kit (bekommst du im Baumarkt für ca. 25–30 €):
- Ein gutes Möbel-Hartwachs-Öl (z.B. von Osmo oder WOCA)
- Feines Schleifvlies (Körnung 240)
- Ein paar fusselfreie Baumwolllappen (alte T-Shirts sind perfekt!)
Und so geht’s:
- Tisch mit einem nebelfeuchten Tuch (nur klares Wasser!) abwischen und gut trocknen lassen.
- Mit dem Schleifvlies sanft in Richtung der Maserung schleifen. Keine Sorge, du machst nichts kaputt! Es glättet nur die Fasern. Den Schleifstaub abwischen.
- Ein paar Tropfen Öl auf einen Lappen geben und hauchdünn auf dem Holz verteilen. Weniger ist mehr!
- Nach ca. 15 Minuten Einwirkzeit das überschüssige Öl mit einem sauberen, trockenen Lappen restlos abpolieren. Wirklich restlos, sonst klebt es später!
- 24 Stunden trocknen lassen, fertig.
Wenig bekannter Trick: Neugierig, ob dein Tisch Öl braucht? Mach den Wassertropfen-Test. Gib einen Tropfen Wasser auf die Platte. Perlt er ab wie bei einer Regenjacke, ist alles super. Zieht er sofort ein und hinterlässt einen dunklen Fleck, schreit dein Tisch nach Pflege!
Massiv, Furnier oder Folie? So wirst du nicht über den Tisch gezogen
Nicht alles, was wie Holz aussieht, ist es auch. Hier die Unterschiede, die du kennen solltest – inklusive einer ehrlichen Preiseinordnung.
- Massivholz: Das Möbel ist durch und durch aus massivem Holz. Der Test: Schau dir die Kante einer Tischplatte an. Läuft die Maserung von der Oberfläche über die Kante nahtlos weiter? Dann ist es massiv. Das ist die langlebigste, aber auch teuerste Variante. Du kannst es immer wieder abschleifen und reparieren. Preisbeispiel für einen Esstisch (Eiche): ca. 1.500 € – 3.500 €.
- Echtholzfurnier: Hier wird eine dünne Schicht echtes Holz auf eine Trägerplatte (meist Span- oder MDF-Platte) geklebt. Das ist kein Manko, sondern eine gängige und gute Technik! Du erkennst es daran, dass die Maserung an der Kante unterbrochen ist. Furnierte Möbel sind formstabiler als Massivholz und günstiger. Leichte Kratzer kann man oft noch vorsichtig beischleifen. Preisbeispiel Esstisch: ca. 600 € – 1.200 €.
- Dekorfolie: Die günstigste Option. Eine bedruckte Kunststofffolie in Holzoptik wird auf eine Trägerplatte geklebt. Man erkennt sie oft an einer sich wiederholenden Maserung und einem leicht künstlichen Glanz. Fühlt sich nicht wie Holz an und ist bei Schäden irreparabel. Typisch für sehr günstige Möbel.
Praktische Tipps für den Kauf und die Pflege
Jetzt weißt du, worauf du achten musst. Aber wo kaufen und was ist eine Reparatur wert?
Neu oder Vintage? Wo man gute Stücke findet
Gute neue Skandi-Möbel findest du online bei Händlern wie Connox oder für den Einstieg auch bei Made.com. Für echte Vintage-Schätze sind Plattformen wie Pamono eine Goldgrube. Aber vergiss die lokalen Händler nicht! Ein gutes Geschäft erkennt man daran, dass die Verkäufer Ahnung vom Material haben und dir nicht nur nach dem Mund reden.
Beim Kauf von Vintage-Stücken gilt: Immer Probesitzen! Wackelt der Stuhl? Untersuche die Oberfläche auf tiefe Macken oder Wasserflecken. Ein bisschen Patina ist Charme, große Schäden sind ein Preisargument. Ein guter Vintage-Designklassiker kann schon mal 500 € und deutlich mehr kosten, ist aber oft eine stabile Wertanlage.
Reparieren lassen: Wann lohnt es sich?
Ein wackeliges Stuhlbein kann man oft selbst neu verleimen. Aber was ist, wenn mehr kaputt ist? Als Faustregel: Eine professionelle Neuverleimung eines Stuhls kostet beim Tischler je nach Aufwand etwa 80 € bis 150 €. Das lohnt sich definitiv für Omas Erbstück oder einen Designklassiker, aber natürlich nicht für den 20-Euro-Flohmarktstuhl.
Bei gebrochenen Holzteilen oder einer ruinierten Oberfläche solltest du immer zum Profi. Ein Furnier ist schnell durchgeschliffen – und dann ist das gute Stück hinüber. Der Gang zum Fachmann ist hier am Ende die günstigere Wahl.
Sicherheit geht vor: Ein ernstes Wort zum Schluss
Schöne Möbel sind eine Sache, sichere eine andere. Gerade hohe, schmale Regale oder Kommoden müssen an der Wand befestigt werden. Seriöse Hersteller liefern die passenden Winkel immer mit. Bitte, bitte benutze sie! Besonders in Haushalten mit Kindern ist das keine Option, sondern eine absolute Pflicht.
Achte beim Kauf auch auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“ oder das „Goldene M“. Sie garantieren, dass Klebstoffe und Lacke schadstoffarm sind und dein Raumklima nicht belasten.
Mein Meister-Rat an dich
Gutes skandinavisches Design ist zeitlos. Lass dich nicht von kurzlebigen Trends blenden. Mein Rat: Investiere lieber in ein einziges, wirklich gutes Möbelstück als in fünf billige, die nach drei Jahren auf dem Sperrmüll landen. Fass die Möbel an. Fühle das Holz, teste die Stabilität, rieche daran. Ein gutes Möbelstück ist ein Begleiter fürs Leben, es bekommt Gebrauchsspuren und erzählt eine Geschichte. Und das, ganz ehrlich, ist unbezahlbar.
Bildergalerie
„Ein Stuhl ist erst dann ein Stuhl, wenn sich jemand darauf setzt.“ – Hans J. Wegner
Dieses Zitat des dänischen Meisters fasst die skandinavische Designphilosophie perfekt zusammen. Es geht nie nur um die reine Form, sondern immer um den Menschen und die Funktion. Ein Möbelstück muss schön aussehen, ja – aber es muss vor allem im Alltag bestehen, bequem sein und Freude bereiten. Daran erkennt man wahre Designqualität.
Massivholz vs. Furnier: Ein massiver Tisch altert in Würde – Kratzer und Dellen erzählen eine Geschichte und können oft abgeschliffen werden. Ein furniertes Stück hat eine dünne Echtholzschicht auf einem Trägermaterial (oft MDF oder Spanplatte). Hochwertiges Furnier, wie es bei Designklassikern von Fritz Hansen verwendet wird, ist extrem langlebig und formstabil. Bei Billigmöbeln ist die Furnierschicht oft hauchdünn und bei Beschädigung kaum zu reparieren.
Wie erkenne ich eine gute Holzverbindung ohne Fachwissen?
Schauen Sie genau hin. Sehen Sie saubere, präzise Fingerzinken oder Schwalbenschwanzverbindungen, besonders an Schubladen? Das ist ein Zeichen für hohe Handwerkskunst. Wackeln Sie sachte am Stuhlbein. Fühlt es sich absolut fest an, als wäre es aus einem Guss? Ein gutes Zeichen! Vermeiden Sie Möbel, bei denen offensichtliche Schraubenköpfe oder sichtbare, unsaubere Leimreste die Hauptverbindung zu sein scheinen.
- Fühlt sich warm und natürlich an
- Lässt das Holz atmen
- Kann partiell repariert und nachgeölt werden
Das Geheimnis? Eine geölte Holzoberfläche. Sie schützt das Holz von innen heraus und bewahrt die authentische Haptik. Lack hingegen bildet eine kalte, kunststoffartige Schicht auf dem Holz.
Rund 80 % der Umweltauswirkungen eines Möbelstücks werden in der Designphase festgelegt.
Das bedeutet, die Wahl des Materials, der Verbindungen und der Oberflächenbehandlung entscheidet von Anfang an über die Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Nachhaltiges Design ist kein nachträglicher Anstrich, sondern der Kern des Entwurfs – ein Prinzip, das skandinavische Designer seit jeher verinnerlicht haben.
Die berühmten, geschwungenen Sitzschalen von Stühlen wie dem „Serie 7“ von Arne Jacobsen wären ohne eine spezielle Technik nicht möglich: Formsperrholz. Hier werden mehrere dünne Schichten Holzfurnier (oft Buche oder Ahorn) kreuzweise miteinander verleimt und unter Hitze und Druck in eine dreidimensionale Form gepresst. Das Ergebnis ist ein extrem stabiles und gleichzeitig flexibles Material, das dem Tischler völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.
Pflege-Tipp für geölte Esstische:
Mischen Sie eine milde Naturseife (z. B. von WOCA oder Faxe) mit lauwarmem Wasser. Wischen Sie den Tisch mit einem gut ausgewrungenen Tuch in Faserrichtung ab und trocknen Sie ihn sofort nach. Das reinigt nicht nur, sondern die Seifenrückstände wirken rückfettend und pflegen das Holz bei jeder Reinigung. Ein- bis zweimal im Jahr freut sich die Platte über eine richtige Behandlung mit Pflegeöl.
Hygge ist mehr als nur Gemütlichkeit. Es ist das Gefühl von Geborgenheit, das entsteht, wenn man von ehrlichen, gut gemachten Dingen umgeben ist. Das sanfte Licht einer PH 5 Lampe von Louis Poulsen, die weiche Wolle eines Klippan-Plaids auf einem Ledersessel und der Duft von frisch geöltem Eichenholz – das ist die materielle Seite von Hygge.
- Der Y-Stuhl (CH24): Hans J. Wegners Meisterwerk. Sein Wiedererkennungsmerkmal ist die dampfgebogene Rückenlehne und die handgeflochtene Sitzfläche aus 120 Metern Papierkordel.
- Der Ameisen-Stuhl (Ant): Arne Jacobsens revolutionärer Entwurf aus dem Jahr 1952. Der erste Stuhl, bei dem Sitz und Lehne aus einem einzigen Stück formverleimtem Sperrholz bestehen.
- Der Spanish Chair: Børge Mogensens von traditionellen maurischen Stühlen inspirierter Sessel. Breite Armlehnen aus massivem Eichenholz treffen auf robustes Kernleder, das mit der Zeit eine wunderschöne Patina entwickelt.
Moment mal, ist Teakholz überhaupt skandinavisch?
Nein, Teak ist ein Tropenholz. Aber in der „Mid-Century Modern“-Ära (ca. 1950-1970) war es wegen seiner warmen Farbe, seiner Robustheit und seiner schönen Maserung bei dänischen Designern wie Finn Juhl oder Grete Jalk extrem beliebt. Ein Vintage-Sideboard aus Teak ist daher ein absolut authentisches Stück dänischer Designgeschichte, auch wenn das Holz selbst nicht aus dem Norden stammt.
Häufiger Fehler: Die sterile „Katalog-Wohnung“. Wer alles von einer einzigen Marke in einer einzigen Holzart kauft, riskiert eine seelenlose Atmosphäre. Der Charme des skandinavischen Einrichtens entsteht durch den Mix: Kombinieren Sie einen neuen Esstisch aus heller Esche mit geerbten Teak-Stühlen, stellen Sie einen modernen Sessel von HAY neben ein altes Fundstück vom Flohmarkt. Persönlichkeit entsteht durch Brüche und Geschichten.
Wussten Sie schon? Die Papierkordel, die für die Sitzfläche des berühmten Y-Stuhls verwendet wird, ist extrem haltbar und hat eine Lebensdauer von etwa 50 Jahren, bevor sie von einem Fachmann neu geflochten werden muss.
Japandi – die Fusion zweier Welten:
Hinter diesem Trendwort verbirgt sich die faszinierende Verbindung von skandinavischer Funktionalität und japanischer Wabi-Sabi-Ästhetik. Helle Hölzer treffen auf dunkle, gebeizte Eiche oder Bambus. Klare Linien werden durch organische, unperfekte Keramik gebrochen. Das Ergebnis ist ein minimalistischer Stil, der noch mehr Ruhe, Achtsamkeit und Naturverbundenheit ausstrahlt.
Licht ist ein Baustoff. Im Skandi-Design ist eine Lampe nie nur eine Lichtquelle. Sie formt den Raum, schafft Inseln der Gemütlichkeit und ist selbst ein skulpturales Objekt. Denken Sie an die AJ Stehleuchte von Arne Jacobsen, die ein gerichtetes, blendfreies Licht zum Lesen spendet, oder die PH Artichoke von Poul Henningsen, die den Raum in ein diffuses, weiches Licht taucht. Mehrere, gezielt gesetzte Lichtquellen sind wichtiger als eine einzelne, helle Deckenlampe.
- Suchen Sie nach Stempeln oder Plaketten des Herstellers (z.B. Carl Hansen & Søn, Fritz Hansen, France & Søn).
- Achten Sie auf die Patina. Echtes Vintage hat eine gelebte Oberfläche, keinen makellosen Neuzustand.
- Prüfen Sie Verbindungen auf Stabilität. Eine kleine Reparatur ist okay, ein komplett verzogener Rahmen ein Problem.
Der Kauf von Vintage-Originalen ist oft nicht nur günstiger als ein Neukauf, sondern auch eine Investition in ein Stück mit Geschichte und Charakter.
Der Stoff, aus dem Träume sind: Bei hochwertigen Polstermöbeln spielt der Bezugsstoff eine Hauptrolle. Achten Sie auf Marken wie Kvadrat aus Dänemark. Ihre Wollstoffe, wie der berühmte „Hallingdal 65“, sind nicht nur in unzähligen Farben erhältlich, sondern auch extrem scheuerfest, schmutzabweisend und langlebig. Eine Investition, die sich über Jahrzehnte auszahlt.
Trend-Update: Der Mut zur Dunkelheit.
Während helle Hölzer der Klassiker bleiben, erobern dunklere Töne wie geräucherte Eiche, Walnuss oder schwarz gebeizte Esche das skandinavische Design. Sie schaffen einen edlen, dramatischen Kontrast zu hellen Wänden und bringen eine neue Tiefe und Eleganz in den Raum. Besonders schön in Kombination mit Akzenten aus Messing oder schwarzem Metall.
Die taktile Erfahrung ist entscheidend. Fahren Sie mit der Hand über eine massive Eichenplatte, die nur mit Seife und Öl behandelt wurde. Sie spüren jede Faser, die Wärme und die leichte Rauheit des Materials. Das ist eine völlig andere, sinnlichere Erfahrung als die Berührung einer glatten, kalten Lackoberfläche. Das ist es, was der Tischler meint, wenn er von „ehrlichen Materialien“ spricht.
Was bedeutet eigentlich „Hygge“ im Zusammenhang mit Möbeln?
Hygge ist das dänische Lebensgefühl der Gemütlichkeit und Geborgenheit. Auf Möbel bezogen bedeutet das: Sie müssen einladend sein. Ein Sessel braucht die perfekte Sitztiefe zum Einkuscheln, ein Tisch die richtige Höhe für lange Abende mit Freunden. Materialien wie weiche Wolle, warmes Holz und griffiges Leder tragen ebenso dazu bei wie das sanfte, indirekte Licht einer gut platzierten Lampe.
- Risse oder kleine Löcher im Geflecht von Stühlen
- Lose Stuhlbeine
- Eine stumpfe, fleckige Öloberfläche
Kein Grund zur Panik! Viele dieser altersbedingten „Mängel“ sind bei hochwertigen Designklassikern reparabel. Ein guter Tischler kann Beine neu verleimen, ein Spezialist das Geflecht erneuern und die Oberfläche lässt sich fast immer wieder auffrischen. Das ist der große Vorteil von Qualität: Sie ist auf ein langes Leben ausgelegt.
Esche: Das Holz der Wikinger. Es ist unglaublich zäh, elastisch und biegsam. Deshalb wurde es traditionell für Werkzeugstiele, Bögen und später für Stuhlbeine und Gestelle verwendet, die Stöße aushalten müssen.
Eiche: Die Königin der Beständigkeit. Schwer, hart und mit markanten Gerbsäuren, die ihr eine hohe Widerstandsfähigkeit verleihen. Perfekt für Tischplatten, die Generationen überdauern sollen.
Die Wahl hängt also vom Einsatz ab: Elastizität für Gestelle, Härte für Oberflächen.
DIY-Upgrade für Ihre Kommode: Tauschen Sie die Standard-Griffe gegen hochwertige Lederlaschen aus. Sie benötigen nur einen Streifen Blankleder (ca. 2-3 cm breit), eine Lochzange und eine Buchschraube pro Griff. Das ist ein einfaches Projekt, das einem schlichten Möbelstück sofort eine Prise handwerklicher Wärme und Individualität verleiht.
Allein in Dänemark gibt es über 10.000 registrierte Möbeldesigner – eine enorme Dichte, die die tief verwurzelte Bedeutung von Design und Handwerk in der Kultur widerspiegelt.
Diese Tradition, gefördert durch renommierte Schulen wie die Royal Danish Academy of Fine Arts, schafft seit Jahrzehnten ein Klima, in dem gutes Design nicht Luxus, sondern selbstverständlicher Teil des Alltags ist.
Vergessen Sie nicht die negativen Räume. Im Skandi-Stil ist der leere Raum zwischen den Möbeln genauso wichtig wie die Möbel selbst. Er lässt die einzelnen Stücke atmen und ihre Form zur Geltung kommen. Widerstehen Sie der Versuchung, jede Ecke zu füllen. Weniger ist hier oft eindrucksvoller.
FSC vs. PEFC: Was bedeuten die Siegel?
Beide Zertifikate stehen für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) gilt international als strenger, da es auch soziale Standards für Waldarbeiter einbezieht und von Umweltorganisationen wie dem WWF unterstützt wird. PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) ist in Europa, besonders in Deutschland und Skandinavien, weiter verbreitet und basiert auf der freiwilligen Selbstverpflichtung von Waldbesitzern. Beim Kauf von neuen Möbeln sind beide Siegel ein gutes Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Holz.
