Dein Schlafzimmer, deine Oase: Streichen wie die Profis (ohne den Stress)
Ganz ehrlich? Ich habe schon unzählige Schlafzimmer gesehen. Manche fühlen sich an wie eine warme Umarmung, sobald man eintritt. Andere wiederum sind irgendwie… unruhig. Und fast immer liegt der Unterschied in der Wandfarbe. Viele unterschätzen total, wie krass eine Farbe unseren Schlaf und unser allgemeines Wohlbefinden beeinflusst. Es geht eben nicht nur darum, den angesagtesten Farbton aus dem Baumarkt zu schnappen. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, der deinem Körper signalisiert: „Alles klar, hier kannst du runterkommen.“
Inhaltsverzeichnis
- 1 Mehr als nur Farbe: Warum das richtige Licht alles entscheidet
- 2 Was Farben mit deinem Kopf machen
- 3 Die beliebtesten Farbkonzepte für dein Schlafzimmer
- 4 Dein Wochenend-Projekt: Von der Idee zur fertigen Wand
- 5 Noch ein paar Ideen für den letzten Schliff
- 6 Gesundheit geht vor – gerade im Schlafzimmer
- 7 Bildergalerie
Vergiss mal kurz die ganzen Trends, die alle paar Monate wechseln. Lass uns über die Grundlagen sprechen, über bewährte Techniken und wie du eine Farbe findest, die wirklich zu dir passt und dir auch in ein paar Jahren noch gefällt.
Mehr als nur Farbe: Warum das richtige Licht alles entscheidet
Bevor wir überhaupt an Pinsel denken, müssen wir über den heimlichen Chef im Raum reden: das Licht. Das ist wirklich die Lektion Nummer eins. Die schönste Farbe sieht komplett daneben aus, wenn die Beleuchtung nicht stimmt.
Ein Farbton im grellen Neonlicht des Baumarkts hat nichts mit dem zu tun, was du später in deinem Schlafzimmer bei warmer Abendsonne an der Wand hast. Deshalb ist ein Probeanstrich das A und O.
- Tageslicht ist nicht gleich Tageslicht: Ein Zimmer, das nach Norden zeigt, hat kühles, fast bläuliches Licht. Streichst du hier eine kühle Farbe, kann es schnell ungemütlich werden. Ein Südfenster hingegen flutet den Raum mit warmem, gelblichem Licht, das Farben viel intensiver strahlen lässt.
- Deine Lampen sind entscheidend: Achte mal auf die Farbtemperatur deiner Glühbirnen (steht als Kelvin-Wert, K, auf der Packung). Alles unter 3000 K erzeugt ein warmes, gemütliches Licht – perfekt fürs Schlafzimmer. Alles darüber (ab 4000 K) wirkt schnell kühl und sachlich, fast wie im Büro.
- Kleiner Profi-Tipp: Achte auf den CRI-Wert (Farbwiedergabeindex) deiner LEDs. Ein Wert über 90 ist super. Billige LEDs haben oft einen niedrigen CRI, wodurch selbst die teuerste Designerfarbe blass und irgendwie „falsch“ aussieht.
Mein Rat aus der Praxis: Streich nicht direkt auf die Wand. Hol dir eine große Pappe – frag im Supermarkt nach einem sauberen Karton oder nimm die Rückseite eines alten Posters – und streich die in deiner Wunschfarbe. Stell sie dann für 24 Stunden in dein Schlafzimmer. Beobachte, wie sie sich im Morgenlicht, mittags und abends bei Kunstlicht verändert. Nur so bekommst du ein echtes Gefühl dafür.
Was Farben mit deinem Kopf machen
Farben lösen Gefühle aus, das ist tief in uns verankert. Im Schlafzimmer wollen wir vor allem Ruhe und Geborgenheit. Deswegen funktionieren manche Farbfamilien einfach besser als andere.
- Blau- und Grüntöne: Der Klassiker für Entspannung. Sie lassen einen Raum oft größer und luftiger wirken und können nachweislich den Puls senken. Blau erinnert an Weite und Himmel, Grün an Natur und Harmonie.
- Warme Erdtöne: Von sanftem Beige über Terrakotta bis zu Schlamm- und Taupetönen. Sie sind zeitlos, schaffen eine sehr geerdete, sichere Atmosphäre und sind ideal für Leute, die abends schlecht abschalten können.
- Neutrale Töne: Grau, Beige und gebrochene Weißtöne sind die sichere Bank. Sie strahlen Ruhe aus und sind die perfekte Leinwand für deine Möbel, Bilder und Textilien.
Aber Achtung: Knallige, warme Farben wie leuchtendes Rot oder Orange sind eher aktivierend. Fürs Schlafzimmer sind sie meistens zu viel des Guten, es sei denn, du setzt sie nur als winzigen Akzent ein.
Die beliebtesten Farbkonzepte für dein Schlafzimmer
Okay, jetzt wird’s konkret. Lass uns mal schauen, wie man diese Farbwelten richtig umsetzt, ohne dass es am Ende steril oder langweilig aussieht.
Für Tiefenentspanner: Die Magie von Blau & Grün
Hier kommt es total auf die Nuance an. Wähle Töne, die leicht „entsättigt“ oder vergraut sind. Ein rauchiges Blau oder ein moosiges Salbeigrün wirken unendlich viel ruhiger als ein knalliges Türkis. Ein häufiger Fehler ist, einen blauen Raum mit lauter kühlen Elementen zu kombinieren (grauer Boden, weiße Möbel). Das Geheimnis ist der Ausgleich: Ein warmer Holzboden, ein beiger Teppich oder Nachttische aus hellem Eichenholz nehmen der Farbe die Kühle und schaffen Harmonie.
Fürs Gefühl von Geborgenheit: Erdende Naturtöne
Erdtöne lieben es, wenn man sie Ton-in-Ton kombiniert. Stell dir vor: eine Wand in einem hellen Sandton, die Wand hinter dem Bett in einem etwas dunkleren Lehmton, dazu Bettwäsche in Creme. Das schafft Tiefe, ohne unruhig zu sein. Übrigens, matte Oberflächen unterstreichen den natürlichen Charakter. Wenn du es richtig gut machen willst, schau dir mal Lehm- oder Kalkfarben an. Die sehen nicht nur toll aus, sondern können auch die Luftfeuchtigkeit im Raum regulieren – ein riesiger Pluspunkt für ein gesundes Schlafklima.
Für Minimalisten: Weiß & Grau, aber richtig!
Weiß ist nicht gleich Weiß. Das harte, kühle „Verkehrsweiß“ (RAL 9016) von Kühlschränken wirkt im Schlafzimmer oft steril. Greif lieber zu einem „Reinweiß“ (RAL 9010), das ist eine Spur wärmer. Der ultimative Trick der Profis: dem weißen Farbeimer einen winzigen Tropfen Ocker oder Umbra beimischen. Man sieht es kaum, aber das Weiß fühlt sich sofort wohnlicher an.
Bei Grau gilt: Warme Grautöne (oft „Greige“ genannt, mit einem Hauch Beige) sind für Schlafräume fast immer die bessere Wahl als kühle, bläuliche Grautöne. Kombiniere verschiedene Abstufungen – helle Wände, eine mittelgraue Akzentwand hinterm Bett –, um Langeweile zu vermeiden.
Dein Wochenend-Projekt: Von der Idee zur fertigen Wand
Eine gute Idee ist das eine, die Umsetzung das andere. Aber keine Sorge, mit der richtigen Vorbereitung schaffst du das auch als Anfänger.
Was kostet der Spaß eigentlich?
Eine realistische Planung hilft ungemein. Lass uns mal ein typisches 15-Quadratmeter-Zimmer durchrechnen:
- DIY-Kosten: Rechne mal mit ca. 150 bis 250 Euro. Ein guter 10-Liter-Eimer Farbe kostet zwischen 50 und 90 Euro. Dazu kommen noch Werkzeug, Abdeckfolie und Klebeband für etwa 50 bis 80 Euro. Wenn du noch Grundierung oder Spachtelmasse brauchst, kommt das obendrauf.
- Kosten für den Fachbetrieb: Hier liegst du für dasselbe Zimmer, je nach Region und Aufwand, schnell bei 600 bis 1.200 Euro oder mehr. Dafür ist es aber auch perfekt, du hast keinen Stress und eine Gewährleistung.
Dein Zeitplan für ein Wochenende
- Freitagabend (ca. 2-3 Stunden): Möbel in die Raummitte rücken, alles sorgfältig abdecken und abkleben. Das ist die wichtigste, wenn auch nervigste Arbeit.
- Samstag (ca. 4-6 Stunden): Wände vorbereiten (Löcher spachteln, schleifen) und den ersten Anstrich machen. Danach gut lüften und alles trocknen lassen.
- Sonntag (ca. 3-4 Stunden): Bei Bedarf den zweiten Anstrich auftragen. Nach dem Antrocknen das Klebeband vorsichtig entfernen und mit dem Aufräumen beginnen.
Schritt 1: Vorbereitung ist alles
Ein guter Anstrich besteht zu 80 % aus Vorbereitung. Schraub die Abdeckungen von Steckdosen und Lichtschaltern ab – das sieht tausendmal sauberer aus, als drumherum zu pinseln. Fülle kleine Dübellöcher mit Fertigspachtel aus der Tube und schleife die Stellen nach dem Trocknen glatt. Und investiere in gutes Malerkrepp (meistens gelb)! Das billige Zeug reißt oder lässt Farbe durch, was dich am Ende nur ärgert.
Schritt 2: Die Einkaufsliste für dein Starter-Kit
Mit billigem Werkzeug quälst du dich nur. Hier eine kleine Liste für den Baumarkt:
- Qualitätsfarbe: Achte auf Deckkraftklasse 1. Damit sparst du dir oft den zweiten Anstrich. Für 15 qm (Wandfläche ca. 40 qm) brauchst du etwa 5-7 Liter für einen Anstrich. Faustregel: Raumumfang mal Höhe, dann hast du die Wandfläche.
- Farbrolle (ca. 10-15 €): Eine gute Walze spritzt weniger und macht ein schöneres Bild.
- Pinsel für die Ecken (ca. 5-10 €): Einer, der keine Haare verliert.
- Abstreifgitter (ca. 2 €): Absolut unverzichtbar!
- Malerkrepp (ca. 5 € pro Rolle): Nimm das gute, es lohnt sich.
- Abdeckfolie & Malervlies (ca. 10-20 €): Das Vlies für den Boden, die dünne Folie für die Möbel.
- Spachtelmasse & kleiner Spachtel (ca. 10 €): Für kleine Reparaturen.
Schritt 3: Die richtige Streichtechnik
Keine Angst, das ist kein Hexenwerk. Streiche zuerst die Ecken und Kanten mit dem Pinsel vor. Danach nimmst du die Rolle und streichst die großen Flächen, solange die Kanten noch feucht sind („nass in nass“). So vermeidest du unschöne Ansätze. Rolle die Farbe erst kreuz und quer auf, um sie zu verteilen, und ziehe dann die ganze Bahn von oben nach unten mit leichtem Druck ab. Das sorgt für eine gleichmäßige Oberfläche.
Erste Hilfe für Anfänger: Hilfe, meine Wand hat Streifen!
Keine Panik, das passiert oft. Meistens liegt es an einem von zwei Dingen: Entweder war zu wenig Farbe auf der Rolle, oder du hast beim Abrollen zu fest aufgedrückt. Lass die Wand komplett trocknen und streiche dann die betroffene Stelle mit einer gut getränkten Rolle und sanftem Druck noch einmal nach.
Noch ein paar Ideen für den letzten Schliff
Wenn die Grundlagen sitzen, kannst du noch einen Schritt weitergehen.
Die Akzentwand – der Klassiker: Meistens ist das die Wand hinter dem Bett. Sie gibt dem Raum Charakter, ohne dich beim Einschlafen direkt anzuspringen. Ein moderner Twist: Streich nicht die ganze Wand, sondern nur einen breiten Streifen hinter dem Bett, quasi als gemaltes Kopfteil. Sieht super aus und spart Farbe!
Keine Zeit für alles? Der Quick-Win: Wenn dir ein ganzes Zimmer zu viel ist, streich NUR die Akzentwand. Das dauert nur ein paar Stunden, kostet kaum etwas und hat trotzdem einen riesigen Effekt auf die Atmosphäre.
Gesundheit geht vor – gerade im Schlafzimmer
Wo wir so viel Zeit verbringen, sollten wir auf Wohngesundheit achten. Wähle emissionsarme, lösungsmittelfreie Farben (achte auf Siegel wie den „Blauen Engel“). Für Allergiker gibt es sogar konservierungsmittelfreie Produkte.
Bei der Farbart hast du grob die Wahl:
- Dispersionsfarben sind der Standard. Sie sind für Anfänger am einfachsten zu verarbeiten und relativ günstig. Achte hier auf gute Qualität mit wenig Schadstoffen.
- Silikat- oder Kalkfarben sind etwas anspruchsvoller in der Verarbeitung und teurer, aber unschlagbar fürs Raumklima. Sie sind von Natur aus atmungsaktiv und beugen Schimmel vor – eine super Investition in deine Gesundheit.
Und ganz wichtig: Auch bei den besten Farben immer gut lüften! Am besten planst du es so, dass du die erste Nacht nach dem Streichen woanders schlafen kannst.
Ein Schlafzimmer zu gestalten ist eine total persönliche Sache. Nimm dir Zeit, hab Spaß am Prozess und freu dich auf das Ergebnis. Denn ein Raum, in dem du dich wirklich wohlfühlst, ist pure Lebensqualität.
Bildergalerie
Grüntöne sind im Schlafzimmer mehr als nur eine Trendfarbe – sie sind eine biologische Entspannungshilfe. Farben wie Salbei, Eukalyptus oder Moos erinnern unser Unterbewusstsein an die Natur, was nachweislich den Herzschlag verlangsamen und Stress reduzieren kann. Besonders in urbanen Wohnungen kann eine grüne Wand das fehlende Stück Natur ersetzen und eine beruhigende, erdende Atmosphäre schaffen, die den Schlaf fördert.
- Saubere Sache: Reinigen Sie die Wände mit Wasser und einem milden Reiniger (z.B. Anlauger), um Staub und Fett zu entfernen. Farbe haftet nur auf sauberem Grund.
- Kleine Macken, große Wirkung: Spachteln Sie kleine Löcher oder Risse zu und schleifen Sie die Stellen nach dem Trocknen glatt. Nichts stört eine frisch gestrichene Wand mehr als alte Bohrlöcher.
- Boden schützen: Legen Sie Malervlies statt einfacher Folie aus. Es saugt Farbspritzer auf und verrutscht weniger leicht.
Die unsichtbare Grundlage: Viele halten die Grundierung für einen überflüssigen Schritt, um Geld zu sparen. Ein fataler Fehler! Eine hochwertige Grundierung (Primer) sorgt dafür, dass die neue Farbe gleichmäßig deckt, verhindert das Durchscheinen alter Flecken und sorgt dafür, dass der Farbton am Ende genau so aussieht wie auf der Farbkarte. Besonders bei einem Wechsel von einer dunklen zu einer hellen Farbe ist sie unverzichtbar.
Eine Studie des Matratzenherstellers „Eve Sleep“ fand heraus, dass Menschen mit Schlafzimmern in beruhigenden Farben wie Blau, Grün oder zartem Rosa im Schnitt 30 Minuten länger pro Nacht schlafen als jene mit grellen oder unruhigen Wandfarben.
Die 60-30-10-Regel ist ein Geheimnis aus der Welt des Interior Designs, um eine harmonische Farbbalance zu schaffen. Sie funktioniert im Schlafzimmer perfekt:
- 60 % Hauptfarbe: Das ist die Farbe Ihrer Wände. Sie dominiert den Raum und legt die Grundstimmung fest.
- 30 % Sekundärfarbe: Diese findet sich in Möbeln, Vorhängen oder einem großen Teppich wieder. Sie sollte die Hauptfarbe ergänzen.
- 10 % Akzentfarbe: Kissen, Deko-Objekte oder ein Kunstwerk. Hier darf es auch mal ein kräftiger Farbtupfer sein, der dem Raum Persönlichkeit gibt.
Matt, Seidenglanz oder doch lieber hochglänzend?
Für die Wände im Schlafzimmer ist eine matte oder maximal eine seidenmatte Oberfläche die beste Wahl. Matte Farben, wie die „Architects‘ Matt“ von Farrow & Ball, schlucken das Licht und kaschieren kleine Unebenheiten in der Wand. Das erzeugt eine sehr ruhige, fast pudrige Optik. Seidenmatte oder „Eggshell“-Farben haben einen dezenten Schimmer, sind robuster und lassen sich leichter reinigen, können aber bei direktem Lichteinfall kleine Makel an der Wand betonen.
Kalkfarbe: Sie ist diffusionsoffen, also atmungsaktiv, und wirkt auf natürliche Weise schimmelhemmend – ideal für ein gesundes Raumklima. Die Oberfläche wird wolkig und lebendig, wie man es von alten Häusern in der Toskana kennt. Marken wie Bauwerk Colour sind hier Vorreiter.
Kreidefarbe: Bekannt durch Marken wie Annie Sloan, erzeugt sie eine extrem matte, samtige Oberfläche. Sie haftet auf fast jedem Untergrund und ist perfekt für einen Vintage- oder Shabby-Chic-Look. Sie ist allerdings empfindlicher gegenüber Stößen.
Beide sind eine wunderbare Alternative für alle, die mehr Textur und Charakter als bei einer Standard-Dispersionsfarbe suchen.
In herkömmlichen Wandfarben können flüchtige organische Verbindungen (VOCs) stecken, die noch Wochen nach dem Streichen ausdünsten und die Raumluft belasten können.
Achten Sie daher auf Farben mit dem „Blauen Engel“ oder der Kennzeichnung „VOC-frei“. Viele moderne Hersteller wie Little Greene oder Alpinaweiß „Unsere Beste“ bieten exzellente, gesundheitsschonende Alternativen, die besonders im Schlafzimmer, wo wir so viel Zeit verbringen, eine sinnvolle Investition in unser Wohlbefinden sind.
- Sie schafft eine intime, geborgene Atmosphäre.
- Sie lässt helle Möbel und Bilder förmlich leuchten.
- Sie kann einen langen, schmalen Raum optisch verkürzen.
Das Geheimnis? Eine einzelne Akzentwand in einem tiefen Ton wie Nachtblau, Waldgrün oder Anthrazit. Vor allem die Wand hinter dem Bett eignet sich perfekt dafür. Sie wirkt wie ein optischer Anker, rahmt das Bett ein und verleiht dem Raum eine ungeahnte Tiefe und Eleganz, ohne ihn zu erdrücken.
Ein Trend für Mutige ist das „Color Drenching“. Dabei werden nicht nur die Wände, sondern auch die Decke, die Fußleisten, Türrahmen und sogar die Heizkörper im selben Farbton gestrichen. Was erstmal extrem klingt, hat einen überraschenden Effekt: Der Raum wirkt größer, ruhiger und wie aus einem Guss, da die üblichen harten Kontraste verschwinden. Besonders mit sanften, erdigen Tönen entsteht so ein Gefühl von Geborgenheit wie in einem Kokon.
Welcher Pinsel für welche Ecke?
Eine gute Vorbereitung ist alles. Für perfekte Kanten zwischen Wand und Decke ist ein hochwertiger Schrägpinsel (auch Beschneidepinsel genannt) die Geheimwaffe. Die abgeschrägten Borsten ermöglichen eine präzisere Linienführung als ein normaler Flachpinsel. Marken wie Anza oder Purdy bieten hier professionelle Qualität, die sich wirklich auszahlt und das Abkleben fast überflüssig macht.
Der Trick mit dem Frosch: Vergiss billiges Kreppband, das Farbe unterlaufen lässt. Investiere in ein Qualitäts-Malerband wie das grüne FrogTape. Seine patentierte „Paint-Block“-Technologie reagiert mit der Feuchtigkeit der Farbe und bildet eine Mikro-Barriere. Das Ergebnis: gestochen scharfe Farbkanten ohne frustrierende Nacharbeiten. Ein kleiner Mehraufwand, der für ein absolut professionelles Finish sorgt.
Farbe ist das mächtigste Werkzeug, um die Stimmung eines Raumes zu verändern. Sie kostet weniger als ein neues Möbelstück, hat aber oft eine viel größere Wirkung.
Nichts verrät den Laien so sehr wie unsaubere Farbkanten. Die „Cutting-In“-Technik der Profis braucht etwas Übung, führt aber zu perfekten Ergebnissen:
- Nutzen Sie einen hochwertigen, angewinkelten Pinsel (ca. 5 cm breit).
- Tauchen Sie nur das vordere Drittel der Borsten in die Farbe und streifen Sie eine Seite am Eimerrand ab.
- Setzen Sie den Pinsel mit der sauberen Seite zur Kante an und ziehen Sie eine ruhige, gleichmäßige Linie.
Der Trick ist, nicht direkt an der Kante zu beginnen, sondern wenige Millimeter davor und die Farbe dann sanft in die Ecke zu „schieben“.
Die alte Blümchentapete muss weg, aber das Entfernen ist ein Albtraum. Kann man einfach drüberstreichen?
Die kurze Antwort: Es ist riskant. Das Wasser in der Dispersionsfarbe kann den alten Tapetenkleister anlösen, was zu Blasen und sich ablösenden Nähten führt. Es funktioniert nur, wenn die Tapete absolut fest, glatt und nicht stark strukturiert ist. Testen Sie an einer unauffälligen Stelle mit einem feuchten Schwamm: Bilden sich Blasen, muss die Tapete runter. Wenn Sie es wagen, ist eine spezielle Grundierung (Tapetengrund) Pflicht!
Naturborsten-Pinsel: Bestehen meist aus Schweineborsten und sind ideal für lösemittelhaltige Lacke. Für moderne Wandfarben auf Wasserbasis sind sie ungeeignet, da sie aufquellen und ihre Form verlieren.
Synthetik-Pinsel: Die richtige Wahl für quasi alle heutigen Wandfarben. Hochwertige Kunststoffborsten (z.B. von Mako oder Wistoba) halten ihre Form, geben die Farbe gleichmäßig ab und lassen sich leicht reinigen.
Für ein Schlafzimmerprojekt ist also ein guter Synthetik-Pinsel die klare Empfehlung.
Jedes Jahr küren Farbexperten die „Farbe des Jahres“. Für 2024 wählte Schöner Wohnen-Farbe den Ton „Balsam“, ein sanftes, erdiges Grün.
Was das für Ihr Schlafzimmer bedeutet? Solche Töne sind perfekt, um eine Verbindung zur Natur herzustellen und eine Oase der Ruhe zu schaffen. „Balsam“ wirkt weder zu kühl noch zu warm und lässt sich wunderbar mit natürlichen Materialien wie Holz, Leinen und Rattan kombinieren, um den entspannenden Effekt zu maximieren.
- Ein dunklerer Ton lässt hohe Decken niedriger und gemütlicher erscheinen.
- Ein Hauch von Farbe (z.B. ein zartes Himmelblau) öffnet den Raum nach oben.
- Die Deckenfarbe an der Wand ein Stück nach unten zu ziehen, erzeugt einen modernen, einrahmenden Effekt.
Das Geheimnis? Die Decke als „fünfte Wand“ zu betrachten. Statt sie standardmäßig weiß zu lassen, kann ein bewusster Farbton die gesamte Raumwirkung dramatisch verändern und für einen echten Designer-Look sorgen.
Sie lieben es minimalistisch, aber trotzdem gemütlich? Dann ist die Farbpalette des Japandi-Stils (eine Mischung aus japanischer und skandinavischer Ästhetik) perfekt für Ihr Schlafzimmer. Denken Sie an warme, neutrale Töne: Greige (eine Mischung aus Grau und Beige), sanftes Salbeigrün, erdige Terrakotta-Nuancen und die Farbe von Hafermilch. Diese Farben schaffen eine ruhige, unaufgeregte und gleichzeitig sehr wohnliche Atmosphäre, die zum Entspannen einlädt.
- Sofort handeln: Lassen Sie die Farbe auf dem Pinsel niemals antrocknen.
- Grobe Reste entfernen: Streichen Sie den Pinsel gründlich auf einem alten Stück Pappe oder Zeitungspapier aus.
- Auswaschen: Bei wasserbasierten Farben reicht lauwarmes Wasser und etwas Kernseife. Massieren Sie die Seife sanft ein, bis das Wasser klar bleibt.
- In Form bringen und trocknen: Streichen Sie die Borsten glatt und hängen Sie den Pinsel zum Trocknen auf, anstatt ihn hinzustellen, damit kein Wasser in den Stiel läuft.
Faustregel für die Farbmenge: Ein typischer 10-Liter-Eimer Dispersionsfarbe reicht bei einem Anstrich für etwa 60 bis 70 Quadratmeter glatte Wand. Messen Sie die Länge aller Wände, addieren Sie diese und multiplizieren Sie das Ergebnis mit der Raumhöhe. Ziehen Sie großzügig Fenster und Türen ab. Kaufen Sie lieber eine leicht größere Menge – nichts ist ärgerlicher, als wenn am Sonntagabend die Farbe ausgeht.
Eine Studie des Hotelbetreibers Travelodge mit 2.000 Teilnehmern ergab, dass Menschen mit blauen Schlafzimmern im Durchschnitt 7 Stunden und 52 Minuten pro Nacht schlafen – mehr als bei jeder anderen Farbe.
Was genau bedeutet der „Glanzgrad“ einer Farbe?
Der Glanzgrad (im Englischen „Sheen“) beschreibt, wie stark eine getrocknete Farboberfläche das Licht reflektiert. Die Skala reicht von „stumpfmatt“ (reflektiert fast gar nicht, ideal um Unebenheiten zu kaschieren) über „seidenmatt“ und „seidenglänzend“ bis hin zu „hochglänzend“ (reflektiert wie ein Spiegel, betont jede kleinste Macke). Für Schlafzimmerwände ist ein niedriger Glanzgrad ideal, da er eine ruhige und weiche Atmosphäre schafft und nicht bei jedem Lichtstrahl blendet.
Der „Half-Painted Wall“-Look ist eine einfache, aber effektvolle Methode, um Farbe kreativ einzusetzen. Er kann einen Raum höher oder breiter wirken lassen und interessante Zonen schaffen.
- Die Linie definieren: Kleben Sie mit einer Wasserwaage und Malerklebeband eine exakte horizontale Linie auf der gewünschten Höhe.
- Oben streichen: Streichen Sie den oberen Teil der Wand in der helleren Farbe (oft Weiß) – das lässt den Raum höher wirken.
- Unten streichen: Nach dem Trocknen entfernen Sie das Band und streichen den unteren Teil in Ihrer Wunschfarbe. Für eine perfekte Kante, streichen Sie zuerst mit der oberen Farbe über die Kante des Klebebands.
