Unterwasserfotos wie die Profis: Was wir von den besten Bildern wirklich lernen können
Jedes Jahr, meistens im tiefsten Winter, gibt es diesen einen Moment. Die Ergebnisse der großen internationalen Fotowettbewerbe werden veröffentlicht. Für mich ist das ein festes Ritual: Ich mache mir einen starken Kaffee, ziehe die Tür zu meiner Werkstatt zu und tauche ab – in die besten Unterwasserfotos des Jahres.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Königsdisziplin: Das große Ganze im Weitwinkel
- 0.2 Die Welt im Kleinen: Faszination Makro
- 0.3 Der entscheidende Moment: Tierverhalten einfangen
- 0.4 Ausrüstung: Macht die Kamera wirklich das Bild?
- 0.5 Sicherheit zuerst, Foto danach!
- 0.6 Das digitale Labor: Ein paar Worte zur Nachbearbeitung
- 0.7 Was du jetzt tun kannst
- 1 Bildergalerie
Ganz ehrlich? Das ist für mich mehr als nur ein Wettbewerb. Es ist das beste Lehrbuch, das man für Geld nicht kaufen kann. Hier siehst du, was technisch und künstlerisch gerade so geht. Aber du siehst eben auch die unzähligen Stunden der Vorbereitung, das biologische Wissen und oft auch dieses eine Quäntchen Glück, das zu einem perfekten Bild führt.
Ich mache das jetzt seit über zwanzig Jahren beruflich. Ich habe in eiskalten Alpenseen gefroren und in den tropischen Gewässern Indonesiens geschwitzt. Und in den Siegerfotos erkenne ich genau die Meisterschaft, die den Unterschied macht. Es geht eben nicht nur darum, eine teure Kamera ins Wasser zu halten. Es geht um Handwerk. Und genau das schauen wir uns jetzt mal genauer an, nicht nur zum Staunen, sondern zum Lernen.

Die Königsdisziplin: Das große Ganze im Weitwinkel
Weitwinkel unter Wasser, das ist die Kunst, eine ganze Szene einzufangen – die unendliche Weite, die dramatische Landschaft, die riesigen Tiere. Die größte Hürde? Das Licht. Wasser frisst Farben, besonders Rot- und Orangetöne. Schon nach wenigen Metern ist alles nur noch ein Brei aus Blau und Grün. Darum brauchen wir bärenstarke Blitze.
Die eigentliche Magie entsteht aber erst, wenn man das künstliche Blitzlicht perfekt mit dem natürlichen Sonnenlicht mischt. Das Bild darf nicht „totgeblitzt“ aussehen, aber die Farben im Vordergrund müssen knallen.
Ein Paradebeispiel ist eine Aufnahme, die ich vor Kurzem gesehen habe: Eine Walmutter mit ihrem Kalb, fast schon zärtlich. Das Sonnenlicht bricht von oben durch die Wasseroberfläche und malt diese wunderschönen Lichtstrahlen. Das ist technisch mutig, denn Gegenlicht ist verdammt schwer zu beherrschen. Der Fotograf hat hier seine Blitze aber perfekt eingesetzt, um die Wale von vorn dezent aufzuhellen. Jedes Detail der Haut, die Augen – alles glasklar. Das Wasser drumherum behält aber sein natürliches, tiefes Blau. Kleiner Tipp: Das erreichst du über eine kurze Verschlusszeit, die das Umgebungslicht kontrolliert, und eine exakt abgestimmte Blitzleistung.

Andere beeindruckende Weitwinkel-Aufnahmen sind oft sogenannte Split-Shots, also halb über, halb unter Wasser. Extrem anspruchsvoll! Da brauchst du einen großen, gewölbten „Domeport“ vor dem Objektiv. Das ist die halbrunde Glaskuppel, die eine saubere Wasserlinie ermöglicht. Die Herausforderung ist, Schärfe und Belichtung in beiden Welten gleichzeitig hinzubekommen. Der Himmel ist ja fast immer viel heller als die Welt unter der Oberfläche.
Für alle, die das mal probieren wollen, hier eine kleine Anleitung:
- Der richtige Port: Benutze einen möglichst großen Domeport (ab 18-20 cm Durchmesser). Das macht es einfacher, die Wasserlinie ruhig zu halten.
- Blende zu: Wähle eine sehr kleine Blendenöffnung (also eine hohe f-Zahl wie f/13 oder f/16), um eine maximale Tiefenschärfe zu erzielen. Sowohl der Vordergrund unter Wasser als auch der Hintergrund über Wasser sollen ja scharf sein.
- Testen, testen, testen: Mach einen Testschuss. Passt die Belichtung für den Himmel? Super. Jetzt schaltest du die Blitze dazu und stellst deren Leistung so ein, dass der Unterwasserteil passt. Das ist ein Geduldsspiel!

Die Welt im Kleinen: Faszination Makro
Makro ist das genaue Gegenteil. Hier gehen wir ganz nah ran und zeigen die winzigen Wunder, die oft nur wenige Millimeter groß sind. Dafür brauchst du spezielle Makroobjektive. Um den gewünschten schwarzen Hintergrund zu bekommen, der das Motiv so richtig herausstechen lässt, gibt es einen bewährten Trick.
Ein guter Startpunkt für deine Kameraeinstellungen im manuellen Modus ist oft: Verschlusszeit auf 1/160s, Blende auf f/16 und ISO so niedrig wie möglich (also 100). Den Rest regelst du allein über die Position und Stärke deiner Blitze. So „erfriert“ das Umgebungslicht und der Hintergrund wird schwarz. Achtung: Positioniere deine Blitze so, dass sie das Motiv von der Seite beleuchten und nicht direkt von vorne. So vermeidest du den häufigsten Anfängerfehler: „Backscatter“, also das Anblitzen von Schwebeteilchen, die dein Bild wie einen Schneesturm aussehen lassen.
Besonders extrem ist das bei der sogenannten „Blackwater“-Fotografie. Da treibst du nachts im offenen Ozean, unter dir hunderte Meter tiefes, schwarzes Wasser. Absolut nichts für Anfänger! Aber die Kreaturen, die du dort findest, sind wie von einem anderen Stern. Ein winziger, fast durchsichtiger Kalmar mit leuchtenden Organen, perfekt scharf vor pechschwarzem Hintergrund – für so ein Foto musst du Dutzende Nachttauchgänge machen und hoffen, dass einmal alles passt.

Der entscheidende Moment: Tierverhalten einfangen
Ein schönes Porträt ist eine Sache. Aber ein Tier bei einer besonderen Handlung zu erwischen – bei der Jagd, der Balz oder der Brutpflege – das ist die wahre Meisterschaft. Das erfordert Wissen, endlose Geduld und ja, oft auch eine riesige Portion Glück. Du wirst vom Fotografen zum Beobachter, fast schon zum Meeresbiologen.
Stell dir ein Bild vor, das die Balz von Teufelsrochen zeigt. Mehrere Männchen jagen ein Weibchen in einer eleganten, fast tänzerischen Formation. So einen Moment kannst du nicht planen. Du kannst dich nur jahrelang darauf vorbereiten, indem du ein exzellenter Taucher wirst, der mit den Tieren mitschwimmen kann, ohne sie zu stören. Du musst antizipieren, wohin sie sich bewegen. Und wenn der Moment dann kommt, musst du bereit sein.
Übrigens, ein ganz wichtiges Wort zur Ethik: Kein Foto ist es wert, das Leben oder Verhalten der Tiere zu stören. Wenn du einen Clownfisch siehst, der seine Eier bewacht, und du willst nah ran, dann mach das langsam. Nähere dich über Minuten, ganz ruhig. Mach ein paar wenige Aufnahmen und zieh dich wieder zurück. Ein gestresster Fisch könnte sein Gelege aufgeben. Denk immer dran: Wir sind nur Gäste.

Ausrüstung: Macht die Kamera wirklich das Bild?
Ja und nein. Am Ende zählt der Mensch dahinter, aber die richtige Ausrüstung öffnet Türen. Grob kann man drei Kategorien unterscheiden:
Fangen wir bei den Kompaktkameras an. Moderne Kompakte sind erstaunlich leistungsfähig und ideal für den Einstieg oder die Reise. Unterschätz die Dinger nicht! Mit externen Blitzen und aufschraubbaren Linsen kann man damit absolut professionelle Ergebnisse erzielen. Ihr größter Nachteil ist oft der kleinere Sensor, der bei wenig Licht schneller zu Bildrauschen führt. Für ein solides Starter-Set mit Kamera, Gehäuse und einem guten Blitz solltest du aber schon mit 1.500 bis 2.500 Euro rechnen.
Dann gibt es die spiegellosen Systemkameras (DSLM). Das ist für die meisten heute der goldene Weg. Sie sind kompakter als die alten Schlachtschiffe, aber bieten eine überragende Bildqualität. Ein riesiger Vorteil ist der elektronische Sucher: Du siehst das fertige Bild, inklusive Belichtung und Weißabgleich, schon bevor du auslöst! Ein professionelles spiegelloses System mit Gehäuse, Ports, Objektiven und zwei Blitzen kann aber auch schnell die 8.000-Euro-Marke knacken.

Und schließlich die klassischen Spiegelreflexkameras (DSLR). Lange Zeit der unangefochtene Profi-Standard. Sie sind robust, haben oft eine phänomenale Akkulaufzeit und eine riesige Auswahl an Objektiven. Ihr Nachteil ist ganz klar die Größe und das Gewicht. Ein komplettes Setup kann locker über 10 Kilo wiegen – und das ohne Tauchausrüstung.
Sicherheit zuerst, Foto danach!
Bevor wir auch nur über Blenden und ISO reden, müssen wir über das Wichtigste sprechen: deine Sicherheit. Unterwasserfotografie birgt eine Gefahr: den Tunnelblick. Man ist so auf das Motiv fixiert, dass man alles andere vergisst – die Tiefe, den Luftvorrat, die Strömung, den Tauchpartner.
Ich hatte selbst mal eine brenzlige Situation. Ich bin in einer starken Strömung einem seltenen Fisch gefolgt und habe nicht auf meinen Computer geachtet. Plötzlich schrillte der Alarm für wenig Luft. Das war eine Lektion, die ich nie vergessen habe. Seitdem gilt: Erst der Tauchgang, dann das Foto. Regelmäßig Instrumente checken, den Plan einhalten und immer wissen, wo der Buddy ist. Kein Bild der Welt ist ein Risiko wert.

Das digitale Labor: Ein paar Worte zur Nachbearbeitung
Fast alle Profis fotografieren im RAW-Format. Das ist quasi das digitale Negativ, das alle Bildinformationen verlustfrei speichert. Am Computer wird das Bild dann „entwickelt“. Man passt den Weißabgleich an, um die blauen oder grünen Farbstiche zu korrigieren, erhöht den Kontrast und schärft das Bild dezent nach. Das ist kein Schummeln, sondern die moderne Version der Dunkelkammerarbeit.
Wenig bekannter Trick: Anstatt nur den globalen Kontrastregler hochzuziehen, arbeite in Programmen wie Lightroom lieber lokal mit Werkzeugen wie „Klarheit“ oder „Dunst entfernen“. Das bringt oft viel dynamischere und natürlichere Ergebnisse, ohne das Bild kaputt zu machen.
Aber sei dir bewusst: Ein schlechtes Foto kannst du auch mit der besten Software nicht retten. Wenn die Schärfe nicht sitzt oder die Komposition daneben ist, hilft auch Photoshop nicht mehr. Das Handwerk findet unter Wasser statt.
Was du jetzt tun kannst
Wenn ich mir diese unglaublichen Bilder ansehe, erkenne ich ein Muster. Die besten Fotos erzählen eine Geschichte. Sie wecken Emotionen. Und sie sind das Ergebnis von Leidenschaft, unzähligen Stunden Übung und einem tiefen Respekt vor der Natur.

Mein Rat für jeden, der anfängt? Werde zuerst ein verdammt guter Taucher. Beherrsche deine Tarierung im Schlaf, sodass du schwerelos im Wasser schweben kannst. Dann lerne deine Kamera an Land in- und auswendig. Und dann geh ins Wasser. So oft du kannst. Beobachte, sei geduldig. Die Bilder werden kommen.
Und hier ist eine kleine Mission für deinen nächsten Tauchgang: Such dir ein einfaches Motiv, eine Schnecke oder eine kleine Grundel. Fotografiere sie einmal von oben herab, so wie die meisten es tun. Und dann leg dich flach in den Sand, auf Augenhöhe mit dem Tier, und mach das Foto nochmal. Vergleiche die Wirkung zu Hause am Bildschirm. Ich verspreche dir, du wirst den Unterschied sofort sehen.
Bildergalerie




„Unter Wasser verschwindet die Farbe Rot bereits in fünf Metern Tiefe fast vollständig.“
Das ist die goldene Regel, die erklärt, warum externe Blitze kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit sind. Ohne sie bleibt nur ein monochromer Blaustich. Profi-Blitze wie der Inon Z-330 oder der Sea&Sea YS-D3 DUO sind nicht nur stark, sie erlauben eine präzise Lichtformung, um die verlorenen Farben zurück ins Bild zu malen.




Der ewige Kampf gegen Schwebeteilchen?
Die Antwort liegt in der Positionierung der Blitze. Richten Sie sie niemals direkt von der Kamera aus auf das Motiv. Das beleuchtet nur den „Staub“ direkt vor der Linse. Die Profis positionieren ihre Blitzarme weit auseinander und leicht nach außen gewinkelt. So kreuzt sich das Licht erst am Motiv, während der Bereich zwischen Objektiv und Subjekt im Dunkeln bleibt. Das Ergebnis: ein klarer, sauberer Vordergrund vor tiefblauem Wasser.




Eine der größten Herausforderungen ist die Fokussierung in der Dämmerung oder bei Nachttauchgängen. Viele Kamerasysteme, wie die von Nauticam oder Seacam, sind daher für den „Back Button Focus“ optimiert. Dabei wird der Autofokus vom Auslöser entkoppelt und auf eine Taste auf der Gehäuserückseite gelegt. So kann man einmal scharfstellen und dann im perfekten Moment abdrücken, ohne dass die Kamera erneut zu „jagen“ beginnt.




- Kristallklare Schärfe bei winzigen Details.
- Ein dramatischer, tiefschwarzer Hintergrund.
- Vollständige Kontrolle über das Licht.
Das Geheimnis? Ein Snoot. Dieser Lichtformer, oft eine einfache Röhre, wird vor den Blitz montiert und bündelt das Licht zu einem engen Strahl. So wird nur das Motiv – etwa das Auge einer Garnele oder die Textur einer Koralle – beleuchtet, während der Rest der Szene in Dunkelheit versinkt. Marken wie Retra bieten hochentwickelte optische Snoots an, aber auch simple DIY-Lösungen können erstaunliche Effekte erzielen.




Weitwinkel-Domeport: Seine große, gekrümmte Oberfläche aus Acryl oder Glas minimiert Verzerrungen und ermöglicht scharfe Eckabbildungen bei Weitwinkel- und Fisheye-Objektiven. Unverzichtbar für Landschaftsaufnahmen und große Tiere.
Makro-Flatport: Eine einfache, flache Glasscheibe. Sie ermöglicht eine stärkere Vergrößerung als ein Dome und ist die Standardwahl für die Jagd nach kleinen Kreaturen. Perfekt in Kombination mit einer Nahlinse (Diopter).




Viele der gezeigten Makroaufnahmen wären ohne eine spezielle „Nasslinse“ undenkbar. Diese Diopter, wie der berühmte Nauticam SMC-1, werden vor dem Port unter Wasser montiert und funktionieren wie eine Lupe. Sie erlauben es dem Objektiv, extrem nah zu fokussieren und einen Vergrößerungsmaßstab von über 1:1 zu erreichen. Plötzlich wird aus einer unscheinbaren Nacktschnecke ein Porträt mit unglaublicher Detailfülle.



Der wichtigste Handgriff vor jedem Tauchgang: Die Pflege des O-Rings. Dieses kleine Gummiband ist die einzige Barriere zwischen tausenden Euro teurer Elektronik und dem Salzwasser. Prüfen Sie ihn vor dem Schließen des Gehäuses penibel auf Haare, Sand oder kleinste Fussel. Ein Hauch Silikonfett hält ihn geschmeidig, aber zu viel davon zieht Schmutz erst recht an. Eine Lektion, die man besser nicht auf die harte Tour lernt.




„Die besten Unterwasserfotos entstehen nicht durch Zufall, sondern durch biologisches Wissen.“ – Dr. Alexander Mustard, Meeresbiologe und Fotograf
Wer das Verhalten der Tiere kennt, ist klar im Vorteil. Zu wissen, wann ein Fisch sein Maul zur Reinigung öffnet, wo ein Anglerfisch jagt oder wie sich Seepferdchen paaren, verwandelt den Fotografen vom passiven Beobachter zum antizipierenden Künstler.




Die „Blackwater“-Fotografie, wie im Siegerbild von Jeff Milisen zu sehen, ist eine der extremsten Disziplinen. Man treibt nachts im offenen Ozean über tiefem Wasser und fotografiert die winzigen, oft bizarren Larvenstadien von Tiefseebewohnern, die zur Oberfläche aufsteigen. Das erfordert nicht nur Nerven und eine perfekte Tarierung, sondern auch ein spezielles Setup mit starken Fokuslichtern, um die kaum sichtbaren Kreaturen überhaupt zu finden.




- Tarierung perfektionieren: Wer unkontrolliert auf- und absteigt, wirbelt Sediment auf und verscheucht jedes Tier. Neutrale Tarierung ist die Grundlage für jede gute Aufnahme.
- Geduld mitbringen: Oft muss man minutenlang regungslos vor einem Motiv verharren, bis es das gewünschte Verhalten zeigt. Hektik hat unter Wasser nichts verloren.
- Respekt zeigen: Niemals ein Tier anfassen, bedrängen oder die Umgebung für ein besseres Foto zerstören. Der Verhaltenskodex ist heilig.




Warum im RAW-Format fotografieren?
Unter Wasser ist das Fotografieren im RAW-Format keine Option, sondern eine Pflicht. Das Wasser filtert so viele Farbinformationen heraus, dass ein JPEG oft nicht mehr zu retten ist. Die RAW-Datei hingegen speichert alle vom Sensor erfassten Daten. Das gibt Ihnen in der Nachbearbeitung mit Programmen wie Adobe Lightroom die nötige Flexibilität, den Weißabgleich präzise zu korrigieren, Lichter zu retten und die wahren Farben des Riffs wiederherzustellen.




Manchmal liegt die Kraft im Weglassen. In der Unterwasserfotografie wird das tiefe Blau des offenen Wassers zur Leinwand. Ein einzelnes Motiv, platziert nach der Drittel-Regel im unendlichen Blau, erzeugt eine enorme emotionale Wirkung. Dieser „negative Raum“ lenkt den Blick, vermittelt ein Gefühl von Weite und Isolation und macht ein Bild oft stärker als eine überladene Szene.



Rund 70 % der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, aber weniger als 5 % dieses Bereichs wurden bisher von Menschen erforscht.
Jeder Tauchgang ist eine Expedition ins Unbekannte. Die Unterwasserfotografie dokumentiert nicht nur, sie entdeckt. Viele der in Wettbewerben gezeigten Kreaturen waren vor wenigen Jahren der Wissenschaft noch gänzlich unbekannt.




Die Kunst des Gegenlichts: Wie im Artikel beschrieben, ist das Fotografieren gegen die Sonne eine Meisterleistung. Der Trick liegt darin, eine sehr kurze Verschlusszeit (z. B. 1/200s) und eine geschlossene Blende (f/8 oder höher) zu wählen. Das kontrolliert das helle Umgebungslicht und erzeugt die dramatischen Sonnenstrahlen. Die Blitze werden dann auf hoher Leistung eingesetzt, um das dunkle Motiv im Vordergrund gegen die Sonne „durchzusetzen“.




Ein gutes Bild lebt oft von einer ungewöhnlichen Perspektive. Anstatt von oben auf ein Tier herabzufotografieren, gehen Profis auf Augenhöhe. Das bedeutet oft, sich flach auf den sandigen Boden zu legen. Diese „Froschperspektive“ schafft eine intime Verbindung zum Motiv und lässt es majestätischer und präsenter wirken.




- Olympus Tough TG-6: Gilt als Königin der Kompaktkameras für den Einstieg. Ihr Mikroskop-Modus ist legendär und liefert ohne teure Zusatzlinsen beeindruckende Makroaufnahmen.
- SeaLife Kameras: Speziell für Taucher entwickelt, sind sie einfach zu bedienen und oft im Set mit passenden Lampen und Blitzen erhältlich.
Auch ohne teure Spiegelreflex-Ausrüstung lassen sich heute faszinierende Einblicke in die Unterwasserwelt gewinnen.




Was sind „Critters“?
In der Taucher- und Fotografenszene ist „Critter“ der liebevolle Sammelbegriff für all die kleinen, seltsamen und wundervollen Kreaturen, die man bei genauem Hinsehen findet. Pygmäen-Seepferdchen, haarige Anglerfische, bunte Nacktschnecken oder Geisterpfeifenfische. Hotspots für Critter-Hunting sind die Lembeh Strait in Indonesien oder Anilao auf den Philippinen.




Manueller Modus (M): Er ist der Schlüssel zur Kontrolle. Die Blende steuert die Helligkeit des Blitzlichts auf dem Motiv. Die Verschlusszeit steuert die Helligkeit des Hintergrunds (das Umgebungslicht). Wer dieses Zusammenspiel verstanden hat, kann die Stimmung eines Bildes nach Belieben gestalten – von einem hellen, tropischen Blau bis hin zu einem dramatischen Schwarz.



Der Autofokus hat Grenzen, besonders im Makrobereich, wo die Schärfeebene nur Millimeter beträgt. Viele Profis nutzen daher die manuelle Fokussierung in Kombination mit „Fokus-Peaking“. Dabei hebt die Kamera die scharfen Kanten im Sucher oder auf dem Display farblich hervor. So lässt sich die Schärfe millimetergenau auf das Auge eines Fisches oder die Fühler einer Garnele legen.




„Die Ozeane zu schützen, beginnt damit, die Menschen in sie verlieben zu lassen.“ – Jacques-Yves Cousteau
Jedes beeindruckende Unterwasserfoto ist mehr als nur ein schönes Bild. Es ist ein Botschafter für eine fragile Welt, die dringend unseren Schutz benötigt. Es zeigt die Schönheit, die wir zu verlieren drohen, und kann so mehr bewirken als jeder wissenschaftliche Bericht.




Split-Shots, auch Über-Unter-Aufnahmen genannt, sind technisch extrem anspruchsvoll. Man braucht dafür einen sehr großen Dome-Port, um eine gleichmäßige Wasserlinie zu erzeugen. Der Trick ist, eine kleine Blende (f/11 oder kleiner) zu wählen, um sowohl die Unterwasser- als auch die Überwasserszene scharf zu bekommen. Da der obere Teil viel heller ist, kommen oft Verlaufsfilter zum Einsatz oder die Bereiche werden in der Nachbearbeitung getrennt voneinander entwickelt.




- Verwenden Sie das Radiergummi- oder Klon-Werkzeug in Lightroom oder Photoshop.
- Zoomen Sie stark ins Bild hinein, um präzise zu arbeiten.
- Variieren Sie die Deckkraft des Werkzeugs für ein natürliches Ergebnis.
Jedes Bild hat Schwebeteilchen. Selbst die besten Fotografen entfernen Dutzende, manchmal Hunderte von störenden Partikeln in der Nachbearbeitung. Es ist eine meditative, aber notwendige Arbeit für ein makelloses Ergebnis.




Gibt es den einen perfekten Tauchspot?
Das kommt ganz auf das gewünschte Motiv an. Für Großfisch und Haie reist man nach Socorro (Mexiko) oder zu den Galapagosinseln. Farbenprächtige Korallenriffe findet man in Raja Ampat (Indonesien). Und für die bizarrsten Makro-Kreaturen der Welt gibt es kaum einen besseren Ort als die Lembeh Strait. Jeder Ort hat seine eigene Persönlichkeit und seine eigenen fotografischen Herausforderungen.




Manchmal sind die besten Bilder die, bei denen die Bewegung im Fokus steht. Eine lange Verschlusszeit (z. B. 1/15s oder länger) in Kombination mit einem gezielten Blitz auf den zweiten Verschlussvorhang kann faszinierende Effekte erzeugen. Das Umgebungslicht zeichnet weiche Bewegungsspuren, während der Blitz am Ende der Belichtung das Hauptmotiv scharf „einfriert“. Perfekt, um die Dynamik eines Fischschwarms oder die Geschwindigkeit eines Hais darzustellen.


Der wichtigste Faktor, der oft übersehen wird: der Tauchguide. Ein guter lokaler Guide kennt nicht nur die Tauchplätze, sondern auch die Verstecke der seltensten Tiere. Er kann auf ein wenige Millimeter großes Pygmäen-Seepferdchen deuten, das man selbst in hundert Jahren nicht gefunden hätte. Seine Augen sind oft die Verlängerung des eigenen Objektivs.




