Mehr als nur Farbe: Wie du mit einem Möbelstück dein ganzes Zimmer verwandelst
Ich hab über die Jahre in der Werkstatt unzählige Möbelstücke in den Händen gehalten. Manche kamen alt und müde rein und verließen uns wie neugeboren. Andere waren brandneu und bekamen nur den letzten, entscheidenden Schliff. Und wenn ich eines gelernt habe, dann das hier: Farbe ist das wahrscheinlich mächtigste Werkzeug, das wir haben.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Warum die Farbe zu Hause plötzlich anders aussieht: Ein kleiner Ausflug in die Physik
- 0.2 Die Vorbereitung: 90 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
- 0.3 Das richtige Werkzeug und der passende Lack
- 0.4 Typische Pannen & wie du sie rettest
- 0.5 Farbe im Raum: Ein bisschen Gestaltungslehre für die Praxis
- 0.6 Wann du lieber den Profi ranlässt
- 1 Bildergalerie
Farbe kann einen Raum komplett verändern, Stimmungen erzeugen und einem schlichten Möbelstück echten Charakter einhauchen. Aber, und das ist wichtig, Farbe kann auch zickig sein. Wenn man sie falsch einsetzt, erreicht man oft genau das Gegenteil. Ganz ehrlich? Der Respekt davor, eine ganze Wand knallig zu streichen, ist absolut verständlich. Oft ist das auch gar nicht die beste Idee.
Ein einzelnes, gut gewähltes Möbelstück in einer kräftigen Farbe ist meistens der viel cleverere Weg. Es ist ein gezielter Akzent, kein farblicher Holzhammer. In diesem Guide will ich mal aus dem Nähkästchen plaudern und dir zeigen, wie du das nicht nur schön, sondern auch handwerklich richtig gut hinbekommst. Wir reden nicht nur über Optik, sondern auch darüber, was Farbe eigentlich ist und wie du eine Oberfläche schaffst, die auch in Jahren noch top aussieht.
Warum die Farbe zu Hause plötzlich anders aussieht: Ein kleiner Ausflug in die Physik
Bevor wir überhaupt an den Farbtopf denken, sollten wir kurz verstehen, womit wir es zu tun haben. Farbe ist mehr als nur bunte Flüssigkeit. Es ist ein ziemlich geniales Zusammenspiel aus Pigmenten und Licht. Und genau dieses Wissen trennt am Ende den Amateur-Anstrich von einer professionellen Oberfläche.
Das Licht-Dilemma: Der Baumarkt-Effekt
Jeder von uns kennt das: Im Baumarkt unter den Neonröhren findest du das perfekte Salbeigrün. Zu Hause streichst du eine Probefläche und fragst dich, wo dieses wunderschöne Grün geblieben ist – jetzt sieht es irgendwie schmutzig-grau aus. Das ist kein Voodoo, das ist ein physikalisches Phänomen namens Metamerie. Farben wirken unter verschiedenen Lichtquellen einfach unterschiedlich. Das warme, gelbliche Licht deiner Stehlampe am Abend ist etwas völlig anderes als das kühle, bläuliche Tageslicht am Fenster.
Kleiner Tipp aus der Praxis: Teste die Farbe immer genau dort, wo das Möbelstück später stehen soll. Streich ein Stück Pappe oder ein Reststück Holz an und bewege es durch den Raum. Schau es dir morgens, mittags und abends bei eingeschaltetem Licht an. Ein tiefes Königsblau kann in der Sonne brillant leuchten, in einer dunklen Ecke aber fast schwarz wirken. Das kostet dich null Euro, bewahrt dich aber vor teuren Fehlkäufen.
Pigmente & Haltbarkeit: Was gute Farbe wirklich kostet
Die Qualität einer Farbe hängt massiv von den enthaltenen Pigmenten ab. Der entscheidende Faktor ist hier die sogenannte Lichtechtheit. Sie gibt an, wie gut die Farbe gegen das Ausbleichen durch UV-Licht geschützt ist. Die Skala geht meist von 1 (mies) bis 8 (hervorragend). Für Möbel, die nicht gerade im finstersten Keller stehen, solltest du auf einen Wert von mindestens 6 oder 7 achten. Diese Info findest du im technischen Datenblatt des Herstellers, oft online verfügbar.
Billige Lacke für 10 € die Dose verwenden oft minderwertige Pigmente. Dein leuchtend roter Stuhl kann dann nach zwei Jahren am Fenster zu einem traurigen Rosa verblassen. Und ganz ehrlich, dann war die ganze Arbeit umsonst. Eine gute 750ml-Dose Möbellack kostet dich eher zwischen 25 und 40 Euro, aber diese Investition in hochwertige Pigmente lohnt sich zu 100 %.
Die Vorbereitung: 90 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
Meinen Lehrlingen predige ich immer das Gleiche: „Die meiste Arbeit passiert, bevor die Farbdose überhaupt aufgeht.“ Die Vorbereitung ist das A und O. Sie ist der mühsame Teil, aber sie ist absolut nicht optional.
Ich hab das selbst auf die harte Tour gelernt. Dachte mal, ich könnte bei einer massiven Eichenplatte die Grundierung weglassen, um Zeit zu sparen… die gelben Flecken von den Holzinhaltsstoffen, die nach ein paar Wochen durch den weißen Lack kamen, haben mich eines Besseren belehrt! Seitdem wird grundiert. Immer.
Schritt 1: Der Untergrund muss perfekt sein
Je nachdem, was du vor dir hast, gehst du anders vor:
- Unbehandeltes Massivholz: Immer in Faserrichtung schleifen! Fang mit einer mittleren Körnung an (z. B. 120er) und arbeite dich zu feinerem Papier (180er oder 240er) hoch. Danach den Staub gründlich mit einer Bürste und einem nebelfeuchten Tuch entfernen.
- Bereits lackiertes Holz: Hier musst du nicht alles runterschleifen. Es reicht, den alten Lack gut anzurauen (150er-Körnung ist super), damit die neue Schicht Halt findet. Blättert der alte Lack aber ab, muss er komplett runter. Achtung bei richtig alten Schätzchen vom Dachboden! Früher wurden manchmal Farben mit Blei verwendet. Wenn du da unsicher bist, schleife lieber nass und trage eine gute FFP3-Maske. Sicher ist sicher.
- Furnierte Flächen: Vorsicht, Glatteis! Furnier ist oft hauchdünn. Hier schleifst du nur ganz sanft mit der Hand und feinem Papier (mindestens 240er), sonst bist du sofort durch.
- MDF oder Spanplatte: Diese Materialien saugen Farbe wie ein Schwamm. Eine gute Grundierung ist hier absolute Pflicht, besonders an den Kanten. Die Kanten am besten vorher mit einem Kantenfüller versiegeln, sonst bekommst du sie nie richtig glatt.
Schritt 2: Die Grundierung – Dein bester Freund
Der Haftgrund, Sperrgrund oder Vorlack ist die beste Versicherung für dein Projekt. Er sorgt für Halt, verhindert das Durchbluten von Holzinhaltsstoffen (wie bei meiner Eichenplatte!) und schafft eine gleichmäßige Oberfläche. So deckt der Endlack viel besser und das Ergebnis wird schön gleichmäßig. Nicht am falschen Ende sparen!
Schritt 3: Der Lackaufbau – In der Ruhe liegt die Kraft
Ein Profi-Finish besteht aus mehreren dünnen Schichten, niemals aus einer dicken. Der Ablauf ist fast immer: Grundierung -> leichter Zwischenschliff -> 1. Lackschicht -> leichter Zwischenschliff -> 2. Lackschicht.
Dieser Zwischenschliff ist das Geheimnis einer spiegelglatten Oberfläche. Nach dem Trocknen der ersten Schicht stellen sich kleine Holzfasern auf, die Oberfläche fühlt sich rau an. Mit ganz feinem Schleifpapier (320er oder feiner) brichst du diese Fasern sanft, ohne den Lack zu verletzen. Staub wegwischen, dann erst die zweite Schicht. Der Unterschied ist gigantisch!
Geduld bei der Trocknung: Zwischen den Schichten musst du warten. Bei den meisten Wasserlacken kannst du oft schon nach 4-6 Stunden vorsichtig zwischenschleifen. Bei Kunstharzlacken, die intensiver riechen, solltest du dem Ganzen aber locker 24 Stunden Zeit geben. Ein Blick auf die Dose verrät dir immer die genauen Zeiten des Herstellers.
Das richtige Werkzeug und der passende Lack
Du stehst im Baumarkt und bist überfordert? Kein Problem, hier ist eine kleine Entscheidungshilfe.
Pinsel oder Rolle?
- Pinsel: Ideal für Ecken, Kanten und verschnörkelte Beine. Investier in einen guten Pinsel, der keine Haare verliert. Das kostet dich vielleicht 10-15 Euro, aber du ersparst dir unendlich viel Frust.
- Rolle: Perfekt für große, glatte Flächen wie Tischplatten oder Schranktüren. Nimm eine feine Schaumstoff-Lackierrolle für eine superglatte Oberfläche, die fast wie gespritzt aussieht.
- Spritzpistole: Liefert die besten Ergebnisse, ist aber eher was für Fortgeschrittene. Braucht viel Übung, Abklebearbeit und einen gut belüfteten Raum.
Wasserlack oder Kunstharzlack?
Das ist eine der häufigsten Fragen. Es gibt kein „besser“, nur ein „besser geeignet“.
Wasserbasierte Acryllacke sind heute der Standard für den Innenbereich. Sie sind geruchsarm, trocknen schnell und du kannst die Pinsel einfach mit Wasser reinigen. Perfekt für Kommoden, Regale und eigentlich alles, was nicht extrem beansprucht wird. Ach ja, und sie vergilben nicht, was bei Weißtönen ein riesiger Vorteil ist.
Lösemittelhaltige Kunstharzlacke sind die unzerstörbaren Arbeitstiere. Sie sind extrem kratz- und stoßfest und verlaufen oft schöner, was eine sehr glatte Oberfläche ergibt. Dafür riechen sie stark, brauchen länger zum Trocknen und zur Reinigung benötigst du Terpentinersatz. Ideal für Tischplatten, Küchenfronten oder Stühle, die täglich im Einsatz sind.
Übrigens: Ein guter Pinsel will gepflegt werden! Wasserlack-Pinsel direkt nach Gebrauch gründlich mit Wasser und etwas Spüli auswaschen. Bei Kunstharzlack brauchst du Pinselreiniger. Mach das sofort, dann hält dein teurer Pinsel ewig.
Typische Pannen & wie du sie rettest
Auch Profis passiert mal ein Missgeschick. Wichtig ist nur, zu wissen, wie man es korrigiert.
- Hilfe, der Lack hat Nasen gebildet! Keine Panik. Lass die Stelle komplett durchtrocknen (mindestens 24 Stunden). Dann schleifst du die getrocknete Nase ganz vorsichtig mit feinem Papier plan und lackierst die Stelle dünn und sauber nach.
- Man sieht Pinselstriche! Das passiert, wenn man zu dick Farbe aufträgt oder der Lack schon zu trocken war. Leicht anschleifen und die nächste Schicht etwas zügiger und dünner auftragen. Bei Wasserlack kann ein winziger Tropfen Wasser helfen, den Lack geschmeidiger zu machen.
- Der Lack deckt nach dem ersten Anstrich überhaupt nicht! Das ist völlig normal! Vertraue dem Prozess. Lieber zwei oder drei dünne Schichten als eine dicke, die nicht richtig trocknet und unschön wird.
Farbe im Raum: Ein bisschen Gestaltungslehre für die Praxis
Jetzt, wo die Technik klar ist, kommt der kreative Teil. Wie wählst du die richtige Farbe?
Die 60-30-10-Regel als sicherer Hafen
Eine super einfache Faustregel für ein harmonisches Zuhause:
- 60 % Hauptfarbe: Das sind deine Wände, der Boden, vielleicht das Sofa. Meistens neutrale Töne.
- 30 % Sekundärfarbe: Das sind Vorhänge, ein Sessel, ein Teppich. Eine Farbe, die die Hauptfarbe ergänzt.
- 10 % Akzentfarbe: Das ist dein Star! Und genau hier kommt dein farbiges Möbelstück ins Spiel. Ein Beistelltisch in Kobaltblau, ein Regal in Sonnengelb. Diese 10 % machen den Raum erst richtig spannend.
Ein konkretes Anfängerprojekt: Der Hocker-Test
Du bist noch unsicher? Nimm dir ein ganz einfaches Projekt vor, z. B. einen simplen Holzhocker. Der Prozess dauert inklusive Trocknungszeiten vielleicht einen Tag, aber du lernst unglaublich viel.
1. Hocker leicht anschleifen (180er Papier). Staub entfernen. 2. Eine dünne Schicht Grundierung auftragen. 4 Stunden trocknen lassen. 3. Ganz sanft mit feinem Papier (240er) drüberstreichen. Staub entfernen. 4. Erste Schicht deiner Wunschfarbe dünn aufmalen. Wieder 4 Stunden warten. 5. Zweite Schicht Farbe auftragen. Fertig! 6. Lass den Hocker ein paar Tage in Ruhe aushärten, bevor du dich draufsetzt.
Wenn du was noch Schnelleres willst: Lackier doch nur die unteren 10 cm der Stuhlbeine deines Esstischs in einer Knallfarbe. Dauert zwei Stunden, hat aber eine Riesenwirkung!
Kontext ist alles
Vergiss nie: Eine Farbe wirkt nie allein. Ein knalloranger Stuhl sieht vor einer kühlen Betonwand komplett anders aus als vor einer warmen Holzwand. Schau dir an, was schon da ist: der Holzboden, die Kissen auf dem Sofa, das Bild an der Wand. Greif eine Farbe daraus auf oder setze einen bewussten Kontrast. Das lässt alles gleich viel durchdachter und professioneller wirken.
Wann du lieber den Profi ranlässt
Bei aller Liebe zum Selbermachen, sei ehrlich zu dir selbst. Für eine echte Klavierlack-Hochglanzoberfläche brauchst du eine staubfreie Lackierkabine und massig Erfahrung. Und wenn es sich um ein unersetzliches Erbstück handelt, ist der Gang zum Profi-Lackierer vielleicht die bessere und am Ende sogar günstigere Wahl.
Und denk an deine Gesundheit: Immer gut lüften! Besonders bei Kunstharzlacken ist eine Atemschutzmaske eine gute Idee. Für Kindermöbel oder Tischplatten solltest du auf Lacke achten, die explizit „für Kinderspielzeug geeignet“ sind (erkennbar oft am „Blauen Engel“). Die sind speichelfest und dünsten nach dem Trocknen keine Schadstoffe mehr aus.
Ein Möbelstück farbig zu gestalten, ist eine der befriedigendsten Arbeiten überhaupt. Es ist eine Mischung aus Handwerk und Kreativität. Wenn du mit Sorgfalt und dem richtigen Wissen drangehst, schaffst du ein Unikat, an dem du jahrelang Freude haben wirst. Es ist so viel mehr als nur ein neuer Anstrich – du gibst einem Möbelstück eine neue Seele.
Bildergalerie
- Oberfläche entfetten: Ein Muss vor dem Schleifen. Ein einfacher Anlauger oder Spülmittelwasser reicht oft schon.
- Richtig schleifen: Bei den meisten Hölzern genügt ein 120er-Schleifpapier, um die Oberfläche anzurauen. Ziel ist nicht, die alte Farbe komplett zu entfernen, sondern eine Haftgrundlage zu schaffen.
- Staubfrei ist Trumpf: Nach dem Schleifen mit einem leicht feuchten Tuch (Staubbindetuch) den gesamten Staub abnehmen. Jedes Körnchen sieht man später.
Matt-Effekt: Perfekt für einen samtigen, kreidigen Look, wie man ihn von den Farben von Farrow & Ball oder Annie Sloan kennt. Matt kaschiert kleine Unebenheiten, ist aber empfindlicher gegenüber Fingerabdrücken und Kratzern. Ideal für rein dekorative Stücke.
Seidenglanz-Finish: Ein leichter, edler Schimmer, der Farben leuchten lässt. Diese Oberfläche ist robuster, pflegeleichter und lässt sich gut abwischen. Die erste Wahl für Möbel, die täglich genutzt werden, wie Kommoden oder Beistelltische.
Der Trend „Dopamine Decor“ feiert fröhliche, energiegeladene Farben, die nachweislich die Stimmung heben können.
Es geht darum, sein Zuhause bewusst mit Farbtupfern zu gestalten, die Freude auslösen. Ein sonnengelber Sessel, eine Kommode in sattem Korallrot oder ein königsblauer Schrank sind nicht nur Möbel – sie sind tägliche Stimmungsaufheller und ein Statement gegen einfarbige Langeweile.
Der perfekte Pinsel für ein streifenfreies Finish?
Vergessen Sie billige Borstenpinsel aus dem Baumarkt-Set. Investieren Sie in einen hochwertigen Synthetikpinsel mit feinen, weichen Spitzen. Für größere, flache Oberflächen ist eine Lackierrolle aus Schaumstoff oft die bessere Wahl. Der Trick für ein makelloses Ergebnis: Die Farbe in eine Richtung auftragen und dann quer dazu „verschlichten“, also sanft glattziehen. So verteilen sich die Pigmente perfekt.
Bevor Sie ein altes Möbelstück abschreiben, werfen Sie einen Blick auf seine „Hardware“. Manchmal ist es nicht die Farbe, die ein Stück altbacken wirken lässt, sondern die Griffe. Der Austausch von rustikalen Holzknöpfen gegen schlichte, moderne Messinggriffe kann eine Kommode aus den 80ern sofort ins Hier und Jetzt katapultieren – oft mit größerer Wirkung als ein neuer Anstrich.
- Verleiht eine professionelle, glatte Oberfläche.
- Schützt die neue Farbe vor Abrieb und Kratzern.
- Macht das Möbelstück leicht zu reinigen.
Das Geheimnis? Der richtige Decklack. Nach dem Farbanstrich und ausreichender Trocknung eine Schicht Klarlack auf Wasserbasis auftragen. Für stark beanspruchte Flächen wie Tischplatten sind zwei bis drei dünne Schichten ideal.
„Farbe ist ein machtvolles Werkzeug. Sie kann Harmonie oder Chaos schaffen, eine Geschichte erzählen oder eine Emotion hervorrufen.“ – Leatrice Eiseman, Executive Director des Pantone Color Institute.
Ein häufiger Fehler ist das Ignorieren der Grundierung. Gerade bei dunklem Holz, das später hell gestrichen werden soll, oder bei glatten, nicht saugenden Oberflächen ist ein Sperrgrund (Primer) unerlässlich. Er verhindert, dass Holzinhaltsstoffe die Farbe vergilben lassen und sorgt dafür, dass der neue Anstrich überhaupt eine Chance hat, dauerhaft zu haften. Diese eine Stunde mehr Arbeit erspart Ihnen Tage des Ärgers.
Die berühmte 60-30-10-Regel der Innenarchitektur ist der perfekte Leitfaden für Ihr farbiges Möbelstück. Der Raum sollte zu 60 % aus einer Hauptfarbe (z. B. Wände, große Teppiche), zu 30 % aus einer Sekundärfarbe (Vorhänge, Sessel) und zu 10 % aus einer Akzentfarbe bestehen. Ihr neu lackiertes, leuchtendes Möbelstück? Das sind Ihre perfekten 10 % – der gezielte Blickfang, der den Raum zum Leben erweckt, ohne ihn zu überladen.
Die richtige Vorbereitung ist alles. Denken Sie daran, dass die Trocknungszeiten, die auf der Farbdose angegeben sind, oft unter Idealbedingungen gemessen wurden. In einem kühlen, feuchten Keller kann die Aushärtungszeit doppelt so lang sein. Ungeduld ist der größte Feind eines guten Ergebnisses: Wer zu früh die zweite Schicht aufträgt, riskiert, die erste wieder aufzuweichen und unschöne Pinselspuren zu hinterlassen.
Ein farbiges Möbelstück im Kinderzimmer – aber sicher!
Wenn Sie Möbel für die Kleinsten gestalten, achten Sie unbedingt auf die Zertifizierung der Farbe. Suchen Sie nach Produkten, die der Norm DIN EN 71-3 entsprechen. Diese Norm garantiert, dass die Farbe „speichel- und schweißecht“ ist und keine schädlichen Schwermetalle freisetzt, selbst wenn das Kind daran lutscht. Marken wie „Little Greene“ oder die Kreidefarben von „Painting the Past“ bieten hier oft zertifizierte Optionen.
Kreidefarbe (z.B. von Annie Sloan): Ihre Stärke ist die extreme Haftung auf fast allen Untergründen, oft sogar ohne Anschleifen. Sie trocknet schnell und erzeugt ein ultramattes, pudriges Finish. Perfekt für den Shabby-Chic oder Vintage-Look.
Acryllack: Der Allrounder. Wasserbasiert, geruchsarm und in unzähligen Farben und Glanzgraden erhältlich. Er bildet eine robuste, elastische Oberfläche und ist ideal für Möbel, die etwas aushalten müssen.
Unterschätzen Sie nicht die Kraft des Kontrasts. Ein leuchtend orangefarbener Sessel wirkt vor einer tiefblauen Wand völlig anders als vor einem neutralen Grau. Nutzen Sie einen Farbkreis, um Komplementärfarben zu finden (Farben, die sich gegenüberliegen). Diese Kombinationen erzeugen maximale Spannung und lassen Ihr Möbelstück förmlich aus dem Raum strahlen.
- FrogTape (Malerband für scharfe Kanten)
- Ein alter Föhn zum schnelleren Trocknen
- Feine Schleifschwämme statt Papier für Rundungen
- Einweg-Handschuhe für saubere Hände
Der schwierigste Teil ist oft die Farbwahl. Ein Trick aus der Profi-Kiste: Suchen Sie sich ein textiles Element im Raum als Inspiration – ein Kissen, einen Vorhang oder ein Bild. Wählen Sie eine der weniger dominanten Farben aus dem Muster und greifen Sie diese für Ihr Möbelstück auf. So stellen Sie sicher, dass der neue Akzent harmonisch in das bestehende Konzept passt und nicht wie ein Fremdkörper wirkt.
Wussten Sie, dass der erste synthetische Farbstoff, Mauvein, 1856 zufällig von William Henry Perkin entdeckt wurde, als er versuchte, ein Mittel gegen Malaria herzustellen?
Diese Entdeckung revolutionierte die Welt der Farben und machte leuchtende Töne erstmals für eine breite Masse erschwinglich. Ihr farbiges Möbelstück steht also in einer langen Tradition von Innovation und dem Wunsch, dem Alltag mehr Farbe zu verleihen.
Der Trick mit dem „Wet-Sanding“: Für eine spiegelglatte Oberfläche, die fast wie lackiert aussieht, schwören Profis auf den Nassschliff. Nach der letzten Farbschicht wird mit einem extrem feinen Schleifpapier (Körnung 1000 oder höher) und etwas Wasser die Oberfläche ganz sanft poliert. Das entfernt die letzten minimalen Unebenheiten und schafft ein unglaublich edles Finish. Anschließend gut trocknen lassen und mit Klarlack versiegeln.
Mut zur Farbe heißt nicht immer, den knalligsten Ton zu wählen. Ein einzelnes Möbelstück in einem tiefen, satten Schwarz kann in einem hellen Raum eine unglaubliche Eleganz und grafische Klarheit schaffen. Es wirkt wie ein Ankerpunkt, der dem Raum Struktur und eine erwachsene, designorientierte Note verleiht. Kombiniert mit metallischen Griffen in Gold oder Kupfer wird es zum zeitlosen Statement.
Die Pflege Ihres frisch gestrichenen Schmuckstücks ist entscheidend für seine Langlebigkeit. Hier die Kurzfassung:
- Die ersten Wochen schonen: Auch wenn die Farbe trocken ist, braucht sie bis zu 30 Tage, um vollständig auszuhärten. Vermeiden Sie in dieser Zeit schwere Gegenstände oder scharfkantige Deko.
- Sanfte Reinigung: Verwenden Sie nur ein weiches, leicht feuchtes Tuch. Aggressive Reiniger können den Lack angreifen.
Welche Farbe für die Küche?
In der Küche, wo Dämpfe, Fette und Feuchtigkeit an der Tagesordnung sind, muss die Farbe besonders widerstandsfähig sein. Ein hochwertiger Acryllack mit einem seidenmatten oder seidenglänzenden Finish ist hier die beste Wahl. Achten Sie auf Bezeichnungen wie „scheuerbeständig“ oder „strapazierfähig“. Kreidefarben sind hier weniger geeignet, es sei denn, sie werden mit einem extrem robusten Polyurethan-Lack mehrfach versiegelt.
Inspiration aus der Natur: Wenn Sie unsicher sind, welche kräftige Farbe funktioniert, schauen Sie nach draußen. Die Natur ist der beste Designer. Denken Sie an das leuchtende Gelb eines Rapsfeldes, das tiefe Blau des Meeres oder das satte Grün eines Moospolsters. Diese Farben wirken in Wohnräumen fast immer natürlich und harmonisch, selbst wenn sie als kräftiger Akzent auf einer Kommode oder einem Stuhl eingesetzt werden.
