Dein Traum vom begehbaren Kleiderschrank: So packst du’s an (auch als Anfänger!)
Ehrlich gesagt, fängt der Traum vom perfekten Stauraum fast immer mit dem gleichen Gedanken an: „Ich brauche einfach mehr Platz für meine Klamotten!“ Aber ein begehbarer Kleiderschrank ist so viel mehr als nur eine aufgebohrte Abstellkammer. Richtig geplant, ist er ein echtes Stück Lebensqualität. Er bringt Ordnung, Ruhe und schont deine Lieblingsstücke. Ich möchte dir hier mein Wissen aus der Praxis weitergeben – nicht als trockene Anleitung, sondern als Ratgeber von Handwerker zu Mensch. Wir gehen den Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Schrank gemeinsam durch.
Inhaltsverzeichnis
Und bevor wir richtig loslegen, ein kleiner Quick-Win: Geh mal zu deinem jetzigen Schrank und miss kurz, wie viele Meter deine Kleidung auf der Stange wirklich einnimmt. Du wirst staunen! Diese Zahl ist der erste, wichtigste Schritt deiner Planung.
Die Grundlagen: Mehr als nur ein großer Kasten
Viele stellen sich bei einem begehbaren Kleiderschrank sofort einen riesigen, separaten Raum vor. Klar, das ist die Luxusvariante. Aber oft lässt sich so ein Traum viel cleverer in bestehende Räume integrieren. Das kann eine ungenutzte Nische sein, eine abgetrennte Ecke im Schlafzimmer oder sogar ein Teil eines langen Flurs. Der entscheidende Vorteil ist nicht die schiere Größe, sondern die Zugänglichkeit. Du stehst quasi „im“ Schrank und hast alles im Blick. Das ewige Wühlen in tiefen Fächern hat ein Ende – und deine Nerven am Morgen werden es dir danken.

Wie viel Platz brauchst du wirklich?
Bevor du anfängst, Wände im Kopf zu versetzen, lass uns über die nackten Zahlen reden. Ein Mensch braucht Platz. Plane eine freie Durchgangsbreite von mindestens 70 cm, aber ganz ehrlich, 80 bis 90 cm sind deutlich komfortabler. Das ist der Platz zwischen den Regalen oder zwischen Regal und Wand. Denk auch daran, dass Schubladen aufgehen müssen und du dich vielleicht auch mal umziehen willst.
Für die Tiefe der Schränke selbst gibt es bewährte Maße. Hängende Kleidung auf Bügeln? Da solltest du eine lichte Tiefe von mindestens 58 cm einplanen. Ein Standard-Bügel ist zwar nur ca. 45 cm breit, aber die Ärmel einer dicken Winterjacke brauchen eben auch ihren Platz. Alles unter 55 cm wird eng. Für gefaltete Pullis und Shirts reichen Regale mit 40 cm Tiefe völlig aus. Alles, was tiefer ist, wird schnell unübersichtlich – da sind Auszüge dann die bessere Wahl.
Ein oft vergessener Held: Die Belüftung
Achtung, das hier ist super wichtig: die Luftzirkulation! Ein geschlossener Kleiderschrank ist ein kleines Ökosystem. Ohne Luftaustausch kann sich Feuchtigkeit sammeln, was zu Modergeruch und im schlimmsten Fall zu Schimmel führt. Ich habe schon teure Lederjacken gesehen, die dadurch ruiniert wurden. Die Lösung ist aber denkbar einfach: Sorge für einen Luftstrom. Wenn du den Bereich mit Türen abtrennst, plane einfache Lüftungsgitter ein, am besten eines unten und eines oben. Dadurch entsteht ein „Kamineffekt“, der die Luft ganz von allein zirkulieren lässt. Das ist keine Raketenwissenschaft, sondern simple Bauphysik, die deine Kleidung rettet.

Die Planung: Das Fundament für dein Projekt
Gute Planung ist die halbe Miete. Das predige ich jedem, der mich fragt. Ein schneller Entwurf auf einem Blatt Papier ist Gold wert, denn ein Fehler in der Planung lässt sich später nur teuer und mit viel Fluchen korrigieren.
Inventur: Was muss eigentlich alles rein?
Fang mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme deiner Garderobe an. Das klingt vielleicht banal, ist aber der Schlüssel zum Erfolg. Sortiere deine Kleidung:
- Lange Hängeware: Mäntel und Kleider brauchen Platz. Meistens rechnet man hier mit einer Stangenhöhe von 160 bis 180 cm.
- Kurze Hängeware: Hemden, Blusen, Jacken. Hier genügen 100 bis 110 cm in der Höhe. Kleiner Tipp: So kannst du oft zwei Stangen übereinander montieren und den Platz quasi verdoppeln!
- Gefaltetes Zeug: Pullover, T-Shirts, Jeans. Dafür sind Regale oder flache Schubladen ideal.
- Schuhe: Sollen sie offen stehen oder hinter Klappen verschwinden?
- Accessoires: Krawatten, Gürtel, Schals… hierfür gibt es spezielle Auszüge, aber oft tut es auch eine gut unterteilte Schublade.
Jetzt hast du ein Gefühl dafür, was du wirklich an Stauraum brauchst.

Systeme und Layouts: Wie soll’s aussehen?
Es gibt im Grunde drei klassische Anordnungen:
- Die I-Form: Eine einzelne, lange Schrankwand. Perfekt für Nischen oder schmale Räume.
- Die L-Form: Nutzt eine Ecke optimal aus. Die Ecke selbst ist aber eine kleine Herausforderung – am besten löst man das mit durchgehenden Eckregalen.
- Die U-Form: Das ist der Klassiker für separate Räume. Bietet am meisten Platz, braucht aber auch eine Raumbreite von mindestens 2,20 m, damit du in der Mitte noch tanzen kannst (oder dich zumindest umdrehen).
Überleg dir auch, ob du ein offenes System oder geschlossene Fronten möchtest. Offen wirkt luftiger, erfordert aber Disziplin. Geschlossen sorgt für Ruhe und schützt vor Staub.
Licht: Bring Erleuchtung in deinen Schrank!
Gutes Licht ist ein absolutes Muss. In einer dunklen Höhle kannst du Schwarz nicht von Dunkelblau unterscheiden. Vergiss die eine Funzel an der Decke – sie wirft nur Schatten. Viel besser sind LED-Strips, die du senkrecht an den vorderen Kanten der Seitenwände oder unter den Regalböden anbringst. Achte auf eine gute Farbwiedergabe (ein CRI-Wert über 90 ist super) und eine neutrale Lichtfarbe um die 4000 Kelvin, das kommt dem Tageslicht am nächsten. Ein Bewegungsmelder ist übrigens eine geniale Ergänzung – Licht an, wenn du reinkommst, und von alleine wieder aus.

Gut zu wissen: Auch wenn es nur 12V oder 24V sind, lass Elektroinstallationen lieber von einem Fachbetrieb machen. Das ist nicht nur eine Empfehlung, sondern eine Vorschrift und wichtig für deine Sicherheit und den Versicherungsschutz.
Die Materialwahl: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen
Das Material entscheidet über Optik, Stabilität und Langlebigkeit. Mein Rat aus der Werkstatt: Spare hier nicht am falschen Ende.
- Beschichtete Spanplatte: Das ist der Standard und die günstigste Lösung. Die Qualität kann aber stark schwanken. Achte auf saubere Kanten! Eine schlecht verleimte Kante ist eine offene Tür für Feuchtigkeit. Preislich liegst du hier am unteren Ende.
- MDF (Mitteldichte Faserplatte): Dichter und homogener als Spanplatte. Perfekt, wenn du die Oberflächen lackieren willst. Aber Vorsicht: MDF ist schwer und hasst Feuchtigkeit, wenn es nicht versiegelt ist. Beim Sägen unbedingt eine gute Staubabsaugung und eine FFP2-Maske tragen – der Staub ist extrem fein!
- Sperrholz (Multiplex): Mein persönlicher Favorit für belastbare Teile. Es besteht aus vielen verleimten Holzschichten und ist dadurch extrem stabil. Ideal für lange Regalböden, die nicht durchhängen sollen. Die sichtbare Kante ist außerdem ein schönes Design-Element.
- Massivholz: Die königliche Variante. Langlebig, robust und jedes Stück ein Unikat. Aber Holz „arbeitet“, es reagiert auf Luftfeuchtigkeit. Das ist eher was für erfahrene Heimwerker oder für gezielte Akzente, wie eine massive Schubladenfront.

Das Herzstück: Die Beschläge
Die wahre Qualität eines Möbels erkennst du an den Beschlägen. Investiere hier in Markenqualität von Herstellern wie Blum oder Hettich. Das zahlt sich über Jahre aus. Billige Schubladenführungen klemmen, Scharniere leiern aus – den Ärger willst du nicht.
Ein kleiner Einblick in die Kosten: Planst du eine einfache 2 Meter breite Schrankwand aus beschichteter Spanplatte mit einer Kleiderstange und drei guten Schubladen, landest du allein beim Material schnell bei 350-500 €. Davon können allein die Qualitäts-Vollauszüge mit Dämpfung für die Schubladen schon 150-200 € ausmachen! Aber dieser Komfort ist es wert, glaub mir.
Der Bau: Ab in die Werkstatt!
Ganz ehrlich, bei meinem ersten großen Projekt als Lehrling hab ich die Rückwand nur geschraubt und nicht gedübelt. Das Ding hat gewackelt wie ein Kuhschwanz! Daraus lernt man: Sorgfalt ist alles. Unterschätze die Arbeit nicht, aber mit dem richtigen Werkzeug ist es machbar.
Was du wirklich an Werkzeug brauchst:
Ein Akkuschrauber allein reicht nicht. Unverzichtbar sind eine gute Handkreissäge mit Führungsschiene für saubere Schnitte, eine Bohrmaschine, eine lange Wasserwaage, Schraubzwingen und ein Schreinerwinkel. Wenn du keine Profi-Säge hast, lass dir die Platten im Baumarkt oder Holzfachhandel zuschneiden. Das ist millimetergenau und erspart dir unfassbar viel Frust.

Der kniffligste Teil: Anpassung an schiefe Wände
Kaum ein Raum ist perfekt. Meistens hast du an den Seiten oder zur Decke hin Spalten. Die Lösung sind „Passleisten“. Und so geht’s:
- Leiste anhalten: Klemme die Leiste so an die Schrankseite, dass sie den größten Spalt gerade so abdeckt.
- Abstand übertragen: Nimm einen Zirkel (oder einfach einen kleinen Holzklotz mit Bleistift), stelle ihn auf die Breite des größten Spalts ein und fahre damit an der Wand entlang. So überträgst du den unebenen Verlauf der Wand exakt auf deine Leiste.
- Zusägen und anpassen: Säge entlang der angezeichneten Linie. Das erfordert eine ruhige Hand, aber das Ergebnis ist ein perfekter, fugenloser Abschluss. Sieht aus wie vom Profi!
Kosten, Zeit und die Frage aller Fragen: Selber machen?
Ein solches Projekt ist eine Investition – in Zeit und Geld. Für eine mittelgroße Lösung solltest du als ambitionierter Heimwerker gut und gerne zwei volle Wochenenden einplanen (ca. 30-40 Stunden), wenn du die Platten schon zugeschnitten hast.

Sicherheit geht vor: Jedes hohe Schrankelement muss ohne Ausnahme fest an der Wand verankert werden! Das ist kein Tipp, das ist eine Regel. Stabile Winkel und die richtigen Dübel für deine Wand sind lebenswichtig, besonders wenn Kinder im Haus sind.
Sei ehrlich zu dir selbst: Hast du die Zeit, das Werkzeug und die Geduld? Für ein simples Regalsystem in einer geraden Nische ist ein DIY-Projekt super. Geht es aber um schräge Wände, lackierte Oberflächen oder integrierte Beleuchtung, kann ein Profi die bessere Wahl sein. Der bringt nicht nur das Werkzeug mit, sondern auch die Erfahrung, um Probleme zu lösen, an die du vorher gar nicht gedacht hast.
Ein begehbarer Kleiderschrank ist ein fantastisches Projekt, das nicht nur Stauraum, sondern auch echte Freude in deinen Alltag bringt. Mit guter Planung und Sorgfalt wird aus deinem Traum ein praktischer und schöner Teil deines Zuhauses.
Bildergalerie


Welche Rolle spielt eigentlich das Licht im Kleiderschrank?
Eine entscheidende! Gutes Licht verwandelt Ihren Ankleideraum von einer reinen Lagerfläche in eine persönliche Boutique. Anstatt einer einzelnen Deckenleuchte sollten Sie über ein mehrschichtiges Konzept nachdenken. Integrierte LED-Lichtleisten, zum Beispiel aus dem Häfele Loox System, die sich beim Öffnen von Schubladen oder Türen automatisch einschalten, sind Gold wert. Sie leuchten den Inhalt perfekt aus. Kleine, schwenkbare Spots an der Decke können gezielt Akzente setzen und für eine warme, einladende Atmosphäre sorgen. Achten Sie auf eine hohe Farbwiedergabe (CRI > 90), damit das kleine Schwarze auch wirklich schwarz und nicht dunkelblau aussieht.

„Die meisten Menschen tragen 20 % ihrer Kleidung in 80 % der Zeit.“
Diese oft zitierte Erkenntnis aus der Verhaltensforschung ist der beste Grund für einen begehbaren Kleiderschrank. Wenn alles sichtbar und zugänglich ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie vergessene Schätze wiederentdecken und Ihre gesamte Garderobe nutzen. So wird der Schrank nicht nur zum Aufbewahrungsort, sondern zum aktiven Werkzeug gegen die morgendliche Outfit-Müdigkeit und für mehr Nachhaltigkeit im Kleiderkonsum.

Offene Regalsysteme: Sie wirken luftig, modern und bieten einen schnellen Überblick über Ihre gesamte Kollektion. Ideal für alle, die ihre Kleidung und Accessoires gerne als Teil des Raumdesigns inszenieren. Der Nachteil: Staub ist ein Thema und es erfordert ständige Disziplin, um die Ordnung zu wahren.
Geschlossene Fronten: Schranktüren schaffen eine ruhige, aufgeräumte Optik und schützen empfindliche Stoffe vor Licht und Staub. Perfekt für einen minimalistischen Look. Der Nachteil: Der Raum kann je nach Material und Farbe wuchtiger wirken.
Viele Designer empfehlen einen Mix: Offene Fächer für die schönen Dinge und geschlossene Bereiche für Socken, Unterwäsche und die nicht ganz so fotogene Ski-Hose.

Das Material prägt die Seele Ihres Ankleidezimmers. Während beschichtete Spanplatten oder MDF-Systeme wie der Klassiker PAX von IKEA eine preiswerte und vielseitige Basis bieten, schafft Echtholz eine unvergleichliche Wärme. Denken Sie an die glatte, kühle Haptik von lackiertem Weiß im Kontrast zur lebendigen Maserung eines Regals aus geölter Eiche oder dunklem Nussbaum. Diese taktilen Unterschiede machen den täglichen Gang zum Schrank zu einem kleinen, sinnlichen Erlebnis und werten den Raum enorm auf.

- Der Raum wirkt sofort heller und großzügiger.
- Sie haben eine perfekte 360-Grad-Ansicht Ihres Outfits.
- Dunkle Ecken werden effektiv aufgehellt.
Das Geheimnis dahinter? Eine großflächige Spiegeltür. Anstatt eine Wand mit einem separaten Spiegel zu belegen, integrieren Sie ihn direkt in die Schrankfront. Das ist nicht nur platzsparend, sondern ein echter Design-Trick, um selbst kompakten Ankleidebereichen Tiefe und Eleganz zu verleihen.

Der häufigste Planungsfehler: Die Schubladenhöhe wird unterschätzt. Zu flache Schubladen führen zu gestopften, unübersichtlichen Knäueln, besonders bei dicken Wollpullovern oder Jeans. Planen Sie lieber eine Schublade weniger, diese dafür aber mit einer lichten Innenhöhe von mindestens 18-20 cm für voluminöse Kleidung. Für Socken, Gürtel oder Krawatten reichen hingegen flache Auszüge mit 10 cm Höhe völlig aus.

Träumen Sie vom ultimativen Luxus-Upgrade? Dann denken Sie über eine Ankleideinsel nach. Sie ist das funktionale und ästhetische Herzstück größerer begehbarer Kleiderschränke.
- Schmuck & Accessoires: Eine flache Schublade mit Glasplatte und Samteinsätzen präsentiert Uhren und Schmuck stilvoll und griffbereit.
- Faltstation: Die Oberseite dient als perfekte Fläche, um Wäsche zusammenzulegen oder das Outfit für den nächsten Tag vorzubereiten.
- Versteckter Stauraum: Tiefere Schubladen auf der anderen Seite eignen sich ideal für Handtaschen oder Schals.
Der kleine Luxus für den Alltag: ein Hosen-Auszug. Anstatt Hosen gefaltet zu stapeln, wo man immer die unterste braucht, ermöglicht ein spezieller Auszug das knitterfreie Aufhängen. Modelle von Herstellern wie Kesseböhmer oder Peka sind robust und gleiten sanft aus dem Schrank.




