Lagom für Selbermacher: Ein Tischler packt aus – worauf es wirklich ankommt

von Augustine Schneider
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In meiner Werkstatt riecht es nach Holz, nach Öl und ehrlicher Arbeit. Seit über zwei Jahrzehnten bin ich jetzt Tischlermeister und hab so einige Wohntrends kommen und gehen sehen. Manche waren schrill, andere kühl und wieder andere… naja, reden wir nicht drüber. Aber manche Ideen sind eben keine kurzlebige Mode, sondern echte Prinzipien. Und das schwedische Wörtchen „Lagom“ gehört für mich ganz klar dazu.

Es bedeutet so viel wie „genau richtig“. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Für uns Handwerker ist das die DNA unserer Arbeit. Jeder Zapfen, jede Fuge muss exakt passen, sonst hält das Ganze nicht. Ganz einfach.

Wenn Kunden heute von Lagom sprechen, meinen sie oft helle Räume, Naturmaterialien und eine aufgeräumte Bude. Das ist ein super Anfang, aber ehrlich gesagt, kratzt das nur an der Oberfläche. Lagom geht tiefer. Es ist die bewusste Entscheidung für Qualität, die verdammt nochmal lange hält. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, der wirklich funktioniert und eine tiefe Ruhe ausstrahlt. Das schafft man nicht mit drei neuen Kissen von der Stange, sondern mit einem echten Verständnis für Material, Form und Funktion. In diesem kleinen Werkstatt-Guide zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt – nicht als Trend, sondern als solides Fundament für ein Zuhause, in dem du dich wohlfühlst.

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Das Prinzip dahinter: Eine simple Frage der Balance

Bevor wir über Hölzer und Lacke quatschen, müssen wir das Fundament verstehen. Stell dir einen Raum wie eine Waage vor. Jedes Möbelstück hat ein visuelles Gewicht. Eine wuchtige, dunkle Schrankwand zieht den Blick runter und drückt den ganzen Raum. Ein leichter, filigraner Stuhl hingegen wirkt luftig und offen. Lagom bedeutet, diese Gewichte so auszubalancieren, dass alles in Harmonie ist.

Klingt kompliziert? Ist es nicht. Ein ganz typischer Fehler ist, alle Möbel an die Wände zu schieben. Das Ergebnis: eine riesige, leere Tanzfläche in der Mitte und ein Gefühl der Unruhe. Viel besser ist es, kleine „Inseln“ zu schaffen. Eine Leseecke zum Beispiel, mit einem bequemen Sessel, einem kleinen Beistelltisch und einer guten Lampe. Schon hast du einen eigenen, harmonischen Bereich geschaffen, ohne den Raum vollzustopfen. Das ist Lagom in der Praxis.

Die Materialwahl: Das Herzstück für Qualität, die man fühlt

Ein Raum spricht durch seine Oberflächen. Du fühlst sie, du siehst ihre Maserung. Darum ist die Wahl des richtigen Materials so verdammt wichtig. Im skandinavischen Design sind helle Hölzer der Klassiker, klar. Die Winter dort sind lang und dunkel, da macht helles Holz, das das wenige Licht reflektiert, einfach Sinn. Aber „helles Holz“ ist nicht gleich „helles Holz“.

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Hier mal ein kleiner Überblick aus der Praxis:

  • Kiefer: Das wohl bekannteste nordische Holz. Kiefer ist ein Weichholz, das heißt, es bekommt leichter mal eine Delle. Aber hey, das ist kein Mangel, das ist Charakter! Ein Kieferntisch, der lebt, erzählt eine Geschichte. Wichtig: Unbehandelte Kiefer wird mit der Zeit sehr gelb. Eine Behandlung mit weiß pigmentiertem Öl oder Seifenlauge verhindert das und sorgt für eine tolle Patina. Preislich ist Kiefer am günstigsten, also perfekt für den Einstieg. Sagen wir mal: €.
  • Birke: Ein weiterer Klassiker, heller und feiner gemasert als Kiefer. Nicht ganz so hart, aber für normale Wohnmöbel absolut top. Hier musst du aber auf die Qualität achten. Viele günstige „Birkenmöbel“ sind nur furnierte Spanplatten. Schau genau hin, ob es Massivholz ist. Preislich liegt Birke schon etwas höher, im Bereich €€.
  • Esche: Ein absolutes Traumholz für Möbel. Es ist hart, zäh und elastisch – ideal für Tischplatten, Stuhlbeine und sogar Parkett, das richtig was aushalten muss. Geölt behält es seine helle Farbe mit einem leichten warmen Stich. Esche ist eine Investition, die sich lohnt, und liegt preislich im Mittelfeld bis oberen Bereich: €€ bis €€€.

Aber mal ehrlich, Massivholz ist nicht immer im Budget. Ein guter Kompromiss kann hochwertiges Schichtholz oder ein gutes Echtholzfurnier sein. Woran du das erkennst? Schau dir die Kanten an. Bei massivem Holz läuft die Maserung um die Ecke. Bei Furnier siehst du oft eine feine Leimfuge und eine andere Holzstruktur an der Kante. Das ist aber kein Beinbruch, solange die Trägerplatte hochwertig ist!

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Ach ja, und egal welches Holz: Frag nach, wo es herkommt. Zertifikate wie FSC oder PEFC sind ein guter Start. Am besten ist natürlich Holz aus nachhaltiger, lokaler Forstwirtschaft. Ein Baum, der langsam wachsen durfte, hat dichteres und haltbareres Holz. Das spürt man bei der Verarbeitung – und du siehst es über Jahre.

Funktion und Form: Wenn Schönheit einfach Sinn macht

Im Lagom-Stil gibt es keinen Platz für nutzlosen Kram. Jedes Teil hat eine klare Funktion. Das heißt aber nicht, dass es langweilig aussehen muss. Ganz im Gegenteil: Wahre Schönheit entsteht, wenn Form und Funktion perfekt verschmelzen.

In meiner Ausbildung hab ich gelernt, wie man klassische Holzverbindungen herstellt. Schwalbenschwanzzinken zum Beispiel. Das sind diese ineinandergreifenden Keile, die man an den Ecken von hochwertigen Schubladen sieht. Google das mal, das ist echtes Handwerk! Ein klares Zeichen, dass hier nicht nur billig geleimt oder getackert wurde. So eine Verbindung hält Generationen.

Ich hatte mal einen Kunden, dessen günstiges Sideboard nach zwei Jahren auseinanderfiel. Wir haben es durch eine Maßanfertigung aus massiver Eiche ersetzt. Die Schubladen laufen auf Vollauszügen von Blum – die gleiten auch nach 20 Jahren noch butterweich. Keine Schnörkel, nur klares Design, präzise Verarbeitung und top Material. Das hat natürlich seinen Preis – für so ein maßgefertigtes Stück musst du je nach Größe und Ausstattung schon mit 2.000 € bis 5.000 € rechnen. Aber es ist eine Anschaffung fürs Leben.

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Überleg bei jedem Kauf: Brauche ich das wirklich? Welche Funktion hat es? Macht es mein Leben einfacher? Ein einziges, richtig gutes Stück ist immer besser als drei billige Kompromisse.

Die Rolle des Lichts: Dein wichtigster Baustoff

Licht formt Räume. Punkt. Ein gutes Lichtkonzept ist entscheidend. Vergiss die eine einsame Funzel an der Decke. Die macht nur ungemütliches Licht und harte Schatten. Ein gutes Konzept braucht immer mehrere Lichtquellen auf verschiedenen Ebenen.

Nehmen wir mal ein typisches 20-Quadratmeter-Wohnzimmer. Statt einer Lampe in der Mitte, probier das hier:

  • Grundbeleuchtung: Indirektes Licht, zum Beispiel durch ein LED-Band an der Decke oder Wand, das den Raum sanft ausleuchtet.
  • Zonenlicht: Eine schöne Stehlampe mit warmweißem Licht (ca. 2700 Kelvin) in der Leseecke.
  • Akzentlicht: Eine kleine Tischlampe auf dem Sideboard oder ein Spot, der ein Bild anstrahlt.

Der Raum wirkt sofort doppelt so gemütlich. Achte beim Kauf von Leuchtmitteln übrigens auf den CRI-Wert (Farbwiedergabeindex). Alles über 90 ist super. Darunter sehen Holztöne, Essen und sogar deine Haut schnell mal fahl und ungesund aus.

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Kleine Sicherheitswarnung vom Profi: Alles, was fest an die 230-Volt-Leitung angeschlossen wird, ist ein Job für den Elektriker. Eine Lampe an einen vorhandenen Anschluss zu hängen, ist okay. Aber neue Leitungen legen? Finger weg! Das ist lebensgefährlich.

Ordnung und Reduktion: Die hohe Kunst des Genug

Ein ruhiger Raum ist ein aufgeräumter Raum. Das heißt nicht, dass du im Museum leben sollst, aber alles sollte seinen festen Platz haben. Die beste Lösung dafür? Durchdachter Stauraum.

Einbauschränke sind der absolute Königsweg. Sie nutzen den Platz von Wand zu Wand und vom Boden bis zur Decke perfekt aus. Keine Staubfängerecken, keine unruhigen Kanten. Ein maßgefertigter Schrank vom Tischler ist natürlich eine Investition – rechne mal grob mit 800 € bis 1.500 € pro laufendem Meter, je nach Material und Innenausstattung. Aber er löst dein Ordnungsproblem dauerhaft.

Kleiner Tipp für sofort, dein Lagom für heute: Such dir eine einzige Fläche aus – die Kommode im Flur, den Beistelltisch, egal. Und jetzt räum sie komplett leer. Ernsthaft, alles weg. Stell nur eine Schale für die Schlüssel hin. Und dann tritt einen Schritt zurück und spür mal, was das mit dem Raum macht. Das ist dieser Effekt in Reinform!

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Was du selbst tun kannst (und wann du den Profi rufst)

Vieles kannst du selbst in die Hand nehmen. Einen massiven Holztisch abzuschleifen und neu zu ölen, ist ein super Projekt fürs Wochenende.

Mini-Anleitung ‚Tisch ölen‘ für Einsteiger:

  1. Du brauchst: Schleifpapier (120er und 180er Körnung), ein gutes Hartwachsöl (ich arbeite gern mit den Sachen von Osmo, eine kleine Dose für ca. 25 € reicht ewig) und ein paar fusselfreie Baumwolllappen.
  2. Vorschliff (120er): Schleife immer in Richtung der Holzfaser! NIEMALS quer. Das ist der häufigste Fehler und gibt fiese Kratzer, die du erst siehst, wenn es zu spät ist.
  3. Feinschliff (180er): Wieder schön mit der Faser gehen.
  4. Entstauben: Gründlich absaugen oder mit einem leicht feuchten Tuch abwischen und komplett trocknen lassen. Kein Staub darf bleiben!
  5. Öl auftragen: Gib das Öl dünn auf einen Lappen und verreibe es gleichmäßig auf der Fläche.
  6. WICHTIG – Überschuss abnehmen: Nach ca. 15-20 Minuten nimmst du einen sauberen, trockenen Lappen und polierst alles ab, was nicht eingezogen ist. Die Oberfläche muss sich trocken anfühlen. Sonst hast du eine klebrige Sauerei.

Für passgenaue Einbauschränke, Küchen oder das Verlegen von Parkett solltest du aber definitiv einen Profi rufen. Hier sind Fehler teuer und ärgerlich. Und bei Elektrik und Wasser sowieso – das ist ein Job für zertifizierte Betriebe.

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Und Achtung, super wichtig: Mit Öl getränkte Lappen niemals zusammenknüllen und in den Mülleimer werfen! Die können sich durch eine chemische Reaktion selbst entzünden. Kein Witz. Leg sie nach Gebrauch immer flach zum Trocknen nach draußen oder bewahre sie in einem luftdichten Schraubglas mit Wasser auf.

Mein Fazit aus der Werkstatt

Lagom ist für mich keine Checkliste, sondern eine Haltung. Es ist die Wertschätzung für gutes Material, durchdachte Funktion und ehrliches Handwerk. Es ist die Einsicht, dass weniger wirklich mehr ist, wenn dieses Wenige von echter Qualität ist. Ein Zuhause so einzurichten, braucht Zeit und ein paar gute Entscheidungen.

Aber am Ende hast du mehr als nur einen schönen Raum. Du hast einen Ort, der dich unterstützt. Der Ruhe ausstrahlt, weil alles seinen Platz hat. Der sich gut anfühlt, weil er mit echten, natürlichen Materialien gefüllt ist. Und der lange hält, weil er auf soliden Prinzipien basiert. Und das, mein Freund, ist die wahre Bedeutung von „genau richtig“.

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Das Geheimnis einer guten Holzverbindung: Es geht nicht um Leim, sondern um die Präzision. Eine klassische Schwalbenschwanz- oder Zapfenverbindung, wie sie seit Jahrhunderten im Handwerk verwendet wird, hält oft schon ohne einen Tropfen Klebstoff zusammen. Das ist die ultimative Form von „genau richtig“. Die Teile greifen mechanisch ineinander und erzeugen eine Stabilität, die Schrauben und Dübel nie erreichen können. Das ist Qualität, die man nicht immer sieht, aber immer spürt.

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Schweden ist zu über 69 % mit Wald bedeckt. Diese tiefe Verbindung zum Holz ist kein Trend, sondern ein integraler Bestandteil der Kultur und des Designs.

Diese Zahl erklärt, warum Materialien wie Kiefer, Birke und Eiche so zentral für den skandinavischen Stil sind. Es ist eine Designsprache, die aus der direkten Umgebung gewachsen ist. Ein Möbelstück aus massivem Holz ins Haus zu holen, ist also mehr als eine ästhetische Wahl – es ist ein Stück nordischer Natur.

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Muss Lagom immer hell und weiß sein?

Absolut nicht. Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Während helle Töne helfen, das Licht in dunklen Wintern zu maximieren, ist das Kernprinzip Balance, nicht Farbe. Ein Raum mit Wänden in einem tiefen, matten Blaugrün oder einem warmen Erdton kann genauso „lagom“ sein, wenn die Möbel und die Beleuchtung darauf abgestimmt sind. Denken Sie an geräucherte Eiche oder schwarz gebeiztes Eschenholz – sie schaffen eine ruhige, geerdete Atmosphäre, die absolut im Einklang mit dem Prinzip der Ausgewogenheit steht.

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Die richtige Oberflächenbehandlung ist entscheidend für die Langlebigkeit und Haptik eines Möbelstücks. Hier eine kleine Entscheidungshilfe für den Esstisch:

  • Hartwachs-Öl (z.B. von Osmo): Zieht tief ein, „feuert“ die Maserung an und lässt das Holz atmen. Die Haptik ist unschlagbar natürlich. Kleine Kratzer können einfach lokal angeschliffen und nachgeölt werden.
  • Lack (auf Wasserbasis): Bildet eine robuste, geschlossene Schicht. Sehr pflegeleicht und unempfindlich gegen Flecken, aber bei tiefen Kratzern ist eine Reparatur aufwendig. Fühlt sich weniger „holzig“ an.
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  • Hält ein Leben lang, oft sogar Generationen.
  • Kann immer wieder repariert und abgeschliffen werden.
  • Entwickelt mit der Zeit eine einzigartige, persönliche Patina.

Der Schlüssel dazu? Massivholz. Kein Furnier, keine Spanplatte. Echtes, ehrliches Holz ist die nachhaltigste Investition für Ihr Zuhause und der wahre Kern des Lagom-Prinzips.

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Ein Wort zur Haptik: Fahren Sie mal mit geschlossenen Augen über eine geölte Holzoberfläche und dann über eine lackierte. Sie spüren sofort den Unterschied. Die eine lebt, atmet und hat eine minimale Textur. Die andere ist versiegelt, glatt und kühl. Bei Lagom geht es darum, alle Sinne anzusprechen. Die Wahl der Oberfläche entscheidet darüber, ob ein Möbelstück nur gut aussieht oder sich auch gut anfühlt.

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„Ein Stuhl ist erst dann ein guter Stuhl, wenn sich jemand darin wohlfühlt.“ – Hans J. Wegner, dänischer Möbeldesigner

Dieses Zitat bringt es auf den Punkt. Form und Funktion sind keine Gegensätze, sondern Partner. Das schönste Design ist wertlos, wenn es im Alltag nicht funktioniert. Ein Stuhl muss bequem sein, ein Schrank muss Stauraum bieten, ein Tisch muss stabil sein. Das ist die pragmatische, unprätentiöse Seite von Lagom.

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Eiche vs. Esche: Beides sind Klassiker im Möbelbau, aber mit unterschiedlichem Charakter.

Eiche: Der robuste Alleskönner. Schwer, hart und mit einer markanten, lebhaften Maserung. Perfekt für Tische und Arbeitsplatten, die viel aushalten müssen. Wirkt geerdet und kraftvoll.

Esche: Die elegante Alternative. Sehr hell, fast weiß, mit einer ruhigeren, geradlinigen Maserung. Extrem zäh und biegsam, weshalb sie oft für Stuhlbeine und filigrane Konstruktionen (wie beim berühmten Wishbone Chair) verwendet wird.

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Der häufigste Fehler bei der Umsetzung von Lagom? Zu viel Leere. Es geht nicht um sterilen Minimalismus, bei dem jeder persönliche Gegenstand verbannt wird. Es geht um eine belebte, aber bewusste Ausgewogenheit. Eine persönliche Note – ein Stapel Lieblingsbücher, eine geerbte Vase, eine schöne Decke – macht den Raum erst zu einem Zuhause, nicht zu einem seelenlosen Katalog-Foto.

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Auch beim Werkzeug gilt: Nicht zu viel, nicht zu wenig. Wer selbst Hand anlegen will, braucht keine voll ausgestattete Werkstatt. Für den Anfang reichen drei Dinge:

  • Eine gute japanische Zugsäge (z.B. eine Ryoba) für unerreicht saubere und präzise Schnitte.
  • Ein Satz scharfer Stechbeitel in den gängigsten Breiten.
  • Ein hochwertiger Kombinationswinkel. Denn ohne präzise 90 Grad ist im Möbelbau alles nichts.
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Wie schaffe ich Ordnung, die bleibt?

Lagom bedeutet nicht, nichts zu besitzen, sondern allem seinen festen Platz zu geben. Ein einfacher Trick ist das Bündeln. Statt Fernbedienung, Kerze und Magazin lose auf dem Couchtisch liegen zu lassen, arrangieren Sie sie auf einem schönen Holztablett. So entsteht eine optische Einheit und das Aufräumen dauert nur Sekunden. Dasselbe gilt für den Eingangsbereich: Eine feste Schale (z.B. die „Aalto-Schale“ von Iittala) für Schlüssel verhindert die ewige Suche.

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Laut einer Studie des Umweltbundesamtes werden Möbel in Deutschland im Schnitt nur etwa 15 Jahre genutzt, bevor sie ersetzt werden.

Das widerspricht dem Lagom-Gedanken fundamental. Statt auf den nächsten Trend zu springen und Wegwerf-Möbel zu kaufen, investiere in ein Stück, das Patina ansetzen darf. Ein Kratzer im Eichentisch ist kein Makel, sondern eine erzählte Geschichte. Qualität, die hält, ist die ehrlichste Form der Nachhaltigkeit.

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Das richtige Lichtkonzept: In Skandinavien ist natürliches Licht kostbar. Statt einen Raum mit einer einzigen, grellen Deckenleuchte zu „erschlagen“, setzt Lagom auf mehrere, sanfte Lichtinseln. Kombinieren Sie unterschiedliche Lichtquellen, um eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Eine tief hängende Pendelleuchte über dem Esstisch, eine Stehleuchte wie die „AJ“ von Louis Poulsen neben dem Lesesessel und eine kleine Tischlampe auf dem Sideboard – das schafft funktionale Zonen und Gemütlichkeit.

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Der Wert der Kante: Achten Sie mal auf die Kanten von Holzmöbeln. Sind sie scharfkantig oder leicht gebrochen? Eine minimal abgerundete oder gefaste Kante (eine kleine Abschrägung) ist ein Detail, das ein Möbelstück sofort hochwertiger und angenehmer in der Haptik macht. Es ist ein kleiner Arbeitsschritt, der aber den Unterschied zwischen einem rohen Brett und einem fertigen Möbelstück ausmacht.

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Auch Textilien spielen eine entscheidende Rolle für die Balance im Raum. Sie bringen Weichheit als Gegenpol zu harten Holz- und Metalloberflächen. Setzen Sie auf Naturmaterialien, die gut altern:

  • Leinen: Knittert edel und wird mit jeder Wäsche weicher. Perfekt für Vorhänge oder Tischdecken.
  • Wolle: Ideal für Decken und Teppiche. Sie ist von Natur aus schmutzabweisend und reguliert die Feuchtigkeit im Raum.
  • Baumwolle: Ein unkomplizierter Alleskönner für Kissenbezüge.
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Multiplex-Platte vs. Massivholz: Eine ehrliche Alternative.

Multiplex (Birkensperrholz): Extrem formstabil und belastbar. Die sichtbaren Schichten an der Kante haben eine eigene, moderne Ästhetik. Eine tolle, oft günstigere Option für Regale oder Schreibtischplatten.

Massivholz: Lebendig und einzigartig in der Maserung. Kann immer wieder abgeschliffen werden und altert in Würde. Die authentischste, aber auch anspruchsvollere Wahl.

Beides hat seine Berechtigung. Lagom heißt auch, das richtige Material für den richtigen Zweck zu wählen.

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  • Bringt die Wärme und Naturverbundenheit Skandinaviens mit.
  • Fügt die Reduktion und Perfektion der japanischen Ästhetik hinzu.
  • Setzt auf ultra-schlichte Formen und höchste Materialqualität.

Der Einrichtungsstil, der perfekt zur Tiefe von Lagom passt, heißt „Japandi“. Denken Sie an helle Eiche kombiniert mit schwarzen Akzenten, niedrigem Mobiliar und der handwerklichen Qualität beider Kulturen.

Bevor Sie ein altes Holzmöbelstück vom Flohmarkt aufarbeiten, machen Sie den schnellen Check. Riecht es muffig? Das kann ein Zeichen für Feuchtigkeit oder Schimmel sein. Wackelt es stark? Prüfen Sie die Holzverbindungen. Oft sind sie nur locker und können neu verleimt werden. Ist die Oberfläche ruiniert? Perfekt! Das ist Ihre Chance, durch Schleifen und Ölen den wahren Charakter des Holzes wieder zum Vorschein zu bringen.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.