Tiny House selber bauen? So wird dein Traum nicht zum Albtraum – Ein ehrlicher Guide aus der Werkstatt
Vom Traum zur Wirklichkeit: Ein ehrliches Wort zum Tiny House
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Die alles entscheidende Frage: Räder oder festes Fundament?
- 2 2. Das Skelett deines Hauses: Der Rohbau
- 3 3. Die Hülle: So bleibt’s drinnen warm und trocken
- 4 4. Das Innenleben: Technik auf kleinstem Raum
- 5 5. Die deutsche Realität: Der Kampf mit dem Amt
- 6 6. Die Top 5 Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest
- 7 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 8 Bildergalerie
In meiner Werkstatt landen ständig neue Pläne. Manche sind auf Servietten gekritzelt, andere kommen direkt von den Profis. Und immer öfter dreht sich alles um Tiny Houses. Ich verstehe das total – der Traum vom kleinen, freien Leben ist riesig. Weniger Krempel, mehr Natur. Aber, und das ist ein großes Aber, ich sehe auch die Fehler, die aus diesem Traum schnell einen teuren Albtraum machen.
Ganz ehrlich: Ein Tiny House ist kein großes Möbelstück. Es ist ein richtiges Haus. Und in Deutschland gibt es dafür klare Regeln. Wer die ignoriert, zahlt später doppelt und dreifach. Dieser Text hier ist kein Hochglanz-Magazin, sondern ein knallharter Leitfaden aus der Praxis für alle, die es von Anfang an richtig machen wollen.
1. Die alles entscheidende Frage: Räder oder festes Fundament?
Gleich zu Beginn musst du dich entscheiden: Soll dein Haus mobil sein oder fest an einem Ort stehen? Diese eine Entscheidung hat massive Auswirkungen auf die Bauweise, die Materialien und, ganz wichtig, auf den ganzen Papierkram mit den Ämtern. Beides hat seine Tücken und Trümpfe.

Die mobile Variante: Das Tiny House auf dem Anhänger
Die meisten stellen sich genau das vor: ein Häuschen auf Rädern, mit dem man einfach weiterziehen kann. Klingt verlockend, oder? Aber diese Mobilität hat ihren Preis. Das gesamte Haus, inklusive Anhänger, darf in der Regel nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Das hört sich nach viel an, ist für ein winterfestes Haus aber verdammt wenig. Jedes Brett, jede Dämmplatte, jede einzelne Schraube muss auf die Goldwaage.
Der Anhänger ist dabei dein Fundament. Spar hier bloß nicht am falschen Ende! Du brauchst einen speziell für Tiny Houses zugelassenen Trailer, zum Beispiel von Herstellern wie Vlemmix. Rechne hier mal mit Kosten zwischen 3.500 € und 5.000 €. Achte auf eine Feuerverzinkung und eine stabile Konstruktion. Die Maße sind auch fix: meistens 2,55 Meter breit und 4,00 Meter hoch. Da müssen wir bei der Planung jeden Zentimeter ausquetschen und trotzdem immer das Gewicht im Kopf haben. Das ist ein ständiger Eiertanz.

Ach ja, und was viele gerne vergessen: Auch ein mobiles Haus braucht einen legalen Stellplatz. Sobald du dauerhaft darin wohnen willst, gilt es für die meisten Ämter als Gebäude. Und zack, brauchst du eine Baugenehmigung – trotz Rädern. Die Vorstellung, einfach im Wald zu parken, ist romantisch, aber leider illegal.
Die sesshafte Variante: Das Modulhaus mit Fundament
Wenn du deinen Traumort schon gefunden hast, ist ein festes Fundament oft die schlauere und stressfreiere Lösung. Der riesige Vorteil: Das 3,5-Tonnen-Limit ist vom Tisch! Das bedeutet, wir können stabilere Materialien nutzen, die Wände dicker dämmen und insgesamt viel robuster bauen. Dein Haus steht dann auf Punkt- oder Streifenfundamenten, die ein Statiker berechnen muss. Dafür kannst du, je nach Bodenbeschaffenheit, mal 2.000 bis 4.000 Euro einplanen.
Das klingt erstmal nach mehr Aufwand, gibt dir aber enorme Rechtssicherheit. Du fällst von Anfang an klar unter das Baurecht, und dein Haus ist ein vollwertiges Wohngebäude – nur eben kleiner. Dafür brauchst du aber immer ein Baugrundstück und einen Bauantrag. Eine Wiese oder ein Schrebergarten reichen da nicht. Mein wichtigster Rat: Klär das mit deinem örtlichen Bauamt, bevor du auch nur einen Nagel krumm schlägst.

2. Das Skelett deines Hauses: Der Rohbau
Egal ob mit oder ohne Räder, das Herzstück eines Tiny Houses ist fast immer eine Holzrahmenkonstruktion. Die ist leicht, superstabil und lässt sich hervorragend dämmen. Hier zeigt sich die echte Handwerkskunst.
Das richtige Holz für die Knochen
Für das tragende Gerüst nehmen wir normalerweise Konstruktionsvollholz (KVH). Das ist getrocknetes, stabiles Holz (meist Fichte), das sich kaum noch verzieht. Die üblichen Querschnitte sind 6×10 cm oder 6×12 cm. Klingt vielleicht dick für so ein kleines Haus, aber die Wände tragen ja nicht nur das Dach. Sie müssen auch Wind, Schnee und bei der mobilen Variante sogar die Kräfte während der Fahrt aushalten.
Ein kleiner Profi-Tipp, der dir Tage an Arbeit erspart: Lass dir das Holz im Fachhandel millimetergenau zuschneiden. Das kostet vielleicht 100 bis 200 Euro extra, aber du ersparst dir unzählige Stunden mit der Säge, ungenaue Schnitte und eine Menge Frust.
Lebenswichtig ist die Aussteifung. Stell dir den Rahmen wie eine wackelige Kiste vor. Damit die sich nicht verschiebt, beplanken wir das Ständerwerk von innen oder außen mit OSB-Platten (ca. 10-15 € pro Quadratmeter). Die werden fest verschraubt und verklebt und machen das Ganze erst richtig stabil.

3. Die Hülle: So bleibt’s drinnen warm und trocken
Jetzt wird’s ernst. Das ist der wichtigste Teil des ganzen Projekts. Ein falscher Wandaufbau führt garantiert zu Feuchtigkeit und Schimmel und kann dein Haus innerhalb weniger Jahre ruinieren. Ich habe Schäden gesehen, da half nur noch der Abriss. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Ein diffusionsoffener Wandaufbau ist das A und O. Von außen nach innen sieht das so aus:
- Fassade: Meist Holz (z.B. Lärche), das hinterlüftet ist, damit Feuchtigkeit weg kann.
- Winddichtung: Eine spezielle Folie, die Regen abhält, aber Dampf von innen rauslässt.
- Dämmung: Der Raum zwischen den Holzständern, komplett gefüllt.
- Dampfbremse: Die wichtigste Schicht! Verhindert, dass Feuchtigkeit aus der Raumluft in die Dämmung zieht.
- Installationsebene (optional): Ein kleiner Hohlraum für Kabel, damit die Dampfbremse heil bleibt.
- Innenverkleidung: Zum Beispiel schönes Profilholz.
Welche Dämmung ist die beste?
Beim Dämmen denken alle nur an den Winter. Falsch! Genauso wichtig ist der Hitzeschutz im Sommer. Billige Styroporplatten sind da eine Katastrophe – die heizen sich auf und geben die Hitze direkt nach innen ab.

Ich empfehle fast immer ökologische Dämmstoffe wie Holzfaser (z.B. von Steico), Hanf oder Zellulose. Die sind zwar mit 20-30 €/m² etwas teurer, haben aber eine höhere Dichte. Das bedeutet, die Sommerhitze braucht Stunden, um durch die Wand zu kommen. Wenn sie drinnen ankommt, ist es draußen schon wieder kühl. Dein Raumklima ist spürbar besser, und du wirst mir im ersten heißen Sommer auf Knien danken.
Die Dampfbremse: Bloß nicht hier sparen!
Ich kann es nicht oft genug sagen: Die Dampfbremse auf der Innenseite muss 100 % luftdicht sein. Jeder kleine Riss, jedes Loch ist eine Katastrophe. Aus meiner Erfahrung: Ich hatte mal einen Fall, da hat der Bauherr Klebeband vom Discounter genommen, um die Folienbahnen zu verbinden. Nach zwei Wintern war die ganze Wand schwarz vor Schimmel. Die Reparatur hat über 5.000 Euro gekostet – wegen 20 Euro Ersparnis beim Klebeband! Nimm hier bitte Markenware (z.B. von Pro Clima, die Folie kostet um die 3-5 €/m²) und das dazugehörige Klebeband. Das ist die beste Versicherung für dein Haus.

4. Das Innenleben: Technik auf kleinstem Raum
Strom, Wasser, Heizung, Lüftung – all das muss auf wenigen Quadratmetern sicher und clever untergebracht werden.
Achtung, wichtiger Sicherheitshinweis: Finger weg von der 230-Volt-Installation, wenn du kein Elektriker bist! Das ist kein gut gemeinter Rat, das ist eine eiserne Regel. Ein Fehler hier kann dein Haus abfackeln. Lass das immer von einem Fachbetrieb machen. Bei der Wasserinstallation musst du auf Frostsicherheit achten. Viele nutzen Frischwasserkanister und eine kleine Pumpe. Fürs Abwasser sind Komposttoiletten eine geniale, autarke Lösung.
Geheizt ist ein kleines Haus schnell. Ein kleiner Holzofen ist super gemütlich, braucht aber unbedingt eine Zulassung vom Schornsteinfeger, eine feuerfeste Umgebung und eine externe Frischluftzufuhr. Sonst zieht der Ofen den Sauerstoff aus dem Raum – das ist lebensgefährlich. Ein guter, kleiner Ofen mit Schornsteininstallation liegt schnell bei 1.500 bis 3.000 Euro.
Noch wichtiger als Heizen ist aber Lüften! In dem kleinen, dichten Raum steigt die Luftfeuchtigkeit durch Atmen und Kochen rasant an. Ohne regelmäßiges Stoßlüften hast du sofort Schimmel an den Wänden. Eine kleine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist eine super Investition (ca. 400-800 €) und sorgt für ständig frische Luft, ohne dass die Wärme verloren geht.

5. Die deutsche Realität: Der Kampf mit dem Amt
Das ist der Punkt, an dem die meisten Träume platzen. Du kannst dein Haus nicht einfach irgendwo hinstellen. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Regeln und Bebauungspläne.
Dein allererster Schritt, noch vor dem Materialkauf: Geh zu deinem Bauamt! Sei freundlich, erkläre dein Vorhaben und sieh die Mitarbeiter dort als Partner, nicht als Gegner. Um nicht unvorbereitet dazustehen, mach dir eine kleine Checkliste mit Fragen:
- Gilt für mein Wunschgrundstück ein Bebauungsplan?
- Welche Dachform und Firsthöhe sind erlaubt?
- Ist eine Holzfassade zulässig?
- Welche Unterlagen genau brauchen Sie für einen Bauantrag für ein Kleinstgebäude?
- Muss ich das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vollständig erfüllen?
Inzwischen gibt es einige Gemeinden, die spezielle Tiny-House-Siedlungen ausweisen. Das ist oft der einfachste und sicherste Weg zu einem legalen Wohnort.
6. Die Top 5 Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest
Ich hab schon so vieles gesehen… hier die Klassiker, die richtig ins Geld gehen:

- Das Gewicht unterschätzen: Der häufigste Fehler bei mobilen Häusern. Am Ende wiegt die Kiste 4,5 Tonnen und darf sich nie wieder von der Stelle bewegen.
- An der falschen Stelle sparen: Billige Fenster, schlechte Folien oder ein klappriger Anhänger. Das rächt sich immer und wird am Ende am teuersten.
- Den Innenausbau stiefmütterlich behandeln: Multifunktionale Möbel und cleverer Stauraum sind alles. Sonst fühlst du dich schnell wie in einer Sardinenbüchse.
- Die Bürokratie ignorieren: Der Spruch „Ich stell’s einfach in Omas Garten“ kann mit einer Abrissverfügung und saftigen Bußgeldern enden. Immer erst fragen, dann bauen!
- Den eigenen Aufwand unterschätzen: Ein Tiny House neben dem Job bauen? Sei ehrlich zu dir selbst. Rechne als Laie mal mit 1.000 bis 1.500 Arbeitsstunden. Das ist locker ein Jahr lang jedes Wochenende und jeder Feierabend.
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein Tiny House ist eine fantastische Wohnform, keine Frage. Es zwingt einen, darüber nachzudenken, was man wirklich zum Leben braucht. Aber es ist keine billige Abkürzung zum Eigenheim und kein Wochenend-Bastelprojekt. Es erfordert genauso viel Sorgfalt und Fachwissen wie ein großes Haus.

Aber wenn du es richtig anpackst – mit guter Planung, ehrlichem Handwerk und den richtigen Materialien – dann baust du dir nicht nur ein kleines Haus. Du baust dir ein Stück Freiheit auf einem verdammt soliden Fundament.
Bildergalerie


Welche Dämmung ist die richtige für mein Tiny House?
Das ist eine Glaubensfrage mit handfesten Konsequenzen. Naturdämmstoffe wie Holzfaser (z.B. von Gutex) oder Hanf sind diffusionsoffen, regulieren also die Feuchtigkeit und bieten einen exzellenten sommerlichen Hitzeschutz. Auf der anderen Seite stehen Hartschaumplatten wie PIR (z.B. von Kingspan), die bei geringer Dicke einen unschlagbaren Dämmwert (U-Wert) erreichen – essenziell, wenn jeder Millimeter Wandstärke zählt. Die Wahl beeinflusst nicht nur das Klima im Haus, sondern auch dein ökologisches Gewissen.

Der entscheidende Faktor: Luftdichtheit. Ein häufiger Fehler ist die Annahme, dass Dämmung allein für Wärme sorgt. Doch die beste Dämmung ist nutzlos, wenn kalte Luft durch Ritzen pfeift. Investieren Sie in hochwertige Dampfbremsen und Klebebänder, etwa von Pro Clima. Jeder Anschluss an Fenster, Türen und jede Kabeldurchführung muss penibel abgedichtet werden. Ein Blower-Door-Test ist zwar eine Investition, deckt aber gnadenlos jede Schwachstelle auf, bevor der Innenausbau sie verdeckt.

- Leichte Paulownia-Holzplatten für den Möbelbau statt schwerer Eiche.
- Eine Aluminium-Stehfalz-Dacheindeckung wiegt nur einen Bruchteil von Ziegeln.
- Dünnere, aber hochisolierende Materialien für die Wände.
- Multifunktionale Möbelstücke, die zwei Aufgaben mit einem Gewicht erfüllen.
Das Geheimnis? Eine konsequente Jagd nach Gramm. Jedes Bauteil muss auf die Waage und hinterfragt werden, um unter der magischen 3,5-Tonnen-Grenze zu bleiben.

„Der durchschnittliche Deutsche lebt auf 47,7 Quadratmetern Wohnfläche.“
Diese Zahl des Statistischen Bundesamtes rückt den Tiny-House-Gedanken in die richtige Perspektive. Der Umstieg auf 15 bis 25 Quadratmeter ist nicht nur eine Reduzierung von Raum, sondern eine komplette Neudefinition von Besitz, Komfort und dem, was man zum Leben wirklich braucht. Es ist ein bewusster Schritt gegen den Trend des „Immer mehr“.

Die Wahl der Fenster ist mehr als eine Frage der Optik. Sie ist eine Entscheidung über Gewicht, Dämmung und Wohngefühl.
Zweifachverglasung: Der leichtgewichtige Standard. Ideal, um Gewicht zu sparen, besonders bei größeren Fensterflächen. Der U-Wert ist gut, aber nicht herausragend. Eine solide Wahl für Häuser, die nicht permanent in alpinen Wintern genutzt werden.
Dreifachverglasung: Die Dämm-Champions. Sie halten die Wärme deutlich besser im Haus und verhindern fast vollständig Kondenswasser an den Scheiben. Der Nachteil ist das signifikant höhere Gewicht und der höhere Preis. Für den Ganzjahresbewohner oft die bessere, wenn auch schwerere Wahl.

Beim Innenausbau zählt nicht nur das Holz, sondern auch das, was darauf kommt. Die richtige Oberflächenbehandlung schützt das Material und bestimmt die Atmosphäre.
- Ölen: Hartwachsöle (z.B. von Osmo) feuern die natürliche Maserung des Holzes an und schaffen eine warme, atmungsaktive Oberfläche. Kleine Kratzer lassen sich leicht ausbessern.
- Lackieren: Acryllacke bilden eine robuste, versiegelte Schicht, die sehr pflegeleicht ist. Ideal für stärker beanspruchte Bereiche wie die Küchenarbeitsplatte, aber weniger natürlich im Griff.

Denken Sie über den Tellerrand des reinen Holzbaus hinaus. Eine Fassade aus vertikalen, schwarzen Aluminiumprofilen kann einen spannenden, modernen Kontrast zu warmen Holzfenstern bilden. Dieser Look ist nicht nur ästhetisch reizvoll, sondern auch extrem witterungsbeständig und wartungsarm – ein Aspekt, den man auf lange Sicht nicht unterschätzen sollte.

Nie wieder eine Chemietoilette leeren? Das ist der Traum, den Komposttoiletten wahr machen.
Moderne Trenntoiletten, wie die von Trelino oder Nature’s Head, sind geruchsfrei und erstaunlich unkompliziert. Sie trennen Flüssiges von Festem, was die Kompostierung erleichtert und Geruchsbildung verhindert. Ein kleiner Lüfter trocknet die Feststoffe, die nur alle paar Wochen geleert werden müssen. Es ist ein kleiner Schritt in der Handhabung, aber ein riesiger für die Autarkie und Ökobilanz des Hauses.

Ein oft vergessener Aspekt: Die Akustik. Ein Tiny House ist ein Resonanzkörper. Der Klang von Regen auf einem Metalldach kann unglaublich gemütlich sein, aber das ständige Brummen eines günstigen Kühlschranks kann zur Nervenprobe werden. Achten Sie bei der Auswahl von Geräten auf niedrige Dezibel-Werte und nutzen Sie im Innenraum schallschluckende Materialien wie Filz, Teppiche oder Polster, um eine angenehme, ruhige Atmosphäre zu schaffen.

Muss ich für mein Tiny House auf Rädern wirklich zum TÜV?
Ja, unbedingt. Ein Tiny House auf einem Anhänger gilt rechtlich als Ladung. Die gesamte Konstruktion muss einer Betriebserlaubnisprüfung nach §21 StVZO standhalten. Ein Prüfingenieur von TÜV oder DEKRA kontrolliert dabei nicht nur die Verkehrssicherheit (Bremsen, Licht), sondern auch die Gewichtsverteilung, die Ladungssicherung (also die Verbindung von Haus und Trailer) und die Einhaltung der maximalen Abmessungen. Ohne diese Abnahme darf das Haus keinen Meter auf öffentlichen Straßen bewegt werden.

- Die Gasprüfung (G 607): Wenn eine Gasanlage für Herd oder Heizung an Bord ist, ist diese Prüfung alle zwei Jahre Pflicht. Sie stellt sicher, dass alle Leitungen dicht und die Geräte sicher sind.
- Die Dichtigkeitsprüfung: Auch wenn nicht verpflichtend, ist eine jährliche Kontrolle der Gebäudehülle auf Wassereintritt Gold wert, um teure Fäulnisschäden frühzeitig zu erkennen.

Die Stromversorgung ist das Herzstück des modernen Komforts. Für ein autarkes Leben braucht es ein gut geplantes System.
- Solarpanele: Planen Sie mindestens 400-600 Watt auf dem Dach ein, um auch an bewölkten Tagen genug Energie zu erzeugen.
- Batteriespeicher: Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LiFePO4) sind teurer als Blei-Säure, aber leichter, langlebiger und sicherer. 200 Amperestunden (Ah) sind ein guter Startpunkt.
- Wechselrichter: Ein reiner Sinus-Wechselrichter ist Pflicht, um empfindliche Elektronik wie Laptops problemlos betreiben zu können.

Ein Kubikmeter verbautes Fichtenholz speichert rund eine Tonne CO₂.
Das bedeutet, dass ein durchschnittliches Tiny House in Holzrahmenbauweise mehrere Tonnen CO₂ langfristig bindet und somit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leistet. Während Beton und Stahl in der Herstellung Unmengen an Energie verbrauchen, wächst der Baustoff Holz einfach nach und entlastet dabei die Atmosphäre.

Tipp für die Raumwirkung: Setzen Sie auf eine durchgehende Bodenfarbe und -material. Wenn der Bodenbelag vom Wohnbereich nahtlos in die Küchenzeile und das Bad übergeht, wirkt der gesamte Raum größer und ruhiger. Unterbrechungen durch verschiedene Materialien oder Schwellen zerstückeln die kleine Fläche optisch und lassen sie noch enger erscheinen.

Wie schütze ich meine Wasserleitungen im Winter vor dem Einfrieren?
Ein geplatztes Wasserrohr ist der Super-GAU in einem Holzhaus. Die Lösung sind selbstregulierende Heizkabel, die direkt an den Leitungen verlegt werden. Sie schalten sich bei tiefen Temperaturen automatisch ein und verhindern das Gefrieren. Kombiniert mit einer guten Rohrisolierung, zum Beispiel mit Armaflex, sind Sie auch bei zweistelligen Minusgraden auf der sicheren Seite. Planen Sie die Stromversorgung dafür von Anfang an mit ein!

Suchen Sie nach Charakter statt Perfektion. Alte, aufgearbeitete Fenster aus einem Abrisshaus oder Dielen aus einer alten Turnhalle bringen eine Geschichte mit, die kein Baumarktprodukt erzählen kann. Portale wie „Kleinanzeigen“ oder spezialisierte Händler für historische Baustoffe sind wahre Goldgruben. Das spart nicht nur Geld, sondern macht Ihr Tiny House zu einem echten Unikat.

- Eine große Spiegelfläche gegenüber einem Fenster verdoppelt das Licht und die gefühlte Tiefe des Raumes.
- Vertikale Linien, sei es durch eine gestreifte Tapete oder eine Holzverkleidung, lassen niedrige Decken höher wirken.
- Möbel mit schlanken Beinen, unter denen man den Boden sehen kann, erzeugen ein Gefühl von Leichtigkeit und Raum.
Das Ziel? Die Gesetze der Physik kann man nicht ändern, aber die der Wahrnehmung schon.

Häufiger Fehler: Unzureichende Belüftung. In einem winzigen, gut gedämmten und luftdichten Raum entsteht schnell eine hohe Luftfeuchtigkeit – durch Atmen, Kochen, Duschen. Ohne ausreichenden Luftaustausch drohen Kondenswasser und Schimmel. Planen Sie von Anfang an eine gezielte Lüftung ein. Das können einfache Fensterfalzlüfter oder eine kleine, dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sein. Tägliches Stoßlüften ist absolute Pflicht!

Der Traum vom Tiny House ist auch ein Gemeinschaftsprojekt. Bevor Sie die erste Schraube ansetzen, vernetzen Sie sich. Das deutsche „Tiny House Forum“ ist eine unschätzbare Quelle für praxisnahe Tipps, Erfahrungsberichte und Problemlösungen von Leuten, die genau da sind, wo Sie hinwollen. Manchmal ist der Ratschlag eines anderen Selbstbauers mehr wert als jedes Lehrbuch.

„Perfektion wird nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ – Antoine de Saint-Exupéry
Dieses Zitat ist die Essenz des Tiny-House-Designs. Jedes Element muss multifunktional sein, jeder Gegenstand seinen festen Platz haben. Fragen Sie sich bei jedem Detail nicht „Brauche ich das?“, sondern „Kann ich ohne das leben?“. Diese minimalistische Herangehensweise ist der Schlüssel zu einem funktionierenden und harmonischen Leben auf kleinem Raum.
Die Küche: Das Herz auf kleinstem Raum. Die klassische „Küchenzeile“ ist oft die beste Lösung. Planen Sie das Arbeitsdreieck – Spüle, Kochfeld, Kühlschrank – so kompakt wie möglich. Geräte aus dem Camping- oder Bootsbedarf (z.B. von Dometic) sind oft kleiner, leichter und auf 12-Volt-Betrieb ausgelegt. Eine tiefe Spüle ist praktischer als eine breite, und ein Induktionskochfeld mit nur zwei Platten reicht für die meisten Gerichte völlig aus.




