Waschsoda selber machen: Die ultimative Werkstatt-Anleitung – Günstiger und besser als gekauft!
In meiner Werkstatt, und ehrlich gesagt auch zu Hause, halte ich es gerne einfach. Wenn man lange genug mit Holz, Metall und Co. arbeitet, merkt man schnell: Die simpelsten Lösungen sind oft die besten. Ein perfektes Beispiel dafür ist Waschsoda – oder chemisch korrekt: Natriumcarbonat. Viele kennen das vielleicht noch als Geheimwaffe aus Omas Putzschrank, aber glaub mir, das Zeug ist ein echtes Multitalent.
Inhaltsverzeichnis
Warum ich mein Waschsoda selber mache? Ganz einfach. Erstens: Ich weiß zu 100 %, was drin ist. Kein Parfum, keine Füllstoffe, einfach nur reiner Wirkstoff. Zweitens, und das ist ein riesiger Punkt: Es ist unschlagbar günstig. Und drittens habe ich die volle Kontrolle über die Qualität. Die Herstellung ist kinderleicht, wenn man ein paar Kniffe kennt. Und genau die zeige ich dir hier – praxiserprobt und ohne Schnickschnack.
Kurzer Reality-Check: Was ist was?
Bevor wir loslegen, müssen wir eine Sache klären, denn hier passieren die gefährlichsten Fehler. Es gibt drei weiße Pulver, die oft verwechselt werden:

- Natron (Natriumhydrogencarbonat): Das ist unser Ausgangsstoff. Kennst du vom Backen oder als Magenmittel. Völlig harmlos.
- Waschsoda (Natriumcarbonat): Das ist unser Ziel! Es ist schon deutlich alkalischer und reizt die Haut. Handschuhe sind hier dein Freund.
- Ätznatron (Natriumhydroxid): Finger weg! Das ist eine hochgefährliche, stark ätzende Lauge für Profi-Anwendungen.
Wir stellen heute also aus dem harmlosen Natron das kraftvolle Waschsoda her. Mit Respekt, aber ohne Angst.
Was da im Ofen wirklich passiert (keine Angst, es ist einfach)
Okay, ein ganz kurzer Ausflug in die Chemie, damit du verstehst, warum das alles funktioniert. Das Backnatron (NaHCO₃) ist chemisch gesehen noch nicht ganz „fertig“. Es hat Wasser (H₂O) und Kohlendioxid (CO₂) gebunden.
Durch die Hitze im Ofen zwingen wir es, diese beiden abzugeben. Man nennt das Kalzinierung. Das Wasser verdampft, das Kohlendioxid entweicht als Gas. Was übrig bleibt, ist das reine, potentere Natriumcarbonat (Na₂CO₃) – unser Waschsoda.
Ganz simpel: 2 NaHCO₃ + Hitze → Na₂CO₃ + H₂O + CO₂

Warum ist das wichtig? Weil du jetzt verstehst, warum das Pulver nachher anders aussieht, sich anders anfühlt und sogar leichter ist. Es hat buchstäblich an Gewicht verloren. Und genau diese Veränderung ist der Schlüssel zu seiner enormen Fettlösekraft.
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung: So wird’s gemacht
Theorie schön und gut, jetzt geht’s ans Eingemachte. Nimm dir dafür entspannte 1,5 bis 2 Stunden Zeit. Das meiste davon ist Wartezeit, also kein Stress.
Deine Einkaufsliste (fast geschenkt!)
- Natron: Hol dir am besten direkt eine Großpackung. 1 kg bekommst du oft schon für 2-3 € bei DM, Rossmann oder online. Das ist viel günstiger als die kleinen Backtütchen.
- Backblech: Ein altes Emaille- oder Edelstahlblech ist perfekt. Von Alublechen rate ich persönlich ab – sicher ist sicher.
- Backofen: Jeder Standard-Ofen mit Ober- und Unterhitze tut’s. Umluft geht auch, wirbelt das feine Pulver aber manchmal etwas auf.
- Optional, aber Gold wert: Ein Ofenthermometer. Die Dinger kosten vielleicht 5-10 € bei Amazon oder im Haushaltswarenladen und zeigen dir die ECHTE Temperatur im Ofen. Viele Öfen schummeln da nämlich gewaltig.
- Metall-Löffel oder Spatel: Zum Umrühren. Bitte kein Plastik.
- Luftdichtes Glas: Muss nichts Besonderes sein. Ein sauberes, trockenes Gurken- oder Marmeladenglas ist ideal.

Los geht’s – Ab in den Ofen!
1. Ofen vorheizen: Stell den Ofen auf exakt 200 °C Ober-/Unterhitze. Leg dein Thermometer rein und warte, bis die Temperatur wirklich stabil ist.
2. Natron ausbreiten: Kipp das Natron auf dein Backblech und verteile es in einer gleichmäßigen, etwa 1 cm dicken Schicht. Ist die Schicht zu dick, kommt die Hitze nicht bis nach unten durch.
3. Backen & Rühren: Schieb das Blech auf die mittlere Schiene. Nach ca. 30 Minuten holst du es zum ersten Mal raus. Rühr das Pulver mit dem Metallspatel gut durch. Du wirst merken, dass es schon anfängt, sich zu verändern und leicht zu klumpen. Klumpen zerdrücken, wieder glattstreichen und zurück in den Ofen.
Ich geb’s zu, bei meinem ersten Versuch habe ich das Umrühren vergessen. Am Ende hatte ich einen knüppelharten Waschsoda-Stein auf dem Blech. Lass dir das eine Lehre sein!
4. Wiederholen: Diesen Rühr-Vorgang wiederholst du alle 20-30 Minuten. Insgesamt dauert der Prozess im Ofen etwa 60 bis 90 Minuten.

Die Qualitätskontrolle: Ist es WIRKLICH fertig?
Das ist die häufigste Frage. Verlass dich nicht nur auf die Uhr. Achte auf diese drei Zeichen:
- Die Optik: Frisches Natron ist fluffig und strahlend weiß. Fertiges Waschsoda ist matter, gröber und wirkt fast ein bisschen sandig. Es hat seinen „flauschigen“ Charakter verloren.
- Das Gefühl: Lass eine kleine Prise abkühlen und reibe sie zwischen den Fingern (am besten mit Handschuh). Natron fühlt sich seidig an, Waschsoda ist viel griffiger und rauer.
- Der ultimative Profi-Trick: Wiegen! Das ist die beste Methode. Das Pulver muss durch den Verlust von Wasser und CO₂ etwa 37 % seines Gewichts verlieren. Heißt im Klartext: Wenn du 500 g Natron in den Ofen schiebst, sollten am Ende nur noch ca. 315 g fertiges Waschsoda herauskommen. Wenn das Gewicht stimmt, ist die Umwandlung perfekt abgeschlossen.
Richtig abkühlen und lagern
Wenn alles fertig ist, schalte den Ofen aus und lass das Blech bei geschlossener Tür langsam abkühlen. Das dauert gut eine Stunde. Füll das Pulver erst um, wenn es komplett kalt ist. Und dann: Sofort in dein luftdichtes Glas! Waschsoda zieht Wasser aus der Luft wie verrückt und wird sonst steinhart. Unbedingt das Glas groß beschriften: „WASCHSODA – Reizend! Nicht für Lebensmittel!“, damit es keine Verwechslungen gibt.

Was oft schiefgeht: Die 3 häufigsten Pannen (und wie du sie vermeidest)
Aus Fehlern lernt man, am besten aus denen der anderen. Hier sind die Klassiker:
1. Problem: „Es wird einfach nicht krümelig.“
Lösung: Dein Ofen ist zu kalt. Die 200 °C sind entscheidend. Überprüfe die Temperatur mit einem Ofenthermometer. Unter 180 °C passiert fast nichts, egal wie lange du wartest.
2. Problem: „Mein Waschsoda ist ein harter Stein im Glas.“
Lösung: Du hast es nicht luftdicht genug gelagert oder es war beim Abfüllen noch nicht ganz kalt. Es hat Feuchtigkeit aus der Luft gezogen. Du kannst die Brocken im Mörser zerstoßen, aber die Lagerung ist der Schlüssel.
3. Problem: „In der Mitte ist es noch ganz weich.“
Lösung: Du hast nicht oft genug oder nicht gründlich genug umgerührt. Das Pulver in der Mitte muss auch nach außen und das von außen nach innen. Sei da nicht zimperlich!
Anwendungen: Was dein selbstgemachtes Kraftpaket alles kann
Jetzt zum spaßigen Teil! Hier ein paar meiner liebsten Einsatzzwecke.

Der universelle Fett-Killer
Eingebrannte Töpfe, versiffte Backbleche oder die Filter der Dunstabzugshaube? Kein Problem. Gib 2-3 Esslöffel Waschsoda in eine Schüssel und übergieße es mit 1 Liter kochendem Wasser. Achtung, es schäumt kurz auf! Leg die Teile darin ein (mindestens 30 Minuten, bei Härtefällen über Nacht) oder trage die Lauge direkt auf. Danach einfach abschrubben. Funktioniert auch super bei verharzten Werkzeugen!
Ganz wichtig: Niemals auf Aluminium, lackierten Flächen oder Teflon-Beschichtungen anwenden! Die Lauge frisst diese Oberflächen an.
Waschmittel-Booster für kleines Geld
Hast du hartes, kalkhaltiges Wasser? Dann gib einfach 1-2 Esslöffel Waschsoda direkt zum Waschpulver. Es enthärtet das Wasser, wodurch dein Waschmittel viel besser wirkt. Du kannst die Waschmittelmenge oft um ein Drittel reduzieren. Das spart Geld und schont die Umwelt. Aber Achtung: Das ist nur was für robuste Weiß- und Kochwäsche. Wolle oder Seide würden das übelnehmen.
Dein erstes Erfolgserlebnis? Der Abfluss!
Riecht dein Abfluss in der Küche ein wenig muffig? Perfekt für einen schnellen Test! Gib heute Abend einfach zwei Esslöffel von deinem neuen Waschsoda in den trockenen Abfluss, gieß langsam eine Tasse heißen Essig hinterher. Es wird ordentlich zischen und blubbern – das ist gut so! Lass es 15 Minuten wirken und spül dann mit einem Liter kochendem Wasser nach. Riecht sofort frischer!

Terrassenplatten und Fugen wie neu
Grünspan und Moos auf den Steinen? Misch dir eine Paste an, die etwa die Konsistenz von dickem Joghurt hat (ca. 3 Teile Waschsoda auf 1 Teil heißes Wasser). Schrubb diese Paste mit einer harten Bürste in die feuchten Fugen und auf die Platten. Lass es ein paar Stunden einwirken und bürste es dann mit viel Wasser ab. Aber Vorsicht: Die Lauge mag dein Rasen gar nicht. Also Pflanzen in der Nähe schützen.
Sicherheit geht vor – Das ist kein Spielzeug!
Das hier ist der wichtigste Abschnitt. Waschsoda ist eine Chemikalie. In Verbindung mit Wasser entsteht eine Lauge. Bitte nimm das ernst.
- Trag immer Handschuhe! Einfache Haushaltshandschuhe reichen.
- Setz eine Schutzbrille auf. Ein Spritzer Lauge im Auge ist extrem gefährlich und schmerzhaft.
- Atme den Staub nicht ein. Besonders beim Umrühren und Abfüllen. Im Zweifel eine einfache Staubmaske tragen.
- Bei Hautkontakt: Sofort mit viel kaltem Wasser abspülen.
- Bei Augenkontakt: Mindestens 15 Minuten mit Wasser spülen und sofort zum Arzt!

Mein Fazit aus der Werkstatt
Waschsoda selber zu machen, ist kein Hexenwerk. Es ist ein fantastisches Gefühl, mit einfachen Mitteln ein so wirksames Produkt herzustellen. Man versteht plötzlich, wie die Dinge funktionieren. Für die meisten Reinigungsjobs in Haushalt und Werkstatt gibt es kaum eine ehrlichere, effektivere und vor allem günstigere Lösung.
Also, trau dich ran, sei sorgfältig und hab Respekt vor dem Material. Du wirst überrascht sein, welche Kraft in diesem einfachen weißen Pulver steckt.
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Woran erkenne ich, dass das Natron wirklich fertig umgewandelt ist?
Verlassen Sie sich auf Ihre Finger! Während Backnatron, etwa von Marken wie Kaiser Natron, eine feine, fast seidige Textur hat und leicht klumpt, fühlt sich fertiges Waschsoda deutlich anders an. Es ist körniger, matter und rieselt frei, ähnlich wie feiner Sand. Dieser sensorische Unterschied ist das untrügliche Zeichen, dass die chemische Umwandlung im Ofen erfolgreich war.
Sobald Ihr selbstgemachtes Waschsoda abgekühlt ist, beginnt der wahre Spaß. Seine fettlösende und reinigende Kraft ist eine echte Geheimwaffe in der Werkstatt und im Haushalt. Hier entfaltet es sein volles Potenzial:
- Eingebrannte Töpfe: Einen Löffel Soda mit heißem Wasser einwirken lassen – der Schmutz löst sich fast von allein.
- Verstopfte Abflüsse: Eine Tasse Soda in den Abfluss, eine Tasse heißen Essig hinterher und nach 15 Minuten mit kochendem Wasser nachspülen.
- Grünbelag entfernen: Terrassenplatten oder Holzzäune mit einer Sodalösung (ca. 1 EL auf 1 L Wasser) abschrubben.


