Wiener Geflecht: Dein kompletter Werkstatt-Guide für den Design-Klassiker
Hey, willkommen in meiner kleinen Werkstatt-Ecke! Ich hab über die Jahre unzählige Stühle auf meiner Werkbank gehabt – vom wackeligen Erbstück bis zum blitzblanken Designklassiker. Und immer wieder taucht es auf: das Wiener Geflecht. Man sieht es und hat sofort den Duft von Kaffee und Kuchen in der Nase, denkt an Omas alten Schaukelstuhl oder an luftige Terrassenmöbel.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das A und O: Woraus besteht dieses Zeug wirklich?
- 2 Handarbeit oder Matte? Dein Weg zum perfekten Geflecht
- 3 Die Königsdisziplin: Das Handgeflecht Schritt für Schritt
- 4 Die schnelle Alternative: Arbeiten mit Fertigmatten
- 5 Dein Geflecht fit halten: Pflege, Tricks und Reparaturen
- 6 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 7 Bildergalerie
Aber für mich ist das mehr als nur ein hübsches Muster. Es ist ehrliche, clevere Handwerkskunst. Eine Technik, die seit Ewigkeiten funktioniert und einfach genial ist. Ich möchte dir hier mal zeigen, was wirklich dahintersteckt. Denn wenn man versteht, wie viel Arbeit und Wissen in so einer Sitzfläche stecken, sieht man das ganze Möbelstück mit ganz anderen Augen. Versprochen!
Das A und O: Woraus besteht dieses Zeug wirklich?
Viele Leute kommen zu mir und sagen „Bast“ oder „Rattan“. Das ist so halb richtig. Um das Handwerk zu kapieren, müssen wir uns aber mal ganz kurz das Material anschauen. Das ist die absolute Grundlage.

Das echte Material für Wiener Geflecht kommt von der Rotangpalme, einer tropischen Kletterpflanze. Was wir zum Flechten benutzen, ist aber nur die hauchdünne, äußere Schale ihrer Triebe. Diese wird abgeschält, und das Ergebnis nennen die Profis Stuhlflechtrohr. Die eine Seite ist superglatt und glänzend – das ist die natürliche, extrem widerstandsfähige Außenseite der Pflanze. Die andere Seite ist rau und faserig. Diesen Unterschied zu kennen, ist beim Flechten entscheidend!
Übrigens: Der weiche Kern dieser Pflanze wird auch verwendet, aber daraus macht man das runde Peddigrohr für Körbe. Für eine Stuhlsitzfläche wäre das viel zu weich und würde sofort reißen.
Der geniale Trick mit dem Wasser
Der wichtigste Kniff bei der ganzen Sache ist Wasser. Trocken ist das Stuhlflechtrohr nämlich spröde wie altes Plastik und bricht sofort. Legst du es aber für eine Weile in lauwarmes Wasser, passiert pure Magie: Es saugt sich voll und wird weich und biegsam wie ein Lederriemen. Plötzlich kannst du es um die engsten Ecken biegen, ohne dass etwas bricht.

Das eigentliche Wunder geschieht aber erst beim Trocknen. Das Wasser verdunstet, die Fasern ziehen sich zusammen und schrumpfen. Und weil die Fäden ja schon fest im Stuhlrahmen verankert sind, entsteht eine unglaubliche Spannung. Das ganze Geflecht spannt sich von selbst, knallhart wie ein Trommelfell. Genial, oder?
Handarbeit oder Matte? Dein Weg zum perfekten Geflecht
Bevor du jetzt aber loslegst, stellt sich die große Frage: Machst du alles von Hand oder nimmst du die Abkürzung mit einer fertigen Matte? Die Entscheidung hängt total von deinem Stuhl, deinem Budget und deiner Geduld ab.
Ganz ehrlich, das klassische Handgeflecht ist die Königsdisziplin. Es ist authentisch, unglaublich haltbar, aber eben auch ein echter Zeitfresser. Plan mal locker 8-12 Stunden für eine Sitzfläche ein, und es erfordert echt Fingerspitzengefühl. Diese Methode ist perfekt für wertvolle Erbstücke mit den typischen Bohrlöchern im Rahmen. Die Fertigmatte hingegen ist der Sprinter unter den Geflechten. Mit etwas Übung bist du in 2-3 Stunden durch. Sie ist günstiger und super für modernere Möbel, die eine umlaufende Nut statt einzelner Löcher haben. Klar, es ist nicht ganz so „original“, aber das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen und ist für viele Projekte die absolut richtige Wahl.

Wo bekommst du das ganze Zeug überhaupt her?
Im normalen Baumarkt wirst du da meist nicht fündig. Schau dich am besten online bei Spezialhändlern für Flechtmaterial um. Da findest du alles, was du brauchst – von den einzelnen Strängen in verschiedenen Breiten bis hin zu fertigen Matten, passendem Keil (Splint) und dem richtigen Werkzeug.
- Stuhlflechtrohr (einzelne Stränge): Rechne hier mit etwa 20 bis 40 Cent pro Meter, je nach Breite und Qualität.
- Fertiggeflecht (Matte): Für eine typische Stuhlsitzfläche liegst du hier meist zwischen 30 € und 60 €.
- Werkzeug-Set: Eine Flechtahle und ein paar Haltestifte bekommst du oft schon für unter 20 €.
Die Königsdisziplin: Das Handgeflecht Schritt für Schritt
Das ist die traditionelle Art, die man von den klassischen Kaffeehausstühlen kennt. Jeder Faden wird einzeln von Hand durch die Löcher im Rahmen gezogen. Das braucht Geduld, aber das Ergebnis ist unschlagbar.
Was du brauchst:
- Eine Flechtahle (ein spitzes Werkzeug, um Fäden anzuheben)
- Kleine Holzstifte oder Dübel zum Fixieren der Stränge
- Ein scharfes Messer oder eine Schere
- Eine Wanne mit lauwarmem Wasser
Kleiner Werkstatt-Trick: Statt spezieller Holzdübel kannst du am Anfang auch einfach gekürzte Golf-Tees nehmen. Die sind spottbillig und machen den Job genauso gut!

Und so geht’s im Grunde, die berühmten sechs Arbeitsschritte:
- Die Senkrechten spannen: Du beginnst in der Mitte und spannst die ersten Fäden von hinten nach vorne. Wichtig: Immer die glänzende Seite nach oben! So arbeitest du dich nach links und rechts vor, bis alle senkrechten Fäden parallel liegen. Die einzelnen Stränge sollten etwa 10-15 Minuten im Wasser liegen, bevor du sie verarbeitest.
- Die Waagerechten drüberlegen: Jetzt kommen die Fäden von links nach rechts. Die legst du einfach über die senkrechten Stränge drüber. Es entsteht ein simples Gitter.
- Die zweite Lage Senkrechte: Klingt komisch, ist aber so. Jetzt kommt eine zweite Lage senkrechter Fäden, genau parallel zur ersten. Das verdoppelt die Stabilität.
- Die erste Diagonale weben: Jetzt wird’s knifflig, hier entsteht das berühmte Muster. Du nimmst einen neuen Strang und führst ihn diagonal durch das Gitter. Die Regel lautet: Immer abwechselnd unter dem doppelten senkrechten Strang durch und über den einzelnen waagerechten Strang drüber. Deine Flechtahle hilft dir, die Fäden leicht anzuheben, ohne alles zu verschieben.
- Die zweite Diagonale weben: Das Gleiche nochmal in die andere Richtung. Dieser Strang vervollständigt das typische Achteckmuster in der Mitte. Konzentration ist hier alles!
- Der Abschluss: Zum Schluss wird ein etwas breiterer Faden über die Löcher gelegt und mit einem dünnen Faden quasi „festgenäht“, um einen sauberen Rand zu bekommen.
Ganz ehrlich, bei meinem ersten Versuch als Lehrling hab ich bei den Diagonalen geschludert und die Spannung war ungleichmäßig. Das Ergebnis war eher eine Hängematte als eine Sitzfläche. Also: Nimm dir Zeit und achte auf eine gleichmäßige Spannung!

Typische Anfängerfehler (und wie du sie vermeidest)
- Zu fest ziehen: Das Material spannt sich beim Trocknen von selbst! Wenn du im nassen Zustand schon wie verrückt ziehst, können die Fäden später reißen.
- Die falsche Seite oben: Immer, wirklich IMMER die glatte, glänzende Seite nach oben. Die raue Unterseite ist nicht widerstandsfähig und nutzt sich schnell ab.
- Einen wackeligen Stuhl flechten: Der größte Fehler! Ein instabiler Rahmen zerstört das beste Geflecht in kürzester Zeit durch die ständige Bewegung. Also: Erst den Stuhl leimen und stabilisieren, DANN flechten.
Die schnelle Alternative: Arbeiten mit Fertigmatten
Dein Stuhl hat eine Nut statt einzelner Löcher? Perfekt, dann kannst du mit Fertiggeflecht arbeiten. Das geht deutlich schneller.
- Vorbereiten: Das alte Geflecht und der alte Keil (Splint) müssen komplett aus der Nut raus. Die Nut muss blitzeblank sein.
- Einweichen: Die zugeschnittene Matte braucht schon ihre 30 Minuten in lauwarmem Wasser, bis sie richtig geschmeidig ist.
- Einpressen: Lege die nasse Matte über die Öffnung und drücke sie mit Holzkeilen und einem Hammer vorsichtig in die Nut. Achte darauf, dass die Fäden gerade verlaufen.
- Sichern: Gib etwas Holzleim in die Nut. Hier empfehle ich einen wasserfesten D3- oder sogar D4-Leim, der hält was aus. Dann schlägst du einen neuen passenden Splint in die Nut, der das Geflecht festklemmt.
- Trocknen lassen: Überstehende Reste abschneiden und das Ganze gut trocknen lassen. Die Spannung kommt auch hier von ganz allein.

Dein Geflecht fit halten: Pflege, Tricks und Reparaturen
Ein gutes Geflecht hält ewig, aber es ist ein Naturmaterial. Die größte Gefahr ist trockene Heizungsluft im Winter, die es spröde machen kann.
- Staub? Einfach mit dem Bürstenaufsatz vom Staubsauger absaugen.
- Flecken? Mit einem nebelfeuchten Tuch abwischen. Bitte keine scharfen Reiniger!
- Durchhänger? Hier kommt der Quick-Win für zwischendurch: Hängt dein Geflecht etwas durch? Nimm eine Sprühflasche mit lauwarmem Wasser und neble das Geflecht von oben und unten leicht ein – wirklich nur nebeln, nicht ertränken! Beim Trocknen zieht es sich wieder straff. Das ist pure Physik und wirkt oft Wunder. Aber bitte nicht jede Woche machen, ein- oder zweimal im Jahr reicht völlig.
Wann musst du zum Profi?
Ein einzelner gerissener Faden ist meist nur ein Schönheitsfehler. Wenn aber mehrere Fäden in der Mitte brechen, wird’s kritisch. Dann ist eine komplette Erneuerung fällig. Das ist keine Arbeit für Anfänger. Eine professionelle, handgeflochtene Sitzfläche kann je nach Aufwand zwischen 200 und 400 Euro kosten. Das lohnt sich bei einem echten Lieblingsstück absolut, übersteigt aber bei einem Flohmarktfund schnell den Wert. Sei da einfach realistisch.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ich liebe dieses Handwerk, weil es so ehrlich ist. Ein Stuhl mit Wiener Geflecht ist nachhaltig, lange bevor es das Modewort dafür gab. Man kann es reparieren, man kann es erneuern, man wirft es nicht einfach weg.
Wenn du das nächste Mal auf so einem Stuhl sitzt, spür mal die Spannung der Fäden. Denk an die Hände und die Geduld, die es gebraucht hat, dieses Muster zu weben. Dann ist es nicht mehr nur Dekoration, sondern das, was es wirklich ist: eine kleine, technische Meisterleistung.
Bildergalerie


Der Klang des Klassikers: Ein frisch gespanntes Wiener Geflecht hat einen ganz eigenen Sound. Setzt man sich, knistert und knackt es leise – nicht, weil es kaputtgeht, sondern weil sich die hunderte von verflochtenen Strängen unter der Last minimal bewegen. Es ist das beruhigende Geräusch echter Handarbeit und natürlichen Materials, das mit der Zeit nachlässt, aber immer ein Zeichen für eine gute Spannung ist.

„Der Stuhl Nr. 14 von Thonet, der berühmteste Stuhl der Welt, bestand aus nur sechs Holzteilen, zehn Schrauben und einer Sitzfläche aus Rohrgeflecht. Bis 1930 wurden bereits 50 Millionen Stück verkauft.“
Diese beeindruckende Zahl zeigt, wie die Kombination aus Bugholz-Technik und dem leichten, stabilen Wiener Geflecht das Möbeldesign revolutionierte und den Weg für moderne, massenproduzierte Designikonen ebnete.

Hilfe, mein Geflecht hängt durch! Ist es ruiniert?
Ganz und gar nicht! Das ist eine natürliche Eigenschaft des Materials. Um die Spannung wiederherzustellen, braucht es nur etwas Feuchtigkeit. Einfach die Unter- und Oberseite des Geflechts mit einem feuchten (nicht nassen!) Schwamm oder Tuch abwischen. Beim Trocknen ziehen sich die Fasern wieder zusammen und die Sitzfläche wird straff wie am ersten Tag. Ein genial einfacher Trick, der alle paar Monate Wunder wirkt.

Die richtige Pflege ist simpler als gedacht. Staub lässt sich am besten mit einem Staubsauger mit Bürstenaufsatz entfernen. Für leichte Verschmutzungen reicht ein nebelfeuchtes Tuch. Die Geheimwaffe für sprödes Geflecht:
- Ein paar Tropfen Glyzerin in lauwarmes Wasser geben.
- Das Geflecht damit abwischen, um ihm Feuchtigkeit und Elastizität zurückzugeben.
- Unbedingt vermeiden: scharfe Reiniger und ölige Pflegemittel, die die Fasern verkleben und Staub magisch anziehen.

Farb-Update für den Klassiker: Wer es moderner mag, kann Wiener Geflecht lackieren. Wichtig ist, eine Grundierung zu verwenden, die auf dem glatten Material haftet. Am besten funktioniert Sprühlack (z.B. von Montana Gold oder edding), da dieser sich gleichmäßig in die feine Struktur legt, ohne die Löcher zu verstopfen. Ein mattes Schwarz oder ein kräftiger Salbeiton kann einem alten Stuhl ein völlig neues, zeitgemäßes Leben einhauchen.

Wiener Geflecht ist das Herzstück des „Japandi“- und „Boho“-Stils. Seine natürliche Textur und die luftige Transparenz schaffen eine Verbindung zur Natur und bringen Leichtigkeit in den Raum.

Der kleine Unterschied: Handgeflochten vs. Fertiggeflecht
Handgeflochten: Hier wird jeder einzelne Strang von Hand durch die Löcher im Stuhlrahmen gezogen. Das ist die traditionelle, extrem haltbare und aufwendige Methode für hochwertige Möbel.
Fertiggeflecht (Geflechtmatte): Das Geflecht kommt als fertige Matte von der Rolle und wird in eine Nut im Rahmen eingepresst und mit einem Splint gesichert. Ideal für DIY-Projekte wie Schranktüren (denk an die unzähligen IKEA-Hacks!) oder als kostengünstigere Reparatur-Alternative.

- Leichtigkeit und visuelle Transparenz
- Stabilität bei geringem Gewicht
- Atmungsaktiv und bequem, auch im Sommer
Das Geheimnis? Das Achteckgeflecht. Diese spezielle Webart, auch Sonnengeflecht genannt, verteilt die Last perfekt in acht verschiedene Richtungen. Das macht die dünnen Rohrstränge erstaunlich tragfähig und reißfest – eine geniale Ingenieursleistung, die Optik und Funktion vereint.

Vorsicht, Falle: Der häufigste Fehler bei der Pflege von Wiener Geflecht ist die Verwendung von Möbelpolitur oder Ölen. Die glatte, silikatreiche Oberfläche des Stuhlflechtrohrs kann diese Mittel nicht aufnehmen. Stattdessen bildet sich ein klebriger Film, der Schmutz bindet und das Geflecht auf Dauer brüchig machen kann, da es keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann.

Welche Werkzeuge brauche ich für eine kleine Reparatur?
Für den Austausch einer Geflechtmatte braucht man kein riesiges Arsenal. Mit diesen drei Dingen kommst du schon sehr weit:
- Ein scharfes Stechbeitel oder ein stabiler Schraubendreher, um den alten Splint aus der Nut zu hebeln.
- Ein kleiner Hammer und ein Stück Hartholz als Zulage, um den neuen Splint schonend einzuklopfen.
- Eine robuste Schere oder ein Cuttermesser, um die eingeweichte Matte grob zuzuschneiden.

Die Rotangpalme, aus der das Flechtrohr gewonnen wird, kann unter idealen Bedingungen bis zu 5 Meter pro Jahr wachsen. Das macht sie zu einem extrem schnell nachwachsenden und damit nachhaltigen Rohstoff für die Möbelproduktion.
Im Gegensatz zu vielen Holzarten, die Jahrzehnte zum Wachsen brauchen, ist Rattan eine ressourcenschonende Wahl, die traditionelles Handwerk mit ökologischem Bewusstsein verbindet.

Mehr als nur Stühle: Die Leichtigkeit des Geflechts erobert längst auch andere Möbelstücke. Man findet es heute an Schranktüren bei Marken wie HKliving, als luftige Kopfteile für Betten oder sogar als elegante Verkleidung für Heizkörper. Der Vorteil hier: Da keine Last getragen werden muss, kann man auch dünnere, rein dekorative Geflechtmatten verwenden, was ganz neue Designmöglichkeiten eröffnet.

Design-Ikone zum Nachschlagen: Wenn du auf dem Flohmarkt oder bei Kleinanzeigen stöberst, halte Ausschau nach diesen Namen. Sie sind untrennbar mit Wiener Geflecht verbunden:
- Michael Thonet: Der Pionier, dessen „Stuhl Nr. 14“ zum Symbol des Wiener Kaffeehauses wurde.
- Marcel Breuer: Sein Freischwinger S32/S64 für Thonet kombinierte das Geflecht mit kühlem Stahlrohr – eine Bauhaus-Revolution.
- Charlotte Perriand: Ihre Entwürfe für Cassina zeigen, wie das Material in eleganten, modernistischen Kontexten funktioniert.

Natürliches Rattan: Fühlt sich warm an, hat eine lebendige, leicht unregelmäßige Oberfläche und entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina. Es ist atmungsaktiv, aber empfindlich gegenüber dauerhafter Nässe.
Synthetisches Polyrattan: Perfekt für den Außenbereich. Es ist UV-beständig, wetterfest und pflegeleicht. Haptik und Optik kommen nah ans Original heran, ihm fehlt aber die einzigartige Alterung des Naturmaterials.
Für den authentischen Charme im Innenbereich ist echtes Rattan unschlagbar.

Ein oft übersehener Aspekt ist der Standort. Wiener Geflecht ist wie Massivholz: Es reagiert auf das Raumklima. Dauerhaft trockene Heizungsluft im Winter ist sein größter Feind, da die Fasern austrocknen und spröde werden können. Ein Platz mit ausgewogener Luftfeuchtigkeit, nicht direkt vor dem Kamin oder der Heizung, verlängert die Lebensdauer um Jahre.

Wusstest du, dass die glänzende Seite des Flechtrohrs die natürliche, wasserabweisende „Rinde“ der Rattan-Liane ist? Deswegen gehört sie bei einer Sitzfläche immer nach oben – sie schützt vor Abnutzung und Verschmutzung.

Warum gibt es unterschiedliche Farben beim Naturgeflecht?
Die Farbe hängt vom Alter der Rattan-Triebe und der Behandlung ab. Frisches, „ungebleichtes“ Stuhlflechtrohr hat einen warmen, honiggelben bis leicht grünlichen Ton. „Gebleichtes“ Material ist heller und gleichmäßiger. Mit der Zeit dunkelt jedes Naturgeflecht unter Lichteinfluss nach und entwickelt eine einzigartige, warme Patina – ein Qualitätsmerkmal, das von Kennern geschätzt wird.
Der Flohmarkt-Jackpot: Ein Stuhl mit beschädigtem Geflecht ist kein Grund, ihn stehen zu lassen – im Gegenteil! Oft sind das die besten Schnäppchen. Der Holzrahmen ist meist noch top in Schuss und die Reparatur mit einer fertigen Geflechtmatte ist ein machbares DIY-Projekt. Für unter 50 Euro Materialeinsatz kann so aus einem vernachlässigten Erbstück wieder ein echtes Schmuckstück werden.




