Wohnen mit Substanz: Wie du Räume schaffst, die wirklich bleiben

von Angela Schmidt
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Servus! Bevor wir loslegen, eine kurze Ansage: Hier wirst du nichts über die „Wohntrends des Jahres“ lesen. Ganz ehrlich, ich stehe seit Jahrzehnten in der Werkstatt und hab schon so viele Moden kommen und gehen sehen. Mal war alles organisch rund, dann brutalistisch eckig. Mal Kiefer gelaugt, dann Hochglanz-Weiß. Trends sind für Kataloge gemacht, um Zeug zu verkaufen. Was bleibt, ist gutes Handwerk.

Ich möchte mit dir die Grundlagen teilen. Das Zeug, das nicht nach zwei Jahren auf dem Sperrmüll landet, sondern mit der Zeit an Charakter gewinnt. Es geht um Prinzipien, die einen Raum nicht nur hübsch, sondern funktional, langlebig und ehrlich machen. Das ist Substanz.

Das Fundament: Denk in Systemen, nicht in Einzelteilen

Viele sehen Möbel als einzelne Objekte: ein Schrank hier, ein Sideboard da. Aber die besten Räume funktionieren wie ein durchdachtes System. Das ist keine neue Erfindung. Schau dir mal alte Apothekerschränke oder eine klassische Werkstattwand an: Alles ist modular, alles ist erweiterbar, alles hat seinen Platz.

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Ein gutes Modulsystem ist aber mehr als nur ein paar Kisten, die man stapeln kann. Achte auf die Details, die den Unterschied zwischen „hält“ und „fällt auseinander“ ausmachen.

Worauf es bei Modulmöbeln ankommt

Die Verbindungen sind das A und O. Billige Systeme nutzen oft simple Kunststoffverbinder oder Schrauben, die direkt im Pressspan sitzen. Das wackelt schon beim Anschauen. In der Werkstatt nutzen wir für stabile Verbindungen klassische Holzdübel, sauber verleimt und gepresst. Oder moderne Systeme mit eingepressten Metallhülsen, in die eine Maschinenschraube greift. Das hält ewig.

Und dann die Rückwand! Ein häufiger Fehler ist, sie zu ignorieren. Eine dünne 3-mm-Hartfaserplatte, die nur angetackert ist, stabilisiert quasi gar nichts. Der Schrank kann sich verwinden wie ein nasser Lappen. Eine massive Rückwand, mindestens 8 mm stark, die in eine Nut eingelassen und idealerweise verschraubt ist, wirkt wie das Rückgrat des Möbels. Sie macht den ganzen Korpus steif und belastbar. Das ist einer der größten Qualitätsunterschiede, den man oft erst auf den zweiten Blick erkennt.

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Die Montage an der Wand – aber sicher!

Hängende Systeme sind super, sie schaffen Luft und lassen den Raum größer wirken. Aber hier passieren die meisten Unfälle. Glaub mir, ich hab in meinen Lehrjahren auch mal einen Schrank mit den falschen Dübeln montiert. Das Geräusch, wenn der nachts von der Wand kommt, vergisst man nicht. Daraus lernt man.

Die Wand gibt vor, was geht. Nicht dein Wunsch.

Kleiner Tipp: Der Wand-Check für Anfänger. Du bist unsicher, was für eine Wand du hast? Mach den Klopftest. Klingt es dumpf und massiv, ist es wahrscheinlich Beton oder Vollziegel. Klingt es hohl, hast du es mit einer Trockenbauwand (Gipskarton) oder Hohlblocksteinen zu tun. Für die endgültige Sicherheit: Bohre an einer unauffälligen Stelle ein kleines Loch. Das Bohrmehl verrät alles:

  • Graues, sandiges Mehl: Glückwunsch, das ist Beton. Der Jackpot für schwere Lasten.
  • Rotes, grobes Mehl: Das ist Ziegel. Meistens auch sehr stabil.
  • Weißes, feines Mehl: Achtung, das ist Gipskarton. Hier ist Vorsicht geboten.

Je nach Wand brauchst du den richtigen Dübel. Für Beton reicht ein guter Spreizdübel. Bei Lochziegeln brauchst du einen Universaldübel, der sich im Hohlraum verknotet. Und bei Gipskarton? Hier wird’s heikel. Die Platte allein trägt fast nichts. Du musst entweder in die Metall- oder Holzständer dahinter bohren (ein Multidetektor für ca. 30 € aus dem Baumarkt ist hier dein bester Freund) oder spezielle Hohlraumdübel aus Metall verwenden, die sich hinter der Platte aufspreizen.

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Achtung, jetzt kommt’s drauf an! Die Traglast auf der Dübel-Verpackung ist ein Laborwert. Plane IMMER einen Sicherheitsfaktor ein. Lass es uns mal durchrechnen: Dein Küchenschrank wiegt leer 30 kg. Du packst Geschirr für 40 kg rein. Gesamtgewicht: 70 kg. Mit einem Sicherheitsfaktor von 3 (was ich dir dringend rate) muss die Befestigung also 210 kg halten können. Wenn du vier Dübel verwendest, muss jeder einzelne über 52 kg tragen. Schau mal, ob das auf der Packung steht!

Die Atmosphäre: Warum Grau eine Superkraft ist und Farbe Geld kostet

Farbe ist nicht nur Deko, sie ist ein Werkzeug. Sie verändert, wie wir einen Raum wahrnehmen. Und Grau ist dabei die vielleicht unterschätzteste Farbe überhaupt. Es ist der Bass in der Musik: unauffällig, aber es trägt alles andere und schafft Tiefe.

Ein reines Grau aus Schwarz und Weiß gibt es praktisch nie. Jedes Grau hat einen Unterton. Ein warmer Grauton hat einen Hauch Gelb oder Rot, ein kühler hat einen Blauanteil. Und das Licht im Raum entscheidet, was funktioniert. Ein Nordzimmer bekommt kühles, bläuliches Licht. Streichst du hier ein kühles Grau, wirkt es schnell wie eine Betongarage. Ein warmes Grau hingegen neutralisiert das kühle Licht und schafft eine gemütliche, ruhige Stimmung. Im sonnendurchfluteten Südzimmer ist es genau andersherum.

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Profi-Tipp: Teste Farbe NIEMALS an der Wand. Hol dir eine kleine Probedose und streiche einen großen, weißen Karton (mindestens 1×1 Meter). Warum ein Karton? Weil die alte Farbe an der Wand das Ergebnis verfälscht, ein weißer Karton ist neutral. Stell den Karton in den Raum und schau ihn dir zu verschiedenen Tageszeiten an – morgens, mittags, abends bei Kunstlicht. Nur so siehst du, wie die Farbe wirklich wirkt.

Und bitte, spar nicht an der Farbe selbst. Achte auf zwei Werte: Nassabriebklasse und Deckvermögen. Beides sollte Klasse 1 sein. Rechnet mal mit 40 bis 70 Euro für einen guten 10-Liter-Eimer. Die billige Plörre für 20 Euro zwingt dich, dreimal zu streichen. Am Ende zahlst du drauf – an Geld und vor allem an Nerven.

Die Akzente: Der feine Unterschied zwischen edel und protzig

Glänzende Metalle wie Messing oder Kupfer können einem Raum das gewisse Etwas geben. Aber es ist wie mit Chili: ein Hauch zu viel und das ganze Essen ist ruiniert. Die Kunst liegt in der Dosierung und im Material.

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  • Echtes Messing: Ist eine massive Kupfer-Zink-Legierung. Es ist schwer, fühlt sich wertig an und entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina. Das ist ein Qualitätsmerkmal, kein Makel.
  • Vermessingt/Vergoldet: Hier wird eine hauchdünne Schicht auf ein billiges Trägermaterial aufgetragen. An Griffen oder Armaturen reibt sich das mit der Zeit ab. Finger weg, wenn es was aushalten muss.
  • PVD-Beschichtung: Ein modernes, robustes Verfahren, das oft bei hochwertigen Armaturen zum Einsatz kommt. Sehr haltbar und in vielen Farben erhältlich.

Setze lieber einen einzigen, starken Akzent. Eine schlanke Stehlampe aus massivem Messing. Wirklich gute Griffe an einer schlichten Küchenfront. Der Rahmen eines Spiegels. Das reicht! Solche kleinen Lichtpunkte wirken edel. Wenn aber Lampe, Griffe, Tischbeine und Bilderrahmen um die Wette glänzen, weiß das Auge nicht mehr, wo es hinschauen soll.

Kleiner Tipp, wo du gutes Zeug findest: Schau mal bei Fachhändlern für Tischlerbedarf oder auf den Webseiten kleiner Manufakturen. Die Griffe dort kosten vielleicht 15 € das Stück statt 3 € im Baumarkt-Grabbelregal, aber den Unterschied siehst und fühlst du ein Leben lang.

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Die Philosophie: Warum echtes Material am Ende immer gewinnt

Der größte Unterschied zwischen einem billigen und einem hochwertigen Möbelstück? Das Material. Punkt.

Fangen wir ganz unten an: die folierte Spanplatte. Preislich unschlagbar (die €-Kategorie), aber eine Einbahnstraße. Einmal eine Macke drin, und du schaust auf gepresste Späne. Wasser lässt sie aufquellen. Keine Seele, keine Langlebigkeit.

Eine Stufe drüber ist lackiertes MDF. Dichter und stabiler als Spanplatte, ermöglicht tolle, glatte Oberflächen. Schon besser (die €€-Kategorie), aber bei Stößen an den Kanten auch empfindlich.

Dann kommt furniertes Holz. Hier wird eine dünne Schicht Echtholz auf eine Trägerplatte geleimt. Es hat die Optik und Haptik von echtem Holz, ist aber formstabiler und günstiger. Kleine Kratzer kann man oft vorsichtig anschleifen und neu ölen. Eine sehr gute und langlebige Lösung (€€-€€€).

Und schließlich die Königsdisziplin: Massivholz (€€€€). Ein Möbel aus massivem Holz lebt. Es atmet, es arbeitet und es altert in Würde. Dellen und Kratzer sind keine Katastrophe, sondern Teil seiner Geschichte – und fast immer reparabel. Ein massiver Eichentisch überdauert Generationen.

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Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

Ein Raum mit wenigen, aber dafür sehr guten Stücken strahlt eine unglaubliche Ruhe und Wertigkeit aus. Bevor du also etwas Neues kaufst, frag dich: Brauche ich das wirklich? Gibt es eine langlebigere Alternative? Vielleicht kann ein guter Schreiner Omas alter Kommode neues Leben einhauchen. Das ist Substanz.

Ein letztes Wort zur Sicherheit

Bei zwei Themen hört der Spaß für Heimwerker auf: Statik und Strom. Wenn du dir bei der Tragfähigkeit einer Wand unsicher bist oder schwere Lasten montieren willst, frag einen Profi. Und alles, was mit 230 Volt zu tun hat, ist ausnahmslos die Aufgabe eines ausgebildeten Elektrikers. Das ist keine Empfehlung, das ist eine Regel, die Leben rettet.

Ich hoffe, diese Gedanken aus der Werkstatt helfen dir, Entscheidungen zu treffen, auf die du auch in zehn Jahren noch stolz bist. Denn darauf kommt es wirklich an.

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Klangwunder selber machen: Der ultimative Guide zum Rasseln bauen – sicher, kreativ und mit Geling-Garantie

Schließen Sie mal die Augen und fahren Sie mit der Hand über eine massive Eichenplatte. Spüren Sie die feine Maserung, die kühle, dichte Oberfläche? Jetzt machen Sie dasselbe bei einer folierten Spanplatte. Dieser simple Test sagt oft mehr als jedes Preisschild. Echtes Material spricht eine eigene Sprache – es fühlt sich ehrlich an, hat Gewicht und eine Präsenz, die Kunststoff nie erreichen wird. Das ist der unaufdringliche Luxus von Substanz.

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  • Der Wackel-Test: Fassen Sie das Möbelstück an den oberen Ecken an und versuchen Sie, es sanft hin und her zu bewegen. Ein solides Stück bleibt starr.
  • Schubladen-Check: Ziehen Sie eine Schublade ganz heraus. Sind die Verbindungen gezinkt oder nur getackert? Gleitet sie auf Holzleisten oder wackeligen Metallschienen?
  • Geruchsprobe: Echtes Holz hat einen dezenten, angenehmen Geruch. Ein muffiger oder chemischer Geruch kann auf Feuchtigkeitsschäden oder minderwertige Leime hindeuten.
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Faschingsdeko, die was aushält: Profi-Tipps aus der Werkstatt für deine Party

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Der Teufel steckt im Detail: Eine massive Eichentür ist wertlos, wenn sie an einem 1-Euro-Scharnier hängt, das nach einem Jahr ausleiert. Achten Sie auf Beschläge von Marken wie Hettich oder Blum. Sie sind das unsichtbare, aber entscheidende Skelett eines guten Möbels und sorgen dafür, dass Türen auch nach 10.000 Öffnungszyklen noch perfekt schließen.

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Fasching mit Kids: Eure Bastel-Anleitung gegen Langeweile (und für wenig Geld)

Gutes Design ist langlebig. Es meidet, modisch zu sein und wirkt deshalb niemals antiquiert.

Dieses Zitat von Design-Legende Dieter Rams, der Kopf hinter den ikonischen Braun-Produkten, fasst die Philosophie des Artikels perfekt zusammen. Anstatt dem nächsten Trend hinterherzulaufen, schuf er Objekte, deren Funktion und Ästhetik über Jahrzehnte relevant bleiben. Ein Prinzip, das für einen Plattenspieler genauso gilt wie für ein Regalsystem.

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Wenn es ein System gibt, das den Gedanken der Langlebigkeit und Modularität verkörpert, dann ist es das USM Haller Möbelbausystem. Es ist der Inbegriff des Prinzips „in Systemen denken“.

  • Das Prinzip: Eine verchromte Stahlrohr-Struktur wird mit Metall-Tablaren zu fast jeder denkbaren Form kombiniert.
  • Die Langlebigkeit: Seit 1965 fast unverändert produziert, kann ein 40 Jahre altes Modul problemlos mit einem neuen erweitert werden.
  • Die Wertstabilität: Gebrauchte USM-Möbel erzielen hohe Wiederverkaufspreise – eine echte Investition.
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Woran erkenne ich auf den ersten Blick, ob es sich um Massivholz oder nur um ein Furnier handelt?

Ein simpler Trick ist der Blick auf die Kanten. Bei Massivholz „läuft“ die Maserung des Holzes von der Oberfläche um die Kante herum. Man sieht die Jahresringe im Querschnitt. Bei einem furnierten Möbelstück ist die Maserung an der Kante oft unterbrochen, aufgeklebt oder die Kante besteht aus einem separaten Anleimer, der farblich zwar passt, aber keine durchgehende Struktur zeigt. Der „Klopftest“ hilft auch: Massivholz klingt satt und dumpf, Furnier auf Spanplatte oft hohler.

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Geöltes Holz: Die Poren bleiben offen, das Holz kann atmen und fühlt sich natürlich an. Kleine Kratzer lassen sich oft einfach ausschleifen und nachölen. Es benötigt aber regelmäßige Pflege, um schön zu bleiben.

Lackiertes Holz: Eine Lackschicht versiegelt die Oberfläche komplett, macht sie sehr pflegeleicht und unempfindlich gegen Flecken. Dafür geht die natürliche Haptik verloren und bei tiefen Kratzern ist die Reparatur aufwendiger.

Für Esstische und Küchenarbeitsplatten ist Lack oft praktischer, für ein Sideboard im Wohnzimmer bringt Öl die Schönheit des Holzes besser zur Geltung.

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Laut einer Studie der Europäischen Umweltagentur ist die Möbelindustrie für rund 10 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr allein in der EU verantwortlich.

Ein Großteil davon ist „Fast Furniture“ – billig produzierte Stücke, die nicht für ein langes Leben konzipiert sind. Die Investition in ein hochwertiges Möbelstück ist also nicht nur eine Frage des Stils, sondern ein aktiver Beitrag zur Müllvermeidung. Ein Stuhl, der 30 Jahre hält, ersetzt drei billige, die jeweils nach 10 Jahren auf dem Sperrmüll landen.

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  • Eine Passgenauigkeit, die Industrieware selten erreicht.
  • Die Möglichkeit, Materialien und Maße selbst zu bestimmen.
  • Die Gewissheit, dass Ihr Geld die lokale Wirtschaft stärkt.

Das Geheimnis? Der Gang zum Tischler um die Ecke. Anstatt ein anonymes Möbel von der Stange zu kaufen, entsteht hier ein persönliches Stück mit Geschichte, das exakt auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist und dessen Herkunft Sie kennen.

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Eine kleine Kerbe im Esstisch, wo die Weinflasche umfiel. Die abgewetzte Stelle auf dem Ledersessel, wo immer der Arm liegt. Das sind keine Makel, das sind Spuren des Lebens. Patina ist die Geschichte eines Möbelstücks, die es einzigartig und persönlich macht. Wagen Sie es, Ihre Möbel zu benutzen und lieben Sie die Spuren, die die Zeit hinterlässt.

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Linoleum ist weit mehr als nur der Bodenbelag aus der alten Schule. Als Oberfläche für Tische oder Regalböden, wie etwa beim String-System, ist es eine fantastische Wahl:

  • Natürlich: Besteht aus Leinöl, Harzen, Holz- und Kalksteinmehl.
  • Robust: Kratzfest, antistatisch und hat eine samtig-warme Haptik.
  • Selbstheilend: Kleinere Druckstellen bilden sich oft von selbst zurück.
  • Farbecht: Marken wie Forbo bieten eine riesige, matte Farbpalette.
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Fragen Sie sich vor dem Kauf: Kann ich das reparieren? Bei einem Massivholztisch kann eine Delle ausgeschliffen werden. Bei einem Stuhl mit verschraubten Beinen kann ein einzelnes Teil ersetzt werden. Bei vielen modernen, verleimten oder folierten Möbeln bedeutet ein Schaden oft das Ende. Die Möglichkeit zur Reparatur ist das ultimative Merkmal von Nachhaltigkeit.

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Ein Eames Lounge Chair von Vitra kostete 1956 rund 600 US-Dollar. Heute werden gut erhaltene Vintage-Originale für über 10.000 Euro gehandelt.

Das ist ein extremes Beispiel, aber es illustriert ein Prinzip: Echtes Design und herausragende Handwerkskunst sind nicht nur ein Kauf, sondern eine Investition. Während ein Trend-Sofa nach fünf Jahren kaum noch Wert hat, behalten oder steigern Klassiker von Herstellern wie Cassina, Fritz Hansen oder Thonet ihren Wert über Generationen.

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Kann man verschiedene Hölzer in einem Raum mischen?

Unbedingt! Ein Raum, der nur aus einer Holzart besteht, wirkt schnell monoton. Der Trick liegt darin, eine Verbindung zu schaffen. Wählen Sie Hölzer mit ähnlicher „Temperatur“ – also eher warme Töne (Eiche, Nussbaum) zusammen oder eher kühle (Ahorn, Esche). Eine weitere Regel: Kombinieren Sie Hölzer mit deutlich unterschiedlicher Maserung, um einen spannenden Kontrast zu schaffen, anstatt zwei sehr ähnliche, die sich „beißen“.

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Die Shaker, eine amerikanische Glaubensgemeinschaft des 18. Jahrhunderts, schufen Möbel von radikaler Schlichtheit und Funktionalität. Ihr Leitspruch „Don’t make something unless it is both necessary and useful; but if it is both necessary and useful, don’t hesitate to make it beautiful“ ist heute relevanter denn je. Ihre Möbel waren leicht, stabil und frei von jeglichem unnötigen Ornament. Eine zeitlose Inspiration für jeden, der Wert auf ehrliches Design legt.

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Multiplexplatte: Besteht aus vielen dünnen, kreuzweise verleimten Holzfurnierschichten. Extrem stabil, formbeständig und belastbar. Die Kanten zeigen die typische, attraktive Schicht-Struktur.

Spanplatte: Aus verleimten Holzspänen gepresst. Günstig, aber weniger stabil, oft schwerer und empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Die Kanten müssen immer beschichtet oder furniert werden.

Für ein Regal, das schwere Bücher tragen soll, ist Multiplex die klar überlegene Wahl.

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Entworfen 1960 von Dieter Rams, ist das Vitsoe 606 Regalsystem ein weiteres Paradebeispiel für langlebiges, anpassungsfähiges Design.

  • Flexibilität: Aluminiumschienen an der Wand erlauben es, Regalböden und Schränke jederzeit neu und ohne Werkzeug zu arrangieren.
  • Beständigkeit: Das System wird seit über 60 Jahren produziert. Sie können es ein Leben lang erweitern und umziehen.
  • Philosophie: Vitsoe ermutigt seine Kunden, „weniger, aber besser“ zu kaufen – ein System für das ganze Leben.
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Achten Sie mal auf die Geräusche Ihrer Möbel. Das satte „Klack“ einer gut schließenden Tür. Das leise, sanfte Surren einer Schublade auf hochwertigen Vollauszügen. Das Fehlen von Knarzen, wenn Sie sich in einen Sessel setzen. Qualität kann man nicht nur sehen und fühlen, man kann sie auch hören.

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So bleibt Ihr geöltes Massivholzmöbel über Jahre schön:

  • Reinigung: Nur mit einem nebelfeuchten Tuch abwischen, keine aggressiven Reiniger verwenden.
  • Flecken: Leichte Flecken oder Kratzer können mit einem feinen Schleifvlies (z.B. 240er Körnung) in Faserrichtung vorsichtig ausgeschliffen werden.
  • Nachölen: Je nach Beanspruchung alle 1-2 Jahre die Oberfläche dünn mit einem passenden Möbel-Hartöl (z.B. von Osmo oder Rubio Monocoat) behandeln und Überschuss abnehmen.
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Der unterschätzte Held: die Rückwand. Wie im Artikel erwähnt, ist sie entscheidend für die Stabilität. Fragen Sie im Möbelhaus gezielt danach. Ist die Rückwand in eine Nut eingelassen und verschraubt oder nur aufgenagelt? Eine 8 mm starke, eingenutete Rückwand ist ein klares Qualitätsmerkmal, das einen wackeligen Korpus von einem Fels in der Brandung unterscheidet.

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  • Maximale Stabilität ohne eine einzige Schraube.
  • Eine Ästhetik, die die Konstruktion selbst feiert.
  • Eine Verbindung, die sich bei wechselnder Luftfeuchtigkeit selbst festzieht.

Das Geheimnis? Klassische Holzverbindungen. Ob Schwalbenschwanzzinkung bei einer Schublade oder Schlitz und Zapfen bei einem Stuhlgestell – diese seit Jahrhunderten bewährten Techniken sind ein untrügliches Zeichen für meisterhaftes Handwerk und extreme Langlebigkeit.

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Anstatt ein ganzes Zimmer mit Kompromissen zu füllen, konzentrieren Sie Ihr Budget auf ein einziges, herausragendes Stück. Ein perfekt gefertigtes Sideboard aus Nussbaum, ein Sessel von Carl Hansen & Søn oder ein massiver Esstisch vom lokalen Schreiner. Dieses eine Möbelstück kann den gesamten Raum definieren und aufwerten. Die restliche Einrichtung kann dann nach und nach darum herum wachsen und muss nicht teuer sein, um zu wirken.

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Der globale Möbelmarkt wächst stetig und erreichte zuletzt ein Volumen von über 600 Milliarden Euro.

Diese riesige Zahl zeigt, wie viel wir in unsere Wohnungen investieren. Der Artikel plädiert dafür, diesen Geldfluss bewusster zu lenken: weg von kurzlebigen Massenprodukten, hin zu weniger, aber besseren Stücken, die Handwerk und lokale Wirtschaften unterstützen und uns ein Leben lang begleiten.

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Warum genau ist eine dicke, verschraubte Rückwand so viel besser?

Stellen Sie sich einen einfachen Kasten ohne Rückwand vor. Er lässt sich leicht diagonal zu einem Rhombus verziehen. Eine dünne, angetackerte Hartfaserplatte bietet dieser Verwindung kaum Widerstand. Eine massive, 8mm oder stärkere Rückwand, die fest in einer Nut sitzt und mit dem Korpus verschraubt ist, bildet ein unnachgiebiges Dreieck in jeder Ecke. Diese sogenannte „Aussteifung“ macht das gesamte Möbelstück unendlich stabiler und sorgt dafür, dass es auch bei Belastung oder einem Umzug seine Form behält.

Vollnarbenleder (Anilinleder): Die oberste, wertvollste Hautschicht. Die natürliche Porenstruktur ist sichtbar. Es ist atmungsaktiv, fühlt sich warm an und entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina. Es ist jedoch empfindlicher gegenüber Flecken.

Korrektiertes/Geprägtes Leder: Die Oberfläche wurde abgeschliffen, um Fehler zu entfernen, und mit einer künstlichen Narbung und Farbschicht versehen. Es ist sehr pflegeleicht und uniform, fühlt sich aber oft kälter und „plastikartiger“ an und entwickelt keine echte Patina.

Für ein Sofa, das Charakter entwickeln soll, ist Vollnarbenleder die Seele des Möbelstücks.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.