Jordanien für Selbermacher: Mein ehrlicher Werkstattbericht für dein Abenteuer
Eine Reise beginnt nicht am Flughafen, sondern im Kopf. Bei mir in der Werkstatt würde ich nie ein Projekt ohne einen sauberen Plan starten. Ich kenne mein Holz, ich prüfe mein Werkzeug, ich messe zweimal, bevor die Säge läuft. Und genau diese Denke nehme ich mit, wenn ich die Werkstatt verlasse und die Welt erkunde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Fundament: Deine Vorbereitung, bevor es losgeht
- 2 Unterwegs im Land: Die große Frage – Mietwagen oder Fahrer?
- 3 Amman und der Norden: Mehr als nur ein Flughafen
- 4 Das Tote Meer: Ein Naturgesetz mit Gebrauchsanweisung
- 5 Petra: Ein Meisterwerk, das du dir erarbeiten musst
- 6 Wadi Rum: Wo die Wüste dich Demut lehrt
- 7 Aqaba und das Rote Meer: Die Welt unter der Oberfläche
- 8 Essen und Gastfreundschaft: Das Herz des Landes
- 9 Ein solides Fazit
- 10 Bildergalerie
Jordanien war da keine Ausnahme. Klar, man sieht die krassen Bilder von Petra und ist versucht, sofort zu buchen. Aber ich schaue auf diese Felsenarchitektur und frage mich: Wie zur Hölle haben die das gemacht? Welche Logik, welche Technik steckt dahinter? Diese Neugier, dieses Bedürfnis, die Dinge wirklich zu verstehen, ist der beste Reisekompass, den du haben kannst.
Ganz ehrlich: Ich bin kein klassischer Reiseblogger, der dir Hochglanz-Träume verkauft. Ich gebe dir einen soliden, praktischen Leitfaden. Einen, wie ich ihn meinen Leuten für ein kniffliges Projekt in die Hand drücken würde. Denn Jordanien ist ein Land der Gegensätze – rau und herzlich, uralt und doch modern. Eine gute Vorbereitung entscheidet darüber, ob du das Land wirklich spürst oder nur an der Oberfläche kratzt. Dieser Bericht ist das Ergebnis meiner Touren, unzähliger Gespräche mit Einheimischen und, ja, auch meiner eigenen Fehler. Lern aus ihnen!

Das Fundament: Deine Vorbereitung, bevor es losgeht
Eine solide Basis ist alles. Das gilt für ein gutes Möbelstück genauso wie für eine unvergessliche Reise. Wenn du hier schlampst, rächt es sich später.
Checkliste vor dem Abflug: Die drei wichtigsten Handgriffe
Bevor wir ins Detail gehen, hier das Wichtigste zuerst. Ohne das solltest du nicht mal anfangen, den Koffer zu packen:
- Der Jordan Pass! Das ist kein nettes Extra, das ist dein wichtigstes Werkzeug für diese Reise. Ganz ehrlich, wer ohne fliegt, wirft Geld zum Fenster raus. Du kaufst ihn online vorab (Preise starten so um die 70 JOD, also ca. 90€). Damit sparst du dir die komplette Visagebühr bei der Einreise (allein das sind schon 40 JOD) und hast freien Eintritt zu über 40 Sehenswürdigkeiten, inklusive Petra. Der Eintritt für Petra allein kostet schon 50 JOD – du siehst, die Rechnung geht auf.
- Internationaler Führerschein? Wenn du auch nur mit dem Gedanken spielst, einen Mietwagen zu nehmen – besorg ihn dir. Kostet nicht die Welt und erspart dir im Fall der Fälle unnötige Diskussionen.
- Die erste Nacht sichern: Buche deine erste Unterkunft in Amman oder Madaba vor. Nach einem langen Flug willst du nicht müde und überfordert nach einem Hotel suchen müssen. Ankommen, abladen, durchatmen.

Die beste Reisezeit: Wann du wirklich hin solltest
Das Klima in Jordanien ist kein Geheimnis, wird aber oft unterschätzt. Die Sommer, besonders Juli und August, sind eine brutale Hitzeschlacht. 40°C im Jordangraben sind da keine Seltenheit. Das ist nicht die Zeit für lange Märsche durch Petra. Ich habe Leute gesehen, die mittags ohne Hut einfach umgekippt sind. Das ist kein Urlaub, das ist ein vermeidbares Risiko.
Die absolut besten Monate sind im Frühling (März bis Mai) und im Herbst (September bis November). Die Temperaturen sind einfach perfekt. Im Frühling erlebt man im Norden sogar ein kurzes, grünes Wunder, wenn alles blüht – eine seltene, aber wunderschöne Seite des Landes. Im Winter kann es dagegen überraschend frisch werden, vor allem in Amman. Schnee ist zwar selten, aber möglich. Und Achtung: In der Wüste fallen die Temperaturen nachts oft unter den Gefrierpunkt. Pack also schlau!
Was in den Koffer gehört: Praktisch statt modisch
Deine Kleidung ist dein wichtigstes Werkzeug vor Ort. Sie muss funktionieren, nicht nur gut aussehen. Jordanien ist ein muslimisches Land mit eher konservativen Werten. Auch wenn an den Touristen-Hotspots alles lockerer ist, zeugt angepasste Kleidung von Respekt. Das heißt für alle: Schultern und Knie sollten bedeckt sein.

- Leichte, lange Kleidung: Langarmhemden und lange Hosen aus Leinen oder dünner Baumwolle sind ideal. Sie schützen dich vor der Sonne und sind kulturell absolut passend.
- Feste, eingelaufene Schuhe: Du wirst laufen. Viel laufen. Allein in Petra kommen schnell 15 bis 20 Kilometer am Tag zusammen. Gute Wanderschuhe sind keine Option, sie sind eine Notwendigkeit.
- Kopfbedeckung: Ein Hut mit breiter Krempe oder ein Tuch ist Pflicht. Ein Sonnenstich kann dir die ganze Reise ruinieren.
- Warme Schichten: Eine Fleecejacke oder ein dicker Pulli MUSS mit. Der Temperatursturz von Tag zu Nacht in der Wüste ist kein Witz.
- Badesachen: Klar, für das Tote Meer und Aqaba.
- Kleiner Tipp: Vergiss nicht den Universal-Stromadapter! In Jordanien gibt es verschiedene Steckdosentypen. So ein kleines Teil für ein paar Euro erspart dir viel Ärger.
Ach ja, und eine kleine Reiseapotheke ist Gold wert. Pflaster für Blasen, was gegen Magenprobleme und Desinfektionsmittel haben mir schon oft den Tag gerettet.

Unterwegs im Land: Die große Frage – Mietwagen oder Fahrer?
Direkt nach der Landung in Amman stellt sich die erste Frage: Wie weiter? Am Flughafen findest du übrigens problemlos Geldautomaten (ATMs) und kannst dir für kleines Geld (ca. 15-20 JOD) eine lokale SIM-Karte mit reichlich Datenvolumen besorgen. Absolut empfehlenswert, um unterwegs Karten zu nutzen.
Und dann die Gretchenfrage: selbst fahren oder fahren lassen? Beide Optionen haben klare Vor- und Nachteile, und es ist eine Typ- und Budgetfrage.
Der Mietwagen verschafft dir maximale Freiheit. Die großen Straßen wie der Desert Highway sind top ausgebaut. Aber, und das ist ein großes Aber: Der Verkehr in Amman ist der pure Wahnsinn. Chaotisch, laut und mit eigenen Regeln. Ohne starke Nerven würde ich mir das nicht antun. Außerhalb der Städte wird es entspannter, aber pass auf die unzähligen, oft unmarkierten Bodenschwellen auf. Rechnen musst du mit etwa 30-40€ pro Tag plus Sprit.
Ein Fahrer mit Auto ist die stressfreie Premium-Variante. Ja, es ist teurer – plane hier mal so 100-140€ pro Tag ein, da ist dann aber alles drin. Dafür kaufst du dir absolute Sorgenfreiheit. Ein guter Fahrer ist gleichzeitig ein lokaler Guide, kennt die besten und saubersten Raststätten, die versteckten Aussichtspunkte und erzählt dir Dinge, die in keinem Reiseführer stehen. Kläre den Preis immer fair und klar vorab. Aus meiner Erfahrung ist das oft der Schlüssel zu den besten Erlebnissen.

Amman und der Norden: Mehr als nur ein Flughafen
Viele nutzen Amman nur als Sprungbrett. Ein Fehler! Die Stadt ist kein gelecktes Freilichtmuseum, sondern ein lauter, lebendiger Organismus mit Seele. Setz dich einfach mal auf die oberen Stufen des römischen Theaters mitten in der Stadt und beobachte das Treiben. Von der Zitadelle oben auf dem Hügel hast du einen genialen Blick und siehst, wie alte Ruinen und moderne Häuser ineinander verschmelzen.
Nördlich davon liegt Jerash, eine der besterhaltenen römischen Provinzstädte der Welt. Hier spürst du die unfassbare Ordnung und Ingenieurskunst des Römischen Reiches. Wenn du über das ovale Forum läufst und die Kolonnadenstraße entlanggehst, kannst du dir fast die Wagenrennen im Hippodrom vorstellen. Das ist greifbare Geschichte.
Das Tote Meer: Ein Naturgesetz mit Gebrauchsanweisung
Das Tote Meer ist kein Badesee. Es ist ein physikalisches Experiment, das du am eigenen Körper erlebst. Mit über 30% Salzgehalt (das Mittelmeer hat knapp 4%) hat das Wasser eine so hohe Dichte, dass du einfach oben treibst. Du kannst nicht untergehen. Ein faszinierendes Gefühl!

Aber Achtung! Dieses Erlebnis hat klare Regeln:
- Kein Wasser ins Gesicht! Ernsthaft. Nicht spritzen, nicht tauchen. Ein Tropfen im Auge brennt wie die Hölle. Wenn es passiert, sofort mit Süßwasser ausspülen.
- Niemals schlucken. Das Zeug ist giftig und ein medizinischer Notfall für deine Nieren.
- Keine frischen Wunden. Jeder noch so kleine Kratzer oder eine frische Rasur fühlt sich an wie Feuer.
- Zeitlimit: Bleib nicht länger als 15-20 Minuten am Stück drin. Das Salzwasser entzieht deinem Körper Flüssigkeit. Danach viel Wasser trinken!
Kleiner Tipp: Meide die öffentlichen Strände. Investiere die ca. 20 JOD für einen Tagespass in einem der Hotels. Dort hast du Zugang zu Süßwasserduschen, Umkleiden und Pools. Die Duschen sind nach dem Salzbad nicht nur angenehm, sondern absolut notwendig.
Petra: Ein Meisterwerk, das du dir erarbeiten musst
Petra ist der Hauptgrund für viele Reisen nach Jordanien. Und das absolut zu Recht. Aber Petra ist kein Ort, den man mal eben so „besichtigt“. Man muss ihn sich erarbeiten. Zu Fuß.

Der Weg beginnt mit dem Siq, einer über einen Kilometer langen, engen Schlucht mit bis zu 80 Meter hohen Felswänden. Das ist ein genialer Spannungsaufbau. Du siehst die alten Wasserkanäle im Fels, eine Meisterleistung der Hydraulik, und dann… am Ende… öffnet sich der Spalt und gibt den Blick auf das Schatzhaus frei. Ein Gänsehaut-Moment, den du nie vergisst.
Ein Plan für Petra
Petra ist riesig. An einem Tag alles sehen zu wollen, artet in puren Stress aus. Hier ist mein pragmatischer Ansatz:
- Der beste Trick: Sei um 6:00 Uhr morgens am Eingang, wenn die Tore öffnen. Dann hast du den Siq und das Schatzhaus für eine kurze Zeit fast für dich allein, bevor die großen Busladungen kommen. Magie pur!
- Tag 1 (Die Hauptroute): Durch den Siq zum Schatzhaus, weiter zur Fassadenstraße und dann der große Aufstieg zum Kloster (Ad-Deir). Für die rund 800 Stufen nach oben brauchst du gut eine Stunde und eine solide Kondition. Aber der Ausblick und das Monument selbst sind die Mühe tausendmal wert.
- Tag 2 (Die Höhenwege): Nimm den Pfad zum Hohen Opferplatz. Der Aufstieg ist steil, aber die Panoramasicht über das gesamte Tal ist unbezahlbar. Von dort kannst du über einen weniger begangenen Pfad absteigen und entdeckst Gräber und Fassaden, die die meisten Touristen links liegen lassen.
Übrigens, vielleicht hörst du von „Petra by Night“. Das ist eine separate Veranstaltung, bei der der Weg zum Schatzhaus mit Kerzen beleuchtet wird. Sehr stimmungsvoll, aber eine ganz andere, ruhigere Erfahrung als der Besuch am Tag.

Wadi Rum: Wo die Wüste dich Demut lehrt
Nach der von Menschenhand geschaffenen Ordnung Petras ist Wadi Rum eine andere Welt. Eine Welt aus rotem Sand, Wind und monumentalen Felsformationen. Hier merkst du schnell, wie klein du eigentlich bist.
Ein Aufenthalt in einem Beduinencamp ist Pflicht. Es gibt alles von Luxus-Bubbles bis zu einfachen, familiengeführten Camps. Ich persönlich bevorzuge die letzteren. Dort sitzt du abends mit den Gastgebern am Feuer und isst Zarb, ein Gericht, das stundenlang in einem Erdofen gart. Rechne für eine Nacht mit Abendessen und Frühstück mit 25 bis 50 JOD pro Person. Eine Jeep-Tour kostet extra – verhandle vorher einen fairen Preis, so um die 40-60 JOD für eine 3-4 stündige Tour sind ein guter Richtwert.
Die größte Show beginnt aber nach Sonnenuntergang. Ohne Lichtverschmutzung ist der Sternenhimmel hier einfach überwältigend. Du siehst die Milchstraße so klar wie selten. Das ist keine Romantik, das ist pure Astronomie.

Aqaba und das Rote Meer: Die Welt unter der Oberfläche
Nach dem Staub der Wüste ist das klare Wasser in Aqaba ein echter Genuss. Jordaniens Küste ist kurz, aber die Unterwasserwelt ist spektakulär. Die Korallenriffe sind erstaunlich intakt und viele der besten Schnorchelspots sind direkt vom Strand aus erreichbar. Schon mit einer einfachen Ausrüstung siehst du eine Farbenpracht, die unglaublich ist. Ein wichtiger Appell: Fass nichts an! Korallen sind extrem empfindlich. Und benutze riff-freundliche Sonnencreme. Wir sind hier nur Gäste.
Essen und Gastfreundschaft: Das Herz des Landes
Essen ist in Jordanien ein sozialer Akt. Das Nationalgericht Mansaf – Lamm in einer Joghurtsauce auf Reis – wird traditionell von einer großen Platte mit der rechten Hand gegessen. Wenn du die Chance hast, probier es. Es ist ein Zeichen der Wertschätzung.
Wirst du nach Hause eingeladen, ist das eine riesige Ehre. Lehne niemals einen Tee oder Kaffee ab, das gilt als unhöflich. Gastfreundschaft ist der Eckpfeiler dieser Kultur. Erwidere sie einfach mit Respekt und Offenheit.

Ein solides Fazit
Jordanien ist kein einfaches All-Inclusive-Reiseziel. Es ist ein Land, das dich fordert, das Aufmerksamkeit und Respekt verlangt. Aber es gibt dir unendlich viel zurück: Einblicke in eine jahrtausendealte Geschichte, die rohe Schönheit der Natur und die ehrliche Wärme seiner Menschen.
Also, sei neugierig wie ein guter Handwerker. Schau hinter die Fassaden. Plane sorgfältig, aber lass auch Raum für das, was nicht im Plan steht. Dann wirst du nicht nur mit Fotos nach Hause kommen, sondern mit einem echten Verständnis für ein faszinierendes Stück unserer Welt. Und das, mein Freund, ist mehr wert als jedes Souvenir.
Bildergalerie


Bargeld ist in Jordanien immer noch das beste Werkzeug. Zwar akzeptieren Hotels und größere Restaurants in Amman Kreditkarten, aber auf dem Land, in kleinen Shops oder für das unumgängliche Baklava am Straßenrand brauchst du Dinar. Heb am besten direkt am Flughafen eine solide Grundausstattung ab, aber verteile das Geld an verschiedenen Stellen im Gepäck – eine Grundregel für jede gute Werkzeugkiste.

Dein Tagesrucksack für Petra – das unentbehrliche Kit:
- Wasser, Wasser, Wasser: Mindestens 2-3 Liter pro Person. Die Sonne in den Felsen ist gnadenlos.
- Sonnenschutz: Hut, Sonnenbrille und eine Sonnencreme mit hohem LSF. Es gibt kaum Schatten.
- Energieriegel oder Datteln: Ein schneller Energiekick für den Aufstieg zum Kloster.
- Feste Schuhe: Du läufst auf Sand, Fels und unebenen Wegen. Deine Füße werden es dir danken.

Autofahren auf Jordanisch: Die wichtigste Regel auf den Straßen ist nicht die StVO, sondern die Hupe. Sie ist Kommunikationsmittel: ein kurzer Hupstoß bedeutet „Achtung, ich komme“, ein längerer „Geh aus dem Weg“. Überholen in Kurven ist keine Seltenheit. Fahr defensiv, plane für jede Strecke 30% mehr Zeit ein als Google Maps vorschlägt und betrachte das Ganze als Teil des Abenteuers.

Die Nabatäer waren Meister der Hydro-Ingenieurkunst. Sie schufen in Petra ein komplexes System aus Kanälen, Zisternen und Dämmen, das es ihnen ermöglichte, eine blühende Stadt mitten in der Wüste zu errichten.

Die Einladung zum Tee ist mehr als nur ein Getränk; sie ist ein fundamentaler Bestandteil der jordanischen Gastfreundschaft. Dieser süße, oft mit Salbei (Maramiyyeh) oder Minze (Na’na) aufgebrühte Schwarztee wird dir überall angeboten werden.
- Nimm die Einladung immer an.
- Das erste Glas ist für den Gast, das zweite für die Freude, das dritte für das Schwert – eine alte Beduinenweisheit.
- Es ist unhöflich, vor dem Gastgeber auszutrinken.

Was ist mit der Sprache? Komme ich mit Englisch durch?
Ja, absolut. In den touristischen Gebieten, bei Autovermietungen wie Sixt oder in Hotels ist Englisch Standard. Aber hier ist ein Tipp aus der Praxis: Lerne ein paar Brocken Arabisch. Ein einfaches „Schukran“ (Danke) oder „Salam aleikum“ (Friede sei mit dir) ist wie das richtige Öl für ein quietschendes Scharnier – es öffnet Türen und Herzen und verwandelt eine rein kommerzielle Interaktion in eine menschliche Begegnung.

Wadi Rum Camp – Basic oder Luxus?
Authentisches Beduinencamp: Oft familiengeführt, einfache Zelte mit Gemeinschaftsbad, aber dafür sitzt du abends mit den Gastgebern am Feuer und isst Zarb, das traditionell unter der Erde gegarte Gericht. Ein echtes, unverfälschtes Erlebnis.
Luxus-Camp: Hier findest du „Bubble Tents“ mit Klimaanlage, eigenem Bad und WLAN. Der Komfort ist hoch, die Atmosphäre aber oft weniger persönlich und eher auf Instagram-Ästhetik getrimmt.
Deine Wahl hängt davon ab, ob du das Material oder die Seele der Wüste spüren willst.

Der Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt um mehr als einen Meter pro Jahr.
Dieser alarmierende Fakt ist vor Ort sichtbar. Viele der ehemaligen Strandresorts liegen heute hunderte Meter vom Wasser entfernt. Dein Besuch ist also auch eine Begegnung mit einem fragilen Ökosystem. Achte darauf, die empfindlichen Salzformationen nicht zu beschädigen und nimm deinen Müll wieder mit.

- Du erlebst den Siq (die Schlucht) fast menschenleer und in magischem Morgenlicht.
- Du stehst vor dem Schatzhaus, bevor hunderte von Menschen ihre Selfies machen.
- Die Temperaturen sind für den Aufstieg zum Kloster noch erträglich.
Das Geheimnis? Sei um 6 Uhr morgens am Eingang von Petra, wenn die Tore öffnen. Der frühe Vogel fängt nicht nur den Wurm, er hat die Felsenstadt für sich allein.

Vergiss den schnellen Desert Highway. Wenn du Zeit hast, nimm den King’s Highway. Diese uralte Handelsroute schlängelt sich durch spektakuläre Wadis und vorbei an Kreuzfahrerburgen wie Kerak oder Shobak. Die Straße selbst ist das Ziel, eine Entdeckungsreise durch die biblische Landschaft Jordaniens. Plane einen ganzen Tag für die Strecke zwischen Amman und Petra ein – es lohnt sich.

Jordanische Küche – dein kulinarischer Werkzeugkasten:
- Mansaf: Das Nationalgericht. Lamm, gekocht in fermentiertem Joghurt (Jameed), serviert auf Reis. Ein Muss!
- Knafeh: Eine süße, sündhafte Nachspeise aus Käse und Zuckersirup. Das beste gibt’s bei Habibah Sweets in Amman.
- Maqluba: „Auf den Kopf gestellt“ – ein Eintopf aus Reis, Gemüse und Hühnchen, der zum Servieren gestürzt wird.
- Limonana: Erfrischende Zitronen-Minz-Limonade. Perfekt gegen die Mittagshitze.

Ein kleiner Knigge-Tipp: Die linke Hand gilt in der arabischen Welt als unrein. Nutze daher immer die rechte Hand, um jemandem etwas zu geben, etwas entgegenzunehmen oder zu essen. Das ist ein kleines Detail mit großer Wirkung, das Respekt und Verständnis für die lokale Kultur zeigt.


Gerasa, das heutige Jerash, ist eine der am besten erhaltenen römischen Provinzstädte der Welt. Wenn du über das ovale Forum spazierst und die Kolonnadenstraßen entlanggehst, ist es, als würdest du durch ein perfekt montiertes historisches Modell laufen. Die Akustik im südlichen Theater ist auch nach fast 2000 Jahren noch so präzise, dass man eine fallende Münze auf der Bühne hören kann.

Der richtige Mietwagen – eine Frage der Statik
Brauchst du wirklich einen 4×4? Für die Hauptrouten wie den Desert Highway oder den King’s Highway reicht ein normaler PKW völlig aus. Ein Allradantrieb ist nur dann sein Geld wert, wenn du wirklich tief in die Wüste abseits der Pisten im Wadi Rum fahren willst – was du ohnehin nur mit einem lizenzierten Beduinen-Guide tun solltest. Ein solider Kia oder Hyundai ist für 95% der Selbstfahrer-Route das effizienteste und sparsamste Werkzeug.

Wusstest du, dass die Farbe von Petra sich je nach Tageszeit ändert? Die Sandsteinfelsen leuchten im Morgenlicht in zarten Rosa- und Orangetönen, während sie in der Mittagssonne fast weiß erscheinen und zum Sonnenuntergang tiefrot glühen.

Lokale SIM vs. eSIM: Deine Verbindung zur Außenwelt
Lokale SIM-Karte: Günstig und zuverlässig. Am Flughafen in Amman bieten Anbieter wie Zain oder Orange Touristenpakete mit reichlich Datenvolumen an. Du brauchst deinen Pass für die Registrierung.
eSIM: Etwas teurer, aber unschlagbar praktisch. Du kannst sie schon vor der Reise online kaufen (z.B. über Airalo) und aktivierst sie bei der Landung, ohne anstehen zu müssen.
Für den pragmatischen Selbermacher ist die lokale SIM oft der bessere Deal, wenn man die 15 Minuten Wartezeit in Kauf nimmt.

Die Felsen von Wadi Rum sind nicht nur rot. Schau genau hin und du entdeckst eine ganze Palette an Farben, von Ocker über Violett bis hin zu tiefem Braun. Diese Farben erzählen die geologische Geschichte der Region. Ein guter Guide kann dir die verschiedenen Sandstein- und Granitschichten „lesen“ wie den Bauplan einer Kathedrale.

Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand: Deine Schuhe.
- Stabile Wanderschuhe: Ideal für die langen Märsche und Klettereien in Petra und im Dana-Reservat. Modelle von Lowa oder Meindl bieten den nötigen Halt.
- Bequeme Sneaker: Perfekt für die Erkundung von Amman oder Jerash.
- Wasserschuhe: Unverzichtbar für das Tote Meer, da der Boden von scharfkantigen Salzkristallen bedeckt ist.

Muss ich Unterkünfte lange im Voraus buchen?
Das hängt von deinem Reisestil und der Saison ab. In der Hochsaison (Frühling und Herbst) sind beliebte Hotels in Petra oder die besseren Camps in Wadi Rum schnell ausgebucht. Wenn du flexibel bleiben willst, buche nur die ersten zwei Nächte und dann spontan über Apps wie Booking.com. Das gibt dir die Freiheit, deine Route anzupassen – die vielleicht wichtigste Freiheit für einen echten Entdecker.

- Es bewahrt dich vor Sonnenbrand im Nacken.
- Es schützt dein Gesicht vor aufgewirbeltem Sand.
- Es kann bei kühlen Wüstennächten als Schal dienen.
Die Rede ist vom Kufiya, dem traditionellen jordanischen Kopftuch. Kaufe dir eines am Anfang deiner Reise. Es ist nicht nur ein Souvenir, sondern ein extrem vielseitiges und nützliches Werkzeug für das Wüstenklima.

Wenn du in Petra bist, spare nicht an den letzten Metern. Der Aufstieg zum Kloster (Ad Deir) ist anstrengend – rund 800 in den Fels gehauene Stufen. Aber der Lohn der Mühe ist unbezahlbar: ein Monument, das noch gewaltiger ist als das berühmte Schatzhaus, und ein Panoramablick über das Wadi Araba, der dich demütig macht. Das ist der Moment, in dem die Anstrengung zur Erfüllung wird.

Achtung, Drohnen-Piloten: Das Fliegen von Drohnen ist in Jordanien für Touristen strengstens verboten und wird bei der Einreise konfisziert. Lass dein teures Equipment lieber gleich zu Hause. Die besten Perspektiven findest du ohnehin zu Fuß, wenn du die alten Nabatäer-Pfade erklimmst.

Das Dana Biosphärenreservat ist Jordaniens größtes Naturschutzgebiet und wird oft übersehen. Hier stürzt das Gelände von über 1.500 Metern Höhe bis unter den Meeresspiegel ab und beherbergt eine unglaubliche Vielfalt an Flora und Fauna. Eine Übernachtung in der von Kerzen beleuchteten Feynan Ecolodge ist ein unvergessliches Erlebnis für alle, die nach der Stille und dem authentischen Echo der Natur suchen.

„Nimm nichts als Bilder, hinterlasse nichts als Fußspuren, töte nichts als die Zeit.“ – Ein altes Reisenden-Motto
Dieses Prinzip gilt in Jordanien besonders. Die Ökosysteme der Wüste und des Toten Meeres sind extrem empfindlich. Widerstehe der Versuchung, ein Stück Fels aus Petra oder eine Salzblume mitzunehmen. Der wahre Schatz sind die Erinnerungen, nicht die Souvenirs.
Der Amman Citadel Hill (Jabal al-Qal’a) ist wie ein offenes Geschichtsbuch. Hier findest du die Säulen des römischen Herkulestempels direkt neben den Mauern eines umayyadischen Palastes und einer byzantinischen Kirche. Von hier oben hast du nicht nur einen fantastischen Blick auf das römische Theater im Tal, sondern spürst die Schichten der Zivilisationen, die diese Stadt geformt haben – das perfekte Fundament, um Jordanien zu verstehen.




