Spalier bauen wie ein Profi: Dein Guide für eine stabile & schöne Pflanzenwand

von Mareike Brenner
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Hey, schön, dass du hier bist! Wenn du darüber nachdenkst, ein Spalier zu bauen, hast du wahrscheinlich schon ein Bild im Kopf. Meistens ist es dieses typische Rankgitter aus dem Baumarkt, oder? Ehrlich gesagt, das ist okay für eine Clematis, aber wenn wir von einem echten Spalier sprechen – zum Beispiel für Obstbäume – dann reden wir über eine ganz andere Liga.

Ein richtig gemachtes Spalier ist keine passive Kletterhilfe. Es ist eine aktive Konstruktion, eine Art Trainingsgerät für deine Pflanzen. Du gibst die Form vor, leitest die Äste gezielt und schaffst so nicht nur eine Augenweide, sondern auch die perfekte Voraussetzung für eine reiche Ernte. Diese Technik ist übrigens uralt und wurde schon vor Jahrhunderten in alten Klostergärten perfektioniert, um auf kleinstem Raum das Maximum aus sonnigen Mauern herauszuholen. Und genau das können wir heute auch!

Bevor du loslegst: Ein bisschen dröge, aber wichtige Physik

Okay, halt, bevor du jetzt zum Baumarkt rennst: Lass uns kurz über die Kräfte sprechen, die auf dein zukünftiges Spalier wirken werden. Das klingt vielleicht langweilig, ist aber das absolute Fundament für alles Weitere. Stell dir einen ausgewachsenen Apfelbaum vor, der voll mit Früchten hängt. Da kommen locker 50 Kilo zusammen. Dazu noch eine ordentliche Windböe, die an den Blättern zerrt, oder im Winter die Last von nassem Schnee … du merkst schon, das Ganze muss bombenfest sein.

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Das Wandspalier: Deine Fassade muss mitspielen

Ein Spalier direkt an der Hauswand ist der Klassiker. Ideal ist eine massive Wand aus Ziegel oder Beton. Schwieriger wird’s bei modernen Fassaden mit Wärmedämmung (WDVS). Wenn du so eine hast, ist absolute Vorsicht geboten!

Das Wichtigste überhaupt: Wandabstand!
Der größte Fehler, den ich immer wieder sehe: Das Gitter klebt direkt an der Wand. Das ist ein No-Go! Die Luft kann nicht zirkulieren, dahinter staut sich Feuchtigkeit, und du züchtest dir Schimmel an der Wand und Pilzkrankheiten an der Pflanze. Also, merk dir als goldene Regel: Immer mindestens 8 bis 10 cm Abstand zwischen Spalier und Wand einplanen. Das sorgt für eine gute Hinterlüftung und hält alles gesund.

Die richtige Verankerung ist alles.
Hier sparst du am falschen Ende. Für eine massive Wand brauchst du lange Rahmendübel (findest du auch als Langschaftdübel im Fachhandel). Bei einer gedämmten Fassade (WDVS) sind spezielle Thermodübel Pflicht. Die überbrücken die Dämmschicht, ohne eine Kältebrücke zu schaffen. Ganz ehrlich: Wenn du dir da unsicher bist, frag einen Fassadenbauer. Eine beschädigte Dämmung kann unfassbar teuer werden.

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Das freistehende Spalier: Dein eigenes kleines Bauwerk

Ein freistehendes Spalier ist im Grunde ein superstabiler Zaun. Seine gesamte Stabilität kommt aus den Fundamenten. Die Pfosten müssen alles abkönnen, vor allem den Wind.

Das Fundament ist hier der entscheidende Punkt. Einfach nur ein Loch buddeln und den Pfosten reinstecken? Vergiss es. Der Frost im Winter wird dir den Pfosten hochdrücken und die ganze Konstruktion schiefstellen. Du brauchst Punktfundamente aus Beton, die in eine frostfreie Tiefe von ca. 80 cm reichen. Und keine Sorge vor dem Betonmischen: Hol dir einfach fertigen Estrichbeton als Sackware. Wasser drauf, umrühren, fertig. Das kriegt jeder hin!

Kleiner Tipp zur Statik: Für ein zwei Meter hohes und vier Meter langes Spalier solltest du keine Pfosten unter 9×9 cm Stärke nehmen. Bei längeren Spalieren bekommen die Endpfosten diagonale Stützen, damit die Zugkraft der Drähte sie nicht nach innen zieht. Kennst du vielleicht von Weidezäunen – das Prinzip ist dasselbe.

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Material-Check: Holz, Metall oder doch was anderes?

Die Wahl des Materials entscheidet über die Optik, die Lebensdauer und den Preis. Lass uns mal die Optionen durchgehen.

Holz: Der natürliche Klassiker
Holz sieht einfach toll aus und fügt sich super in den Garten ein. Aber bitte nimm nicht irgendeins!

  • Lärche oder Douglasie: Das ist meine klare Empfehlung. Diese Hölzer sind von Natur aus witterungsbeständig und schützen sich durch ihre Harze selbst vor Fäulnis. Unbehandelt bekommen sie mit der Zeit eine wunderschöne silbergraue Patina. Das ist kein Mangel, sondern ein Qualitätsmerkmal!
  • Eiche: Extrem haltbar und robust, aber auch teurer und schwerer. Wichtig: Bei Eiche musst du unbedingt Edelstahlschrauben verwenden, sonst gibt es hässliche schwarze Verfärbungen.
  • Kesseldruckimprägniertes Holz (KDI): Die günstigste Option, meist grünlich schimmernde Kiefer. Hält eine Weile, ist aber später Sondermüll. Ich persönlich finde naturbelassene, dauerhafte Hölzer viel schöner.

Profi-Tipp: Achte auf konstruktiven Holzschutz! Die Oberseiten der Pfosten sollten leicht abgeschrägt sein, damit Regenwasser abläuft. Und die Pfosten selbst gehören niemals direkt in die Erde. Benutze Pfostenschuhe aus Metall, die mit einbetoniert werden. Das verdoppelt die Lebensdauer locker!

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Metall: Modern und quasi wartungsfrei
Metallspaliere wirken oft filigraner und halten ewig.

  • Edelstahl (V2A): Die Königsklasse. Rostet nicht, ist extrem stabil und sieht super-elegant aus. Gibt es oft als fertige Bausätze mit Seilen und Wandhaltern. Wenn du an der Küste wohnst, nimm V4A-Stahl, der ist noch widerstandsfähiger gegen Salz in der Luft.
  • Verzinkter Stahl: Eine gute und günstigere Alternative. Feuerverzinkter Stahl ist super vor Rost geschützt. Pulverbeschichteter Stahl bietet dazu noch Farbe, aber Achtung: Wenn die Beschichtung einen Kratzer bekommt, kann es darunter anfangen zu rosten.

Und was ist mit den Kosten? Nur damit du eine Hausnummer hast: Für ein 4-Meter-Wandspalier aus Lärche kannst du mit Materialkosten von ca. 80-120 € rechnen. Ein vergleichbares Seilsystem aus Edelstahl liegt eher bei 250-350 €.

Die Spanndrähte: Das heimliche Herzstück

Hier darfst du auf keinen Fall sparen. Billiger, verzinkter Draht aus der Bastelabteilung wird nach zwei, drei Jahren rosten. Die Rostbrühe läuft dir dann die Fassade runter und schädigt sogar die Rinde deiner Pflanze. Nimm ausschließlich Edelstahldraht (2,5 bis 3 mm stark) und – jetzt kommt der wichtigste Trick – Drahtspanner! Das sind kleine Helfer, mit denen du den Draht jederzeit nachspannen kannst. Du findest sie oft im Bereich für Weidezäune im Baumarkt oder online, wenn du nach „Drahtspanner Edelstahl“ suchst. Ein straffer Draht ist alles!

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Jetzt wird’s ernst: Die Bauanleitung

So, genug geplant. Bevor du loslegst, leg dir dein Werkzeug bereit: Zollstock, eine gute Wasserwaage, eine Schlagschnur zum Anzeichnen gerader Linien, eine Bohrmaschine (bei Betonwänden einen Bohrhammer) und die passenden Schraubenschlüssel.

Für ein Wandspalier: 1. Zeichne die Bohrpunkte exakt an der Wand an. Ein Abstand von 30-40 cm zwischen den Drähten ist ideal. 2. Bohre die Löcher. Schutzbrille nicht vergessen! 3. Setze die Dübel und schraube die Abstandshalter fest. 4. Fädle den Edelstahldraht durch, befestige ihn an einem Ende mit einer Drahtklemme und am anderen mit dem Drahtspanner. 5. Spanne den Draht so, dass er nicht mehr durchhängt. Er sollte bei leichtem Zupfen leise klingen.

Für ein freistehendes Spalier: 1. Stecke die Pfostenlöcher exakt ab. Eine gespannte Schnur hilft, eine gerade Linie zu halten. 2. Grabe die 80 cm tiefen Löcher. 3. Setze die Pfostenschuhe in die Löcher, richte sie perfekt senkrecht aus und fülle die Löcher mit Beton. Stütze die Pfosten mit Latten ab, damit sie nicht verrutschen. 4. Jetzt heißt es warten! Gib dem Beton mindestens 3-4 Tage Zeit zum Aushärten, bevor du weitermachst. Ungeduld rächt sich hier sofort. 5. Wenn alles bombenfest ist, montierst du die Pfosten und bringst die Drähte mit den Drahtspannern an.

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Wie lange dauert das Ganze? Für den reinen Aufbau eines 4 Meter langen freistehenden Spaliers (ohne die Trockenzeit des Betons) solltest du als geübter Heimwerker ein volles Wochenende einplanen.

Die Krönung: Bepflanzung und der richtige Schnitt

Das schönste Gerüst ist nichts ohne die passende Pflanze. Achte beim Kauf von Obstbäumen auf schwach wachsende Unterlagen. Ein guter Baumschulgärtner kann dich da beraten. Für Südwände eignen sich Birnen, Pfirsiche oder Weinreben, für Ost- oder Westwände Äpfel oder Sauerkirschen.

Das Formen ist ein Projekt über mehrere Jahre. Stell dir den Schnitt wie das Erziehen einer Leiter vor: Du hast einen Mitteltrieb (die senkrechten Holme) und auf jeder „Sprossenhöhe“ (also auf Höhe eines Spanndrahts) willst du einen Ast nach links und einen nach rechts wachsen lassen. Alles, was komisch nach vorne, hinten oder wild dazwischen wächst, wird im Sommer gekürzt. Sei mutig! Wir wollen die Kraft des Baumes in die Früchte lenken, nicht in unnötige Blätter.

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Ganz wichtig: In den ersten beiden Jahren solltest du noch keine Früchte zulassen, auch wenn es schwerfällt. Zupfe die Blüten ab. Der Baum soll all seine Energie ins Wachstum von Wurzeln und Ästen stecken. Deine Geduld wird belohnt!

Häufige Fehler, die du vermeiden kannst

Ich erinnere mich an eine Familie, die mich völlig verzweifelt anrief. Ihr ganzer Stolz, ein fünf Jahre alter Birnbaum, lag nach einem Sommergewitter mitsamt Spalier am Boden. Der Grund? Sie hatten billige 5-cm-Standarddübel in einer alten Ziegelwand benutzt. Die Kräfte wurden massiv unterschätzt. Lerne aus solchen Fehlern:

  • Falsche Verankerung: Unterschätze niemals das Gewicht und die Windlast.
  • Kein Wandabstand: Führt zu Schimmel und kranken Pflanzen.
  • Schlaffe Drähte: Ohne Drahtspanner hängt alles durch und Äste können brechen.
  • Falsches Bindematerial: Nimm niemals Draht zum Anbinden! Er wächst ein und erwürgt den Ast. Weiche Kokosschnur oder spezielle Gummibinder sind ideal.
  • Zu zaghafter Schnitt: Trau dich! Ein ungeschnittener Baum wird zum Blatt-Wirrwarr ohne Früchte.
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Noch nicht bereit für das Riesenprojekt?

Fühlst du dich ein bisschen überfordert? Kein Problem! Fang doch einfach klein an. Kauf dir eine schöne Kletterrose und ein einfaches, fertiges Rankgitter für 30-40 € aus dem Baumarkt. Daran kannst du erstmal das Binden und Leiten üben. Das macht riesig Spaß und du bekommst ein Gefühl dafür, bevor du die ganze Hauswand in Angriff nimmst.

Zum Schluss: Das rechtliche Blabla (aber wichtig!)

Zwei letzte Punkte. Erstens: Sicherheit geht vor! Trage bei der Arbeit Handschuhe und eine Schutzbrille. Zweitens: Bevor du für ein Fundament gräbst, erkundige dich, ob dort Leitungen im Boden verlaufen. Und wenn dein freistehendes Spalier an der Grundstücksgrenze steht, kann es als Zaun gelten. Ein kurzer, freundlicher Anruf beim örtlichen Bauamt klärt, ob es Vorschriften gibt und erspart dir potenziellen Ärger mit den Nachbarn. Viel Erfolg bei deinem Projekt – es lohnt sich!

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Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.