Begonien-Pflege, die wirklich funktioniert: Dein ehrlicher Guide für Balkon & Garten
Ganz ehrlich? Begonien sind so eine Sache. Ich hab in meinem Leben schon unzählige Pflanzen in den Händen gehalten, aber Begonien, die sind besonders. Sie sind wie ein ehrlicher Freund: Sie zeigen dir sofort, wenn ihnen was nicht passt. Kein langes Rumgejammer, sondern klare Ansagen. Genau deshalb liebe ich sie so. Viele Anleitungen im Netz kratzen da nur an der Oberfläche. „Halbschattig und feucht halten“ – ja, danke für nichts! Um diese Diven (und Arbeitstiere!) wirklich zum Explodieren zu bringen, braucht es ein bisschen mehr Gefühl und Wissen.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Hauptdarsteller: Wen hast du eigentlich im Topf?
- 0.2 Das A und O: Die richtige Erde und der perfekte Platz
- 0.3 Von der Knolle zur Blüte: So geht’s richtig los
- 0.4 Hilfe, meine Begonie kränkelt! Was jetzt?
- 0.5 Die Königsdisziplin: Begonien über den Winter bringen
- 0.6 Noch ein letzter Gedanke…
- 1 Bildergalerie
Vergiss mal kurz die ganzen komplizierten botanischen Namen. Das Einzige, was du dir wirklich merken musst, ist Folgendes: Die meisten unserer Begonien stammen aus den feuchten, warmen Unterhölzern tropischer Wälder. Stell dir diesen Waldboden mal vor: Locker, voller Laub, immer leicht feucht, aber nie klatschnass. Und das Licht? Das wird von riesigen Baumkronen gefiltert. Hell, ja, aber keine brutale Mittagssonne. Alles, was wir jetzt tun, ist nichts anderes, als genau dieses Gefühl auf deinem Balkon oder im Garten nachzubauen.

Die Hauptdarsteller: Wen hast du eigentlich im Topf?
Bevor du loslegst, solltest du wissen, mit wem du es zu tun hast. Im Grunde gibt es zwei Stars für draußen, die unterschiedlicher kaum sein könnten:
- Die Diven (Knollenbegonien): Das sind die mit den riesigen, oft gefüllten Blüten, die aussehen wie Rosen aus Seide. Sie wachsen aus einer Knolle und sind die unangefochtenen Stars im Balkonkasten. Aber wie echte Diven brauchen sie etwas mehr Aufmerksamkeit und müssen im Winter rein ins Warme.
- Die Arbeitstiere (Eisbegonien): Du kennst sie aus Parks und von Gräbern – die unermüdlichen Dauerblüher, die man auch „Gottesaugen“ nennt. Sie bilden keine Knolle, blühen von Mai bis zum Frost und sind deutlich robuster, was Sonne angeht. Meistens behandelt man sie wie einjährige Pflanzen, aber sie geben wirklich alles für eine Saison.
Wir konzentrieren uns hier auf diese beiden, weil sie für draußen einfach am relevantesten sind. Die Prinzipien sind aber oft übertragbar. Ach ja, und dann gibt es noch die Blattbegonien mit ihrem Wahnsinns-Laub, aber das sind eher Stubenhocker für die Fensterbank.

Das A und O: Die richtige Erde und der perfekte Platz
Der häufigste Fehler passiert schon, bevor die Pflanze überhaupt Erde berührt. Viele greifen zur billigsten Blumenerde für 2,99 € den Sack. Ehrlich gesagt, das ist, als würdest du einen Sportwagen mit Heizöl betanken. Das kann nicht gut gehen. Diese Billig-Erden sacken zusammen, werden steinhart und führen zu Staunässe – der Todfeind Nr. 1 für jede Begonie.
Dein Substrat-Upgrade für glückliche Wurzeln
Investiere lieber ein paar Euro mehr in eine hochwertige Kübelpflanzenerde. Du erkennst sie daran, dass sie locker ist und eine gute Struktur hat. Rechne mal mit 8 bis 15 Euro für einen 40-Liter-Sack. Das ist gut angelegtes Geld! Der pH-Wert sollte leicht sauer sein, also so zwischen 5,5 und 6,5.
Kleiner Profi-Tipp: Pimpe deine Erde! Hol dir einen kleinen Sack Perlite (das sind diese weißen Kügelchen) oder feinen Blähton. Das kostet meistens nur um die 5 Euro. Mische eine Handvoll davon unter die Erde in jedem Topf. Das sorgt für eine super Belüftung und verhindert, dass die Wurzeln ersaufen, selbst wenn du mal zu viel gegossen hast. Einmal habe ich das bei einem Kasten vergessen – nach drei Wochen waren die Pflanzen gelb und die Erde ein nasser, fester Klumpen. Lektion gelernt.

Sonne? Ja, aber bitte mit Gefühl!
Begonien sind keine Sonnenanbeterinnen. Stell dir vor, du sitzt im Sommer auf einer Parkbank – am liebsten doch unter einem Baum, oder? Genauso geht es ihnen. Ein Platz mit Morgen- oder Abendsonne ist ideal. Eine Ost- oder Westseite am Haus, wo die pralle Mittagshitze zwischen 12 und 15 Uhr nicht hinknallt, ist perfekt. Die Blätter verbrennen sonst regelrecht und die Blüten sehen aus wie nasses, zerknülltes Papier.
Die robusten Eisbegonien stecken etwas mehr Sonne weg, solange sie genug Wasser bekommen. Aber gerade die prachtvollen Knollenbegonien mit ihren schweren Blüten sind echte Sensibelchen. Ein geschützter, vielleicht sogar überdachter Balkon ist für sie der beste Ort, denn starker Regen und Wind können die prachtvollen Blütenstiele leicht abknicken.
Von der Knolle zur Blüte: So geht’s richtig los
Der Start entscheidet über die ganze Saison. Hier kannst du richtig was rausholen.
Knollen vortreiben – der Turbo für deine Begonien
Wenn du besonders früh und üppig blühende Knollenbegonien willst, startest du schon im Februar oder März drinnen auf der Fensterbank. Das nennt sich „Vortreiben“. Leg die Knollen (kosten je nach Größe und Sorte ca. 2-5 € pro Stück) einfach in eine flache Kiste mit feuchter Anzuchterde.

Achtung, super wichtig: Die Knolle muss richtig herum liegen! Die Oberseite hat eine sichtbare Vertiefung, wie eine kleine Schüssel. Da kommen die Triebe raus. Die Unterseite ist glatt und nach außen gewölbt. Legst du sie falsch herum, muss der Trieb einen riesigen Umweg nehmen und verliert unnötig Kraft. Dann stellst du die Kiste hell und warm (ca. 18-20 °C) und hältst die Erde nur ganz leicht feucht. Sobald die Triebe ein paar Zentimeter hoch sind, pflanzt du jede Knolle in einen eigenen Topf. Für eine große Knollenbegonie solltest du schon einen Topf mit mindestens 25 cm Durchmesser einplanen, damit sie Platz hat, sich zu entfalten. Raus dürfen sie aber erst nach den Eisheiligen Mitte Mai!
Richtig gießen und düngen – die tägliche Pflege
So, bevor du jetzt weiterliest: Mach mal den Test! Steck deinen Finger etwa zwei Zentimeter tief in die Begonienerde. Ist sie trocken? Dann gieß jetzt. Fühlt sie sich noch feucht an? Dann lass die Gießkanne stehen. Das ist die einfachste und beste Regel.

Gieße immer direkt auf die Erde, niemals von oben über Blätter und Blüten. Nasse Blätter über Nacht sind eine offene Einladung für Pilzkrankheiten. Beim Düngen gilt: Weniger ist mehr. Begonien sind keine Fressmaschinen wie Geranien. Von Mai bis August reicht alle zwei Wochen eine Dosis flüssiger Blühpflanzendünger im Gießwasser. Eine Flasche kostet nicht die Welt, so um die 5-10 Euro, und reicht ewig. Achte im Laden auf einen Dünger, der mehr Phosphor (P) und Kalium (K) für die Blütenbildung und weniger Stickstoff (N) für das Blattwachstum hat. Zu viel Stickstoff produziert riesige Blätter, aber kaum Blüten.
Hilfe, meine Begonie kränkelt! Was jetzt?
Keine Panik, auch dem besten Gärtner passiert das mal. Wichtig ist, schnell zu reagieren.
- Blattläuse: Die kleinen Biester sitzen meist an jungen Trieben. Oft reicht schon ein kräftiger Wasserstrahl. Wenn nicht, hilft eine simple Lauge aus Schmierseife und Wasser (ca. 20g Seife auf 1 Liter).
- Dickmaulrüssler: Siehst du an den Blättern runde Fraßspuren am Rand? Das ist der Käfer. Viel schlimmer sind aber seine Larven im Boden, die die Wurzeln fressen. Die Pflanze welkt plötzlich, obwohl die Erde feucht ist. Die beste, biologische Waffe dagegen sind HM-Nematoden. Das sind winzige Fadenwürmer, die du einfach mit dem Gießwasser ausbringst. Die bekommst du nicht im Baumarkt, aber im gut sortierten Gartencenter oder ganz einfach online bei Nützlings-Anbietern.
- Echter Mehltau: Ein weißer, mehliger Belag auf den Blättern. Das passiert oft bei schwülem Wetter. Befallene Blätter sofort abknipsen! Ein altes Hausmittel, das erstaunlich gut wirkt: Mische 1 Teil fettarme H-Milch mit 9 Teilen Wasser und besprühe die Pflanzen alle 7-10 Tage damit. Die Milchsäurebakterien mögen den Pilz nämlich gar nicht.

Die Königsdisziplin: Begonien über den Winter bringen
Deine schönen Knollenbegonien nach einer Saison wegwerfen? Auf keinen Fall! Die werden von Jahr zu Jahr größer und prächtiger. Die Überwinterung ist total einfach, wenn du weißt, wie.
Also, pass auf, hier ist der Fahrplan: Warte den ersten leichten Frost ab. Der ist das Signal für die Pflanze, in den Winterschlaf zu gehen. Schneide dann die welken Triebe etwa eine Handbreit über der Knolle ab. Jetzt buddelst du die Knollen vorsichtig aus – am besten mit einer kleinen Grabegabel, um sie nicht zu verletzen. Die Erde lässt du erstmal dran und lässt die Knollen ein paar Tage an einem luftigen, frostfreien Ort abtrocknen. Danach bürstest du die restliche Erde vorsichtig ab. NIEMALS waschen! Feuchtigkeit führt zu Fäulnis.
Nimm eine Holzkiste oder einen Pappkarton, füll ihn mit trockenem Sand oder Sägespänen und bette die Knollen darin ein, sodass sie sich nicht berühren. Der perfekte Ort dafür ist ein kühler, dunkler Keller mit Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad. Kontrolliere alle paar Wochen mal, ob eine Knolle weich oder schimmelig wird – die muss dann leider raus. Aus eigener, schmerzlicher Erfahrung: Tu sie niemals in eine Plastiktüte. Das Schwitzwasser hat mir mal eine ganze Sammlung gekillt. Eine luftige Kiste ist der sichere Weg.

Noch ein letzter Gedanke…
Ach ja, und noch was Wichtiges, bevor ich’s vergesse: Begonien sind leicht giftig. Also falls du neugierige Haustiere oder kleine Kinder hast, stell die Töpfe lieber außer Reichweite. Beim Umtopfen schadet es auch nicht, Handschuhe zu tragen, falls du empfindliche Haut hast.
Du siehst, Begonien sind keine Hexerei. Es geht darum, ihre Herkunft zu verstehen und ihnen zu geben, was sie brauchen. Wenn du das einmal verinnerlicht hast, belohnen sie dich mit einer Blütenpracht, die einfach umwerfend ist. Und das ist doch der schönste Lohn für unsere Mühe, oder?
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Hilfe, meine Begonien bekommen einen weißen, mehligen Belag! Was ist das?
Das ist höchstwahrscheinlich Echter Mehltau, ein Pilz, der bei feuchtwarmem Wetter auftritt. Keine Panik! Entfernen Sie sofort stark befallene Blätter. Eine bewährte und sanfte Methode ist eine Sprühlösung aus 1 Teil Frischmilch und 9 Teilen Wasser. Die Milchsäurebakterien bekämpfen den Pilz, ohne die Pflanze zu schädigen. Wöchentlich anwenden, bis der Befall verschwindet.

- Üppige Blütenkaskaden, die über den Topfrand fließen.
- Ein dichter, farbiger Busch, der die Erde komplett verdeckt.
- Maximale Blütenpower auf kleinstem Raum.
Das Geheimnis für den perfekten Ampel- oder Kübel-Look? Kombinieren Sie eine hängende Knollenbegonie (z.B. aus der ‚Illumination‘-Serie) mit aufrecht wachsenden Eisbegonien am Fuß. Die Eisbegonien füllen die Basis, während die Hänge-Diva für den dramatischen Auftritt sorgt.

Wussten Sie schon? Die Gattung der Begonien ist mit über 2.000 bekannten Arten eine der artenreichsten Pflanzengattungen der Welt. Sie reichen von winzigen, wenige Zentimeter hohen Pflanzen bis hin zu meterhohen Sträuchern.

Der häufigste Fehler bei Begonien ist übergossene Liebe. Bevor Sie zur Gießkanne greifen, machen Sie den Fingertest: Stecken Sie Ihren Finger etwa 2-3 cm tief in die Erde. Fühlt sie sich dort noch feucht an? Dann warten Sie noch. Erst wenn sie sich leicht trocken anfühlt, ist es wieder Zeit für einen Drink.

Gerade die großblütigen Knollenbegonien sind wahre Nährstoff-Junkies. Um die opulente Blütenpracht die ganze Saison über zu garantieren, ist regelmäßiges Düngen unerlässlich. Aber womit?
- Achten Sie auf einen flüssigen Blühpflanzendünger mit einem höheren Phosphor- und Kaliumanteil.
- Produkte wie der „BioTrissol BlumenDünger“ von Neudorff sind eine gute Wahl, da sie organisch sind und die Bodenstruktur verbessern.
- Von Mai bis August alle 1-2 Wochen dem Gießwasser beigeben – die Diven werden es Ihnen mit einer wahren Blütenexplosion danken.

Terracotta: Der Klassiker atmet und lässt überschüssiges Wasser schneller verdunsten – ideal, um Wurzelfäule vorzubeugen. Der Nachteil: An heißen Tagen müssen Sie eventuell täglich gießen.
Kunststoff: Hält die Feuchtigkeit deutlich länger, was gerade bei durstigen Knollenbegonien im Sommer ein Segen sein kann. Wichtig sind hier aber tadellose Abzugslöcher.
Für Anfänger ist Terracotta oft die sicherere Wahl, um ein Gefühl für den Wasserbedarf zu entwickeln.

Es gibt einen magischen Moment, kurz nach Sonnenuntergang, wenn die Farben der Begonienblüten zu leuchten beginnen. Das satte Rot, das zarte Rosa und das leuchtende Orange scheinen das letzte Tageslicht einzufangen und schaffen eine fast surreale, unglaublich friedliche Atmosphäre auf dem Balkon. Es ist mehr als nur Deko – es ist ein Gefühl.
Knollen-Wellness für den Winter
Damit Ihre Knollenbegonien im nächsten Jahr wieder strahlen, brauchen sie einen Winterschlaf. So geht’s:
- Nach dem ersten leichten Frost die Pflanze ausgraben und die Stängel auf ca. 5 cm einkürzen.
- Die Knolle vorsichtig von der restlichen Erde befreien und einige Tage an einem luftigen Ort trocknen lassen.
- In eine Kiste mit leicht feuchtem Sand oder Torf legen und an einem kühlen, dunklen Ort (ca. 5-10 °C) lagern, z.B. im Keller.




