Fermentieren für Einsteiger: Dein Guide für knackiges, lebendiges Gemüse aus dem Glas

von Augustine Schneider
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Als ich damals in der Küche anfing, war eine der ersten Lektionen nicht, wie man Fisch filetiert oder eine perfekte Sauce aufschlägt. Nein, wir gingen in den kühlen Keller und legten Gemüse ein. Mein damaliger Chef, ein echter Kerl vom alten Schlag, hat immer gesagt: „Wer die Gärung nicht kapiert, versteht die Küche nicht.“ Damals war das einfach Sauerkraut für den Winter, heute ist es ein „Food-Trend“. Aber ganz ehrlich? Für mich bleibt es eine grundsolide, ehrliche Handwerkstechnik, um Lebensmittel zu veredeln.

Ich will dir hier keinen oberflächlichen Kram erzählen. Mein Ziel ist, dass du die Sache von Grund auf verstehst. Nur dann kannst du sicher arbeiten und am Ende ein Glas in den Händen halten, das nicht nur ewig haltbar, sondern auch unfassbar lecker und gut für dich ist. Wir reden Klartext: über die richtige Salzmenge, die Angst vor Schimmel und die kleinen Kniffe, die den Unterschied zwischen matschigem Frust und knackigem Genuss ausmachen.

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Die Grundlagen: Was da im Glas eigentlich abgeht

Bevor wir irgendwas ins Glas stopfen, müssen wir kurz verstehen, was da drin passiert. Das ist keine Magie, sondern simple Biologie. Im Grunde schaffen wir eine Arena, in der die guten Bakterien gewinnen und die schlechten keine Chance haben. Das Herzstück des Ganzen nennt sich Milchsäuregärung.

Auf der Schale von frischem, unbehandeltem Gemüse tummeln sich von Natur aus unzählige Mikroorganismen. Mit dabei: unsere Superhelden, die Milchsäurebakterien. Die können etwas ganz Besonderes: Sie futtern den Zucker aus dem Gemüse und verwandeln ihn ohne Sauerstoff in Milchsäure. Das ist der eigentliche Prozess der Fermentation.

Unsere Aufgabe ist es nur, für diese kleinen Helfer die perfekten Arbeitsbedingungen zu schaffen. Und dafür brauchen wir nur zwei Dinge: Salz und den Ausschluss von Sauerstoff.

Die Rolle des Salzes: Der Türsteher im Glas
Salz ist hier viel mehr als nur ein Gewürz. Es ist unser wichtigstes Werkzeug. Klar, es zieht Wasser aus dem Gemüse und bildet so die Lake. Viel wichtiger ist aber: Salz ist der natürliche Feind von Fäulnisbakterien und Schimmelpilzen. Die hassen hohe Salzkonzentrationen. Unsere Milchsäurebakterien hingegen sind da ziemlich hart im Nehmen und fühlen sich in der salzigen Umgebung pudelwohl. Das Salz verschafft ihnen also einen entscheidenden Startvorteil.

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Ohne Sauerstoff: Warum das Gemüse abtauchen muss
Milchsäurebakterien arbeiten anaerob, also „ohne Luft“. Schimmel und die meisten anderen Störenfriede brauchen aber Sauerstoff zum Überleben. Indem wir das Gemüse komplett mit Lake bedecken und das Glas verschließen, nehmen wir den Schädlingen die Luft zum Atmen. Die guten Bakterien übernehmen das Kommando und legen los. Dabei produzieren sie nicht nur Milchsäure, sondern auch Kohlendioxid (CO2). Dieses Gas drückt die letzten Reste Sauerstoff aus dem Glas und schafft eine perfekte, sauerstofffreie Zone.

Der saure pH-Wert, der durch die Milchsäure entsteht, ist dann unser finales, natürliches Konservierungsmittel. Sinkt der Wert unter 4,5, können die meisten fiesen Keime nicht mehr überleben. Voilà – dein Gemüse ist sicher, haltbar und lecker-säuerlich.

Vorbereitung ist alles: Deine Ausrüstung für den Start

In jeder Profiküche gilt: „Mise en Place“, die perfekte Vorbereitung, ist die halbe Miete. Beim Fermentieren ist das nicht anders. Und das oberste Gebot lautet: Sauberkeit! Wir wollen ja eine kontrollierte Gärung und keinen wilden Mix aus allem, was so in deiner Küche rumfliegt.

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Was du wirklich für den Start brauchst:

  • Gläser: Für den Anfang reichen Omas alte Gurkengläser oder andere Schraubgläser völlig aus. Kostet nix, hat man da. Der Haken? Du musst sie in den ersten Tagen „rülpsen“ lassen (mehr dazu gleich), sonst kann’s knallen.
  • Eine digitale Küchenwaage: Absolut unverzichtbar. Schätzungen sind der häufigste Fehler und führen zu Frust. So eine Waage kostet um die 10-15 Euro und ist eh eine gute Anschaffung.
  • Gutes Salz: Nimm reines Salz ohne Jod oder Rieselhilfen. Einfaches Meersalz oder Steinsalz aus dem Supermarkt ist perfekt. Einfach mal hinten auf die Packung schauen, da sollte nur „Salz“ stehen.

Achtung! Wasche deine Hände gründlich, aber nimm am besten keine stark parfümierte Seife. Die Gläser und Deckel spüle ich vor Gebrauch immer mit kochendem Wasser aus und lasse sie an der Luft trocknen. Das reicht völlig, du brauchst kein Chemielabor.

Welches Glas ist das beste? Eine kleine Übersicht:

Ganz ehrlich, jedes Glas hat seine Vor- und Nachteile. Fangen wir mit dem an, was jeder zu Hause hat: Schraubgläser (wie von Marmelade oder Gurken). Die sind super für die ersten Experimente, weil sie nichts kosten. Wichtig ist hier aber: In den ersten Tagen der Gärung den Deckel nicht fest zudrehen! Lege ihn nur lose auf oder öffne ihn ein- bis zweimal am Tag ganz kurz, um den Druck abzulassen. Sonst kann der Druck so stark werden, dass das Glas im Extremfall springt. Ich hab schon mal Sauerkraut von der Decke gewischt, weil das jemand ignoriert hat. Kein Spaß!

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Etwas praktischer sind Bügelgläser mit Gummiring. Der Druck kann oft durch den Mechanismus entweichen, was sie etwas sicherer macht. Die kosten pro Stück vielleicht 3-5 Euro.

Die Königsklasse für zu Hause sind Gläser mit Gärspund oder speziellen Fermentierdeckeln. Das sind Aufsätze, die CO2 rauslassen, aber keinen Sauerstoff rein. Absolut idiotensicher und stressfrei. Solche Deckel-Sets für Standardgläser bekommst du online schon für 15-20 Euro und sie sind eine lohnende Investition, wenn du merkst, dass du öfter fermentierst.

Die zwei goldenen Regeln: Trockensalzen oder Salzlake

Es gibt im Grunde nur zwei Wege, die nach Rom bzw. ins leckere Ferment führen. Welche du wählst, hängt vom Gemüse ab.

1. Trockensalzen (Für Sauerkraut & Kimchi)
Diese Methode ist perfekt für wasserreiches Gemüse wie Kohl. Das Gemüse wird fein geschnitten oder gehobelt und direkt mit Salz vermischt.

  • Die Formel: Ungefähr 2 % Salz bezogen auf das Gemüsegewicht. Das heißt: 1 kg gehobelter Kohl braucht exakt 20 g Salz. Bitte abwiegen!
  • Der Prozess: Jetzt kommt die Handarbeit. Das gesalzene Gemüse wird geknetet und massiert. Rechne mit 5-10 Minuten ehrlicher Arbeit. Deine Hände werden vielleicht müde, aber genau dann wird’s gut! Du spürst, wie die Zellwände aufbrechen und der Saft austritt. Mach so lange weiter, bis sich eine richtige Pfütze in der Schüssel gebildet hat.
  • Das Abfüllen: Drück das Gemüse schichtweise fest ins Glas. Es dürfen keine Lufteinschlüsse bleiben. Am Ende muss das Gemüse komplett von seinem eigenen Saft bedeckt sein.

2. Salzlake (Für Karotten, Gurken & Co.)
Für festeres Gemüse, das nicht genug eigenen Saft hergibt, bauen wir ihm einfach eine Lake.

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Rote Bete Saft: Dein ehrlicher Guide für Power statt Probleme

  • Die Formel: Eine 2- bis 3-prozentige Salzlake ist ideal. Für eine 2,5%ige Lake löst du 25 g Salz in 1 Liter Wasser auf. Wichtig: Nimm chlorfreies Wasser. Entweder stilles Mineralwasser oder du kochst Leitungswasser kurz ab und lässt es abkühlen. Rühr so lange, bis sich das Salz komplett gelöst hat.
  • Der Prozess: Schneide das Gemüse in Stifte oder Scheiben, schichte es ins Glas (nicht randvoll, lass 3-4 cm Platz) und gieß die kalte Salzlake darüber, bis alles bedeckt ist.

Kleiner Tipp: Wenn du weißt, dass du öfter fermentierst, setz dir gleich 2-3 Liter 2,5%ige Salzlake an und heb sie in einer Flasche im Kühlschrank auf. Dann ist das nächste Glas Karotten in 5 Minuten vorbereitet.

Extrem wichtig bei beiden Methoden: ALLES MUSS UNTER WASSER!
Jedes Stückchen Gemüse, das aus der Lake ragt, ist eine Einladung für Schimmel. Du brauchst also ein Gewicht. In der Profiküche gibt’s dafür schwere Steine. Zu Hause kannst du kreativ werden: ein kleines Schnapsglas, ein sauberer Kieselstein (vorher auskochen!), ein mit Wasser gefüllter Gefrierbeutel oder ein großes Kohlblatt, das du auf das Gemüse legst und unter die Lake drückst. Sei erfinderisch, aber sei sauber! Nur bitte kein Metall verwenden.

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Perfekt für den Anfang: 3 einfache Gemüse-Ideen

Bevor wir zu den Rezepten kommen, hier drei super einfache Ideen für dein allererstes Experiment:

  • Karottenstifte: Absolut gelingsicher. Einfach Karotten in Stifte schneiden, ins Glas schichten und mit einer 2,5%igen Salzlake übergießen. Nach 5-7 Tagen sind sie knackig und leicht säuerlich.
  • Radieschen: Werden herrlich pink und schmecken fantastisch. Einfach im Ganzen oder halbiert mit Salzlake bedecken.
  • Grüne Bohnen: Ja, das geht! Werden knackig und bekommen einen tollen Geschmack. Blanchieren ist nicht nötig. Einfach rein ins Glas mit der Lake.

Rezepte aus der Praxis: So klappt’s garantiert

Hier zwei Klassiker, die die beiden Grundtechniken perfekt zeigen. Halte dich an die Angaben, dann kann fast nichts schiefgehen.

Rezept 1: Klassische Rote Bete (Salzlake-Methode)

Fermentierte Rote Bete ist der Hammer – erdig, säuerlich und passt super zu Deftigem oder als Salat. Achtung: Handschuhe tragen, das Zeug färbt wie verrückt!

Zutaten:

  • 1 kg rohe Rote Bete
  • 1 Liter Wasser (chlorfrei)
  • 25 g Salz (ohne Zusätze)
  • Optional: 1 TL Kümmelsamen, 5 Wacholderbeeren
  • Du brauchst ein Glas mit ca. 1,5 Liter Fassungsvermögen.

Zubereitung:

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Worauf müssen Sie besonders achten, wenn Sie selber Gurken anbauen?

  1. Vorbereiten: Rote Bete gut waschen (Schale kann dranbleiben) und in Stifte oder dünne Scheiben schneiden.
  2. Lake ansetzen: 25 g Salz im Wasser auflösen.
  3. Abfüllen: Rote Bete und Gewürze ins saubere Glas schichten. Oben ca. 4 cm Platz lassen.
  4. Aufgießen: Mit der Salzlake übergießen, bis alles bedeckt ist.
  5. Beschweren: Mit einem Gewicht alles unter der Lake halten.
  6. Fermentieren: Glas verschließen (lose oder mit Gärspund) und bei Raumtemperatur (18-22°C sind ideal) auf einen Teller stellen, falls es überschäumt. Nach 5-10 Tagen probieren. Wenn’s dir schmeckt, Gewicht raus, Deckel fest drauf und ab in den Kühlschrank. Hält dort monatelang.

Rezept 2: Kimchi für Einsteiger (Trockensalz-Methode)

Kimchi ist eine Geschmacksexplosion und das beste Beispiel fürs Trockensalzen. Das Wichtigste hierbei ist die Chilipaste. Bitte nimm dafür echtes Gochugaru (koreanische Chiliflocken)! Du findest es im Asia-Markt oder online. Es ist eher fruchtig-mild und nicht nur scharf – normales Chilipulver würde alles ruinieren.

Zutaten für die Paste:

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  • 50 g Gochugaru (grob)
  • 8 Knoblauchzehen
  • Ein daumengroßes Stück Ingwer
  • 1 kleine Zwiebel
  • 2 EL Fischsoße (oder helle Sojasoße)
  • 1 TL Zucker

Zutaten für das Gemüse:

  • 1 großer Chinakohl (ca. 1,2 kg)
  • 60 g Salz
  • 250 g Rettich, in feine Stifte geschnitten
  • 4 Frühlingszwiebeln, in Stücke geschnitten

Zubereitung:

  1. Kohl salzen: Chinakohl vierteln und das Salz gründlich zwischen die Blätter reiben. 2-3 Stunden stehen lassen und alle 30 Minuten wenden. Der Kohl wird welk und verliert Wasser.
  2. Paste herstellen: Alle Pasten-Zutaten in einen Mixer geben und zu einer homogenen Masse verarbeiten.
  3. Kohl waschen: Jetzt kommt der wichtige Schritt. Die Kohlviertel gründlich unter kaltem Wasser abspülen, um das überschüssige Salz zu entfernen. Sanft ausdrücken. Probier ein Blatt! Es soll noch deutlich salzig schmecken, aber nicht so, dass es dir das Gesicht verzieht. Das ist die perfekte Balance.
  4. Vermischen: Rettich und Frühlingszwiebeln mit der Paste mischen. Jetzt Handschuhe anziehen und jedes Kohlblatt sorgfältig mit der Paste einreiben.
  5. Abfüllen: Kohlviertel eng ins Glas schichten und fest nach unten drücken.
  6. Fermentieren: Glas lose abdecken und 1-3 Tage bei Raumtemperatur stehen lassen. Probier täglich. Wenn’s dir sauer genug ist, Deckel fest drauf und in den Kühlschrank. Dort reift es langsam weiter und wird immer besser.
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Darmgesundheit für Anfänger: So einfach (und günstig) ist Fermentieren wirklich

Hilfe, was passiert in meinem Glas? Fehler erkennen und beheben

Nicht immer läuft alles glatt. Aber keine Sorge, das meiste ist harmlos. Deine Nase ist dein bester Freund!

Problem: Weiße Schicht auf der Lake
Oft bildet sich ein dünner, weißer Film. Keine Panik! Ist die Schicht flach und riecht hefig? Das ist wahrscheinlich nur Kahmhefe. Gesundheitlich unbedenklich, kann aber den Geschmack stören. Einfach mit einem sauberen Löffel abschöpfen. Passiert oft, wenn doch mal etwas Luft rankommt.

Problem: Pelziger, bunter Belag
Siehst du grüne, schwarze oder blaue Flecken, die pelzig aussehen? Das ist Schimmel. Und hier gibt es keine Kompromisse: Der gesamte Inhalt muss weg. Schimmel bildet unsichtbare Fäden, die das ganze Glas durchziehen und Giftstoffe enthalten können. Auch wenn du nur einen kleinen Fleck siehst – entsorgen! Sicherheit geht vor. Ursache ist fast immer, dass Gemüse Kontakt mit Sauerstoff hatte.

Problem: Matschiges Gemüse
Die häufigsten Gründe: zu wenig Salz, zu warm gestanden (über 24°C) oder das Gemüse war schon vorher nicht mehr das frischeste. Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen.

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Geruchsprobe: Vertrau deinen Sinnen!
Ein gesundes Ferment riecht immer angenehm säuerlich und frisch. Riecht es aber faulig, modrig oder einfach nur widerlich – vertrau deiner Nase. Im Zweifel gilt die eiserne Regel: „When in doubt, throw it out.“

Ein letztes Wort…

Fermentieren ist ein Handwerk, das ein bisschen Geduld und Beobachtungsgabe erfordert. Lass dich nicht entmutigen, wenn der erste Versuch vielleicht nicht perfekt wird. Jeder Fehler ist eine Lektion. Ich habe in meiner Anfangszeit mehr Gläser entsorgt, als ich zählen kann, aber aus jedem einzelnen habe ich gelernt.

Fang einfach an, halte dich an die Regeln für Sauberkeit und Salzmenge, und schau neugierig zu, was in deinen Gläsern passiert. Du wirst sehen: Es gibt kaum etwas Befriedigenderes, als ein Glas selbstgemachtes, knackiges und lebendiges Gemüse zu öffnen, das du mit deinen eigenen Händen geschaffen hast. Das ist ehrliche, gute Küche.

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Vergiss Superfoods: Diese 4 Gemüsesorten haben es wirklich drauf

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Hilfe, da ist ein weißer Film auf meiner Lake! Ist das Schimmel?

Keine Panik! In 9 von 10 Fällen ist das Kahmhefe. Sie bildet eine dünne, oft faltige, weiße Schicht auf der Oberfläche und ist harmlos. Man kann sie einfach mit einem sauberen Löffel abschöpfen. Echter Schimmel hingegen ist pelzig, oft grün, schwarz oder blau und wächst in runden, haarigen Inseln. Wenn du Schimmel siehst, muss das Ferment leider entsorgt werden, da er tiefe, unsichtbare Wurzeln bilden kann.

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Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

  • Bügelgläser: Der Klassiker. Marken wie Le Parfait oder Fido sind ideal, da der Gummiring den Überdruck entweichen lässt, aber keinen Sauerstoff hineinlässt.
  • Mason Jars: Vor allem in den USA beliebt. Für sie gibt es spezielle Gärverschlüsse (Airlocks), die das Blubbern zum Erlebnis machen.
  • Gewichte: Damit das Gemüse unter der Lake bleibt. Glasgewichte (z.B. von Fairment) sind ideal, ein sauberes Kohlblatt oder ein kleiner Teller tun es aber auch.
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„Über 70 % unserer Immunzellen sitzen im Darm.“

Fermentiertes Gemüse ist mehr als nur haltbar gemachte Ernte. Es ist lebendige Nahrung, reich an Probiotika. Diese guten Bakterien unterstützen die Darmflora, die wiederum eine zentrale Rolle für unser Immunsystem spielt. Jeder Löffel selbstgemachtes Sauerkraut ist also ein kleiner Beitrag zur eigenen Abwehrkraft.

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Ein oft unterschätzter Faktor: das Wasser. Chloriertes Leitungswasser kann die empfindlichen Mikroorganismen abtöten, bevor die Fermentation richtig in Gang kommt. Wenn du unsicher bist, lass das Wasser einfach für 24 Stunden in einer offenen Karaffe stehen, damit das Chlor ausgasen kann, oder verwende stilles Mineralwasser bzw. gefiltertes Wasser.

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Achte mal auf die Geräusche deines Ferments. In den ersten Tagen wirst du ein leises Zischen oder Blubbern hören, wenn du das Glas bewegst. Das ist das Kohlendioxid, das die Bakterien bei ihrer Arbeit freisetzen – ein Zeichen, dass alles lebt! Die Farbe des Gemüses wird intensiver, die Lake leicht trüb. Der anfangs salzige Geruch weicht langsam einer angenehm säuerlichen Note. Fermentieren ist ein Prozess, den man mit allen Sinnen miterleben kann.

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Jodiertes Speisesalz: Finger weg! Jod und zugesetzte Rieselhilfen können die Milchsäurebakterien in ihrer Arbeit stören und das Ferment trüb machen oder sogar zum Scheitern bringen.

Reines Meersalz oder Steinsalz: Die beste Wahl. Unraffiniert und ohne Zusätze liefert es nicht nur Natriumchlorid, sondern auch wertvolle Mineralien, die den „guten“ Bakterien als Nahrung dienen. Marken wie Khoysan oder das klassische Bad Reichenhaller ohne Jod sind perfekt.

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Die blanke Milchsäure ist erst der Anfang. Die wahre Magie entsteht durch Gewürze, die mitfermentiert werden und ihre Aromen tief im Gemüse verankern. Hier sind ein paar unschlagbare Kombinationen:

  • Rotkohl: mit Wacholderbeeren, Lorbeerblatt und ein paar Apfelscheiben für eine fruchtige Süße.
  • Möhren: mit Ingwer, Knoblauch und einer frischen Chilischote für einen asiatischen Kick.
  • Grüne Bohnen: klassisch mit Dill und Senfkörnern, wie bei echten Dillgurken.
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Weltweit gibt es über 5.000 verschiedene Arten von fermentierten Lebensmitteln.

Während wir in Europa vor allem an Sauerkraut und saure Gurken denken, ist Fermentation eine globale Tradition. In Korea ist Kimchi Nationalgericht, in Japan werden Sojabohnen zu Miso und Natto verarbeitet und in Äthiopien entsteht aus Teff-Mehl das säuerliche Fladenbrot Injera. Dein Einstieg mit Gemüse ist also nur das erste Kapitel in einer riesigen, geschmackvollen Welt.

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  • Rettet Gemüsereste vor der Tonne.
  • Macht die Ernte aus dem eigenen Garten wochenlang haltbar.
  • Reduziert Verpackungsmüll und Transportwege.

Der nachhaltige Bonus? Fermentieren ist eine der ursprünglichsten Formen des „Zero Waste“. Der harte Strunk vom Brokkoli, die äußeren Blätter vom Kohl oder die Radieschen, die schon etwas weich werden – sie alle bekommen im Fermentierglas eine zweite, köstliche Chance.

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Schon süchtig? Das kommt als Nächstes: Wenn du das Fermentieren von Gemüse gemeistert hast, öffnet sich eine neue Welt. Probiere es mit einer fermentierten Chilisauce nach Sriracha-Art, bei der die Schärfe komplexer und die Haltbarkeit legendär wird. Oder wage dich an Früchte: Fermentierte Zitronen sind eine nordafrikanische Delikatesse, die jedem Schmorgericht eine unglaubliche Tiefe verleiht.

Das A und O ist, das Gemüse unter der Lake zu halten, um den Kontakt mit Sauerstoff zu vermeiden. Professionelle Glasgewichte, wie sie oft von Marken wie Masontops angeboten werden, sind dafür perfekt. Sie sind leicht zu reinigen und passen exakt in gängige Glasöffnungen. Für den Start tut es aber auch eine kreative Lösung: ein kleiner, mit Wasser gefüllter Gefrierbeutel, ein abgewaschener Stein oder einfach ein passend zugeschnittenes äußeres Kohlblatt, das alles unter die Oberfläche drückt.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.