Dein perfekter 2-Tage-Plan für Seoul: So vermeidest du die typischen Anfängerfehler
Ich bin im Herzen ein Handwerker. Mein Beruf hat mich eine entscheidende Sache gelehrt: Ein gutes Ergebnis braucht immer einen soliden Plan. Du weißt schon, zweimal messen, einmal schneiden. Und ganz ehrlich? Diese Regel gilt nicht nur für Holz, sondern auch fürs Reisen. Besonders für eine Stadt wie Seoul, die einen am Anfang einfach mal komplett überfordern kann.
Inhaltsverzeichnis
Bei meiner allerersten Reise dorthin bin ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend gerannt. Planlos. Das Ende vom Lied war, dass ich gefühlt mehr Zeit in der U-Bahn als an der frischen Luft verbracht habe und kaum etwas wirklich gesehen habe. Aus diesen Fehlern habe ich gelernt. Heute ist ein guter Reiseplan für mich wie ein Bauplan für ein Möbelstück – stabil, durchdacht und am Ende passt alles perfekt zusammen.
Dieser Artikel ist mein erprobter „Bauplan“ für zwei volle Tage in Seoul, extra für Erstbesucher. Er soll dir Zeit, Geld und vor allem Nerven sparen. Wir haken nicht nur stur Sehenswürdigkeiten ab, sondern versuchen, ein echtes Gefühl für die Stadt zu bekommen. Also, zieh deine bequemsten Schuhe an. Wir haben einiges vor!

Das Fundament: Deine Grundausstattung für Seoul
Bevor wir loslegen, brauchen wir das richtige Werkzeug. In Seoul sind das ein paar simple, aber absolut entscheidende Dinge. Ohne die wackelt das ganze Konstrukt.
Aller Anfang ist … am Flughafen Incheon
Okay, du bist gelandet. Und jetzt? Wie kommst du am besten in die Stadt? Da gibt es drei gängige Optionen:
- AREX Express Train: Der schnellste Weg ins Zentrum (Seoul Station). Fährt ohne Zwischenstopps in unter 45 Minuten. Kostet um die 9.500 Won (ca. 7 €). Perfekt, wenn du es eilig hast und dein Hotel in der Nähe der Seoul Station ist.
- All-Stop-Train: Das ist quasi die „S-Bahn“-Version. Sie hält an allen Stationen und braucht etwa eine Stunde. Dafür ist sie mit ca. 4.500 Won (ca. 3,50 €) günstiger und du kannst hier deine T-Money-Karte nutzen. Meine persönliche Empfehlung, wenn dein Hotel nicht direkt an der Seoul Station liegt.
- Limousine Bus: Super bequem, da du dein Gepäck einfach unten reinwirfst und dich in einen Sessel fallen lässt. Die Busse fahren direkt zu verschiedenen Stadtteilen und Hotels. Dauert länger (60-90 Minuten) und ist teurer (ca. 17.000 Won), aber dafür sehr entspannt.

Dein Schlüssel zur Stadt: Die T-Money-Karte
Das öffentliche Verkehrsnetz in Seoul ist ein Traum – pünktlich, sauber, gigantisch. Um es zu nutzen, brauchst du unbedingt eine T-Money-Karte. Das ist eine wiederaufladbare Karte, die du an jedem Kiosk (CU, GS25 etc.) oder an Automaten in den U-Bahn-Stationen bekommst.
Kleiner Tipp zur Aufladung am Automaten: Das sieht komplizierter aus, als es ist. 1. Sprache auf Englisch stellen. 2. Den Button mit dem T-Money-Logo suchen (oft „Reloading“). 3. Karte auflegen, Bargeld einwerfen, fertig. Lade sie für zwei Tage mal mit 20.000 Won (ca. 15 €) auf, das sollte locker reichen. Du hältst die Karte beim Reingehen und Rausgehen an die Schranken, und der korrekte Betrag wird abgebucht. Funktioniert auch in Bussen und Taxis. Einzelfahrscheine zu kaufen ist Zeitverschwendung, glaub mir.
Achtung, das ist der häufigste Anfängerfehler! Google Maps ist in Südkorea für die Navigation (Auto, Fußwege) praktisch unbrauchbar. Aus nationalen Sicherheitsgründen sind die detaillierten Kartendaten für Google gesperrt. Du siehst zwar deinen Punkt auf der Karte, aber eine Routenplanung funktioniert nicht. Lade dir stattdessen unbedingt Naver Map oder KakaoMap runter. Die gibt es auch auf Englisch, sind super präzise und zeigen dir alles – U-Bahn-Linien, Busse, den kürzesten Fußweg. Ich schwöre auf Naver Map, das Ding hat mich noch nie im Stich gelassen.

Online bleiben: SIM-Karte oder Pocket Wifi?
Ohne Internet sind deine neuen Navi-Apps natürlich nutzlos. Du hast zwei super Optionen, die du direkt am Flughafen Incheon erledigen kannst:
- SIM-Karte: Perfekt für Alleinreisende. Du bekommst unbegrenztes Datenvolumen für ein paar Tage schon für ca. 25.000-35.000 Won. Die Mitarbeiter an den Ständen von KT, SK oder LG U+ bauen dir die Karte in zwei Minuten ein.
- Pocket Wifi: Ideal für Gruppen oder wenn du mehrere Geräte hast. Du mietest ein kleines Gerät, das ein WLAN-Signal aussendet. Kostet nur um die 3.000 Won (ca. 2,20 €) pro Tag, muss aber abends geladen werden.
Ein Wort zum Miteinander
Koreaner sind sehr höflich und respektvoll. Mit ein paar Kleinigkeiten zeigst du, dass du das auch bist. Eine leichte Verbeugung zur Begrüßung kommt immer gut an. Wenn du etwas übergibst oder annimmst (Geld, Kreditkarte), nutze beide Hände. Das ist ein Zeichen von Respekt. Und ach ja, in der U-Bahn wird nicht laut gesprochen. Ältere Menschen haben immer und überall Vorrang. Das sind Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied machen.

Tag 1: Eine Reise in die Vergangenheit
Unser erster Tag gehört der Geschichte. Wir bleiben im alten Zentrum, im Bezirk Jongno-gu. Die Wege sind kurz, vieles ist zu Fuß erreichbar. So nehmen wir die Atmosphäre viel besser auf, anstatt nur durch die Gegend zu hetzen.
Vormittag: Der Gyeongbokgung-Palast
Wir starten am größten der fünf Paläste, dem Gyeongbokgung. Nimm die U-Bahn-Linie 3 bis zur Gyeongbokgung Station und nutze den Ausgang 5, der spuckt dich quasi direkt vor dem Eingang aus. Sei am besten kurz vor 10 Uhr da, denn dann findet die beeindruckende Wachablösung vor dem Haupttor statt – ein tolles Spektakel zum Einstieg.
Wichtig zu wissen: Der Palast hat dienstags geschlossen! Prüfe das zur Sicherheit immer nochmal online, bevor du losfährst. Das kann dir sonst den ganzen Tag ruinieren.
Plan dir mindestens zwei bis drei Stunden ein. Das Gelände ist riesig. Schau dir die Haupthalle an, wo der König Audienzen abhielt, und den malerischen Pavillon, der in einem See liegt. Ein kleiner Pro-Tipp: Viele mieten sich einen traditionellen Hanbok, um kostenlosen Eintritt zu bekommen. Bedenk aber, dass das An- und Ausziehen Zeit kostet und die Tracht je nach Wetter echt unpraktisch sein kann. Überleg dir, ob das Erlebnis den Aufwand wert ist.

Mittagessen: Kraft tanken mit Samgyetang
Nach der Geschichtsstunde knurrt der Magen. In den Gassen westlich vom Palast gibt es unzählige traditionelle Restaurants. Ich empfehle dir, Samgyetang zu probieren – eine ganze Hühnersuppe mit Ginseng, Reis und Kräutern gefüllt. Das gibt dir richtig Power für den Rest des Tages. Rechne mit etwa 15.000 bis 25.000 Won für eine gute Portion. Der bekannteste Laden dafür ist oft hoffnungslos überlaufen. Mein Rat: Lass ihn links liegen und geh einfach zwei Gassen weiter. Die kleineren Lokale sind oft genauso gut und du musst nicht ewig anstehen.
Nachmittag: Bukchon Hanok Village & Samcheong-dong
Vom Palast aus spazieren wir rüber zum Bukchon Hanok Village (dauert ca. 15 Minuten zu Fuß). Das ist ein traditionelles Dorf mitten in der Stadt. Das Besondere: Hier wohnen ganz normal Leute. Sei also bitte leise und respektiere ihre Privatsphäre. Die Gassen schlängeln sich einen Hügel hoch und von oben hast du einen fantastischen Blick über die geschwungenen Ziegeldächer, mit den Wolkenkratzern Seouls im Hintergrund. Dieser Kontrast ist einfach Seoul pur.

Danach lassen wir uns durch das benachbarte Viertel Samcheong-dong treiben. Hier findest du coole Boutiquen, kleine Kunstgalerien und unzählige gemütliche Cafés. Perfekt für eine Kaffeepause. Der Kaffee in Seoul ist übrigens exzellent, aber preislich auf deutschem Niveau.
Abend: Insadong und die Vielfalt der koreanischen Küche
Den Tag lassen wir in Insadong ausklingen. Die Hauptstraße und ihre Seitengassen sind voll mit Läden für traditionelles Handwerk, Teehäusern und Restaurants. Hier findest du tolle, authentische Souvenirs.
Zum Abendessen suchen wir uns ein Restaurant für Hanjeongsik, ein traditionelles Menü, bei dem der ganze Tisch mit unzähligen kleinen Schüsseln (Banchan) vollgestellt wird. Eine fantastische Möglichkeit, die Vielfalt der koreanischen Küche zu entdecken. Ein einfaches Menü startet bei etwa 30.000 Won. Wenn du allein unterwegs oder nicht ganz so hungrig bist, ist das oft zu viel. Frag stattdessen nach „Baekban“ – das ist quasi das Alltagsmenü mit Reis, Suppe und ein paar Beilagen. Günstiger, kleiner und ein echter Geheimtipp!

Tag 2: Das moderne, pulsierende Seoul
Heute wechseln wir die Perspektive. Wir fahren über den Fluss Han und tauchen ein in das moderne Seoul. Der Kontrast zum Vortag könnte nicht größer sein. Es geht um Popkultur, Business und das Leben im 21. Jahrhundert.
Vormittag: Gangnam und die berühmte Starfield Library
Wir nehmen die U-Bahn-Linie 2 und fahren nach Gangnam. Ja, genau, der Bezirk aus dem Lied. Unser Ziel ist aber die Starfield Library in der COEX Mall (U-Bahn-Station: Samseong, direkt verbunden). Das ist eine öffentliche Bibliothek in einem Einkaufszentrum – aber was für eine! Gigantische, meterhohe Bücherregale, die sich über mehrere Stockwerke erstrecken. Ein absoluter Wahnsinns-Anblick und ein Paradies für Fotos. Setz dich einfach irgendwo hin und genieße die Atmosphäre.
Mittagessen: Schlemmen im Food Court
Mittagessen gibt’s heute im Food Court eines der großen Luxuskaufhäuser, zum Beispiel direkt beim COEX. Und vergiss alles, was du über deutsche Kaufhausrestaurants zu wissen glaubst. Das hier sind kulinarische Tempel! Dutzende Stände bieten authentische Gerichte aus ganz Korea in Top-Qualität an. Von Bibimbap bis zu japanischem Ramen ist alles dabei. Die Preise sind fair und die Auswahl ist gigantisch. Effizienter kannst du dich nicht durch die koreanische Küche probieren.

Nachmittag: Hongdae – Wo die Jugend tobt
Vom schicken Gangnam geht’s mit der U-Bahn (Linie 2 zur Hongik University Station) ins krasse Gegenteil: nach Hongdae. Das Viertel rund um die Kunstuni ist das Zentrum der Jugendkultur. Es ist laut, bunt, kreativ. Überall treten Straßenmusiker und Tanzgruppen auf, es gibt unzählige kleine Läden mit cooler Mode und die Wände sind voller Street-Art. Hongdae ist das pure, kreative Chaos. Lass dich einfach treiben, das ist die beste Art, dieses Viertel zu erleben.
Abend: Lichtermeer und koreanisches BBQ
Zum Abschluss wollen wir die Stadt von oben sehen. Der Klassiker ist der N Seoul Tower auf dem Berg Namsan. Der Blick auf das Lichtermeer ist atemberaubend. Fahr am besten zur Dämmerung hoch.
Die Alternative für Profis: Der Turm kann extrem voll sein. Ehrlich gesagt, bevorzuge ich eine der vielen Rooftop-Bars in Myeongdong oder Itaewon. Der Blick ist oft genauso gut, die Atmosphäre viel entspannter und du kannst dabei einen Cocktail schlürfen.

Danach geht’s nach Myeongdong. Abends verwandelt sich das Shopping-Viertel in einen riesigen Street-Food-Markt. Probier dich durch Tteokbokki (scharfe Reiskuchen) oder Tornado-Kartoffeln. Fürs richtige Abendessen suchst du dir dann ein Restaurant, das auf Korean BBQ (Gogi-gui) spezialisiert ist. Das Fleisch selbst am Tisch zu grillen, ist ein super geselliges Erlebnis und der perfekte Abschluss für deine Reise.
Ein letztes Wort zur Sicherheit
Seoul ist eine der sichersten Städte der Welt. Du kannst dich fast überall zu jeder Zeit frei bewegen. Die größten „Gefahren“ sind eher banaler Natur:
- Der Verkehr: Augen auf beim Überqueren der Straße. Vor allem die Rollerfahrer nutzen gerne auch mal den Bürgersteig.
- Deine Füße: Ich kann es nicht oft genug sagen: TRAG DIE BEQUEMSTEN SCHUHE, DIE DU HAST! Blasen an den Füßen können dir den besten Plan ruinieren. Das ist kein Detail, das ist die Grundlage für alles.
- Die Schärfe: Koreanisches Essen kann feurig sein. Wenn du es nicht so scharf magst, sag einfach „an maepge haejuseyo“ (bitte nicht scharf). Meistens klappt das ganz gut.
Sieh diesen Plan als stabiles Gerüst. Du kannst jederzeit einzelne Teile austauschen, wenn dir etwas anderes mehr zusagt. Das Wichtigste ist, eine Struktur zu haben. Denn ein guter Plan gibt dir die Freiheit, spontan zu sein, ohne dich zu verlieren. Und genau so lernst du, Seoul nicht nur zu besuchen, sondern wirklich zu erleben.

Bildergalerie


- Naver Map statt Google Maps: In Südkorea ist Google Maps eingeschränkt. Naver Map (oder Kakao Maps) ist dein absolut unverzichtbarer Navigator für Fußwege und öffentliche Verkehrsmittel – inklusive exakter U-Bahn-Abfahrtszeiten.
- Papago für die Übersetzung: Diese App von Naver ist oft treffsicherer als Google Translate, besonders bei kontextbezogenen koreanischen Sätzen. Die Bildscan-Funktion für Speisekarten ist ein Lebensretter!
- Kakao T für Taxis: Wenn die Füße am Abend schmerzen, kannst du über diese App einfach und sicher ein Taxi rufen, ohne Sprachbarrieren.
Das digitale Schweizer Messer für deinen Seoul-Trip? Diese drei Apps! Lade sie am besten schon zu Hause über WLAN herunter.

Südkorea hat eine der schnellsten durchschnittlichen Internetgeschwindigkeiten der Welt.
Nutze das zu deinem Vorteil! Ein ständiger Internetzugang macht die Navigation und Spontanausflüge um ein Vielfaches einfacher. Buche dir vorab online ein „Pocket Wi-Fi“ (z. B. von KT Olleh oder SK Telecom), das du direkt am Flughafen abholst. Oder noch einfacher: Installiere dir eine e-SIM für Korea (Anbieter wie Ubigi oder Airalo), um deine heimische SIM-Karte parallel weiternutzen zu können.

Bargeld oder Karte in Seoul?
Eine der häufigsten Fragen – und die Antwort lautet: beides! Kreditkarten (Visa/Mastercard) werden in fast allen Restaurants, Cafés und Geschäften akzeptiert. Für die authentischen Erlebnisse wie Streetfood auf dem Gwangjang-Markt, Souvenirs in Insadong oder das Aufladen deiner T-Money-Karte an Automaten ist Bargeld (Won) jedoch unerlässlich. Ein guter Mix ist die beste Strategie.

Myeongdong: Das pulsierende Herz für K-Beauty und Mainstream-Shopping. Hier findest du Flagship-Stores von Marken wie Olive Young, Innisfree und riesige Kaufhäuser wie Lotte. Perfekt für eine intensive Shopping-Tour am Nachmittag.
Hongdae: Das kreative, jugendliche Viertel rund um die Hongik Universität. Hier dominieren unabhängige Boutiquen, Vintage-Läden, Straßenkünstler und eine unendliche Auswahl an coolen Cafés und Clubs. Ideal, um den Abend ausklingen zu lassen.

Abseits der großen Paläste und Museen verbirgt sich Seouls wahre Seele oft in den Gerüchen und Geräuschen seiner Straßenküchen. Lass dich einfach treiben und halte Ausschau nach einem Pojangmacha, einem kleinen Zeltstand. Zeige auf das, was gut aussieht – ob es nun scharfe Reiskuchen (Tteokbokki), eine herzhafte Fischkuchen-Suppe (Odeng) oder frittierte Leckereien (Twigim) sind. Das ist kein einfacher Snack, sondern ein Stück echter Seouler Alltagskultur.
Kleiner Knigge-Moment: Wenn du etwas bezahlst oder eine Visitenkarte erhältst, benutze immer beide Hände oder lege deine linke Hand unterstützend unter deinen rechten Unterarm. Diese Geste gilt in Korea als Zeichen des Respekts und der Höflichkeit. Eine kleine Geste mit großer Wirkung, die bei Einheimischen sofort positiv auffällt.




