Island für Praktiker: Mein Werkzeugkasten für dein Abenteuer in der Werkstatt der Natur
Ich bin Handwerksmeister. Mein ganzes Leben lang habe ich gelernt, Materialien zu lesen und Kräfte zu verstehen. Ich weiß genau, wie sich Holz unter Spannung verhält und wann Metall nachgibt. Als ich das erste Mal nach Island kam, war das wie eine Offenbarung – mein Handwerk, aber in einem gigantischen Maßstab. Vergiss die Postkartenmotive für einen Moment. Diese Insel ist eine offene Werkstatt der Natur, eine Baustelle, auf der die rohen Kräfte am Werk sind, die unsere Welt formen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Fundament verstehen: Geologie für Selbermacher
- 2 Unterwegs wie ein Profi: Deine Ausrüstung ist alles
- 3 Die 3 häufigsten Fehler, die ich bei anderen sehe
- 4 Das Hochland: Nur für erfahrene Praktiker
- 5 Praktische Tipps für den Alltag
- 6 Für Kenner: Techniken für Fortgeschrittene
- 7 Das wichtigste Gebot: Respekt
- 8 Bildergalerie
Hier spürst du die Hitze unter deinen Schuhsohlen und den eisigen Wind im Gesicht. Viele sehen nur die unfassbare Schönheit. Ich sehe die Mechanik dahinter. Und ganz ehrlich? Ich sehe auch die Gefahren, die man mit tiefem Respekt behandeln muss.
Dieser Text ist deshalb auch keine typische Reiseanleitung. Sieh es als das Handbuch eines Praktikers. Ich will dir nicht nur zeigen, was du sehen kannst. Ich will dir erklären, was du verstehen solltest. Denn nur, wer die Kräfte Islands begreift, kann diese Insel wirklich sicher und mit dem nötigen Respekt erleben. Wir reden über Geologie zum Anfassen, die richtige Ausrüstung, die über Gelingen oder Scheitern entscheidet, und über die Demut, die man braucht, wenn man einem Vulkan oder einem Gletscher gegenübersteht.

Das Fundament verstehen: Geologie für Selbermacher
Alles, was du in Island siehst, beginnt unter der Erde. Aber keine Sorge, du musst kein Geologe sein, um das Prinzip zu kapieren. Stell dir einfach zwei riesige Stahlplatten vor – die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte –, die ganz langsam auseinanderdriften. Die Nahtstelle dazwischen ist der Mittelatlantische Rücken, und genau auf dieser Naht liegt Island. Das allein würde schon für ordentlich Risse und Erdbeben sorgen.
Jetzt kommt aber noch eine zweite, brutale Kraft dazu: ein gewaltiger Schweißbrenner, der von unten gegen diese Nahtstelle drückt. Das ist der sogenannte Island-Plume, ein Hotspot aus dem tiefen Erdmantel. Diese Kombination aus einer dünnen, brüchigen Kruste und der enormen Hitze von unten ist der Motor der Insel. Der Grund für wirklich alles, was Island so besonders macht.
Vulkane: Mehr als nur feurige Berge
Wenn wir an Vulkane denken, haben die meisten so einen klassischen Kegelberg im Kopf. In Island ist das aber oft ganz anders. Wegen der dünnen, sehr flüssigen Lava gibt es hier viele Schildvulkane – flach und breit, wie der Schild eines Kriegers. Die Lava fließt langsam und weit. Ihre Spuren siehst du überall.

Ich bin mal stundenlang durch ein erkaltetes Lavafeld gewandert. Die Oberfläche ist unglaublich, von glatter, seilartiger Pahoehoe-Lava, die sich fast weich anfühlt, aber steinhart ist, bis hin zu scharfkantiger, bröckeliger ʻAʻā-Lava. Jeder Schritt darauf ist ein lautes Knirschen. Kleiner Tipp: Ohne wirklich feste Wanderschuhe mit einer dicken Sohle bist du hier verloren. Deine Sohlen wären nach einer Stunde durch. So eine Erfahrung lehrt dich mehr über Vulkanismus als jedes Buch.
Und dann ist da noch die Asche. Nach dem großen Vulkanausbruch vor einiger Zeit habe ich mit Bauern vor Ort gesprochen. Sie haben mir gezeigt, wie diese feine Asche alles bedeckt hat – sie ist scharf wie Glasstaub. Für Flugzeugturbinen ist das der Tod, aber für das Weideland kann sie auch ein Segen sein, weil sie wertvolle Mineralien in den Boden bringt. Das ist er, der ewige Kreislauf von Zerstörung und Erneuerung.
Geothermie: Die Zentralheizung der Insel
Die Hitze unter deinen Füßen ist überall. In den blubbernden Schlammtöpfen von Hverir riecht es intensiv nach Schwefel – das ist die Erde, die atmet. Der Geruch nach faulen Eiern kommt vom Schwefelwasserstoff (H₂S). Am Anfang vielleicht etwas unangenehm, aber man gewöhnt sich dran. Achtung: Den Dampf solltest du trotzdem nicht tief einatmen, in hoher Konzentration ist er giftig. Die Sicherheitshinweise sind keine Empfehlungen, sondern knallharte Regeln.

Die Isländer sind Meister darin, diese Energie zu nutzen. Heißes Wasser wird oft direkt aus dem Boden in die Häuser geleitet. Genial praktisch. Das erklärt auch, warum das Duschwasser manchmal leicht nach Schwefel riecht – es ist pures, unbehandeltes Thermalwasser. Gut zu wissen: Wenn du in einem Ferienhaus bist, nutze für Trinkwasser oder zum Zähneputzen immer den kalten Hahn. Das Kaltwasser kommt meist aus anderen Quellen und ist reinstes, köstliches Gletscherwasser.
Unterwegs wie ein Profi: Deine Ausrüstung ist alles
Die schönste Landschaft bringt dir gar nichts, wenn du frierst, nass bist oder dich unsicher fühlst. Eine gute Vorbereitung ist hier kein Luxus, sondern überlebenswichtig. Ich habe auf meinen Touren zu viele Leute in Turnschuhen und dünnen Freizeitjacken gesehen. Das ist nicht nur leichtsinnig, es ist respektlos gegenüber der Natur.
Das Zwiebelprinzip – Deine wichtigste Investition
Das Wetter in Island kann sich innerhalb von zehn Minuten komplett drehen. Darauf musst du vorbereitet sein. Das Zauberwort lautet Zwiebelprinzip, also mehrere dünne Schichten übereinander.

- Die Basisschicht (direkt auf der Haut): Vergiss Baumwolle! Die saugt Schweiß auf und kühlt dich dann massiv aus, was richtig gefährlich werden kann. Greif zu Merinowolle oder guter Funktionsunterwäsche. Die wärmt sogar noch, wenn sie feucht ist. Rechne hier mit 50€ bis 80€ für ein gutes Shirt – es lohnt sich.
- Die Isolationsschicht (für die Wärme): Eine Fleecejacke oder eine dünne Daunen- oder Kunstfaserweste ist perfekt. Sie speichert die Körperwärme und ist schnell im Rucksack verstaut, wenn die Sonne rauskommt. Plane hierfür etwa 60€ bis 150€ ein.
- Die Außenschicht (dein Schutzschild): Das ist die wichtigste Schicht und die teuerste Investition. Sie muss absolut wind- und wasserdicht sein. Achte auf eine gute Membran (wie z.B. Gore-Tex) und versiegelte Nähte. Eine billige Regenjacke für 30€ hält einem isländischen Sturm keine fünf Minuten stand. Hier musst du mit 200€ bis 500€ rechnen, aber diese Jacke wird dein bester Freund sein.
Dazu kommen immer, wirklich IMMER, eine warme Mütze, Handschuhe und ein Schlauchschal in den Rucksack. Selbst im Hochsommer. Die meiste Wärme verlierst du über den Kopf.

Das richtige Schuhwerk: Dein Fundament
Deine Füße sind dein wichtigstes Werkzeug. Schütze sie! Du brauchst hohe, stabile und absolut wasserdichte Wanderschuhe mit einer griffigen Sohle. Lavagestein ist rau, nasse Felsen an Wasserfällen sind spiegelglatt. Ein umgeknickter Knöchel im Hochland ist keine Kleinigkeit, sondern eine ernste Notlage. Und lauf deine Schuhe bitte vor der Reise gut ein!
GPS und Handy sind super, aber Akkus gehen leer und Empfang ist oft ein Fremdwort. Ich habe immer eine physische Landkarte und einen Kompass dabei. Und ich weiß, wie man sie benutzt. Das habe ich schon meinen Lehrlingen beigebracht: Erst das Handwerk lernen, dann die Maschinen bedienen. Dasselbe gilt hier.
Mein Quick-Win für dich: Bevor du überhaupt losfährst, lade dir bei Google Maps die komplette Karte von Island für die Offline-Nutzung herunter. Das ist eine Sache von fünf Minuten und kann dir den Hintern retten, wenn du irgendwo ohne Netz stehst.

Prüfe vor jeder Tour die Wettervorhersage auf vedur.is und den Straßenzustand auf road.is. Die wichtigste Seite ist aber safetravel.is für alle Sicherheitswarnungen. Und speichere dir die Notrufnummer 112 ein.
Die 3 häufigsten Fehler, die ich bei anderen sehe
Als Praktiker sieht man oft schon vorher, wo es klemmen wird. Hier sind die drei häufigsten Planungsfehler, die du unbedingt vermeiden solltest:
1. Zu viele Kilometer pro Tag planen: Die Ringstraße ist kein deutsches Autobahn-Rennen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung liegt meist bei 90 km/h, und du wirst ständig anhalten wollen, um Fotos zu machen. Plane realistisch, sonst hetzt du nur und erlebst nichts.
2. Die Westfjorde in zwei Tagen „abhaken“: Vergiss es. Allein die Fahrerei auf den Schotterpisten um die Fjorde herum frisst unglaublich viel Zeit. Die Westfjorde sind eine bewusste Entscheidung für die Entschleunigung. Nimm dir mindestens vier bis fünf Tage, oder lass es für die erste Reise lieber ganz sein.
3. Sich blind auf den Wetterbericht verlassen: Der isländische Wetterbericht ist eine Tendenz, keine Garantie. Er kann stimmen, muss er aber nicht. Sei immer auf alles vorbereitet, auch wenn strahlender Sonnenschein angesagt ist.

Das Hochland: Nur für erfahrene Praktiker
Das Hochland im Inneren der Insel ist eine andere Welt und nur wenige Monate im Sommer zugänglich. Die Straßen sind sogenannte F-Straßen (Fjallabak) – unbefestigte Pisten. Hier brauchst du zwingend einen Geländewagen mit Allradantrieb und hoher Bodenfreiheit. Vertrauenswürdige Vermieter wie Blue Car Rental oder Go Campers haben passende Fahrzeuge. Der Versuch, mit einem normalen PKW auf eine F-Straße zu fahren, ist nicht nur verboten, sondern endet im Desaster.
Die größte Prüfung sind die Flussdurchquerungen. Es gibt keine Brücken. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Du musst den Fluss lesen können, aber wer kann das schon ohne Erfahrung? Deshalb hier meine kleine Anleitung für den Notfall:
- 1. Anhalten und prüfen: Steig aus. Schau dir die Furt genau an. Wo ist das Wasser am breitesten? Dort ist es meist am flachsten. Wo sind Reifenspuren von anderen Fahrzeugen? Folge ihnen!
- 2. Der richtige Gang: Wähle einen niedrigen Gang (erster Gang oder 4-Low-Modus bei Automatik) und fahre langsam, aber mit gleichmäßigem Tempo ins Wasser.
- 3. Bloß nicht anhalten: Das Wichtigste ist, eine kleine Bugwelle vor dem Auto zu erzeugen und diese durch den Fluss zu schieben. Niemals mitten im Fluss anhalten oder vom Gas gehen!
Wenn du dir unsicher bist, warte auf ein anderes Fahrzeug oder schließe dich einer geführten Tour an. Umzukehren ist niemals eine Schande, sondern oft die klügste Entscheidung.

Praktische Tipps für den Alltag
Gute Planung spart dir eine Menge Ärger und Geld. Hier sind ein paar Dinge, die ich auf meinen Reisen gelernt habe.
Autofahren und die Kosten
Viele Brücken auf der Ringstraße sind einspurig. Wer zuerst da ist, hat Vorfahrt. Auf Schotterstraßen ist Steinschlag eine reale Gefahr, also halte Abstand. Eine spezielle Versicherung gegen Sand- und Ascheschäden (SAAP) ist im Süden Gold wert. Ein Sandsturm kann dir den Lack und die Scheiben ruinieren. Ach ja, und Schafe haben IMMER Vorfahrt.
Und jetzt zum Zaster. Ja, Island ist teuer. Um dir eine Vorstellung zu geben: Ein Liter Benzin kostet schnell mal um die 2,20€. Ein einfacher Hotdog an der Tankstelle liegt bei ca. 5€. Ein solider 4×4-Mietwagen für das Hochland kann in der Hauptsaison zwischen 100€ und 200€ pro Tag kosten. Plane dein Budget realistisch! Um zu sparen, koch am besten selbst. Die Supermärkte Bónus oder Krónan haben alles, was du brauchst. Und kauf Alkohol direkt nach der Ankunft im Duty-Free-Shop am Flughafen – das spart ein Vermögen.

Was im Winter anders ist
Diese Tipps hier sind primär für den Sommer (ca. Juni bis September) gedacht. Der isländische Winter ist eine völlig andere Hausnummer. Das Hochland und viele Nebenstraßen sind komplett gesperrt. Du hast nur wenige Stunden Tageslicht. Dafür sind die Nordlichter fast garantiert, die Landschaft ist magisch von Schnee bedeckt und du brauchst unbedingt ein Auto mit Spikereifen. Es ist eine fantastische, aber anspruchsvollere Reisezeit.
Für Kenner: Techniken für Fortgeschrittene
Wenn du die Grundlagen draufhast, kannst du nach den tieferen Erlebnissen suchen. Aber auch hier gilt: Sicherheit zuerst.
Nordlichter fotografieren
Die Aurora zu sehen, ist Magie. Sie zu fotografieren, ist Handwerk. Du brauchst eine Kamera mit manuellem Modus, ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv (z.B. f/2.8) und ein stabiles Stativ. Ohne Stativ geht gar nichts. Stell den Fokus manuell auf unendlich, Blende so offen wie möglich, ISO auf 1600-3200 und belichte zwischen 5 und 20 Sekunden. Apps wie „My Aurora Forecast“ helfen bei der Vorhersage. Und zieh dich verdammt warm an. Das Warten in der Kälte kann zermürbend sein.

Gletscherwanderung: NIEMALS alleine
Ein Gletscher ist ein lebendiges Wesen, das sich bewegt. Unter der scheinbar sicheren Oberfläche lauern tiefe Gletscherspalten, oft von einer dünnen Schneeschicht verdeckt. Die goldene Regel lautet daher: Betritt niemals, wirklich NIEMALS, einen Gletscher ohne einen zertifizierten Guide. Die Profis kennen die sicheren Routen und geben dir die nötige Ausrüstung wie Steigeisen und Eispickel. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, das tiefe, blaue Licht im Eis zu sehen – aber nur mit professioneller Führung.
Das wichtigste Gebot: Respekt
Dieses Kapitel ist das Herzstück. Island ist kein Freizeitpark. Die Absperrungen an Klippen oder heißen Quellen sind die absolute Mindestgrenze. Geh nicht darüber hinaus. Ich habe Familien gesehen, deren Kinder direkt neben ungesicherten, kochend heißen Quellen spielten. Der Boden dort kann einbrechen. Das ist Wahnsinn. Das kochende Wasser verursacht schwerste Verbrennungen.
Bleib auf den Wegen. Fahren abseits der Pisten ist strengstens verboten und schädigt die empfindliche Natur für Jahrzehnte. Nimm deinen Müll wieder mit. Bevor du reist, mach dir selbst ein Versprechen und unterzeichne online den „Icelandic Pledge“. Es ist ein Bekenntnis, ein verantwortungsvoller Reisender zu sein.

Ein letztes Wort vom Meister
Ich kehre immer wieder nach Island zurück. Die Insel erdet mich. Sie zeigt mir die rohe Kraft der Natur und die Präzision ihrer Gesetze. Als Handwerker bewundere ich diese perfekte, ungeschliffene Arbeit. Wenn du nach Island fährst, dann tu es mit offenen Augen und einem offenen Geist. Sei vorbereitet und demütig. Dann nimmst du nicht nur schöne Fotos mit nach Hause, sondern ein tiefes Verständnis für die Kräfte, die unsere Welt formen. Und das, mein Freund, ist eine Erfahrung, die ein Leben lang bleibt.
Bildergalerie


In der Werkstatt der Natur ist das richtige Schuhwerk kein Luxus, sondern Ihr wichtigstes Werkzeug. Der isländische Boden ist oft uneben, nass und scharfkantig. Vergessen Sie leichte Turnschuhe. Die goldene Regel: ein knöchelhoher, wasserdichter Wanderstiefel mit fester Sohle und gutem Profil. Modelle wie der Lowa Renegade GTX oder der Hanwag Banks sind hier keine Überinvestition, sondern die Basis für jeden sicheren Schritt auf Lavagestein oder feuchtem Moos.

Die Windgeschwindigkeit in den isländischen Highlands kann sich innerhalb von 30 Minuten von einer leichten Brise zu einem ausgewachsenen Sturm mit über 100 km/h entwickeln.
Das ist keine meteorologische Seltenheit, sondern isländischer Alltag. Deshalb ist eine wind- und wasserdichte Hardshell-Jacke mit einer hohen Wassersäule (mindestens 20.000 mm) unverzichtbar. Sie ist Ihr Schutzschild gegen die unberechenbarste Kraft der Insel.

- Eine dünne Schicht aus Merinowolle direkt auf der Haut.
- Eine mittlere Schicht aus Fleece oder technischer Isolierung.
- Eine äußere Schutzschicht gegen Wind und Regen.
Das Geheimnis? Das Zwiebelprinzip. Es ist der einzige Weg, um auf die schnellen Temperaturwechsel – von schweißtreibenden Anstiegen bis zu eiskalten Windböen am Wasserfall – flexibel und sicher reagieren zu können.

Kann man die Farben Islands wirklich so fotografieren, wie man sie sieht?
Ja, aber es erfordert ein kleines Werkzeug-Upgrade. Ein Polfilter ist unerlässlich, um die Reflexionen auf Wasser und Eis zu minimieren und die Sättigung des Himmels und des grünen Mooses zu intensivieren. Er dreht quasi den Kontrastregler der Natur auf und lässt die Farben durch die oft diesige, feuchte Luft leuchten. Betrachten Sie ihn als das Präzisionswerkzeug für Ihre Kamera.

Respekt vor dem Moos: Was aussieht wie ein weicher, widerstandsfähiger Teppich, ist in Wahrheit ein extrem empfindliches Ökosystem, das Jahrzehnte braucht, um sich von einem einzigen Fußtritt zu erholen. Bleiben Sie unbedingt auf den markierten Wegen. Das Betreten der Moosfelder ist nicht nur respektlos gegenüber der Natur, sondern hinterlässt Narben, die Generationen überdauern.

- Eine voll aufgeladene Powerbank (min. 10.000 mAh).
- Ein GPS-Gerät oder eine zuverlässige Offline-Karten-App (z.B. Maps.me).
- Ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Blasenpflastern.
Diese drei Dinge gehören in jeden Rucksack, selbst bei einem vermeintlich kurzen Ausflug. Kälte saugt Akkus leer, Mobilfunkempfang ist oft nicht vorhanden und kleine Verletzungen können im Nirgendwo schnell zum Problem werden.

Nur etwa 30 % des isländischen Straßennetzes sind asphaltiert. Die berüchtigten F-Straßen ins Hochland sind Schotterpisten, die oft Flüsse ohne Brücken kreuzen.

Standard-Mietwagen: Perfekt für die Ringstraße und die wichtigsten, asphaltierten Sehenswürdigkeiten. Sie sind sparsamer und günstiger.
4×4-Fahrzeug: Absolut notwendig, sobald Sie auf eine F-Straße abbiegen wollen. Nur diese Fahrzeuge haben die Bodenfreiheit und den Antrieb für das Hochland und sind für Flussdurchquerungen versichert.
Die Wahl ist keine Frage des Komforts, sondern der geplanten Route und Ihrer Sicherheit.

Die isländische Luft hat einen Geruch. In der Nähe geothermaler Gebiete ist es der unverkennbare, erdige Geruch von Schwefel – der Atem des Planeten. An der Küste ist es die salzige, saubere Kühle des Nordatlantiks. Und im Landesinneren riecht es nach nassem Stein, karger Erde und einer unglaublichen Frische. Nehmen Sie sich einen Moment, um diese rohe, ursprüngliche Atmosphäre bewusst einzuatmen. Es ist ein Teil der Erfahrung, den kein Foto einfangen kann.

Warum warnen alle vor den Wellen am schwarzen Sandstrand von Reynisfjara?
Wegen der „Sneaker Waves“. Das sind unerwartet große Wellen, die ohne Vorwarnung viel weiter den Strand hinaufreichen als ihre Vorgänger. Der Sog des Atlantiks ist hier extrem stark und hat bereits unvorsichtige Besucher ins Meer gezogen. Die Regel ist einfach und nicht verhandelbar: Drehen Sie dem Ozean niemals den Rücken zu.

Der isländische Rettungsdienst ICE-SAR wird jährlich zu über 1.200 Einsätzen gerufen, ein Großteil davon betrifft Touristen, die das Wetter oder das Gelände unterschätzt haben.
Laden Sie vor Ihrer Reise die App „SafeTravel.is“ herunter. Hier können Sie Ihren Reiseplan hinterlegen und erhalten offizielle Warnungen in Echtzeit. Das ist kein optionales Gadget, sondern ein fundamentaler Teil Ihrer Sicherheitsausrüstung.

Die Basaltsäulen, die Sie zum Beispiel am Svartifoss-Wasserfall sehen, sind kein Zufallsprodukt. Wenn dicke Lava langsam und gleichmäßig abkühlt, zieht sie sich zusammen und bricht in diesen perfekten, meist sechseckigen Säulen auf. Es ist ein physikalischer Prozess, der zeigt, wie aus dem Chaos flüssigen Gesteins eine fast mathematisch perfekte Ordnung entsteht – die Statik der Natur in ihrer schönsten Form.

- Klare Sicht auf die Gletscherzungen.
- Schutz vor eisigem Wind.
- Keine tränenden Augen.
Das Werkzeug? Eine gute Sonnenbrille. Selbst an bewölkten Tagen ist die UV-Strahlung, die von Gletschern, Schnee und Wasser reflektiert wird, intensiv und kann die Augen schädigen. Eine polarisierende Sonnenbrille gehört in Island zur Grundausstattung.

Wichtiger Punkt: Eine Kreditkarte mit PIN ist in Island essenziell. Viele automatische Zapfsäulen außerhalb der Städte akzeptieren kein Bargeld und oft auch keine Karten ohne PIN-Eingabe. Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Geheimzahl kennen, sonst stehen Sie womöglich mit leerem Tank in der Einöde.

Die Nordlichter sind kein Licht, das man einfach „anschaltet“. Es ist eine komplexe Wechselwirkung aus Sonnenwinden und dem Erdmagnetfeld. Für eine erfolgreiche Jagd brauchen Sie die richtigen Bedingungen:
- Dunkelheit: Weg von den Lichtern der Städte, idealerweise zwischen September und April.
- Ein klarer Himmel: Wolken sind der größte Feind.
- Geduld: Oft zeigen sich die Lichter nur für wenige Minuten.
Apps wie „Hello Aurora“ nutzen Echtzeitdaten, um Ihre Chancen zu maximieren.

Ein isländischer Wollpullover, der „Lopapeysa“, wird aus der einzigartigen Wolle isländischer Schafe gefertigt. Sie besteht aus zwei Faserarten: einer weichen, isolierenden Unterschicht und einer langen, wasserabweisenden Oberschicht.
Dieses Naturmaterial ist das Ergebnis jahrhundertelanger Anpassung an das raue Klima. Ein echter Lopapeysa ist nicht nur ein Souvenir, sondern ein hochfunktionelles Stück Ausrüstung, das atmet, wärmt und sogar leichten Regen abhält.

Verlassen Sie sich nicht nur auf die Hauptstraßen. Suchen Sie nach den kleinen, unscheinbaren heißen Quellen, den „Hot Pots“, die oft nur den Einheimischen bekannt sind. Ein Bad in 40 Grad warmem, geothermalem Wasser, während die Luft um Sie herum eiskalt ist, ist das ultimative isländische Erlebnis. Es ist die direkte, körperliche Erfahrung der unterirdischen Hitze, die diese Insel definiert.
Ist eine Drohne in Island eine gute Idee?
Sie kann atemberaubende Perspektiven liefern, aber die Bedingungen sind extrem. Starke, böige Winde können eine Drohne leicht vom Kurs abbringen oder zum Absturz bringen. Zudem gibt es an vielen beliebten Orten wie Jökulsárlón oder an Vogelfelsen Flugverbotszonen, um die Tierwelt und andere Besucher nicht zu stören. Informieren Sie sich vorab über die lokalen Regeln und fliegen Sie nur bei absolut ruhigem Wetter.




