Shampoo selber machen: Ein ehrlicher Guide aus der Werkstatt
Bei mir in der Werkstatt riecht es eigentlich immer nach einer Mischung aus Kräutern, Wachsen und Ölen. Das ist die Welt der Naturkosmetik, in der ich mich seit Ewigkeiten bewege. Und ganz ehrlich? Die Gründe, warum Leute zu mir kommen, sind immer die gleichen: Sie sind frustriert von den ewig langen, unverständlichen Zutatenlisten auf gekauften Produkten. Sie klagen über juckende Kopfhaut, fliegendes oder einfach kraftloses Haar. Die Lösung ist oft überraschend simpel – zurück zu den Wurzeln, zu reinen, ehrlichen Zutaten.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Erst mal die Werkzeugkiste packen
- 0.2 Die Grundlagen: Was muss ein Shampoo eigentlich können?
- 0.3 Das Handwerk: Die richtigen Zutaten für dein Haar
- 0.4 Keine Zutaten da? Dein Notfall-Shampoo aus der Küche
- 0.5 Welches Rezept passt zu dir?
- 0.6 Drei Rezepte aus meiner Werkstatt
- 0.7 Wenn mal was schiefgeht: Troubleshooting
- 0.8 Ein letztes Wort vom Profi
- 1 Bildergalerie
Dein eigenes Shampoo herzustellen, ist absolut keine Hexerei. Es ist ein Handwerk. Und wie bei jedem guten Handwerk braucht man drei Dinge: ein Verständnis fürs Material, sauberes Werkzeug und ein bisschen Geduld. Ich will dir hier nicht einfach nur ein paar Rezepte hinknallen. Ich möchte dir die Grundlagen erklären, damit du wirklich verstehst, was du da tust. Denn nur dann kannst du später deine eigenen, perfekten Mischungen für genau dein Haar entwickeln. Das ist doch das Ziel, oder?

Erst mal die Werkzeugkiste packen
Bevor wir uns die Hände schmutzig machen, lass uns sicherstellen, dass du alles Nötige parat hast. Nichts ist nerviger, als mittendrin festzustellen, dass etwas Wichtiges fehlt.
Dein Basis-Equipment sollte sein:
- Eine digitale Feinwaage: Löffel- und Tassenangaben sind was für die Küche, aber hier brauchen wir Präzision. Eine Waage, die auf 0,1 Gramm genau wiegt, ist Gold wert. Gibt’s online schon für unter 20 Euro.
- Hitzebeständige Bechergläser: Mindestens zwei Stück, damit du Zutaten separat anmischen und erwärmen kannst. Die bekommst du in der Apotheke oder in Online-Shops für Kosmetik-Rohstoffe.
- Ein kleiner Spatel oder Glasrührstab: Zum sauberen Verrühren.
- Eine Staubmaske: ACHTUNG! Das ist kein Witz. Wenn du mit festen Tensiden in Pulverform arbeitest (für die Shampoo-Bars), musst du deine Atemwege schützen. Eine einfache FFP2-Maske aus dem Baumarkt tut’s.
- Leere, saubere Flaschen oder Dosen: Zum Abfüllen deines fertigen Meisterwerks.
Die Grundlagen: Was muss ein Shampoo eigentlich können?
Okay, keine Sorge, das wird jetzt keine Chemiestunde. Aber wer das „Warum“ kapiert, macht später einfach weniger Fehler. Dein Haar und deine Kopfhaut sind ein empfindliches Ökosystem. Unsere Mission: Schmutz und überschüssiges Fett entfernen, ohne dieses System komplett aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Die Rolle der Tenside: Mehr als nur Schaum
Der wichtigste Spieler in jedem Shampoo ist das Tensid. Stell dir ein Tensid wie einen winzigen Helfer mit zwei Händen vor: Eine Hand packt sich die Fett- und Schmutzpartikel im Haar, die andere hält sich am Wasser fest. Beim Ausspülen wird dann alles zusammen weggeschwemmt. Ohne diesen Trick würde das Wasser einfach am fettigen Haar abperlen.
In herkömmlichen Shampoos stecken oft aggressive, billige Tenside wie Sulfate (SLES). Die schäumen wie verrückt und reinigen brachial. Das Problem? Sie können den natürlichen Schutzfilm deiner Kopfhaut angreifen. Das Ergebnis kennst du vielleicht: Trockenheit, Juckreiz, Schuppen.
Beim Selbermachen setzen wir auf sanftere Kollegen:
- Verseifte Öle (also Seife): Das ist die traditionellste Form. Kernseife oder Aleppo-Seife sind eine gute Basis. Sie reinigen super, sind aber basisch, was die Haarstruktur aufraut (dazu gleich mehr).
- Zuckertenside (z.B. Coco Glucoside): Gewonnen aus Kokosöl und Zucker. Die sind extrem mild, biologisch abbaubar und super hautfreundlich. Der Schaum ist feiner, die Reinigung aber top.
- Aminosäure-Tenside: Eine weitere milde Gruppe, die man oft in zertifizierter Naturkosmetik findet. Sehr gut verträglich.
Die Wahl des Tensids ist die erste große Weichenstellung für dein Shampoo. Die meisten Rohstoffe dafür findest du übrigens in spezialisierten Online-Shops wie Dragonspice oder Spinnrad. Wenn du einmal eine Grundausstattung bestellt hast, kommst du damit ewig aus.

Der pH-Wert: Warum dein Haar es „sauer“ mag
Gesundes Haar hat einen leicht sauren pH-Wert (so um die 5). Das hält die äußere Schuppenschicht des Haares schön geschlossen und glatt. Denk an einen Tannenzapfen: Sind die Schuppen zu, ist er glatt. Sind sie offen, ist er rau. Eine geschlossene Schuppenschicht reflektiert das Licht besser – dein Haar glänzt!
Seife und hartes Leitungswasser sind aber basisch (pH> 7). Wäschst du deine Haare mit reiner Seife, spreizen sich die „Tannenzapfen-Schuppen“. Das Haar fühlt sich stumpf an. In Regionen mit kalkhaltigem Wasser wird’s noch schlimmer: Der Kalk bildet mit der Seife eine Art unlöslichen Film („Kalkseife“), der das Haar strähnig macht.
Die Lösung? Eine „saure Rinse“. Das ist nichts anderes als eine Spülung aus Wasser mit einem Schuss Apfelessig oder Zitronensaft. Sie neutralisiert den pH-Wert, schließt die Schuppenschicht wieder und spült die Kalkseife raus. Das ist kein optionaler Wellness-Schritt, sondern ein MUSS nach jeder Seifenwäsche. Moderne Tenside wie die Zuckertenside sind von Haus aus schon im richtigen pH-Bereich, da kannst du dir das meistens sparen.

Das Handwerk: Die richtigen Zutaten für dein Haar
Ein gutes Shampoo ist mehr als nur Wasser und Waschrohstoff. Die weiteren Zutaten geben ihm den Pflege-Kick. Hier ist Qualität entscheidend für das Ergebnis.
Die flüssige Basis
Statt einfachem Leitungswasser, das Kalk und Keime enthalten kann, greifen wir lieber zu Bessserem:
- Destilliertes Wasser: Absolut rein, kein Kalk. Das macht dein Produkt haltbarer und verhindert Kalkseife. Bekommst du für ein paar Euro im Drogeriemarkt.
- Kräuteraufgüsse: Hier beginnt die Magie! Ein starker Aufguss bringt die Wirkstoffe direkt ins Shampoo. Einfach destilliertes Wasser aufkochen, vom Herd nehmen, Kräuter rein (z.B. Kamille für helles Haar, Rosmarin für die Kopfhaut), 15 Min. ziehen lassen und dann gut abseihen. Immer frisch zubereiten!
- Hydrolate (Pflanzenwässer): Das sind quasi die feinen Schwestern der ätherischen Öle. Sie duften dezent und pflegen. Rosenhydrolat beruhigt, Hamamelishydrolat klärt fettige Haut.
Wirkstoffe: Das gewisse Extra
Jetzt kommt der Feinschliff. Aber Achtung: Weniger ist oft mehr.

- Rückfettende Öle (1-3 %): Ein Schuss hochwertiges Pflanzenöl pflegt die Kopfhaut. Jojobaöl ist ein super Allrounder (ca. 10-15 € pro 100 ml, hält ewig). Brokkolisamenöl ist ein Geheimtipp und ein genialer natürlicher Silikonersatz!
- Feuchtigkeitsspender: Pflanzliches Glycerin und Panthenol (Provitamin B5) sind wahre Helden. Sie binden Feuchtigkeit, beruhigen die Kopfhaut und machen das Haar kämmbarer.
- Pflanzliche Proteine: Weizen- oder Reisprotein füllen kleine Lücken in der Haarstruktur auf und geben feinem Haar mehr Griff.
Konservierung und Duft
Jedes Produkt, das Wasser enthält, ist eine Einladung für Bakterien und Schimmel. Ganz ehrlich, die Angabe „zwei Wochen im Kühlschrank haltbar“ ist okay, wenn du nur für dich eine kleine Menge machst. Wenn du aber länger was davon haben willst, brauchst du einen Konservierer. Punkt.
In der Naturkosmetik gibt es dafür gute Mittel, z.B. Rokonsal BSB-N oder Biokons. Halte dich exakt an die Dosierung des Herstellers (meist nur 1 %). Für den Duft sind naturreine ätherische Öle die beste Wahl – sie duften nicht nur, sie wirken auch. Rosmarinöl für die Durchblutung, Teebaumöl gegen Schuppen, Lavendel zur Beruhigung. Aber teste jedes neue Öl vorher in der Armbeuge auf Verträglichkeit!

Keine Zutaten da? Dein Notfall-Shampoo aus der Küche
Du willst HEUTE was ausprobieren, ohne erst online was zu bestellen? Kein Problem. Schnapp dir das Roggenmehl aus deinem Küchenschrank. Ja, richtig gelesen. Das ist ein fast vergessener Trick: Verrühre einfach ein paar Esslöffel (je nach Haarlänge) feines Roggenmehl mit lauwarmem Wasser zu einem joghurtartigen Brei. Lass es kurz quellen und massiere es dann wie ein Shampoo ins nasse Haar und auf die Kopfhaut ein. Gründlich ausspülen! Es schäumt null und ist gewöhnungsbedürftig, aber das Ergebnis ist oft verblüffend weiches, griffiges Haar. Eine geniale Methode, die ganz ohne klassische Tenside auskommt.
Welches Rezept passt zu dir?
Bevor du loslegst, hier eine kleine Entscheidungshilfe. Ich hab dir drei Varianten mitgebracht, von ganz einfach bis etwas anspruchsvoller:
- Das Seifen-Shampoo (für Einsteiger): Perfekt, um das Prinzip zu verstehen. Wenige Zutaten, schnell gemacht. Aber denk dran: Die saure Rinse danach ist Pflicht! Eignet sich am besten für normales bis eher unkompliziertes Haar.
- Das milde Flüssig-Shampoo (der Allrounder): Fühlt sich fast an wie ein gekauftes Produkt, ist aber unendlich sanfter. Ideal für empfindliche Kopfhaut, trockenes oder coloriertes Haar. Du brauchst ein paar mehr spezielle Zutaten, aber das Ergebnis ist es absolut wert.
- Der feste Shampoo-Bar (die Nachhaltige): Kein Verpackungsmüll, perfekt für Reisen. Die Herstellung ist etwas kniffliger, aber für fettiges Haar ist er (dank der Tonerde) oft unschlagbar.

Drei Rezepte aus meiner Werkstatt
So, jetzt aber ran an die Töpfe. Arbeite immer sauber und desinfiziere deine Geräte vorher mit 70%igem Alkohol aus der Apotheke.
Rezept 1: Das einfache Seifen-Shampoo
Zutaten für ca. 250 ml:
- 20 g reine Kernseife oder Aleppo-Seife (am besten ohne Palmöl)
- 250 ml destilliertes Wasser
- 1 EL getrocknete Brennnesselblätter
- 1 TL Jojobaöl
- 5 Tropfen ätherisches Rosmarinöl
Zubereitung (Arbeitszeit: ca. 15 Min.):
- Wasser aufkochen, vom Herd nehmen, Brennnesselblätter rein und 15 Min. ziehen lassen.
- In der Zwischenzeit die Seife fein raspeln.
- Den Brennnessel-Sud abseihen, wieder in den Topf geben und langsam erwärmen (nicht kochen!). Die Seifenraspeln unter Rühren darin auflösen.
- Topf vom Herd nehmen, auf Handwärme abkühlen lassen und dann Jojobaöl und Rosmarinöl einrühren.
- In eine Flasche füllen. Wird beim Abkühlen etwas fester.
Kosten & Haltbarkeit: Kostet pro Flasche vielleicht 1-2 €. Ohne Konservierer ca. 1-2 Wochen im Kühlschrank haltbar. Reicht für ca. 15 Wäschen. Wichtig: Immer mit einer sauren Rinse abschließen (1 Liter kaltes Wasser + 2 EL Apfelessig)!

Rezept 2: Mildes Zuckertensid-Shampoo
Zutaten für ca. 200 ml:
- 120 g Kamillenhydrolat (oder destilliertes Wasser)
- 50 g Coco Glucoside (Zuckertensid)
- 10 g pflanzliches Glycerin
- 5 g Mandelöl
- 2 g Panthenol
- 2 g Biokons (Konservierer)
- 5 Tropfen ätherisches Lavendelöl
Zubereitung (Arbeitszeit: ca. 20 Min.):
- Coco Glucoside und Glycerin in einem Becherglas vorsichtig verrühren.
- Im zweiten Becherglas das Panthenol im Kamillenhydrolat auflösen.
- Jetzt die Hydrolat-Mischung langsam unter Rühren zur Tensid-Mischung geben. Langsam rühren, um nicht zu viel Schaum zu erzeugen! Es entsteht ein schönes Gel.
- Mandelöl einrühren, danach Konservierer und ätherisches Öl dazu.
- Der pH-Wert sollte bei 5-5,5 liegen (mit Teststreifen prüfen). Wenn nötig, mit 1-2 Tropfen Milchsäure anpassen.
- In eine saubere Flasche füllen. Fertig!
Kosten & Haltbarkeit: Hier liegen die Kosten pro Flasche bei ca. 3-4 €. Dank Konservierung ist es aber bei Zimmertemperatur locker 3-6 Monate haltbar und reicht für ca. 20-25 Wäschen.
Rezept 3: Fester Shampoo-Bar
Zutaten für 1 Bar (ca. 60 g):

- 40 g SCS (Sodium Coco Sulfate) – Staubmaske tragen!
- 10 g Kakaobutter
- 5 g Sheabutter
- 5 g grüne Tonerde
- 10 Tropfen ätherisches Teebaumöl
Zubereitung (Arbeitszeit: ca. 25 Min. + Aushärtezeit):
- SCS, Kakaobutter und Sheabutter in einem Becherglas im heißen Wasserbad langsam schmelzen, bis eine zähe Masse entsteht.
- Glas aus dem Wasserbad nehmen und zügig Tonerde und ätherisches Öl einkneten.
- Die noch warme Masse fest in eine Silikonform (z.B. Muffinform) drücken. Und ich meine WIRKLICH fest!
Kleiner Tipp aus schmerzlicher Erfahrung: Meinen ersten Bar hab ich nur locker reingedrückt. Das Ergebnis? Er ist mir in der Dusche zu Staub zerbröselt. Also: Pressen, was das Zeug hält, um Lufteinschlüsse zu vermeiden und den Bar stabil zu machen.
Aushärten & Anwendung: Den Bar mindestens 24-48 Stunden aushärten lassen. Einfach über das nasse Haar streichen, aufschäumen und ausspülen. Ein 60g Bar ersetzt locker 2-3 Flaschen Flüssigshampoo und kostet in der Herstellung ca. 2,50 €.

Wenn mal was schiefgeht: Troubleshooting
Nicht jeder Versuch wird sofort perfekt. Das ist im Handwerk völlig normal. Hier die häufigsten Probleme und ihre Lösungen:
- Problem: Das Seifen-Shampoo macht die Haare wachsartig.
Lösung: Dein Wasser ist zu hart. Nimm mehr Essig für die Rinse. Oder probier mal, deine Haare mit destilliertem Wasser zu waschen. Klingt verrückt, wirkt aber Wunder.
- Problem: Das flüssige Shampoo ist zu dünn.
Lösung: Du kannst es mit einer Prise Xanthan oder Johannisbrotkernmehl andicken. Wichtig: Erst in etwas Glycerin klümpchenfrei anrühren und dann unter das Shampoo mischen.
- Problem: Die Kopfhaut juckt.
Lösung: Du reagierst wahrscheinlich auf einen Inhaltsstoff, meist ein ätherisches Öl. Lass es beim nächsten Mal weg. Oder die Tensidkonzentration war zu hoch.
- Problem: Mein Shampoo trennt sich (Öl schwimmt oben).
Lösung: Das passiert, wenn das Öl sich nicht mit dem Wasser verbindet. Für den Moment hilft kräftiges Schütteln vor jedem Gebrauch. Fürs nächste Mal könntest du einen Lösungsvermittler wie LV 41 einarbeiten, aber das ist schon die Kür für Fortgeschrittene.

Ein letztes Wort vom Profi
Die Arbeit mit diesen Rohstoffen ist großartig, erfordert aber auch Respekt. „Natürlich“ heißt nicht automatisch „harmlos“. Ätherische Öle können potente Allergene sein.
Deshalb mein Rat an dich: Arbeite immer peinlich sauber. Teste jedes neue Produkt erst in der Armbeuge. Und beschrifte deine Kreationen mit dem Datum. Wenn etwas komisch riecht oder die Farbe ändert – weg damit.
Dein eigenes Shampoo zu machen, gibt dir die volle Kontrolle zurück. Es ist ein unglaublich befriedigender Prozess. Geh die Sache mit Freude und Sorgfalt an, dann wirst du mit einem Ergebnis belohnt, das kein Massenprodukt jemals bieten kann: ein ehrliches, wirksames und ganz persönliches Stück Handwerkskunst.
Bildergalerie


Der Duft deines selbstgemachten Shampoos ist deine persönliche Signatur. Vergiss künstliche Parfums – hier komponierst du selbst. Eine Basis aus beruhigendem Lavendel, eine Herznote aus erdendem Rosmarin und eine Kopfnote aus spritziger Zitrone? Oder vielleicht eine sinnliche Mischung aus Ylang-Ylang und Sandelholz? Das ist mehr als nur Haarpflege; es ist ein tägliches, kleines Aromatherapie-Ritual unter der Dusche, das nur für dich geschaffen wurde.

- Für trockenes Haar: Lindenblüten- oder Kamillenaufguss als Basis verwenden.
- Gegen Schuppen & fettiges Haar: Ein starker Aufguss aus Brennnessel und Salbei wirkt klärend und beruhigend auf die Kopfhaut.
- Für mehr Glanz: Ein Schuss Apfelessig in die fertige Mischung oder ein Aufguss aus Rosmarinblättern schließt die Schuppenschicht der Haare.

Der kritische pH-Wert: Unsere Kopfhaut hat einen leicht sauren pH-Wert (ca. 5,5). Liegt der Wert deines Shampoos zu hoch (alkalisch), raut es die Haarstruktur auf und macht sie stumpf und brüchig. Eine Prise Zitronensäure oder ein paar Tropfen Milchsäure können den pH-Wert senken. Teststreifen aus der Apotheke sind hier eine lohnende Investition, um deine Rezeptur perfekt abzustimmen.

„Die Haut ist kein Schutzschild, sondern ein lebendiges Ökosystem. Aggressive Tenside können dieses empfindliche Mikrobiom stören und zu Irritationen führen.“ – Studie zur Hautflora, Journal of Clinical Investigation

Das Herzstück jedes reinigenden Shampoos ist das Tensid. Doch statt auf aggressive Sulfate zu setzen, greifen wir im DIY-Bereich auf sanfte, pflanzliche Alternativen zurück. Sie reinigen effektiv, ohne die Kopfhaut auszulaugen. Zu den bewährtesten milden Optionen gehören:
- SCI (Sodium Cocoyl Isethionate): Ein sehr mildes Pulvertensid aus Kokosöl, ideal für feste Shampoos.
- SLSA (Sodium Lauryl Sulfoacetate): Trotz des ähnlichen Namens nicht mit SLS zu verwechseln. Es ist ein sanftes, schäumendes Pulver, das für empfindliche Haut zugelassen ist.
- Zuckertenside (z.B. Coco Glucoside): Flüssig, extrem mild und biologisch abbaubar. Perfekt für flüssige Shampoos.

Wie lange hält mein selbstgemachtes Shampoo eigentlich?
Das ist eine der wichtigsten Fragen! Die Antwort hängt vom Wasseranteil ab. Feste Shampoo-Bars, die nach der Herstellung gut durchtrocknen, halten sich viele Monate. Bei flüssigen Shampoos, die Wasser oder Kräuteraufgüsse enthalten, ist Vorsicht geboten. Ohne Konservierung solltest du sie im Kühlschrank lagern und innerhalb von 1-2 Wochen verbrauchen. Für eine längere Haltbarkeit (ca. 3 Monate) empfiehlt sich ein naturkosmetikkonformer Konservierer wie Rokonsal BSB-N oder Biokons.

Der Flüssig-Klassiker: Vertraut in der Anwendung, lässt sich leicht mit flüssigen Wirkstoffen wie Kräuterextrakten anreichern. Benötigt aber oft eine Konservierung und eine Flasche als Verpackung.
Der feste Barren: Der Champion der Nachhaltigkeit. Kein Plastikmüll, hochkonzentriert und perfekt für Reisen. Die Herstellung mit Pulvertensiden erfordert anfangs etwas mehr Übung und eine Staubmaske.
Beide Varianten sind grossartig – es ist reine Geschmackssache und eine Frage des Lebensstils.

Silikone in konventionellen Shampoos legen sich wie ein Film um jedes einzelne Haar, was kurzfristig für Glanz und Geschmeidigkeit sorgt.
Dieser „Build-up“-Effekt verhindert jedoch, dass pflegende Stoffe wirklich ins Haar eindringen können. Langfristig kann das Haar unter dieser Schicht austrocknen und kraftlos werden. Der Wechsel zu einem silikonfreien DIY-Shampoo kann sich anfangs ungewohnt anfühlen, aber nach einer Übergangsphase zeigt sich das Haar in seiner echten, natürlichen und oft gesünderen Struktur.

- Sorgt für einen unglaublichen Glanz ohne zu beschweren.
- Wirkt wie ein natürlicher Entwirrungskünstler.
- Reduziert Frizz und fliegende Haare effektiv.
Das Geheimnis? Brokkolisamenöl. Dieses besondere Pflanzenöl wird oft als der natürliche Silikon-Ersatz gefeiert. Wenige Tropfen in deinem fertigen Shampoo oder als Leave-in-Pflege in den Spitzen können wahre Wunder wirken.

Die Wahl der richtigen Basisflüssigkeit ist entscheidend. Statt einfachem Leitungswasser, das Keime enthalten kann, ist destilliertes Wasser aus der Drogerie oder dem Baumarkt immer die sicherere Wahl. Wer einen zusätzlichen Pflege-Boost möchte, greift zu Pflanzenhydrolaten. Ein Rosenhydrolat spendet Feuchtigkeit, während ein Hamamelishydrolat die Kopfhaut beruhigt. Diese sind bei Anbietern wie „Spinnrad“ oder „Primavera“ in Bio-Qualität erhältlich.

Hilfe, mein Shampoo ist…
- …zu flüssig: Ein Hauch Xanthan oder Guarkernmehl, langsam unter Rühren eingestreut, wirkt als natürlicher Verdicker und sorgt für eine gelartige Konsistenz.
- …nach einem Tag getrennt: Wahrscheinlich fehlt ein Emulgator wie Tegomuls oder Lysolecithin, der die Öl- und Wasserphase dauerhaft verbindet.
- …nicht schäumend genug: Die Schaumkraft hängt vom Tensid ab. Eine höhere Dosierung von SLSA oder die Kombination verschiedener Tenside kann den Schaum verbessern.

Ätherische Öle – sind die nur für den Duft da?
Weit gefehlt! Sie sind hochkonzentrierte Pflanzenkräfte mit spezifischer Wirkung auf Haar und Kopfhaut. Teebaumöl ist bekannt für seine antibakterielle Wirkung bei Schuppen, Rosmarinöl kann die Haarwurzeln anregen und das Wachstum fördern, während Lavendelöl eine juckende, gereizte Kopfhaut beruhigt. Wichtig: Immer sparsam dosieren (wenige Tropfen pro 100 ml) und auf hochwertige, 100% naturreine Öle achten.

Eine Prise Farbe gefällig? Auch hierfür hat die Natur eine Palette parat. Für zarte Farbtöne im fertigen Shampoo kannst du experimentieren mit:
- Rosa/Rot: Ein Löffel rotes Tonerde-Pulver oder Hibiskusblütenpulver.
- Grün: Spirulina-Algenpulver oder fein gemahlenes Brennnesselpulver.
- Gelb/Orange: Ein Hauch Kurkuma oder Sanddornfruchtfleischöl.
Diese färben das Haar selbst nicht, verleihen deinem Produkt aber eine wunderschöne, individuelle Optik.

Laut dem Umweltbundesamt gelangen jährlich allein in Deutschland rund 500 Tonnen gelöstes Polymer (Flüssigplastik) aus Kosmetik- und Reinigungsmitteln ins Abwasser.
Diese Stoffe sind schwer abbaubar und ihre Langzeitfolgen für die Umwelt sind unklar. Jedes selbstgemachte Shampoo ist ein aktiver Beitrag, diese unsichtbare Belastung zu reduzieren und die Gewässer zu schützen. Ein gutes Gefühl bei jeder Haarwäsche.

Vergiss Plastikflaschen. Dein handgemachtes Meisterwerk verdient eine würdige und nachhaltige Verpackung. Wiederverwendbare Glas-Seifenspender sehen im Bad nicht nur edel aus, sondern sind auch hygienisch. Für Reisen oder als Geschenk eignen sich leichte Aluminiumflaschen. Und für deine festen Shampoo-Bars? Eine einfache Seifendose, ein Stück Wachstuch oder eine kleine Dose aus Kork sind die perfekten Zero-Waste-Begleiter.

- Schenkt feinem Haar Volumen und Griffigkeit.
- Bindet überschüssiges Fett und erfrischt die Kopfhaut.
- Ist ein zentraler Bestandteil vieler Trocken- und festen Shampoos.
Das Geheimnis? Heilerde oder Tonerde (Kaolin). Diese mineralischen Pulver reinigen extrem sanft, ohne die natürliche Schutzschicht der Haut anzugreifen. Sie sind die perfekte Basis für alle, die eine sehr milde, aber dennoch effektive Reinigung suchen.

Lysolecithin: Ein Emulgator und Wirkstoff in einem. Gewonnen aus Soja, hilft er nicht nur, Öl und Wasser zu verbinden, sondern spendet auch intensiv Feuchtigkeit und macht das Haar geschmeidig und leicht kämmbar.
Glycerin: Ein einfacher, aber genialer Feuchtigkeitsspender. Es zieht Wasser an und hilft, es im Haar zu binden, was es vor dem Austrocknen schützt. Ein kleiner Anteil (2-5%) in deinem Shampoo macht einen spürbaren Unterschied.

Die Idee, Haare ohne Shampoo zu waschen, geht auf Praktiken aus dem 19. Jahrhundert zurück, als man Eier, Rum oder Rosmarintee für die Haarpflege nutzte.
Die moderne „No-Poo“-Bewegung knüpft daran an und sucht nach Alternativen zu industriellen Produkten. Dein selbstgemachtes Shampoo ist der perfekte Mittelweg: die volle Kontrolle über natürliche Zutaten, aber mit dem Komfort und der Reinigungswirkung, die wir heute gewohnt sind.

Das wichtigste Werkzeug in deiner Werkstatt: Geduld. Die erste Charge wird vielleicht nicht sofort perfekt. Möglicherweise ist sie zu flüssig, riecht anders als erwartet oder schäumt nicht wie gewohnt. Sieh es als Teil des Lernprozesses. Jedes Experiment bringt dich näher an deine absolut perfekte, persönliche Haarwäsche. Das ist die Schönheit des Handwerks.
Ein kleiner Trick für Fortgeschrittene ist die Verwendung von fermentierten Wirkstoffen. Reiskleie-Ferment oder fermentierte Kräuterextrakte enthalten Enzyme und Postbiotika, die das Mikrobiom der Kopfhaut nähren und das Haar stärken können. Man findet diese speziellen Zutaten in gut sortierten Rohstoff-Shops für Naturkosmetik wie „alexmo-cosmetics“ und sie verleihen deiner Kreation einen Hauch von Hightech aus der Natur.




