Eichenprozessionsspinner erkennen und richtig bekämpfen
Eichenprozessionsspinner breiten sich auch schon hierzulande immer mehr aus. Die haarigen Plagegeister kommen ursprünglich aus Mittel- und Osteuropa, fühlen sich aber wegen des Klimawandels auch schon im Norden ziemlich gemütlich. Mildere Winter und wärmeres Frühlingswetter bieten ihnen perfekte Lebensbedingungen und die vielen Eichenwälder locken sie noch zusätzlich an. Die frechen Larven fressen nicht nur das Blattwerk der Bäume kahl, sondern sind auch für Mensch und Tier problematisch und in manschen Fällen sogar richtig gefährlich. Nicht umsonst unternehmen viele Bundesländer regelmäßige Bekämpfungsmaßnahmen und geben dafür ein großes Teil ihres Budgets aus. Warum die Eichenprozessionsspinner so schädlich für uns sind, wie man diese erkennt und was man dagegen tun kann, erfahren Sie heute hier bei uns.
Inhaltsverzeichnis
Die Raupen sind oft in solchen Reihen wie eine Prozession zu sehen
Eichenprozessionsspinner erkennen
Eichenprozessionsspinner nennt man eigentlich die Larven/Raupen des gleichnamigen Nachtfalters. Anders als seine Nachfolger ist der Falter selbst für uns Menschen völlig harmlos. Dieser hat eine Flügelspannweite von ca. 3 cm und ist in braun-grauen Schattierungen getarnt. Sein Kopf und der ganze Körper ist mit kurzen Härchen beschichtet. Er kann leicht mit anderen Nachtfaltern verwechselt werden. Der Falter lebt nur ein paar Tage lang im August und legt um diese Zeit seine Eier in den Kronen der Eichenbäume. Diese werden geschickt mit Schuppen und Sekret getarnt und überwintern an dem Baum. Die Larven schlüpfen dann Anfang/Mitte Mai und beginnen ihre sechs nacheinander folgenden Larvenzyklen.
So sehen leicht befallene Eichenbäume aus
Sie fressen die Blätter der Eichen und ab dem dritten Lebenszyklus beginnen schon die sogenannten Gespinste oder auch Nester zu bilden. Diese dienen als Unterkunft und Schutz für die Raupen sowie auch für das spätere Verpuppen im Juli/August. Die Raupen der Eichenprozessionsspinner bewegen sich tatsächlich in sogenannten Nose-to-Tail-Prozessionen und können dadurch leichter von anderen Raupen unterschieden werden. Außerdem sind ihre Nester ausschließlich auf Bäume zu sehen und nie an Wänden, Gartenzäunen oder anderen Gegenständen.
Verwechseln Sie die Eichenprozessionsspinner nicht mit anderen Raupen
Warum sind Eichenprozessionsspinner gefährlich?
Das gefährliche Geheimnis der Raupen steckt in ihren dünnen Brennhaaren. Sie enthalten nämlich Thaumetopoein, ein aggressives Nesselgift. Dieses ist in der Lage, starke allergische Reaktionen auszulösen, die von Juckreiz und Hautrötungen über Halskratzen und Bronchitis bis hin zu Asthma oder Atemnot führen können. Die Larvenhärchen sind mit Widerhaken ausgestattet und können sich dadurch leicht und vor allem lange an der Haut und den Schleimhäuten von Mensch und Tier festhalten. Wenn diese eingeatmet werden oder ins Auge gelangen sind in vielen Fällen ernste Folgen zu erwarten. In dringenden Situationen sollten Sie unbedingt einen Notarzt aufsuchen und bei einem Eichenprozessionsspinner Ausschlag oder einer Allergie sollten Sie die betroffenen Körperstellen mit kortisonhaltiger Creme behandeln sowie auch Antihistaminika einnehmen. Außerdem empfiehlt es sich, bei Kontakt mit Brennhaaren der Larven sich gründlich zu waschen und die ganze Kleidung zu wechseln.
Die Brennhaaren der Larven können juckende Hautausschläge verursachen
Warum breiten sich Eichenprozessionsspinner aus?
Wie wir schon oben erwähnt haben, bieten höhere Temperaturen auch in unseren Breitengraden schon die perfekten Lebensbedingungen für die lästigen Eichenprozessionsspinner. Dazu kommt noch, dass durch den übermäßigen Einsatz von Pestiziden ihre natürlichen Fressfeinde in großen Massen vernichtet wurden. So gibt es kaum Faktoren, welche die rasante Ausbreitung der Plagegeister aufhalten können. Manche Fachleute nennen noch einen Grund dafür, und zwar der gestiegene Handel mit jungen Eichenbäumen aus Süd- und Mitteleuropa. Wahrscheinlich kommen dadurch, mittels nicht ausreichender Kontrolle, viele Eier der Eichenprozessionsspinner unbemerkt nach Deutschland.
So vermehren sich die Larven rasant und werden schnell zur Plage
Eichenprozessionsspinner Bekämpfung – die wichtigsten Methoden
Obwohl es keine offizielle Meldepflicht für diese Schädlinge gibt, sollten Sie einen eventuellen Befall lieber umgehend der zuständigen Behörde melden. Oder sich direkt an einen professionellen Schädlingsbekämpfer wenden. Denn selber die Nester und die Raupen zu entfernen, ist gar keine gute Idee. Die Brennhaare sind extrem brechbar und können dazu noch mehrere hundert Meter in der Luft fliegen. Fachleute kennen sich damit gut aus und werden die Eichenprozessionsspinner passend entfernen. In den meisten Fällen geschieht das durch mechanische Methoden wie das Absaugen mit Industriestaubsauger. Manchmal werden auch Hochdruckreiniger benutzt sowie mit Pestiziden und anderen Insektengiften gespritzt. Leider sind die letzten Maßnahmen nicht nur ziemlich teuer, sondern auch umweltschädlich und vernichten gleichzeitig noch viele andere Schmetterlingsarten und nützliche Insekten.
Das Absaugen der Nester ist eine relativ schonende Methode
Aus diesen Gründen entwickeln Wissenschaftler auch neuere Bekämpfungsmethoden, die rein biologisch sind. Die meist angewendeten darunter sind schon der Einsatz des Bakteriums Bacillus Thuringiensis sowie der Fadenwürmer, auch Nematoden genannt. Bakterien und Würmer sind in der Lage, in die Larven einzudringen und diese von innen auszutrocknen und zu vernichten. Es handelt sich hier also um Bioziden, die fast keine Nebenwirkungen haben. Trotzdem darf man auch damit nicht übertreiben und diese Mittel nicht unkontrolliert großflächig einsetzen, denn dadurch können auch andere nützliche Insekten betroffen werden.
Fachleute können einen Befall fachgerecht und sicher behandeln
Ebenso sehr umweltfreundlich ist es, die natürlichen Fressfeinde der Eichenprozessionsspinner zu unterstützen und diese anzulocken. Wespen, Raubkäfer, Fledermäuse sowie manche Vögel wie Meisen, der Wiedehopf oder der Kuckuck gehören zu den wichtigsten davon. Sie können selber aktiv werden und Vogelhäuschen im Garten oder im Park aufhängen sowie unterschiedliche pflanzliche Nahrungsquellen wie nektarreiche Blumen und Kräuter anbauen.
Meisen ernähren sich gerne mit den Eiern und den Larven der Eichenprozessionsspinner
Seien Sie also achtsam und verantwortlich zu sich selbst und den anderen. Wenn Sie Nester der gefährlichen Raupen bemerken, melden Sie sie sofort und nähern Sie sich diesen lieber nicht. Schützen Sie vor allem Kinder und Haustiere davor und lassen Sie sich von einem Arzt untersuchen, vor allem dann, wenn Sie Aufschläge bekommen oder eine Allergie haben.
Sagen Sie dem Eichenprozessionsspinner den Kampf an!
Damit dieser weniger Chancen hat, sich großflächig zu verbreiten
Der Falter sieht auch anderen Nachtfaltern ziemlich ähnlich aus
Die Nester sind oft gut getarnt
Schafwolle scheint die Larven zu vertreiben