Poolliegen-Guide vom Profi: So findest du ein Stück für die Ewigkeit (und vermeidest teure Fehler)
Ich hab in meiner Laufbahn als Garten- und Landschaftsbauer schon unzählige Poolbereiche gestaltet. Von der luxuriösen Wellness-Oase bis zum gemütlichen Familien-Paradies. Und eines ist mir immer wieder aufgefallen: Die Poolliegen sind oft das ungeliebte Stiefkind bei der Planung. Man kauft, was auf den ersten Blick schick aussieht, und nach zwei, drei Sommern ist der Ärger riesig.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die unsichtbaren Feinde deiner Möbel: Was eine Poolliege wirklich aushalten muss
- 0.2 Material-Check: Was am Pool wirklich was taugt (und was nicht)
- 0.3 Das oft vergessene Extra: Die richtigen Auflagen
- 0.4 Aufstellung und Sicherheit: Mehr als nur hinschieben
- 0.5 Pflege, Wartung und eine ehrliche Kostenrechnung
- 0.6 Wo kaufen und wann den Profi rufen?
- 1 Bildergalerie
Ganz ehrlich? Ich kann es nicht mehr sehen: vergrautes, rissiges Holz, abblätternder Lack, fiese Rostflecken am Metall. Die Freude ist weg und das Geld ist futsch. Darum will ich heute mal aus dem Nähkästchen plaudern. Nicht als Verkäufer, sondern als jemand, der jeden Tag mit diesen Materialien arbeitet. Ich zeige dir, warum manche Liegen nach 20 Jahren noch top aussehen und andere schon nach der zweiten Saison reif für den Sperrmüll sind.
Denn eine gute Liege ist eine Investition in deine Entspannung, keine simple Ausgabe.
Die unsichtbaren Feinde deiner Möbel: Was eine Poolliege wirklich aushalten muss
Am Pool herrschen einfach andere Gesetze als im restlichen Garten. Deine Möbel kämpfen hier an drei Fronten gleichzeitig. Wenn du das verstanden hast, triffst du garantiert eine bessere Wahl.
1. Der aggressive Mix: Wasser & Chemie
Das größte Problem ist nicht das Wasser, sondern das, was drin ist. Chlor oder Salz sind wahre Material-Killer. Chlor ist ein starkes Oxidationsmittel und greift Lacke, billige Kunststoffe und ungeschützte Metalle an. Bei Salzwasserpools ist die salzige Luft sogar noch aggressiver. Sie legt sich wie ein unsichtbarer Film auf alles und sorgt selbst bei angeblich „rostfreien“ Metallen für Ärger, wenn die Qualität nicht stimmt.
2. Der stille Zerstörer: UV-Strahlung
Die Sonne macht nicht nur braun, sie macht Materialien auch kaputt. Die UV-Strahlung zersetzt Farbpigmente (deshalb bleicht alles aus) und greift die Weichmacher in Kunststoffen an. Das Ergebnis? Das Material wird spröde und bricht. Ich habe schon Liegen gesehen, die nach einem heißen Sommer beim Draufsetzen einfach zerbröselt sind. Kein Witz!
3. Die mechanische Belastung: Hitze & Kälte
Ein dunkler Metallrahmen kann in der prallen Sonne locker 60-70 °C heiß werden. Nachts kühlt er stark ab. Dieses ständige Ausdehnen und Zusammenziehen belastet Schrauben und Schweißnähte enorm. Besonders tückisch ist das bei Materialkombinationen, die sich unterschiedlich stark ausdehnen. Wenn die Konstruktion das nicht berücksichtigt, baut sich langsam Spannung auf, die das Möbelstück von innen heraus zerstört.
Material-Check: Was am Pool wirklich was taugt (und was nicht)
So, jetzt wissen wir, wogegen wir kämpfen. Schauen wir uns also an, welche Materialien das Zeug zum Champion haben. Ich sortiere das mal nach meiner persönlichen Erfahrung.
Holz: Der Klassiker mit Charakter
Holz fühlt sich einfach toll an und heizt sich in der Sonne nicht so extrem auf. Aber Achtung, Holz ist nicht gleich Holz!
- Die Königsklasse: Teakholz. Absolut unschlagbar für draußen. Teak enthält von Natur aus so viele Öle, dass es extrem widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit ist. Gutes Plantagen-Teak hält am Pool locker 20 Jahre und mehr. Es bekommt mit der Zeit eine edle, silbergraue Patina – das ist ein natürlicher Schutz, kein Makel! Wer den warmen Braunton behalten will, muss ölen. Preislich liegst du hier für eine massive Liege meist zwischen 500 € und 1.500 €.
- Die europäische Alternative: Robinie. Oft fälschlicherweise als Akazie verkauft, ist Robinie ein extrem hartes und zähes Holz. Hält auch unbehandelt viele Jahre, neigt aber etwas mehr zu feinen Rissen als Teak.
- Bedingt geeignet: Lärche oder Douglasie. Günstiger, aber auch weniger haltbar. Ihr hoher Harzanteil bietet einen gewissen Schutz, aber am Pool würde ich sie nur empfehlen, wenn die Füße nie im Nassen stehen und Wasser immer perfekt ablaufen kann.
- Finger weg von: Buche, Ahorn, Fichte. Das sind tolle Hölzer – für den Innenbereich! Draußen am Pool quellen sie auf, verziehen sich und verrotten dir unter dem Hintern weg.
Kleiner Profi-Tipp zum Pflegen: Finger weg vom Hochdruckreiniger! Der raut die Holzoberfläche auf und drückt Wasser tief ins Material. Das schadet mehr als es nützt. Nimm lieber eine weiche Bürste und eine milde Seifenlauge, zum Beispiel aus Kernseife oder grüner Seife. Aggressives Spüli ist tabu!
Metall: Cool, modern und eine Frage der Qualität
Metallgestelle sind schick und filigran, aber hier trennen sich Welten.
- Die Profi-Wahl: Edelstahl. Aber Achtung! Für den Poolbereich taugt nur V4A-Edelstahl. Er enthält Molybdän und ist dadurch extrem beständig gegen Chlor und Salz. Billigere Liegen nutzen oft V2A-Stahl, der am Pool nach einiger Zeit Flugrost (kleine braune Flecken) ansetzt. Frag den Verkäufer gezielt nach V4A! Das ist ein klares Qualitätsmerkmal und rechtfertigt den Preis, der meist bei 800 € erst anfängt.
- Leicht & rostfrei: Aluminium. Reines Alu rostet nicht. Die Schwachstelle ist die Pulverbeschichtung. Eine gute Beschichtung ist dick und wurde sauber aufgetragen. Wenn hier gespart wird, platzt sie beim kleinsten Stoß ab und darunter beginnt es unbemerkt zu gammeln. Eine solide Alu-Liege bekommst du für 300 € bis 700 €.
- Ein klares Nein: Beschichteter Stahl. Selbst die beste Verzinkung wird von Chlor und ständiger Feuchtigkeit irgendwann unterwandert. An Kratzern oder Schweißnähten fängt es garantiert an zu rosten. Lass die Finger davon.
Kunststoff & Geflecht: Pflegeleicht, aber mit Köpfchen kaufen
Kunststoff ist heute ein High-Tech-Material. Aber auch hier gibt es riesige Unterschiede.
- Polyrattan (Kunststoffgeflecht): Billiges Polyrattan aus flachen PE-Bändern ohne UV-Schutz wird nach ein, zwei Sommern spröde und bricht. Hochwertiges Geflecht besteht aus durchgefärbten, runden oder halbrunden Fasern, die UV-stabilisiert sind. Der Unterbau muss dabei immer aus Aluminium sein, niemals aus Stahl!
- Textilene-Gewebe: Dieses Netzgewebe ist genial für Liegeflächen. Es ist luftig, trocknet blitzschnell und man liegt nicht in einer Pfütze, wenn man nass aus dem Pool kommt. Achte hier auf feste, verschweißte Nähte. Billige Gewebe leiern schnell aus.
- Vollkunststoff (Spritzguss): Moderne Liegen aus Polypropylen, oft mit Glasfasern verstärkt, sind eine super Wahl für Familien. Sie sind unverwüstlich, durchgefärbt (Kratzer fallen kaum auf) und extrem pflegeleicht.
Checkliste für den Möbelkauf: Unsicher bei Polyrattan? Mach den Test vor Ort! Fass die Faser an. Fühlt sie sich billig und plastikartig an oder wertig? Versuch, eine Faser an einer unauffälligen Stelle leicht zu biegen. Gibt sie elastisch nach oder knickt sie fast? Heb die Liege an. Fühlt sie sich stabil und solide an oder klapprig und leicht?
Das oft vergessene Extra: Die richtigen Auflagen
Was nützt die beste Liege ohne eine bequeme Auflage? Aber auch hier lauern Fallen. Ein nasser, schimmeliger Lappen ist alles andere als entspannend.
Achte beim Stoff auf spezielle Outdoor-Gewebe. Die sind oft aus Acrylfasern (wie z.B. Dralon) oder spinndüsengefärbtem Polyester. Der Vorteil: Sie sind nicht nur oberflächlich imprägniert, sondern von Haus aus wasserabweisend und vor allem UV-beständig, damit die Farben nicht nach einem Sommer aussehen wie ausgewaschen. Der Schaumstoff im Inneren sollte idealerweise ein „Quick Dry Foam“ sein. Dieser spezielle Schaumstoff hat eine offene Struktur, sodass Wasser einfach durchläuft und die Auflage nach einem Schauer ruckzuck wieder trocken ist. Normale Schaumstoffe saugen sich voll wie ein Schwamm und fangen schnell an zu müffeln und zu schimmeln.
Zur Überwinterung gilt: Immer komplett trocken an einem luftigen Ort lagern, niemals in einer feuchten Plastiktüte im Keller!
Aufstellung und Sicherheit: Mehr als nur hinschieben
Du hast die perfekte Liege? Super! Jetzt stell sie richtig auf. Denk dabei immer an Sicherheit und Komfort.
Halte mindestens einen Meter Abstand vom Beckenrand. Das ist keine Schikane, sondern eine wichtige Sicherheitsregel. So bleibt ein freier Laufweg, falls mal jemand ausrutscht, und Kinder, die rennen, stürzen nicht direkt ins Wasser. Außerdem brauchst du selbst Platz, um mit dem Kescher oder Poolsauger zu hantieren.
Beobachte mal einen Tag lang den Lauf der Sonne. Wo ist morgens der beste Platz für einen Kaffee? Wo knallt mittags die Sonne hin und wo hast du am Nachmittag angenehmen Schatten? Richte deine Liegeplätze danach aus. Ein guter Sonnenschirm mit einem schweren Ständer (mindestens 50 kg!) ist dabei Gold wert.
Ach ja, der Trend mit den Liegen im flachen Wasser… sieht auf Instagram toll aus, ist aber eine Sache für Profis. Stell niemals eine normale Liege ins Wasser! Sie ist nicht dafür gemacht, kann kippen und das Material wird zerstört. Dafür gibt es spezielle „Shelf Lounger“ aus extrem robustem Kunststoff (LLDPE), die mit Wasser gefüllt werden, um stabil zu stehen. Die sind aber für solche Zwecke konzipiert und kosten schnell mal 600 € aufwärts pro Stück.
Pflege, Wartung und eine ehrliche Kostenrechnung
Gute Möbel wollen gepflegt werden, aber keine Sorge, das ist kein Hexenwerk.
- Im Frühling: Grundreinigung mit weicher Bürste und Seifenlauge. Alle Schrauben checken und nachziehen. Das ist dein Quick-Win für eine längere Lebensdauer und dauert nur 5 Minuten! Wenn du den Braunton deines Teakholzes liebst, ist jetzt der Moment zum Ölen.
- Im Sommer: Genießen. Vogelkot etc. sofort feucht abwischen.
- Im Herbst: Vor dem Einlagern nochmal gründlich reinigen und KOMPLETT trocknen lassen, um Schimmel zu vermeiden.
Für die Überwinterung ist eine trockene Garage oder ein Keller ideal. Wenn das nicht geht, brauchst du eine atmungsaktive Schutzhülle. Billige Plastikplanen sind Gift, weil sich darunter Kondenswasser sammelt. Und noch ein Tipp: Rolle die trockene Hülle im Sommer nicht einfach zusammen und wirf sie in die Ecke. Falte sie ordentlich, sonst ist sie im Herbst voller Spinnen und Dreck.
Und jetzt mal ganz ehrlich zu den Kosten: Eine Baumarkt-Liege für 150 € hält vielleicht drei Jahre. In 15 Jahren hast du 750 € für fünf Liegen ausgegeben, plus Ärger und Müll. Eine hochwertige Teak- oder V4A-Edelstahl-Liege für 800 € sieht bei guter Pflege nach 15 Jahren noch top aus. Du siehst: Qualität ist auf lange Sicht fast immer die günstigere und nervenschonendere Lösung.
Wo kaufen und wann den Profi rufen?
Du weißt jetzt, worauf du achten musst. Aber wo findest du so was? Schau nicht nur im großen Baumarkt um die Ecke. Die haben oft die Einstiegsklasse. Für die wirklich langlebigen Stücke lohnt sich der Gang in den Gartenmöbel-Fachhandel oder die Recherche in spezialisierten Online-Shops. Die Beratung dort ist oft besser und die Qualität eine ganz andere Liga.
Die Auswahl der Liege schaffst du mit diesem Wissen allein. Wenn du aber einen ganzen Poolbereich neu gestaltest, sprich mit einem Profi. Wir denken an Dinge wie die Rutschfestigkeit des Bodenbelags, die richtige Entwässerung oder die sichere Verlegung von Elektrik für eine stimmungsvolle Beleuchtung. Das ist definitiv keine Arbeit für Heimwerker.
Ich hoffe, diese Einblicke helfen dir, die richtige Entscheidung zu treffen. Für eine Liege, die nicht nur ein Möbelstück ist, sondern ein treuer Begleiter für unzählige entspannte Sommer am Pool.
Bildergalerie
- Verformt sich selbst bei starker Sonneneinstrahlung nicht.
- Trocknet extrem schnell und beugt so Schimmelbildung vor.
- Hält dem direkten Kontakt mit Chlor- und Salzwasser stand.
Das Geheimnis? Hochwertiges Textilen-Gewebe. Anders als Baumwoll- oder einfache Polyesterbezüge besteht diese Hightech-Bespannung aus einem PVC-ummantelten Polyesterkern. Marken wie Kettler oder Lafuma setzen auf dieses Material, da es maximalen Komfort ohne separate Auflage ermöglicht und dabei praktisch unverwüstlich ist.
Der kleine, aber feine Unterschied bei Metallliegen?
Die Wahl des richtigen Metalls ist entscheidend für die Langlebigkeit. Pulverbeschichtetes Aluminium ist leicht, rostet nicht und ermöglicht eine breite Farbpalette – ideal für moderne Designs und wenn die Liege oft bewegt werden muss. Edelstahl ist deutlich schwerer und massiver, was ihm eine hohe Standfestigkeit verleiht. Aber Achtung: Für Salzwasserpools ist nur die korrosionsbeständigere V4A-Qualität wirklich dauerhaft geeignet, während im Normalfall die günstigere V2A-Variante ausreicht.
„Der Wert einer Poolliege bemisst sich nicht in Sommern, sondern in Jahrzehnten.“
Diese Philosophie ist der Grund, warum Premium-Hölzer wie FSC-zertifiziertes Teak trotz ihres Preises so beliebt sind. Anstatt das Holz jährlich mit chemischen Lasuren zu behandeln, lassen Kenner es bewusst „vergrauen“. Diese silbrige Patina ist kein Mangel, sondern ein natürlicher Schutzschild, den das Holz durch seine eingelagerten Öle selbst bildet. Eine Liege von Marken wie Gloster oder Barlow Tyrie wird so über die Jahre nicht älter, sondern charaktervoller.
Der häufigste Fehler beim Kauf: Man achtet nur auf den Rahmen und das große Ganze. Doch die wahren Schwachstellen sind die mechanischen Kleinteile. Prüfen Sie vor dem Kauf unbedingt die Räder. Sind sie aus billigem Hartplastik oder aus gummiertem, robustem Material, das auch auf unebenen Terrassenplatten leise rollt? Testen Sie die Verstellung der Rückenlehne. Rastet sie satt und sicher ein oder fühlt sich der Mechanismus wackelig an? Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen.
Die perfekte Auflage ist mehr als nur ein weiches Kissen. Achten Sie auf Bezüge aus Dralon oder Sunbrella-Stoffen, die speziell für den Außenbereich entwickelt wurden. Sie sind nicht nur UV-beständig und wasserabweisend, sondern auch schmutzunempfindlich. Im Inneren macht ein „Quick-Dry-Foam“ den Unterschied: Dieser spezielle Schaumstoff hat eine offenzellige Struktur, die Wasser einfach durchlaufen lässt und die Auflage nach einem Regenschauer in Rekordzeit trocknen lässt.
- Polyrattan-Geflecht: Eine weiche Bürste und eine milde Seifenlauge genügen, um Pollen und Schmutz aus den Zwischenräumen zu entfernen. Niemals den Hochdruckreiniger verwenden!
- Teakholz (unbehandelt): Einmal im Jahr mit einer Wurzelbürste und warmem Wasser abschrubben, um die silbergraue Patina aufzufrischen und Algen zu entfernen.
- Aluminiumrahmen: Einfach mit einem weichen Tuch und einem sanften Allzweckreiniger abwischen. Fertig.
Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach sehen 45 % der deutschen Gartenbesitzer ihren Garten als „zweites Wohnzimmer“.
Dieser Trend spiegelt sich im Design wider. Statt isolierter Einzelmöbel geht die Entwicklung hin zu kompletten Lounge-Landschaften. Modulare Systeme, wie sie etwa von Stern oder Dedon angeboten werden, ermöglichen es, Liegen, Eckelemente und Hocker zu einer individuellen Wohlfühloase zu kombinieren. Die Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmt dabei zusehends.
Denken Sie über den Tellerrand der klassischen Einzel-Sonnenliege hinaus. Ein „Daybed“ mit einem Durchmesser von 160 cm oder mehr bietet nicht nur Platz für zwei, sondern schafft sofort eine luxuriöse, intime Atmosphäre, die an exklusive Beach-Clubs erinnert. Mit einem integrierten Sonnendach wird es zur privaten Insel der Entspannung am Poolrand.
