Das Öl-Geheimnis: Welches Öl du wirklich brauchst (und welches du falsch benutzt)

von Adele Voß
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„Junge, das Öl ist kein Schmiermittel, es ist eine Zutat. Behandle es auch so.“ Diesen Satz hat mir mein alter Lehrmeister vor gefühlten Ewigkeiten eingetrichtert, und ehrlich gesagt, er hat sich eingebrannt. Nach unzähligen Jahren in Profiküchen sehe ich immer noch die gleichen Fehler: Gutes, teures Olivenöl wird in der Pfanne verbrannt, bis es raucht, das falsche Öl landet im Salat, und am Ende wundert man sich über den komischen Beigeschmack. Dabei ist die ganze Sache total easy, wenn man einmal das Grundprinzip kapiert hat.

Und nein, es geht nicht nur um den Rauchpunkt. Das ist nur eine Zahl. Um ein Öl wirklich zu verstehen, musst du wissen, wie es hergestellt wurde. Nur dann kannst du sein volles Potenzial nutzen. Also, lass uns das mal so angehen, wie ich es meinen Azubis beibringe: ohne komplizierte Chemie, aber mit Respekt vor dem Produkt.

Was in der Pfanne wirklich passiert: Kaltgepresst gegen Raffiniert

Jeder redet vom Rauchpunkt. Aber was heißt das eigentlich? Ganz einfach: Das ist die Temperatur, bei der ein Öl anfängt, zu verbrennen und sich zu zersetzen. Du siehst dann diesen bläulichen Rauch aufsteigen. Das ist nicht nur ein schlechtes Zeichen, es ist auch ungesund und ruiniert dein Essen komplett. Alles, was du dann in die Pfanne wirfst, wird bitter und schmeckt einfach nur furchtbar.

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Der entscheidende Punkt, den du dir merken musst, ist der Unterschied zwischen „kaltgepresst“ (oder „nativ“) und „raffiniert“. Das ist der Schlüssel zu allem.

  • Kaltgepresste (native) Öle: Stell dir vor, Oliven oder Rapskerne werden ganz schonend, ohne viel Hitze, einfach nur ausgepresst. Dadurch bleiben all die guten Sachen drin: Vitamine, Antioxidantien und vor allem der typische Geschmack! Ein kaltgepresstes Rapsöl schmeckt nussig, ein Olivenöl fruchtig. Der Haken? Durch diesen sanften Prozess bleiben auch Stoffe drin, die nicht so hitzestabil sind. Der Rauchpunkt ist also niedriger. Diese Öle sind die Stars für die kalte Küche oder zum ganz sanften Dünsten.
  • Raffinierte Öle: Das sind die Arbeitstiere. Sie werden mit Hitze und Druck gewonnen und danach gründlich „gereinigt“ (raffiniert). Dabei gehen zwar viele Geschmacksstoffe und Vitamine flöten, aber das Öl wird dadurch extrem hitzestabil und geschmacksneutral. Perfekt zum scharf Anbraten, Frittieren und Backen, weil sie den Eigengeschmack der Zutaten nicht verfälschen.

Es ist also keine Frage von „gut“ oder „schlecht“. Es ist eine Frage des Zwecks. Dein teures, kaltgepresstes Olivenöl für 15 Euro die Flasche zum Anbraten eines Steaks zu nehmen, ist, als würdest du mit einem Sportwagen zum Einkaufen im Dorf fahren – geht, ist aber pure Verschwendung.

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Meine Top-Auswahl: Diese Öle reichen für 99 % aller Gerichte

In einer Profiküche stehen keine zwanzig verschiedenen Flaschen herum. Man hat eine kleine, aber feine Auswahl, die alles abdeckt. Und die funktioniert zu Hause genauso gut.

1. Rapsöl: Der unschlagbare Alleskönner

Für mich das vielleicht vielseitigste Öl überhaupt. Hier siehst du den Unterschied perfekt:

  • Kaltgepresstes Rapsöl: Goldgelb, kräftig-nussiger Geschmack. Ich liebe es für Kartoffelsalat oder kräftige Dressings. Du kannst damit auch sanft Gemüse andünsten, aber bitte nicht scharf anbraten. Sein Rauchpunkt liegt so bei 130–190 °C. Kleiner Tipp: Nach dem Öffnen am besten im Kühlschrank lagern, dann bleibt es länger frisch. Kostet im Bioladen oder gut sortierten Supermarkt meist so um die 4–7 € für 0,5 Liter.
  • Raffiniertes Rapsöl: Das ist unser Standard-Bratöl. Geschmacksneutral, hitzestabil bis über 200 °C und supergünstig. Eine Literflasche kriegst du oft schon für 2-4 Euro. Ob Schnitzel, Bratkartoffeln oder Fisch – dieses Öl macht einfach seinen Job.
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2. Sonnenblumenöl: Der Frittier-Champion

Ähnlich wie beim Rapsöl, aber mit einer wichtigen Besonderheit.

Das normale raffinierte Sonnenblumenöl ist okay, aber nicht super hitzestabil. Wenn du wirklich frittieren oder im Wok bei hoher Hitze arbeiten willst, halt Ausschau nach „High-Oleic“-Sonnenblumenöl. Das ist eine spezielle Züchtung, die extrem hitzestabil ist (bis ca. 230 °C). Steht oft direkt auf der Flasche: „hoch erhitzbar“ oder „zum Braten und Frittieren“. Das ist das Zeug, das die Profis nehmen.

Achtung, Sicherheitstipp! Wenn du frittierst, füll den Topf niemals mehr als zur Hälfte mit Öl. Sollte es sich doch mal entzünden (passiert bei Überhitzung), NIEMALS mit Wasser löschen! Das gibt eine riesige Fettexplosion. Einfach Herd aus und einen passenden Deckel drauf, um die Flamme zu ersticken.

3. Olivenöl: Das flüssige Gold

Kein Öl wird so oft missverstanden. Hier gilt:

  • Natives Olivenöl Extra (Extra Vergine): Das ist die Königsklasse. Purer, kaltgepresster Olivensaft. Intensiv, fruchtig, manchmal pfeffrig. Dieses Öl gehört in den Salat, über die fertige Pasta oder zum Dippen mit Brot. Ein gutes Öl kostet schon mal 10-20 Euro für den halben Liter, und das verbrennt man nicht in der Pfanne. Sanftes Andünsten von Gemüse bei mittlerer Hitze (bis ca. 180 °C) geht aber klar.
  • „Olivenöl“ (ohne Zusatz): Aufgepasst! Das ist meist eine Mischung aus raffiniertem und etwas nativem Olivenöl. Es ist heller, milder und hitzestabil. Damit kannst du braten, wenn du einen leichten Olivengeschmack dabeihaben möchtest.
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4. Butterschmalz & Ghee: Der Klassiker für Geschmack

Bevor es die ganzen neutralen Öle gab, war Butterschmalz der Held für die heiße Pfanne. Es ist im Grunde nur reines Butterfett, ohne Wasser und Milcheiweiß, und deshalb viel höher erhitzbar als normale Butter (ca. 205 °C).

Ganz ehrlich, das Geheimnis für ein perfektes Wiener Schnitzel ist Butterschmalz. Die Panade wird unvergleichlich goldbraun und knusprig. Auch für Bratkartoffeln ist es ein Traum. Ghee ist die indische Variante, oft mit einem leicht nussigeren Aroma. Beides verleiht dem Essen einen wunderbaren Buttergeschmack.

5. Was ist mit den Trend-Ölen? Kokos & Avocado

Die stehen ja heute auch in jeder Küche. Wo passen die rein?

  • Kokosöl: Gibt’s nativ (kaltgepresst, riecht und schmeckt stark nach Kokos) und raffiniert (desodoriert, also ohne Geschmack). Das native ist super für asiatische Gerichte oder im Müsli, aber nicht für mega hohe Hitze. Das raffinierte Kokosfett hingegen ist sehr hitzestabil und eignet sich gut zum Braten und Backen, wenn man kein Kokosaroma möchte. Es besteht hauptsächlich aus gesättigten Fettsäuren, was in der Ernährungsdebatte… nun ja, ein eigenes Thema ist.
  • Avocadoöl: Ein echter Geheimtipp! Vor allem das raffinierte Avocadoöl hat einen der höchsten Rauchpunkte überhaupt (um die 250 °C). Es ist also der absolute Champion für scharfes Anbraten, zum Beispiel für ein Steak in der Gusseisenpfanne. Es ist allerdings auch recht teuer, meist über 10 € für eine kleine Flasche.
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6. Die Spezialisten für den letzten Schliff

Diese Öle sind keine Allrounder, sondern Gewürze. Man braucht sie nicht jeden Tag, aber sie können ein Gericht verzaubern.

  • Geröstetes Sesamöl: Das dunkle, duftende Öl. Ein paar Tropfen davon über ein fertiges Wok-Gericht, und du bist geschmacklich in Asien. NIEMALS zum Braten nehmen, es verbrennt sofort. Das ist ein reines Würzöl!
  • Kürbiskernöl: Tiefgrün, nussig, intensiv. Ein Klassiker aus Österreich. Gehört über den Feldsalat, in die Kürbissuppe oder – kleiner Geheimtipp – ein paar Tropfen über Vanilleeis. Bloß nicht erhitzen, das macht es bitter. Ich hab mal einen Lehrling gehabt, der dachte, „viel hilft viel“ und hat das teure Kürbiskernöl in die heiße Pfanne gekippt. Die ganze Küche roch verbrannt, das Essen war ungenießbar und wir haben eine 20-Euro-Flasche weggeschüttet. Aus solchen Fehlern lernt man.
  • Leinöl: Das Gesundheitswunder. Proppenvoll mit empfindlichen Omega-3-Fettsäuren. Darf unter keinen Umständen erhitzt werden. Klassisch zu Pellkartoffeln mit Quark, im Müsli oder Smoothie. Kauft es nur in kleinen, dunklen Flaschen und lagert es im Kühlschrank. Nach dem Öffnen schnell verbrauchen, es wird extrem schnell ranzig.
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Praxis-Tipps, die wirklich helfen

Wissen ist gut, Anwendung ist besser. Hier ein paar Tricks aus dem Alltag.

Der Holzlöffel-Test: Du willst wissen, ob das Öl heiß genug ist? Du brauchst kein Thermometer. Halte den Stiel eines trockenen Holzlöffels ins Öl. Steigen kleine Bläschen auf, ist die Temperatur perfekt zum Braten (ca. 170–180 °C). Das entspricht bei den meisten Herden einer mittleren bis hohen Stufe, so 6-7 von 9. Passiert nichts, ist es zu kalt. Spritzt es wie verrückt, ist es zu heiß.

Der 5-Sekunden-Geschmacks-Upgrade: Geh JETZT in deine Küche. Steht dein bestes Olivenöl direkt neben dem Herd im Licht? Falsch! Licht, Luft und Wärme sind die größten Feinde von Öl – es wird ranzig. Stell die Flasche sofort in einen dunklen Schrank. Das ist dein einfachstes Geschmacks-Upgrade überhaupt.

Frittieröl wiederverwenden? Ja, das geht 2-3 Mal. Nach dem Gebrauch abkühlen lassen und durch einen Kaffeefilter oder ein feines Sieb gießen, um Reste zu entfernen. Aber: Wenn du Fisch darin frittiert hast, mach danach bitte keine Krapfen darin, es sei denn, du stehst auf Fisch-Krapfen. Den Geruch kriegst du kaum wieder raus. Sobald das Öl dunkel wird, komisch riecht oder zu früh raucht, gehört es in einem alten Glas gesammelt in den Restmüll. Niemals in den Ausguss!

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Du brauchst keine riesige Sammlung. Ganz ehrlich, mit diesen drei Ölen bist du für unter 20 Euro perfekt ausgestattet und kannst fast alles kochen:

  1. Ein neutrales, hoch erhitzbares Öl: Raffiniertes Rapsöl oder High-Oleic-Sonnenblumenöl zum scharfen Anbraten und Frittieren. (ca. 3 €)
  2. Ein hochwertiges, kaltgepresstes Olivenöl Extra: Für Salate, zum Dippen und zum Verfeinern. (ca. 12 €)
  3. Ein aromatisches, kaltgepresstes Öl: Zum Beispiel Rapsöl für Kartoffelsalat oder nussige Dressings. (ca. 5 €)

Das war’s schon! Alles andere sind Boni für spezielle Gelegenheiten. Also, schau dir deine Ölflaschen mal mit neuen Augen an. Denk an die Worte meines Meisters: Es ist eine Zutat. Und die richtige Zutat macht oft den kleinen, aber feinen Unterschied.

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Wussten Sie, dass der Rauchpunkt eines Öls kein fester Wert ist? Er sinkt, je länger und öfter das Öl erhitzt wird.

Genau deshalb sollten Sie Frittieröl nicht unendlich oft wiederverwenden. Mit jeder Benutzung bilden sich freie Fettsäuren, die den Rauchpunkt senken. Das Öl beginnt schneller zu qualmen, wird bitter und kann ungesunde Stoffe bilden. Für die perfekte Fritteuse gilt also: Nach spätestens fünf bis sieben Mal benutzen ist ein kompletter Wechsel fällig.

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Der wahre Luxus beginnt, wenn das Kochen vorbei ist. Das Geheimnis eines unvergesslichen Gerichts liegt oft im „Finishing Oil“. Ein Schuss hochwertiges, kaltgepresstes Öl, das erst ganz zum Schluss über das fertige Essen geträufelt wird. Der Trick dabei: Die Hitze des Gerichts setzt die flüchtigen Aromen des Öls frei, ohne sie zu zerstören. Probieren Sie mal ein pfeffriges toskanisches Olivenöl über einem Steak, nussiges Kürbiskernöl auf einer Suppe oder geröstetes Sesamöl auf gedämpftem Gemüse. Das ist der Unterschied zwischen gut und unvergesslich.

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Gutes Öl verdient einen guten Platz – und der ist definitiv nicht neben dem Herd. Die drei größten Feinde jedes hochwertigen Öls sind Licht, Sauerstoff und Wärme. Um die feinen Aromen und wertvollen Inhaltsstoffe zu schützen, sollten Sie ein paar einfache Regeln beachten:

  • Dunkelheit: Kaufen Sie Öle in dunklen Glasflaschen oder Blechkanistern, wie sie z.B. von Jordan Olivenöl angeboten werden. Lagern Sie sie immer im Schrank, nicht auf der offenen Arbeitsfläche.
  • Kühle: Ein kühler Vorratsschrank ist ideal. Der Platz direkt neben dem Kochfeld oder über dem Backofen ist tabu.
  • Luftdicht: Drehen Sie den Deckel nach jedem Gebrauch fest zu. Sauerstoff lässt das Öl oxidieren und ranzig werden.

Ghee oder Butter – was ist besser für die Pfanne?

Beide haben ihre Berechtigung, aber für unterschiedliche Aufgaben. Butter besteht aus Fett, Wasser und Milcheiweiß. Genau dieses Milcheiweiß verbrennt bei ca. 175°C und sorgt für den nussigen Geschmack der „braunen Butter“, macht sie aber ungeeignet für scharfes Anbraten. Ghee, auch Butterschmalz genannt, ist geklärte Butter, bei der Wasser und Milcheiweiß entfernt wurden. Das Ergebnis? Pures Butterfett mit einem hohen Rauchpunkt von etwa 250°C. Perfekt, um ein Steak scharf anzubraten, ohne dass etwas verbrennt.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.