Spültücher stricken, die wirklich was taugen: Dein ultimativer Guide

von Adele Voß
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Mal ehrlich, hast du auch die Nase voll von diesen dünnen Wegwerf-Lappen aus dem Supermarkt? Die nach drei Tagen müffeln und nach drei Wäschen aussehen wie nichts? Es gibt eine bessere Lösung, und die macht sogar richtig Spaß: Wir stricken uns einfach selbst welche. Und zwar richtig gute, die monatelang halten.

Das hier ist keine schnelle Bastel-Anleitung, sondern ein kleiner Meisterkurs. Ich zeig dir, wie wir Profis das angehen – vom richtigen Garn bis zur perfekten Technik. Wir starten mit einem witzigen Wassermelonen-Design, aber die Prinzipien dahinter kannst du für jedes Tuch anwenden. Also, schnapp dir einen Kaffee und deine Nadeln, wir legen los.

Teil 1: Das A und O – Das richtige Garn finden

Das Wichtigste zuerst: Das Garn entscheidet über Sieg oder Niederlage. Mit dem falschen Material strickst du dir einen nutzlosen Lappen, der Wasser eher abstößt als aufsaugt. Das wollen wir auf keinen Fall.

Baumwolle: Die ungeschlagene Heldin der Küche

Für Spültücher gibt’s eigentlich nur eine richtige Wahl: 100 % Baumwolle. Warum? Weil Baumwollfasern Wasser lieben. Sie saugen es auf wie ein Schwamm und geben es beim Wischen gezielt wieder ab. Perfekt für den Job.

Spültuch - zwei Stück
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Aber Achtung, Baumwolle ist nicht gleich Baumwolle:

  • Unmercerisierte Baumwolle: Das ist dein Goldstandard. Sie fühlt sich matt und ein bisschen griffig an, fast schon durstig. Ihre Fasern sind offen und extrem saugfähig. Genau das brauchen wir. Achte beim Kauf auf Begriffe wie „Topflappengarn“ oder „reines Baumwollgarn“.
  • Mercerisierte Baumwolle: Die wurde chemisch behandelt, damit sie glatter wird und leicht glänzt. Super für Sommer-Tops, aber für Spültücher eher ungeeignet, weil die Behandlung die Saugfähigkeit reduziert.

Kleiner Tipp: Schau mal nach Garnen mit OEKO-TEX oder GOTS-Zertifikat. Dann bist du sicher, dass die Farben auch bei 60 Grad nicht ausbluten und keine fiesen Chemikalien an dein Geschirr kommen.

Wusstest du schon? Baumwolle kann bis zum 27-fachen ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Da kommt keine Kunstfaser auch nur ansatzweise mit!

Was du brauchst und was es kostet: Für ein normal großes Spültuch reicht ein 50g-Knäuel Baumwolle locker, oft kriegst du sogar zwei Tücher daraus. Preislich liegst du da je nach Marke und Qualität zwischen 3 € und 6 €. Gute und beliebte Garne sind zum Beispiel die „Schachenmayr Catania“ oder „Drops Safran“, die du in jedem gut sortierten Wollgeschäft oder online findest.

Spültuch beim spülen
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Ein ernstes Wort zu Kunstfasern wie Polyester

Ganz ehrlich? Lass die Finger davon. Polyester ist Plastik. Es ist wasserabweisend, das heißt, du schiebst damit die Pfütze auf der Arbeitsplatte nur von links nach rechts. Und noch schlimmer: Bei jeder Wäsche verliert es Mikroplastik, das direkt im Abwasser und damit in der Umwelt landet. Wir wollen ja gerade eine nachhaltige Alternative schaffen, kein neues Problem.

Teil 2: Das Werkzeug – Ohne geht’s nicht

Gutes Werkzeug ist die halbe Miete. Du brauchst aber nicht viel.

Die passenden Stricknadeln

Für das typische Topflappengarn ist eine Nadelstärke von 3,5 mm bis 4,5 mm ideal. Ob du Nadeln aus Holz, Bambus oder Metall nimmst, ist reine Geschmackssache. Ich persönlich mag bei Baumwolle Holznadeln am liebsten, weil das Garn nicht so leicht runterrutscht – super für Anfänger, um die Kontrolle zu behalten.

Für unser rundes Melonen-Tuch brauchst du entweder ein Nadelspiel (fünf kurze Nadeln) oder eine Rundstricknadel, mit der du die „Magic Loop“-Technik anwendest. Wir machen das hier mal mit dem Nadelspiel, das ist für kleine Runden oft einfacher.

mit Spülmittel Spültuch

Die Maschenprobe: Der ungeliebte, aber wichtigste Schritt

Kein Profi startet ohne Maschenprobe. Ernsthaft. Das ist keine Zeitverschwendung, sondern deine Qualitätsversicherung. Wenn dein Gestrick zu locker wird, ist das Tuch ein schlaffer Lappen. Wird es zu fest, hast du ein steifes Brett, das ewig zum Trocknen braucht.

Quick Win: Bevor du weiterliest, mach doch direkt mal Folgendes:

  1. Schlag 24 Maschen an.
  2. Stricke ca. 30 Reihen glatt rechts (eine Reihe rechts, eine Reihe links).
  3. Kette locker ab.
  4. Der wichtigste Schritt: Wasch das Läppchen bei 60 Grad, so wie später auch das fertige Tuch. Lass es an der Luft trocknen.
  5. Jetzt misst du aus, wie viele Maschen und Reihen auf 10×10 cm kommen. So weißt du genau, wie dein Garn reagiert und kannst die Größe perfekt planen.

Dieser Schritt erspart dir später so viel Frust, glaub mir.

Teil 3: Die Anleitung – Das Wassermelonen-Spültuch

Wir stricken von der Mitte nach außen, ganz ohne Naht. Für ein Tuch (Durchmesser ca. 25 cm) brauchst du nicht mal ein ganzes 50g-Knäuel von jeder Farbe.

Spültuch materialien in vier farben

Deine Einkaufsliste:

  • Baumwollgarn (Stärke für Nadeln 3,5-4,5 mm) in Rot, Weiß, Grün
  • Ein kleiner Rest schwarzes Garn zum Aufsticken
  • Ein Nadelspiel in passender Stärke
  • Eine stumpfe Wollnadel zum Vernähen

Zeitaufwand: Für dein erstes Tuch, plane mal ganz entspannte 3 bis 4 Stunden ein. Mit etwas Übung geht’s dann in unter zwei.

Der Anfang: Der magische Start

Für einen sauberen Start schlagen wir 8 Maschen mit dem roten Garn an und verteilen sie auf vier Nadeln deines Nadelspiels – also 2 Maschen pro Nadel. Forme die Nadeln zu einem kleinen Quadrat, pass auf, dass sich nichts verdreht, und stricke die erste Runde rechts ab. Zieh den Faden gut fest, um die Runde zu schließen. Das kleine Loch in der Mitte ziehen wir am Ende mit dem Anfangsfaden einfach zu.

Das Fruchtfleisch: So wächst der Kreis

Damit der Kreis schön flach wird, müssen wir regelmäßig zunehmen. Die Faustregel ist einfach: In jeder zweiten Runde kommen 8 Maschen dazu.

roter garn Spültuch
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Die Strickliesel: Mehr als nur Kinderspiel – Deine Anleitung aus der Werkstatt

  • Runde 1: Alle Maschen rechts stricken.
  • Runde 2 (Zunahmerunde): Aus jeder Masche 2 Maschen herausstricken (ergibt 16 Maschen).
  • Runde 3: Alle Maschen rechts stricken.
  • Runde 4 (Zunahmerunde):1 M rechts, 1 Zunahme, von bis wiederholen (ergibt 24 Maschen).
  • Runde 5: Alle Maschen rechts stricken.
  • Runde 6 (Zunahmerunde):2 M rechts, 1 Zunahme, wiederholen (ergibt 32 Maschen).

Du siehst das System, oder? Der Abstand zwischen den Zunahmen wächst immer um eine Masche. Mach so weiter, bis dein roter Kreis etwa 18-20 cm Durchmesser hat.

Profi-Tipp für die Zunahme: Der einfachste Weg ist der „kfb“ (knit front and back). Dafür strickst du eine Masche rechts, lässt sie aber auf der linken Nadel. Dann stichst du von hinten in dieselbe Masche nochmal ein und strickst sie erneut rechts ab. Zack, eine Masche zugenommen!

Achtung, Falle! Was tun, wenn der Kreis nicht flach wird?

  • Dein Kreis wellt sich wie ein Salatblatt? Du hast zu viele Maschen zugenommen. Stricke einfach mal 2-3 Runden ohne Zunahmen, das glättet sich oft von selbst.
  • Dein Kreis wölbt sich zu einer Mütze? Du hast zu wenige Maschen zugenommen. Trenne die letzten paar Runden auf und füge eine zusätzliche Zunahmerunde ein.
Spültuch nö

Der Farbwechsel: Sauber und stabil

Wenn der rote Teil groß genug ist, wechseln wir zu Weiß. Schneide den roten Faden ab (lass ca. 15 cm übrig) und nimm den weißen Faden auf. Der Meister-Trick für einen unsichtbaren Übergang: Verknoten ist out! Stricke die ersten 3-4 Maschen der neuen Runde einfach mit beiden Fäden (dem alten roten und dem neuen weißen) zusammen. Danach lässt du den roten Faden fallen und strickst nur mit Weiß weiter. Das hält bombenfest und sieht super sauber aus.

Stricke 2-3 Runden in Weiß ohne Zunahmen, dann wieder 2-3 Runden mit Zunahmen. Wechsle danach auf die gleiche Weise zu Grün und stricke noch ca. 3-4 cm weiter, ebenfalls mit Zunahmen.

Der Abschluss und die Details

Wenn die Größe passt, kette die Maschen ab. Aber bitte ganz locker, sonst zieht sich der Rand zusammen! Stricke immer eine Masche, hebe die vorherige darüber und zieh den Faden nicht zu fest an.

Spültuch tolles nähen
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Jetzt kommt der Feinschliff: Sticke mit dem schwarzen Garn und einer Wollnadel ein paar Kerne auf den roten Teil. Am besten geht das mit dem Maschenstich, bei dem du eine gestrickte Masche einfach nachzeichnest. Das sieht viel schöner aus, als die Kerne einzustricken. Zum Schluss alle Fäden auf der Rückseite sorgfältig vernähen. Fertig!

Kurzer Qualitäts-Check:

  • [ ] Liegt der Kreis schön flach?
  • [ ] Sind alle Fäden unsichtbar vernäht?
  • [ ] Ist der Rand elastisch und nicht zu eng?

Alles abgehakt? Dann hältst du ein echtes Meisterstück in den Händen!

Teil 4: Lust auf mehr? Andere Muster und Formen

Einmal angefixt, willst du bestimmt mehr. Wie wär’s mit einer Zitrone (weißer Kern, gelber Hauptteil) oder einer Kiwi (weißer Kern, grüner Hauptteil, brauner Rand)?

Das klassische quadratische Tuch

Quadratische Tücher sind perfekt, um Muster mit toller Schrubb-Wirkung zu üben.

  • Perlmuster: Abwechselnd 1 Masche rechts, 1 Masche links. In der nächsten Reihe versetzt. Das ergibt eine geniale, körnige Struktur, die jeden Dreck wegbekommt.
  • Waffelmuster: Bildet kleine Vertiefungen, die super saugfähig sind und total professionell aussehen.
  • Diagonales Stricken: Das ist die traditionelle Art, die schon meine Oma kannte. Super einfach und das Tuch wird schön elastisch. Schlag einfach 3 Maschen an. Nimm dann in jeder Hinreihe am Anfang und Ende eine Masche zu, bis die gewünschte Breite erreicht ist. Danach nimmst du in jeder Hinreihe genauso wieder ab, bis nur noch 3 Maschen übrig sind. Abketten, fertig.
Spültuch finden einer endstichstelle

Teil 5: Pflege, damit es lange schön bleibt

Ein handgestricktes Spültuch ist nur gut, wenn es auch hygienisch ist. Und das ist zum Glück total einfach.

  • Heiß waschen: Spätestens alle zwei Tage gehört das Tuch in die 60-Grad-Wäsche. Das tötet Keime zuverlässig ab. Am besten hast du 3-4 Tücher im Wechsel.
  • Immer gut trocknen: Häng das Tuch nach Benutzung luftig auf. Ein nasser Knäuel ist eine Einladung für Bakterien und fängt an zu müffeln.
  • Finger weg vom Weichspüler: Der legt einen Film über die Fasern und killt die Saugfähigkeit.

Ach ja, und nur zur Sicherheit: Du hantierst mit spitzen Nadeln. Pass ein bisschen auf deine Finger auf, ja? Das Ergebnis hängt von deinem Geschick ab, aber mit dieser Anleitung bist du bestens gerüstet.

Und jetzt du!

Siehst du? Gar nicht so schwer. Du hältst jetzt nicht nur ein Spültuch in der Hand, sondern ein Stück selbstgemachte Wertarbeit. Etwas Nützliches, Schönes und Langlebiges. Jedes Mal, wenn du es in der Küche benutzt, wirst du ein kleines bisschen stolz sein – und das völlig zu Recht.

rot und weiß Spültuch
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Vielleicht strickst du als Nächstes eins für eine Freundin oder probierst das diagonale Muster aus. Du wirst sehen, diese kleinen Projekte machen einfach glücklich. Also, ran an die Nadeln und viel Spaß beim kreativ werden!

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struktur des garns Spültuch
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Das Geheimnis liegt in der Textur! Ein glatt gestricktes Tuch ist zwar schön, aber für hartnäckige Reste brauchst du Relief. Vergiss die einfache rechte Masche und wage dich an Muster, die eine 3D-Struktur erzeugen. Das klassische Perlmuster (eine Masche rechts, eine links, in der nächsten Reihe versetzt) ist ein super Anfang. Für den ultimativen Peeling-Effekt probiere das Waffel- oder Kästchenmuster. Diese erhabenen Strukturen wirken wie kleine, sanfte Borsten und nehmen Schmutz viel effektiver auf.

Spültuch auftragen der punkte

Holz- oder Bambusnadeln: Sie sind die perfekten Komplizen für Baumwollgarn. Ihre leicht raue Oberfläche gibt dem Garn Halt, sodass die Maschen nicht so leicht von der Nadel rutschen. Ideal für Anfänger.

Metallnadeln: Du bist schon ein Strick-Profi? Dann sind glatte Metallnadeln (z. B. von KnitPro oder Addi) dein Turbo. Die Maschen gleiten blitzschnell, was das Stricken beschleunigt.

Unsere Empfehlung: Starte mit Bambus, um ein Gefühl für das Garn zu bekommen!

Spültuch drei verschiedenen farben
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In Japan sind handgemachte „Tawashi“-Schwämme, oft aus raueren Garnen gehäkelt oder gestrickt, ein fester Bestandteil der Küchenkultur und stehen für die Wertschätzung einfacher, langlebiger Alltagsgegenstände.

Spültuch fertige wassermelone

Ein handgestricktes Spültuch ist mehr als nur praktisch – es ist ein durchdachtes, nachhaltiges Geschenk. Statt es einfach so zu überreichen, mach ein kleines Wellness-Set für die Küche daraus:

  • Binde drei farblich abgestimmte Tücher mit einer schönen Juteschnur zusammen.
  • Lege ein Tuch zu einem Stück hochwertiger Küchenseife, zum Beispiel einer traditionellen Savon de Marseille.
  • Kombiniere es mit einer handgefertigten Holzbürste zu einem „Zero Waste“ Starter-Kit.
Spültuch in action

Dein Spültuch ist ein kleiner Star in der Küche – gib ihm eine Bühne! Statt zufälliger Wollreste, wähle Farben, die zu deinen Küchenfliesen oder Geschirrtüchern passen. Ein Set aus drei Tüchern in abgestuften Blautönen wirkt edel und maritim. Oder wie wäre es mit einem farbcodierten System? Grün für Obst und Gemüse, Gelb für Oberflächen und Rot für den ganz harten Abwasch. So wird aus einem einfachen Tuch ein durchdachtes Design-Element.

Spültuch zum trocknen
  • Heiß waschen: Gib Bakterien keine Chance! Deine Baumwolltücher lieben eine 60-Grad-Wäsche.
  • Kein Weichspüler: Er legt sich wie ein Film auf die Fasern und killt die Saugfähigkeit. Ein Schuss Essig im Weichspülerfach tut’s auch und wirkt desinfizierend.
  • Lufttrocknen ist Pflicht: Hänge das Tuch nach jedem Gebrauch so auf, dass es komplett trocknen kann. Das verhindert den gefürchteten Müffel-Geruch.

Der häufigste Anfängerfehler: Die falsche Spannung. Ist dein Gestrick zu locker, wird das Tuch im nassen Zustand labberig und verliert schnell seine Form. Strickst du aber zu fest, wird es ein steifes Brett, das kaum Wasser aufnimmt und ewig zum Trocknen braucht. Finde den Mittelweg – dein Tuch sollte fest, aber immer noch flexibel sein.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.